The Tempest
Eisige Stille breitete sich auf Bord aus. Die Inouki und Krashnar standen in einem Halbkreis um die Crew und die jungen Trainer. Fast war es Jack, als könne er die Kälte tatsächlich fühlen; allerdings verwarf er nach kurzer Zeit diesen Gedanken, da der Winter vorbei war und so bald nicht mehr kommen sollte. Eine dünne Reifschicht an der Reling lieβ ihn seine Meinung ändern. Tatsächlich war die Temperatur abgesackt, das Thermometer an der Kabinenwand zeigte frostige vier Grad unter Null an. Noch war kein Wort gesprochen worden; nur der Wind heulte nun zu einer starken Böe angewachsen,allen um die Ohren. Ein metalischer, rasselnder Klang ertönte, als die Assassinen Nevetskrams ihre berüchtigten Klingen zogen. Grün schimmerten sie durch die aufgezogenen Nebelschwaden hindurch, wie es nasse, vermodernde Schwämme manchmal an feuchten Grottenmauern taten.
Es wird Zeit, zu handeln, dachte Charles Kingston, als er sich auf den Angriff der schwarzgewandten Individuen vorbereitete. Ein Initiative ihrerseits würde eine Siegeschance um so manches verbessern: Noch war der Nebel undicht, und keine Wolke verdeckte den Mond, und das, obwohl der Rest des Meeres bis hin zum Horizont von einem dunkelgrauen Mantel bedeckt war. Eine Bewegung neben ihm verriet dem Erbe der Arena von Orania City, dass Lester Dempton Avigeller kampfbereit war. Mit einem Kampfschrei stürzten sie auf die Kreaturen zu.
...umso erstaunter waren sie, als neben ihnen die beiden Teenager ebenfalls zum Kampfe riefen. Zuckende Blitze fuhren an Kashàds Klinge herab, und trafen den vordersten der Inouki mitten in der Brust; mit enem Aufschrei flog der Sklave des Willens des Nekromanten mit versengter Brust und durchbohrtem Sternum in die tiefen der tobenden Wellen, von denen er noch einige Male auf- und abgeworfen wurde, ehe Kyogre seinen Zoll verlangte.
„Wie hat sie diese Technik gelernt?“, schrie Charles Lesdem zu, als sie den stummen Gegenangriff zweier der Inouki geblockt hatten, über den kreischenden
Stahl hinweg. „Keine Ahnung!“, entgegnete dieser ihm, und focht weiter. Auch Kashàd hielt ihre Position gut: Im Nahkampf konnte sie ihre Geheimwaffe nicht
mehr einsetzen, da sie sonst riskierte, sich selbst Schaden zuzufügen; dennoch vermochte sie es den Inouki in Schach zu halten und ihn sogar ein Stück zurück
zui drängen. Jack vermochte sich trotz der Geschwindigkeit und gröβeren Körperkraft seines Gegners zu verteidigen: Der Enterhaken, den er als Art Harpune
benutzte, war lang genug, um seinen Gegner auf Distanz zu halten, bis eine kleine Eisfläche gefolgt durch einen Tritt ins Schienbein, ihn zu Fall brachte, und seine Waffe zerbrach. Schutzlos wich er der immer wieder vorschnellenden Klinge des Untoten aus, bis er mit dem Rücken zur Wand stand. Charles hatte einen Wurfstern auf das dunkle Wesen geschossen, und es blieb auch in der Schulter stecken, nur liess sich der Zombie davon nicht beeindrucken, sondern griff Jack am Kragen, und hielt ihn daran hoch, sodass dem Jungen der faulige Atem von verschimmelnden Zahnfleischresten und sich windende Maden ihm entgegenschlug. Er erkannte noch eine Gestalt, die auf ihn zuhastete: Es war Lesdem, doch er kam zu spät...ein Stich dieser Klinge, und er würde, vom Gift dahingerafft, am Boden des Meeres zum Skelett verwesen. Sein Schwert hatte er unvorsichtigerweise in der Kabine zurückgelassen: Dort würde es ihm nun nichts mehr nützen. Es sei denn...
„Ghiellafîr!“, schrie er aus Leibeskräften. Der Inouki stutzte kurzweilig, grinste, und stiess seinen Dolch nach Jacks Brust.
Ein Lärm von berstendem und kreischendem Metall erklang, als das uralte Schwert seinen Weg durch die Stahlplatten des Schiffes barach, und schliesslich, am letzten Hindernis angelangt, dieses wie die vorherigen Schichten zerschnitt. In einem Schwall von schwarzem Rauch fiel die rechte Hälfte des Inouki aufs Deck, das andere rutschte mit Jackzu Boden, die Hand noch am Kragen festgeklammert. Jack hob das vibrierende Schwert hoch. Ein regelmäβiges Summen ging von ihm aus, als er seine Handfläche um das Mantaxleder schloss.
„Two down, three to go“, meinte Lester grinsend als sich die Inouki, um sich neu zu formieren, zurückzogen. Sein Kampfpartner nickte, liess sich aber nicht durch falsche Hoffnungen täuschen. Die Untoten waren ihnen noch immer haushoch überlegen. Der gewaltige Unterschied in der Körperkraft, Schnelligkeit und auch Reflexen, sowie eine höhere Stamina, gaben ihnen auf Dauer einen Vorteil gegenüber dem kämpfenden Quartett.
„Genug der Spielereien. Bringt sie um!“
Harsch und kalt schallte der Befehl des Nekromanten über das Deck des Frachters. Nun schien es, als wolle der gefürchtete Magier selbst in die Schlacht eingreifen: das Glutexo mit der grünen Schweifflamme hatte den geschnitzten Holzstab, den einer der Inouki kurz nach Beginn des Kampfes aus einem Stofftuch zu Tage gebracht hatte, vom Deck aufgehoben und hielt ihn locker in der Klaue. Der Stab, aus blank poliertem Ebenholz, war mit einer grünlich phosphorzierenden Substanz durchzogen: dünne, schlängelnde Linien zogen sich die gesamte Länge des Stocks hinab. Die Spitze zierte ein Smaragd, sowie ein detailreicher Silberrand, dessen vier Spitzen über dem Edelstein zusammen kamen, und dem Stab eine gewisse Ähnlichkeit mit einem Speer verlieh. Alles in allem war es eine schöne Waffe. Einzig die hellgelben Blitze, die um den Stabkopf knisterten, verrieten die Gefahr, die von dem Objekt ausging.
Der Nekromant hob seine Waffe und richtete die Spitze auf Kashàd: Auf seinen Befehl hin schoss dem Mädchen gebündelte Elektrizität entgegen. Sie hob ihr Schwert, um den Angriff abzuwehren. Anders als bei den beim Gewitter entstandenen Blitze waren diese stärker: trotz des Schutzes des Gummigriffes wurde sie nach hinten geschleudert.
Mit einem Aufschrei stürzte sich Jack auf die verbleibenden Inouki; Lesdem und Charles taten es ihm gleich. Während seine beiden Gefährten sich mit ihren Gegnern abmühten, fiel es Charles verhältnismäβig leicht, den Inouki in Schach zu halten. In einem Wirbel aus Techniken gelang es ihm, den Feind zu entwaffnen. Er stach zu.
...und wurde von einem heranfliegenden Blitz direkt in der Brust getroffen. Ungläubig starrte er das Faustgroβe Loch in seinem Körper an. Der süβliche Geruch verbrannten Fleisches stieg ihm in die Nase. Verkohlte Kleidung wand sich um die Wunde.
Charles hob den Kopf, und musterte noch ein Mal ruhig Nevetskram. Er war achtlos gewesen. Der gefährlichste Gegner lebte noch. Wider erwarten schmerzte
seine Wunde nicht. Er lieβ sein Schwert fallen und seine Pokémon aus ihren Bällen. Piepi, Vulpix, Snobilikat, Mantax und das Blitza, das einst ein Evoli gewesen war.
Wie in Zeitlupe ging er in die Knie. Er sah, wie Kashàd seinen Gegner köpfte, wie sie, kampfbereit, sich zurückzog und sich ihm näherte. Er lächelte sie an, und drückte ihr Vulpix‘ Pokéball in die Hand.
„Vulpix würde im Wasser nicht überleben. Kümmere dich gut um sie...“
Seine Augen trübten sich. Das letzte, was er sah, war Kashàd, die mit Tränen in den Augen versuchte, Vulpix davon abzuhalten, sich auf Nevetskram zu stürzen. Dann starb er, die ausdruckslosen Augen gen Himmel gerichtet.
Jack sah aus seinem Augenwinkel heraus, wie Charles starb. Er stieβ ein Wutgeheul aus, und hackte mit derartyiger Verzweflung auf den Dolch des Gegners ein dass dessen Klinge brach, und Ghiellafîr den Schädel seines Gegenübers spaltete. Die Gegnerischen Truppen waren aufgerieben. Einzig Nevetskram stand noch:
Lester hatte es, nachdem sein Feind auf dem vereisten Deck ausgerutscht war, geschafft, diesen durch die Brust und vom Schiff zu stoβen. Dennoch wusste er,
dass sie den Sieg nur Glück zu verdanken hatten. Wäre der Dolch von Jacks Gegner stärker gewesen, wäre der Inouki nicht besiegt worden. Hätte Charles, der als einziger kompetent genug war, den Inouki entwaffnet, hätte Kashàd ihn nicht enthaupten können. Er selber hatte sich seines Gegners nur entledigt, weil dieser ausgerutsch war. Ironischerweise war die Kälte seines Meisters ihm zum Verhängnis geworden.
Er wandte sich dem Glutexo zu, das, den Stab in der Hand, seelenruhig am Bug des Schiffes stand. Es lächelte sie dünn an. Sie konnten ihn nicht besiegen.
„Kashàd!“, rief er, und zückte seine Pokébälle, „fang!“
Die rot-weiβen Kugeln flogen durch die Luft auf Kashàd zu, welche sie die ersten beiden auffing; der dritte, den Lester zuletzt geworfen hatte, wurde mitten im Flug von einer grell orangen Energiekugel getroffen. Die Metallkapsel fiel, verkohlt und verbeult, zu Boden, wo sie zerbrach, und den Leichnam Magmars frei ab.
Schockiert starrte Lester seinen ehemaligen Freund an. Wut schwallte in ihm auf, und brach wie ein überfüllter Staudamm aus ihm heraus: Mit Schaum in den
Mundwinkeln preschte er Nevetskram entgegen und hieb mit ohnmächtigem Grimm auf den Nekromanten ein, der die Attacke mühelos mit der Metallspitze abfing, ehe er Lester mit einem Energiestoss zurückstieβ. Er wurde von Jack und Kashàd aufgefangen, ehe er über Bord ging.
„Wir können ihn nicht besiegen“, murmelte Lesdem den beiden zu. Seinem Zorn war einer klammen Kälte gewichen, doch er verspürte keine Angst, nur Resignation.
„Kashàd, Jack. Springt über Bord, ehe es zu spät ist...so werdet ihr eher überleben als wenn ihr hier bleibt. Nevetskram ist einfach zu stark...“
„Und was ist mit den anderen Pokémon?“, warf Jack leicht keuchend ein, „wir können sie immerhin nicht hier lassen: Nevetskram würde sie sicherlich umbringen.“
„Charles‘ Freunde können sich auf Mantax in Sicherheit bringen. Allerdings seid ihr zu zweit zu schwer für es, es würde untergehen. Er hat es erst kürzlich gefangen, und es ist noch recht jung."
„Ich bleibe!“, schallte es aus den Mündern beider Teenager.
„Kommt nicht in Frage!"
„Wir...“, fingen beide an, doch ein Stoβ durchfuhr das Schiff, und die Drei fielen in einem Durcheinander auf das Deck.
„Geht“, zischte Lesdem ihnen zu, und hieb mit dem Griff seines Schwertes auf ihren Hinterkopf. Betäubt, aber nicht tot: Er hoffte, das kalte Wasser würde sie wieder zureichend aufwecken, sodass sie sich schwimmend in Sicherheit bringen konnten. Er hievte sie hoch, und warf sie über die Reling, wo sie mit einem Platschen in den Fluten versanken. Dann drehte er sich zu Nevetskram.
„Du wirst für deine Taten bezahlen“, sagte er, laut und klar.
„Und wie, Jungchen, willst du das anstellen? Gegen mich bist du machtlos..."
Ein hämisches Grinsen zierte die Fratze des Glutexo.
„Ich habe nie behauptet, dass ich es sein werde, der dich vernichtet. Ich schinde nur Zeit für meine Freunde...sie werden einen Weg finden, dich zu
besiegen. Darauf,“ sagte er, und erlaubte sich ein flüchtiges, ironisches Lächeln, „kannst du Gift nehmen.“
Mit festem Blick und lautlosem Schrei warf er sich dem Magier entgegen, welcher die Kralle hob, und drei Worte Sprach, die das Schicksal des jungen Mannes besiegeln sollten.
Es war für Lester Demton Avigeller eine Genugtuung, zu wissen, dass er ein Mal in seinem Leben selbstlos und ehrenhaft gehandelt hatte.
...das letzte Kapitel von Strongfire. Ich habe mich dazu entschlossen, die Geschichte hier abzubrechen- dennoch kann es als ganze, eigene Geschichte gelesen werden. Insofern passt es zu den "vollendeten" Stories. Des Weiteren liest abgesehen von Shi und Lay keiner mehr: Da spare ich mir die Mühe und die Zeit, die ich hierin investiere. Ich möchte dennoch bitten, die Story NOCH nicht zu verschieben: es folgt noch ein Epilog, der zwar kurz, aber dennoch aufschlussreich ist, in dem Sinne, dass er eine Fortsetzung erlaubt, diese aber nicht direkt andeutet.
Ich hoffe, die Geshcichte hat euch allen gefallen, die sie bisher gelesen haben.
LG,
J.A.C.Kamikaze
PS: Sorry für das schlechte Format- Word hat wieder mal alles Kunterbunt ausgespuckt -.-"