Schönen guten Tag, ihr Lieben ♥
Langsam wird es echt kalt, findet ihr nicht? Brrr, sag ich nur. Da mach ich es mir schön in meinem Bett gemütlich, mit einem heißen Tee und schaue mir eine Folge meiner Lieblingsserie an oder lese ein gutes Buch. Ich freue mich zwar wie verrückt auf den Winter (Schnee! Yeah! ♥), aber trotzdem... muss es denn so kalt sein?
Gut, bevor ich hier jetzt weiter rumnörgel, beantworte ich lieber das wundervolle Kommi über mir^^
Cassia ♥
Ich dachte mir, ich schlage drei Fliegen mit einer Klappe und kommentiere mal dein echt gelungenes Werk! Zum einen, weil die Feedback-Kette seit Ende September nicht mehr weitergekommen ist und, weil deine Geschichte allen Ernstes keinen einzigen Kommentar bekommen hat....außerdem profitiere ich auch von, hihi. Jaa, seit ich vorgeschlagen wurde x3 Und ich bin so glücklich, dass ich jetzt einen Kommi bekommen habe! Juhhu!
Ich bin mir sicher, dass ich eigentlich bloß meine Meinung zu deinem Werk äußern werde - ohne groß etwas zu kritisieren, denn ich sehe einfach nichts zum Kritisieren (und eigentlich fällt es mir leichter eine FF zu kommentieren, die von einem Anfänger o.Ä. geschrieben wurde, weil ich da mehr zum Anmerken habe ... außerdem zähle ich gern Negatives auf *hust* natürlich nicht ernst gemeint o/).
Eine kleine Anmerkung kommt noch, bevor ich anfange - trotz Yaoi und Black Butler (beides nicht mein Fall) hast du mich ziemlich von deiner Geschichte überzeugt und falls du weiterschreibst, hast du mich auf jeden Fall an der Backe :PDu siehst nichts zu kritisieren?! Wow, jetzt bin ich baff. Ich sehe nämlich täglich, wohlgemerkt, etwas Neues zum Verbessern; seien es jetzt die Header, die Rechtschreibfehler oder der Inhalt... Okay, bei seinem eigenen Werk ist man immer etwas perfektionistisch, haha ^-^ Freut mich trotzdem, dass ich wohl mal etwas weniger kritisch sein darf. Ich hab dich höchst gerne an der Backe, Violet! Und dass ist toll zu hören, dass du mit zwei der Genres nichts anzufangen weißt und meine Geschichte trotzdem gerne liest. Ist ein schönes, ausdrucksvolles Lob! *schnurrt zufrieden*
An deinem Startpost habe ich nichts zu meckern - er ist gegliedert, beginnt mit einem schönen Bild und ist ausführlich verfasst worden.
Die Idee die verschiedenen Punkte noch mal durch eine Textpassage eines Liedes zu trennen gefällt mir! Was auch sehr gut ist, dass du Black Butler und einzelne Begriffe erklärst. Leute, wie ich, die sich damit nicht auskennen, könnte vielleicht etwas falsch interpretieren, weswegen solche Erklärungen immer eine gute Idee sind - klar kann man so etwas auch in der Geschichte erklären, aber vielleicht hat ja nicht jeder die Lust immer nach der Textzeile zu suchen, in der ein bestimmter Begriff erklärt wurde. Ansonsten habe ich nichts mehr anzumerken.
Wonderful! o/ Hihi, danke für dein Lob. Ich hatte, ganz ehrlich, auch sehr viel Spaß beim Erstellen des Startpostes. Ich bin eigentlich nicht wirklich kreativ, aber bei so etwas bin ich gerne mal drei Stunden ohne Pause am Basteln xD Schon allein das Suchen eines passenden Bildes hat richtig Freude bereitet (btw, gefällt dir der neue Header im SP? Ich musste leider einen Neuen auswählen dämliches Copyright, hust.). Und die Begriffe habe ich genau deswegen eingebrracht; ansonsten ist es auch ziemlich doof, eine Geschichte zulesen, bei der man kaum etwas versteht^^ Danke!
Zu deinem Titel werde ich mich btw gar nicht äußern - verschiebe ich auf einen späteren Zeitpunkt. Oh? Okay, ich nehme dass jetzt so hin. Ich erinnere dich aber mal dran, ja? (;
So zu den Kapiteln-
Ich lese ja am liebsten Geschichten, die aus der Ich-Perspektive geschrieben worden sind. MMn kann man sich da am besten in die Person hineinversetzen und deine ersten Kapitel bestätigen das auch sehr gut. Was ich wirklich toll finde, ist, dass du die Gefühle echt super rüberbringst - die Trauer und die Wut auf sich selbst, die in deinen Charakteren steckt. Ahhh, so viel Lob! Ich werd ja ganz rot! xD Ich mag Gefühle jeglicher Art, da sehe ich auch meine Stärke beim Schreiben. Beschreibungen sind es eher nicht, haha x3
Was du außerdem echt toll hinbekommen hast, ist die zukünftige Verbindung von Lucy und Eric schon von Anfang darzustellen. Die beiden teilen ja irgendwo ein ähnliches Schicksal, was das Ganze ja so interessant macht mMn, und durch den Aufbau der ersten beiden Texte hast du das gekonnt unterstrichen. Auf jeden Fall ein gelungener Einstieg in die Geschichte. Ja, dass ist auch (zumindest für den Anfang) auch das einzige Bindungsglied zwischen meinen beiden Protas. Vielen lieben Dank ♥
Dein letztes Kapitel zeigt, wie gut du Situationen beschreiben kannst - man kann sich das Geschehen auf dem Friedhof echt gut bildlich vorstellen. Jede Bewegung Lucys und ihre Gedanken kann man nachvollziehen. Wer würde nicht wegrennen wollen, wenn da plötzlich so ein Typ mit 'ner Gartensäge antanzt und sogar verletzt ist? Obviously jeder! Ich hätte eher die Polizei gerufen, aber wayne x3
Merkst du eigentlich, dass ich bloß Positives von mir gebe? Ärgerlich, haha :'D
Eigentlich könnte ich noch anmerken, dass die Kapitel an sich noch etwas kurz sind, aber ganz ehrlich - wenn der Inhalt stimmt und alles nachvollziehbar und genug beschrieben worden ist, sehe ich die Länge nicht als Kritikpunkt. Na, da ist doch Kritik! Du hast auch Recht, das Kapitel ist reichlich kurz. Aber ich wollte nicht zuviel reinwerfen, sondern erst nach und nach alles aufdröseln. Dafür ist das nächste Kapitel fünf Seiten lang *_*
Violets Kommentar neigt sich nun dem Ende.
Sou, ich wäre echt froh würdest du so nett sein und mich auf die Benachrichtigungsliste packen. :*
Violet ♥
Du stehst schon drauf, Liebes. Tausend Dank für dein ausführliches Kommi und dass du mich wieder motiviert hast! :* ♥
Alles anzeigen
________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________
Und nun nur noch ein klitzekleines Vorwort zum neusten Kapitel. (Jaja, ich geh ja gleich!)
Ich hab es diesmal höchst ausführlich geschrieben, hoffe, nichts ist zu kurz gekommen. Ich persönlich mag die Rückblende sehr, sehr gerne (Eric x Alan ♥) und daran hatte ich auch am meisten Spaß beim Schreiben. Insgesamt hat mir dieses Kapitel sehr viel Freude beim Schreiben bereitet und ich bin zufrieden damit. Hoffe, nicht nur ich ^_^"
Zu der Orange: Die Orange kam tatsächlich erst um 1500 nach Europa. Zum Nachlesen einmal der Wikipediaartikel: *Klick* Ja, die Beschreibung ist gehäuft, aber wayne.
Ich wünsche viel Spaß beim Lesen!
________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________
Eisige Stille herrscht. Selbst die Vögel sind verstummt, oder ihre Rufe nur weit ab von meinen Ohren, die nichts mehr hören. Nicht einmal das beständige Schlagen meines Herzens. Obwohl mir dieses Mut gemacht hätte, hätte ich es in diesem Moment vernommen. Oder zumindest gefühlt, in meiner Brust, die sich bei dem Anblick meiner Kollegen unangenehm verengt.
Meine Freunde. Zumindest waren sie dies – bis zu dem Moment, wo William meine schlimmste, gefürchtetste Angst wahr macht.
Sie sind bereit, mich zu töten.
Sie, die mich immer unterstützt hatten, ließen mich im Stich. Gerade in dem Augenblick, wo ich sie am Dringendsten benötigt hätte. Es tut weh, nimmt mir für einen kurzen Moment den Boden unter den Füßen. Es ist wie freier Fall aus tausend Metern Höhe.
Aber ich fange mich, drehe mich, um den schmerzlichen Aufprall mit offenen Augen und all der Wut, die in mir ist und tobt, entgegenzublicken.
Ich sehe Alan bewusst nicht ins Gesicht, denn dass ich meine Fassade dann nicht mehr aufrecht erhalten kann, ist mir völlig klar. Dafür bedeutet er mir zu viel, er, der junge Mann mit den braunen Haaren und den sanften Augen. Früher war er mein Schüler, dann mein bester Freund und mehr – nun ist er mein Feind.
Warum nur tut mein Herz so weh, als würde man es mir aus der Brust reißen, langsam, qualvoll?
Warum nur sehe ich bereits blutiges Rot zwischen meinen Fingern hervorquellen, als ich verstohlen meine Hand auf meine Brust presse?
„Dann tötete mich, William.“
Mit diesen Worten richte ich mich auf. Meine Death Scythe liegt schwer in meinen Händen, als wöge sie das Doppelte ihres Normalgewichts. Vielleicht liegt es aber auch an meinen schweißnassen
Handinnenflächen, mit denen ich die Waffe halte. Doch ich bleibe emotionslos. Der Satz, den ich meinem Chef sage, ist ohne jegliches Gefühl.
Das Mädchen hinter mir ist still. Ich habe gehofft, dass sie sie aus alldem heraushalten – es ist nicht die Art von uns Shinigamis, unschuldige Menschen in unsere Angelegenheiten hereinzuziehen. Zumindest nicht bis zu dem heutigen Tag. Regeln scheinen sich zu ändern. Tatsächlich kommt der Shinigami mit der Baumschere ein paar Schritte auf mich zu, jedoch nicht weit. Denn plötzlich, ich bin schon in Angriffsposition, ist da jemand, der ihm breitbeinig den Weg zu mir versperrt.
„Alan!“, rufe ich, erschrocken über sein Eingreifen. „Tu das nicht!“
Aber entweder hört er mich nicht, oder, was weitaus wahrscheinlicher ist, ignoriert es. Stattdessen steht er da. Und sieht William an. Ich kann nur seinen Rücken sehen, jedoch nicht sein Gesicht. Doch was ich sehr wohl bemerke, sind die Reaktionen der anderen Shinigamis.
Ronald stößt ein Keuchen aus und geht, scheinbar automatisch, ein paar Schritte auf Alan zu. Grell reißt ihn ruckartig zurück und faucht ihm etwas zu, was ich jedoch aus dieser Entfernung nicht verstehen kann. Seine rot geschminkten Lippen pressen sich fest aufeinander, als er zu Alan blickt. Besorgnis steht in seinem Gesicht. Ronald sieht von Grell zu William, die Augen aufgerissen und seine Unterlippe zittert. Ich habe das unangenehme Gefühl, dass es nur Sekunden braucht, bis er in ein bitterliches Weinen ausbricht. Und Ronald Knox, der Partylöwe, der Frauenaufreißer – Ronald weint nicht.
Mein Herz schlägt mit einem Mal, nur viel zu schnell. Als ob es vorhat, aus meiner Brust herauszuspringen und sich vor meine Füße zu werfen, getaucht in blutiges Rot. Es wird mich hier zurücklassen, müde und erschöpft vom Fliehen. Und ich werde nichts dagegen tun, denn wenn ich ehrlich zu mir selbst bin: Ich bin bereits diesem Leben auf der Flucht leid.
„Treten Sie zurück, Mister Humphries.“ William klingt so gelassen wie immer. Aber ich höre einen Ton, der mir neu ist in seiner sonstigen Emotionslosigkeit.
Angst.
„Zwingen Sie mich nicht, Sie ebenfalls vom Dienst zu suspendieren. Das wäre ein Verlust, den ich bereuen würde.“ Unbeirrt redet mein ehemaliger Chef weiter, während er mit seiner Death Scythe seine Brille auf der Nase zurechtrückt. Doch Alan denkt nicht daran, dem Befehl Folge zuleisten – stattdessen verharrt er. Keinen Schritt weicht er zur Seite.
Mittlerweile tanzt mein Herz Tango und Angstschweiß läuft mir über den Rücken. Ich will nach vorne treten, doch als ich den Fuß hebe, zieht ein stechender Schmerz durch meinen Körper. Ich kann nicht anders und gehe in die Knie, stöhnend und zugleich besorgt. Grell`s Kettensäge muss mich doch getroffen haben, dort, auf dem Dach der Society.
Ich bin machtlos angesichts der Drohung gegenüber meinem ehemaligen Schüler.
Einen Augenblick starrt William Alan nur stumm an. Er hebt keine Hand gegen ihn, doch ich weiß, dass er den anfänglichen Schock angesichts seines Ungehorsams bald überwunden haben wird. Neben mir fällt lautlos ein Blatt zu Boden. Ich folge ihm unbewusst mit den Augen, die augenblicklich wieder bei Alan sind, als er mit einem Mal die japanische Sense, seine Death Scythe, hebt. Ruhig steht er da, die rot-braunen Haare so
glatt wie seit ewigen Zeiten. Er bewegt sich nicht, doch seine Muskeln sind zum Zerreißen gespannt, an den Händen sehe ich selbst aus dieser Entfernung die Fingerknöchel weiß hervortreten.
Jetzt ist es Ronald, dem die Panik deutlich anzusehen ist. Sie spiegelt sich auch in seiner Stimme wieder, als er regelrecht schreit: „Mach keinen Scheiß, Alan!“ Wieder will er nach vorne, doch Grell hält ihn zurück; scheinbar hat er Angst, unser jüngster Shinigami könnte in die Schusslinie geraten. Ich an seiner Stelle hätte diese Angst ebenfalls. Aber jetzt habe ich mehr Angst um Alan, denn Ronald weiß
sich sehr wohl zu behaupten – bei Alan kann ich dies nicht sagen.
Grell bleibt stumm, doch der Griff um seine Kettensäge, zu Beginn locker und entspannt, wird fester. Er ist auf einen Kampf oder zumindest eine Auseinandersetzung vorbereitet. Ohne ein Wort geht
Alan in Angriffsposition. Die Sense in seinen Händen ist ruhig, alles an ihm wirkt entschlossen. Entschlossen, mich zu beschützen, aus irgendeinem mir nicht ersichtlichen Grund, und sich gegen seine
Freunde zu stellen.
Aber dass ist es nicht wert, will ich schreien, doch die Angst, dann eine unbewusste Kettenreaktion auszulösen, ist viel zu groß. Deshalb verharre ich, auf einem Knie und die Hand gegen die Wunde gedrückt. Das Blut tropft auf den Boden und die darauf liegenden, bunt gefärbten Blätter. Wie kleine, rote Rubine schimmern sie im letzten Rest der Herbstsonne, die doch kaum noch Kraft aufbringt zum Scheinen. Der Wind weht raschelnd durch die Bäume, welche nach und nach alle Blätter verlieren und kahl werden.
In der Luft liegt urplötzlich der Geruch von Orangen. Der süße, leicht bittere Duft der Sonnenfrucht erinnert mich an andere Tage, andere Zeiten mit eben diesem Duft. Diese Tage waren glücklicher, da war ich noch
unbesorgt und gleichzeitig naiv angesichts all dessen, was noch kommen würde. Aber dass war egal.
Warum erinnere ich mich jetzt daran? Liegt es daran, dass mein Leben gerade mehr und mehr zerbricht wie eine Orange, zuvor noch gehüllt in ihre schützende Schale und dann grob aufgebrochen von Händen, die sie zuvor noch so liebevoll in die Schale zu den anderen Früchten gelegt haben? Und dass die Frucht, von Außen so süß und reif ausschauend, sich von Innen als bitter und noch nicht reif entpuppt?
Liegt es daran, weil ich Orangen immer mit Alan verbinde?
Mit den glücklichsten Tagenmeines Lebens?
„Eric! Eric, sieh doch nur!“
Alan rennt freudestrahlend auf mich zu, unter dem Arm einen kleinen Korb. Er stolpert fast vor lauter Hast, fängt sich jedoch schnell wieder und läuft weiter. Als er schwer atmend vor mir stehenbleibt, kann ich nicht anders: Ich muss lächeln, auch, wenn ich doch eigentlich böse ausschauen will.
„Alan, du bist schon wieder zu spät“, tadle ich meinen besten Freund. Aber eigentlich meine ich es nicht als Tadel und dass weiß er nur zu gut. Ich habe schon lange jede Chance darauf verspielt, dass er mich irgendwann einmal ernst nimmt. „Warum denn diesmal?“
„Ich habe Früchte auf einem Markt gekauft; Früchte, die ich noch nie irgendwo gesehen hab!“ Er hält mir den Korb unter die Nase. „Da!“
In dem Korb aus Weidengeflecht liegen verschiedene Früchte. Einige davon kenne ich, Äpfel, Kirschen und Birnen, denn die habe ich selbst schon oft gegessen. Sie leuchten in wunderschönen, leuchtenden Farben. Ihr
Geruch jedoch ist nicht sonderlich intensiv.
Was mich mehr interessiert, sind die Früchte, die ich nicht kenne. Und dass sind einige, wie ich nach einem kurzen Überblick schnell feststelle. Da sind diese krummen, gelben Früchte mit einem seltsam dicken Stiel.
Dann, in der Ecke neben den Äpfeln, sind da grüne Früchte, gerade einmal so groß wie ein Tennisball. Sie fühlen sich pelzig unter meinen tastenden Fingern an, als ich sie berühre.
Aber welche mich am Meisten faszinieren, sind die orangen Bälle. Als ich einen von ihnen hochhebe vor mein Gesicht, strömt ein intensiver Geruch in meine Nase. Er ist nur schwer zu beschreiben, am Ehesten eine
Mischung aus leicht sauer und süß. Sie sind schwer, ich muss sie mit beiden Händen festhalten. Die Schale fühlt sich rau an, nicht so seiden glatt wie bei einem Apfel. Wie bei einer Birne, nur viel, viel angenehmer. Es fühlt sich an, als ob man feinen Sand vom Strand durch seine Finger rieseln lässt.
Am Schönsten ist die Farbe.
Das Orange leuchtet wie eine kleine Sonne im Sommer. Sofort werde ich fröhlicher, aller Trübsal ist wie weggeblasen.
Alan hat meine Neugier angesichts der fremdartigen Sonnenfrucht bereits registriert. Er stellt den Korb mit den restlichen Früchten auf die Arbeitsplatte der Küche, bevor er sich mir zuwendet.
„Man nennt diese Frucht Orange“, erklärt er mir, unverhohlen stolz. „Der Händler, der sie mir verkauft hat, meinte, sie stamme aus Südostasien und sei erst 1500 nach Europa gekommen. Diese Orange hat er aus einer
frischen Lieferung, die heute Morgen angekommen ist.“
Ich lächle und ziehe den Duft der Frucht tief in mich auf. „Orange...“, wiederhole ich leise. Der Name passt, auch, wenn er ein wenig einfallslos klingt in meinen Ohren. „Frucht der Sonne“ würde viel besser passen. Aber nun gut, ich bin vermutlich auch weitaus pingeliger als die heutigen Menschen.
Kurz entschlossen öffne ich die Schublade, nehme ein Schälmesser heraus und ein Brettchen. Dann lege ich die Orange darauf und schneide sie einmal in der Mitte durch. Zum Vorschein kommt glänzendes Fruchtfleisch, das durchscheinend wie Glas und, als ich mit einem Finger dagegen tippe, auch glatt wie Glas ist. Der Geruch verstärkt sich.
Unschlüssig blicke ich Alan an. „Was sollen wir mit der Schale machen?“, frage ich. „Kann man die mitessen?“
Er zuckt nur mit den Schultern, scheinbar weiß er auf diese Frage auch keine Antwort. Also schäle ich die dicke, orange Schale einfach ab und tue sie in den Müll. Danach reiche ich Alan ein Stück der Frucht, die sich
kühl unter meinen Fingern anfühlt. Er nimmt sie dankend.
Dann stehen wir beide ein wenig verloren da. Keiner traut sich, zuerst rein zubeißen und wartet lieber auf das Urteil des anderen. Irgendwann müssen wir lachen. Und so beiße ich zuerst in das Fruchtfleisch. Ich kaue eine Weile, während mein Freund mich aufmerksam und abwartend beobachtet.
Der Saft fließt in meinen Mund, doch er ist nicht, wie erwartet, süß wie Zucker.
Er ist sauer, so sauer, dass ich mich schüttle, kurz ausspucke in die Spüle und Alan lacht laut.
Er lacht und lacht, irgendwann schießen ihm schon Tränen aus den Augen. Scheinbar gebe ich ein so lustiges Bild ab, wie ich da mit einer Frucht stehe und diesem erwartungsvollen Gesichtsausdruck. Er hält sich den Bauch, während ich dastehe wie bedeppert und ihm zusehe, wie er sich vor Lachen krümmt. Ich bin regelrecht beleidigt.
Als er endlich seinen Lachanfall beendet hat, bin ich immer noch beleidigt. Aber ihn interessiert dass nicht. Stattdessen nimmt er sein Stück, beißt davon ab, kaut prüfend – und schüttelt sich dann ebenfalls. Jetzt
bin ich derjenige, der lachen muss. Zuerst sieht er mich etwas pikiert an, aber er kann mir nicht lange böse sein. Ich werfe ihm ein typisch-läsiges Grinsen zu, da muss auch Alan lachen. Wir lachen zusammen, die Fröhlichkeit steigt mir zu Kopf, ich fühle mich regelrecht betrunken. Selten war ich so ausgelassen.
Aber plötzlich ist das Lachen vorbei und Alan sieht betreten zu den Überresten der Orange auf der Arbeitsplatte. „Tut.. tut mir Leid, dass sie nicht essbar ist...“, murmelt er.
Ich blicke ihn überrascht an, dann lächele ich sanft und lege einen Finger unter sein Kinn, um seinen Kopf wieder auf meine Höhe zu bringen. Was eh schon schwer ist, da ich einen ganzen Kopf größer bin als er. Seine
grünen Augen sehen traurig aus.
Ich will diese Traurigkeit nicht sehen.
Also greife ich kurzerhand nach den restlichen Stücken der Orange, und esse sie langsam und genüsslich. Sie sind sauer, am liebsten würde ich sie wieder ausspucken; aber ich sehe Alans trauriges Gesicht vor mir. Er wollte mir mit diesen Früchten ein Geschenk machen. Und da ist es nur recht und billig, wenn ich sein Geschenk nicht verschmähe.
Alan verfolgt meine Tat mit großen Augen. Als ich schon fast fertig bin, greift er nach meiner Hand, die über dem Brettchen mit der Orange schwebt.
„Eric!“, ruft er erschrocken aus. „Die sind doch viel zu sauer!“
„Quatsch; die sind genau richtig. Außerdem schmecken sie lecker.“ Und damit stopfe ich mir mit der freien Hand das letzte Stück in den Mund. Dabei sehe ich Alan lächelnd an. Er erwidert den Blick, dann senkt
er leicht den Kopf und errötet.
„Aber...“, druckst er leise herum. „Aber... du musst sie doch nicht wegen mir essen... Eric...“
Ich wuschle ihm durchs Haar und drücke leicht seine Hand. Er weiß, warum ich die Frucht gesessen habe, obwohl sie mir nicht geschmeckt hat. Weil ich ihm eine Freude machen wollte.
Aber ich verliere kein Wort darüber, sondern stehe seufzend auf und fange an, die Küche aufzuräumen. Nach ein paar Minuten gesellt Alan sich zu mir und räumt die Einkaufe ein. Dabei reden und lachen wir wie sonst auch. Aber es liegt etwas in der Luft.
Ich rede mir erfolgreich ein, dass es der leicht süßliche Duft der Orangen ist.
„Alan!“
Der Schrei kommt von Grell, er ist schrill und laut und schafft es, mich kurzerhand aus meiner Erinnerung zu reißen. Panisch blicke ich auf und sehe William, der mit der Heckenschere auf Alan zielt, bereit, ihn jeden Moment anzugreifen. Grell kann nicht eingreifen, dafür respektiert er unseren Chef viel zu sehr. Ebenso steht es mit Ronald.
Aber warum rennt Alan nicht weg? Warum nur will er mich beschützen?
„Nein!“, brülle ich. „Nein! Ich muss dich beschützen, hörst du? Das ist meine Aufgabe, Alan!“ Durch meinen Aufschrei fliegen erschreckt ein paar Krähen aus den Zweigen eines nahe stehenden Baumes auf.
Auch William schreckt zusammen. Das nutzt Alan schamlos aus; in dem Moment, wo William sich kurz zu mir wendet und seine Aufmerksamkeit nicht mehr auf dem Gegner liegt, greift Alan mit seiner Death Scythe an. Er erwischt William an der Hand, mit welcher er seine Waffe hält und hinterlässt einen roten Schnitt, der augenblicklich zu bluten beginnt. Eher vor Überraschung als vor Schmerz schreit William auf. Er lässt die Heckenschere fallen, während Grell jetzt Ronald außer Acht lässt und besorgt zu William eilt. Ronald hingegen steht da wie bestellt und nicht abgeholt, bloß stummer Beobachter der Szene.
Während sich alle um William scharen, läuft Alan zu mir. Am liebsten würde ich fortrennen, aber meine Schulter pocht aggressiv und mir wird jedes Mal schwindelig, wenn ich versuche mich aufzurichten. Deswegen kann
ich nichts dagegen tun, als der Shinigami sich direkt vor mir ins Gras kniet. Vorsichtig greift er nach meiner Hand und drückt sie.
Ich traue mich nicht, den Blick zu heben und ihm ins Gesicht zu sehen. Doch als er erneut meine Hand drückt und eindringlich meinen Namen sagt, ist es um meine Gegenwehr geschehen. Ich blicke ihn an.
Seine Augen sind besorgt, aber was mir viel mehr Angst macht, ist das hektische Klopfen meines Herzens und mein steigender Puls, der mich jeden Augenblick verraten könnte. Aber die Kraft, ihm meine Hand zu entreißen, besitze ich auch nicht in diesem Moment. Also lasse ich diese doch so gefährliche Nähe zu meinem Freund zu.
„Du bist verletzt“, sagt er leise. Ich unterbreche ihn sofort.
„Es ist nichts lebensgefährliches.“ Hoffe ich zumindest.„Mach dir bitte keine Sorgen um mich, Kleiner.“
Als ich meinen Spitznamen für ihn verwende, versteift er sich kurz und sieht auf den Boden. Aber er fängt sich bald wieder. Diesmal klingt seine Stimme deutlich eindringlicher.
„Du musst weglaufen, Eric! Ich kann die anderen vielleicht noch einen Augenblick länger beschäftigen, aber du musst von hier verschwinden!“ Alan rüttelt leicht an meiner Schulter, was mich vor Schmerz aufstöhnen lässt. Obwohl ich doch verzweifelt versuche, es zu unterdrücken. „Und zwar jetzt! Eric!“
Ich weiß, ich muss auf ihn hören. Ich muss von hier weg, denn in diesem Zustand bin ich eine zu leichte Beute für die Shinigamis. Das, was Alan da sagt, ist das einzig Vernünftige.
Aber ich kann nicht.
Ich kann Alan nicht alleine lassen – zumal ich nicht weiß, wann ich ihn wiedersehen werde.
Ob ich ihn überhaupt jemals wiedersehen werde oder die Krankheit ihn mir vorher nimmt.
„Alan, nein... ich kann dich nicht allein lassen!“
„Doch, du kannst! Und du wirst!“ Wieder drückt er meine Hand, so wie in meiner kürzlich aufgetauchten Erinnerung. „Ich kann auf mich selbst aufpassen, weißt du dass denn nicht? Außerdem will ich nicht, dass du
stirbst! Vor allem nicht so!“
Er schluckt, was ich ausnutzen will, um ihn erneut ins Wort zu fallen. Aber da ist noch jemand, den ich völlig vergessen hatte in all dem Trubel. Denn plötzlich ist das Mädchen hinter mir. Sie geht in die Knie, bis sie auf einer Höhe mit mir ist und legt sich behutsam meinen Arm um die Schultern. Mit der anderen, freien Hand greift sie mir unter die Achseln, wie, um mich zu stützen. Sie blickt zuerst mich, dann Alan an. Ihre Stimme
klingt wild entschlossen, als sie das Wort an ihn richtet.
„Ich helfe ihm, hier wegzukommen, okay? Ich weiß zwar nicht, was hier gespielt wird, aber... ich helfe euch.“
Alan blickt sie dankbar an. Und mir schwinden zunehmend die Kräfte, ich kann nicht länger protestieren. Ich nicke zögernd, um mein Einverständnis zu zeigen.
„Danke! Vielen Dank“, sagt Alan leise. Dann wendet er sich ein letztes Mal mir zu. Er öffnet den Mund, um mir etwas zu sagen, aber ich will keine nichtssagenden Worte für unsere vielleicht letzte Begegnung verschwenden. Stattdessen ziehe ich an seiner Hand, um ihm zu bedeuten, sich zu mir vorzubeugen. Zögernd leistet er meiner Aufforderung Folge.
Ich küsse ihn zärtlich auf die Stirn, verweile dort einen kostbaren Augenblick mit den Lippen an seiner kühlen Haut. Dann lasse ich ihn frei, sehe ihm ein letztes Mal tief in die Augen.
„Ich werde dich retten, Alan“, wispere ich. „Dass verspreche ich bei meinem Leben.“
Alan schluckt heftig, doch er erwidert nichts, noch zeigt er irgendeine Art von Reaktion. Stattdessen bedeutet er dem Mädchen, mich vorsichtig aufzurichten. Das tut sie, überaus vorsichtig; dennoch zieht der Schmerz hart und unnachgiebig durch meine Muskeln und lässt mich einen leisen Schmerzensschrei ausstoßen. Als sie Anstalten macht, mich sofort wieder abzusetzen, schüttle ich ärgerlich den Kopf.
„Alan hat Recht; wir müssen hier weg.“
Mir schwinden bereits die Sinne. Doch ich zwinge meinen Körper, noch einen kleinen Moment länger wach zu bleiben. Nur noch ein paar Minuten, bevor ich abdrifte.
Nur ein paar Minuten.
Alan wirft mir einen letzten Blick zu. Seine grünen Augen sehen in meine, erkennen, so bete ich, all dass, was ich ihm nicht ins Gesicht sagen kann. Der Grund, warum ich all dass hier tue.
Dann läuft er zurück zu William, Grell und Ronald. William steht bereits wieder, ein weißes Taschentuch um den Schnitt gewickelt. Es färbt sich blutig rot, doch er hat keinen Blick dafür. Stattdessen spüre ich seinen Blick, voller Zorn und Mitleid, auf mir ruhen. Ich erwidere ihn nicht. Stattdessen drehe ich mich mithilfe des Mädchens um und humple, so schnell es geht, davon.
Das Letzte, was ich hinter mir höre, sind erschrockene Schreie, ein lautes Poltern, wie als ob etwas Schweres zu Boden fällt und ein Name, der aus drei Kehlen wiederholt wird.
„Alan!“
Dann bin ich fortgespült von der Unendlichkeit der Ohnmacht.
(c) Song: Toradora! (Anime), Orange (ED 2; Englisch Lyrics von TyerRecords)
(c) Bild: deviantart.com, Little-Shad0w