Nachdem ich jetzt die Liveaction-Serie geschaute habe, war ich fast in einem Avatar-Wahn, habe danach jetzt nochmal die Zeichentrickserie geschaut und danach zum ersten mal auch „The Legend of Korra“.
Zu „The Last Airbender“: ich hatte nie alle Folgen geschaut, vor allem das Erste Buch kannte ich am wenigsten, daher war das auch ganz interessant zu sehen inwieweit die Liveaction-Serie davon abweicht bzw. Themen anders darstellt.
„The Last Airbender“ ist einfach wie ein klassischer Shonen aufgebaut: Ein Hauptcharakter hat eine besondere Begabung, die er aber noch trainieren und verbessern muss. Dazu bekommt er noch Freunde zur Seite gestellt und gemeinsam begeben sie sich auf eine gefährliche Reise um zum Schluss den Hauptantagonisten zu besiegen – soweit so gut.
Aufgrund des Rewatches fand ich es jetzt schon schade, dass die Serie doch relativ linear verläuft und trotz der großen Folgenanzahl viele Filler-Folgen vorhanden sind, die nicht einmal zur Charakterentwicklung beitragen. Das hat mich sehr an Pokémon erinnert, wo die Gruppe in einer Stadt eintrifft, dort gibt es ein Problem, dieses wird gelöst und danach reist man weiter. Das gab es bei „The Last Airbender“ leider ziemlich oft, wobei das nicht immer schlimm ist, Filler-Folgen wie „Geschichten aus Ba Sing Se“ sind zum Beispiel gut, da die Folge innerhalb eines Arcs stattfindet und nicht einzeln für sich steht.
Das Erste Buch ist für mich das schwächste, einfach weil relativ wenig passiert und man nur auf den großen Showdown zum Schluss wartet, dazwischen passiert sehr wenig. Es kommt mir im Ersten Buch auch zu wenig das tragende Element Wasser vor, da man sich tatsächlich oft im Erd- oder Feuerkönigreich befindet. Katatara erhält erst in den letzten Folgen ihr Wasserbäniger-Training, davor trainiert sie verschwindend wenig, da ihr sowieso alles gleich gelingt.
Das Zweite Buch ist mein Lieblingsbuch, einfach weil ich den Arc in Ba Sing Se so spannend und gut gemacht finde, auch für die damalige Zeit und in Anbetracht, dass es eine Kinderserie ist.
Für mich ist Ba Sing Se das Highlight der Serie, mir gefällt das gesamte Konzept der Stadt mit den verschieden Ringen, der ganzen Bürokratie und dem Dai Li und den Verschwörungen und den Korruptionen innerhalb der Stadt. Auch Jo Dee ist ein Charakter, bei dem man gleich merkt, dass etwas mit dieser Stadt nicht stimmt – hier wurde wirklich alles richtig gemacht. Schade nur, dass trotzdem nicht weiter möglich war, noch mehr ins Detail zu gehen, beispielsweise noch mehr über Ba Sind Se zu erfahren, wie der Regierungsapparat verläuft, aber auch wie später Jod Dees Schicksal und das ihrer Kolleginnen aussieht. In Ba Sing Se wurde versucht viel Inhalt in sehr kurzer Zeit zu zeigen, das merkt man. Letztlich fällt Ba Sing Se, was ein guter Cliffhanger darstellt.
Das Dritte Buch verläuft überraschend ruhig, vor allem zu Beginn, aber auch die letzten Folgen lassen auf ein spannendes Finale warten. Es gab hier einzelne Folgen die richtig gut waren, vor allem „Drama um Hama“ ist eine meiner absoluten Lieblingsfolgen, da sowohl Katara eine neue Fähigkeit erlernt, als auch, dass sie extrem spannend ist und sie teilweise sehr unheimlich ist. Aus dieser Folge hätte man auch gerne einen Zweiteiler machen können, um noch genauer sein zu können. Schade, dass das Blutbändigen von Katara danach eigentlich nicht mehr erwähnt wird, außer dass sie es im Finale einsetzt.Etwas skurill war die letzte Folge vor dem Finale „Auf die Bühne, fertig, los“ – fand ich etwas unpassend so eine Folge vor einem Vierteiler zu bringen. Ansonsten war auch die Folge ganz in Ordnung, wo Aang eine Schule der Feuernation besucht und später Sokka und Katara als seine Eltern beim Rektor erscheinen müssen. Aber auch hier hätte man mehr von dem Schulwesen der Feuernation zeigen können.
Das Finale war mir dann zu schnell vorbei, der Kampf dauerte ja im Prinzip nur zwei Folgen, ich hätte mir noch mehr Kraft von Ozai gewünscht, aber ansich war es okay. Auch der Kampf zwischen Azula und und Zuko war spannend, der langsame Realitätsverlust von Azula hat mir gut gefallen.
Fazit: „The Last Airbender“ macht viel richtig, aber leider auch viel falsch. Zu viele Filler, manchmal zu wenig Charakterentwicklung und die Stellen die sehr gut sind, werden zu wenig ausgebaut, beispielsweise Bas Sing Se als Gesamheit, Kataras Bändigerfähigkeiten, Azulas schleichender Wahnsinn und auch Sokkas Wissen und Fähgkeiten werden wenig ausgebaut. Daher bin ich froh, „The Last Airbender“ jetzt vielleicht noch einmal in einer spannenderen, ernsteren Liveation-Version sehen zu können.
Zu „The Legend of Korra“: Habe ich bisher tatsächlich noch gesehen, ich wusste, dass es die Serie gibt, aber habe sie noch nie geschaut oder mich damit beschäftigt. Von daher war es tatsächlich erst einmal ein Schock für mich zu sehen, wie die Welt von Aang inzwischen aussieht.
Das Erste Buch war auch hier wieder das schwächste und leider auch langweiligste, mehrmals wollte ich tastsächlich abbrechen. Das fängt natürlich schon einmal mit dem krassen Bruch zur Mutterserie an, egal ob jetzt Zeichenstil, Pacing und auch wie die Welt jetzt aussieht. Die Stadt Republika hat mir überhaupt nicht gefallen, mir war das viel zu viel Technik, das alles passt für mich da nicht rein. Republika ist mir zu technik- und steampunkmäßig und ich brauche kein New York 2.0 in „The Legend of Korra“. Der Beginn ist leider auch extrem langwierig und man weiß als Zuschauer überhaupt nicht wo die Reise hingehen soll, da in den ersten Folgen erst einmal nur dieses komische Turnier im Vordergrund ist, was einen irgendwie auch langweilt, da es nichts zur Handlung beiträgt. Die Equalisten ansich sind okay, man möchte wissen, wer Amon ist und was seine Beweggründe sind. Ingesamt ist aber auch das Finale ernüchternd.
Das Zweite Buch ist auf jeden Fall eine Steigerung, hier besinnt man sich wieder auf frühere Wurzeln und Republika kommt zum Glück nicht oft vor, da man sich an den Wasserstämmen aufhält. Ich fand die Story viel spannender als in der ersten Staffel, schade nur, dass man die Beziehung zwischen Nichte (Korra) und Onkel (Unalaq) nicht noch besser dargestellt hat, da hätte man noch viel mehr machen können. Ansich war Unalaq aber ein interessanter Anatagonist, er hätte meiner Meinung nach aber nicht sterben müssen, da fand ich die Reaktion seiner beiden Kinder auch etwas merkwürdig, auch wenn diese relativ gefühlskalt waren.
Das Dritte Buch ist meiner Meinung das beste von allen. Hier stimmen viele Sachen und man hat es gleich mit mehreren Antagonisten zu tun. Problematisch fand ich allerdings, dass Zaheer schon zu Beginn so gut luftbändigen konnte, ohne großartig zu üben – er war ja zuvor kein Bändiger. Auch die Rückkehr nach Ba Sing Se fand ich toll und auch interessant, dass hier anscheinend sich nicht viel verändert hat und die Monarchie nach wie vor besteht. Die Erdkönigin war kein liebenswerter Charakter, daher fand ichs gut, dass sie Zaheer beseitigt hat, allerdings hätte die Erdkönigin auch eine andere Lektion erteilt haben können, bei der sie noch am Leben bleibt. Korra hätte hier die Erdkönigin noch mehr zur Rede stellen können und die Missstände im Erdkönigreich anprangern können. Die Stadt Zafou war auch interessant und bringt Lin und Suyin in den Vordergrund, nachdem man über Lin bisher nur wenig erfahren hatte.
Das Vierte Buch hätte das beste werden können, macht dann aber doch ziemlich viel falsch. Die Story ansich ist extream spannend und gut aufgebaut, aber es gibt praktisch nur zwei Handlungsorte und zum Schluss taucht dann noch ein Riesenroboter auf, der alles kaputt macht. Der Anfang war sehr gut gemacht, auch wenn Korras Rückblenden mir etwas zu langatmig waren. Kuvira war aber ein wirklich klasse Charakter, die schleichende Machtübernahme hat mir sehr gut gefallen mitsamt den ganzen totalitären Zügen. Leider gibt es im Prinzip nur zwei Handlungsorte: Zafou und Republika. Das nimmt dann etwas die Spannung und man langweilt sich dann doch hier und da. Der Riesenroboter ist leider total deplatziert und nimmt den Ernst aus der Lage. Man hätte wirklich viel machen können, aber der Roboter hat wirklich viel von der Story quasi zerstört. Das tut mir auch weh, weil man so viel aus der Story hätte machen können.
Mein Ranking, würde ich eines machen, wäre: Veränderung > Geister > Gleichgewicht > Luft
Insgesamt fand ich „The Legend of Korra“ immer besser, wo kein Republika aufgetaucht ist und die Technik auf ein Mindestmaß zurückgeschraubt wurde, was man ab „Geister“ deutlich merkte. Die Bändertechniken waren detailreicher als bei „The Last Airbender“, gleichzeitig aber weniger in der Gesamtheit und auch viel kleiner in der Darstellung, also, dass Bändigen sah einfach kleiner aus, dass man den Eindruck hatte, man hätte weniger Kraft zur Verfügung und wäre weniger wirksam. Den Zeichentil finde ich gut, auch, dass vieles nun schöner und detailreicher dargestellt wurde – ist natürlich zunächst gewöhnungsbedürftig. Von den Emotionen und der Charakterentwicklung liegt „The Legend of Korra“ vor "The Last Airbender", man gibt den Figuren mehr Freiraum und es sind mehr zwischenmenschliche Beziehung vorhanden. Auch die aufstauende Wut und der Frust von Lin auf ihre Mutter werden gut dargestellt.
Schade, dass die früheren Charaktere zu wenig auftauchen. Von Katara hätte ich gerne mehr gesehen, zumindest einen richtigen Kampf als Oma. Aaang hat so gut wie gar keine Screenzeit und Sokka ist nun mal tot. Nur Toph hat relativ viele Auftritte und kämpft sogar mit, allerdings besitzt sie nach wie vor wenig Selbstreflexion. Finde es auch etwas schade, dass sie ihr Leben im Sumpf verbringt. Warum Zuko auftaucht, ist mir schleierhaft, da er eigentlich nichts zur Handlung beiträgt.
Zu den einzelnen Charakteren möchte ich jetzt nicht mehr so viel sagen, nur zusammenfassend: Tenzin war tatsächlich ziemlich interessant und er hatte sogar komische Momente, aber ich hätte mir noch mehr einen Badass-Tenzin gewünscht, der mal richtig im Kampf zeigt war er kann. Bolin ist ein Guilty Pleasure, man muss ihn mögen. Die deutsche Synchronstimme fand ich zunächst unpassend, da Bolin doch eher kräftiger ist und dann so eine Kinderstimme hat – später passt sie dann aber, da Bolin von den Sprüchen eher ein Sokka 2.0 ist. Bolin hatte aber wirklich einige witzige Sachen gebracht, daher ist er schon ganz oben mit dabei. Und ich fand auch die Oma von Bolin und Mako toll: erstens ziemlich süß von ihrer Art her und zweitens, dass sie auch nach dem Fall des Königreichs ein Royalist geblieben ist, einfach weil sie es so gewohnt war.
Übrigens wurde die Liveaction-Serie von Netflix inzwischen für eine zweite und sogar dritte Staffel verlängert.