Also dass sich nicht wenige Frauen zu toxischen Männern hingezogen fühlen, ist wirklich so. Und mit toxisch meine ich nicht "einfach nur ein Mann, der für seine Meinung einsteht und kein Simp ist". Kenn ich genug persönliche Anekdoten, beziehe mich aber ebenso auf andere Datenpunkte. Ich meine, alleine eurer eigenen Logik nach zu Urteilen, wenn ihr euch auf Daten bezieht die darauf verweisen, wie viele Frauen sich in abusive Beziehungen befinden, nicht mal mit - nett formuliert - "Arschlöchern" sondern wirklich mit Gewalttätern, dann muss man sich ja fragen, wie geraten Frauen so oft an solche Männer. Über die Ursachen können wir gerne diskutieren, aber dass es so ist, ist Fakt.
Man könnte sich z.B. auch Fragen, wie Bücher und Filme wie Fifty Shades of Grey oder - noch schlimmer - 365 Tage, die im übrigen von Frauen geschrieben wurden, so hohen Zuspruch bei Frauen finden. Ich meine, die Essenz des Films 365 Tage ist, dass ein psychopathischer Mafioso eine Frau betäubt, entführt, sie Monate lang einsperrt und sie vergewaltigt, mit der Prämisse, er würde sie nach nem Jahr wieder gehen lassen, wenn sie sich bis dahin nicht in ihn verliebt hat. Und sehr viele Frauen feiern diese Darstellung der "Romantik" absolut, die Resonanz war eindeutig. Dass der Typus, den wir als "Arschloch" bezeichnen da selbst noch ein Simp dagegen ist, brauch ich wohl nicht zu erwähnen. Ich meine, es gibt buchstäblich Mörder und andere Verbrecher im Knast, die Liebesbriefe von Fangirls bekommen, die von Beziehungen mit besagten Verbrechern schwärmen.
Soweit ich weiß, gibt es auch Studien, die diese Dinge näher untersuchen bezüglich Präferenzen von Männern und Frauen. Wo eine z.B. zu dem Ergebnis kommt, dass Frauen sich zu dem eher abweisenden, wenig zugänglichen Typ Mann hingezogen fühlen, weil dort der (unterbewusste) Drang vorherrscht, ihn zu "zähmen" und seine weiche Seite rauszukitzeln. Oft - auch meiner eigenen Erfahrung nach - ist es auch dem eigenen Minderwertigkeitskomplex geschuldet, da man seinen Selbstwert von der Aufmerksamkeit besagter Männer abgängig macht und konsequente Abweisung auf's eigene Ego projiziert.
Also so zutun, als gäb's sowas gar nicht und wär nur eine Erfindung der Incels und Simps, da muss man die Kirche mal im Dorf lassen. Und ich glaube genau das ist der Grund, warum so viele (junge) Männer mit den Messages von Andrew Tate & co. resonieren. Weil die Diskussion hier sinnbildlich für die gesamte Debatte steht. Geht gefühlt nur darum, wie super toxisch und zurückgeblieben Männer sind und sich jegliche Probleme welchen Geschlechts auch immer auf's Patriachat zurückführen lassen. Probleme, mit denen sich Männer konfrontiert sehen, werden entweder nicht ernst genommen oder auch auf's Patriachat geschoben (sprich, Männer sind für die Probleme der Frauen ebenso wie für ihre eigenen Probleme verantwortlich). Dass Frauen auch ihren Teil zu diesem (strukturellen) Problem beitragen will man nicht hören. Natürlich bekommen ein Tate & co. mehr Resonanz, weil er besagten Männern die Kontrolle überlassen möchte und ihnen sagt, werdet mal stark, fit, selbstbewusst, durchsetzungsfähig und dominant, kriegt eure Finanzen in den Griff und da ergibt sich der Rest schon von selbst. Dass sie dabei ganz nebenbei ein toxisches und abwertendes Bild von Frauen zeichnen ist natürlich Fakt, aber darauf beschränkt sich deren Message auch nicht (wobei es auch da Extreme gibt).