Liest sich für mich eher so, als hättest du das gerade unilateral entschieden
"Kompetenz" ist eine Eigenschaft, die andere einem zuschreiben können, und wenn sie dich für kompetent halten, dann hören sie vielleicht häufiger auf deine Meinung. Es ist keine Eigenschaft, die dir irgendeine Autorität verleiht oder dafür sorgt, dass andere dir Rechenschaft ablegen müssen, und es ist keine Eigenschaft, die bedeutet, dass alle immer auf dich hören müssen oder dass du über ihr Leben entscheiden kannst.
Ich glaube, du überdramatisierst das ganze ein bisschen, wenn du daraus irgendwie schlussfolgerst, es ginge darum über das Leben anderer zu entscheiden. Es geht nicht darum, dass man auf eine Person, der man für ein bestimmtes Thema erstmal eine gewisse Befugnis gegeben hat, immer blind hören und nichts hinterfragen darf. Aber wenn wir jetzt von einem bestimmten Kontext sprechen, z.b. einem Team von Ärzten, die einer ziemlich wichtigen und systemkritischen Tätigkeit nachgehen, wo es sprichwörtlich um das Leben von Menschen geht und man nem sehr erfahrenen Arzt oder Chirurgen aufgrund seiner Kompetenz erst mal eine gewisse Weisungsbefugnis gibt innerhalb der Koordination des Teams, dann ist zunächst mal nichts verkehrt daran. Und natürlich ist man ihm gegenüber dann auch irgendwo Rechenschaft schuldig und hat Anweisungen folge zu leisten, außer es gibt berechtigte und begründbare Einwände. Aber wenn der Einwand ist, ich habe keine Lust, die Spätschicht am Donnerstag zu machen, wodurch es an diesem Tag im Extremfall Personalmangel gibt und du in deiner anarchistischen Ansicht argumentierst, ja, legit, es hat ja keiner Macht übereinander, dann ist das nicht die Auslegung des Anarchismus, die ich für mich übernehmen will, tut mir leid, wenn dich das triggert.