Ich hab das absichtlich so geschrieben, damit man sieht woher das Gedankengut von "trifft eh nur 'schwächere Menschen'" stammt.
Bloß streuen viele Leute in der Art, wie sich ausdrücken, einfach Puderzucker drüber, indem sie sagen "da kann man ja leider nichts machen, so ist halt das Leben. :(" Das hab ich so oft gelesen.
Ich meine, Loun hat bloß gemeint, dass besonders vulnerable Gruppen ganz unabhängig von Omikron ein hohes Risiko für schwere Verläufe bei ganz unterschiedlichen Erkrankungen haben und hat lediglich hinterfragt, wie sehr Omikron da verglichen dazu ins Gewicht fällt. Von „trifft ja eh nur die Schwachen“ war gewiss nicht die Rede.
That being said, ja, man kann die Auswirkungen der Pandemie, auch wenn es jetzt entspannter zugeht, durchaus zum Anlass nehmen, über die grundsätzliche Sinnhaftigkeit bestimmter Maßnahmen und Standards zu diskutieren, auch unabhängig von Corona. Bin selbst ein ziemlicher fan von Hygiene, angesichts dessen, wie oft ich mir die Hände wasche, und dass ich keine Lust habe aus demselben Glas 2 mal zu trinken, wenn es zu lange rumsteht. Und wenn ich mir ansehe, wie voll der öffentliche Nahverkehr seit der Einführung des 9€ Tickets ist, sind das so Dinge, da schadet sowas wie das tragen einer Maske jetzt wirklich nicht und ist auch kein krasser Aufwand, angesichts dessen, dass man da im Schnitt 10-15min drin verbringt.
aber etwas dagegen, das den Leuten die weiterhin nach gewissen Maßnahmen leben wollen oder müssen (etwa wegen Freunden oder Familie), die Möglichkeit der kostenfreien Tests genommen wird, obwohl man noch nicht einmal den nächsten Herbst einschätzen kann.
Deshalb haben wir ja die Epidemiologie, die das möglichst genau verfolgt und bei Anzeichen reagieren könnte. Jetzt provisorisch auf freiwilliger Basis in den Herbst hinein zu testen, ich weiß nicht, in wie fern das bedeutenden Einfluss auf die Inzidenz haben sollte. Aber an sich bin ich nicht mal gegen kostenlose Tests, glaube, das könnte man in diesem Fall effektiver gestalten? z.B., in dem eine gewisse Anzahl an Selbsttests pro Woche oder Monat ganz unkompliziert zur Verfügung gestellt und von der Krankenkasse übernommen wird? Die ganzen Testzentren, die man teils an jeder Ecke rumstehen hat, hatten ja in erster Linie den Zweck, 1) den hohen Bedarf an Tests zu einer Zeit zu decken, in der es Pflicht war und 2) das negative Testergebnis zu zertifizieren. Durch Selbsttests, die man sich für den privaten Gebrauch beschafft, hätte man im Grunde dasselbe Ergebnis, nur ohne den ganzen zusätzlichen finanziellen und bürokratischen Aufwand, der wie gesagt vielleicht sogar anderen Aspekten des Gesundheitssystems zugute kommen könnte. Vor allem, da wir nun wissen, dass solche Testzentren viel stärker kontrolliert und reguliert werden müssen.
Wie gesagt, bei der Grippe funktioniert es ja auch soweit, da sind Forschung und Wissenschaft eben schon weit genug um recht zuverlässig abschätzen zu können, mit welchem Grippe-Mutant man es zutun bekommt im Folgejahr. Man ist fix genug bei der Anpassung und Bereitstellung des aktuellen Impfstoffes. Bei Corona nicht. Ja, das Virus an sich gibt es schon länger, aber eine einzige weitere Variante hat es geschafft, die Welt aus der Bahn zu werfen und die daraus resultierenden Mutationen sind scheinbar nur schwer einzuschätzen. Solange man also immer noch ein paar wenige Monate vorher hören muss "Prinzipiell ist alles möglich, aber wir gehen einfach mal von einem mittelschweren Verlauf aus und drosseln deshalb die Maßnahmen und Möglichkeiten noch weiter" finde ich das Stand jetzt nicht angemessen.
Ja, ich finde da unterschätzt du die Impfung aber. Selbst bei der Delta-Mutation hat die Impfung mit über 90% immer noch sehr effektiv vor schweren Verläufen geschützt, so ganz zusätzlich zum 75%igen Schutz vor Erkrankung, und selbst bei der stark mutierten Omikron-Variante hat es noch immer ne gewisse Wirkung vor schweren Verläufen, auch wenn kurzfristiger, zumal hier ja der Vorteil ist, dass Omikron an sich milder ist. Die momentan auftretenden Mutationen sind lediglich Subvarianten Omikrons, das heißt, die Chancen stehen durchaus gut, dass der an Omikron angepasste Impfstoff auch ziemlich effektiv gegen die Subtypen wirkt. Es ist jetzt nicht so, als würden wir am laufenden Band mit total neuen Mutationen konfrontiert werden, die die vorherige Anpassung des Impfstoffes praktisch obsolet machen.