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    Feliciá


    Gerade in diesem Konflikt ist es ja so, dass der Vorwurf des Rassismus und der Xenophobie an beide Seiten gerichtet werden kann. Rechte befinden sich in einem Dilemma, weil sie nicht wissen, solidarisieren sie sich jetzt mit Juden weil sie Muslime hassen, oder solidarisieren sie sich mit Muslimen, weil sie Juden hassen. Ähnlich ist es mit Linken, die Probleme haben, sich mit Juden (nicht Israel) zu solidarisieren, weil es ihre ideologische Grundlage ist, anti Westen und anti Imperialismus zu sein.


    Bezüglich des zerstörten Krankenhauses habe ich mich persönlich - auch auf anderen Plattformen - zurückgehalten, weil wir nun mal wissen, wie krass die Flut an Fake News im Kontext dieses Konflikts ist. Auch jetzt ist nicht ganz klar, wie das Krankenhaus zerstört wurde, viele Indizien deuten auch auf eine fehlgezündete Rakete der Hamas hin - aber auch hier, jede Info with a grain of salt, bis es bestätigt ist.


    Und angesichts dessen, dass wir sagen können, dass die Hamas explizit Kollateralschäden auf der palästinensischen Seite forcieren will, den Bewohnern Gazas sagt, sie sollen ihre Häuser nicht verlassen und sogar Fluchtwege blockieren, zusätzlich zu der Tatsache, dass sie ihre Infrastruktur nun mal bewusst mit der Infrastruktur der Zivilbevölkerung verflechten, während wir von Israel nun mal auch wissen, dass sie Mittel etabliert, die Zivilbevölkerung Gazas zu informieren, bevor sie präzise Schläge auf militärische Ziele verüben, weiß ich nicht ob es richtig ist, Israel so einseitig als den genozidalen Staat darzustellen, als der er von vielen angesehen wird.


    Bezüglich der Fake News über die abgeschlachteten Babys ist es nun mal auch so, dass Informationskrieg Teil dieses Konfliktes ist. Ich weiß jetzt nicht genau, auf welche Bilder du dich beziehst und ob es überhaupt bestätigt ist, wer die generiert hat, aber bei dem Thema der geköpften israelischen Babys, das viral ging, war es ja auch nur so, dass das irgendeine Reporterin in der Reportage daher gesagt hat, ohne ihre Quelle wirklich zu benennen, etwas, was später ja auch vom israelischen Militär dementiert wurde.


    Die "ethnische Bereinigung, die seit 1948 stattfindet" ist meines Erachtens ja auch etwas kurz gegriffen, angesichts dessen, dass Israel seitens aller arabischen Ländern mit dessen Gründung der Krieg erklärt wurde und sich im Zuge eben dieser Kriege Grenzen verschoben haben. Ja, Gaza ist defacto ein Freiluftgefängnis, zu dem sowohl Israel, als auch die Hamas beiträgt. Und da finde ich es nun mal auch zu kurz gegriffen zu sagen, Israels Ziel wäre die ethnische Säuberung der palästinensischen Bevölkerung und dass es da nicht etwa auch Sicherheitsinteressen gäbe. Wir haben genug israelische Araber, die nicht nur in Israel leben, sondern auch Ämter bekleiden, ja selbst als Parteien in der Opposition sitzen. Und dabei kann man natürlich trotzdem anerkennen, dass auch in Israel Rassismus, Diskriminierung und Menschenrechtsverletzungen stattfinden, gerade im Hinblick auf die palästinensische Bevölkerung.


    Jetzt könntest du natürlich einwerfen, dass die Menschenrechtsverletzung schon da begann, als der Staat Israel gegründet wurde, nur muss man anerkennen, dass ein jüdischer Staat aufgrund der gesamten Historie, in der Juden verfolgt, unterdrückt und diskriminiert wurden, was in einem historisch unvergleichbaren Ereignis geendet ist - der industriellen Massenvernichtung von Juden (die im übrigen auch von den Palästinensern unter Mohammed Amin Al Husseini unterstützt wurde, die zwecks dessen sogar eine eigene SS Division gegründet haben) - war ein jüdischer Staat bitter nötig. Man muss auch anerkennen, dass den Palästinensern bei dieser Zweistaatenlösung über 70% des Landes zugesprochen wurde (in Form von Jordanien). Zu diesem Zeitpunkt stand dieses Gebiet nun mal unter britischem Mandat, nachdem es vorher der osmanischen Herrschaft unterlag. Imperialistisch? Klar. Aber wann wurden in dieser Region Grenzen nicht verschoben? Auch die Israelis wurden vor 2500 Jahren von den Babyloniern aus ihrer "Heimat" vertrieben und seit jeher war diese Region unter Herrschaft diverser Imperien. So zu tun, als sei das jahrtausende ein homogenes Volk gewesen, bis irgendwann 1948 die JUUUUDEN kamen und anfingen Grenzen aufzustellen, ist auch falsch.


    Dann noch zu deinem Punkt, Israel wäre ja ein Staat mit Massenvernichtungswaffen und würde internationale Gelder bekommen. Ist bei der Hamas doch ähnlich, die eine Terrororganisation mit großem Netzwerk in die arabischen Länder, den Iran, die Türkei, sogar Europa ist und ebenfalls auf internationale Gelder und Waffen zurückgreifen kann. Also dieses Narrativ, das in antisemitischen Kreisen verbreitet wird, bei den Palästinensern würde es sich doch nur um Dorfbewohner handeln, die "mit Steinen schmeißen", ist halt auch Quatsch.

    Das bedeutet trotzdem nicht, dass Israel "pro" LGBTQIA+ ist und dass Leute, die für die Freiheit von Palästina sind, das sind, weil sie anti LGBTQIA+ sind. Die Argumentation macht dennoch einfach keinen Sinn und wirkt wie ein Argument, das eingeworfen wird, damit es stimmiger klingt.

    Du hast in Frage gestellt, dass queere Personen in Israel „freier“ wären (ich nehme an, im Vergleich zu Palästina/Gaza?) und das würde ich meines Wissens wirklich nicht unterschreiben, unabhängig davon, ob Israel jetzt allgemein „pro“ LGBTQIA+ ist oder nicht.


    aber sehr, sehr viele westliche Regierungen und Content Creators posten "I stand with Israel", angefangen von Joe Biden bis hin zu sämtlichen Mainstream populären YA Autoren.

    Aber es ging ja jetzt nicht darum, ob westliche Regierungen oder irgendwelche Content-Creators den Anschlag verurteilen oder nicht, sondern darum, dass es in der pro-palästinensischen Community keine zufriedenstellende Positionierung und Distanzierung von der Hamas gibt. Natürlich gibt es sie innerhalb dieser Community auch, aber die Kritik, dass in diesem Konflikt vergleichsweise keine so klare Kante gezogen wird, ist nun mal berechtigt und nichts, was allein von rechten Islamophoben behauptet wird, sondern selbst von Teilen der Linken und Muslime angemerkt wird.

    Inwiefern sind queere Menschen in Israel bitte freier? Soweit ich informiert bin, sind same sex marriages in Israel nicht erlaubt, weiterhin gibt es unzählige Berichte darüber, wie queere Personen in Israel dazu geblackmailed werden, ihre eigene Community (LGBQTIA+) auszuspionieren, da man sie sonst outed.

    Ja, also "soweit ich informiert bin" ist ja immer so ne Sache. Habe mich jetzt auch nicht ausgiebig mit diesem Thema befasst, aber laut den Informationen, die auf Anhieb auffindbar sind, steht Israel im Vergleich zu den anderen - muslimisch geprägten - Ländern des nahen und mittleren Ostens vergleichsweise schon sehr gut da.



    Soweit ich weiß, sind same sex marriages in Israel nicht gestattet, weil dort nur religiöse Institutionen die Autorität haben, Ehen zu schließen. So ist es z.B. auch nicht gestattet, dass Leute unterschiedlicher Religionen heiraten. Andererseits sind solche Ehen - auch gleichgeschlechtliche - in Israel anerkannt, wenn außerhalb Israels geheiratet wurde. Will nicht sagen, dass das nicht trotzdem bescheuert ist, aber natürlich könnte man das nuancierter betrachten. Ich meine, selbst Adoption scheint in Israel unter gleichgeschlechtlichen Paaren möglich zu sein.


    Und ich denke auch, dass es absolut unnuanciert ist und von einem Mangel an Comprehension-Skill zeugt, wenn man automatisch annimmt, dass "Pro Palestine" auch "Pro Hamas" bedeutet.

    Ich mein bei allem Respekt, aber angesichts dessen, dass im Westen tausende, wenn nicht zehntausende pro-palästinensische Demonstranten feiern und die Angriffe relativieren, Synagogen angegriffen und mit free palestine Slogans beschmiert werden und selbst linke Aktivisten verdächtig still sind, wo sie doch sonst die ersten sind, die auf jede Ungerechtigkeit hinweisen, ist es absolut gerechtfertigt, eine klipp und klare Positionierung zu fordern.


    Dass du da von fehlender Nunancierung und einem Mangel an Comprehension-Skills sprichst ist schwach.

    Es ist klar das man die Hamas für ihre Taten nicht feiern sondern verurteilen sollte, doch durch diese Ungerechtigkeit, dieser Apartheid und sonstigen Menschenrechtsverletzungen die über Jahre an den Palästinensern ausgeübt wurde, kommen solche extremisten heraus, die solch einen Hass auf Israel entwickelt haben.

    Sind die Hamas denn wirklich nur ein Symptom der Menschenrechtsverletzungen seitens Israel? Soweit ich weiß, sind die Hamas aus den Muslimbrüdern heraus entstanden und eine radikal israel- und judenfeindliche Terrororganisation. Das war kein Zusammenschluss von Palästinensern, die sich aufgrund der Ungerechtigkeiten des israelischen Staates radikalisiert haben. Sogesehen haben sie auch gar kein Interesse an einer friedlichen Lösung. Wobei man sagen muss, dass die Hamas auch ins Narrativ der religiös-nationalistischen Parteien Israels passt, ebenso wie, dass die Hamas mit Freiheitskampf und Revolution gleichgesetzt werden, denn damit sagen Teile der pro-palästinensischen Bewegung aus: Wenn die Palästinenser von Revolution und Freiheitskampf sprechen, ist der Terror und (Massen)mord an Zivilisten mit inbegriffen.

    Es ist wirklich schwer, in diesem Konflikt eine abschließende Position zu beziehen, weil gefühlt kein anderer Konflikt so polarisiert und durch Informationskrieg geprägt ist. Freunde, die sich mehr mit diesem Konflikt befasst haben als ich, sagen, ganz ehrlich, wir haben dazu keine Meinung, wir wissen nicht, was wir da produktives zu sagen können.


    z.b. jetzt auch jüngst das Thema, dass die Hamas Babies geköpft hat, konnte auch von offizieller israelischer Seite nicht bestätigt werden, ebenso wie, dass die Hamas israelische Babies in Käfigen hält. Wiederum werden auch Israel, z.b. vom türkischen Staatssender vorgeworfen, Phosphorbomben zu verwenden, wobei sich herausgestellt hat, dass das Bildmaterial aus 2019 stammt und in Syrien aufgenommen wurde.


    Wer da ne Meinung zu dem Konflikt haben will, sollte sich wirklich ausgiebig damit befassen und jede Quelle doppelt und dreifach prüfen, und selbst da sehr bescheiden sein.

    Was mit all denen, die eine Brille haben, ist im eigentlichen Sinne auch eine "Behinderung", und all den neurodivergenten Menschen, die sehr gut ins System passen und Leistung erbringen, an denen stört sich seltenst jemand.

    https://ghdi.ghi-dc.org/sub_document.cfm?document_id=1521 (Paragraph 1)


    Die hatten sogar "angeborener Schwachsinn", darunter auch "moralischer Schwachsinn" als Kriterium, jemanden als behindert zu klassifizieren und zu vernichten. Ich meine gelesen zu haben, dass bei gut der Hälfte der Krankenmorde einfach "Schwachsinn" diagnostiziert wurde. Man könnt über dieses absurde Weltbild ja echt lachen, wenn's nicht so eine reale Gefahr wäre und war.

    Wenn du ein bedingungsloses Grundeinkommen als Ideal ansiehst, warum befürwortest du gleichzeitig, dass Menschen ohne Arbeit unter bestimmten Bedingungen sanktioniert werden? Die aktuelle Höhe des Bürgergeldes stellt imo - wenn überhaupt - die untere Grenze eines BGE dar, damit es noch irgendwie als sinnvoll betrachtet werden kann und dieses Minimum sollte wirklich nicht unser Ziel sein.

    Weil dieses Grundeinkommen jedem zustehen würde durch eine faire Umverteilung - wie auch immer diese jetzt in der Praxis aussieht. Aber im Rahmen des jetzigen Systems erachte ich Langzeitarbeitslose, die arbeiten könnten - selbst wenn nur Teilzeit oder auf Minijob-Basis, als ziemlich unsolidarisch.


    In diesem Kontext halte ich auch die Diskussion darüber, dass es sowas wie faul sein ja eigentlich gar nicht gibt, für nicht wirklich sinnvoll. Mir ist schon klar, dass ein Mensch nicht dadurch faul ist, dass er keine Lust hat, nem scheiß Job nachzugehen, in dem er sich nicht selbst verwirklichen kann. Aber solche Jobs muss halt auch jemand machen.

    Sehe ich um ehrlich zu sein etwas anders. Klar kann man nicht alle über einen Kamm scheren, es gibt individuelle Schicksale. Das System ist, wie hier erwähnt wurde, dazu da, Menschen, die in dieses System eingezahlt haben, aufzufangen und ihnen die Möglichkeit zu geben sich umzuorientieren. Aber wenn wir Langzeitarbeitslose in einem völlig arbeitsfähigen Alter haben, die jetzt nicht gerade eine attestierte Arbeitsunfähigkeit haben, dann ist es meiner Meinung nach gerechtfertigt, sie in den Arbeitsmarkt zu integrieren und ihnen Leistungen zu kürzen, sollten sie Angebote ohne nachvollziehbaren Grund ablehnen. Und natürlich darf man sich dann anmaßen, dies zu beurteilen, denn immerhin erhält diejenige Person finanzielle Unterstützung vom Staat, von den Steuern, die Arbeitende zahlen. Was soll das heißen, Sozialleistungen zu kassieren und dann zu sagen, man wäre niemandem eine Rechenschaft schuldig?


    Ich bin auch niemand der sagt, Superreiche würden so unfassbar hart arbeiten, dass sie sich ihren unverschämt hohen Reichtum verdient haben und ich bin auch der Meinung, in einer idealen Gesellschaft gäbe es eine vernünftige Umverteilung, ein gewisses bedingungsloses Grundeinkommen für alle, höhere Löhne und bessere Arbeitsbedingungen. Aber da sind wir halt noch weit von entfernt.

    Aber sind denn Arbeitslose nicht eine finanzielle Belastung für den Steuerzahler?

    Klar sind sie das. Und daran ändern Reiche und die Ungleichverteilung von Vermögen erstmal nichts. Und dass Arbeitslose ja trotzdem irgendeiner Art unbezahlter Arbeit nachgehen, wäre nur ein Argument, wenn Arbeitende von dieser unbezahlten Arbeit, die zusätzlich zum Job stattfindet, befreit wären. Dieser Sozialstaat beruht auf dem Solidaritätsprinzip. Demnach müssen Arbeitslose meiner Meinung nach jeden Job annehmen, der gemäß ihrer körperlichen und geistigen Verfassung zumutbar ist. Lass es nicht Vollzeit sein. Lass es zumindest Teilzeit sein. Ist im übrigen auch in kommunistischen Modellen so, dass für einen möglichst hohen Beschäftigungsgrad gesorgt wird.


    Um die Reichen können wir uns dann immer noch kümmern.


    Bürgergeld ist dann nochmal ein anderes Thema. Wenn es jeder bekommt und dies durch eine gerechte Umverteilung stattfindet, be my guest.

    Zitat von Cassandra

    Definierst du wirklich nach medizinischen Überschneidungen das Geschlecht?

    Ich würde es eher so formulieren, dass die Zuweisung eines Geschlechts anhand äußerer Merkmale und Geschlechtsteilen erst mal intuitiv Sinn macht und in den meisten Fällen zutrifft, solange es keine andere, medizinische Implikation gibt. Was danach kommt, wie sich das Kind fühlt, darauf ist im Laufe seiner Entwicklung zu achten. Und ich weiß nicht, vielleicht gibt es ja Methoden, das Geschlecht des Neugeborenen effektiver einzuordnen, was dem Kind später Probleme erspart, vor allem bei medizinischen Behandlungen, die wie du sagtest ziemlich binär sind. Aber sofern da alles typisch dem gelesenen Geschlecht ist, kann man dieses denke ich auch zuweisen.

    Zum Rest: Ich verstehe nicht ganz, was das Ziel deiner Argumentation ist. Die Bezeichnung "cis männlich" funktioniert im gesellschaftlichen Kontext; der muss sich grundsätzlich natürlich in Zukunft mit ändern. Was Medizin angeht, ist die Kritik berechtigt: Medizin sollte weder nur nach einem Standard noch binär sein, sondern eben so breit gefächert wie möglich sein. Natürlich kann man nicht jede Individualität abdecken (kann man ja auch in anderen Aspekten abseits des Geschlechts auch nicht), aber zumindest etwas über eine "fast binäre" (also eher einseitige) Forschungslage hinausgehen.

    Was ich damit sagen wollte, ist, wenn eine Medizin, die anhand der Körper von Männern, bzw. als männlich gelesener Personen Verfahren entwickelt hat, die in ihrer Anwendung an besagten als männlich gelesenen Personen eine sehr hohe Erfolgsrate haben, dann lässt sich daraus doch schließen, dass es beim Großteil männlich gelesener Personen eine ziemlich hohe Übereinstimmung bezüglich ihrer Biologie gibt und nicht etwa sehr viele Unterschiede in einem großen Spektrum, die keine Kategorisierung aufgrund körperlicher Merkmale erlaubt. Was geschlechtsspezifische Merkmale angeht, gibt es unter Männern, ebenso wie unter Frauen, große Überschneidungen, die eigentlich nicht rechtfertigen, die Begriffe Mädchen und Jungen durch "wir sind alle verschieden" zu ersetzen. Das heißt nicht, dass man es nicht durch die Aussage, wir wären alle verschieden ergänzen kann. Dass wir verschieden sind und es innerhalb der Geschlechter Nuancen, unterschiedliche Identitäten und Körperwahrnehmungen gibt, schließt das Konzept Jungen und Mädchen nicht aus. So seh ich das zumindest, ohne euch eure Sichtweise abzusprechen.

    Weicht man also sowas generell auf und erklärt körperliche Unterschiede ganz simpel mit "Wir sind alle verschieden!" (ganz einfach runtergebrochen), statt binär "Jungen haben halt das und Mädchen das [zwischen den Beinen]", dann ist das Thema doch altersgerecht behandelt?

    Wie handhabe ich es eigentlich, wenn meine Partnerin schwanger ist und der Arzt "feststellt", dass der Embryo weiblich ist? Erwidere ich, dass mein ungeborenes Kind ja noch gar nicht die Möglichkeit hatte, sich gemäß seiner Identität für ein Geschlecht zu entscheiden? Wenn mein Kind mit geschlechterspezifischen Geschlechtsteilen zur Welt kommt und es auch sonst keine medizinischen Ungereimtheiten gibt, muss ich mein Kind dann als geschlechtsneutrales Säugetier handhaben, bis es sich für ein Geschlecht entschieden hat – auf welcher Basis wird es diese Entscheidung dann überhaupt treffen?


    Wir haben Unterschiede, aber auch sehr viele Gemeinsamkeiten. Und was körperliche Gemeinsamkeiten angeht, haben Frauen und Männer untereinander in der Regel sehr viel mehr Gemeinsamkeiten als Männer im Vergleich zu Frauen. Woanders habe ich in diesem Forum rausgelesen, dass die Medizin dafür kritisiert wurde, anhand weißer, cis-männlicher Körper zu forschen. Was ja komisch ist, weil, was definiert überhaupt nen cis männlichen Körper, wo wir doch alle ganz ganz verschieden sind und das Spektrum schier immens ist. Irgendwo muss man ja pragmatisch sein; die Unterteilung in männlich und weiblich ist die offensichtlichste. Und trotzdem kann ich als Vater, der seinem Neugeborenen aufgrund äußerlicher Merkmale ein Geschlecht zuschreibt, weil es erfahrungsgemäß meistens auch zutrifft, sie trotzdem ohne geschlechtliche Stereotype erziehen und respektieren, wenn Sie eine andere Wahrnehmung entwickelt und sie nach bestem Gewissen unterstützen.

    Man kann hier Seiten über Seiten predigen, dass das Geschlecht von der eigener Körperwahrnehmung abhängt und dann kommt wieder einer an und hält es für einen Teil des geschlechtlichen Spektrums ... zu gärtnern.

    Und dann wird uns vorgeworfen, wir würden uns nur deswegen als nicht-binär bezeichnen, weil wir nicht alle Geschlechtsklischees unseres Geburtsgeschlechts erfüllen.

    Was hat eine Samurai-Anekdote hier verloren.

    Dann frag ich mich, warum hier Körperwahrnehmung mit Identität und Geschlechterrollen vermischt wird. Denn unter Geschlechterrolle und Identität verstehe ich nicht Body Dysmorphia. Hier wird von Geschlechterrollen gesprochen, davon, dass man sich seiner Identität lange nicht sicher war und mehrere Phasen durchlaufen ist, was ja nun mal nicht dasselbe ist, wie eine dem zugewiesenen Geschlecht abweichende Körperwahrnehmung zu haben. Und das bringt ihr, wie es mir scheint, halt selbst irgendwie durcheinander und könnt es nicht erklären. Viel mehr argumentiert ihr ja gerade aus dem Standpunkt, dass man es ja nicht abschließend erklären und definieren kann und daraus wohl folgt, dass das Spektrum nicht eingrenzbar ist.

    Aber man darf nicht kommunizieren dass es neben Mädchen und Jungen auch andere Geschlechterrollen gibt, weil das dann plötzlich zu komplex ist.

    Bist du dir sicher, dass du da, wie vorhin schon angesprochen, nicht etwas durcheinander bringst? Was heißt für dich, neben Jungen und Mädchen andere Geschlechterrollen zu haben? Ist Junge und Mädchen für dich eine Geschlechterrolle? Du kannst ein Mädchen aufgrund offensichtlicher, biologischer Merkmale als Mädchen ansehen und trotzdem argumentieren, dass Geschlechterrollen unnötig sind. Wenn ein Mädchen sagt, es "fühlt" sich wie ein Junge, kann man es halt nicht auf Grundlage von Geschlechterrollen darin bestärken. Denn Geschlechterrollen sind nun mal, wie ihr ja selbst gerne argumentiert, ein gesellschaftliches Konstrukt.

    Die Samurai sind meines Erachtens nach ein interessantes Beispiel, was das geschlechtliche Spektrum angeht. Einerseits furchtlose Krieger, andererseits das streben nach zum Ausdruck bringen und Perfektion aller anderen Facetten. Ob Kochen, Gärtnern, Tanzen, Kaligrafie. Sie haben diese Dinge getan, ohne sie an ein spezifisches Geschlecht zu binden. Mir wäre dennoch nicht bekannt, dass sie fluid in ihrer geschlechtlichen Identität wären.


    Bei der Diskussion über geschlechtliche Identitäten fällt es mir immer noch schwer nachzuvollziehen, inwieweit hier jetzt biologische mit gesellschaftlichen/sozialen Aspekten vermischt werden. Wie sehr ist die eigene geschlechtliche Identität an Rollenbilder geknüpft, wo es halt tatsächlich ein Spektrum gäbe, und ist es dann überhaupt die richtige Terminologie zu sagen, Geschlecht sei ein Spektrum, statt geschlechtliche Identität als Spektrum zu bezeichnen. Denn aus rein biologischer Sicht ist das Spektrum halt wirklich nicht so groß; in den allermeisten Fällen gibt es eine starke Ausprägung eines Geschlechtsmerkmals gegenüber dem anderen. Wie viele intergeschlechtliche Personen gibt es? Ohne die Dunkelziffer zu kennen, wird die Zahl auf um die 0.02% beziffert (eine Studie ging auch von 1-2% aus, aber hier wurde die Frage erhoben, wie kurz oder weit gefasst man intersex fasst). Die Anzahl an Frauen, die ohne Uterus geboren werden, wird z.B. auch auf um die 0.02% beziffert, beim Sweyer-Syndrom sind es 0.002%. Selbst mit Dunkelziffer und einer etwas lockereren Definition ist es nur eine sehr kleine Minderheit.

    aber was macht denn eine weibliche oder männliche Person aus?

    Ich denke nicht, dass es hier das eine Merkmal gibt, wonach sich ein Geschlecht definieren kann. Aber es ist halt ein ganzes Set an Eigenschaften, die sich je nach Geschlecht herauskristallisiert. Die meisten Frauen werden eine Reihe von geschlechterspezifischen Aspekten haben, die sich von denen eines Mannes unterscheiden, ebenso umgekehrt. Deshalb gibt es halt auch nicht so viele intergeschlechtliche Menschen und deshalb werden auch nicht 50% der Frauen ohne Uterus geboren sondern nur eine verschwindend geringe Anzahl, und selbst bei dieser verschwindend geringen Anzahl an Frauen werden die spezifisch weiblichen geschlechtsmerkmale ausgeprägt sein.


    Ich denke, wir sind uns hier alle einig, und das wurde hier ja angesprochen, dass man Kindern kein "binäres System einprügeln soll". Die Identität sollte nicht geschlechtsspezifisch sein. Aber es wird ja einen Unterschied geben zwischen dem Narrativ, die Erziehung eines Kindes nicht an einem binär-geschlechtlichen System festzumachen und dem Narrativ, dass man ja gar nicht sagen kann, was ein Mann und eine Frau ist, und dass die bloße Geschlechtsidentität sämtliche biologische, aber auch gesellschaftliche Aspekte aushebelt. In diesem Kontext denke ich auch, dass geschlechtliche Identitäten zum Teil ein Produkt der Gesellschaft sind, denn eine Gesellschaft, die diese binär-geschlechtlichen Systeme aufrecht erhält in die sie Kinder reinzwingt, wird auch Kinder hervorbringen, die sich eben nicht in diese Schubladen stecken lassen wollen und eine davon unabhängige Identität entwickeln. Aber gäbe es so ein krasses Spektrum an geschlechtlichen Identitäten, wenn das System Kinder/Menschen in der Erziehung gar nicht erst geschlechterspezifisch einteilen, bzw. sagen würde, dass bestimmte Handlungsweisen und Interessen geschlechterspezifisch sind? Vielleicht eher weniger.


    In diesem Kontext war Darling s Analogie mit der Kindergartenfreundin, die glaubte ein Affe zu sein, eigentlich gar nicht so schlecht. Es gibt ja die Otherkin-Bewegung, unter denen es Anhänger gibt, die der Überzeugung sind einer anderen Spezies anzugehören. Es gibt sogar die Trans-Racial Bewegung mit Menschen, die sich einer anderen Ethnie zugehörig fühlen, z.B., weil sie unter dem kulturellen Einfluss besagter Ethnie waren, oder aber von Eltern besagter Ethnie adoptiert wurde. Da würde wohl der eine oder andere Linke oder Queere Person gleich zusammenzucken, von kultureller Aneignung sprechen und sagen, dass die obigen Beispiele ja nicht dasselbe seien, aber der Zeitgeist ändert sich nun mal schnell. Vielleicht argumentiert man in 10-20 Jahren auch, dass es da ein legitimes Spektrum gibt, immerhin reicht die DNA der meisten über mehrere Kontinente und Ethnien, was auch DNA Tests belegen, und wenn jemand multikulturell aufgewachsen und sich mit den Kulturen anderer Ethnien identifiziert, warum sollte man das dieser Person absprechen? Dass Trans und Queer "was anderes" ist als Homo- und Bisexualität, das hat man damals auch argumentiert. Heute nennt man diese Frauen TERFs.

    Wenn etwa TERFs ihre Frauendefinition nur für den philosophischen Elfenbeinturm geschaffen hätten und nicht etwa auf konkrete politische Ziele hinarbeiten würden, dann könnten sie mir wohl egaler nicht sein

    Aber unsere Gesellschaft ist ja kein philosophischer Elfenbeinturm. In unserer Gesellschaft stehen die Interessen unterschiedlicher Gruppen zwangsläufig in Konflikt und müssen gegeneinander abgewogen werden. Spätestens, wenn man über die Rechte und Privilegien spricht die Frauen in Abhängigkeit ihrer Bedürfnisse zustehen sollten, kommt man um eine Definition nicht wirklich drum herum.

    Nein. Weil du einfach Aktivismus nicht verstehst. Es geht letzten Endes nicht darum, eine bestimmte Gruppe hochzuhalten, sondern für Gleichberechtigung zu sorgen. Und dies geht eben nicht, ohne gegen den Ursprung - Patriarchat und White Supremacy - zu kämpfen. Denn alles andere wird eben keine dauerhafte Veränderung bringen.

    Aber es ist doch klar, dass unterschiedliche Personengruppen unterschiedlich betroffen sein können und es deshalb auch individuell auf die jeweilige Personengruppen zugeschnittene Lösungen geben sollte. Deshalb gibt es ja Toiletten für Frauen und Toiletten für Menschen mit Behinderungen mit mehr Barrierefreiheit. Soll es nach deiner Logik eine Toilette für weiße, heterosexuelle cis Männer und eine Toilette für die Opfer des Patriarchats und White Supremacy geben?


    Genauso kann ein schwarzer, konservativer Mann im Bereich des Antirassismus Aktivismus betreiben und trotzdem eine konservative Vorstellung vom Thema Geschlecht samt traditioneller Rollenverteilung haben. Willst ihm seinen Aktivismus absprechen, weil er seinen Antirassismus nicht intersektional denkt und meint, Frauen, Transmenschen, Behinderte und Juden würden im selben Boot sitzen? Wie gesagt widersprechen sich die Tatsache, dass all diese Dinge irgendwo denselben Ursprung haben und der Fokus einer betroffenen Gruppe auf eben die Probleme, die sie erleben, nicht. Warum willst du das denn Menschen absprechen.

    Das ist eine Beschreibung von Feminismus das in der zweiten Welle steckengeblieben ist

    Nein, das ist einfach falsch und zeigt, dass du dich nicht wirklich mit Feminismus auseinander gesetzt hast. Es geht nicht spezifisch um Frauen vs Männer, sondern es geht darum, wie das Patriarchat sich auf die Gesellschaft auswirkt

    Doch, das ist, wie diese Bewegung ursprünglich zustande gekommen ist. Steckt ja auch schon im Wort Feminismus drin. Und wenn dies die Beschreibung der zweiten Welle des Feminismus ist, dann liege ich an sich ja nicht falsch, eher ist es so, dass die Definition mit der Zeit überarbeitet wurde, wobei auch da die Frage ist, muss die überarbeitete Definition denn so hingenommen werden und sind diejenigen, die mit der alten Definition verweilen radikal.


    Ja, der Feminismus greift in seiner Essenz das Patriarchat an, welches sich auf die komplette Gesellschaft auswirkt, nicht nur auf Frauen, aber ändert das doch nichts daran, dass es ursprünglich eine Frauenbewegung war, die für die Rechte der Frauen eingetreten ist, die gesellschaftlich und rechtlich benachteiligt wurden. Es ging um die Stellung der Frau in der Gesellschaft. Genauso, wie es in antirassistischen Bewegungen um die Stellung Schwarzer in der Gesellschaft ging. Auch dort war die Essenz, dass alle Menschen, unabhängig der Hautfarbe gleich viel Wert sind, ja, aber trotzdem aus dem Blickwinkel der marginalisierten schwarzen Bevölkerung.


    Zu sagen, auch Männer leiden unter'm Patriarchat ist so wie zu sagen, all lives matter. Ja, stimmt. Das ist Antirassismus konsequent zu Ende gedacht, aber geht ja darum, Bewusstsein für die Probleme besagter marginalisierter Gruppen zu schaffen. Im Falle vom Feminismus eben ein Bewusstsein speziell für die Probleme, mit denen sich Frauen, bzw. als weiblich gelesene konfrontiert sehen, zu schaffen. Und ich denke, vielen Frauen, die als Terfs gelabelt werden, geht's einfach nur darum zu sagen, dass die Identifikation als Frau nicht ausreicht, um ein Verständnis davon zu haben, bzw. am eigenen Leib zu erleben, was es heißt, wegen seines Frau seins Diskriminierung zu erfahren, bzw. weil man als weiblich gelesen wird. Was nicht heißt, dass besagte Transmenschen nicht anderen Diskriminierungsformen ausgesetzt sind. Und ja, wie gesagt, auf viele trifft der Begriff Terf mehr als zu, da wird's auch kranke Persönlichkeiten geben die Transmenschen verachten, aber man sollte da finde ich schon Abstufungen machen.

    Das trans Frauen, die nicht komplett cis passing sind die Gewalt vom Patriarchat nicht kennen würden ist halt auch ein immer wieder wiederholter TERF-Mythos, das ganz besonders für BIPOC trans Frauen und trans Frauen mit Background aus dem nahen Osten ziemlich wenig mit der Realität zu tun hat, gibt dazu genügend Recherchen und Statistiken zur Gewalt gegen Trans allgemein (also nicht bloß gegen trans Männer und AFAB Nicht-Binäre wie von TERFs behauptet):


    Transgender people over four times more likely than cisgender people to be victims of violent crime williamsinstitute.law.ucla.edu

    Ich bin mir sicher, dass ich das so nicht behauptet habe. Gewalt gegen Transmenschen ist real, ich stimme auch zu dass sie noch verheerender ist, aber eben aufgrund ihres Trans-Seins. Unterschiedliche Diskriminierungsformen überschneiden sich in ihren Ursachen, aber trotzdem kann man das ja nicht alles zusammenwürfeln und sagen, ja Sexismus, Rassismus, Antisemitismus, Klassismus, hat irgendwo dieselben Wurzeln, also wird das schon irgendwo dasselbe sein. Jede Bewegung hat ihre demografische Gruppe.


    In antirassistischen Bewegungen wird meines Wissens gerade der Punkt gemacht, dass etwa "Schwarz" keine einfache "biologische" Kategorie ist (auch keine Hautfarbe), sondern eine von Rassismus betroffene gesellschaftliche Position beschreibt, mit anderen Worten, es handelt sich um eine gesellschaftliche Konstruktion. Wie diese Position im Detail aussieht, ist eine komplexe Frage, die ich hier - gerade als weißer - sicher nicht ausreichend erschöpfen kann. Wenn der Vergleich des Feminismus mit antirassistischen Bewegungen bemüht wird, dann wäre entsprechend gerade die Folge, "Frau" nicht entlang der Biologie zu verstehen, sondern die (jeweilige) gesellschaftliche Rolle in den Fokus zu rücken. Mit starren "biologischen" Definitionen zu arbeiten ist dem schlicht nicht angemessen.

    Ich stimm dir da durchaus zu. Es ist eine auf den zweiten Blick viel komplexere Fragestellung, und in gewisser Weise haben Transmenschen dem Feminismus sogar nen Dienst erwiesen, indem sie der Gesellschaft nen Spiegel vorgehalten haben mit der Frage, was eine Frau denn nun konkret ist, ob gesellschaftlich oder biologisch. Folgt aus der Erkenntnis, dass es keine eindeutige Definition gibt, aber, dass man für sich selbst keine Definition annehmen kann, bzw. es nicht auch die meisten, die die Eindeutigkeit einer Definition anzweifeln, nicht selbst trotzdem tun. Sich einem spezifischen Geschlecht zugehörig zu fühlen, setzt ja voraus, dass man bestimmte Eigenschaften mit besagtem Geschlecht assoziiert und frausein und Femininität auf eine gewisse Weise für sich definiert. Obgleich du sagst, dass die Definition des Geschlechts äußerst schwierig ist und vielleicht nie endgültig gelöst sein wird, gibst du in deinem Profil ja auch das männliche Geschlecht an, also scheinst du ja nichtsdestotrotz eine gewisse Definition vom männlichen Geschlecht oder Assoziation mit diesem zu besitzen.


    Genauso, wie es ja auch schwierig wäre, seine Sexualität einzuordnen ohne eine vorausgesetzte Definition seiner Präferenzen. Ich fühle mich zu Frauen hingezogen, aber ok, was ist eine Frau. Feminine Züge, aber ok, was ist Femininität überhaupt? Im Rahmen meiner Sexualität habe ich dementsprechend natürlich auch eine Definition dessen, was eine Frau und was feminin für mich ist und ich sehe da nicht wirklich ein Problem mit, weil andere diese Definition nicht teilen müssen.


    Dementsprechend mag eine Definition von Geschlecht anhand konkreter, biologischer bzw. äußerer, oder auch gesellschaftlicher Aspekte nicht objektiv richtig oder präzise sein, wird für viele aber ein wichtiger oder ausschlaggebender Aspekt sein. Und mir als Mann geht es da auch gar nicht drum mitzureden, weil ich nicht betroffen bin, was ich aber sagen will, ist, dass eben cis Frauen sehr wohl das Recht haben mitzureden und deren Definition nicht invalidiert wird durch die Erkenntnis, dass es keine strikte und objektive Definition gibt.

    Btw AFAB Personen, die immer noch weiblich gelesen werden (und weiblich gelesen werden WOLLEN!), erfahren absolut denselben Sexismus. Niemand fragt dich wie du dich identifizierst, bevor sie dir gegenüber sexistisch sind lol ... btw, was in meinem privaten und Arbeitsumfeld va in den letzten Jahren sehr selten vorgekommen ist, aber das such ich mir ja auch dementsprechend selbst aus.


    Zudem werden vielen trans Männern auch ihre Erfahrung mit Sexismus und sexueller Gewalt abgesprochen, sobald sie als maskulin wahrgenommen werden, als hätten sie all die Jahre zuvor nicht als weiblich gelesene Person gelebt.

    Aber das ist ja eigentlich genau der Punkt, den ich machen wollte. Als Frau gelesen zu werden ist ein wesentlicher Aspekt des Frau seins in unserer Gesellschaft, den ich niemals nachvollziehen werde, selbst wenn ich mich nun aufrichtig als Frau identifiziere. Und das ist denke ich der Punkt, den viele "radikalere" Feministinnen vertreten, wenn sie sagen, in der Gesellschaft als Frau wahrgenommen zu werden bedeutet was, geht mit konkreten, geschlechtsspezifischen Problemen und Gefahren einher, von denen Männer verschont bleiben und auch dann genauso verschont bleiben werden, wenn sie ne weibliche Geschlechtsidentität haben.


    Ich sehe diesen Trend um ehrlich zu sein auch zunehmend aus der eher linken Sphäre, wo linke Frauen und linke, politische Aktivistinnen, die sich für soziale Gerechtigkeit, Antikapitalismus und Antirassismus stark machen, auch für Transrechte, sagen, diese extreme Form der geschlechtlichen Ambiguität teile ich nicht und hab ne andere Auffassung von Geschlecht, und das obwohl sie früher selbst solidarisch ihre (she/her) Pronomen in der Bio stehen hatten und dann zurückgerudert sind.


    Deshalb wie gesagt, ob ich alle, die diesen Standpunkt von Geschlecht nicht teilen, als radikal und unwissenschaftlich abtun würde, wo hier doch selbst gesagt wurde, dass die Definition nicht abschließend geklärt ist und wohl auch nie geklärt sein wird und es die Leute im Umkehrschluss für sich definieren können wie sie wollen, eher nicht.

    PLUSQUAMPERFEKTION


    Ich sagte nicht, dass Feminismus Menschen kategorisiert. Ich sagte, der Feminismus erkennt an, dass in der Gesellschaft eine Kategorisierung stattfindet, die Menschen auf Grundlage dessen diskriminiert. Genauso wie die antirassistische Bewegung anerkannt hat, dass Schwarze aufgrund ihrer Hautfarbe kategorisiert und benachteiligt werden. Und genauso wie die antirassistische Bewegung von den Betroffenen dieser Kategorisierung entfacht wurde, wurde auch der Feminismus von Betroffenen der jeweiligen Kategorisierung geführt. Die antirassistische Bewegung kategorisiert und bewertet Menschen ja auch nicht aufgrund ihrer Hautfarbe, nur weil sie anmerkt, dass sie aufgrund ganz bestimmter Marker, hier Haurfarbe, diskriminiert werden.


    Das spricht Transmenschen ja zunächst nicht die Identität ab.

    Btw ist es sogar wissenschaftsfeindlich nicht-binäre Identitäten nicht anzuerkennen. Geschlecht ist nur nicht "irgendwas zwischen den Beinen und mit den Hormonen und Chromosomen", es ist ein sehr komplexes, neurologisches System und eine Frage des Selbstbilds; wie sich dein Gehirn selbst wahrnimmt.

    Wir wissen, dass FTM / MTF trans und nicht-binäre Personen ihr Körperbild anders und außerhalb der Binärität wahrnehmen als es cis Personen tun, das ist kein kulturelles Phänomen. Das IST die biologische Seite, weil es auch intrinsisch ist sprich nicht von außen an- oder aberzogen werden kann

    Ok, aber das kann man auch über andere Dysphorien sagen, die menschliche Psyche ist dahingehend nun mal ziemlich komplex. Natürlich ist die eigene Identität und Psyche irgendwo eine biologische Tatsache, weil unsere Gehirnstruktur eben biologischer Natur ist, aber inwiefern aus Identität die Realität folgt, steht halt irgendwo zur Debatte. Die queeren sagen, Geschlecht definiert sich nicht über das Geschlechtsteil oder die Chromosomen, gleichzeitig vertretet ihr das Narrativ, dass eine Frau ist, wer sich als solche definiert. Also ist das Geschlecht ausschließlich auf die Psyche zurückzuführen, und ob das der Konsens der Biologie ist, wage ich mal zu bezweifeln. Denn ja, es gibt bestimmte biologische Aspekte und Marker, die die Durchschnittsfrau vom Durchschnittsmann unterscheiden. Die müssen nicht alle ausnahmslos zutreffen, aber in aller Regel gibt es eine starke Tendenz, die eine Kategorisierung zulässt.


    Und diese Kategorisierung findet auch - zum Leidwesen vieler - auf gesellschaftlicher Ebene statt. Eine Transfrau, die komplett männlich gelesen wird, defacto die Anatomie eines Mannes besitzt, sich aber dem weiblichen Geschlecht zugehörig fühlt, wird halt trotzdem nicht wissen, was es heißt, in dieser patriachalen Gesellschaft eine Frau zu sein und die damit einhergehende Diskriminierung, Benachteiligung, Sexismus und Gewalt zu erleben.


    Das ist ja auch der Sinn des Feminismus gewesen. Frauen, die anhand ziemlich klar definierter Eigenschaften als solche kategorisiert und auf Grundlage dieser diskriminiert wurden, sichtbar zu machen in dem seit Jahrtausenden existierenden Patriarchat. Und plötzlich wissen wir gar nicht, was ne Frau ist. "Ne Frau ist, wer sich als solche wahrnimmt". Und Frauen, die das so nicht stehen lassen, sind Terfs und unwissenschaftlich. Ok. Was nicht heißt, dass es nicht viele transfeindliche Frauen gibt, die Transmenschen die Existenz absprechen.

    Wie Sunaki korrekt sagt: Nein, die Lösung "Hmm, irgendwie funktioniert das System nicht und diejenigen, die an der Spitze stehen profitieren von unserem Leid, aber wir haben keine Mittel sie zu erreichen" ist nicht einfach. Eine systematische Änderung zu erzeugen ist nicht einfach. Es ist das genaue Gegenteil.

    Das ist ja erst mal keine Lösung sondern eine Erkenntnis. Und da habe ich durchaus das Gefühl, dass viele Ideologen, die sich weit links des politischen Spektrums befinden, die Realität zugunsten ihrer Ideale ausblenden, sich also teilweise der Komplexität die hinter der Erreichung dieses Ideals steht nicht bewusst zu sein scheinen. Kommunismus sagt ja auch von sich selbst, das Ziel und nicht der Weg zu sein. Du hast weiter unten die durchaus positiven Ansätze von Keynes erläutert, die doch einige sozialistische Ansätze aufweisen. Gleichzeitig hat sich Keynes aber nicht als Sozialist, geschweige denn Kommunist verstanden, stand dem Marxismus auch eher kritisch gegenüber und war eher darauf bedacht, den Kapitalismus zu "retten". Er argumentierte, dass es sinnvoller sei, ein bestehendes System schrittweise zu ändern, als es sofort komplett über Bord zu werfen. Das ist ja auch irgendwo der Kern des Konservatismus. Die Erkenntnis, dass es viel schwerer ist, ein System aufzubauen, als es zu zerstören. Zwar mag die Erkenntnis, wie scheiße unser System teilweise ist und warum, fortschrittlich sein, doch ist es die Idee, es einfach über den Haufen zu werfen und "abzuschaffen" nicht. So wie z.B. im Polizeigewaltthema, in das ich mich reingelesen habe, in dem schwadroniert wurde, man solle die Polizei und den Staat am besten gleich mit abschaffen und zum Modell der indigenen Völker zurückkehren. Wie stellt ihr euch das in der Realität vor?