Überfüllt waren die engen Straßen Kafons und von diesen Umständen genervt drängelten sich viele Leute durch die strömende Menge hindurch. An diesem sonnigen Tag hatte heute der Wochenmarkt begonnen und deswegen befanden sich nun mehr Wesen auf dem viel zu kleinem Marktplatz im Zentrum von Kafon. Unter ihnen befand sich Ruthiel, die sich von der Menge hinreißen ließ und fasziniert stehen blieb. Als Nomadin war sie noch nie in so einer großen Stadt gewesen und dementsprechend war sie auch von ihrer Größe überrascht. Nie hätte sich die junge Frau träumen lassen, dass die von außen sperrigen Mauern soetwas wunderbares verbergen könnten. Langsam schritt sie weiter voran und kam an ein paar Ständen vorbei. Wieder blieb sie staunend stehen und betrachtete die gepflochtenen Körbe und Taschen. "Möchten sie eine haben?", fragte die Besitzerin des Standes lächelnd und zeigte auf eine hellbraune Tasche, die aus verschiedenen Stoffen gewebt wurde. "Gerne!", rief Ruthiel freudig aus, doch dann erinnerte sie sich an den Grund ihres Kommens. "Aber...ich habe leider nicht genügend Geld dabei.", erklärte sie und das Lächeln der alten Dame erstarb und sie sah finster drein. "Kein Geld, kein Geschäfft.", brummte sie und Ruthiel beeilte sich, um die Frau nicht noch wütender zu machen.
Seit einer Woche war sie mit ihrem Rudel unterwegs gewesen um einen geeigneten Platz zu finden, an dem sie zwei bis drei Monate verbringen könten und in der Nähe der Stadt Kafon fanden sie einen. Es war eine kleine, überschaubare Lichtung, die am Wasser lag und sich daher perfekt für die Lumaer eignete. Nun mussten sie natürlich ihre Zelte aufschlagen und ihr Lager vorbereiten. Deswegen hatte sie der Rudelführer in die Stadt geschickt, um neues Leder für die Zelte zu besorgen. Ruthiel hatte natürlich kein Problem damit, jedoch war sie das erste Mal in einer Stadt und das war für sie natürlich unglaublich aufregend. Sie bezweifelte jedoch, dass die anderen sauer waren, wenn sie etwas später zurückkomme und schlenderte mit dem Leder noch ein bisschen in der Stadt herum.
Mit einem roten Apfel in der einen und dem Leder in der anderen Hand stand sie nun vor einem Geschäfft und betrachtete die Waren, als sie plötzlich einen Schrei hörte:"Das ist sie! Sie hat mich betrogen!" Erschrocken fuhr sie herum und entdeckte einen bärtigen Mann mittleren Alters und zwei Soldaten. "Der kommt mir bekannt vor...", dachte sie sich und erinnerte sich an den Mann, von dem sie das Leder gekauft hatte. Warum war er so wütend? "Diese Göre hat mich um 200 Goldstücke betrogen!", rief er nun und zeigte auf Ruthiel, die erschrocken züruck wich. Um sie herum hatte sich schon eine kleine Menschenmenge gebildet. Die zwei Soldaten sahen sich an und nickten. Bedrohlich kamen sie auf sie zu. "Sie sind verhaftet!" Als Ruthiel diese Worte hörte, erschreckte sie. Sie hatte den Mann doch bezahlt! Sie hatte das Leder nicht geklaut! "Warten sie, das ist ein Missverständnis!", stammelte sie, doch die Soldaten hörten nicht und versuchten sie festzunehmen, jedoch drehte sich Ruthiel schnell um und rannte davon. "Warte! Das ist ein Befehl!", hörte sie die Soldaten rufen, jedoch drehte sie sich nicht um und verschnellerte ihre Schritte.
Lange ging die Verfolgungsjagd jedoch nicht, denn Ruthiel verirrte sich und lief geradewegs in eine Sackgasse. Schnaufend blieb sie vor der Wand stehen und sah sich suchend um. "Verdammt...", fluchte sie. Es gab keinen Ausweg, keinen Platz zum verstecken. Sie saß in der Falle. Hinter ihr hörte sie die Schritte der Soldaten, doch drehte sie sich nicht um. Sie war viel zu sehr mit Schnaufen und Überlegen beschäftigt, als jetzt noch etwas anderes zu tun. Sie wusste, dass wenn sie jetzt einen Fehler machen würde, alles verloren war. Die Schritte hinter ihr verlangsamten sich, doch kamen sie immernoch auf sie zu. Eigentlich würde die Lumaerin jetzt zu ihrem Bogen greifen, doch hatte sie den bei ihrem Lager gelassen. Nie hätte sie gedacht, dass sie in so eine Lage kommen würde. Leise verfluchte sie die Stadt und ihre Einwohner. "Weglaufen ist zwecklos, geben sie auf!", rief ein Soldat und nun drehte sich Ruthiel doch um. Die Soldaten waren nicht mehr die jüngsten und schnauften auch schon heftig. Im Angesicht dieser Tatsache schlich sich ein Grinsen auf ihrem Gesicht und sie fragte belustigt:"Ach wirklich?" Ihre Hände glitten zu ihrem Gürtel und sie legte ihre Hand um den Griff ihres Dolches. "Ich muss mir nur ein bisschen Zeit verschaffen...", dachte sie und warf den Dolch mit voller Wucht auf den linken Soldaten. Der hatte den Angriff zwar nicht kommen sehen, doch konnte er den Dolch noch rechtzeitig mit seinem Schwert abweheren. Sichtlich sauer von dieser Aktion stürmten sie nun mit erhobenen Schwertern auf sie zu, doch konnte Ruthiel den beiden mit ein paar geschickten Bewegungen ausweichen. Erneut warf sie einen Dolch auf einen Soldaten und diesmal verfehlte er nicht sein Ziel: Er traff dem verwirrten Soldaten mitten im Oberarm und dieser hielt sich mit schmerzverzehrtem Gesicht die Wunde. Der zweite Soldat starrte verängstigt auf seinen Kollegen, fing sich jedoch wieder schnell und rannte wieder auf Ruthiel zu. "Jetzt!", dachte sie und stemmte ihre Hände gegen seine Brust. Währrend des Kampfes hatte sie ihre Magie in ihre Hände konzentriert und ließ diese nun frei. Durch den heftigen Schlag wurde der Soldat sofort bewusstlos und sank zu Boden. Gerade wollte sie sich dem anderen Soldaten zuwenden, da bemerkte sie mit Schrecken, dass dieser nicht mehr an seinem Platz war. Als sie aufsah konnte sie gerade noch sehen, wie dieser um die Enke rannte und verschwand.
Ruthiel seufzte. Sie hätte nicht gedacht, dass sie bei ihrem ersten Besuch in einer Stadt soviel Ärger machen würde. Langsam stieg sie über den am Boden liegenden Soldaten und sah sich vorsichtig um. Als sie niemanden entdecken konnte, eilte sie aus der Gasse und machte sich auf in die Richtung zum Stadteingang. So schnell würde sie keine Stadt mehr betreten, das schwor sie sich.
OT: Tut mir Leid, dass ich erst jetzt schreibe. Hoffentlich ist der Kampf so okay, wenn nicht, änder ich ihn nochmal ab.