Moral, Pflicht und Dunkelheit
Diese Sammlung ist eine Grube für Geschichten meinerseits, ich hoffe, dass eben diese euch berühren können, sowie euch dazu bewegen, einen Kommentar da zu lassen. Das ist nur eine bescheidene Bitte, fühlt euch bitte nicht gezwungen.
"Nicht mich, rettet Sie bitte, vergesst mich..." und meine müden Augen öffnen sich. Ich sehe die Decke, weiß und mit einer leichten Schraffierung auf ihrer Oberfläche. Die Ironie ist spürbar, spürbar schmerzhaft. Der, der sich in der Dunkelheit aufhält, um das Licht der Welt stärker scheinen zu lassen, erblickt eine weiße Decke. Ich versuche wieder einzuschlafen, vergeblich. Die Geräusche der Explosion, die Schreie und den Schmerz eines Mannes, der das Licht seines Lebens in dieser Nacht verlor. Schlaf ist eine törichte Vorstellung, wenn ich daran denke. Und aus welchen Grund? Um der Welt zu beweisen, wie hässlich sie wirklich ist. Selbst Engel können in die Hölle absteigen, der Beste kann der Schlechteste sein.
Wieder wache ich auf, dieses Mal versuche ich nicht einzuschlafen. Durch meinen Körper zieht sich ein qualvolles, lähmendes Gefühl, eine Schwäche, die mir die Kraft zum Schlafen raubt. In der Dunkelheit zeigt sich mein wahres Ich, sagte sie einst. Bei Tage bin ich nur eine Maske, die dem Zweck dient, mein wahres Ich zu verbergen. Es nützt alles nichts, die Maske muss aufrecht erhalten werden. Die Schwäche, die Schmerzen und ich: wir müssen verborgen bleiben. Ich stehe auf und beginne mit meinem Training. Den körperlichen Schmerz, den ich dabei spüre, wirkt wie eine Betäubung, Schmerz, der kurzzeitig den eigentlichen Schmerz abschwächt. Ob es die 100 kg beim Bankdrücken sind oder die 25 kg bei den Curls: meine Gedanken bleiben ruhelos, mein Körper ist immernoch schwach.
Nachdem ich mein Training beendet habe, begebe ich mich zu eins meiner Bädern und dusche. Das warme Wasser fließt von meinem Kopf zu meinen Zehen, es überströmt mich förmlich. Ich spüre jeden einzelnen Tropfen, einer nach dem Anderen, der diese Maske berührt, bis das Gefühl von Wärme sich in Taubheit verwandelt. Wenn ich dieses Gefühl verliere, weiß ich meistens, dass es Zeit ist sich abzutrocknen. Im Spiegel sehe ich mich dann wieder: Viele sagen mir, mit einer unverständlichen Gewissheit, dass ich gut aussehe. Ich sehe aber nichts mehr als ein Monster, eine Hülle, eine Lüge. Ich übe mich im Lächeln, ich übe mich in meiner allgegenwärtigen Täuschung, in der ich mich bis zum Anbruch der Dunkelheit verliere. Als ich zu meinem Kleiderschrank gehe, um mir etwas Anzuziehen, bemerke ich, dass ich mich immer noch bewegen kann. Mein Zorn überdeckt meine Schuld, das ist wohl die beste Erklärung, die ich finden kann. Ich entnehme meinem Kleiderschrank einen Valentino - Couture Anzug: maßgeschnitten, italienisch mit zwei Knöpfen, ein zeitloser Klassiker. So oder ähnlich hatte mir es mein Ausstatter erklärt. Mir war es egal, es sollte nur ein weiteres Detail zu ihr hinzufügen, sie die mich verfolgt, die mich verdeckt. Ich verlasse das Hauptschlafzimmer und streife durch den Eingangssaal: die Aufmachung ist modern gehalten, beinhaltet jedoch trotzdem eine offensichtliche Inspiration aus dem Barockstil. Der Kronlichter glänzt im strahlenden Sonnenlicht, jeder Kristall leuchtend und sich zu einem Lichtmosaik zusammensetzend, ein Anblick, den ich fundamental hasse. Es fühlt sich an als würde dieser Kronleuchter etwas symbolisieren, das mir verwehrt bleibt: eine Form der Ruhe, der ruhigen Schönheit, hoch weit oben und erreichbar.
Ich erreiche meinen Parkplatz, nehme mir den schwarzen Lamborghini und fahre in Richtung der Firma, in Richtung des Theaters meines Lebens. Wie ich durch die matten Straßen fahre, so sehe ich Massen an Menschen an mir vorbeifahren: eine junge Frau und ihr Freund auf dem Weg zur Arbeit, eine Mutter und ein Vater sowie ihr Kind und eine ältere Frau mit ihrem Mann, beide eine Tüte mit Einkäufen tragend. Ich bemerke in diesem Moment, wie die Tüten dieser Leute auf den Boden fallen und sie Probleme haben sich zu bücken. Ich parke kurz auf dem Fußgängerweg und steige aus. Darauffolgend biete ich den alten Leuten an sie nach Hause zu fahren mitsamt ihren Einkäufen. "Sie müssten aber aufeinander sitzen, im Lamborghini ist nicht genug Platz, falls sie das nicht stören sollte." , lachte ich die Leute an, mit all meiner verbliebenen Kraft. Sie willigten ein und ich fuhr sie vor ihrer Haustür. Leider leben sie durchaus nah an der Firma und mein Weg hat sich dadurch nicht verlängert. "Sind Sie nicht etwa der Bru..." als die Leute wahrnehmen konnten wer ich eigentlich bin, schloss ich mein Fenster und fuhr so schnell los wie ich konnte. 10 Minuten später komme ich an der Firma an und bemerke wie der Wolkenkratzer sein gewaltiges Antlitz im Lichte der Sonne badet. Hoch oben steht "Wayne Enterprises" silbern und glänzend, edel und doch bestimmt. Ich schreite in die Eingangshalle und sehe die Empfangsdame, Mary, in ihrem typischen Outfit: ein schwarzer Blazer, ein weißes Hemd, eine Brille und hochgesteckte Haare. Sie muss in ihren Zwanzigern sein, ich wollte sie jedoch nie nach ihrem echten Alter fragen. "Hallo Mary, wie geht es ihrem Mann?", fragte ich mit einem trägen lächeln, das mir alles abverlangte. "Bei ihm schlägt die Therapie an, er fühlt sich so gut! Die Ärzte sagen, dass er in einigen Monaten vollständig gesund sein wird, ich freue mich so unglaublich sehr, ich danke Ihnen wirklich sehr, Mr. Wayne! Sie sind unser Held!" Ihr Mann ist an Lungenkrebs erkrankt, als ich dies einem Telefonat mit ihrer Mutter entnahm, völlig aufgelöst und Tränen an ihren Wangen hängend am Empfangsschalter. Ich wollte wenigstens ihr helfen können, ihr das Licht in ihrem Leben zurückgeben. Der endlosen Finsternis, die mich umgibt, kann ich zwar nicht entkommen, aber mein schwindendes Licht an anderen Menschen zu verteilen, so könnte ich wenigstens in meinem Zorn eine Möglichkeit finden, mein letztes Licht zu nutzen. "Das freut mich sehr, hoffentlich können sie Barry bald wieder in ihren Armen halten. Ich wünsche ihm eine gute Besserung.", ich klang so kalt, so professionell und doch fing sie wieder an zu weinen. So weit bin ich also schon gekommen, das Glück von anderen niederzumachen, obwohl ich versuche es ihnen zu beschaffen.
Ein paar Stunden Meetings, ein paar Stunden Gerüchte dementieren und ein paar Stunden einfach nur Zahlen lesen. Plötzlich klingelt meint zweites Telefon, ein Wegwerfhandy, klein und praktisch gehalten, versehen mit der hochentwickelten Sicherheitssoftware von Wayne Enterprises. "Master Wayne, die Fundamente des Südostflügels müssen erweitert werden.", eine Welle der Erleichterung durchströmt mich, als ich diesen Satz höre. Mein Herz beginnt zu rasen, schneller und schneller voller Aufregung. Ich sprinte zu meinem Lamborghini und fahre so schnell wie möglich zurück nach Hause. Bevor ich mein Haus trete beruhige ich mich wieder. Ich fokussiere mich, ich konzentriere alles auf die nächsten Stunden, da ich das tun kann, für das ich mich entschieden habe: Ich nutze die Dunkelheit, die mich umgibt, um das Licht der Welt etwas heller erstrahlen zu lassen.