Halt, moment, kurzer Einschub:
Ich finde das ein wenig merkwürdig. Nicht, dass ich nicht zustimmen würde, dass es nichts Besonderes sei, aber so, wie du das hier vorbringst, wirkt es, als verstündest du es als einen Einwand gegen das, worüber hier diskutiert wird, und das ist es doch schlicht nicht? Die Argumentation von Alaiya oder des verlinkten Videos basiert offensichtlich nicht darauf, dass dieser Umstand komplett besonders in Hinblick auf Harry Potter sei (sonst würde das Video ja nicht mit anderen Franchises als Beispielen zur Einleitung anfangen). Es ist daher für mich nicht ersichtlich, was das hier jetzt genau gegenbeweisen soll.
Für mich ist der Punkt, den ich hier interessant finde, eigentlich der: Auf einer gewissen Ebene wird den meisten wahrscheinlich bewusst sein, dass der ganze Hype um das Franchise irgendwo auch schlicht damit zu tun hat, möglichst viel Scheiß zu verkaufen, aber die Konsequenz dieses Umstands ist eventuell noch nicht wirklich durchgedrungen, was eigentlich bemerkenswert ist. Star Wars gilt etwa auch irgendwo als popkultureller Meilenstein, aber weiß Gott, die Filme werden jedes Mal aufs Neue darauf abgeklopft, dass sie - gerade in der heutigen Zeit - auch gigantische Werbespots für Merch und mitunter gar nicht so billige Plastikiguren sind, und über die allgemeine kulturelle Bedeutung wird vor diesem Hintergrund generell sehr viel reflektiert, wie auch darüber, dass sich mitunter beim Merch ein klitzeklein wenig ungut in die faschistische Ästhetik des Imperiums reingelehnt wird (urks; andererseits wird die Wizarding World sicherlich auch irgendwo Todessermasken verkaufen, weil wieso nicht). Das ist btw einer der Gründe, warum Andor positiv hervorzuheben war - nicht, dass jemand Findiges nicht auch hierzu Merch machen könnte, aber allgemein dürfte die Serie dahingehend nicht so ausschlachtbar sein wie andere Institutionen des Franchises.
Oder nehmen wir Marvel, wo dieser Puntk ständig kritisch geäußert wird, wann immer ein neuer Film rauskommt - manchmal in einer etwas sehr polemischen Weise, aber dennoch ist es auch hier ein wichtiger Aspekt, dass wir die popkulturelle Bedeutung, die bestimmte Franchises oder Medien zu haben scheinen, auch darauf untersuchen, inwieweit sie aus Gewinngründen inszeniert ist. Das ist schlicht Ausdruck von kritischem Medienbewusstsein und Mündigkeit. (Wäre btw schlimm, wenn das auch auf Pokémon zutreffen würde, aber Arceus sei's gedankt tut es das ja nicht, Pokémon war noch nie dazu da, Zeug zu verkaufen.)
Und was nun Harry Potter angeht, würde ich es durchaus so wahrnehmen, dass da noch nicht im gleichen Maß wie bei anderen Franchises über die Inszenierung der Bedeutung aus Gewinnstreben nachgedacht wird. Mag sein, dass Leute das, wenn sie gefragt werden, sogar formal zugeben; aber ich habe in mehreren Diskussionen, hier im Forum wie in anderen Medien, erlebt, dass einfach mal die Bedeutung, die das Franchise hat, entgegengehalten wird. Und ich hatte den Eindruck, dass diese popkulturelle Bedeutung Harry Potters bezüglich des hier kritisierten Aspekts dann auch relativ unhinterfragt steht (siehe etwa Statement der Rocketbeans, wo die Transfeindlichkeit diskutiert wird, die popkulturelle Bedeutung aber hingenommen) bzw. die Frage, warum das Franchise so bedeutsam ist, entweder einfach geblackboxt wird ("Ist halt so") oder aber eben dann schlicht damit begründet wird, dass die literarische Qualität so ungeheuer gut gewesen sei (worüber sich trefflich streiten lässt, aber das führt jetzt zu weit). Letzteres ist dann auch der Punkt, wo die ganze Sache mit "Arme Autorin hat es geschafft" zu Buche schlägt, die so, wie sie oft erzählt wird, nun einmal de facto nicht zu stimmen scheint. Auch das ist letztlich Inszenierung, die sich in der Realität dann eben auch besser verkauft.
Weswegen ich den Punkt "Das ist nichts Besonderes" dann eben so schwierig finde; denn darauf wäre eigentlich nichts anderes zu antworten als "Eben, das ist ja das Schlimme", kombiniert mit der Frage, ob im Falle von Harry Potter über diesen Umstand und seine Konsequenzen wirklich das gleiche Bewusstsein herrscht wie bei anderen Franchises, oder, unabhängig von diesen ausgedrückt, das Bewusstsein, das allgemein nötig wäre. Der Verweis darauf, es sei nichts Besonderes, hat die wenn vielleicht auch unbeabsichtigte Konsequenz, Derartiges einfach zu normalisieren und als Status Quo anzusehen, der es aber vielleicht - in der Form - gar nicht sein sollte, gerade vielleicht vor dem Hintergrund, dass sich die Merchmaschine eher zuerst als zuletzt an Kinder richtet, mithin an dahingehend überwiegend verwundbarere Personen (jaja, ich weiß, manche Kinder sind schon sehr reflektiert und blablabla), die dann Geld ausgeben, um effektiv mit dem Merch noch weiter Werbung für das Franchise zu machen, was geradezu die doppelte Form der Ausbeutung ist.
Aber stimme sonst wie gesagt zu, das ist nichts Besonderes. Um den Einschub zu beenden und zurück zum eigentlichen Beitrag zu kommen:
...pft werden.