Beiträge von Ulti

Wir sammeln alle Infos der Bonusepisode von Pokémon Karmesin und Purpur für euch!

Zu der Infoseite von „Die Mo-Mo-Manie“

    Mit starrer Miene beobachtete Jun die Nachwirkungen der Kämpfe. Die Gefangenen waren befreit und die Gruppe begann sich bereits zu zerstreuen, Schwester Joy hatte einige Worte an sie gerichtet, aber Jun hatte nicht hingehört. Ihm war schwindelig, aber er wollte sich auf keinen Fall etwas anmerken lassen – schwindelig vor Frust und Enttäuschung. Was er eben erlebt hatte, hatte sich überhaupt nicht wie ein Sieg angefühlt. Zwar waren er und Punga noch halbwegs gut davongekommen, doch genau da lag das Problem; sie waren nur davongekommen, sie hatten weder eine wichtige Rolle gespielt in der Auseinandersetzung, noch war ihre Performance in Juns Augen ausreichend gewesen. Sie waren gecarriet worden von gefühlt zehn anderen Leuten, wie sollte man nach so einer Darbietung zufrieden sein?!

    Verdammt, sie hatten es nicht einmal geschafft, einen nennenswerten Schlag gegen das Ditto-Ampharos zu landen! Jun hätte sich am liebsten in den Hintern gebissen, ein toller Trainer war er. So wirksam sie auch gewesen sein mochte, so unzufrieden war er nun mit seiner Entscheidung, den gegnerischen Trainern persönlich zu Leibe gerückt zu sein – hätte er einfach einen guten Überblick über den Kampf behalten, hätte er Punga unendlich viel effektiver einsetzen können, dessen war er sich sicher. Er atmete gestresst aus und sah, wie Kyle, der Schildkrötentyp und eine für ihn noch namenlose Frau den Fahrstuhl betraten und sich davonmachten. Hätten die nicht einfach warten können…? Jetzt musste er die Treppe nehmen.

    Mit Schwester Joy oder der anderen Dame, die mittlerweile in ein Gespräch mit einem Jungen aus ihrer Gruppe verwickelt war, hatte er nicht gesprochen – Joy würde er hoffentlich schon bald im Pokémoncenter antreffen und die andere interessierte ihn ohnehin nicht. Zumindest im Moment nicht: Sie und ihr Pokémon schienen stark zu sein, vielleicht würde man sich irgendwann in der Zukunft miteinander messen.

    Gereizt und leer drehte er sich weg und ging zuerst zur Glasfront und spähte nach dem Pokémoncenter unter ihnen, dann zur Treppe, Punga mit großen Augen hinterher. Es verstand die schlechte Laune seines Trainers nicht, sie hatten doch gewonnen? Aber Jun wirkte nicht, als würde er sich über ihren Sieg freuen. Mit den Händen in den Hosentaschen schlurfte er die Stufen herunter, bis er vor der Tür zum Kampffeld anhielt und Pungas Pokéball in die Hand nahm. Sein Blick traf den des Pam-Pams, unter dessen Unverständnis eine unbewusste Forderung lag, die zu enttäuschen das Vertrauen des Kleinen womöglich schwer erschüttern würde. Auf einmal fühlte er sich wie ein Idiot. Wer war er denn, dass er über einem vermeintlich unverdienten Sieg schmollte, während sein Partner stets sein Bestes gegeben hatte? Ja, Jun mochte versagt haben, aber sein Pokémon hatte Lob verdient. Der Unruhestifter sah sich scharf um, ob sie beobachtet wurden. Niemand da. Gut. Er bückte sich zu Punga herunter und hob es in einer sanften Umarmung hoch, während er ihm über den Kopf streichelte. „Hast dich echt gut geschlagen, Kumpel. Danke.“

    Der kleine Kämpfer grummelte zufrieden, setzte sich auf Juns Schultern und legte seinen Kopf auf den seines Trainer. Jun grinste, ein seltener Anblick. „Und jetzt legen wir die Beine hoch.“


    -


    Auf dem Weg zum Pokémoncenter war ihnen niemand begegnet. Während sie durch die Gassen, durch die der Hafenwind pfiff, spaziert waren, hatte Punga große Freude daran gefunden, die Wingull über ihnen mit provokanten Schreien und Gesten aus ihrem Trott zu reißen. Erst hatte sich Jun noch über dieses Verhalten gewundert, dann hatte es ihm gedämmert, dass sein Partner am letzten Kampf gewachsen sein musste und sich nun an einer neu erlernten Attacke, Verhöhner, ausprobierte. Jun hatte sich dann vorgenommen, sich heute Abend in die Anwendung dieser Attacke reinzulesen.


    Das Duo betrat das Center, nachdem ein Großteil der Trainer aus dem Leuchtturm bereits eingetroffen war. Warum waren die alle hier…? Wollten die etwa alle auch die Nacht hier verbringen? Jun gefiel die Idee, dass er sich ein Zimmer mit jemand anderem teilen sollte, überhaupt nicht. Er nickte den herumlümmelnden Trainer im Vorbeigehen zu und steuerte den Tresen des Centers an. Da waren viele Chaneiras und Heiteiras, aber die Schwester, wegen der er überhaupt hierhergekommen war, konnte er nicht entdecken. Punga sprang von seinem Schultern auf die Theke, während Jun einen Blick in die Räumlichkeiten dahinter warf. „Schwester Joy? Bist du hier, kannst du heilen?“


    OT: anyway ulti ist zurück 🥶

    Natürlich hatte Belaine recht gehabt mit ihrer Vermutung, doch leider war ihre Arbeit damit noch nicht getan. Kritisch unmotiviert musterte sie die hilfsbedürftigen Pokémon und seufzte. War eine solche Aufgabe wirklich angebracht für einen ausgebildete Guardian, wie sie einer war? Wofür hatte die Foundation denn eigens dafür bereitgestelltes Pflegepersonal? Während sie so grübelte, hatten die anderen Frischlinge sich bereits an ihre Pflicht gemacht und sich zu besagten Pokémon begeben. Belaine gab ein „oh“ von sich und wandte sich gespielt ratlos an Dan.

    „Aber“, begann sie, „schau nur, nun sind alle Pokémon bereits versorgt, dann bleibt für mich wohl gar keines mehr übrig…“

    Doch dieser hatte ihre Absicht bereits von weitem durchschaut und grinste bloß wissend. „Nicht doch. Schließ‘ dich einfach deinen Kameraden an, ich bin mir sicher, sie würden es sehr zu schätzen wissen. Und ich auch.“

    Belaine verschränkte die Arme und sah wieder zum geschäftigen Treiben auf dem Parkgelände. Der Versuch war es wert gewesen… Obwohl, eigentlich nicht. Dan saß zweifellos am längeren Hebel, und vorerst musste sie ihm wohl oder übel Folge leisten. „Oh my.“

    Ihr Blick kreuzte den von David, der sich bereits darum gekümmert hatte, das Teddiursa aufzuheitern. Er schien höchst motiviert – und das schon so früh! – und hatte sich nun mit Teddiursa im Schlepptau bereits dem nächsten Patienten zugewandt, dem lädierten Panflam. Belaine nahm dies als Anlass für einen zweiten Anlauf bei Dan.

    „Ist es eigentlich nicht irgendwie… fragwürdig, die verletzten Pokémon erst zu sammeln und sie uns dann für Doktorspiele zu überlassen? Sie haben doch auch ihre Dignity.“

    Dan blockte einmal mehr ab mit einem milde amüsierten Kopfschütteln. „Belaine, was jetzt gerade zählt ist, dass sie deine Hilfe brauchen.“

    „Aber-“

    „Tu ihnen den Gefallen.“

    Dieser deutlichen Anweisung konnte sie auch beim besten Willen nichts mehr entgegensetzen, also erwiderte sie Davids Nicken und stolzierte zu ihm und den Pokémon beim Tisch. Chabi watschelte ihr hinterher, Nott hatte sie vorsorglich noch in seinem Pokéball gelassen – sie wollte nicht riskieren, dass er mit seinem unberechenbaren Gekläffe eine Szene verursachte. Immerhin wirkte der Fan der blauen Farbe so, als hätte er einen sehr genauen Plan wie er den Wehwehchen des Panflams beikommen wollte, hoffentlich kam sie mit einigen einsichtigen Ratschlägen ihrerseits durch diese Herausforderung.

    „Also“, sie stützte die Hände in die Hüften, verschaffte sich einen genaueren Überblick und lächelte, „wo brennt’s denn?“


    OT: Von Kuraudo und Marc die Erlaubnis für Dans Aussagen eingeholt

    Wiesor wurde nicht dahin getreten, wo der Pfeffer wächst – es hielt mit seinen ganzen sechs Kilogramm Körpergewicht dem Momentum von Juns Fuß stand und blieb wie angewachsen auf dem schmutzigen Boden stehen. Jun, der mitten im Sprung sonst keinen Halt hatte, wurde abrupt abgebremst und fiel mit dem Gesicht voran über das Wiesor drüber, wobei er sich glücklicherweise gerade noch rechtzeitig mit den Unterarmen (statt mit dem Gesicht) abfangen konnte. Derselbe Ärger, den man auch verspürt, wenn man sich im Dunkeln etwas anstößt – grundlose Wut auf die gleichgültigen Gesetze des Universums – schäumte in ihm auf, zusammen mit sehr viel Verwirrung. Sein Fuß pochte schmerzhaft und auch seine Unterarme hatten beim Sturz etwas abgekriegt, doch Hinzufallen machte ihm nichts aus, solange er am Ende derjenige war, der als Letzter stand. Zornig wollte er sich gerade aufrappeln, als eine verträumte, bezaubernde Notenfolge sich ihren Weg in seine Ohren bahnte und er sich auf einmal sehr schwach und müde fühlte. Eine gegnerische Attacke…?! Jun spürte, wie seine Augenlider schwer wurden und ihm das Aufstehen schwerfiel – wie überaus hinterhältig. Statt sich der Verlockung des Schlummers hinzugeben, knallte er in einer Kurzschlusshandlung seine Stirn gegen den Boden; ja, das war seltsam und vermutlich hätte er sich einfach auf die Wangen klatschen können, doch der daraus folgende Kopfschmerz reichte aus, um ihn aus dem Bann des Gesanges zu befreien. Sich die entstehende Beule reibend zog er sich auf die Beine und schrie ein zielloses „SAG MAL, GEHTS EUCH EIGENTLICH ZU GUT?!“ in den Raum, während er versuchte, den Übeltäter ausfindig zu machen.

    Jedoch war das Kampfgetümmel inzwischen viel zu unübersichtlich geworden, als dass er ein Ziel für seinen Frust hätte ausmachen können – mittlerweile hatte sich so ziemlich die gesamte Gruppe von unten im obersten Stock eingefunden und unzählige Pokémon tauschten Attacken aus, es war unmöglich, zu sagen, wer ihn gerade ins Reich der Träume hatte schicken wollen. Jun schnaubte und fokussierte sich vorerst auf Punga, das noch immer Armstöße auf Schiggy(?) einprasseln ließ. Der Kampf schien durchaus zu ihren Gunsten zu laufen, hatte sich das Wasserpokémon nun auch in einem Elektronetz von… irgendwem verfangen.

    „Punga, weiter mit Armstoß! Schlag es zu Mus!“
    Das Pam-Pam ließ sich das nicht zweimal sagen und prügelte unerbittlich weiter auf sein Opfer ein, das durch das Netz ohnehin kaum ausweichen konnte. Jun orientierte sich neu und bemerkte, dass er sich nun zwischen den kämpfenden Pokémon und den Entführern befand. Er beschloss, das Beste aus der Situation zu machen; dies war kein sportlicher Kampf, bei dem man sich an festgelegte Regeln zu halten hatte oder gar seine Gegner respektieren musste, einzig das Ergebnis zählte. Und Jun war fest entschlossen, das Ergebnis zu ihren Gunsten ausfallen zu lassen. Mit gesenktem Kopf und vorgehaltenem Ellenbogen stürmte er auf den am nächsten stehenden Schurken zu, um ihn mit einem Tackle so schnell wie möglich aus dem Verkehr zu ziehen – sollte der Trainer fallen oder war er zumindest abgelenkt genug, wären auch seine Pokémon eine deutlich geringere Bedrohung, so sein Gedankengang.


    OC: Pam-Pam setzt noch einen Armstoß auf Kamehaps ein & Jun greift einen der Wächter an

    Man hatte ihn missverstanden – Jun war sich sehr wohl bewusst, dass Schwester Joy im Moment die oberste Priorität war und hatte nicht vorgehabt, den Kampf gleich hier und jetzt auszutragen. Dass die zwei anderen Trainer nur etwas am Zeitpunkt auszusetzen hatten und dem Kampf an sich nicht abgeneigt waren; gute Neuigkeiten. Jun nickte und machte „mhm“, dann folgte er Blondie nach oben.

    -

    Am Ende der Treppe ging die Post ab. Der noch namenlose Typ von vorhin hatte sein Flunkifer gerufen und es auf… irgendwen gehetzt – warum waren hier oben so viele Leute?! – und Schwester Joy war auch da, neben ihr eine zweite Gefangene. Oh oh. Jun sprang die letzten Stufen hinauf und gesellte sich zu den zwei Jungs, die vor ihm angekommen waren, ihre Pokémon bereits kampfbereit.

    "Ihr wollt euch also nur den Turm anschauen? Und Leute umzuhauen scheint wohl auch euer Hobby zu sein, wie z.B. Leuchtturm-Wachen?"

    Jun trat neben ihn und rief sein Pam-Pam an seine Seite.
    „Ja.“

    Ob sie nun tatsächlich einfach Leuchtturmwachen waren oder üblere Ziele verfolgten als einen fairen Stundenlohn, sie hatten Schwester Joy und Jun brauchte Schwester Joy. Und Pokémon hatten sie auch. Der Rüpel erkannte ein Bibor, ein Blanas, ein Tragosso, ein Wiesor und… etwas sehr Unästhetisches, das er nicht wirklich zuordnen konnte. Jun bückte sich zu Punga herunter, flüsterte ihm etwas ins Ohr und erhob sich dann in eine angriffsbereite Stellung, die Hände auf die Oberschenkel gestützt.

    „Wir übernehmen“, das ging nun an seine Begleiter, „das Wiesor und das hässliche Schiggy. Schaut ihr einfach, dass uns nichts in den Rücken fällt.“

    Auf eine Antwort der Trainer wartete Jun nicht, er hatte seine Entscheidung bereits getroffen. „Los! Armstoß!!

    Punga sprang auf das Kamehaps zu und – Jun hinterher?! Während das Kampf-Pokémon zu einer Serie von Armstößen ausholte, sprintete Jun wie ein Torjäger auf das Wiesor los, stieß sich mit einem Bein vom Boden ab und holte mit dem anderen weit aus, nur noch wenige Augenblicke trennten seinen Fuß von Wiesors rundem Körper, das durch den Tritt ohne Zweifel bis auf mindestens halbe Höhe der Fensterscheibe katapultiert werden würde.


    OT: Megakick!

    Brille nannte ihm seinen Namen, einen Namen, den Jun als zu kompliziert empfand, um nicht auf einen einfacheren Rufnamen auszuweichen. Wie auch schon in der Situation vor dem Turm bot er an, dass man ihn als „Schildnöck“ bezeichnen durfte, was Jun einfach mit einem „okay cool“ quittierte. Soll er sich doch nennen wie er wollte.


    „Gewalt ist selten eine Lösung, Jun. Und Rache nie.“

    Das war der Geistliche gewesen. Jun starrte ihm ins Gesicht und wartete, bis er ausgeredet hatte – schade, er schien doch nur ein Prediger zu sein und kein Kampfkünstler oder so. Er zuckte die Schultern.
    „Yeah, Gewalt ist keine Lösung.“ Er warf Pungas Ball in die Luft und fing ihn dann schwungvoll wieder auf.
    „Gewalt ist ein Prozess. Also schreibst du besser bald ‘nen Termin in deine Schale ein, denn ich bin mir sicher, dass wir kämpfen.“

    Diese Art von Rhetorik ging ihm auf den Geist; sowohl seine Lehrer als auch sein Opa hatten stets dasselbe behauptet, doch als Jun es sich tatsächlich einmal zu Herzen genommen hatte, war er von seinen Freunden ausgelacht worden und hatte mehrere Sachschäden verursachen müssen, um sich wieder cool zu fühlen. So ein Schwachsinn. Gewalt bedeutete hart sein, was wiederum bedeutete, stark zu sein. Eigentlich war das einfach genug, wo war der Kerl denn bitte aufgewachsen, dass er das nicht verstand?

    Jun durchleuchtete ihn noch einen Moment lang eindringlich, dann drehte er sich weg und folgte den vereinzelten Voreiligen, die sich bereits die Treppe hochgewagt hatten. Der Mönch würde ihm zwar nicht weglaufen, Schwester Joy aber womöglich schon – also galt es nach wie vor, die Heilerin zu finden.


    Auf dem Weg nach oben holte er den einen blonden Typen aus der Gruppe ein, der gerade eine Verschnaufpause vor einer geöffneten Tür einlegte. Jun sagte vorerst nichts und wollte vorbeigehen – ja, wahrscheinlich war er noch viel schlimmer außer Atem als Blondie hier, aber eine Pause auf halbem Weg einzulegen, solange jemand zusehen könnte, kam überhaupt nicht in Frage – sah dann aber, was sich im dahinterliegenden Raum befand… Ein Kampffeld. Jun hielt an und spähte hinein, genauso wie der andere Trainer. Hatte der etwa die gleiche Idee gehabt wie er? Es gab nur einen Weg, das herauszufinden.

    „Eh“, raunzte er dem Anderen entgegen, während er sich mit verschränkten Armen an den Türrahmen lehnte, „willst du etwa auch ‘n Kampf?“


    OT: We should fight it will be hot @literally everyone

    Belaine schlurfte in den Vorbereitungsraum, Wegwerf-Kaffeebecher in der Hand und die Augen klein. Sie hasste früh aufstehen, das hatte sich auch während ihres gesamten Aufenthalts in Alola nicht geändert. Immerhin machte das billige Gesöff aus dem Automaten den Körper wach, auch wenn der Geist noch immer im Bett weilte. Sie ließ sich auf einen Stuhl in der hintersten Reihe fallen und seufzte dramatisch. Niemand reagierte. Auf der Suche nach pflichtschuldig Interessierten für ihre Morgenlaune spähte sie durch den Raum, wobei ihr auffiel, dass sich weniger Leute im Raum befanden als erwartet; die meisten der Anwesenden hatten sich um die schwarzen Bretter mit den Missionsbeschreibungen versammelt. Noch verspürte Belaine keinen Anreiz, sich zu ihnen zu gesellen, die Missionen würden ihnen bestimmt noch früh genug erklärt werden. Sie streckte die Beine und wartete.

    Und wartete noch etwas länger.

    Langsam wurde sie ungeduldig, Gladio, der ihnen zur Ansprache versprochen worden war, war noch nicht aufgetaucht und der Großteil ihrer Mitguardians machte noch immer keine Anstalten, sich einen Platz zu suchen. Und sie hatte gedacht, dass sie zu spät gekommen war. Sie leerte ihren Becher und fragte sich, was sie nun damit tun sollte. Ein junges Mädchen hatte das Pech den Platz neben ihr ausgesucht zu haben, perfekt.

    „Hey, kannst du das hier“, sie hielt ihr den Becher unter die Nase, „für mich wegwerfen?“

    Die schiere Überflüssigkeit der Frage überforderte ihre Nachbarin im ersten Augenblick, warum konnte diese Frau nicht einfach selbst die drei Meter zum nächsten Abfalleimer gehen? Von deren Selbstverständlichkeit verwirrt stammelte sie daraufhin eine Zustimmung, nahm ihr den Becher ab und verschwand aus Belaines Sicht, diese schlug zufrieden die Beine übereinander. Und dann! Guardian Dan trat vor die Versammelten, zusammen mit den Inselkönigen Malo und Kiawe. Zwar kein Gladio, aber auch nicht schlecht. Offenbar hatten sie etwas Wichtiges zu sagen – und erst als er seine Ansprache begonnen hatte, dämmerte es Belaine: Sie war durchaus zu spät gekommen, so sehr zu spät, dass sie die gesamte Eröffnung und Einführung in die Missionen verpasst hatte. Ihr Blick fror ein, wie hatte sie den formellen Abschluss ihrer Ausbildung verschlafen können?!


    Nun wunderte sie sich auch nicht länger über die geringe Anzahl an frischgebackenen Guardians im Raum, bestimmt hatten sich alle bereits auf ihre Missionen gestürzt und Belaine… Belaine musste sich jetzt mit den Zurückgebliebenen arrangieren, die Vertrauenswürdigen und Kompetenten waren bestimmt schon alle weg und gingen ihren Aufträgen nach. Wastunwastunwastun, sie hätte auch dabei sein sollen, sie sowieso!

    Doch ihr Entsetzen sollte zum Glück nicht lange anhalten, gleich darauf führte Dan aus, dass die Foundation schlichtweg zu wenig Missionen für die große Anzahl an neuen Guardians hatten. Sie entspannte sich wieder. Gut, vielleicht kam sie heute sogar ohne irgendwelche Arbeit davon.

    „Allerdings sind Missionen nicht die einzigen Aufgaben von uns Guardians! Wir teilen euch nun in drei Gruppen ein.“

    Sofort stürzte ihre Laune wieder ab. Wenn es keine Missionen geben sollte, was erwartete sie dann? Gehege ausmisten? Listen erstellen? Abwaschen?! Währenddem sie vor sich hin grübelte, wurde sie Dans Gruppe zugewiesen, was okay war. Tuschelnd folgten die Frischlinge dem Schwimmer, der sie in den Pflegepark für verletzte Pokémon führte. Einige der Nachzügler kannte sie beim Namen, unter anderem David, mit dem sie bisher aber kaum ein Wort gewechselt hatte. Bevor sie ihre gesamten gesammelten Informationen zu ihm in ihrem Kopf abspulen konnte drückte Dan ihnen aber kurzerhand ein eingepacktes… Ding in die Hände und verkündete, dass der Park für heute ihr Einsatzort sein würde. Belaine atmete innerlich auf, keine Gehegepflege heute. Auf seine Frage, was sie hier wohl erwarten würde, hatte die Prinzessin im Exil aber keine zufriedenstellende Antwort, meldete sich in mangels Aktivität ihrer Gruppe aber dennoch zu Wort.

    „Uhh“, sie wischte sich über ihre Strähnen und hob das Kinn, „Pokémon verarzten!“


    OT: Neuer Chara (endlich) hier bereit für die interne Mission! :D

    Zielgerichtet war Jun in Richtung Eingang des Turmes marschiert, nur um plötzlich von einem Phanpy in vollem Galopp überholt zu werden. Irritiert drehte er sich um, in dem Moment passierte ihn ein… esoterisch gekleideter Mann, dem er gerade aber nicht allzu viel Beachtung schenken wollte, und im nächsten Moment war auch schon der Zusammenstoß des noch wachen Wächters mit dem angreifenden Phanpy über die Bühne gegangen. Im ersten Augenblick glaubte Jun noch, dass ihm jetzt ein perfektes Fenster für einen Folgeangriff aufgegangen wäre, zuschlagen, während der Gegner noch benommen ist, aber… Der Kerl hatte die Frechheit, bewusstlos zu werden?! Der Herumtreiber fühlte sich betrogen und hintergangen, das hätte sein Kampf werden sollen! Wie sollte er stärker werden, wenn es niemanden gab, dem er sich stellen konnte?

    Die Reisegruppe war seinem Aufruf nachgekommen und ihm gefolgt. Auffällig waren vor allem Joyce und dieser Mönch, den Jun immer wieder aus den Augenwinkeln musterte. Er hatte noch nie zuvor einen Geistlichen getroffen. Warum war der hier? War er einer dieser kämpfenden Mönche, die mit ihren Kampfkünsten reihenweise ungeübte Gegner ausschalten konnten? Warum hatte er sich dann nicht selbst um die Wachen gekümmert? Oder vielleicht war er bloß ein Prediger, was seine Anwesenheit aber auch nicht erklärte. Ob Jun sich die ewige Verdammnis zuzog, wenn er sich mit ihm anlegte? Gab es überhaupt einen Gott? War das überhaupt relevant? Der Kerl warf Fragen über Fragen auf und Jun hatte auf keine eine Antwort.

    Sie hatten die unbewachte Tür nun passiert und standen im Eingangsbereich des Leuchtturms. Dann wurde er von Kyle angesprochen, er traute ihm wohl nicht; Jun schnaubte abweisend. „Erledigt ist gar nichts. Wem auch immer das Phanpy gehört – du schuldest mir jetzt einen Kampf.“

    Der letzte Teil der Aussage ging an die ganze Gruppe und Jun brannte regelrecht darauf, dass jemand auf die Herausforderung ansprang. Doch vorerst war die Aufmerksamkeit bei Kyle – so hieß er doch, oder? – der ihnen ihre Optionen aufzeigte, Treppe oder Fahrstuhl. Eigentlich wollte Jun einfach nach ganz oben, aber falls Schwester Joy tatsächlich entführt worden war, hätte er nur wenig davon, wenn er sich bloß der Lage des Pokémoncenters vergewissern könnte. Also mussten sie wohl oder übel den gesamten Turm durchsuchen.

    „Treppe.“
    Er hatte einen Schritt zu besagtem Aufgang gemacht und wandte sich auffordernd seiner unverhofften Entourage zu. „Wenn wir Joy finden wollen, müssen wir jedes einzelne Stockwerk durchsuchen, von unten nach oben. Nur so können wir sicher sein, dass sie nicht hinter unserem Rücken weggebracht wird.“

    Um ehrlich zu sein war er selbst überrascht von der Rolle, die er gerade eingenommen hatte. Eine Rettungsmission? Mit völlig fremden Leuten? In einer Stadt, in der er seit kaum einer Stunde war? Seltsam, sehr seltsam, aber nicht unwillkommen. Ob er nun den Helden spielen sollte oder nicht, die Erfahrung alleine würde es hoffentlich wert sein. An Herausforderungen wachsen und so. Dann fiel ihm auf, dass vielleicht noch eine Kleinigkeit fehlte für eine bessere Zusammenarbeit, selbst wenn er sich hier nur in einer Zweckgemeinschaft befinden sollte.

    „Ich… bin übrigens Jun. Aus Po’u. Auf Reise.“

    Konnte man eine Vorstellung als Zeichen von Anbiederung auffassen? Vielleicht. Aber wenn ihm deswegen jemand dumm kommen sollte würde er schon zeigen, dass er hier war, weil er es ernst meinte.


    OT: Our fave ist salty und verunsichert, alles wie immer also. Und vielleicht möchte jemand das gefundene Headset missbrauchen? Jun jedenfalls nicht.

    Joyce ruderte auf einmal zurück und Jun war enttäuscht. Anstatt einem richtigen Konter warf sie ihm einen Redeschwall – und was für ein Schwall das war – entgegen, der aus sehr vielen persönlichen Angriffen und einigen weniger persönlichen Angriffen unter dem Deckmantel medizinischer Ratschläge zusammengesetzt war. Juns Ärger wich einer milde irritierten Teilnahmslosigkeit, alles, was er dem Gekläffe der Heilerin entnehmen konnte klang für ihn eindeutig nach Rechtfertigungen, und jeder wusste, dass sich nur Verlierer rechtfertigten. Bemerkenswert, wie leicht sie sich von diesem Bisschen Ignoranz hatte aus der Bahn werfen lassen. Trotzdem war diese Angelegenheit für ihn noch lange nicht abgeschlossen, er wollte einen absoluten Sieg und nicht diese lästige Waffenruhe, in die sich Joyce geflüchtet hatte. Er rief Punga zurück in seinen Ball, nicht etwa auf Joyce‘ Vorschlag hin, sondern natürlich aufgrund seiner eigenen Entscheidung, und befestigte ihn an seinem Gürtel.

    „Hast also doch Schiss.“

    Das war es. Das war seine ganze Antwort auf die Schimpftirade der Bäuerin, die sollte bloß nicht glauben, dass ihr Toben bei ihm angekommen war. Jun bemerkte nun auch, dass ihn das Mähikel die ganze Zeit über nicht aus den Augen gelassen hatte, und wog ab, ob er mit Aggression von dessen Seite zu rechnen hatte. Der Druckversion des Pokédex‘ nach, die er auf der Reise nach Johto verschlungen hatte, war es ein Pflanzenpokémon, das bevorzugt für seine Milch auf Farms gehalten wurde. Wirklich beeindruckend hatte das nicht geklungen. Passte ja.

    Joyce indessen hatte sich sehr zu Juns missfallen an diesen Nick gehängt und sich vorerst aus der „Diskussion“ gezogen, indem sie einfach eine Neue angefangen hatte mit ihm. Wie vieles andere auch wäre ihm das sehr egal gewesen, hätte er sich nicht sofort provoziert gefühlt von der beiläufigen Aussage bezüglich Juns Tabakkonsum. Dass er sich daraufhin selber einen Spitznamen verlieh machte ihn in den Augen des Unruhestifters nicht weniger zu einem Clown, im Gegenteil. Jun beschlich das Gefühl, dass Ignoranz alleine ihm inzwischen keine vorteilhafte Position mehr garantieren würde, es ließe sich wohl nicht mehr vermeiden, dass er sich in dieser Gruppe einbrachte.

    Er zog die Nase hoch, würgte wie ein Profi und rotzte Nicknöck vor die Füße.

    „Eh“, sagte er, nachdem er sich die Aufmerksamkeit gesichert hatte, „ist ja schön, dass ihr euch so einig seid, aber mehr als Ausreden und Verstecken habe ich von euch bisher nicht gesehen. Ihr könntet wenigstens die Eier haben, die Gelegenheit zu nutzen, die euch euer Kumpel Kyle gerade verschafft.“

    Jun hatte sehr wohl mitgekriegt, dass Kyle sein Pokémon losgeschickt hatte, und er hatte keinerlei Interesse daran, die Chance, die sich bieten könnte, ungenutzt zu lassen. Er würde sowieso zurück zum Eingang gehen. Er drehte sich um, ging ein paar Schritte, drehte sich dann wieder um und wandte sich fordernd an Joyce.

    „Also? Du wolltest dich schlagen, da vorne stehen zwei, an denen du dich abreagieren kannst. Keine Ausreden mehr, aber komm mir nicht in die Quere.“

    Um seinen Punkt zusätzlich zu unterstreichen bohrte sich sein Zeigefinger daraufhin regelrecht in den Rest der Gruppe.

    „Gilt auch für euch. Los.“


    OT: Motivationstrainer Jun lässt den Zweck die Mittel heiligen. Jetzt gebt schon Gas!

    Sie wollte einfach nicht still sein. Und sie wollte keinen Pokémonkampf… Sie wollte eine Schlägerei. Für Jun hätte diese Konfrontation nicht besser laufen können, jetzt würde er dieses giftige Stück sogar eigenhändig vermöbeln können. Jun hob sein Pokémon, das gierig das Beerengebräu in sich hineinschüttete, hoch und brachte es außer Reichweite des drohenden Kampfes. Dann machte er sich so groß wie möglich und schaute verächtlich auf die Farmergöre herunter.

    „Na endlich. Dann komm.“

    Obwohl er sich von außen nichts anmerken ließ, kochte er innerlich. Die hatte wirklich die Frechheit, ihn als Waschlappen zu bezeichnen. Das konnte er nicht auf sich sitzen lassen, er würde- Er würde unterbrochen werden, von irgendwem, dessen Auftauchen ihn noch ärgerlicher machte. Ein durch und durch durchschnittlicher Kerl mit einer Brille und Pullunder hatte die Frechheit gehabt, ihren Streit zu unterbrechen und wollte sie zur Räson bringen mit einem „Argument“, dass sie doch bitte von einander ablassen sollten, weil… Schwester Joy im Leuchtturm eingesperrt worden war? Jun nahm sich die Zeit um verächtlich die Luft auszustoßen. Was ging ihn das an, nur weil sowohl er als auch diese Leute in den Leuchtturm wollten, musste er sich ihnen noch lange nicht unterordnen.

    „Dann macht das doch. Aber schreib mir nicht vor, was ich zu tun habe!“

    Er zog die Nase hoch und fügte dann nach einem kurzen Moment des Nachdenkens an: „Von mir aus kann dieser Kyle tun was er will, solange ich mein Rematch kriege. Aber Joyce“, er spie den Namen aus wie etwas sehr Unangenehmes und wandte sich vom Brillenträger ab, wieder der übermütigen Schafhirtin zu, „kommt so nicht davon.“

    Zwar fand er es nach wie vor seltsam, dass sie ihm erst half mit seinem verletzten Pokémon und ihn dann so anging, aber niemand konnte behaupten, dass er in dieser Situation der Aggressor gewesen wäre. Nicht, dass es für ihn eine Rolle gespielt hätte. Und damit schubste er sie von sich weg, der Startschuss für die Prügelei war gefallen.

    „Wenn du Hände suchst bin ich Nico Robin, du Kröte!“


    OT: FIGHTFIGHTFIGHT! Sorry Feuerdrache, Uschaurischuum hat wohl die Rechnung ohne closeted weeb Juns fragiles Ego gemacht T_T
    Wer auch immer die Nerven dazu hat ist herzlich eingeladen, die Streithähne auseinanderzureißen
    🥴

    Jun hätte die Bäuerin nicht so schnell aus den Augen lassen sollen, denn für sie war das letzte Wort offensichtlich noch nicht gefallen – sie holte allen Ernstes ihr Mähikel hervor und wollte es auf ihn hetzen?! Nicht, dass Jun in dieser Situation anders gehandelt hätte, er hatte es bloß nicht von jemandem wie ihr erwartet. Doch es sollte noch dicker kommen: Sie bot sich ihm nach einem weiteren Schwall an Beschwerden als Heilerin an?! Jun entgleisten die Gesichtszüge, mit einem solchen Plottwist hatte er bestimmt nicht gerechnet. Sein Moment der Fassungslosigkeit sollte aber nur von kurzer Dauer sein, denn er hatte in ihrem verdächtig zuvorkommenden Angebot die magischen Worte gehört:

    „Obwohl, mit dir werde ich auch alleine fertig!“

    Ein Kampf, ein Kampf, ein Kam- nein, Moment, Punga war nach wie vor kampfunfähig und kam vorerst nicht in Frage, um sich dem Mähikel der Nörglerin zu stellen. Jun war durch und durch verwirrt, wollte sie ihm nun helfen oder nicht? Was ging in dieser Person vor? Warum-

    Aber Zweifel beiseite, vorerst musste der Zweck die Mittel heiligen, er konnte die beiden Zicklein auch nachher noch an ihre Position erinnern. Gerade jetzt hatte er einen Sieg bitter nötig. In Abwehrstellung holte er langsam Pungas Pokéball hervor und ließ es frei; dem armen Ding gefiel das ganz und gar nicht, so übel zugerichtet wie es noch immer war. Jun trat einen Schritt zurück und musterte seine unerwartete Pflegehilfe etwas weniger böse als zuvor.

    „Wenn du meinst. Gut.“

    Das Pam-Pam verstand die Situation nicht wirklich, es blickte mürrisch erst zu Jun, dann zu dem Mähikel, dann wieder zurück. Noch ein Kampf? Wankend ging es in Angriffsposition, aber sein Trainer gab ihm mit einer Geste zu verstehen, dass es sich im Moment nicht weiter zu verausgaben brauchte.

    „Aber sobald Punga wieder fit ist“, begann Jun nun, den Zeigefinger auf das Landei fixiert, „kannst du deinen Kampf haben. Dann machen wir zuerst euch fertig und danach sehen wir uns diesen Leuchtturm an.“

    Was sollte man nun darauf antworten? Anstatt einer klaren Aussage wie „ja“ oder „nein“ wurde Jun mit einem Mal von einem Mädel angegiftet, die aussah, als käme sie direkt von einer Farm. Fehlte nur noch der Mist, der an den Stiefeln klebte. Wirklich ernst konnte er sie nicht nehmen – war sie sich so sehr an die frische Landluft gewöhnt, dass sie gleich so eine Krise schob ob etwas Zigarettenrauch? Jun befand sich in einer Zwickmühle; einerseits war er im Moment auf diese Leute angewiesen, andererseits war ihm gerade wirklich nicht nach dieser Art von Gesellschaft. Zuerst einmal galt es, den jammernden Trampel in ihre Schranken zu verweisen. Anstatt auf ihr Gekeife einzugehen, führte Jun betont langsam die Kippe zum Mund, zog ungerührt daran und blies ihr dann mit starrem Blick den Rauch entgegen, dieses Mal absichtlich in ihr Gesicht. Wie ein Ninja, der seine Gegner mit Rauchbomben verwirrt. Ohne die Augen von dem Bauernmädchen abzuwenden schnippte er den Stummel weg und steckte die Hände in die Taschen, bevor er sich entschied, dass diese Konfrontation vorüber war und er sich jetzt endlich dem Rest des Grüppchens widmen konnte.


    Ein Moment verging, in dem er einfach dastand und schaute, bevor er den Mund öffnete und mit sichtlichem Unbehagen das B-Wort hochwürgte.

    „Bitte“, rieselte es leer aus ihm heraus, „mein Pokémon ist verletzt und wir müssen diesen Typen da hinten“, er machte eine Kopfbewegung in die ungefähre Richtung, in der er seine Abreibung abgeholt hatte, „noch immer die Fresse einschlagen.“

    Das war beschämend genug gewesen. Jun gab sein allerbestes, abgeklärt und beherrscht zu wirken, aber nun gesellte sich zur drückenden Schmach der vorigen Niederlage auch noch ein unangenehm erwartungsvolles Bangen, dass sich hier hoffentlich überhaupt jemand mit Heilkompetenzen befand. Wenn nicht, wäre das alles umsonst gewesen. Keine Gefühle zeigen. Keine Gefühle zeigen.


    OT: Die Freund-oder-Feind-Frage scheint noch immer nicht geklärt. Sorry an alle die ein Sorry erwartet hatten :P

    Name: Belaine Bates


    Geschlecht: weiblich


    Alter: 21


    Spezialität: Rhetorin


    Aussehen:

    Vom schwarzen Schopf bis Fuß misst Belaine ganze 183 cm, wobei sie keinerlei Bedenken hat, diese noch etwas weiter zu steigern mit hohen Absätzen. Ihr gesamtes Erscheinungsbild schreit extra; Ihre Frisur ist extra, jeweils drei auffällige Schwarze Strähnen an den Seiten, die in weitem Bogen gegen Himmel zeigen, ihre Mähne bindet sie seit ihrer Tätigkeit als Guardian gerne in einem langen Pferdeschwanz nach hinten und der Rest der Haarpracht fällt als voluminöser Pony über ihr Gesicht. Ihre Nase hat sie schon vor zwei Jahren operieren lassen, genauso wie ihren Hintern – nicht, weil besonderer Bedarf bestanden hätte, viel eher konnte sie einfach. Wie die meisten aus ihrer Familie ist die junge Dame bemerkenswert blass, ohne Sonnenschutz setzt sie keinen Fuß vor die Tür (was sie ohnehin nicht oft getan hat in der Vergangenheit). Auf ihren farblosen Lippen wie auch um ihre hellen blauen Augen trägt sie stets exakt aufgetragenes Make-Up, wodurch ihre dunklen Ränder um die Augen wenigstens etwas weniger stark zur Geltung kommen.

    Ihre im hauseigenen Fitnessstudio antrainierte Figur ist beneidenswert, und sie ist sich dessen durchaus bewusst: Nahezu ihr gesamter Kleiderschrank erfüllt in irgendeiner Weise die Funktion, ihren Körper zu betonen, ihr Lieblingsoutfit zurzeit besteht aus einem engen, ärmellosen schwarzen Top mit Rollkragen, glänzenden roten Leggins und Absatzstiefeletten aus weißem Leder, die ihr bis über die Knie gehen. In Sachen Accessoires präsentiert sie sich gerne mit einem leichten, violetten Schal, dazu eine teure Multifunktions-Bauchtasche, die sie eng um die Taille geschnallt hat. Die Körpersprache von Belaine lässt sich bestenfalls als unbescheiden beschreiben, böse Zungen würden sie gar als unnötig dramatisch bezeichnen.


    Eigenschaften:
    Wie vielleicht schon angedeutet ist Belaine eine sehr… bestimmende Persönlichkeit, die unbewusst davon ausgeht, dass sie alleine die Hauptfigur des Universums ist. Ihre Probleme sind die schlimmsten, ihre Wünsche die dringendsten, ihre Bedürfnisse die wichtigsten. Einen wirklichen Vorwurf kann man ihr dabei nur schwer machen, war sie doch die längste Zeit ihres Lebens genau das, wofür sie sich hält; sie wuchs als Einzelkind einer reichen, alteingesessenen Familie aus Einall auf, ihre wenigen Sorgen drehten sich meistens um das Bezwingen der Langeweile, die unweigerlich anklopfte, wenn man sich noch nie im Leben für etwas anstrengen musste. Zu ihren Mitmenschen hat Belaine ein sehr ambivalentes Verhältnis: Einerseits wird sie, bedingt durch die ständige Abwesenheit ihrer hart arbeitenden Eltern, fast verschlungen von ihrem Drang nach Anerkennung, anderseits hat sie starke Schwierigkeiten, sich auf andere Menschen einzulassen. Belaine ist hypersensibel, was bedeutet, dass ihre Grundempathie auf einem höheren Niveau liegt als bei anderen Menschen, ob sie nun will oder nicht. Sie ist sehr empfänglich für die Stimmungen anderer und kann bereits an kleinen Gesten oder Aussagen auf die Gefühle und Intentionen ihrer Gegenüber schließen, wodurch sie sich mit der Zeit ein beachtliches Gespür dafür entwickelt hat, die Psyche anderer zu zerlegen und zu analysieren. Diese Eigenschaft kommt mit einer großen Kehrseite: Ihre Grundempathie lässt sich weder unterdrücken noch abstellen, weshalb sie sich sicherer fühlt, erst gar niemanden zu nahe an sich heranzulassen, um nicht von der Flut an Eindrücken, Reizen und Implikationen überwältigt zu werden. Schnell werden diese zu viel für Belaine, dann wird sie garstig und unnahbar und beschädigt womöglich sogar Beziehungen, um ihren Abstand zu wahren – ganz im Sinne von „wenn mich niemand leiden kann, dann kommt mir auch niemand zu nahe.“

    Belaines Selbstwahrnehmung ist eine der Extreme; auf der einen Seite wuchs sie in einem stetigen Strom aus Bestätigung auf und wurde nie wirklich in Frage gestellt, auf der anderen Seite ist sie sich der Reaktionen, die ihre biestigen Episoden hervorrufen, mehr als bewusst und lebt mit einer tief sitzenden Scham bezüglich ihrer Unvollkommenheit.

    Während ihr Umfeld durch materiellen Luxus und Glanz bestimmt wurde, waren emotionale Anlaufstellen schon immer Mangelware: Mama und Papa waren nur selten da und verhätschelten sie in gemeinsamen Momenten schuldbewusst wann immer sie nur konnten, für die Angestellten der Familie war sie bloß ein Teil ihres Jobs, den sie nach Feierabend hinter sich ließen, und ihre Freunde… naja, Belaine hatte nie wirklich Freunde außer ihren Pokémon.

    Einzig zu ihrem Onkel, einem zwanghaften Glücksspieler, gefeierten Trainer und zeitweise sogar Mitglied der Top 4, konnte sie ein verständnisvolles Verhältnis aufbauen. Seit jeher wird der Mann von Belaine vergöttert für seine abgeklärte Attitüde, sein Erfolg als Trainer und nicht zuletzt seinen Stil – dass er innerhalb ihrer Familie das „schwarze Schaf“ war kümmerte sie nicht im Geringsten, im Gegenteil, es machte ihn nur cooler. Im Gegenzug war er einer der wenigen, die es überhaupt gewagt hatten, Belaine als Person in all ihren Facetten wahrzunehmen und sie nicht bloß an ihrem Status bemaß.

    Die Zeit mit dem getriebenen Astor hat in Belaine eine Macke offenbart, immer auf der sicheren Seite von Wahrscheinlichkeiten stehen zu wollen, wodurch sie Situationen mit ungewissen Ausgängen nicht leiden kann.


    Belaine mag:

    + Komplimente

    + High Fashion

    + Ingwertee

    + Pokémonkämpfe (bevorzugt als Zuschauerin)


    Belaine mag nicht:

    - auf etwas zu verzichten

    - Konkurrenz

    - Ablehnung

    - im Unrecht zu sein


    Herkunft:
    Belaine entstammt einer bekannten Unternehmerfamilie aus Einall, die seit Generationen die Oberschicht der Region mitbestimmt. Aufgewachsen ist sie auf einem opulenten Anwesen in der Peripherie der altehrwürdigen Stadt Twindrake City unter den wachsamen Augen von Kindermädchen und Erziehern, da ihre Eltern nur wenig Zeit für ihre Tochter hatten abseits ihrer Arbeit; Ihr Vater saß im Verwaltungsrat einer Technologiefirma aus Hoenn, ihre Mutter bereiste als Talentscout für angehende Trainerhoffnungen die Welt, wobei ironischerweise die Förderung ihrer Tochter zu kurz kam. Waren sie doch einmal zuhause, taten sie ihr Bestes, um ihre langen Abwesenheiten so gut wie möglich zu kompensieren – meistens in Form von Geschenken oder sonstigen materiellen Gütern, sodass Belaine ihr Leben lang nie echten Mangel erlebt hatte und auch keinerlei Erfahrungen sammeln konnte, wie sich dieser anfühlt. Ein kompliziertes oder schwieriges Kind war Belaine nie, jedenfalls nicht, solange all ihren Wünschen präzise nachgekommen wurde, was durch ihre Herkunft auch nie ein Problem gewesen ist. Schulbildung erhielt sie als Kind ausschließlich über Privatlehrer, später besuchte sie ein angesehenes Internat, doch nicht einmal der Kontakt zu Gleichaltrigen vermochte sie aus ihrer goldenen Blase zu reißen, hatten doch alle ihre Mitschüler einen ähnlichen Hintergrund wie sie. In dieser Zeit gab es nur eine Person, die die kleine Prinzessin aus ihrem gleichmütigen Trott aus Überfluss wenigstens für eine kurze Weile zu befreien wusste, auch wenn sein Auftauchen stets Augenrollen mit sich zog und hinter vorgehaltener Hand getuschelt wurde, wenn er seiner Verwandtschaft die Ehre gab, weil er wieder einmal pleite war: Der berüchtigte Spieler und Belaines Onkel mütterlicherseits, Astor. Seine Besuche waren immer ein Highlight für das Mädchen, er hatte all diese starken und etwas unheimlichen Pokémon, er beherrschte jeden Taschenspielertrick den es gab, und vor allem umgab ihn diese Aura des Unberechenbaren und Draufgängerischen, die Belaine so faszinierte. Als sie älter wurde und ausgezeichnete Schulnoten nicht mehr wirklich eine Priorität für sie darstellten, besuchte sie ihn öfters in der Pokémon-Liga und sah sich mit Begeisterung die hitzigen Kämpfe an, die er sich mit Herausforderern als allen Ecken der Region lieferte. In dieser Zeit kündigte sich auch langsam die Pubertät an und mit ihr Belaines rebellische Phase. Sie begann sich für Jungs zu interessieren, feierte rauschende Partys, fehlte öfters in der Schule und vor allem warf sie jeder Nichtigkeit mit beiden Händen Geld hinterher, wenn sie sich denn nur eine winzige Chance davon versprach, beliebter zu werden. Sie fühlte sich immer öfters alleine und missverstanden und versuchte diese Gefühle immer öfters mit Exzessen und schwindelerregenden Geldverschwendungen zu unterdrücken, bekämpfte damit aber letztlich nur Symptome – und selbst die wurden immer lästiger. Ihre Eltern hatten ihr Bestes gegeben, möglichst keine Ansprüche an ihre Tochter zu stellen, um ihr eine freie Entfaltung zu ermöglichen, aber als diese zwanzig geworden war und noch immer kein Ziel im Leben hatte außer den neuesten Modetrends nachzurennen, sich unter Kronleuchtern zuzuschütten und Reality TV zu schauen, platzte ihnen der Kragen: Keine finanzielle Unterstützung mehr, bis Belaine nicht endlich etwas „Richtiges“ geleistet und bewiesen hatte, dass sie eine verantwortungsbewusste Erwachsene sein konnte.

    Natürlich wollte Belaine dieses Ultimatum auf keinen Fall akzeptieren, doch sie konnte nichts ausrichten gegen das erste Machtwort, dass sie von ihren Eltern zu hören bekommen hatte. Sehr zu ihrem Verdruss hatte ihr Vater sogar schon eine konkrete Idee, wie sie sich nützlich machen sollte; seit Jahren schon war er in diverse wohltätige Spendenaktionen verwickelt, darunter Unterstützung für die neu gegründete Silvally-Foundation in der Alola-Region, die es sich zum Ziel gesetzt hatte, dieses Inselparadies zu bewahren. Belaine sollte dort gemeinnützige Arbeit als Guardian leisten und erst zurückkehren, wenn sie sich „gemacht“ hatte, Widerworte stießen auf taube Ohren. Missmutig leistete sie also ihren Eltern Folge und trat eine Ausbildung als Guardian von Alola an.


    Pokémon:


    HundusterHunduster (m) „Nott“, Level 19

    Fähigkeit: Feuerfänger

    Wesen: Hitzig

    - Glut

    - Smog

    - Brüller

    - Biss


    Was schenkt man einem Kind, das alles hat, zum Geburtstag? Ein Hundusterwelpe natürlich! Von ihrem Onkel hat Belaine den putzigen Vierbeiner gekriegt, der inzwischen nicht mehr so putzig ist wie er einst war, aber er und Belaine verstehen sich nach wie vor blendend – sehr zur Überraschung ihrer Eltern, die fest daran geglaubt hatten, dass sie Nott spätestens nächstes Jahr zur Adoption freigeben müssten. Der schwarze Kläffer ist launisch, laut und leicht einzuschüchtern, eine logische Konsequenz davon, dass er neben seinem Frauchen bisher nur wenig ernsthaften Kontakt zu anderen Menschen oder Pokémon gehabt hat. Beim Gassigehen scheut er sich nicht, alles und jeden anzubellen, zieht dann aber schnell den Schwanz ein, falls dann doch einmal eine Reaktion zurückkommt. Belaine ist es sehr wichtig, dass ihr Hundchen endlich ein Rückgrat ausbildet und übt sich deshalb seit ihrer Ankunft in Alola in Pokémonkämpfen mit ihm.


    PlinfaPlinfa (w) „Chabi“, Level 15

    Fähigkeit: Sturzbach

    Wesen: Ruhig

    - Klaps

    - Pikser

    - Aquaknarre

    - Charme


    Chabi und Belaine fanden eher durch eine Laune letzterer zueinander als durch eine schicksalshafte Begegnung; als Belaine das erste Mal ein Plinfa gesehen hatte, hatte ein lieb geäußerter Wunsch und ein süßes Strahlen ausgereicht, damit ihr Vater ihr umgehend eines besorgt hatte. Ein so stolzes und gleichzeitig hilfsbedürftiges Pokémon wie Plinfa mochte rückblickend zwar wie eine furchtbare Wahl für dieses abgehobene Mädchen gewirkt haben, aber durch Belaines unermüdliches Bestreben, ihr Küken zu knuddeln und zu herzen sind die zwei doch irgendwie zusammengewachsen. Chabi ist definitiv das reifere von Belaines Pokémon, sie ist gefasst und zurückhaltend, aber immer da, wenn Nott entweder Aufmunterung oder eine Rüge braucht.


    Wunschregion: Alola

    Verloren. Verloren. Eine Niederlage, die er sich selbst zuzuschreiben hatte. Jun konnte es nicht fassen. Wie hatte er, der doch alle Qualitäten und Ambitionen zum Sieg mitbrachte, gegen diese… Statisten verlieren können?!


    Aus allen Wolken gefallen stand er auf dem Vorplatz des Leuchtturmes von Oliviana City und versuchte krampfhaft, nicht völlig die Beherrschung zu verlieren. Kurz nachdem er in der Stadt angekommen und von Bord des Schiffes gegangen war hatte er als Allererstes ein Pokémoncenter aufsuchen wollen für eine Übernachtung, hatte aber auf den ersten Blick keines in der fremden Stadt entdecken können. Anstatt lange herumzufragen (und sich von den Einwohnern der Stadt abhängig zu machen, ew) beschloss er daraufhin, sich lieber selber einen Überblick über das Häuserwirrwarr zu verschaffen, und die Spitze des Leuchtturmes hatte wie ein guter Anfang dafür gewirkt. Hätte er nur gewusst, was ihn erwarten würde, als er um die Ecke gebogen kam; mit verdammten Wachen hatte er bestimmt nicht gerechnet.


    Zwei ganz in schwarz gekleidete Kerle hatten ihn erwartet, und auch wenn Jun eigentlich nur kurz vom Turm hatte herunterschauen wollen hatten sie gleich alle Register gezogen, um ihn am Zutritt zu hindern, offensichtlich auf eine Konfrontation aus, sollte er nicht nachgeben. Jun wäre nicht Jun, wenn er ihrem Wunsch nach Stress nicht ohne weiteres Überlegen nachgekommen wäre: Ihr Tonfall war harsch gewesen, sie hatten ihn nicht einmal gefragt was er hier eigentlich wollte, sondern ihm sogleich klargemacht, dass er sich sofort verziehen sollte und hier auf keinen Fall Zutritt erhalten würde.

    „Hier ist gesperrt, geh weiter oder dreh‘ um.“

    Augenblicklich war Jun auf hundertachtzig gewesen – niemand redete so mit ihm, schon gar keine glorifizierten Türsteher. Natürlich hätte er auch einfach vom Hügel herunterschauen können, aber wenn sich eine Gelegenheit für Streit ergab, würde er sie dankend annehmen - wer war er denn? „Und wenn nicht“, hatte Jun betont abschätzig gefragt, anstatt einer Antwort hatten beide in ihre Tasche gegriffen und Jun die Fäuste im Anschlag. Doch sie zückten weder Messer noch Pfefferspray, sie holten Pokébälle hervor. Noch besser, hatte Jun sich gedacht, und im nächsten Augenblick war ein echter, aus einer differenzierteren Perspektive vielleicht sinnloser Pokémonkampf entbrannt.


    Und jetzt stand er da wie ein geprügelter Hund, bebend vor Wut zwar, aber gegen zwei erwachsene Männer und ihre Pokémon standen seine Chancen denkbar schlecht. Noch schlimmer, einer dieser Niemande hatte bereits ausgereicht, um sein Pam-Pam auf die Bretter zu schicken und es machte ihn krank. Wastun wastun wastun. Würde er jetzt einfach umkehren und klein beigeben könnte er nicht mehr in den Spiegel schauen, aber gab es eine alternative Herangehensweise, bei der er nicht die Gefahr lief, gleich nach seiner Ankunft im Krankenhaus zu landen? Einem der Wächter ging sein Verarbeitungsprozess wohl nicht schnell genug: Ungehalten herrschte er den jungen Taugenichts an.

    „Das passiert wenn nicht, und nun hau‘ ab, hier ist Sperrzone.“

    Seinen finstersten Blick haltend drehte sich Jun schnaubend um und vertröstete sich mit dem Gedanken, dass noch nicht aller Tage Abend sei und er, nachdem er das Pokémoncenter gefunden hatte und Punga wieder fit wäre, einfach zurückkommen und sich die Typen hoffentlich einzeln vorknöpfen konnte, sobald sie Feierabend hätten. Er straffte die Schultern, würde er halt einfach von der Anhöhe herunter nach dem Center Ausschau halten. Schwelend vor Groll entfernte er sich vom Ort seiner Niederlage und auf dem Weg zurück zur Treppe fiel seine Aufmerksamkeit auf etwas.

    Um die Ecke hatte sich eine Gruppe von Leuten gesammelt, die mussten denselben Weg genommen haben wie er, während er gekämpft hatte. Da waren einige, die verschwörerisch die Köpfe zusammengesteckt hatten, ein paar Pokémon waren auch da. Jun blieb stehen und beobachtete das Grüppchen skeptisch. Freund oder Feind? Solange er sich dessen nicht sicher war, würde es wohl auf ihn ankommen. Aber sollte er sich wirklich mit sieben Leuten einlassen, solange Punga noch kampfunfähig war? Warum eigentlich nicht, zu verlieren hatte er ohnehin nichts mehr, sein Tag war bereits im Eimer. Mit den Händen in den Taschen ging er los, sorgfältig darauf bedacht, auf keinen Fall hilfesuchend auszusehen. Jetzt war die perfekte Gelegenheit, um sich eine Zigarette anzuzünden um möglichst unbeteiligt zu wirken, während er die Distanz zwischen sich und ihnen verringerte. Er würde sie nach einem Weg fragen, sein Pokémon wieder aufzupäppeln, einige von denen sahen aus wie Trainer und sobald sich jemand meldete, würde er sein Pam-Pam wieder auf die Beine kriegen, so oder so. Aus den Augenwinkeln scannte er die einzelnen Personen; die meisten mussten etwas älter gewesen sein als er, aber das hatte nichts zu bedeuten. Er hatte vor nichts Angst, auch nicht vor einem Haufen herumlungernder Trainer aus Oliviana. Mittlerweile war er auf ihrer Höhe angekommen, ging noch ein paar Schritte weiter, drehte sich dann um und atmete den Rauch aus.

    „Eh“, sagte er mit schiefem Mundwinkel und der Nase leicht nach oben, „jemand von euch hier n‘ Heiler oder so?“

    Er überlegte, ob er noch eine Begründung für seine Anfrage nachschieben wollte, entschied sich aber dagegen; nur Verlierer rechtfertigten sich.


    OT: Und damit steht mein erster Post! Dickes Danke an Cy-Res, der mir die Texte für die Wächter geliefert hat (und mir geraten hat, Webu Johnson anzutippen, dessen Charakter sich mit Heilen auskennen dürfte 👉👈) und auf eine gute Geschichte ihr alle :D

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    Name: Inoue Jun


    Geschlecht: männlich


    Alter: 16 Jahre


    Aussehen:

    Jun misst 174 Zentimeter und wiegt um die 70 Kilogramm, seine Gesichtszüge lassen den Betrachter auf Wurzeln in der Kanto-Region schließen. Er hat schwarzes, ungekämmtes Haar, das ihm seit einiger Zeit über die braunen Augen fällt und eigentlich einmal zurechtgeschnitten werden sollte. Sein spitzes Gesicht und seinen schmalen Kiefer mag er zwar nicht wirklich, steht aber inzwischen dazu – Spottnamen wie „Lin-Fu“ bringen ihn aber nach wie vor sofort auf die Palme. Juns Körper spricht Bände über unruhigen Schlaf, frühzeitigen Nikotinkonsum und den Wunsch, muskulös zu sein: Die vielen Liegestütze zeigen langsam Ergebnisse, ohne Zweifel ist er körperlich stark und in Form, wer davon nicht beeindruckt ist soll ihn ruhig testen kommen. Seine helle Haut ist trocken und weist noch immer Spuren von starken Aknemedikamente auf in Gestalt von feinen Unreinheiten.

    Eine schlecht verheilte, wüste Klauennarbe zieht sich von seiner linken Schulter über das Schulterblatt bis fast zur Wirbelsäule, eine Erinnerung an sein Zusammentreffen mit Team Skull und dem Tectass ihres Anführers. Ebendiese Verletzung ist der Grund, warum Jun Schwierigkeiten hat, die Finger seiner linken Hand zu koordinieren, doch er trägt sie wie ein Abzeichen, sie erinnert ihn jederzeit an sein einziges Ziel im Leben.

    Jun hält nichts von ausgefallener Mode, entsprechend schlicht und funktionell kleidet er sich. Ein einfacher Strickpulli und alte, abgenutzte Jeans, die an den Knien schon arg fadenscheinig sind müssen reichen, darüber trägt er einen schwarzen Regenmantel mit hohem Kragen gegen die Witterung. Abgerundet wird das Outfit durch hohe braune Sneakers, die auch schon bessere Tage gesehen haben. Seitdem seine Haare etwas länger geworden sind versteckt er sie unter einer olivgrünen Mütze, unter der ständig einige schwarze Strähnen hervorlugen. Für eine Tasche oder einen Rucksack besteht kein Bedarf, dafür trägt er zu wenige Habseligkeiten mit sich herum. Stets trifft man ihn mit den Händen in den Taschen und den Ellenbogen raus an, immer bereit, alles anzurempeln, das ihm nicht schnell genug aus dem Weg geht.

    Jun hat eine entfernte Verwandtschaft mit der Arenaleiterin Erika aus Prismania City in Kanto, das ist aber weder relevant noch ist er sich dessen bewusst.

    Eigenschaften:

    Bereits Juns Körpersprache und -haltung verrät: Ein zugänglicher Zeitgenosse ist er nicht wirklich, zumindest nicht, wenn man sich in seinen Augen nicht bewiesen hat. Aufgewachsen in der bedrückenden, verregneten Stadt Po’u hat Jun schnell gelernt, dass man zum Überleben keine Schwächen zeigen darf. Nachdem die Schule in seiner Heimat geschlossen wurde lungerte er tagein, tagaus in leerstehenden Häusern und auf dreckigen Straßen und Parkplätzen herum, seine einzigen Kontakte genauso perspektivenlose Halbstarke wie er es war. Der Umgang mit Säufern, Schlägern und Ratten war Gift für das Menschenbild des jungen Jun, er lernte, dass man unter keinen Umständen Gefühle zeigen durfte, wenn man denn nicht den Nächsthöheren in der Hackordnung zum Opfer fallen wollte. Tief in ihm drin steckt noch immer ein leicht zu beeindruckendes, unsicheres Kind, das durch Jahre der Abstumpfung aber sorgfältig weggesperrt und versteckt wurde. Seine großen Idole waren seit jeher die hitzigen, breitbeinigen Grobiane aus der Nachbarschaft, die sich von niemandem etwas sagen ließen und machten was sie wollten, weil sich niemand traute, ihnen Gegensteuer zu geben – so musste man sein, das war cool, das war Stärke. Von ihnen hatte sich Jun so ziemlich alles abgeschaut – der böse Blick, die Art zu gehen, das Rauchen, das sich Durchsetzen mit den Fäusten. Reden ist für ihn nicht wichtig; lieber schweigt er und steht betont unnahbar daneben, Unaufmerksamkeit konnte er sich jedoch nie leisten.

    Nach seiner Konfrontation mit den Rüpeln des Team Skulls hat er sich in den Kopf gesetzt, ein unbesiegbarer Pokémon-Trainer zu werden, um nie wieder zu verlieren, egal gegen wen. Eine Niederlage kommt für ihn der totalen Vernichtung gleich, in dieser Hinsicht ist er unnachgiebig hart zu sich selbst, weshalb ein Stück seines Hasses immer ihm selbst gilt, da er weiß, dass er noch lange nicht der Beste ist – eine Macke, die ihn immer weiter anspornt, seine Stärke unter Beweis zu stellen.
    Jun hatte, was Mädchen anging, zwar (bedingt durch Gruppendruck) immer eine mindestens genauso große Klappe wie seine damaligen Freunde gehabt, einen wirklichen emotionalen Bezug zum Thema konnte er jedoch nie herstellen.


    Geschichte:

    Jun wuchs als Kind von Einwanderern aus Kanto zweiter Generation in Po’u auf. Bereits seit seiner Kindheit war die Stadt im Niedergang inbegriffen, weshalb Schulbildung und Talentförderung oftmals zu kurz kamen – aber auf derlei Dinge hatte er ohnehin nie wirklich Lust, viel lieber hing er mit seinen Kumpels draußen herum und rebellierte. Als er zehn geworden war, ließen ihn seine Eltern bei seinem Großvater zurück in Alola und gingen nach Kanto, da sie sich dort bessere Aussichten auf Arbeit erhofften. Jun hat sie seither nur noch selten gesehen, und zu seinem Opa hatte er nie wirklich ein enges Verhältnis aufbauen können. Als er vierzehn war ging die Schule zu, als er fünfzehn war zogen die letzten Reichen weg und überließen die Stadt ihrem Schicksal. Jun und seinen Freunden war das mehr als Recht – niemand beschwerte sich mehr über zerschlagene Scheiben oder vollgeschmierte Wände, es gab niemanden mehr, der auf die missratenen Kids ein Auge haben konnte, sie waren jetzt bestimmt die freisten Jungs und Mädels der ganzen Welt. So etwas wie eine geregelte Beschäftigung gab es aber auch nicht, eine Ausbildung war Nerdkram und sowieso war Ambition jeder Art überhaupt nicht cool. Jeden Tag hingen sie in der leeren Villa oder auf der Straße, stahlen Alkohol, rauchten Kippen und zeigten sich gegenseitig, wie hart sie waren. Lange ging das nicht gut; als Jun sechzehn war, fielen mit einem Mal Tanktops tragende Wüstlinge über die Stadt und fingen an, sich breit zu machen. Sie nannten sich „Team Skull“ und prügelten an einem einzigen Tag die Raufbolde und Unruhestifter aus der Villa raus, welche sie fortan für sich beanspruchten. Im Zuge dieser Auseinandersetzung wurde Jun von einem Pokémon ihres Anführers übel an der Schulter verletzt und spürt die Auswirkungen davon noch jetzt, doch wollte er sich auf keinen Fall von diesen Großmäulern kleinkriegen lassen. Seine damaligen Freunde sahen das jedoch etwas anders: Ihnen saß der Schock zu tief in den Knochen, mit diesem Bromley und seiner Bande wollte man sich nicht anlegen, man hatte ja gesehen, was passieren würde. Das war Selbstmord, die waren alle verrückt. Jun konnte es nicht fassen – von einem Tag auf den nächsten war seine Welt, sein Leben zerbrochen, und nun stand er vor dem Scherbenhaufen und musste sich irgendwie wieder daraus erheben. Er war schließlich kein Weichei, er war hart, er war stark.

    Sein Hass auf Bromley und seine Rüpel brachte ihn schließlich auf den Pfad des Trainers. Mit einem Pam-Pam, welches er schon seit Kindesbeinen aus der Nachbarschaft kannte, kehrte er seiner gefallenen Stadt den Rücken, nicht aber ohne sich vorher zu schwören, dass er gemeiner, böser und stärker zurückkommen würde und sie alle verjagen würde. Da es in Alola keine etablierte Möglichkeit gab, sich als Trainer zu entwickeln, besorgte er sich eine Überfahrt auf einem Frachtschiff in die Fremde, fest überzeugt, dass es ab jetzt nur besser werden konnte.

    Pokémon:


    Pam-PamPam-Pam (m) „Punga“, Level 7

    Fähigkeit: Eisenfaust

    Wesen: Forsch

    - Tackle

    - Silberblick

    - Steigerungshieb

    - Verhöhner


    Jun und das Pam-Pam kennen sich schon seit einigen Jahren, „sein“ Pokémon wurde es jedoch erst, nachdem die beiden ihre Heimat verlassen hatten. Durch die Zeit, in der sie nur sich selbst hatten, hat das Misstrauen seines Trainers gegenüber anderen Menschen stark auf das kleine Kerlchen abgefärbt. Kein Wunder also, dass es lieber finster guckt, statt von sich aus auf andere zuzugehen und Probleme am liebsten durch Gewalt löst. Für Punga ist der Kampf erst zu Ende, wenn der Gegner am Boden liegt, und selbst dann hat es kein Problem, noch einmal nachzutreten – schließlich sollen alle wissen, wer hier der Überlegene ist. Einzig gegenüber Jun erlaubt es sich, seine grobe Fassade fallen zu lassen, dann ist es regelrecht verschmust; aber wehe, jemand schaut zu.


    Spezialisierung: Tutor (Steigerungshieb)

    Siegen in Pokémonkämpfen bedeutet für Jun alles, daher ist es sehr naheliegend, dass er sich auch mit Attacken auskennt - zugeben tut er dies aber nur widerwillig, da er auf keinen Fall als Sterber oder Nerd dastehen will.


    Wunschregion:

    Johto