Der Söldner legte eine Hand nachdenklich ans Kinn. Schließlich zuckte er mit den Schultern und grinste, während er Rauch ausstieß. „Kann sein. Es sind meine persönlichen Gedanken. Nimm sie als Kompliment, achtlosen Kommentar oder sonst etwas, mir ist das einerlei. Ich hab heute zu gute Laune, um mir von deinem Selbstmitleid die Stimmung verhageln zu lassen.“
Nun musste der Maskierte doch schmunzeln. „Hey, ich hab mich nur gewundert.“, meinte er grinsend, wobei in seiner Stimme wieder der gewohnte Schalk mitschwang, „Passiert ja nicht so häufig, dass unser großer Söldner sich um den Gemütszustand seiner Mitmenschen bemüht, vor allem nicht mir gegenüber. Ist mal interessant zu sehen, dass sogar eine Person wie du von Zeit zu Zeit nett sein kann.“ Damit schlängelte er sich an Senshi vorbei und ging in Richtung des großen Zeltes, wo er soeben Sky und Isaac ausgemacht hatte. Offenbar wollten die beiden noch etwas sagen und anhand des Standes der Sonne war klar, dass es sich eigentlich nur um den Aufbruch der Vorhut handeln konnte.
„Tja, fang nicht an Wunder von mir zu verlangen“, meinte Senshi belustigt. „Schiebe es auf meine gute Laune. Auch wenn viele hier mich nur gelangweilt haben auf dem Kampfplatz, haben ein paar zumindest einen guten Kopf. Eine gewisse Zeit kann mich auch ein gutes Schachspiel befriedigen.“ Der Weißhaarige verschränkte die Hände hinter seinem Kopf und folgte dem Maskierten, dessen Beziehung zu sich selbst, er immer noch nicht ganz verstand.
„Tja, dann sollte ich diesen klugen Köpfen wohl danken.“, stellte der Maskierte fest, „Ich selbst habe keine Ahnung von diesem Spiel.“ Er wandte seine Aufmerksamkeit nun Isaac zu, der zu sprechen begonnen hatte und erklärte, dass ich leider nicht so viele Leute wie gewünscht für die Vorhut gemeldet hatten, er allerdings von denen, die es getan hatten, die meisten kannte und für sehr fähige und starke Kämpfer hielt. Er habe keinerlei Zweifel, dass diese Leute die Aufgabe bewältigen könnten und zudem wäre jetzt keine Zeit mehr, um auf weitere Meldungen zu warten, aber jeder, der sich dazu berufen fühlen würde, könne sich gerne trotzdem noch der Vorhut anschließen, auch ohne sich bei ihm zu melden.
„Dann ist es also soweit, wir brechen endlich auf. Ich kann es kaum noch erwarten.“, murmelte der Vermummte.
Der Schwertkämpfer zuckte nur mit den Schultern. Seine Aufmerksamkeit schwebte mehr durch die Umgebung, als sie auf den ehemaligen Soldaten lag. Die einzige Info, die seiner Ansicht nach zählte war der Befehl zum Aufbruch. Ihre geringe Zahl machte sie nur schneller und sosehr er es auch bereute, schwerer auffindbar. Er wollte es sich zwar nicht vollkommen eingestehen, aber es war für ihre Zwecke von Vorteil. Zum Ausgleich stieg für ihn die Zahl seiner Gegner. Außerdem wie Maiwyan bereits richtig gesagt hatte, blieb ihre, wie auch immer geartete, Gruppendynamik bestehen und es gab nicht zu viele neue Gesichter, an die man sich gewöhnen musste.
Senshi musste allerdings lachen als das Gemurmel des Ritters mitbekam. „Beginn erst gar nicht mit der Aufbruchstimmung. Ansonsten hab ich wieder stundenlang Kage Chisio's Gemurre im Ohr.“ Fast schon kameradschaftlich tätschelte der Weißhaarige den Griff des Schwertes, worauf ein Geräusch zu hören war, dass wie zufriedenes Schnarchen klang.
„Es muss interessant sein, sich mit seiner Waffe unterhalten zu können.“, meinte der Vermummte und setzte sich wieder in Bewegung, denn er hatte mitbekommen, dass der ehemalige General in ihre Richtung eine auffordernde Geste gemacht hatte die wohl „herkommen“ bedeutete. Ob diese aber an Senshi oder ihn gereichtet war, konnte das Phantom nicht mit Sicherheit bestimmen.
Plötzlich wurde er aber unter seiner Maske rot. Er hatte ganz vergessen, dass er selbst auch gelegentlich mit seinem Schwert redete. „Ich meinte natürlich auch eine Antwort von seiner Klinge zu bekommen.“, verbesserte er sich also schnell.
„Hah? Kann es sein, dass die einsame Reise dir nicht so wirklich bekommen ist, dass du mit deinem unbelebtem Schwert zu reden?“, fragte der Söldner amüsiert. „Vielleicht ist die Zusammenreise mit uns gar nicht so schlecht für dich, hahaha.“ Wieder wandte sich Senshi dem Schwert auf seinem Rücken zu, dass wie jedes Schwert in der Scheide schon vergessen ließ, dass sie zum töten geschaffen waren. „Was meine Klinge angeht, kann ich mich kaum noch an die Zeit erinnern, an dem ich es nicht bei mir hatte. Daher kann ich es nicht wirklich einschätzen, wie 'interessant' es für jemanden ist, der nicht in meiner Situation ist. Meine Erfahrung ist: Kage Chisio ist ne Nervensäge. Sein Blutdurst ist nochmal Größer als der meine und wenn ich es nicht ständig befriedige, kreischt es rumm wie ein Gör, dem man nicht geben will, was es haben will. Und das Schlimmste: jedesmal wenn ich das sage, wird mir in der nächsten Sekunde wieder klar, dass es ein Teil von mir ist. Aber naja, der Vorteil ist eben, niemals wirklich entwaffnet werden zu können. Ich denke du kannst nachvollziehen, wie viel Geld es spart, keinen Waffenschmied aufsuchen zu müssen.“
„Ich habe damit nicht gemeint, dass ich auf Antwort warten würde.“, murrte der Vermummte, noch immer leicht errötet unter seiner Maske, „Und den Punkt mit nicht entwaffnet kenn ich nur zu gut.“ Er lachte kurz und ließ eine seiner beiden Schweifklingen auf Höhe seines Armes unter dem schweren Umhang hervorluken. „Ja, es hat durchaus Vorteile ein wandelnder Rasenmäher auf zwei Beinen zu sein.“
Nun hatten sie die beiden Anführer erreicht und Isaac überreichte dem verdutzten Maskenträger eine Karte, auf der die Route für die Vorhut, ebenso wie die Punkte, an denen sie Nachrichten für den Haupttross hinterlegen konnten, eingetragen war. Wieso die Anführer dies gerade ihm anvertrauten war dem Phantom schleierhaft, was man auch deutlich in seinem Verhalten merkte. Isaac selbst schien auch etwas verwundert, offenbar war ihm die Feindschaft der beiden Schwertkämpfer zu Ohren gekommen. Dennoch wünschte er den Beiden eine Gute Reise und rief noch einmal alle Mitglieder der Vorhut. Sie sollten sich am Rand des Lagers treffen und von dort aufbrechen.
„Warum soll jetzt ausgerechnet ich die blöde Karte haben?“, wunderte sich der Maskierte, als er sich selbst zum Rand des Lagers aufmachte.
„Vielleicht weil du auch die Karte das letzte Mal hattest?“, meinte Senshi schulterzuckend. „Oder vielleicht denkt er, du wärst die einzige Person, der man zu 100% vertrauen kann. Wer weiß? Es gibt schlimmere Dinge.“
Der Maskierte seufzte schwer. „Ich bin definitiv nicht der Typ, der sich besonders gut eignet, um Verantwortung zu übernehmen. Und außerdem hatte ich beim letzten Mal nur die Karte, weil Valeria einfach sang und klanglos abgehaun ist. Und wenn ein namenloser Herumtreiber die vertrauensvollste Person der Gruppe ist, sieht es wirklich schwarz für uns aus.“, konterte er, wobei beim letzten Satz sich wieder sein typisches Schmunzeln in seine Augen stahl.
Sie erreichten die letzten Zelte und der Maskierte stellte überrascht fest, dass jemand, wahrscheinlich Isaac bereits Reisegepäck für sie hatte herrichten lassen. Darunter einige kleine Zweimannzelte, die man sehr klein zusammenlegen konnte und die wohl aus dem Marschgepäck von Soldaten stammten, sowie etwas Verpflegung, dass ihnen die ersten paar Tage reichen sollte, wenn sie sparsam wären.
„Wow, da war unser Ex-General aber richtig spendabel.“, freute er sich aufrichtig, er hatte selten ein Dach über dem Kopf. Jetzt blieb nur noch, auf die anderen zu warten, dann könnten sie endlich aufbrechen.
OT: Teil 2 von Sheewa und mir.
Auf auf Leute, einmal alle antanzen, es geht los^^. ~Sheewa