Off topic:
Wenn ich es richtig mitbekommen habe, dann dürfen wir uns aussuchen, gegen wen wir unsere Charas kämpfen lassen, sollen es aber so darstellen als hätten die Sternbilder entschieden, wer gegen den Chara kämpft. Aber bei den beisten Kämpfen bisher sucht sich der Chara seinen Gegner selbst aus. Ich werde das in meinem Beitrag so machen wie ich das verstanden habe.
Außerdem fange ich meinen Beitrag mit einem Rückblick auf die Vorstellungsrunde an, weil ich dort noch etwas ergänzen möchte:
Es hatten sich schon fast alle Wesen vorgestellt als auf einmal ein Rabenwesen in der Runde erschien. Es stellte sich in einer gehobenen Sprache als Vinidoler vor, vergaß dabei aber seinen Namen zu nennen.
Jan war diese Rasse unbekannt, aber irgendwie erinnerte ihn das Wesen an eine alte Rabenrasse, von der er in einem der Bücher seiner Eltern bei einer Aufzählung von ausgestorbenen Rassen gelesen hatte. Vor sehr langer Zeit gehörten die Vertreter dieser spezielle Rabenart zu den berüchtigsten Vogelarten: Auf offener See überfielen sie andere Wesen und stahlen ihnen ohne Skrupel alle Güter. Allerdings war die Rasse schon vor so langer Zeit ausgestorben, dass sich die meisten anderen Rassen (falls überhaupt) nur durch ein allgemeines Misstrauen den übrig gebliebenen Rabenarten gegenüber erinnern konnten. Die Niugnips hingegen hielten in ihren Erzählungen selbst sehr alte Ereignisse ihrer Geschichte in Erinnerung. Wie die Vertreter dieser längst ausgestorbenen Rabenart aussahen, hatten die alten Niugnips mit ihrer eigenen Schrift irgendwo im südlichen Beylischen Ozean auf einen Felsen geschrieben, und offensichtlich hatten Jans Eltern diese Beschreibung mit in ihre Aufzählung übernommen.
Es gab allerdings auch einige grundlegende Unterschiede zwischen den Raben aus dem Buch und dem Vinidoler. Die beiden wichtigsten waren, dass der Vinidoler die Flügel verloren hatte und dafür Arme und Hände besaß. „Also ist das offensichtlich ebenfalls ein flugunfähiger Vogelmensch“, resümierte der Niugnip. „Aber ihn nur wegen der Ähnlichkeit zu der alten Rabenart als Vertreter einer unehrenhaften Rasse abzustempeln wäre genau so, als ob man Niugnips und Xinöphen in einen Topf schmeißt.“
Inzwischen war die Vorstellungsrunde beendet, und nach einigen erklärenden Worten führte Jareth die Gruppe in einen Trainigsraum., in dem jeder in einem Trainingskampf beweisen sollte, was er so alles konnte. Der Trainigsraum ähnelte einer Art Arena, an den Wänden alle möglichen Waffen, und der Boden bestand aus Sand. Nach einigen Minuten tauchten schließlich auch die Sternbilder auf, die die Söldner prüfen wollten.
Als Jan die Prüfer sah, konnte er sich nicht einmal annähernd vorstellen, welcher Prüfer sein Gegner sein würde: Es gab unter den Sternbildern mit einem Murcant mindestens ein Wasserwesen, und es gab auch eine Tairis, die entweder dem Wasser- oder dem Erdelement angehören konnte. Aber es konnte auch sein, dass der Vogelmensch gegen jemand anders kämpfen musste. Falls die Sernbilder ihn für einen Xinöphen hielten, kam mit dem Windelement sogar Schild in Frage, was sich allerdings als ein unfairer Kampf herausstellen würde.
Während Jan noch überlegte, welches Sternbild wohl sein wahrscheinlichster Gegner war, traten schon die ersten Gegner gegen die Sternbilder an. Das Ergebnis war reichlich einseitig: Jeder Kampf endete zugunsten der Sternbilder.
Als der Niugnip schließlich an der Reihe war, hatte er immer noch keine Ahnung, wer sein Gegner sein würde. Zu seinem Erstaunen betraten nach einer kurzen Besprechung gleich drei Sternenbilder die Kampffläche: Hase, Rabe und Schild. Letzterer wandte sich mit einer Frage an den Vogelmenschen: „Ich hatte dich für ein Feuerwesen gehalten, aber Rabe und Hase meinen beide übereinstimmend, dass du auch ein Wasserwesen sein könntest. Darf ich fragen welchem Element du angehörst?“ Dabei sprach er so leise, dass nur seine zwei Kollegen und Jan die Worte verstehen konnten. Offensichtlich hatte Cion den Prüfern nicht erzählt, dass der Vogelmensch kein Feuerwesen sondern ein Wasserwesen war.
„Ich bin ein Niugnip, folglich genöre ich dem Wasserelement an“, antwortete Jan in einem ebenso leisen Tonfall, worauf sich Schild zu den unbeteiligten Sternbildern zurück begab. Als nächstes stellte Hase eine Frage: „Ich sehe, dass du ein Schwert mit dir führst. Ist das deine bevorzugte Waffe?“
„Auf jeden Fall ist es das“, antwortete Jan. „Ich besitze es schon fast mein ganzes Leben lang. Und bis auf sehr wenige Ausnahmen habe ich es eigentlich in jedem meiner Kämpfe eingesetzt.“
Hase und Rabe wechselten einen kurzen Blick und dann entschied Hase: „Ich denke, dass meine beiden Dolche dem Schwert ähnlicher sind als Rabes Schlagringe. Also bin ich dein Gegner.“
Rabe lief (wie schon Schild vor ihm) zu den restlichen Sternbildern. Zirkel gab das Startsignal und damit begann der Kampf.
Zunächst einmal standen sich die beiden Kämpfer eine Zeit lang gegenüber und versuchten einander einzuschätzen. Der Niugnip war deutlich kleiner als die Tairis, aber das musste nicht unbedingt ein Nachteil sein. Auch bei den Waffen war die Situation ausgeglichen: Da Jans Schwert an seine Körpergröße angepasst war, war es deutlich kürzer als ein normales Schwert, aber trotzdem war es deutlich länger als die beiden Dolche seiner Gegnerin.
Nach einigen Momenten gingen beide Kämpfer gleichzeitig zu einem Angriff über. Jan vermutete zunächst einmal, seine Gegnerin an einem Arm zu verletzen, während Hase mit einem ihrer beiden Dolche einen seiner beiden Flügel angreifen wollte. Als sie bemerkten, was ihr jeweiliger Gegner vor hatte, zog der Niugnip schnell seinen Flügel ein, während die Tairis den Schwerthieb mit ihrem zweiten Dolch abfing.
Nach diesen ersten Attacken gingen sie wieder ein paar Schritte auseinander und dann entstand ein recht ausgeglichener Kampf. Jan konnte seine Gegnerin mit seinem Schwert leicht auf Abstand halten, aber da sie zwei Waffen und zudem noch längere Arme hatte, musste er trotzdem zusehen, dass er den Dolchen auswich. Das Ganze lief einige Zeit, bis die Tairis meinte: „So, das reicht zum Aufwärmen. Sollen wir jetzt richtig kämpfen?“
„Von mir aus gerne“, antwortete Jan, obwohl er schon die ganze Zeit richtig gekämpft hatte.
Von nun an setzte seine Gegnerin ihre beiden Dolche deutlich offensiver ein, und sie verwendete zudem noch etwas Wassermagie um die Wirkung ihrer Attacken zu vergrößern. In dieser Phase des Kampfes musste der Niugnip deutlich stärker darauf aufpassen, wohin sie mit ihren Dolchen zielte, so dass ihm kaum die Zeit blieb, selbst einen Angriff zu starten. Es dauerte nicht lange bis Hase ihn eine erste Verletzung zufügte. Die eigentliche Schnittwunde war dabei nicht weiter schlimm, aber die gleichzeitig eingesetzte Wassermagie brachte die Federn in der Nähe der Wunde durcheinander.
Aber es blieb nicht bei dieser ersten Verletzung: innerhalb von kurzer Zeit schaffte es die Tairis, ihn mehrmals in gleicher Weise zu erwischen. Mit der Zeit bemerkte Jan, dass seine Gegnerin mit ihren Treffern nicht nur die Federn durcheinander gebracht, sondern sein Federkleid undicht gemacht hatte. Bei jedem Treffer hatte sich etwas Wasser zwischen den Federn angesammelt.
Bisher hatte Jan noch nie mit einem nassen Federkleid gekämpft. Normalerweise war das Federkleides eines Niugnips nämlich so dicht, dass kein Wasser eindringen konnte. (Selbst bei Tauchgängen im Ozean hatte der Vogelmensch auf diese Weise ein Luftpolster um sich herum.) Nur während der Mauser verlor das Federkleid einmal im Jahr die Wasserfestigkeit, aber zu diesen Zeiten hatte er entweder das Wasser oder die Kämpfe gemieden.
Wegen der nassen Federn rechnete er jetzt also mit zwei Problemen: Erstens waren nasse Federn deutlich schwerer als trockene Federn, so dass er mit Fortschreiten des Kampfes für seine Bewegungen mehr Kraft benötigen und er deshalb auch schneller ermüden würde. Und zweitens sorgten trockene Federn für eine Art Wärmeisolierung, so dass er bei nassen Federn viel mehr der Umgebungstemperatur ausgeliefert war. Aber an beiden Problemen konnte er jetzt erst einmal nichts ändern, so dass er sich sagte, dass er bei diesem Kampf eben nicht auf seine Ausdauer setzen konnte.
In einem Versuch, den Kampf für sich zu entscheiden, verwendete er seine ganze Kraft in einem einzigen Schwerthieb, aber die Tairis hatte wohl bemerkt, was er vor hatte. Sie lenkte mit einem ihrer beiden Dolche den Hieb so weit ab, dass sie nur eine oberflächliche Schnittwunde einstecken musste. Mit dem zweiten Dolch stach sie gleichzeitig mitten in den Bauch ihres Gegners. Dieser Dolchhieb setzte dem Niugnip wiederum schwer zu, so dass er völlig entkräftet sein Schwert fallen ließ.
„In dieser Situation ist es sinnlos, weiterzukämpfen“, überlegte er. Irgendwie fiel ihm ein Streit ein, bei dem sich seine Eltern darüber gestritten hatten, ob es ehrenhaft war, einen aussichtslosen Kampf einfach so aufzugeben. Seine Mutter hatte gemeint, dass man den Kampf lieber aufgeben sollte, weil es unehrenhaft wäre, eine unvermeidliche Niederlage weiter hinauszuzögern. Und sein Vater hatte erwidert, dass es viel schlimmer wäre, einen Kampf ohne einen triftigen Grund aufzugeben. „Meine Eltern hatten beide Recht, aber ich habe einen triftigen Grund“, murmelte er, „Wenn ich weiter kämpfe führt das nur dazu, dass mich meine Gegnerin am Ende noch aus Versehen tötet.“
Folgerichtig richtete er nun seine Worte an Hase und Zirkel: „Ich gebe auf.“ Obwohl er die Worte eigentlich laut sprechen wollte, kamen sie (bedingt durch seine Verletzung) nur so leise heraus, dass nur Hase und Zirkel sie hörten. Daraufhin erwiderte letzterer: „Johann Friedrich Gustav von Unterberg hat aufgegeben. Damit ist Hase die Siegerin.“
Jan nahm sein Schwert wieder in die Hand und wollte zu den anderen Neulingen laufen. Aber leider war ihm das Schwert nach dem letzten Angriff genau auf einen seiner beiden Füße gefallen. Also humpelte er mehr als dass er lief. Auf halber Strecke stolperte er, und weil er dabei fiel er unglücklicherweise genau auf die zuletzt entstandene Stichwunde. Weil das etwas zu viel war, verlor er für einige Zeit das Bewusstsein.