@Kaiserfaust
einen ähnlichen Fall habe ich auch über dritte mitbekommen. Verheiratete Frau wird auf Instagram von einem vermeintlichen Schauspieler angeschrieben, der sich ganz schnell in sie verliebt und mit ihr zusammenziehen will, allerdings Geld braucht um seine Bodyguards zu bezahlen und die erste Finanzierung für das gemeinsame Haus aufzugeben. Die Frau, die sich prompt von ihrem langjährigen Ehemann trennt, überweist ihm mehrmals Tausende von Euro, nimmt sogar einen Kredit auf. Bis das ganze aufgeflogen ist. Das alles hat sich in einem Zeitraum von 3 Wochen abgespielt. Die Ironie an der Geschichte: Sie hat bei einer Bank gearbeitet, wo sie ältere Kunden über Telefon- und Internetbetrug aufgeklärt hat. Ist schlussendlich selbst drauf reingefallen.
Auf der einen Seite super dumm, auf der anderen Seite irgendwo verständlich, dass jegliches rationale Denken aussetzt, wenn einem endlich mal das Gefühl von Zuneigung und Geborgenheit gegeben wird, das einem die ganze Zeit gefehlt hat. Man will in diesem Moment einfach dran glauben, dass es real ist.
Ich würde mich zunächst mit deinen Gefühlen und Emotionen auseinandersetzen, sowie damit, wie du Liebe für dich definierst. Selbst wenn dich diese Person nicht angelogen und ernst gemeint hätte, dass sie dich liebt, wäre es gesund zu hinterfragen, ist ihre Definition von Liebe auch deine? Ich bin da ziemlich vorsichtig, wenn eine Person zu schnell und zu sorglos mit den Worten Liebe und Gefühle um sich wirft. Von meinen besten Freunden, ob männlich oder weiblich, kann ich behaupten, dass ich sie liebe. Könntest du von einem Mann nach wenigen Tagen Kontakt sagen, dass du ihn liebst und bereit bist, zu ihm zu reisen? Oder liegt das Gefühl, das du bei Frauen in derselben Situation verspürst, woanders begründet (körperlich, sexuell, emotional). Zwischenmenschlichkeit z.B. sollte ja unabhängig davon möglich sein, dass dein Gegenüber das Geschlecht hat, zu dem du dich körperlich hingezogen fühlst. Menschen, die ihre Partnerschaft auf dieser Definition von Liebe aufbauen, werden in der Regel keine gesunde Beziehung führen, die auf gegenseitigem Vertrauen und Respekt beruht. Eine Partnerschaft ist mehr als das. Mehr als die anfängliche Euphorie und Aufregung.
Ich glaube, es ist wichtiger, eine Frau ganz ohne den Hintergedanken einer Partnerschaft kennenzulernen, statt sie schon zu Beginn anhand der Merkmale zu sehen, die du dir in einer Beziehung wünscht. Zumal diese ja nur oberflächlicher Natur sein können angesichts dessen, dass du sie kaum kennst. Wichtig ist also erst mal, eine zwischenmenschliche Beziehung aufzubauen. Kannst du diese Person auch ganz ohne körperliche Anziehung lieben lernen, also wäre sie ein Mann? Wenn beide Seiten diese Frage mit ja beantworten können, dann ist das doch eine gute Voraussetzung für eine Partnerschaft. Und wenn für sie trotz dessen optische Reize Priorität in einer Partnerschaft haben, solltest du dies einfach als Bestätigung sehen, dass sich eure Ansichten dahingehend unterscheiden. Langfristig glücklich wird dieser Mensch sowieso nicht, denn das Gras auf der anderen Seite wird immer schöner sein, es wird immer der nächste Mann kommen, der noch schöner und anziehender ist als der vorherige, ebenso wie sie selbst ersetzt wird durch die nächste, als noch schöner empfundene Frau. Die Frage also, möchtest du überhaupt eine Partnerin, die sich sofort in dich verliebt und anfängt Zukunftspläne zu schmieden, einzig und allein deshalb, weil sie sich gerade zu dir hingezogen fühlt, ob rein optisch, oder weil du ihr durch eine nette Interaktion ein gutes Gefühl gegeben hast? Denn dieses Gefühl wird ihr auch der nächste geben.
Deshalb finde ich es auch wichtig, dass du es nicht von bestimmten Merkmalen abhängig machst wie, "ich bin witzig, habe schwarzen Humor und koche gerne". Das ist ja keine Bewerbung. Von Humor und Hobbies alleine sollte eine Partnerschaft nicht abhängig gemacht werden, denn es sind Eigenschaften, die in so ziemlich jeder Freundschaft gegeben sind. Dass ich mit einem Menschen lachen und Spaß haben kann, sagt noch nichts über seine oder meine Beziehungsfähigkeit aus. Respekt, Loyalität, Vertrauen, den Willen an einander und für einander zu arbeiten sowie Verantwortung zu übernehmen, das sind doch eher Pfeiler, die eine Partnerschaft ausmachen sollten. Und nicht etwa, dass man zusammen lachen und kochen kann.