Hast du überhaupt die Beiträge in diesem Topic gelesen? Sieht nicht so aus. Da ich jedoch weiß, dass wir bereits darüber gesprochen haben, kommt's halt so rüber, als würdest du die Argumente absichtlich verzerren. Dort hat niemand davon gesprochen alle Gesetze abzuschaffen.
Im Gegenteil, es wurden dir und allen anderen, auch Alternativen für die Streifenpolizei genannt, aber diese werden weiterhin stur ignoriert.
Natürlich. Und in diesem Topic sind wir auch zu dem Schluss gekommen, dass Gesetze jemanden brauchen, der diese Gesetze vollzieht. Die vollziehende Gewalt ist in diesem Kontext elementarer Bestandteil des Staates; welche „Alternativen“ das konkret sein sollten, habe ich nicht rausgelesen, die - wie im Coronatopic ausgesagt - die Einhaltung von Regeln sicherstellen sollen. Zumal du ja selbst auch sagtest, dass du dich nicht unbedingt an Gesetze hältst, die du für sinnlos hältst und man ohnehin kein durch und durch gesetzestreuer Bürger sein sollte, der nichts hinterfragt. So denken ja auch Menschen bezüglich Gesetzen, die du vielleicht sogar für ganz sinnvoll hältst. Die „Alternative“ für die Polizei wäre hier halt dennoch eine vollstreckende Gewalt, der auch die entsprechende Autorität und höhere Position auf der Ebene der Hierarchie zugeschrieben wird - was ja wie wir wissen besonders Rechte anzieht.
Und man könnte sich fast denken, dass es einem nicht alleinig um Menschenleben allgemein geht, wenn man gegen Masken- und Impfgegner*innen angeht, sondern es ganz konkret vielen auch um die eigene Gesundheit und jene des Umfelds geht. Ist halt bei vielen Themen so, dass recht viele Menschen einfach nur gottverdammte Egoist*innen sind, wie man an den verschiedensten Dingen sieht, und sie erst selbst betroffen sein müssen, um sich für eine Sache einzusetzen und diese nicht mehr "neutral zu betrachten".
Jap, mir geht's im Rahmen dieses Topics ja wie gesagt nur darum, mit welchen Mitteln du gegen diese Personengruppe vorgehen willst und ob diese Mittel der Vollstreckung nicht vielleicht im Widerspruch zu deiner generellen Einstellung zur vollziehenden Gewalt und Hierarchien steht.
Sieht man jetzt auch sehr schön an der Abtreibungssache. Für die einen ist eine "Ideologie" über die man ganz theoretisch diskutieren kann, weil's ihnen selbst ja nicht wehtut, für andere geht es um ihr fucking Leben und für Frauen und weiblich gelesene Personen geht es allgemein gerade darum nicht in die 50er-Jahre zurückgeworfen zu werden. Wenn dir ein Recht weggenommen wird, folgen in den nächsten Jahren bestimmt viele andere.
Ist aber schön für cis Männer, die nicht schwanger werden können, und denen es ganz neutral und "unaufgeregt" (ist ja besonders wichtig und ist für diese bei den meisten Themen besonders einfach) möglich ist über die Ideologie dessen zu diskutieren, wann Leben beginnt. Oder in Wahrheit eben darüber wie man circa 50 % der Bevölkerung langsam wieder ihrer Rechte berauben kann, während gerade von diesen das Mindset verbreitet wird, dass man jeder Ideologie eine Bühne geben muss. Alles andere wäre ja Heuchelei und so, näh.
Also zunächst mal lässt sich ganz leicht feststellen, dass die Argumente von Abtreibungsgegnern auf so vielen Ebenen totaler Bullshit sind. Dass viele Konservative ein auf vielen Ebenen fragwürdiges Weltbild vertreten, ist ebenfalls ersichtlich. Aber wenn die Aussage getätigt wird, dass Konservative grundsätzlich nichts hinterfragen, keine Idee, kein problematisches Verhaltensmuster und jeglichen Fortschritt ablehnen, dann ist das eine Aussage mit ideologischem Character, die auch von einem gewissen Erhabenheitsgefühl zeugt („die Gegenseite ist nicht zum Denken imstande, selbst wenn's um die persönliche Hygiene geht“) und die ihm Rahmen dieses Threads durchaus diskutiert werden kann, wo es hier neben der generellen Bewertung unterschiedlicher Ideologien ja auch speziell um die Bewertung von Aussagen und Argumenten geht, die von Vertretern besagter Ideologien getätigt werden, ob innerhalb des Forums oder außerhalb, auf die sich wiederum hier bezogen wird. Die generelle Einstellung Linker zu Konservatismus, Kapitalismus, etc. ist ja kein Freifahrtschein, falsche und irreführende Aussagen zu treffen, mit dem Argument, dass Konservative scheiße sind und es deshalb keinen Grund gibt, sie zu verteidigen. Das ist halt lediglich der Versuch, sich aufgrund der Unzulänglichkeiten der Gegenseite unantastbar zu machen und keine Kritik zuzulassen.
Bezüglich dieses Themas ist mir auch noch ein weiterer Widerspruch ins Auge gesprungen. Es wurde die Aussage getätigt, Konservatismus oder Konservative würden sich dadurch definieren, dass sie sich nach einem „früheren, besseren“ sehnen und die Errungenschaften der Moderne ablehnen würden. Gleichzeitig wurde auch im Kontext der Abschaffung der Hierarchien darüber gesprochen, wir sollten doch wieder weg vom ganzen Globalismus und dem übergeordneten Staatswesen und uns lieber wieder in kleinen, lokalen Communities organisieren, ähnlich wie es bei indigenen Völkern der Fall ist. Demnach erkennen auch „progressive“ Kräfte, dass ein Fortschritt auch darin liegen kann, dass wir uns wieder auf alte Werte, Normen und Strukturen beziehen und dass die Errungenschaften der Moderne und Industrialisierung mit Problemen verbunden sind. Progressiv und fortschrittlich ist demnach nicht nur, alte, problematische Strukturen hinter sich zu lassen, sondern auch neue zu hinterfragen.
Wenn man dann ein bisschen versucht seine Empathie anzuwerfen, dann könnte man eben darauf kommen, dass es für viele Menschen nicht über ein "Erhabenheitsgefühl" geht, sondern dass Konservativismus ihre persönliche Freiheit, ihre Lebensführung, ihre Gesundheit und ihr Leben an sich, ganz real gefährdet und eine ganz reale Bedrohung für einen selbst und / oder das eigene Umfeld darstellt.
Wenn man allerdings die Aussage trifft, dass es konservative Tugend ist, nichts, aber auch gar nichts zu hinterfragen, nicht mal die eigene Hygiene, dann ist es eine Ansicht die auf einem gewissen Erhabenheitsgefühl basiert, ja. Man kann fragwürdige Aussagen wie gesagt nicht damit rechtfertigen, dass die Gegenseite noch fragwürdiger ist.