In Ungarn soll eine der führenden Buchhandelsketten umgerechnet 32.000 Euro Strafe dafür zahlen, dass sie eine für Jugendliche ab 14 empfohlene Graphic Novel, die sich mit Homosexualität beschäftigt, nicht getrennt von anderen Jugendbüchern und in Folie verpackt (damit man nicht drin blättern kann) angeboten haben. Was man in Ungarn halt seit zwei Jahren tun müsste, weil Kinderschutz und so.
Da bei diesem Thema immer mal wer damit ankommt, dass man solche Themen doch wirklich noch nicht mit Kindern (und in diesem Fall geht es ja sogar um Jugendliche) besprechen könne: Doch, kann man. Altersgerecht. Macht man ja bei Heterosexualität oder anderen, komplexen Themen auch so. Ich hatte letztes Jahr endlich mal die Gelegenheit Ein Tag im Leben von Marlon Bundo zu verschenken und dieses Buch ist ein wirklich tolles Beispiel dafür wie man Kindern Homosexualität altersgerecht erklären kann. Zwei männliche Kaninchen verlieben sich einandner und das ist vollkommen okay, egal wenn das dem Stinkkäfer nicht gefällt. Ich jedenfalls wäre rückblickend wirklich froh gewesen, hätte ich solche Bücher und generell Medien in meiner Kindheit und Jugend gehabt. Stattdessen war schwul halt seit der Grundschule Schimpfwort, Lesben waren entweder Hella von Sinnen oder dann ab der frühen Pubertät Lustobjekt in Pornos und das Konzept Bisexualität fand lange Zeit gar nicht statt. Aber genau darum geht es hier ja, alles was von der angeblichen Normalität abweicht soll entweder gar nicht oder wenn, dann als etwas vollkommen fremdes wahrgenommen werden.
Und mit dem vergeschobenen Schutz von Kindern endet es ja auch nicht, wie man in Russland sehen kann. Da wurde 2013 ein ähnliches Gesetz verabschiedet, das Kinder vor "Homo-Propaganda" schützen soll. Letztes Jahr dann wurde das auch auf Erwachsene ausgeweitet und jetzt hat man dort auch geschlechtsangleichende Operationen und die Gabe von Medikamenten und Hormonen verboten.
"Schlimm, aber so was kann bei uns nicht passieren." Sicher? Gegen vermeintliche Frühsexualisierung wird bei uns ja auch schon seit Jahren gehetzt und bei der hier im Thema auch schon angesprochenen Lesung in München sind auch Politiker außerhalb der AfD, bei der man so was ja sowieso schon erwartet, auf die Kampagne dagegen aufgesprungen. Einfach zurücklehnen kann man sich meiner Meinung nach daher jedenfalls nicht, denn diese Passivität würde nur homo- und transphoben Organisationen und Einzelpersonen nutzen, die bei uns gerne nach ungarischem und russischem Vorbild handeln würden.