Was studiert ihr?
Ich studiere BA Journalismus im dritten Semester (ich mache etwas mit Medien, mi mi mi), und ich kann mir wahrscheinlich kein besseres Studium vorstellen. Ich wusste recht früh -- auch im Hinblick auf meine Noten, lol --, dass etwas im mathematischen und naturwissenschaftlichen Bereich einfach nichts für mich ist, sondern viel mehr etwas im künstlerischen, philosophischen sowie sprachlichen Kontext. Ich dachte, dass ich mir nichts mehr wünschen würde, als Lehramt zu studieren. Doch das Lehramtsstudium ist eben vor allem theoretisch und man betritt eine Schule erst nach fünf Jahren im Referendariat. Und das wiederum wäre wahrscheinlich nichts für mich, weil ich mich nicht im reinen Theoriekontext sehe. Ich wollte etwas studieren, das praktisch orientiert ist, und ich wollte etwas studieren, was meine Stärken vereint und bei dem ich dennoch immer noch etwas mit Menschen machen kann, bei dem ich für Menschen einstehen kann. Und da ich mich zudem schon immer für die Medienwelt interessiert habe, stand meine Wahl hiermit fest.
Wie sieht euer Studium aus? Und wie sieht euer Uni-Alltag aus?
Mein Studium ist vor allem praxisorientiert, d.h. ich schreibe bis zum dritten Semester je zwei Klausuren im Semester, und danach ausschließlich Haus- und Praxisarbeiten als Abschlussarbeiten. Ich habe mehrere theoretische Kurse, wie zum Beispiel Medienethik und Medienrecht, doch die meisten sind bewusst mit einem praktischen Ansatz verbunden, wie beispielsweise Interviewtechnik, Lehrredaktionen und Medienproduktionen. Das bedeutet aber nicht, dass mein Studium automatisch einfach ist, denn die Praxisarbeiten allein erfordern teilweise viel Zeit mit einem weiten zeitlichen Vorlauf von mehreren Wochen. Ab dem zweiten Semester können sich die Studierenden in einem Fach vertiefen: Gesellschaft und Öffentlichkeit, Medienwirtschaft und Politikwissenschaften. In meinem Fall ist es Gesellschaft und Öffentlichkeit, in dem ich mich vertiefen möchte. Hierzu habe ich Seminare, die zum einen Themen, wie Feminismus, Klassizismus, Rassismus, queere Themen usw. theoretisch-medial behandeln, und andererseits auch soziale Konflikte sowie Proteste im Fokus haben. Das vierte Semester ist für Praktika reserviert, d.h. die Studentinnen und Studenten werden mind. zwei Praktika, ein Mal in Deutschland und ein Mal im Ausland, machen. In den nächsten Monaten werde ich zum einen bei einem YouTube-Format von funk sowie beim lokalen Radio mein Praktikum machen, und zwischen dem fünften und sechsten Semester werde ich vermutlich auf Mallorca mein Auslandspraktikum nachholend antreten. Während meines normalen Studiums habe in der Theorie viel Freizeit, weil ich eben nicht so viele Kurse habe. Doch dadurch, dass mein Studium bewusst den Ansatz hat, dass die meisten Praxisarbeiten vor und nach den Kursen entstehen, habe ich nun Mal auch viel journalistische Arbeit vor mir, die ich mir frei einteilen kann. Manchmal bereite ich etwas schon Wochen vorher vor, um mir etwas Druck und Stress zu nehmen, und manchmal schreibe ich eine komplette Hausarbeit innerhalb von zwölf Stunden, lol. Die meisten Dozent:innen unterrichten in den Seminaren im Miteinander, andere -- wenn auch selten -- machen Frontalunterricht, insbesondere bei den theoretischen Kursen. Wenn es auf zweites hinausläuft, dann verschlafe ich Mal den ein oder anderen Kurs, weil die nicht wirklich einen Sinn für mich haben. Dann lerne ich lieber von Zuhause aus von den Folien, die uns alle Dozent:innen zukommen lassen, was bei mir besser funktioniert als anderthalb Stunden im Raum zu sitzen und mir anzuhören, wie die Dozent:innen die Folien vorlesen.
Was mögt ihr an eurem Studium?
Wie ich oben bereits erwähnt habe, ist mein Studium vor allem praxisorientiert. In meinem Studium unterrichten vor allem Dozent:innen, die aus der Praxis kommen und uns dementsprechend praktisch orientiert unterrichten. Wenn man Hilfe braucht, sind die meisten Dozent:innen sofort bereit zu helfen, und wenn studentische Praxisarbeiten besonders herausstechen, vermittelt man die Student:innen mit dem Fernsehen, Radio oder Ähnlichem, um diese auch zu veröffentlichen. Auch bei den theoretischen Kursen oder bei der Suche nach einem Praktikum ist es so, dass die Dozentinnen und Dozenten einem sofort beistehen, weil das Studienumfeld recht familiär ist. Wenn man sich selbst fördern oder sich fördern lassen möchte, dann hat man hierzu viele unterschiedliche Chancen, beispielsweise kann man am studentischen Radio arbeiten, einen Podcast ins Leben rufen, Artikel für die Webseite oder anderes schreiben, sich durch Stipendien fördern lassen, freie Arbeiten einsenden und und und. Was ich noch an meinem Studium toll finde, sind meine Kommiliton:innen. Manche Kurse sind für verschiedene Matrikel, d.h. in einem Kurs können beispielsweise Studentinnen und Studenten aus dem ersten, dritten und fünften Semester sein, wobei die oberen Matrikel oft Tutor:innen sind. Dadurch lernt man voneinander, und lernt immer wieder neue Leute aus dem Studium kennen. Da ich mein Matrikel vertrete, kann ich auch selbst Ideen, Kritik und anderes mit in das Studium einwerfen. Als ich beispielsweise meinte, dass mir ein Kurs zum Fotojournalismus fehlt, stellte man für eine Medienproduktion kurzerhand eine neue Lehrperson ausschließlich für Fotojournalismus ein, und zum Glück bekam ich auch einen Platz in diesem Kurs, um daran teilzunehmen.
Was mögt ihr gar nicht an eurem Studium?
Wenn ich jemanden, und vor allem älteren Menschen, erzähle, dass ich Journalismus studiere, dann müssen die meisten erst Mal schlucken. Denn nicht nur mache ich etwas mit Medien (mi mi mi), nein, ich müsste auch aufpassen, dass ich nicht so wie andere ende, und bewusst falsche Informationen verbreite. Ich verstehe, dass besonders diese Zeiten interessant sind für den Journalismus, doch alle über einen Kamm scheren, ist einfach nicht sinnvoll. Vor allem, da ich eben nicht in das Nachrichtenfeld möchte, sondern vielmehr Themen, wie Gesellschaft, Mensch und Öffentlichkeit in meiner journalistischen Arbeit behandeln möchte. Ich möchte nicht darüber berichten, dass beispielsweise eine erneut Corona-Demonstration stattfindet. Ich möchte verstehen, warum die Menschen demonstrieren, was ihre Probleme mit der aktuellen Politik sind, um etwas besser zu machen. Um deren Probleme sichtbar zu machen. Um das sichtbar zu machen, was zuerst unsichtbar ist. Und das sehen die meisten bedauerlicherweise nicht, weil einfach dieses blöde Stereotyp des bösen Journalisten mehr und mehr zu nimmt in unserer Gesellschaft. An meinem Studienstandort konkret nervt es mich sonst teilweise etwas stark, dass ich einen Dozenten habe, der nicht offen für neue Medien ist. Dieser unterrichtet Bildtheorie, ist dabei jedoch recht traditionell, d.h. Kameras sind bei ihm nur mit Film, und er möchte, dass wir ohne Gimbal filmen. Und das ist einfach nicht mehr modern, nein, das sind einfach alte Werte, an denen er sich krankhaft klammert. Niemand macht im journalistischen Kontext mehr Fotos mit Filmkameras, niemand filmt mehr mit einem Ein-Bein-Stativ. Gerade, weil ich mich für diesen bildtechnischen Bereich sehr interessiere, finde ich das einfach schade.
Welchen Beruf wollt ihr später mal nachgehen?
Nun, wenn ich es einfach ausdrücken möchte, dann möchte ich Journalist werden. Hätte man sich denken können, oder? Doch das Feld ist eben sehr weit, und man hat so viele verschiedene Facetten, in denen man arbeiten kann. Wenn ich nach dem handeln würde, was mir am meisten Spass macht, dann wird es wohl das Radio für mich werden. Weil ich bereits als studentische Aushilfe beim Radio arbeite, ich mein Praktikum unter anderem beim Radio machen werde und ich einen Podcast mit einer Kommilitonin beim studentischen Radio habe, würde es für mich nicht allzu schwer werden, ins Radio reinzurutschen. Doch wenn ich danach handeln würde, was meine Dozent:innen und Kommiliton:innen meinen, dann wird es für mich wahrscheinlich etwas, was direkt am Menschen ist. Etwas, was einen Mehrwert für die Gesellschaft hat. Während meines Studiums lernte ich, dass ich leicht mit Menschen in Kontakt komme, dass mir Menschen schnell vertrauen und mir vieles erzählen wollen, und dass ich kein Blatt vor dem Mund nehme, und ich immer noch sehr neutral arbeiten kann, selbst wenn Themen Mal kritisch sind. Das möchte ich beibehalten und weiterhin ausbauen. Ich kann mir auch durchaus vorstellen, aus diesem Grund im Fotojournalismus zu arbeiten. Meine Kamera ist sowieso meistens dabei, ich kenne mich technisch aus und ein Foto kann meistens mehr auslösen als ein Text allein. Wahrscheinlich wird es am Ende für mich etwas aus beidem, da ich im Journalismus frei arbeiten kann: früh im Radio zu den besten Hits zu hören, abends mitten im Chaos, um mit den Menschen zu reden und das beste Bild zu bekommen. Nun, so leicht ist es vielleicht nicht, aber ich würde einfach verschiedenes ausprobieren, und dann entscheiden, wo ich mich am meisten sehe und ich mich am meisten wohl fühle.