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    The Hateful Dead – Gilian


    Niemand war wirklich wütend gewesen, bis die wirklich Wütenden die kühlen Köpfen veranlasst hatten, wirklich wütend zu werden. In diesem Fall stieß Gilian Pays unerklärlicher Ausbruch sauer genug auf, um ihm sich an ihm ein Beispiel zu nehmen und auf hundertachtzig zu schießen.

    „Was ist mit dir??“Unfassbar, was sich dieser Typ erlaubte. Glaubte er etwa, nur weil er unverschämt gut aussah, sich in solchen Situationen solche Launen leisten zu können? Woher kamen die überhaupt?

    „Niemand behauptet etwas anderes, was soll das?!“ Vor lauter Ärger fiel ihm das Weitersprechen schwer, so schwer, dass sich die geplanten ungebührlichen Aussagen nur in ohnmächtig frustrierten Geräuschen äußerten. „GRRRRWGGGHHHHAAAAUGHGGHH!!!“ Gilian mochte kein Feuerpokémon wie Star sein, trotzdem stieg die Temperatur inner- und außerhalb seines glühenden Kopfes um einige Grad an. Erbost ließ er seine Wut an einem herumliegenden Steinbrocken aus und trat ihn in Lapse of Reasons Richtung, er verfehlte, doch dieser kleine Akt der persönlichen Aggression gab ihm wenigstens das Gefühl, seinen Zorn halbwegs produktiv zu investieren. Apropos. Nun, da Heector – wohl bis auf Weiteres – aus dem Kampf genommen worden war, hatte Star freie Schussbahn auf Sorrow, und im Gegensatz zu Pay (grrr) lag Gilian noch immer etwas an der Verfolgung der Mission. Also versuchte er, die Pflicht mit dem Ablassen von Dampf, dessen Austritt aus seinen Ohren nicht für eine befriedigende Homöostase sorgen konnte, zu verbinden.

    „Eugh, na dann… STAR! Matschbombe auf Sorrow!“

    Das Amfira, sichtlich verunsichert von Gilians Gemütszustand, war froh, nicht einfach zusehen zu müssen und rotzte schwungvoll einen Klumpen giftigen Schlamms auf das Megalon, das sich noch nicht zur Gänze wieder aufgerappelt hatte. Noch war es durch die Lebenstropfen des Ohrdochs bei halbwegs guter Gesundheit, dies änderte sich jedoch schnell, als die Matschbombe ihr Ziel fand und der üble Dreck seine zersetzende Wirkung entfaltete. Für ein Knockout war es jedoch nicht genug gewesen, nicht genug, nicht genug… Gilian hoffte, dass Pay dies nicht als Bestätigung auffasste, dass sein Heerashai eigentlich trotz allem noch immer gebraucht wurde, doch sein Stolz verbot es ihm, ihn darauf anzusprechen. Stattdessen drehte er sich zu ihm um und bewegte den Kopf zickig hin und her.


    The Hateful Dead


    „Ha-haa! Es sieht ganz danach aus, als wisse die linke Klaue von Ybernagium nicht, was die rechte will!“, triumphierte Lapse of Reason als Heector zurückgerufen wurde, doch ihre Schadenfreude dämpfte sich sogleich, als ihr Megalon von Stars Matschbombe erwischt wurde und verwandelte sich anschließend in ärgerliche Verwirrung, denn Fleurs Egelsamen hatten sie in ihrem Moment des Spotts erwischt.

    „H-he, was soll das … AHH!“ Wer tut sowas? Verstanden die Rüpel denn nicht, dass sie überhaupt nichts gewannen, wenn sie ihre Angriffe auf sie fokussierten, verstanden sie nicht, dass ihre Pokémon die eigentliche Gefahr in diesem Kampf darstellten … es dauerte einen Moment, bis Lapse of Reason begriffen hatte, dass die primäre Absicht hinter den Egelsamen nicht das Verursachen von Schaden war – es war viel schlimmer. Unfähig, ihre Wurzeln durch die dicke Jacke zu bohren, breiteten sie sie daher auf ihrer Oberfläche aus und überwucherten langsam, doch unaufhaltsam den Körper der Heldin, die eine Schurkin war (oder umgekehrt). Das stetig wachsende Netzwerk aus dünnen, aber zahlreichen Wurzeln behinderte Bewegungen je länger je stärker, sie musste sie jetzt gleich loswerden – oder verschwinden.

    „Sorrowww!!“, schrie sie einmal mehr, „zu mir, schnell! Wir gehen!“

    Währenddessen hatte Quick Blanks seine liebe Mühe, Henris Worte durch das Geschrei seiner Entführerin zu verstehen. Sein Gedächtnis mochte Matsch sein, doch die Gegenwart sprach eine Sprache, die seinem implantierten Verfolgungswahn widersprach: Nicht er wurde angegriffen, sondern Lapse of Reason, wurde sogar persönlich angegriffen von seinen ehemaligen (?) Kollegen. Irgendetwas – oder irgendwer – warf in seinem Hinterkopf die Formulierung „im Bann dieser Verrückten“ auf und es bekräftigte seine Vermutung mehr, als es Lapse of Reasons zunehmend hysterischer werdendes Geschrei konnte: Er konnte sich selbst nicht trauen, vielmehr konnte er aber dieser Maske nicht trauen, und auch wenn ihn am Ende dieses seltsamen Kampfes eine Strafe Ybernagiums ereilen sollte, so würde er ihr wenigstens erhobenen Hauptes entgegensehen können, mit der Gewissheit, seine Loyalität trotz den verworrenen Umständen der letzten Tage gewahrt zu haben.

    Eine weitere Gewissheit bestand: Der letzte Einsatz von Lebenstropfen hatte auch ihm Erleichterung verschafft, den wirbelnden Strudel aus Orientierungslosigkeit in seinem Kopf zumindest verlangsamt – vielleicht würde er komplett zum Stillstand kommen, wenn sich Corporal Clegg ein weiteres Mal um Heilung bemühte.

    „Lebenstropfen, noch einmal!“

    Erneut beschwor das Ohrdoch die funkelnden Tropfen, Lapse of Reason, die inzwischen unter der Last der Gewächse auf ihrem Körper eingeknickt war, schleppte sich auf allen Vieren keifend auf ihn zu.

    „Saucy, hast du den Verstand verloren?! Geht es dir nicht gut, du wirkst so verwirrt! Ich sagte: Wir gehen! Damit bist auch du gemeint!“

    Sie hatte sein Bein gepackt und klammerte sich daran wie eine Ertrinkende an einen Rettungsring. Doch der angebliche Saucer of Secrets wollte das nicht zulassen; die Lebenstropfen hatten zwar seine Erinnerungen an die letzten Tage nicht zurückbringen können, wohl aber an die Zeit davor. Und darin kam weder eine Lapse of Reason noch ein Verrat seinerseits vor. Sollte er tatsächlich seinem Team geschadet haben, so würde er guten Gewissens auf Unzurechnungsfähigkeit plädieren können. Er ließ sich ebenfalls fallen, trat mit dem freien Fuß in den gelben Smiley hinein und stieß Lapse of Reason von sich weg.

    „Was auch immer dein Saucer of Secrets sein sollte – ich bin es nicht.“

    „Auuu…! Aber wir sind doch Freunde!“, heulte sie auf, packte dann noch im Liegen die Hand ihres Megalons und wollte sich aufrichten, wobei die Egelsamen sie aber daran hinderten. Also wedelte sie bloß drohend mit dem Zeigefinger gegen Blanks.

    „Ich habe dir vertraut, Saucy! Du hast alles kaputtgemacht, warum wolltest du nicht hören?! Die Zukunft hätte uns gehört…“, dann schwang der Finger weiter zu den Rüpeln und ihr Ton veränderte sich, wurde gehässig. „Aber egal. Viel Spaß mit diesem Wrack – ich habe die Zelle, ich habe bald auch die Daten und wir kennen eure Gesichter. Ihr dagegen, ihr habt gar nichts außer einem aufgeflogenen Agenten. Eins zu Null für … Lapse of Reason! Das Böse mag vor sich hinwuchern im Schatten“, sie ächzte unter der Last der wilden Pflanzenmasse auf ihrem Rücken, „aber unser Licht wird früh genug auch euren finsteren Winkel erhellen! Bis dann, geschätzte Missetäter … wir sehen uns auf der dunklen Seite des Mondes. TELEPORT!“

    Bevor auch nur jemand reagieren könnte, hatte sich der Raum vertikal um das geschlagene Gespann gekrümmt und sie verschluckt, wobei die Trümmer von Sneaky Pebbles einfach liegengelassen wurden – womöglich war es gar nicht Lapse of Reasons Pokémon gewesen, sondern hatte ebenfalls unter dem Einfluss des Megalons gestanden.

    Mühsam zog sich Quick Blanks dann auf die Beine und holte seine Sonnenbrille aus der Brusttasche. Nachdem er sie aufgesetzt hatte, ließ er seinen Rettern einen langen, forschenden Blick zukommen und rang sich mit krächzender Stimme zu einer direkten Frage durch.

    „Kann mir jemand erklären, was hier passiert ist?“



    OT: Ich persönlich bin ja ein großer Fan davon wie dieser Kampf gehandlet wurde bzw. wie kreativ ihr die Pokémon eingesetzt habt. Fleur und Heector sind schon ein bisschen die MVP dieses Arcs. Auch bin ich gar nicht unglücklich darüber, dass ich für Blanks ein Pokémonteam geplant hatte und es nicht einsetzen konnte, die Lebenstropfen waren ein big brain play und hier im Kalos-RPG kommen wir solchen Ideen entgegen. Sorgt euch nicht um Lapse of Reasons Entkommen, das war keine Variable, sondern stand von Anfang an fest, man hätte ihr allerhöchstens die Zelle abjagen können – da ich aber informiert wurde, dass keine weiteren Vorhaben für den Kampf geplant waren, wurde an dieser Stelle ein Schlussstrich gezogen. Bedenkt auch, dass die Mission noch nicht ganz zu Ende ist, noch müsst ihr es zurück zur Basis schaffen – trotzdem schonmal danke, dass ihr so coole Mitspieler seid :3

    Die Akte Zenk


    „Ein Einbrecher? Nicht du auch noch!“

    Joseph Bates saß alleine im Wohnzimmer und hatte die Füße hoch- und das Telefon ans Ohr gelegt. Während Anne mit Belaine und dem Kläffer eine Runde drehten, hatte er Oscar angerufen.
    „Belaine hat mir bereits alles erzählt, sehr … bunt. Die wildesten Theorien… Sie scheint sich zumindest nicht zu langweilen auf dem Land, hah! Jedenfalls – ihr braucht euch nicht zu sorgen, er war auf meinen Wunsch gekommen. In Stratos hatten sie Feuer im Dach, eine Exportlizenz wurde wohl früher als erwartet gefordert, und da ich sie nur in Papierform bei mir im Schreibtisch herumliegen hatte, durfte der arme Kerl dafür durch die halbe Region reisen.“

    „Eine Exportlizenz, hm. Auf deinem … Computer hattest du die nicht? Heutzutage ist doch alles digital, was digital sein kann.“

    „Leider nicht das vollständige Dokument – es ist nicht unterschrieben. Nein, die einzige rechtwirksame Version davon hatte noch in meinem Arbeitszimmer gelegen.“

    „Apropos … du kennst dich da wahrscheinlich besser aus als ich – die Steckeranschlüsse in Hoenn, sind die genormt?“

    „Hm? Wie kommst du denn darauf?“

    „Du hast dein Ladekabel vergessen, es lag noch auf dem Schreibtisch, als ich heute Morgen da war. Ich gehe davon aus, dass du ein neues kaufen musstest.“

    Am anderen Ende der Leitung vergingen einige nachdenkliche Momente, dann mischte sich ein Unterton der Verunsicherung in Oscars Stimme. „Dann musst du dich getäuscht haben, ich habe es hier bei mir.“ Ein Geräusch, das exakt so klang, als schüttle jemand an einem Kabel, unterstrich seine Aussage.

    „Dann scheint ja alles in bester Ordnung zu sein. War wohl ein anderes Kabel … oder für einen anderen Laptop. Vielleicht für jemand anderen Laptops.“

    Wieder Schweigen, diesmal aber wirkte es nicht bloß nach einer Zeitspanne des Sammelns von Worten, sondern wie die Ruhe vor dem Sturm. „Mir gefällt das nicht. Du treibst doch irgendein Spielchen mit mir – redest dir irgendeinen … Spuk ein.“

    „Weil ich nicht von gestern bin, Oscar.“ Wäre ihr Gespräch ein Spiel gewesen, so hatte Bates den metaphorischen Griff zur Trumpfkarte bereits angedeutet, der Point of no Return, ab dem er das Pokerface hatte fallen lassen, ab dem er zum Agieren übergegangen war und das Reagieren der Vergangenheit anheimfallen lassen musste. „Hat dein sauberer Angestellter heute Morgen den Laptop von Melissa Zenk in Sicherheit gebracht, ja oder nein? Und wie bist ausgerechnet du an ihn gekommen?“

    „So ist das also. Ich weiß, was du denkst. Ich weiß nicht, wie viel du zu wissen glaubst, aber ich sage dir, ich schwöre dir eines: Weder ich noch sonst irgendjemand von Devon hat Zenk auf dem Gewissen, dafür lege ich meine Hand ins Feuer.“

    „Ja oder nein!“

    Ein scharfes Hochziehen der Luft war zu vernehmen, dann ein langes Ausatmen. „Ja. Ja, hat er – Zenk plante einen juristischen Krieg, der uns alle zerrieben hätte. Niemand hätte gewonnen, am allerwenigsten sie. Wir hatten unsere Ahnungen, versuchten sie zu überzeugen, milde zu stimmen, sie zur Vernunft zu bringen, nichts wirkte. Was für eine enorme Sammlung an Informationen sie angehäuft hatte, wussten wir auch erst seit Ende letzter Woche, als dieser Laptop konfisziert wurde – man wollte ihr diesen Montag kündigen.“

    „Und am Sonntag war sie tot. Das dürfte nicht ungelegen gekommen sein.“

    Er hatte es ausgesprochen, bevor er sich die Implikationen vollständig ausgemalt hatte. Oscar benannte, merklich erschüttert, was ihm eiskalt den Rücken hochgekrochen kam. „Ich … ich weiß nicht, was für ein Teufel dich gerate reitet, aber … bitte lass nicht zu, dass er aus mir einen Mörder macht. Ich habe das Gefühl, dass du auf dem besten Weg bist, sehr unglücklich zu werden.“

    Bates schluckte dreimal leer, konnte das furchtbare Gefühl, dass sich durch seinen ganzen Körper ausbreitete, aber nicht verdrängen. Vom Teufel geritten. Dem eigenen Sohn einen Mord vorzuwerfen, mindestens die Orchestrierung davon. Das war nicht gut, ganz und gar nicht.

    „Oscar, ich – tut mir leid, ich wollte nicht…“

    „War das dann alles?“

    Selbst wenn es nicht alles gewesen wäre, Bates wollte nur noch aufhängen.

    „Ja. Tut mir leid.“


    Im gelben Schein der Deckenlampe in der Stube fragte er sich wieder und wieder, wie er nun mit der Situation, die er sich da geschaffen hatte, umgehen sollte. Sie machte ihn krank. Er stand auf, öffnete die Terrassentür, setzte sich dann aber wieder zurück in den Sessel und zündete sich eine Zigarre an – wohl ein Tropfen auf dem heißen Stein der aufgeriebenen Nerven, vielleicht sehnte er sich auch bloß nach einer strafenden Bemerkung von Anne. Während er wie versteinert vor sich hin rauchte, fragte er sich, warum Ruby Strauss sich ausgerechnet an ihn gewandt hatte, damals, am offenen Grab. In Gedanken ließ er ihre erste Begegnung noch einmal Revue passieren, dass er aussehe wie ein „guter Polizist“, im Gegensatz dazu ihr beinahe besessenes Beharren auf die Wahrung ihrer Anonymität gegenüber ebendieser Polizei. Eine bewegte Vergangenheit schien naheliegend, vielleicht ein noch offenes Delikt, das sie nicht ans Tageslicht geschleift haben wollte. Bates fühlte sich schlecht, über derlei Dinge erst zu sinnieren, nachdem er seiner eigenen Familie so hemmungslos eine Verstrickung in ein übles Verbrechen vorgeworfen hatte. Und dann war da noch ihr Ausbruch im Café, wie der blanke Hass aus ihr geflutet gekommen war und jegliche Kommunikation unterbunden hatte; er musste noch einmal mit Dvorsky sprechen, ihn auf eine mögliche Verbindung zu Strauss ansprechen, denn je mehr er darüber nachdachte, desto extremer kam ihm die Szene von heute Morgen vor.

    Sich auf andere Gedanken bringen zu wollen war vergebene Leibesmüh, also beschloss er, diese Gedanken wenigstens zu ordnen. Er telefonierte an Hall und erzählte ihm von Devon, Plasma und Zenks Rolle in dem Debakel.

    „Weißt du, die Sache mit der Kündigung macht mich stutzig. Devon hätte Zenks Leben alleine damit ruinieren können, ein Arbeitszeugnis wird nach diesem … Verhalten kaum lobhuldigend ausgefallen sein. Stattdessen wurde sie umgebracht. Scheint mir etwas extrem, nicht?“

    „Ja…“ Bates spürte, wie langsam Widerwillen in ihm aufkam. Vielleicht war es doch nicht die beste Idee gewesen, sich so zielstrebig weiter in die Angelegenheit zu vergraben. „Vielleicht hat das eine wirklich nichts mit dem anderen zu tun.“

    „Oder die linke Klaue von Devon weiß nicht, was die rechte tut. Auf jeden Fall werden wir überprüfen, ob eine solche Kündigung tatsächlich geplant war.“

    „Gibt es denn wirklich nichts, was sonst auf ein Motiv hindeutet? Persönliche Beziehungen, solche Dinge eben.“

    „Wir haben heute Nachmittag ihre Mitbewohnerin vernommen. Seltsame Frau, aber sie scheint sauber zu sein. Abgesehen davon schien die Gute ein ziemlich einsames Leben geführt zu haben.“

    Dann war Strauss zuletzt also doch der Polizei in die Fänge gelaufen.

    „Fiel euch irgendwas … Ungewöhnliches auf? An ihr, meine ich.“

    „Sie ist nicht vorbestraft, falls du das meinst. Ist vor ein paar Jahren von Brassbury nach Twindrake gezogen und arbeitet zurzeit bei einem Transportunternehmen, alles sehr durchschnittlich – lebt auch nicht mit Pokémon zusammen. Es wurde bloß angemerkt, dass sie nicht unbedingt umgänglich sei.“

    „Und der Tatort?“

    „Am besten machst du dir selber einen Eindruck. Bist du morgen frei? Das Angebot steht noch, Moore hat sich schon heute Morgen ins Wochenende verabschiedet.“

    „Gut.“ Bates hörte dem fallenden Regen draußen zu und räusperte sich. Solange ihn dieser Fall so sehr im Griff hatte, würde es auch nicht weiter schaden, die Spekulationen gegen ein paar handfeste Spuren einzutauschen. „Dann komme ich euch morgen besuchen. Und grüß mir dein Herzchen.“


    Freitags hatte er den Bus nach Twindrake genommen und sich beim Präsidium gemeldet, wo er auf Hall wartete. Vor zwei Jahren war er zum letzten Mal hier gewesen, seitdem schien sich kaum etwas verändert zu haben. Ein neues Gesicht hatte ihn empfangen, ein junger Mann mit einem unansehnlichen Kinnbärtchen, den er nach dem Fräulein Bitter fragte, die er eigentlich erwartet hatte. Tatsächlich war auch sie noch hier, doch zum tratschen blieb ihnen nicht viel Zeit, denn da tauchte auch schon Hall auf und führte ihn an seinem alten Büro vorbei in ein neues. Sie setzten sich und Bates schaute sich um, doch viel zu sehen gab es nicht.

    „Nun.“

    „Nun … ja. Zunächst einmal geht es hier nicht um Zenk, zumindest nicht, wenn jemand fragt. Wenn Moore außer Hause ist, sehen sie es hier nicht so eng mit der Professionalität, aber wenn herauskommt, dass ich dir Einsicht in die Akten gewährt habe, darf ich mit mehr als einer Standpauke rechnen. Einen Kaffee trinken im neuen Büro, das machen wir und sonst nichts.“

    Bates grinste schwach in sich hinein und nickte. Dann zog Hall eine Schublade auf und holte ein schmales Dossier hervor.

    „Zenk ist zum Glück, wenn man das so nennen kann, meine Zuständigkeit. Hier sind die Berichte der Spurensicherung und der Gerichtsmedizin, aber ich will ehrlich sein – Twindrake ist nicht Stratos, hier haben wir keine üblichen Verdächtigen auf der Kurzwahl. Es gibt Spuren, wir haben auch so etwas ähnliches wie einen Tathergang, aber…“, er überreichte Bates das Dossier, dieser nahm es entgegen und blätterte wahllos darin herum, während Hall weitersprach, „wie gesagt, keine Verdächtigen und vor allem kein Motiv.“

    „Nicht einmal Raub?“

    „Das glaubst du doch selber nicht. Wir fanden bei ihrem Ausweis auch noch Bargeld sowie eine Kreditkarte und ihr Schmuck war nichts wert. Du hast sie ja gesehen – im Nirgendwo, mitten im Schilf, das war ein vorsätzlicher Mord. Jedenfalls … hier, schau mal.“

    Er lehnte sich über den Tisch und fischte eine Seite aus Bates‘ Hand. „Von der Spurensicherung. Bei Zenk war eine weitere Person, der Mörder: Schuhgröße 46, grobes Profil, sehr wahrscheinlich Wanderschuhe. Seltsam aber ist die Gangart – die Schrittlänge scheint wie willkürlich zu variieren und der Großteil des Gewichts lagerte auf dem vorderen Teil des Fußes. Wer so geht, müsste eigentlich auffallen.“

    „Bei der Schuhgröße wahrscheinlich ein Mann?“

    „Ist anzunehmen. Aber das ist noch nicht alles – hier, der Tatort. Was siehst du?“

    Er hatte Bates auf eine weitere Seite hingewiesen, auf der ein Foto des Ufers zu sehen war. Bates musterte das Bild und dachte lange nach. „Wenig.“

    „Genau. Hätte Zenk sich gewehrt, wäre es zu einem Kampf gekommen, dann wäre der Boden komplett umgegraben. Die Gegend ist schließlich ein einziger Morast. Aber der Boden ist nicht umgegraben, Zenk und ihr Mörder schienen zielstrebig dorthin gegangen zu sein, sich kaum bewegt zu haben und dann stach er von hinten zu, dreimal. Zuhinterst“, er wedelte mit den Fingern zum Dossier, „ist der Bericht der Frau Doktor. Drei Stiche nahe beieinander, der mittlere brach durch das Schulterblatt und traf das Herz. Dann dürfte sie nach vorne gekippt sein und wurde liegengelassen.“

    „Sie musste ihm vertraut, nichts geahnt haben...“

    „Davon ist auszugehen. Und eine Sache ist da noch … und sie macht mich wahnsinnig. Die Tatwaffe.“

    Bates runzelte die Stirn. „Ein Messer, nehme ich an?“

    „Sieht schwer danach aus, nicht? Aber die Positionen der beiden passen überhaupt nicht. Zenk stand damals nahe am Teich, hast du ja gesehen – aber die Spuren des Mörders enden über einen Meter vorher. Er hat sie erstochen, ja, aber um diese Distanz zu überbrücken und noch genug Kraft für den Stoß aufbringen zu können … es ist lächerlich, aber ich muss ständig an ein Schwert denken. So ein richtiges Schwert, weißt du. Aber dann wiederum hätte er keine drei Stiche gebraucht, überhaupt keine drei Stiche ausführen können, bevor sie gefallen ist. Und so ein Schwert ist ja auch nicht unbedingt unauffällig. Es ist ein verdammtes Buch mit sieben Siegeln.“

    Man konnte ihm nur beipflichten, es war zum Haare raufen. Bates hatte gehofft, dass ihn ein Lösungsansatz des Falles beginnend beim Tathergang anstelle des Motivs weiterbringen würde, stattdessen war nun ein schwertschwingender, hopsender Freund von Melissa Zenk in sein Leben getreten und er hatte sich selten ratloser gefühlt.


    In ihrer geteilten Ungewissheit war das Gespräch alsbald zu anderen Themen abgedriftet und keiner der beiden Männer schien damit ein Problem gehabt zu haben. Als Bates dann das Präsidium verlassen hatte, ging er zur Bushaltestelle und entdeckte auf der anderen Straßenseite Ruby Strauss. Sie schien ihn schon von Weitem gesehen zu haben und kam lächelnd auf ihn zu, Bates lächelte nicht, denn sie in einer solchen Laune zu sehen erschien ihm merkwürdig.

    „Sie gehen nach Hause?“, begann sie unverblümt und er nickte abwesend, ein Teil von ihm noch immer die Akte Zenk in der Hand haltend.

    „Ich gehe nach Hause.“

    „Ich habe gesehen, wie Sie bei der Polizei waren. Gibt es Neuigkeiten zu Melissa?“

    „Keine Guten, fürchte ich. Sie besitzen nicht etwa ein sehr unauffälliges Schwert?“

    Ihre Lippen kräuselten sich. „Wie bitte…? Das müssen Sie mir erklären – aber ich wollte Sie ohnehin sprechen. Was halten Sie davon, wenn wir einen Spaziergang machen?“

    Er wäre ein Narr gewesen, hätte er diese Gelegenheit ausgeschlagen, also stimmte er zu und sie machten sich auf den Weg. Von der Haltestelle bis zum angrenzenden Wald vor Tessera war es nur ein Katzensprung, und so fanden sie sich schon bald inmitten herbstlicher Farben und rauschenden Blättern, als Strauss mit der Sprache herausrückte.

    „Also“, begann sie erwartungsvoll, „was haben Sie herausgefunden, Herr Kommissar?“

    Er hatte die Hände in den Taschen vergraben und den Blick auf den feuchten Waldweg geheftet. „Ich habe nichts herausgefunden. Hall und Moore und die anderen, die finden Dinge heraus. Ich versuche nur, mich damit nicht verrückt zu machen.“

    „Ach, nun seien Sie doch nicht so. Sie wären heute zuhause geblieben, wenn Sie sich nicht dafür interessierten.“

    „Die Sache ist … verzwickt. Unangenehm.“

    „Das können Sie laut sagen.“

    Der Schwermut in ihrer Stimme war ihm nicht entgangen. „Tut mir leid. Es ist nur … es gibt kein vernünftiges Motiv, der Ablauf der Tat ist absurd…“ Beiläufig schaute er ihr auf die Füße. Sie trug Chucks, eine Größe 46 war das nicht. „Man hat Zenk erstochen, aus einer unmöglichen Distanz, ohne dass sie sich gewehrt hätte. Mehr weiß weder ich noch sonst jemand.“

    „Und Devon, was sagen Sie dazu?“

    „Devon wusste von Zenks Recherchen, doch sie hatten sich für eine Kündigung entschieden. Ein Mord scheint mir hinsichtlich dieser Entwicklung etwas drastisch.“

    „Nicht Sie auch noch!“ Ihre Empörung war so echt, wie sie nur sein konnte. „Das glauben Sie etwa?! Das ist doch fadenscheinig, natürlich würde Devon so etwas behaupt-“

    Sie brach plötzlich ab und Bates musterte sie verwundert. Sie war stehen geblieben, der Körper angespannt, und starrte an ihm vorbei, hinein in den Wald. Als er ihrem Blick folgte, sah er auch den Grund für ihre Beunruhigung: Unweit des Weges, kaum verdeckt von den letzten Blättern, hing kopfüber ein Skorgro am Ast einer besonders mächtigen Eiche und fixierte sie aus gelben Augen. Im Gegensatz zu Strauss war er aber nicht sonderlich beeindruckt davon. Mit den meisten wilden Pokémon verhielt es sich nicht anders als mit den Wadribie; solange man sie in Ruhe ließ, hatte man die seine.

    „Das tut uns schon nichts“, hörte er sich sagen, wobei er den Blick aber nicht von Skorgro abwandte, „wir dürfen ihm bloß nicht zu nahe treten.“

    Doch Strauss schien andere Pläne zu haben. Als sie nicht gleich antwortete, wagte er einen Blick über die Schulter und stellte erstaunt fest, dass sie eine Pfeife an die Lippen gelegt und hineingeblasen hatte – der Ton musste für Menschen, oder zumindest für Menschen seiner Altersklasse, unhörbar sein. „Strauss, provozieren Sie es nicht auch noch!“

    „Nicht meine Absicht!“, gab sie entschuldigend zurück, „aber zu dritt fühle ich mich wohler als zu zweit.“

    Sie schaute an ihm vorbei mit einem seltsam belebten Ausdruck, und als Bates sich wieder umdrehte, erschrak er gehörig: Aus dem Nichts war ein Snibunna neben ihm aufgetaucht, er hatte es nicht einmal vielleicht kommen hören. Es grinste ihn an und gab einen grüßenden Laut von sich, dann eilte es an Strauss‘ Seite. Zu dritt passierten sie dann wachsam schweigend Skorgros Warte und trauten sich erst wieder etwas zu sagen, als es außer Sichtweite geraten war.

    „Mir wurde gesagt, sie besäßen keine Pokémon.“

    Besitzen – ein furchtbares Wort. Freunde besitzt man nicht, und Glitter Freeze hier ist nichts, wenn nicht ein Freund. Ich könnte ihm auch niemals einen dieser schrecklichen Pokébälle zumuten.“

    „Hm.“ Er wunderte sich. „Wissen Sie, das kommt mir nicht unbekannt vor. Damals…“

    „Ich – gleich! Entschuldigung, mein Schuh.“ Sie bückte sich hinter ihm und fummelte an den Schnürsenkeln herum. Bates war indessen ebenfalls stehengeblieben und ließ die Waldatmosphäre auf sich wirken, doch gerade als er die sich wiegenden Baumkronen betrachtete, wirkte etwas anderes, weitaus weniger idyllisches in seiner unmittelbaren Nähe auf ihn ein, präziser: auf seinen Rücken. Da presste sich eine zarte Pfote gegen seinen Körper, die, er war sich sicher, deutlich weniger zart sein würde, wenn er sich jetzt zu plötzlichen Bewegungen hinreißen ließ.

    „Strauss“, zwar gab er sich die größte Mühe, gefasst zu wirken, konnte sein Unbehagen aber nicht komplett überspielen, „was soll das werden?“

    „Bitte nehmen Sie es mir nicht übel, Herr Kommissar“, sie ging an ihm vorbei und baute sich mit verschränkten Armen vor ihm auf, „aber das mit der Sicherheit bezog sich nicht nur auf das wilde Pokémon. Ich bin mir nämlich nicht sicher, ob ich Ihnen noch vertrauen kann.“

    „Inzwischen beruht das auf Gegenseitigkeit, danke auch.“

    „Sie haben mir versprochen, mich nicht bei der Polizei anzugeben. Und trotzdem hatte ich sie gestern in der Wohnung. Wollen Sie mir das erklären?“

    Bates fiel aus allen Wolken. Diese Frau hatte Nerven – bedrohte ihn aus reiner Paranoia mit ihrem Snibunna. „Das haben Sie sich wohl selber zuzuschreiben, so als ehemalige Mitbewohnerin von Melissa Zenk.“

    Das ist Ihre Rechtfertigung?“

    Das ist ihre Anschuldigung?“ Diese Dreistigkeit ließ ihn beinahe die Klauen in seinem Rücken vergessen. „Ich habe zu meinem Wort gestanden. Und nehmen Sie es mir nicht übel, wenn ich nun sage, dass ich es reichlich naiv finde zu glauben, dass Sie als eine Angehörige ohne eine Vernehmung davonkommen würden.“

    Seine Worte schienen Gehör zu finden, also legte er nach. „Angeblich haben Sie ja weder Vorstrafen noch sonst einen unsauberen Lebenslauf. Macht Ihnen eine mögliche Vergeltung von Devon wirklich so viel Angst, dass Sie lieber der Klarheit in diesem Fall im Weg stehen?“

    Strauss wirkte überrumpelt. „Sehen Sie … in diesem Punkt liegen Sie falsch, Herr Kommissar.“ Sie gab Glitter Freeze einen Wink und es ließ von Bates ab, dieser atmete auf. Strauss schien sich ein Herz zu fassen und holte tief Luft, bevor sie fortfuhr. „Ich kann nämlich von Glück reden, dass ich gestern nur von Anfängern und Gewohnheitstieren besucht wurde – ich wäre wohl in Schwierigkeiten geraten, wäre auch nur einem von denen aufgefallen, dass ich…“, sie wandte den Blick zum Himmel und trat von einem Fuß auf den anderen, „dass ich damals der Verhaftungswelle entgangen bin. Als Ihre Leute über die meinen hergefallen sind, alles im Namen der gesellschaftlichen Ordnung. Als Team Plasma für tot erklärt wurde, ich aber weiterleben musste.“

    Bates brauchte einen Moment, um dieses Teil des Puzzles an seinen richtigen Platz zu legen. Oder – er hätte ihn gebraucht, wäre es ihm denn gelungen. „Dann sind Sie gar nicht aus Brassbury. Deshalb der Ausbruch im Café – Dvorsky hatte Sie aufgegeben und vergessen.“

    „Ich erwarte gar nichts von diesem alten Narren“, fauchte sie. „Nur machen mich Leute wie er krank. Opportunisten wie er – wie Devon! – haben nie verstanden, worum es ging. Die Vision war verschwendet, vielleicht war das unser Untergang, ich weiß es nicht. Aber vielleicht verstehen ja Sie, worum es mir geht. Es ist alles so … falsch. Die längste Zeit war es diesen seelenlosen Materialisten, diesen Geiern mehr als recht, sich eine goldene Nase mit unserer Not zu verdienen – haben Sie sich nie gefragt, wer für die Ausrüstung Plasmas gesorgt hat? Und kommen Sie mir nicht mit irgendeinem Schwarzmarkt, nein, es war Devon, Devon alleine, die sich hinter ihrem sauberen Image an unserem Kampf bereichert hatten. Und jetzt, jetzt wo ihnen Melissa unbequem geworden ist, fällt es ihnen langsam ein, sich um die letzten losen Enden zu kümmern.“

    Sie hatte die Fäuste geballt, wusste aber nicht, was sie damit anstellen sollte.

    „Und Sie sind ein solches loses Ende.“

    „Ich bin die letzte Person, die die Wahrheit kennt! Was soll ich denn noch sagen? Es gibt keine angemessene Entschädigung für den Verrat, den Devon an uns begangen hat, nicht in der Form, die Sie Gerechtigkeit nennen. Ich weiß nicht, was Sie noch zu hören brauchen, aber lassen Sie es mich trotzdem so formulieren: Man hat uns ausgenutzt, nach Strich und Faden, es ging niemals um die Vision und das ist unverzeihlich.“

    Eine gebrochene Frau, an die Vergangenheit gefesselt, Sklavin ihrer eigenen Unfähigkeit, ein Ideal aus vergangenen Tagen loszulassen. Sie tat Bates leid, zugleich wusste er ganz genau, dass ihr Kampf ein vergeblicher war – schließlich war er selbst dabei gewesen, als sich Zenks Lebenswerk für immer außer Reichweite von Ruby Strauss begeben hatte. Inzwischen hatten sie den Wald hinter sich gelassen und passierten die sonnenbeschienenen, feuchten Felder vor Tessera. Bates sagte noch immer nichts, versuchte aber angestrengt, sich zu wohlwollenden Worten durchzuringen.

    „Und … wenn Sie die Vergangenheit ruhen ließen – schließlich hat sie bereits mehr als genug Schaden mit sich gebracht.“

    „Das können Sie so leicht sagen. So leicht sagen Sie das, doch was wissen Sie schon davon? Wann mussten Sie schon mit ansehen, wie Ihre Überzeugungen mit Füßen getreten wurden, wieder und wieder, nur um dann zuletzt totgeschwiegen zu werden? Selbst Melissa war zu naiv gewesen – für sie mochte es vielleicht gereicht haben, Devons Verbrechen aufzudecken, aber sagen Sie mir, was hätte sich geändert? Dies ist eine Plasma-Angelegenheit, und Plasma braucht keine der Allgemeinheit entgegenkommende Reue von Devon. Das Erbe der Männer und Frauen, die so beiläufig benutzt und dann fallengelassen wurden, darf sich nicht in einem letzten Medienrummel zur Belustigung der ignoranten Massen erschöpfen.“

    „Sie zerstören sich, Strauss. Sie haben mich gefragt, was ich davon weiß – viel zu wenig, nichts, das gebe ich zu. Aber ich sehe doch, wie Sie davon aufgefressen werden. Ehren Sie Melissa, indem Sie nicht daran zerbrechen. Bitte.“

    Beide mit ihren eigenen grimmigen Gedanken beschäftigt gingen sie das letzte Stück bis zu Bates‘ Hof. Glitter Freeze hatte sie irgendwann unterwegs verlassen, so unbemerkt wie es gekommen war. Plötzlich ergriff Strauss wieder das Wort, aber nicht so, wie Bates er erwartet hätte.

    „Wie lange bleibt sie eigentlich bei Ihnen?“

    Er verstand nicht ganz. „Wie bitte?“

    Sie hob das Kinn zum Hof, wo Belaine auf dem Vorplatz in Annes Gummistiefeln stand und Nott Befehle zurief. Sie hatte sie noch nicht bemerkt.

    „Ah. Bis zum Sonntag. Dann geht sie nach Hause.“

    „Schade. Es scheint ihr bei Ihnen zu gefallen.“

    „Sie kann sich auf jeden Fall gut beschäftigen hier.“

    Es kam ihm nicht ungelegen, dass sich Strauss mit dieser Nebensächlichkeit ablenken wollte; er gönnte es ihr. Sie mochte eine selbstzerstörerische Fanatikerin sein, doch ihr Los im Leben neidete er ihr wirklich nicht. Belaine hatte sie inzwischen entdeckt und kam winkend auf sie zugelaufen, dies war auch Strauss‘ Stichwort für den Abschied. Bates blickte ihr hinterher und wandte sich dann seiner Enkelin zu, die in ihren viel zu großen Stiefeln ein mehr als willkommener Anblick der Leichtigkeit bot. Wie ihre kleinen Füßchen darin herumrutschten, kein Schritt dem anderen glich und die klobigen Dinger sie mehr als einmal beinahe nach vorne zogen – sein Lächeln gefror, sein Herz setzte für einen Augenblick aus.




    Keine Angst, Joseph Bates geht es gut, der kardiologische Aussetzer war rein metaphorisch. Dies ist der Ulti-Channel, hier lassen wir Leute nicht umsonst sterben.
    Aber Oida. So viele Gespräche in diesem Kapitel, und ehrlich gesagt habe ich nicht das Gefühl, auch nur einem davon gerecht geworden zu sein. Es ist alles so … schnell. Wiederum habe ich wohl alles gesagt, was gesagt werden musste und irgendwann sollten auch Punkte gesetzt werden, ich überlasse das Urteil der geschätzten Leserschaft. Ähnlich so wie ein Seeteufel habe ich hart im Trüben gefischt bei der Szene in Halls Büro, ich habe doch keine Ahnung von Polizeijargon, hachja. Jedenfalls ist es jetzt hier; das heiß ersehnte Strauss-Kapitel, das mir wahrscheinlich deshalb so Kopfzerbrechen bereitet, weil es mein Geschick in Sachen Informationsdistribution auf den Prüfstand stellt wie keines zuvor. Vielleicht steht und fällt der Reiz der Handlung mit diesem Chapter, doch wir schauen nach vorne, zwei mehr, dann darf ich mich Fanfiction-Autor nennen. Wie immer schalten wir an dieser Stelle zu den Feedbacks von diversen Szenegrößen.


    Zitat von Peter Watts, britischer Toningenieur

    I think it's marvellous! Hahaha...


    Zitat von Park Ryung-woo, ehem. Starcraft 2-Weltmeister

    Graue Tage gleicht dem Füttern von Katzen - eine gewisse Beiläufigkeit wohnt darin, der begleitende Geruch ist seltsam und man ist sich nie ganz sicher, ob die investierte Zeit auch wertgeschätzt wird.


    Zitat von Jimothy Cool, ADV-Gelehrter

    This is quite epic, folks. This is certainly a story.


    Und zuletzt einige Worte von der Fangemeinde.

    Hallo,


    das Kapitel aufzuteilen war sinnvoll, um die thematischen Szenenwechsel nach der Beerdigung besser darzustellen. Wenn man von der unbekannten Person absieht, mochte ich hier Belaine besonders gerne. Einerseits wirkt sie sehr aufgeschlossen und andererseits zeigt sie sich von ihrer schelmischen Seite, wenn es um Desserts geht. Überraschend fand ich nur Josephs Reaktion, der darüber gelacht hat. Die beiden scheinen doch ein gutes Gespann zu sein. Team Plasmas Beteiligung ist aber ein interessanter Plotpunkt, wobei Dvorsky besondere Aufmerksamkeit geschenkt wurde. Seine Darstellung als ehemaliges Mitglied war mit der Ablehnung seitens Strauss und seiner eigenen gleichgültigen Haltung gelungen.


    Wir lesen uns!

    Naw, danke für diesen Schwall an Bestätigung. Du liegst schon richtig, Belaine fiel es wohl schon seit immer leicht, mögliche Vorteile für sich zu erkennen und auszuhandeln, bis, naja, das Alola-RPG seinen Anfang nahm. Wenn dir der Plasma-Flavour gefallen hat, wirst du jetzt wohl auf deine Kosten kommen - und falls nicht, so bitte ich untertänigst um hemmungslose Rückmeldungen dazu, ich kann mich bei deiner Person ja ohnehin auf rege Beteiligung verlassen und ich schätze das wirklich, wirklich ♥️

    Teambuilding Belaine


    Funktionierte es, zeigten ihre Bemühungen Wirkung? Ernsthafte Bemühungen waren für gewöhnlich eine Rarität in Belaines Leben, daher war es ihr stets ein dringliches Anliegen, dass diese auch irgendwo hinführten. Der prekäre Moment, der zwischen Erfolg und Scheitern entscheiden sollte – Sandrines Reaktion – wurde jedoch aufgeschoben, denn Roxas, der sich eigentlich um das sie alle bedrohende Kaocto kümmern sollte, hatte seine Pflicht vernachlässigt, um ihr stattdessen dazwischenzufunken.

    💢

    Doch weder trat er mit einem Statusbericht noch mit einem Hilferuf an sie heran, stattdessen zog er ihr gehörig den Boden unter den Füßen weg, als er sich nach seiner ausschweifenden Eröffnung direkt an Belaine wandte. Wie vom Donner gerührt stand sie dann da, eine einzige Frage wieder und wieder abspielend in ihrem Kopf: War das wirklich der Moment dafür? Dabei war nicht der Zeitpunkt das eigentliche Problem – was Belaine so aus der Bahn geworfen hatte, was sie mit dieser trivialen Frage unterbewusst zu übermalen gedachte war die Erkenntnis, dass man sich erneut anmaßte, sie zu durchschauen, sie sogar durchschaut hatte, und schlimmer noch: Dass sich solche Momente alleine heute zu oft gehäuft hatten, um noch zu glauben, dass sie nur aus äußeren Parteien gekommen waren. Sie war durchschaubar, der Nimbus der bates’schen Exaltiertheit schien nichts weiter als ein transparenter Schleier zu sein, der nicht verdeckte, sondern bloß signalisierte, dass er zu verdecken suchte. Sogleich nahm sie all das persönlich und wollte beweisen, wie toll sie eigentlich war, wäre da nicht Roxas‘ letzter Satz gewesen, der Rechtfertigungsversuche im Keim erstickte und sie stattdessen durch ein fades „… warum?“ ersetzte. Denn sie verstand nicht ansatzweise. Ihr unflexibler Denkapparat lief heiß beim Versuch, aus diesem offensichtlichen Widerspruch schlau zu werden; wenn es wirklich so leicht war, durch ihr Blendwerk aus groß inszenierter, aber erwiesenermaßen falscher Kompetenz und Glanz zum Selbstzweck zu schauen, was gab es dann schon zu sehen in der Leere dahinter? Was gab es daran zu mögen?


    Ein böser Spaß, den sie nicht verstand? Nein, in der Akte Roxas wies nichts darauf hin, dass er unehrliche Neigungen hatte, vor allem passte so etwas ganz und gar nicht zu der Situation, die sich noch immer um sie herum entfaltete. Jemand wie er würde sich nicht aus einem Kampf zurückziehen, nur um ohne zu blinzeln durch die Lücken ihrer Aufmache zu starren und sie zuletzt mit einem kryptischen Häppchen Hoffnung am langen Arm verhungern zu lassen. Meinte er das also … ernst? Hatte er wirklich von Kacoto abgelassen, um ausgerechnet jetzt Lebensweisheiten – oh, das Kaocto. Zu lange hatte Belaine wie vom Blitz getroffen Roxas aus schmierig-schwarz umrandeten Augen fixiert, zu lange war ihr komplett entgangen, wie sich der Kampf hinter ihm entwickelt hatte. Folterknecht oder nicht, keines ihrer möglichen Szenarien hatte miteinbezogen, dass sich das Ungetüm auf sie stürzen würde, der Lerneffekt aus der Höhle hatte noch nicht in Gänze Wurzeln geschlagen. Dennoch manifestierte sich daraufhin eine merkwürdige Entwicklung in einer merkwürdigen Handlung – zwar kreischte Belaine auf, doch dieses eine Mal kam sie gar nicht dazu, sich Gedanken zu machen. Ihr Körper war schneller gewesen, hatte Sandrine, von der sie nicht wusste, ob auch sie die Gefahr realisiert hatte, an sich gezogen und vom heranstürmenden Kaocto abgewandt, sodass Belaines eigener blumengemusterter Rücken den Angriff abgefangen hätte, wäre es zum Äußersten gekommen. War das Heldenmut? Wahrscheinlich einfach bodenlose Idiotie, vielleicht auch ein unausgesprochener Wunsch, die Felgen des Rollstuhls mit Swarovskisteinen zu dekorieren. Glücklicherweise kam es gar nicht dazu, zu spüren war nur der entstandene Luftzug, als Belaines großmütiges Opfer ungerührt ignoriert wurde und nur ihr Stolz Schaden davontrug, denn ausgerechnet ein Käferpokémon hatte ihr den gemachten Hintern gerettet. Zu hohe Pulsfrequenzen und zu wenig Sauerstoff häuften stetig zahlreicher werdende schwarze Punkte in ihr Sichtfeld, sodass sie gerade noch registrierte, dass sie Sandrine womöglich etwas zu angestrengt umklammert hatte.

    „Oh … sorry“, murmelte sie noch, dann ließ sie sie los und damit auch die dringend benötigte Stütze für ihren ausnahmsweise labilen körperlichen Zustand. Nach ein paar delikaten Ausfallschritten brach sie dann zur Seite weg.


    OT: Belaine auch

    The Hateful Dead


    Es war nun der Moment gekommen, der Lapse of Reason die Sprache verschlagen hatte: Schuld daran war Heector, der in indolentem Schlaf durch die Tarnsteine gepflügt war und, freundlicherweise unterstützt durch die Erdbeschleunigung, seinen Schweif auf Sneaky Pebbles und damit auch auf seine Trainerin herunterfahren ließ. Selbst ein kundiger Mediziner würde den Schaden, den der Nassschweif an dem Großmaul anrichten würde, kaum mehr beheben können – doch bevor hinter der Maske ein Leben vorübergezogen war, wusste Lapse of Reason ein weiteres Ass im Ärmel auszuspielen, eines, das ihr unter weniger lebensgefährlichen Umständen vielleicht einen großen Vorteil im Kampf von Pokémon zu Pokémon hätte verschaffen können, so aber wenigstens die eigene Unversehrtheit garantierte.

    „SORROOOW!“, kreischte sie panisch, „hol mich hier raus! SEITENTAUSCH!!“

    In einer beeindruckenden Zurschaustellung von Loyalität tat das Megalon wie geheißen: Es hob die Hände, flimmerte hin- und her und … löste sich dann in Luft auf, an seiner Stelle erschien im selben Moment Lapse of Reason. Ihr treuer Retter indessen materialisierte sich auf Sneaky Pebbles‘ Kopf, gerade in dem Augenblick, in dem Heectors Schwanzflosse auf das Humanolith niederkrachte und ihm nach Fleurs Diebeskuss den Rest gab. Die Platte, auf der sich sein Gesicht befand, dellte sich ungesund tief ein, darunter rutschten seine Beine davon und das einst so gefährliche Pokémon brach als harmlosen Schutthaufen zusammen. Sorrow wurde in die Trümmer hineingeschlagen und unter Heector begraben und Lapse of Reason schlug die Hände vor dem gelben Kunststoff zusammen, als der Boden um den Einschlag erbebte.

    „Saucy, nun tu doch was!“

    Dieser tat durchaus etwas – zuerst schien er die an ihn gerichteten Rufe verarbeiten zu müssen, wobei ihm Lapse of Reasons aufgelöster Tonfall verdeutlichte, dass er sich dabei nicht zu viel Zeit lassen durfte. Seine phonologische Schleife ausgefüllt von Henris Vorschlag wies er also sein Ohrdoch an, einen Schauer an Lebenstropfen auf die unmittelbare Umgebung niedergehen zu lassen, ein Befehl, dem es in seiner Sorge um seinen Zustand nur zu gerne Folge leistete. Der lindernde Niederschlag ergoss sich über Mensch und Pokémon zugleich und verlieh Heector und Sorrow eine neue Frische, sogar Blanks sah danach besser aus. Zum ersten Mal an diesem Tag schimmerte so etwas wie Klarheit in seinen Augen, auch wenn das Bild, das sich ihm bot, wenig Anlass für ernsthaftes Verständnis gab: Ihm gegenüber, eindeutig in eine Kampfhandlung verstrickt, ein ehemaliger Kamerad und drei Halbstarke, die er beim besten Willen nicht zuordnen konnte. Um ihn herum ein Schlachtfeld, Trümmer, kämpfende Pokémon und am schlimmsten – die letzten Stunden und Tage ein einziger Fiebertraum aus Filmrissen und Wiederholungen, widersprüchlichen Erinnerungen und diesem Smiley als einzige Konstante darin. Sein Blick streiften den Beutel, den Lapse of Reason noch immer fest umklammert hielt und nichts machte mehr Sinn. Taith war gekommen, um ihn zu liquidieren … oder? Doch wenn die Zelle hier war, dürfte es überhaupt keinen Anlass für ein solches Unterfangen geben. In seinem aktuellen Zustand musste er sich einen bösen Fehltritt geleistet haben, er konnte es sich nicht anders erklären, denn seine Erklärungen waren ohnehin allesamt spekulativer Natur. Diese Maske – Lapse of Reason, soviel wusste er – musste der Grund für seine Misere sein, doch nicht einmal dessen konnte er sich sicher sein; war er von Ybernagium fallengelassen worden, weil er sich an Lapse of Reason gewandt hatte oder hatte er sich an Lapse of Reason gewandt, weil er von Ybernagium fallengelassen wurde?
    Saucer of Secrets oder Quick Blanks?

    -

    „Naja, es gibt wohl den Full House Club, die – DIE ZELLE?!“ Gilian hatte den Versuch gewagt, sich seine Nerven durch ein Eingehen auf Pays im Hinblick auf ihre Lage belangloses Geschwätz zu bewahren, wurde aber von selbigem sogleich wieder aufgeputscht, als er ihn auf die Zelle in Lapse of Reasons Hand aufmerksam gemacht hatte. Sein kurzer Moment der Überraschung, den er nicht wirklich evaluieren konnte – was eine Zelle in den Händen dieser Verrückten eine günstige Fügung oder eine gar riskante Entwicklung der Situation? – hatte ihn bereits ins Hintertreffen der Aktionsökonomie befördert, inzwischen hatte sich nämlich nicht nur Henris Curelei durch die Tarnsteine gemüht, sondern auch Heector, der auf seine gewohnt brachiale Art zumindest ein Problem gelöst hatte, das Problem des Humanoliths. Etwas albern kam sich Gilian nun tatsächlich vor, sein hinterhältiger Trick mit Stars Aussetzer, der Lapse of Reason zwar unbeabsichtigt, aber erfolgreich zur Weißglut getrieben hatte, war jetzt wohl auch nichts mehr wert. Beschweren wollte er sich trotzdem nicht, auch wenn sich Heector einmal mehr an einer überaus ungünstigen Position zur Ruhe gebettet hatte. Sehr wohl hatte Gilian mitbekommen, dass sich die lästige Maske irgendwie aus der Reichweite von Heectors Nassschweif gebracht hatte, und unter „Seitentausch“ konnte er sich genug vorstellen, um sich auszumalen, dass das Megalon jetzt irgendwo in den Trümmern von Sneaky Pebbles und unter Heector lag. Eine Matschbombe ohne Kollateralschäden zu landen würde sich somit als schwierig erweisen.

    „Also“, begann er an Pay gewandt, sich wirklich, wirklich um einen gefassten Tonfall bemühend, denn eigentlich schoss ihm das Adrenalin aus sämtlichen Poren, „dein Pokémon ist im Weg. So kriegt Star das Gehirn da nicht … aufgelöst.“ Beim letzten Wort zuckte sein rechtes Auge, Pay ließ sich jetzt besser etwas einfallen, denn eine zweite Warnung beabsichtigte er nicht auszusprechen.


    OT: Fleur und Heector haben zwar Tarnsteineschaden genommen, der wurde aber durch die Lebenstropfen wieder weggeheilt (ist das ein Wort?).


    Teambuilding Belaine


    Schach-und-matt … -e Töne aus Sandrines Richtung. Belaines eben noch selbstgefällige Siegerpose mutete auf einmal gespielt an, als sie realisierte, dass nicht alle hier an ihrem berauschenden Höhenflug teilhaben wollten. Skeptisch drehte sie sich zu Sandrine um und fühlte sich bei ihrem Anblick, als hätte ihr jemand in den Magen geschlagen. Sie verschluckte sich. Warum … warum sah sie so elend aus? Was soll das bedeuten, sie machte überhaupt nichts? War das Ärger, den sie bei ihrem Anblick empfand, Ärger, dass es jemand wagte, ihr diesen Moment zu ruinieren? Eigentlich fühlte es sich ganz anders an, als hätte Sandrine, kaum hatte sie den Mund aufgemacht, ihre gesamte Unglückseligkeit mit Belaine geteilt, und auch wenn – oder gerade weil – sie nicht darum gebeten hatte, war es ein schrecklich unbehagliches Gefühl. Es musste weg, es passte nicht zu der Stimmung, die sie im Moment haben und erleben wollte.

    Also eilte Belaine ohne weitere Grübeleien zu ihr und versuchte ungeschickt, Sandrine auf den schwachen Beinen zu halten. Was tun, moderner Mensch? Sie kannte trostspendende Gesten nur von einer Seite, der Seite, auf der der Trost empfangen wurde. Was war denn eigentlich ihr Problem, dass sie nicht einfach… Der Ton, in dem Belaine ihre Gedanken formulierte, war deutlich weniger einfühlsam als die Worte, um die sie sich anschließend bemühte; selbst sie wusste, dass eine allzu harsche Note Sandrine kaum aufheitern würde und schließlich stand das – wenngleich aus Eigennutz geborene – Heben der Laune ihrer Kollegin im Moment im Vordergrund. Blanas würde schon zurechtkommen und Rocara brauchte anscheinend ohnehin keine Anweisungen ... auch wenn es mit denen wahrscheinlich besser bedient wäre. Sie wischte den Gedanken beiseite, Belaines Fokus hatte hier zu sein, wenn sich die Menge an emotionalem Ungleichgewicht hier am Strand nicht verdoppeln sollte.

    „Sandrine, was ist de…“, nach den Phasen der Empörung, der Verlorenheit, der Bissigkeit und der Schadenfreude, die sie bis zu diesem Punkt hier durchlaufen hatte, fühlte es sich überaus merkwürdig an, nun einen fürsorglichen Tonfall anzuschlagen, trotzdem versuchte sie es, „wir haben es so gut wie geschafft, im Ernst. Mach dir … mach dir keine Gedanken, du…“, BLOODY FUCKING HELLS WAS WAR DIESES ANTEILNAHME-DING AUCH SCHWIERIG, „du warst großartig. Bestimmt nützlicher als … ich.“

    Denn an welchen Maßstäben würde sich Belaine Bates bedienen, wenn nicht an sich selbst? Auch wenn es ein kleines bisschen schmerzte.

    „Und kannst immer noch großartig sein.“

    Sie wusste noch immer nicht genau, was diesen Missmut in Sandrine ausgelöst hatte, bemerkte aber, dass sie nicht schlecht positioniert war für eine Umarmung.


    OT: Menschentum

    Teambuilding Belaine


    Eine der lästigsten Eigenschaften der Realität war ihre höchst unangenehme Komplexität. Das Dilemma hatte damit begonnen, dass sich Belaine den Kopf zerbrochen hatte, ob Resladeros Entlastung bereits durch den Konsum der Beeren aktiviert worden war, wuchs dann stetig weiter mit der Frage, ob dies überhaupt Resladeros tatsächliche Fähigkeit war und gipfelte schließlich in der Erkenntnis, dass eine eindeutige Antwort auf diese eine spezifische Unklarheit das Chaos, zu dem der Kampf ausgeartet war, kaum mindern würde. Die Pokémon taten einfach irgendetwas und ein kurzer Blick zu Sandrine, die zumindest nicht schlecht mit ihrem Rocara zurechtzukommen schien (wann war sie an ein Rocara gekommen?) weitete diese Beobachtung auch auf die Trainer aus. Gesteinsattacken? Gegen ein Kampfpokémon?! Belaine schluckte ihren anfänglichen Ärger mit Mühe herunter und presste ihn stattdessen in die seit längerem nicht mehr benutzte Schablone der konstruktiven Kritik.

    „Sandrine! Gesteinsattacken kitzeln es at best, was wir brauchen sind Feenattacken! Zauberschein, Mondgewalt, Nebelexplosion?! Selbst Charme wäre angebracht…!“

    Zu viele Unbekannte hatten dieses Debakel im Griff, wenn sie nur irgendwie etwas Berechenbarkeit schaffen könnte … und dann, ohne Vorwarnung, fuhr ein Geistesblitz direkt in Belaines hübschen Kopf, es war keine angenehme Erfahrung und er tat danach weh, doch unter dem Strich profitierte sie davon. Ihre schockierte Miene verwandelte sich in ein hinterhältiges Grinsen – sie mochten ein ungünstiges Blatt ausgeteilt bekommen haben, doch weder würden sie schicksalsergeben versuchen das Beste daraus zu machen noch mit besagtem Schicksal hadern; Belaine brauchte nichts weiter zu tun als das Blatt ihres Gegners noch viel ungünstiger zu gestalten.

    „BLANAS!“, schrie sie entschlossen, „Folterknecht auf Kaocto!!“

    Das würde ihnen hoffentlich die dringend benötigte Berechenbarkeit verschaffen – fiel Kaocto auf die Attacke herein, so wäre es ihm für die Dauer des Effektes unmöglich, dieselbe Attacke in Folge auszuführen. Nach jedem Einsatz einer starken Attacke wie Octazooka würde somit eine Chance für die Pokémon der Guardians entstehen, ohne Furcht vor schwerwiegenden Konsequenzen anzugreifen, und das Beste daran war der mentale Stress, den es bei dem Rüpel auslösen würde. Griff es Rocara mit einer Wasserattacke an, konnte es sich mit Kampfattacken alleine nicht gegen Resladero und Skaraborn behaupten und umgekehrt. Packte es einen Gegner mit Octoklammer, war seine Fähigkeit, Angriffe im Nahkampf zu kontern bis nach seiner nächsten Attacke nonexistent.

    Blanas musste nur noch einmal kooperieren und dieser Kampf befände sich in trockenen Tüchern, zumindest glaubte Belaine das. Sie konnte es kaum erwarten, der angeblich so komplexen Realität die lange Nase zu zeigen.


    OT: Ich habe gelogen und Belaine redet sich Dinge ein, das hier ist ziemlich exakt die Astor-Quote.

    Right, ich wollte mich hier auch noch melden und das Kind – die Kinder? – beim Namen nennen.


    PLUSQUAMPERFEKTION

    Mein Bisabro, mein Schatzi, ohne dich wäre es hier weniger schön – um den Anfang meiner Liste aber nicht bereits jetzt schon einzig auf Sympathien zu fußen verweise ich auf diesen liebevollen, überlegten und vor allem regelmäßig aktiven Blog, der gefühlt vom halben Forum gelesen wird und niemals keine Reaktionen hervorruft. Ich finde, ein so präsenter Bestandteil des Forenlebens sollte entsprechend gewürdigt werden; man kann über die Bewertungen sagen was man will, doch die Aktivität, die der Blog generiert, lässt sich nicht leugnen.


    Cay

    Ich bin ehrlich, die Bereiche, in denen wir beide uns herumtreiben, sind in Sachen Konnektivität zwei Parallelen – aber! – du bist im Chat, ich bin im Chat, ich freue mich darüber. Wie schon Johny gesagt hat; du bist einfach vibe-able, actually lustig und vereinst vieles in dir, was ich überhaupt schätze an Leuten. Fälle ich nun mein Urteil, hast du nichts zu befürchten: Bereicherung für das Forum, UdJ-Kandidat.


    Atlina

    Du bist auch so ein Sonnenschein und Interaktionen mit dir schaffen es wirklich immer, mich mindestens zum Grinsen zu bringen. Ich lebe, wie bereits angedeutet, unter einem Stein hinter dem Mond, doch deine mehr als willkommene Präsenz im RPG-Bereich alleine – ob Teilnahme oder Feedback – reicht für mich längstens aus, um dich hier zu nominieren.


    Thrawn

    Die schärfste Feder des Forums ist noch nie gescheitert an der – zugegeben, trivialen – Aufgabe, mich zu beeindrucken und das rechne ich ihr hoch an. Ich liebe deinen Blog und diesen weltmännischen Biss, den du durch ihn in das Board bringst, gelegentlich verirre ich mich sogar in die ADs, wenn einer deiner Beiträge dort auf meinem Dashboard auftaucht. Wir können wirklich von Glück reden, dass unsere Stimme der Vernunft derartig wortgewandt und aufmerksam ist, außerdem carriest du mich in Raids. Daher: Nominiert.


    Raplebsundjohnywarumwolltihrsobescheidenseinichhätteeuchbeidenominiert grrr


    DURGE!! Erinnert ihr euch, wie ich damals sagte, dass ich meinen Stil upgraden will? Ich nicht, trotzdem war ich nach dem hier etwas weniger befriedigt als sonst. Nichtdestotrotz habe ich nichts als Liebe für meine Durge und die Heldenstory, die sie mir in Baldurs Gate geboten hat; vom schockierenden Mord an Alfira bis hin zum Mittelfinger an Bhaal und dem Durchbohren der ekligen kleinen Schwester war ich wirklich so invested, auch noch, als ich letztendlich für meine Sünden nur durch die eigene Auslöschung und dem Wiederaufleben als Illithide büßen konnte ✊😔 Aber ich konnte Karlachs Seele auf keinen Fall opfern, sie ist zu pure 😥
    Warlock ist auch einfach die beste Klasse, keine Lüge - Dual Wield Cosmic Horror Schwertkämpferin hat halt dieses gewisse Etwas, hach ich liebe dieses Spiel (das linke Auge liegt wahrscheinlich noch irgendwo im Teehaus herum - es musste weg für die Ästhetik, danke Auntie).


    Ich kann diesen Post jedoch noch nicht fertig nennen ohne mich kurz über den Hintergrund auszulassen, ja er sieht krass aus, aber meine Güte war das ein Krampf. Schlaft gut ✌

    Die meisten meiner heiseren Episoden kamen nach längeren Autofahrten alleine, wenn mich Gott nicht dabei stoppt dann ist es nicht verkehrt. Eigentlich kümmern mich die Feinheiten des Singens nicht wirklich, ich kann das nicht gut oder so, aber ich mache es schon gerne, auch beim Spazieren oder wenn mich ein Lied packt, egal in welcher Situation. Meinen Kater texte ich eh ständig mit Lyrics zu die mir im Kopf herumspuken, davon bleibt mir viel zu viel hängen.


    • Welches Werk ist euch besonders gut gelungen? Habt ihr ein Lieblingswerk aus dem vergangenen Jahr? Mit welchem Werk geht ihr besonders kritisch um? Warum?

    Wahrscheinlich SERIOUS BATES (Dezember) oder BIG SHOW (Oktober), ersteres sehe ich als diese Art Synthese aus all den kleinen Dingen, die mir im Laufe des Jahres besser gelungen sind als auch schon und meine Detailverliebtheit, die manchmal ein zweischneidiges Schwert ist, hat sich auch gelohnt. Und bei zweiterem habe ich diesen Poster-Vibe ganz gut eingefangen + Farben, Pose, Hintergrund und Shading greifen so toll ineinander und ich hatte tatsächlich kein einziges Mal Zweifel oder Motivationslöcher beim Zeichnen. Ich schätze, das ist mein stolzestes Werk des Jahres, obwohl es nicht einmal das aufwändigste war.
    Eine honorable Mention bekommt der Januar, wo ich diese Araki-Style nicht schlecht eingefangen hatte und der mich auch im Nachhinein ein wenig geprägt hatte. Überhaupt will ich mehr Stands zeichnen.
    Besonders kritisch stehe ich vielleicht IRON HANS aus dem November gegenüber, einfach weil es ärgerlich simpel ist, ich aber Zeitdruck hatte wegen der Adventskalender-Deadline und überhaupt Prüfungen. Und natürlich das Bild vom Juni, mehr dazu im letzten Abschnitt.

    • Konntet ihr im vergangenen Jahr in bestimmten Techniken etwas dazu lernen? Habt ihr euch an etwas neuem versucht? Wie lief es?

    Whoa, ein unangenehmes Thema - weil, ehrlich gesagt - nein. Und es nagt an mir, ich habe das Gefühl, im Moment künstlerisch stagniert zu sein, traue mich aber auch nicht, etwas komplett neues auszuprobieren oder anzufangen weil ich bislang nichts hingekriegt habe, was mir besser gefällt als Zeugs in meinem herkömmlichen, verfeinerten Stil. Mein künstlerisches letztes Jahr lief nach dem immer gleichen Muster ab, viel zu aufwändige Skizze in Strichstärke 4 Rot, Outlines akribisch darübermachen, Farbe, Outlines einfärben, Shading, Hintergrund und sich dann fragen, wohin die Zeit gegangen ist. Ich habe plastisches Shaden und Wasserfarbentools ausprobiert, aber ich war damit so ungeübt, dass ich dann doch wieder zurück in meine Komfortzone gekrochen bin, weil ich es nicht ertragen hatte, dass mir ein fertiges Bild nicht gefallen könnte 😥

    Eine Sache, in der ich mich aber verbessert habe und die mir inzwischen auch tatsächlich Freude bereitet ist das Kreieren von Hintergründen. Der Trend des Summaries Januar-Dezember liegt unter anderem in der wachsenden Komplexität und schlichtweg der Coolness der Hintergründe, inzwischen kann ich auch meine Backgrounds ansehen und dieselben Dopaminschübe erleben wie wenn ich ein gelungenes Motiv davor ansehe und ich mag das sehr.

    • Was möchtet ihr dieses Jahr mal ausprobieren? Was sind eure Pläne für 2024?

    Sobald ich den Mut dafür aufgebracht habe, möchte ich mich an einem lineless Stil versuchen, ich glaube, wenn ich den halbwegs im Griff habe, erfährt mein künstlerisches Repertoire einen Zuwachs um mindestens das Doppelte oder so. Auch spiele ich mit dem Gedanken, mein Programm zu wechseln; FireAlpaca ist etwas eigensinnig mit dem Importieren von Pinseln, das hat mich zwar in diesen einen spezifischen Stil gedrängt und ich schätze das, aber inzwischen empfinde ich es auch als etwas einengend - insbesondere, wenn ich sehe, wie vielseitig die Leute hier sind.

    Des Weiteren möchte ich mich in Sachen Perspektiven verbessern beziehungsweise diese natürlicher und ohne die ständigen Stützräder der Referenzen hinkriegen. Konkrete Pläne drehen sich vornehmlich weiterhin um OCs und coole Posen, die Vogue ist nicht genug.

    • Was hat im vergangenen Jahr nicht so funktioniert, wie ihr es euch vorgestellt habt? Gab es etwas, das auch besser als vorgestellt geklappt hat? Wie seid ihr mit Problemen umgegangen?

    Oh, der dunkle Klecks auf meiner blütenweißen Künstlerweste, mein Monument der Schmach, meine darkest Hour - der Juni. Ich war in der Prüfungsphase, wollte trotzdem an dieser einen PnP-Kollaboaktion teilnehmen und hatte mich bereiterklärt, die Kunstkomponente zum Charakterbuilding beizusteuern. Wegen sowas mache ich keine Commissions 🤦‍♂️ Handwerklich habe ich nicht viel daran auszusetzen, aber dieser cutesy stuff liegt mir so gar nicht und ich habe beim Einfangen des Vibes auf ganzer Linie versagt. Um ehrlich zu sein habe ich das Bild nur deshalb in die Summary genommen, weil das Feld ansonsten leer geblieben wäre.

    Was hingegen meine Erwartungen übertroffen hat war der Dezember, ich hatte die Skizze dafür irgendwie seit September oder so auf dem Computer rumliegen gehabt und erst letzten Monat wieder die Motivation dafür gefunden - es hat sich gelohnt. Überhaupt gelangen mir im Dezember einige Banger, genauso Ende Sommer/anfangs Herbst.

    Mein Umgang mit Problemen ist wahrscheinlich entsetzlich primitiv, ich setze einfach mit dem Kopf durch die Wand Striche und ctrl+z' sie solange, bis sie mir gefallen. Ein guter Vorsatz für 2024 wäre daher vermutlich das Reduzieren von gegebenen Fucks auf alles und eine Annäherung an die Fähigkeit, 5 gerade sein zu lassen. Dann bringe ich in guten Wochen vielleicht auch mehr als ein Bild unter die Leute.


    Draw it again kommt nicht 😥 Ich habe ständig so viele geplante Bilder im Kopf, dass ich meine Zeit und Energie lieber auf das Schaffen von etwas Neuem fokussiere. Abschließend möchte ich aber unbedingt noch erwähnen, dass ich all die Kunstwerke hier so sehr fühle, dieser Bereich und seine User motivieren und inspirieren mich immer wieder aufs Neue. Auf ein beflügeltes neues Jahr!

    The Hateful Dead


    „Die Filmantagowas-?!“, fauchte Lapse of Reason empört von ihrer Warte Henri entgegen, hinter der Maske hörbar verärgert. „Ihr seid hier die Bösen, schon vergessen?“ Sie hatte diese Anschuldigung mit einer solchen Überzeugung präsentiert, dass man leicht hätte annehmen können, dass sie sich ihre Version der Geschichte voll und ganz abkaufte – vielleicht war aber auch einfach das Handwerk des Gaslightings noch tiefer in ihr verankert als ihre Weltanschauung. Sie stampfte auf und verlor im nächsten Moment beinahe das Gleichgewicht, als Sneaky Pebbles unter der Breitseite aus Säure, Blättern und Matsch zusammenzuckte; doch sie fing sich wieder und streckte den Arm schwungvoll den angreifenden Pokémon entgegen. „Aggression?! Unsere Vergeltung ist schrecklich, unsere Wehrhaftigkeit unübertroffen! Sneaky Pebbles, Steinhagel auf … ALLES! Und Sorrow – bitte das Blümchen, seine Späße mit den Blättern sein zu lassen. Aussetzer!“

    Das Humanolith ließ einen knirschenden Schrei hören, holte mit einem massiven Bein weit aus und trat wuchtig gegen den nächsten Menhir, der in zahllose Einzelteile explodierte, die auf die angreifenden Pokémon niederregneten. Ven und Riki wurden von zwei direkten Treffern sofort auf die Bretter geschickt, davor aber noch auf eine ungemütliche Reise quer durch die Luft und schließlich ins Reich der Träume – wenn ihnen das Schicksal gewogen war. Fleur hatte das große Glück, nicht in der unmittelbaren Schusslinie gewesen zu sein, und Sas… Sie saß noch immer arglos inmitten der Tarnsteine, inmitten des Bizarroraumes; eine ungeheuerliche Ladung Felsbrocken bewegte sich wie durch Honig auf sie zu, noch hatte sie sie nicht erreicht, doch es war nur eine Frage der Zeit, bis es zum Einschlag kommen würde. Sorrow war unterdessen auch nicht untätig gewesen, ein kaltes Fingerschnippen in Fleurs Richtung tauchte den Steinhagel und überhaupt die gesamte Umwelt für den Bruchteil einer Sekunde in ein farbloses Leuchten und blendete sämtliche Geräusche bis auf dieses schreckliche Schnippen aus – und genauso beiläufig war Fleurs Wissen um die Anwendung von Zauberblatt verschwunden, zumindest für den Moment.

    Für ein triumphierendes Lachen jedoch war es für Lapse of Reason zu früh, noch lief nicht alles so, wie sie es sich vorgestellt hatte: Quick Blanks stand noch immer wie weder bestellt noch abgeholt in der Gegend herum und schien nicht recht zu wissen, auf was er seine fragile Aufmerksamkeit richten sollte. „Saucy!“, ertönte es ungeduldig von oben, „Was machst du denn da? Wir sind doch ein Team, weißt du nicht mehr? Das hast du selbst gesagt!“

    Es war offensichtlich, dass sich Blanks an keine derartige Aussage erinnerte, doch bereits frühe Philosophen waren zum Schluss gekommen: Jeder glaubt gar leicht, was er fürchtet und was er wünscht. In diesem Fall war ihm jede Information recht, derer er habhaft werden konnte, und so hielt er einen Pokéball verwirrt umklammert, bevor er ihn von sich warf und ein Ohrdoch entließ. Sein Trainer starrte es an, als hätte er schlimme Kopfschmerzen. „C-Corporal Clegg?“ Das Ohrdoch schaute zu ihm zurück und gab ein sorgenvolles Geräusch von sich, während Blanks hektisch im Scherbenhaufen seines Verstandes nach Erinnerungen an Corporal Cleggs Attackenrepertoire grub. Doch er fand sie nicht zeitig genug.


    Gilian hatte sich inzwischen auf die Beine gezogen, keinen Moment zu früh. Das Schauspiel von Lapse of Reason war seinem Geschmack nach viel zu schnell in Gewalt ausgeartet – nun war selbst ihm klar, dass sie nicht ohne weiteres auf Blanks‘ Unterstützung zählen konnten und ihnen ein Kampf bevorstand, bei dem es um mehr als ihre eigene Unversehrtheit ging. Henri schien die Situation bereits durchschaut zu haben und hatte sie ins Bild gesetzt, in dieser Hinsicht ging es Gilian ähnlich wie dem verlorenen Agenten: Er konnte es sich nicht leisten, zu hinterfragen.

    „Alles klar. Dann schalten wir den Schwellkopf als erstes ausWHOAWAS-“

    Es hagelte Steine. Reflexartig machte er einen Satz nach hinten und bemerkte im selben Atemzug, dass er die Genialität der freitag’schen Fertigung massiv unterschätzt hatte: Anstatt dem erwarteten, angebrachten Ausweichmanöver hatte er nun mit der überraschenden Effektivität seiner Prothese zu kämpfen, die ihn mehrere Meter nach hinten katapultierte und ihm vor lauter Schreck eine kalkulierte Landung verwehrte. So etwas war ihm in der Reha nie passiert. Immerhin konnte er sich mit den Unterarmen halbwegs auffangen, doch eine angenehme Erfahrung war es nicht. Als er wieder aufsah, bekam er gerade noch mit, wie Fleur blockiert wurde, irgendetwas klingelte bei der Erwähnung von „Aussetzer“. Aussetzer, Aussetzer … Star beherrschte Aussetzer! Und wenn gerade irgendetwas aussetzen sollte, dann wohl Humanoliths Steinhagel. Für einen Mogelhieb war die Entfernung zu groß, und da waren ohnehin noch diese Tarnsteine, eine bessere Option bot sich aktuell nicht an.

    „HEY“, meldete er sich von hinten, aufgekratzter als beabsichtigt, „wir-wir bremsen den Steinhagel aus, nehmt die Chance und lasst sie Dreck fressen!“

    Er sprang auf und ließ Star frei. So etwas hatten sie noch nie gemacht – Morgans legte nicht unbedingt Wert auf Statusattacken – doch die Gelegenheit war zu günstig. „Aussetzer auf das Felsding da! Du weißt, wie das geht!“

    Es war mehr ein Ausruf der naiven Hoffnung denn einer der Bekräftigung, doch Star wusste durchaus, wie das ging; ihre Laster beschränkten sich glücklicherweise auf körperliche Trägheit. Zwar musterte sie erst nur belämmert das Schlachtfeld, richtete sich dann aber auf und schlug eine merkwürdige Pose, begleitet vom selben kurzzeitigen Farbwechsel der Szenerie und dem scharfen Geräusch. Auch Sneaky Pebbles wurde Opfer einer temporären Amnesie und Lapse of Reason schäumte unter ihrer Maske.

    „Billig, billig, BILLIG! Für euch kaue ich nichts vor!“


    Sobald Sneaky Pebbles zum Angriff angesetzt hatte, hatte auch Taiths Cavalanzas bereitgestanden und die fallenden Felsen dank einer Eisenabwehr nicht nur ertragen, sondern auch seinem Trainer als Schild gedient. Nun richtete sich der so schamlos angefeindete Vorstand wieder auf und warf den Rüpeln ein hastiges Nicken zu. „Ihr habt ihn gehört, wenn der Steinhagel wirklich keine Gefahr mehr ist - Angriff. Aber die Tarnsteine sind noch da – solange wir sie nicht loswerden, müssen wir bei jeder Bewegung mit Verlusten rechnen.“


    OT: Der Gute hat absolut recht – solange die Tarnsteine bestehen bleiben, zieht jede Kontaktattacke auf die gegnerischen Pokémon Tarnsteineschaden mit sich. Zur Erinnerung, der Schaden kalkuliert sich aus den herkömmlichen Typenschwächen, das bedeutet also

    Neutraler Schaden von Gesteinsattacken: 12,5%

    Sehr efffektiver Schaden von Gesteinsattacken: 25%

    Nicht sehr effektiver Schaden von Gesteinsattacken: 6,25%

    Ramoth ohne Plateauschuhe: 50%


    Sämtliche Spezialattacken außer Diebeskuss und physische Attacken, die keinen Kontakt herstellen, sollten keinen Tarnsteineschaden auslösen (solange sich eure Pokémon nicht närrisch bewegen).