Beiträge von Sekiro

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    Liest sich für mich eher so, als hättest du das gerade unilateral entschieden

    "Kompetenz" ist eine Eigenschaft, die andere einem zuschreiben können, und wenn sie dich für kompetent halten, dann hören sie vielleicht häufiger auf deine Meinung. Es ist keine Eigenschaft, die dir irgendeine Autorität verleiht oder dafür sorgt, dass andere dir Rechenschaft ablegen müssen, und es ist keine Eigenschaft, die bedeutet, dass alle immer auf dich hören müssen oder dass du über ihr Leben entscheiden kannst.

    Ich glaube, du überdramatisierst das ganze ein bisschen, wenn du daraus irgendwie schlussfolgerst, es ginge darum über das Leben anderer zu entscheiden. Es geht nicht darum, dass man auf eine Person, der man für ein bestimmtes Thema erstmal eine gewisse Befugnis gegeben hat, immer blind hören und nichts hinterfragen darf. Aber wenn wir jetzt von einem bestimmten Kontext sprechen, z.b. einem Team von Ärzten, die einer ziemlich wichtigen und systemkritischen Tätigkeit nachgehen, wo es sprichwörtlich um das Leben von Menschen geht und man nem sehr erfahrenen Arzt oder Chirurgen aufgrund seiner Kompetenz erst mal eine gewisse Weisungsbefugnis gibt innerhalb der Koordination des Teams, dann ist zunächst mal nichts verkehrt daran. Und natürlich ist man ihm gegenüber dann auch irgendwo Rechenschaft schuldig und hat Anweisungen folge zu leisten, außer es gibt berechtigte und begründbare Einwände. Aber wenn der Einwand ist, ich habe keine Lust, die Spätschicht am Donnerstag zu machen, wodurch es an diesem Tag im Extremfall Personalmangel gibt und du in deiner anarchistischen Ansicht argumentierst, ja, legit, es hat ja keiner Macht übereinander, dann ist das nicht die Auslegung des Anarchismus, die ich für mich übernehmen will, tut mir leid, wenn dich das triggert.

    Nein nein nein nein nein

    Ich hab keine Energie die 40 oder so Beiträge seitdem zu lesen also sorry falls das jemand bereits gesagt hat, aber: Nein. Anarchismus meint keine Hierarchien. Keine!!! Dieser "gerechtfertigte Hierarchien"-Unsinn muss aufhören. Es gibt keine gerechtfertigten Hierarchien.


    Wie soll das gehen? Wer würde entscheiden, welche Hierarchie "gerechtfertigt" ist? Irgendeine Form von Autorität? Tja, da haben wir den Salat.

    Wenn ich bei mir auf der Arbeit einen Projektleiter habe, der für die übergeordnete Organisation zuständig ist, Aufgaben verteilt und dem gegenüber wir Rechenschaft schuldig sind, dann ist das eine Form der Hierarchie auf Basis seiner Kompetenz, die legitim ist. Das ist einfach so. Das entscheidet dann auch keine "Autorität" sondern die jeweilige Gesellschaft demokratisch. Denn ja, auch innerhalb einer sich selbst verwaltenden und organisierenden Gruppe wird es eventuell jemanden geben, der, was Planung und Organisation angeht, mehr Erfahrung und Können haben wird und auch irgendwo als Instanz zur Konfliktlösung innerhalb der Gruppe dienen könnte.

    Wenn man die Welt anschaut, dann hat man wirklich das Gefühl, dass die meisten Menschen es besser fänden wenn ein Machtführer wie Putin, Orban oder Erdogan das Land regiert. Viele sagen ja, dass wir früher einen Kaiser hatten. Dann haben viele daran gefallen. Vielleicht das Kaiserreich wieder einführen?


    Ich denke mal, dass die Weimarer Republik gescheitert ist, weil viele noch nicht davon überzeugt waren und es gab ja eine Bankenkrise, die gerade den Nazis in den Händen gespielt hat.


    Alles verändert sich, so wie auch unsere Sprache. Die Menschen haben mit der Demokratie etwas gefunden, was einen Halt gab. Es war die größte Errungenschaft der Menschheit, dass Deutschland von der größten Diktatur der Welt zu einem Vorzeigeland der Demokratie wurde. Kein anderes Land hat das geschafft. Nirgendswo und das obwohl in Deutschland fast nur Nazis waren, die von Demokratie null hielten. Viele Nazis waren nach dem Krieg in den wichtigsten Posten, die zähneknirschend mit den paar Demokraten, die noch übrig waren etwas aufbauen mussten mit Hilfe der Allierten. Also zum Punkt mit der Religion sieht man Weltweit eine wachsende Konfessionslosigkeit. Nirgendswo auf der Welt gibt es mehr Konfessionlose als im Osten der Deutschland. Sie liegt bei etwas 70% und mehr im Osten, dabei hätte jeder nach der Wiedervereiningung wieder in der Kirche sein können. Die Entscheidung steht allen zu. Deutschland ist in vieler Hinsicht einzigartig auf der Welt, wenn es um die eigene Geschichte geht und auch wie es heute geworden ist. Und ja Systeme können sich ändern, auch die Demokratie muss sich jeden Tag anpassen um den Menschen noch gerecht zu werden.

    Also sagst du damit, Menschen wären dazu in der Lage, alternative Gesellschaftsformen zu etablieren, die den heutigen überlegen wären und in der Summe sehr viel mehr Menschen nützen und sie glücklich machen würden, und dass es sein könnte, dass sich heutige Gesellschafts- und Herrschaftsformen durch Lügen und Fallacies am Leben halten? Klingt jetzt sehr links was du sagst, aber dennoch schlüssig.

    Es ist menschliche Natur, dass es immer die Stärkeren und Schwächeren gibt.

    Warum dann nicht Faschismus? Ist doch das Recht des Stärkeren in Reinform. Der Versuch einer Demokratie zu Zeiten der Weimarer Republik hat sich ja auch nicht durchgesetzt, weil sie von großen Teilen der Bevölkerung nicht als adäquate Lösung für die damals vorherrschenden und auch von bestimmten Kräften proklamierten Probleme wahrgenommen wurde, anders so der Faschismus. Vielleicht hätte die Diskussion die wir heute hier führen, vor knapp 100 Jahren noch so ausgesehen, dass die Kritik am Faschismus und Demokratie als Alternativvorschlag als "unrealistisches, kommunistisches Gedankengut" abgetan worden wäre (wenn es das nicht sogar wurde).


    Wie viel am heutigen System ist wirklich "Natur des Menschen" und wie viel davon Kultur und Konditionierung, die sich über die jahrhunderte und jahrtausende manifestiert hat. Ist Religion "menschliche Natur" und unmöglich wegzudenken oder zu reformieren, angesichts ihrer Anzahl an Anhängern und dem zeitlichen Rahmen, in dem sie fortbesteht und Einfluss auf Gesellschaft und Kultur nimmt? Wäre Kritik an Religion und die Aussage, eine Gesellschaft würde besser ohne religiöse Doktrin funktionieren, auch "unrealistisches, linksextremes Gedankengut", oder besser gesagt anarchistisches, weil Anarchisten auch eher dazu neigen atheistisch zu sein und (institutionalisierte) Religion abzulehnen?


    Man muss der Vollständigkeit halber sagen, es gibt viele Strömungen im Anarchismus. Und historisch betrachtet waren Anarchisten und Kommunisten trotz sehr ähnlicher Ziele auch oft im Konflikt miteinander, vor allem im Bezug auf die Umsetzung ihrer Ideen (siehe z.b. Michail Bakunin vs. Karl Marx), was ja auch wichtig ist für den Diskurs und die Weiterentwicklung von Ideen.


    Das ganze ist halt wirklich nicht so verkürzt wie dargestellt.

    und auch wenn mal einzelne Fälle verfolgt werden, ist das in so ziemlich jedem Land die Ausnahme, nicht die Regel.

    Und diejenigen Polizisten mit Gewissen und Gerechtigkeitssinn überleben in dieser Institution nicht lange. Ich kenne z.b. einen Fall, da hat einer gegen seine Kollegen in einem strafrechtlich relevanten Fall ausgesagt. Ergebnis: die Arbeiten weiter, er wurde rausgemobbt, hat 20kg zugenommen und musste in Therapie. Selbst wenn du in diesem Beruf ein Gewissen hast, überlegst du dir zwei mal, ob du den Mund aufmachst, weil die Wahrscheinlichkeit gegeben ist, dass du fertig gemacht wirst.


    Dieses "nicht alle sind so" wirkt halt hinsichtlich dessen irrelevant, weil die, die nicht so sind, innerhalb dieser Institution keinen Einfluss haben.

    Das wird wahrscheinlich täglich, stündlich hinterfragt und versucht damit umzugehen.

    Das Problem ist meines Erachtens nach, dass die westlich liberale Gesellschaft so eine völlig unterkomplexe Vorstellung alternativer, politischer Theorien hat. Natürlich ist es schwer, anarchistische Ideen zu diskutieren, wenn das gängige Verständnis im Westen ist, Anarchismus würde Chaos und Gesetzlosigkeit bedeuten. Siehe dein Vorredner, für den Anarchismus auch nur eine Form des Faschismus ist.

    Ich muss sagen, je mehr ich mich mit anarchistischer Theorie befasse, desto schlüssiger finde ich es! Anarchismus lehnt in seiner Essenz ja eigentlich nur ungerechtfertigte, nicht einvernehmliche Hierarchien ab, die vornehmlich dem Machterhalt der herrschenden Klasse dient. Das heißt jetzt nicht, dass es nicht ein gewisses Maß an Hierarchien auf Grundlage von Kompetenz geben kann, die man jemandem zuspricht. Die Frage, die sich ganz einfach stellt, ist, wie viel Hierarchien sind denn wirklich notwendig? Nehmen wir die Schweiz als Beispiel: Wir haben einen kleinen Staat, der wiederum in einzelne, von einander relativ unabhängige Kantone unterteilt ist, die eine relativ hohe Autonomie haben, zumindest im internationalen Vergleich der Nationalstaaten relativ anarchistisch. Und jetzt muss man einfach einen Schritt weiterdenken und sich fragen, wie weit könnte man das runterbrechen?


    Ich für meinen Teil habe auch einiges an Insiderwissen, was Behörden angeht und kann sagen, dort werden teilweise Hierarchien in Form von Stellen und Positionen der Versetzung und Beförderung wegen erfunden. Positionen, die einfach gar keinen Sinn und Zweck erfüllen, einfach, weil sich dieser Apparat irgendwie selbst am Leben halten will.

    Und welchen Anreiz haben wir in der Gesellschaft, dass wir uns einfach gegenseitig umeinander kümmern?

    Also mal ein Beispiel aus meinem privaten Umfeld, da hat ein Freund einer ukrainischen Familie ganz selbstlos bei einigen Dingen ausgeholfen, worauf hin diese so dankbar war, dass sie auch ihm wo es nur geht unter die Arme gegriffen hat, z.B. in Form von Kontakten für alle Belange. Er hatte Probleme mit seinem Auto, für dessen Reparatur BWM ihm allen ernstes 6000€ abziehen wollte, stattdessen hatte der Ukrainer ihm nen Freund vermittelt der das Auto für 400€ gefixt hat. Rahmen der Eingangstür kaputt, kein Problem, entweder findet er nen Kontakt der's billig macht, oder er improvisiert und spielt selbst den Handwerker. Und der Punkt ist, die machen das mit so einer Hingabe, du musst sie nicht mal um Hilfe fragen, die kommen zu dir und fragen, wie können wir dir helfen? Komm zu uns, wenn du was brauchst. Erst letztens war ich auf'm Land zu Fuß unterwegs zur Bushaltestelle mitten im Nirvana und es hält ein Typ an und fragt, ob er uns irgendwo absetzen kann. Einfach eine kleine Geste die nicht viel kostet aber in dem Moment viel bedeutet, 10 Minuten gekostet, 1,5 Stunden gespart. Ist es nicht klasse, einfach mal ein guter Mensch zu sein, ohne etwas dafür zu verlangen?


    Dass nicht jeder auf der Welt so sein wird ist schon klar, aber ist das jetzt ein Argument? Auch Anarchisten sind sich im klaren darüber, dass Macht korrumpiert und sie genauso anfällig dafür wären, tyrannische Herrscher zu werden, wenn es ihnen das System ermöglicht.


    Hier geht es doch beim besten Willen nicht darum zu sagen, dass wir jetzt zügig sämtliche Hierarchien und Staaten abschaffen, sondern um die ganz grundsätzliche Frage, wie viel Hierarchie ist denn jetzt tatsächlich notwendig, wie viel Staat braucht es wirklich, bis zu welchem Grad ließe es sich effektiv abbauen? Fangen wir doch damit an.