Gerade als Moritz seinen Kopf zur Seite neigte, um sich etwas auszuruhen, schlugen seine Soldateninstinkte Alarm: Der eine Teilnehmer, machte eine hastige Bewegung. Er rannte aus der Halle, der Kampf war allem Anschein nach beendet, aber vom Teilnehmer keine Spur. Moritz war, als hätte der Typ ihn angesehen, das war gar nicht gut.
Selbstverständlich hatte Moritz die Fährte draußen verloren, dennoch entschied er, nicht nochmal hineinzugehen, die Frau am oberen Besucherrang sollte ruhig denken, dass er etwas wichtigeres zu tun hatte. Es hatten sich mehrere Leute aus der Halle bewegt, und sie schienen zielstrebig zu sein, genau die richtige Voraussetzung für eine kleine Recherche. Mit Vorfreude öffnete er seinen Rucksack, den er im vorbeigehen gegen die Garderobenmarke eingetauscht hatte, zog das vertraute rote Päckchen hinaus, frimelte ein bisschen von dem Fasrigen Stoff ab, und ließ die Plastiktüte wieder in den Rucksack gleiten. Aus seiner Jacke zog er ein dünnes Papier, in das er den Tabak ein drehte. Langsam zog er seine Zigarette an, der warme Rauch füllte seine Lungen, und wenige Sekunden später atmete er den giftigen Dunst wieder aus. Hinter sich hörte er, dank gestärkter Sinne, ein gleichmäßiges Klacken. Das war verdächtig. Mit langsamem Schritt näherte er sich einem Zigarettenautomaten, und stoppte davor. Das Klacken verstummte. Er tat so, als würde er sich beiläufig umdrehen, während er seine Geldbörse aus der Hosentasche zog, und etwas von deren Inhalt gegen eine Schachtel Nikotin-Rauschmittel tauschte.
Eine Zielperson, vermutlich auf Abruf mehrere. Auffällige Kleidung, scheint kräftig und im Kampfsport unterwiesen zu sein, aber die Uniform bietet ganz gute Angriffsfläche. Moritz rauchte seine selbst gedrehte Zigarette bis an den Grund, und ließ sie lässig aus der Hand gleiten. Die Zielperson machte eine kompliziert aussehende Bewegung. Der Fahnenjunker packte die frische Schachtel unter sein Hemd an den linken Oberarm, und machte einen schritt vorwärts, unmittelbar, nachdem er bemerkte, dass die Zielperson eine Bewegung machte, kehrte Moritz um, tat einen Satz auf den blau gekleideten Verfolger zu, und schlug ihm mit seiner Faust ins Gesicht, ungebremst. Die Person verlor ihre Kappe, die sie davor auf hatte, rappelte sich auf, und ging in eine Kampfhaltung über. Moritz sah nur den Körper, und einen Angriffspunkt. Er schnappte sich den rechten Arm des Gegenüber mit seiner Linken, drehte sich ein, und Hob den verdutzten Ex-Verfolger über seinen Rücken auf den Boden, von wo der anscheinende Stalker sofort weg wollte. Moritz kannte dieses Verhalten nur zu gut. Dieses Zappeln war panisch, und ließ ihn auf eine Angst schließen. Nach drei Hieben in die Seite krümmte sich Moritz' Opfer, auf dem dieser jetzt saß, nur noch. Außer einem Tritt mit der Hacke in Moritz' Rücken, den er mit Umdrehen des Fußes quittierte, brachte sein Gegner keine nennenswerte Abwehraktion. Schnaubend bugsierte Moritz den fast Leblosen Körper umringt von Schaulustigen zum Straßenrand. Auf dem Weg schürfte er ihm vermutlich sämtliche abstehenden Extremitäten auf, die ein Menschlicher Körper ohne Mutationen aufzuweisen hat. In der Gosse, die einen unangenehmen Geruch verbreitete, befand sich etwas, was für den Soldaten wie gerufen kam:
Eine leicht schlammige Pfütze. Auf den Fleck, an dem er die Pfütze erwartete, seine Sicht war von den Schaulustigen, der blendenden Sonne und dem Adrenalin geblendet, schmetterte er den Kopf, den er bis jetzt an den Haaren fest im Griff hatte. Nachdem das Haupt unsanft aufgeschlagen war, drückte er es in das abgestandene Wasser. Als er das Gesicht einige Momente später wieder heraus zog, sprach er die Worte: „Was willst du von mir, für wen arbeitest du!“ leicht weinerlich bekam er die Antwort: „Bitte lass mich los, das schmerzt“ Der Rest war unverständliches Gebrabbel, welches von den Schmerzensschreien kaum zu unterscheiden war. Noch einmal drückte er den Kopf ins Wasser. Er sah, wie die Luftblasen aufstiegen, selbst in solch flachem Wasser. Die Menge, die bis dato stürmisch geschrien, aber nichts getan hatte, wurde leiser, klare Worte konnte Moritz jetzt vernehmen, offenbar waren sie an ihn gerichtet, „Hey, Hey... Lassen sie den Mann los, ich will die Hände sehen!“, zwei Männer, genau wie der, den Moritz versucht hatte, zum Reden zu bringen, richteten Schusswaffen auf ihn, sie waren begleitet von kleinen vierläufigen, bellenden Tieren, die zu brennen schienen. Instinktiv griff der ausgebildete Soldat an seinen Gürtel, in Erwartung, die alte, aber dienliche P6 zu ziehen, stattdessen fühlte er die zwei Bälle. Mit der Linken Hand, die noch immer die Haare des Mannes, der allem Anschein nach das Bewusstsein verloren hatte, hielt, versuchte er zu gestikulieren. Er bemerkte, dass alle drei Männer Polizeibeamte der Stadt waren. „Der Mann hat mich verfolgt, und versucht, mich anzugreifen“, entfuhr es ihm. Die ihn bedrohenden Männer näherten sich, der eine schob seine Waffe wieder in den Holster, und zog einen zylindrischen Gegenstand, der einer Deodose ähnelte. Moritz' Augen weiteten sich, er wusste, was kommen würde. Um seine Hände freizukriegen, die er brauchte, um sich zu schützen, schleuderte er den Bewusstlosen zur Seite. Der schürfte mit Brust und Gesicht am Asphalt, und schlug unsanft am Bordstein auf. Das war das letzte, was Moritz sah, bevor er die Augen schloss, und es um ihn herum zischte.
Er schlief nicht lange, vielleicht fünf Minuten. Aber die Stunden danach sah er nur verschwommen. Der Polizeipräsident war selbst aus Johto, und auch früher einmal Soldat gewesen. Ein kurzer Rückruf bei Moritz Kompaniechef, der den Diplomatischen Status der Kämpferseele bestätigte, und man setzte den Fahnenjunker auf freien Fuß, unter der Bedingung, das Stadtzentrum wegen der erhöhten Medienpräsenz nicht mehr aufzusuchen, und sich im allgemeinen bedeckt zu halten.
Beruhigt und total erschöpft suchte Fahnenjunker Moritz eine Bleibe für die Nacht. Ein Gasthaus mittlerer Größe am Stadtrand schien ihm dazu geeignet, und nach nicht allzu langer Suche fand er auch einen Geeigneten unterschlupf.