Leviator, ich werde bei deinem Beitrag einfach meine Zusätze in Rot schreiben, damit man den Argumentationsstrang besser nachvollziehen kann.
Wäre mir lieber, hättest du in gewöhnlicher Formatierung darauf geantwortet, so kann ich nichtmal die einzelen Passagen zitieren. Wir fangen ohnehin an uns im Kreis zu drehen und du fängst damit an Aussagen von mir zu ignorieren.
1. Der Wert einer Meinung hängt vom Kontext ab. In einer Demokratie geht es, wie gesagt, um Mehrheiten. Es geht nicht um eine bestmögliche Politik. Die Politik soll den Willen einer Mehrheit abbilden. Wenn ein gewichtiger Teil der Bevölkerung eine bestimmte Meinung vertritt, dann hat diese Meinung in einem demokratischen Diskurs berücksichtigt zu werden. Wenn man das nämlich nicht tut schließt man diesen Teil der Bevölkerung vom demokratischen Willensbildungsprozess aus.
Ich wiederhole es nochmal: deine komplette Argumentation hat autoritäre und antidemokratische Züge. Das wird umso deutlicher, je länger diese Diskussion andauert. Für die Relevanz einer Meinung in einer Demokratie kann es nicht auf die Qualität dieser Meinung ankommen. Die AfD sitzt nicht im Bundestag, weil ihre Argumentation und ihr Programm irgendwie eine besondere Qualität haben. Sie sitzt im Bundestag, weil ein Teil der Bevölkerung der gleichen unsinnigen Meinung ist, zumindest der Idee nach. In einer Demokratie entscheidet nicht ein Einzelner über den Wert einer Meinung, sondern die Mehrheit. Das ist was eine Demokratie ausmacht. Zumal es in der Politik auch viel um Ideologie und Abwägung geht und es nicht immer ein Richtig oder Falsch gibt. Streng genommen gibt es in der Politik nie ein Richtig oder Falsch, zumindest nicht in der Zielsetzung.
Ginge es hingegen z.B. um Entscheidung innerhalb eines Unternehmens, dann wäre der Wert einer Meinung natürlich abhängig von der Qualität.
Und ja, du kannst jeder Meinung ihren Wert absprechen. Das hat mit einer Einschränkung der Meinungsfreiheit nichts zu tun. Wenn du das aber als Argumentation nimmst, um zu fordern einfach Meinungen die dir nicht passen aus dem öffentlichen Diskurs zu verbannen, ist das eine antidemokratische Einstellung.
2. Du kannst es natürlich gerne anders sehen, dass Talkshows der Information dienen ist aber eine Tatsache, die sich durch deine Meinung nicht beeinflussen lässt. Wie gesagt geht es hier um den Zweck für den Zuschauer. Wenn du eine Talkshow ansiehst, was kommt bei dir als Zuschauer und Adressat dieser Talkshow an? Informationen. Du nimmst Informationen auf, wenn du dir eine Talkshow ansiehst. Diese Informationen sind gerade aufgrund der Debatte differenziert, weil unterschiedliche Meinungen vertreten und argumentiert werden.
3. Zu den Rundfunkgesetzen:
Zitat
Programmgrundsätze
In den jeweiligen Rundfunkgesetzen und teilweise zusätzlich in den Satzungen der Rundfunkanstalten formulierte Richtlinien für die Programmgestaltung, an welche der Intendant als oberstes Exekutivorgan einer Rundfunkanstalt gebunden ist und deren Einhaltung vom jeweiligen Rundfunk- und ggf. Landesrundfunkrat kontrolliert wird. [...]
Mit unterschiedlichen Formulierungen im einzelnen sind für die Landesrundfunkanstalten heute zumeist folgende Punkte geregelt: [...]
4) die Pflicht, das gesellschaftliche Meinungsspektrum möglichst umfassend und fair widerzuspiegeln,
[...] bei Erfüllung seines Auftrags die Grundsätze der Objektivität und Unparteilichkeit der Berichterstattung, die Meinungsvielfalt sowie die Ausgewogenheit der Angebote und Programme zu berücksichtigen. [...]
Alles anzeigen
http://www.ard.de/home/die-ard…dsaetze/554870/index.html
Das Gesetz ist also auf "meiner" Seite. Die Formulierung in Punkt 4 ("die Pflicht, das gesellschaftliche Meinungsspektrum möglichst umfassend und fair widerzuspiegeln") umschreibt auch sehr schön, was ich weiter oben über den Wert einer Meinung geschrieben habe.
4. Wo bitte habe ich behauptet, dass sich Staat und Gesellschaft nicht wehren dürfen? Ich habe doch genau das Gegenteil gesagt:
Ein Rechtsstaat hat Mittel und Wege sich zu wehren. Wenn eine Partei wirklich verfassungsfeindlich ist, kann sie in einem rechtsstaatlichen Verfahren verboten werden. Für Verhetzung usw. gibt es strafrechtliche Sanktionen etc. Vor allem darf sich auch jeder Bürger frei politisch betätigen und gegen die AfD auftreten, in welcher Form auch immer.
Und wenn wir schon beim Thema Argumentation und Logik sind: Aus dem Umstand, dass man die AfD nicht kategorisch von Talkshows ausschließen sollte zu schließen, dass Staat und Gesellschaft sich gar nicht mehr wehren dürften ist unlogisch.
Ja, die Zivilgesellschaft darf alles tun, was erlaubt ist. Wo habe ich Gegenteiliges behauptet? Nur zählt in dem Sinne der öffentlich-rechtliche Rundfunk nicht zur Zivilgesellschaft, weil er einen staatlichen Auftrag hat.
Wie schon gesagt: Ich sehe an sich keinen Grund, die AfD per se auszuschließen, solange sie im Bundestag sitzt. Ich habe allerdings ein deutliches Problem damit, dass man sie ständig eingeladen hat, bevor sie im Bundestag saß und sie damit legitimisiert hat.
Dann sind wir ja fast der gleichen Meinung. Weil es mir nur darum geht keine Bundestagsfraktion kategorisch von Talkshows im öffentlich-rechtlichen Rundfunk auszuschließen. Einzelne Vertreter wie Gauland nicht einzuladen ist okay und um die nähere Ausgestaltung der Talkshows geht es mir nicht. Da teile ich auch die Kritik, insbesondere die Kritik bzgl. der Themenauswahl, die ich ja schon im ersten Beitrag geäußert habe.
Ich halte es aber nicht für falsch, dass man die AfD eingeladen hat, bevor sie im Bundestag saß. Gerade bei Wahlkonfrontationen wäre es alles andere als unparteilich eine einzelne Partei auszuschließen, weil sie (noch) nicht im Bundestag vertreten ist. Wenn nur die etablierten Parteien eingeladen werden, dann werden sich auch keine neuen Parteien etablieren können und das ist schädlich für eine Demokratie. Wenn eine Partei laut Umfragen eine realistische Chance hat in den Bundestag einzuziehen, dann ist es richtig auch Vertreter dieser Partei einzuladen.