Vorweg: Ich habe mir jetzt nicht komplett alles hier durchgelesen, ich hoffe ich falle hier jetzt niemandem total unpassend in eine laufende Diskussion.
Ich finde aber, man sollte die Diskussion hier etwas ausweiten und sich nicht nur auf die 4 Fragen beschränken, die im Startpost aufgeworfen wurden (auch, wenn ich die jetzt selber erstmal beantworte, um einzusteigen).
Ich studiere Jura und will deshalb versuchen die Fragen von einer etwas anderen Herangehensweise aus zu beantworten.
Was haltet ihr von lebendlanger Haft? & Was von z.B. nur 3 Jahren?
Lebenslange Haft, das muss erstmal gesagt sein, ist in Deutschland ja nicht lebenslang, sondern lediglich maximal 15 Jahre. Nach diesen 15 Jahren Haft wird der Rest der Strafe zur Bewährung ausgesprochen und der Häftling kommt raus, muss dann aber eben aufpassen, dass er sich rein gar nichts mehr leistet.
Hinter jeder Bestrafung im deutschen Recht liegt der Gedanke der Besserungsfunktion. Eine Strafe muss einen Zweck haben und nicht nur um ihrer selbst Willen als reine Rache vollzogen werden. Deshalb sollen selbst Mörder, nachdem sie 15 Jahre im Gefängnis waren und jahrelang alleine mit ihrer Schuld in einer Zelle sitzen mussten eine zweite Chance bekommen sich zu integrieren und ein integeres Leben zu führen. Da man bei diesen Leuten besonders vorsichtig sein muss, wird der Rest der Starfe ja auch zur Bewährung ausgesetzt.
Eine dreijährige Haftstrafe ist meiner Ansicht nach für vieles völlig in Ordnung, da man ja beachten muss, dass Strafen nicht einfach willkürlich vergeben werden. Objektive und subjektive Tatbestandsmerkmale werden geprüft, Beweise gesammelt und dann ein Strafmaß gewählt. Es wird natürlich auch berücksichtigt unter welchen Umständen die Tat begangen wurde und ob sie danach bereut wurde. Es wird geschaut mit welcher Absicht die Tat begangen wurde und auch mit welchen Mitteln. Und man muss auch sehen, dass die meisten Verbrecher keine psychisch kranken, völlig abgestumpften Psychopathen sind, die ihre Taten einfach so begehen und danach keinen Gedanken mehr daran verschwenden, von daher sind Haftstrafen oft eine viel größere Strafe als der Tod oder körperliche Züchtigung.
Habt ihr Vorurteile gegenüber ehemaligen Häftlingen?
Habe ich eigentlich nicht. Ich habe einige Leute kennengelernt mittlerweile, die schonmal im Knast waren oder gegen die gerade ein Verfahren läuft, und meistens sind das einfach irgendwelche armen Kerle, die eigentlich Opfer der Gesellschaft sind. Es sind selten wirklich böse Menschen oder gestörte, die einfach nur destruktiv sind und Schaden anrichten wollen. Natürlich gehören sie genau so bestraft weil sie einfach Grenzen übertreten, an die sich jeder halten muss, wenn man zusammen in einer Gesellschaft leben will, doch viele können einfach wenig dafür.
Was sagt ihr zu dieser Aussage: "Im Gefängnis sind doch eh alle Homos!"
Generell natürlich Quatsch. Jedoch kommt es tatsächlich häufig vor, dass Männer und Frauen, die seit Jahren mit Gleichgeschlechtlichen im Knast sitzen plötzlich eine homosexuelle Phase haben. Das liegt einfach in der Natur, da Menschen sehr sexuelle Wesen sind und sehr viele ohne Sex gar nicht können. Und nach einer Zeit sieht der Zellengenosse einfach plötzlich ziemlich gut aus, wenn einfach nichts anderes da ist.
Verletzt dies die Würde des Menschen
Jedes strafrechtliche Eingreifen des Staates in das Leben eines Individuum ist ein krasser Einschnitt in sein Leben. Deshalb ist das ein sehr heikles Thema. Deshalb gelten im Strafrecht einige Grundsätze, die die verfassungstauglichkeit Solcher eingriffe wahren sollen. Es gibt da einige Gebote, wie das Schriftlichkeitsgebot, das besagt, dass man nur verurteilt werden kann, wenn die Straftat auch wirklich eindeutig im Gesetz schriftlich unter Sanktion gestellt wird, es gibt das Analogieverbot und das Bestimmtheitsgebot, die besagen, dass man kein Gesetz analog deuten darf, sondern alles ganz genau festgelegt sein muss, und wenn es das nicht ist, die die Tat nicht zu bestrafen. Es gibt das Rückwirkungsverbot, das besagt, dass die Tat zum Tatzeitpunkt bereits strafbar gewesen sein muss und ein Gesetz, das erst später eingeführt wurde keine Auswirkungen mehr darauf hat usw usw usw. Ich könnt die jetzt alle noch aufschreiben, aber des bringt euch auch wenig. Als Resume: Ich bin der Meinung, dass das alles nicht die Würde des Menschen verletzt, da es genug Regelungen gibt die eben genau dem entgegenwirken sollen.