Alles anzeigenNunja, man kann die Umschläge verschwinden lassen, Stimmen "ungültig" machen, die Auszählung wird im Gegensatz zu Wahllokal-Wahlen durch Beobachter nicht von den Bürgern kontrolliert, man kann durch die vorhandenen Adressen auch Stimmzettel fälschen und die "richtigen" Zettel verschwinden lassen... man kann nachträglich Briefwahlen hinzufügen durch Korruption... ob das nun gemacht wird, kann ich für Deutschland nicht belegen, aber man könnte das jeden Regime, die böses im Schiuld führen, unterstellen. Für mich überwiegen eben die Nachteile.
Ich möchte mal speziell auf den fett markierten Teil eingehen:
Woher kommt die Annahme, dass die Leute, welche die Briefwahlen auszählen, "normale Bürger" und nicht ebenfalls unabhängige Wahlbeobachter sind, wie im von dir erwähnten Wahllokal?
Außerdem ist im von dir verlinkten Artikel von der "Bayrischen Staatszeitung" (Offtopic: es ist natürlich immer gut, wenn ein Staat eine Zeitung rausbringt...[das war Sarkasmus]) auch von möglicher Wahlmanipulation bei Wahllokalen die Rede (wie auch von mir bereits genannt)
Doch nicht nur bei der Briefwahl besteht Betrugsgefahr, auch bei der Stimmabgabe im Wahllokal. [...] Aber auch beim händischen Auszählen der Wahlzettel ist Betrug möglich. Die Wahlhelfer müssen nämlich nicht angeben, wie viele Zettel sie bekommen und wie viele sie verwendet haben. Wichtig ist am Ende des Wahltags nur, dass die Zahl der abgegebenen Stimmzettel mit der Zahl der Wahlberechtigten übereinstimmt. Die Helfer können theoretisch also nach Wahlschluss die echten Wahlzettel durch manipulierte ersetzen, oder gültige Stimmzettel auf den Stapel der ungültigen Zettel legen ...
Genau das Risiko, welches laut deiner eigenen Aussage (und der der Artikel) bei der Briefwahl besteht.
Das einzige Risiko, welches bei der Briefwahl hinzukommt, ist, dass der Stimmberechtigte sein Kreuz nicht "frei" macht, also dass er unter Druck gesetzt wird.
Aber dieses Risiko besteht auch bei Wahllokalen, Stichwort Erpressung.
Bei beiden Wahlvorgängen, sowohl bei Wahllokalen als auch bei Briefwahlen, bestehen dieselben Risiken des Betruges.
Wie kommst du also zu dem Schluss, dass Briefwahlen perse "undemokratisch" und "unsicher" sind?
Bayerische Staatszeitung: Richtig, es ist eine staatliche Quelle. Ebenso wie sämtliche Statistiken und Auswertungen über die Wahlen, viele Studien oder die tagesschau und andere Öffentlich-Rechtlichen Sender. Wenn du staatlichen Quellen generell nicht glaubst/anzweifelst, welche Quellen möchtest du entgegen halten? Weiterer Punkt: Jedes Medium gehört einen Eigentümer, der Interessen vertritt, wird finanziert durch Werbung, wo man auch dann anders argumentieren kann, usw...
Einziges Risiko: Das sehe ich so nicht. Wie gesagt gibt es weit mehr Risiken, die ich oben erwähnte. Selbst das Bundesverfassungsgericht beschäftigte sich lange mit dieser Frage ( https://de.wikipedia.org/wiki/…gkeit_f%C3%BCr_Wahlbetrug ) und in vielen Ländern ist es auch begründbar nicht erlaubt. Wir in der BRD werden wohl nicht die Weisheit mit Löffeln gefressen haben. Natürlich hat man auch bei Wahlen im Wahllokal immer Risiken.
Man könnte zynisch auch einfach Stalin zitieren:
»Wißt ihr, Genossen«, sagte Stalin, »was ich über diese Frage denke? Ich meine, daß es völlig unwichtig ist, wer und wie man in der Partei abstimmen wird; überaus wichtig ist nur das eine, nämlich wer und wie man die Stimmen zählt.« - Boris Baschanow: Ich war Stalins Sekretär. [Aus d. Russ. von Josef Hahn] Ullstein 1977
Alles anzeigenNur sind Briefwahlen eben ein Brandherd für Wahlbetrug,
Nein, sind sie nicht. Briefwahlen sind nicht anfälliger für Wahlbetrug, als andere Formen der Wahlen. Das wurde mehrfach nachgewiesen. Der Grund ist einfach: Um wirklich nennenswerten Wahlbetrug zu begehen, müsstest du TAUSENDE Briefe abfangen - und das ist nun einmal nicht plausibel. Sicher, es kann bei Briefwahl theoretisch gesehen vorkommen, dass einzelne Stimmen in Haushalten ausgetauscht werden (bspw. indem einer für alle in seinem Haushalt lebende Leute Briefwahlbögen bestellt und sie selbst ausfüllt), aber das ist nichts, was sich zum flächendeckenden Wahlbetrug eignet. Tatsächlich haben politische Studien ergeben, dass Briefwahlen nicht mehr Wahlbetrug mit sich bringen, als übliche Lokalwahlen mit Stimmzettel. Die einzige Methode, bei der wirklich weitgehende Wahlbetrüge immer wieder vorkommen, sind bei Wahlmaschinen oder auch teilweise der automatischen Zählung durch Maschinen. Denn da ist es relativ leicht mit wenig Aufwand viele Stimmen zu verändern.
Dazu kommt bei Briefwahlen nun einmal, dass diese in den USA NICHT für Menschen besonders wichtig sind, die Urlaub haben, sondern für Menschen, die arbeiten müssen. In den USA findet die Wahl immer an einem Dienstag statt, also einem Tag, wo viele Leute zu arbeit müssen. Und hier wird vor allem durch die Republikaner massive Wahlmanipulation betrieben, indem diese in bestimmten Regionen, die eher demokratisch Wählen (also vor allem Hispanic Communities) Wahllokale schließen. Dadurch müssen Leute teilweise den ganzen Tag anstehen, um zu wählen, was wiederum bedeutet, dass viele es sich nicht erlauben können, da sie auf den Tag Gehalt nicht verzichten können (Urlaubstage sind in den USA oft unbezahlt).
Sprich: Anwesenheitswahl ist in den USA sogar anfälliger für Wahlbetrug, als Briefwahl.
Dem kann ich nur widersprechen. In den USA gibt es auch nicht wie bei uns einen "Sonntag", es ist ein normaler Arbeitstag. Man hält diese Wahlen an einen Dienstag ab, um Religionen nicht zu benachteiligen. Die Christen haben den Sonntag, die Juden den Samstag, die Muslime den Freitag. Man könnte den "Wahltag" ja generell als eine Art Feiertag verordnen oder gesetzlich regeln, dass ein Arbeiter seine Stimme innerhalb der Öffnungszeit eines Wahllokales abgeben kann. In Russland war z.B. der Tag für die Neuabstimmung der Verfassung geseetzlich ein arbeitsfreier Tag (1.Juli, ein Mittwoch)
Es gibt genug Alternativen zur Briefwahl, wie man das dennoch demokratisch genug gestalten kann.