Auf das Kommi wird noch eingegangen.
Inspiriert von dem Lied „All of me“ von John Legend
Gewidmet der Liebe, in Zeiten der Verzweiflung und Angst.
~
Wenn ich dich ansehe, bin ich verloren und wieder gefunden. Deine Augen, leuchtend in dieser Dunkelheit, erkennen mich trotz der Fehler in mir. Ich weiß nicht, was ich ohne dich tun würde.
Ich weiß, dass ich es herausfinden werde. So sehr ich mich auch dagegen wehre.
Du weinst, die Tränen fallen auf das Laken. Deine Fingerknöchel treten weiß hervor, so sehr umklammerst du meine Hände. Es schmerzt.
Aber ich lasse dich diesen Schmerz nicht spüren. Davor habe ich zu sehr Angst.
Dann werde ich ins Unendliche fallen.
~
What would I do without your smart mouth
Drawing me in and you kicking me out?
Got my head spinning, no kidding
I can’t pin you down
~
Ich höre deine Stimme. Sie sagt mir, dass ich nicht weinen muss und alles gut wird. Wir wissen beide, dass dies eine Lüge ist. Geschaffen aus Verzweiflung und der Liebe, die in uns wacht. Obwohl ich Lügen hasse, hasse ich nicht die, die aus deinem Mund kommen. Diesen Mund liebe ich. Ich liebe es, mit dem Finger über deine weichen Lippen zu streichen, deinen Atem auf der Haut zu spüren und zusehen, wie ein Schauder über dich fährt.
Manchmal, wenn du schläfst und ich noch wach bin, blicke ich dich stundenlang an. Ich kann nie genug von dir kriegen.
Du bist schön, weißt du?
Inmitten all meinem Schluchzen höre ich dich. „Alan...“, wisperst du, die sonst so stark klingende Stimme schwach von all dem Schmerz. Ich verabscheue mich selbst so sehr dafür, dir die Bürde meiner Schwäche aufzulasten. Ich wünsche mir oft, ich könnte sie von dir nehmen.
Du wünschst dir dasselbe.
„Alan. Bitte. Lass mich dich lieben.“
Ein letztes Mal. Das letzte Mal deine Liebe spüren.
Wird es mich zerstören, in tausend Splitter zersprengen und mich auf dem Boden verteilen? Werden andere eben diese Seelensplitter mit Füßen treten? Ungeachtet dessen, dass auch sie einmal ein Herz besaßen?
Obwohl ich weiterhin weine, muss ich dich ansehen. Und voller Sehnsucht erkenne ich, dass du dich zurückhältst, mich in deine Arme zu reißen. Weil du mir die Zeit geben willst, mich zurückzuziehen, wie ich es sonst tue.
Aber nicht heute.
Nicht in diesem Augenblick.
~
What's going on in that beautiful mind?
I'm on your magical mystery ride
And I'm so dizzy, don't know what hit me
But I'll be alright
~
Als deine Lippen meine berühren, kann ich das erleichtere Seufzen nicht unterdrücken. Ich hatte zu oft Angst um dich, dass ich kaum noch weiß, wie es ist, ohne sie zu sein. Dich ohne dieses Gefühl zu lieben erscheint mir unmöglich.
Angst gehört zur Liebe.
Schnell wird deine Unsicherheit und Zögern zu purer Leidenschaft. Du lässt dich fallen, ich tue es dir gleich. Bei dir bin ich sicher, du bist mein Hafen in der Heimat. Ein Licht inmitten des Krieges, welcher in mir tobt.
Ich kann nicht aufgeben, ich kann es nicht. Verlange nicht von mir, dich zurückzulassen in der Einsamkeit. Früher, als wir noch nicht wussten, was kommen würde, hast du mir gesagt, dass ich dich gehen lassen soll. Damals warst du nur mein Schüler, ich dein Lehrer. Dich zu lieben war ein Vergehen.
Aber seit wann fragt das Herz, was Richtig ist und was Falsch?
Ich liebe dich trotz allem. Möge das Wasser tosend über uns zusammenbrechen, uns verschlingen mit Gebrüll und uns den Atem nehmen – ich werde weiteratmen. Ich werde dich ewig lieben.
Deine Hände bahnen sich ihren Weg über meinen Körper, ohne jegliches Zittern. Die Scheu hast du seit Langem abgelegt, zusammen mit der Unschuld. Mir hast du alles zu Füßen gelegt. Und jetzt lege ich mein ganzes Selbst dir zu Füßen.
Du brichst ab in deinen Liebkosen, als ich mich entspanne und zurückfallen lasse in die Kissen. Verunsichert siehst du mich an, regelrecht entschuldigend, als hättest du einen Fehler mir gegenüber begangen. Ich lächle, während ich dir vorsichtig die Brille von der Nase nehme. Unbeachtet lasse ich sie auf den Nachttisch fallen.
„...Eric...“ Deine leise Stimme. Ich würde sie überall hören und werde sie auch dann noch hören, wenn sie doch schon verstummt sein sollte.
Ich gebe dir die Antwort.
Die Einzige, die jetzt zählt.
„Nimm alles von mir. Ich gebe es dir, Kleiner.“
Und als du es dir nimmst, ist es wie ein Anfang und ein Ende zugleich.
~
My head's underwater
But I'm breathing fine
You're crazy and I'm outta my mind
Cause all of me loves all of you
Love your curves and all your edges
All your perfect imperfections
Give your all to me, I'll give my all to you
You're my end and my beginning
Even when I lose, I'm winning
Cause I give you all of me
And you give me all of you, oh
~
„Ich gebe dir mein Alles, Eric.“
Jetzt liege ich neben dir, streiche dir übers Haar und möchte nur weinen. All die Einsamkeit, die mein Leben lang ein Teil von mir war, ist fort. Ohne dich hätte ich es nicht geschafft. Denn ich besitze keine Stärke. Ich bin eine Last, dass weiß ich. Ohne mich würdest du glücklicher, sicher sein.
Aber der Egoismus in mir lässt mich dich nicht von mir stoßen.
Dass ich weine, bemerke ich erst, als eine Träne auf deine geschlossenen Augen fällt. Du öffnest sie, blinzelst mich an. Dein zuvor so entspanntes Gesicht wird zu tiefem Mitleid. Wütend auf mich selbst schließe ich die Augen und drehe den Kopf weg.
Warum kann nicht ich dich beschützen?
Vorsichtig streicht deine Hand über mein Gesicht, federleicht ist diese Berührung. Als wäre ich zerbrechlich wie Glas.
„Sieh mich an, Alan.“
Ich schüttle den Kopf, komme nicht umhin, ein Schluchzen von mir zu geben.
Ein Seufzen deinerseits, welches mich in jedem anderen Moment hätte auflachen müssen. Es ist ein typisches genervtes Seufzen, wenn etwas wieder nicht so läuft, wie du es dir vorgestellt hast.
„Wie oft muss ich dir noch sagen, dass, wenn du weinst, ebenfalls wunderschön bist?“
„Ich bin nicht schön.“
Du gibst mir keine Antwort, weil du weißt, dass ich weiterhin auf meiner Meinung beharren werde. Und es ist besser so, Eric. Mit jeder Minute, die wir verbringen, wird es schlimmer, trauriger, beängstigender.
Ich will dich nicht verlieren.
Aber dieser Tag wird kommen.
Die Unsterblichkeit ist nicht für uns gemacht.
~
How many times do I have to tell you
Even when you're crying, you're beautiful too?
The world is beating you down
I'm around through every move
You're my downfall, you're my muse
My worst distraction, my rhythm and blues
Can't stop singing, this ringing in my head for you
~
Ich weiß, was in dir vorgeht und glaube nicht, dass ich dir nicht widersprechen werde. Du zerstörst nicht nur dich, mit diesen Worten. Mit jeder Silbe bricht etwas von mir ab und verschwindet in der Dunkelheit der Krankheit. Und auch du wirst, mit jedem Tag, mit jedem neuen Zweifel, ein Schatten von vielen. Bitte verlange nicht von mir, hilflos zu zusehen, wie du dich selbst umbringst. Ich tue alles für dich.
Aber ich werde nicht ein Teil deines Selbstmordes werden, Alan.
„Weißt du noch, wo ich dir sagte, dass ich Fehler hätte und Kanten und Ecken? Und dir war es gleichgültig.“
Du lächelst unter Tränen.
„Ich liebe dich eben. Ich liebe deine perfekte Unvollkommenheit.“
Angesichts dieser abstrakten Aussage muss ich auflachen. Aus deinem Mund klingen solche Sachen so authentisch und richtig. Obwohl jeder andere deine Aussage in Fetzen zerrissen hätte.
„Siehst du?“, erwidere ich leise. „Und ich liebe dich. Denn selbst wenn ich verliere, so gewinne ich doch. Weil ich dich habe lieben dürfen.“
Es ist die Wahrheit. Ich bereue keinen Atemzug, welchen ich mit dir geteilt habe. Vielleicht war die Zeit zu kurz in den Augen eines Shinigamis. Vielleicht wäre uns ohne die Krankheit mehr Zeit zugestanden gewesen.
Aber Liebe ist kein messbarer Wert.
Wie auch du kein Fehler bist.
~
My head's underwater
But I'm breathing fine
You're crazy and I'm outta my mind
Cause all of me loves all of you
Love your curves and all your edges
All your perfect imperfections
Give your all to me, I'll give my all to you
You're my end and my beginning
Even when I lose, I'm winning
Cause I give you all of me
And you give me all, all of you
~
Warum nur kann ich nicht aufhören, zu weinen? Und zeitgleich muss ich lächeln, weil du es wieder geschafft hast. All die Zweifel in mir hast du in Liebe verwandelt, all den Hass in Treue.
Wenn ich könnte, würde ich jetzt die Zeit anhalten, um ewig weiterzuleben in diesem Moment. Für immer in deinen Armen zu liegen, deiner Stimme zu lauschen und mit dir zu lachen. Auf ewig bei dir zu sein.
Dies ist mein einziger Wunsch.
Der Anfall, den ich bereits vorausgesehen habe, kommt schleichend. Er pulsiert in meinen Venen, nur, um dann hervorzubrechen in einem Zittern, welches nicht mehr aufzuhören scheint.
Ich bin erleichtert.
Das Warten hat ein Ende. Nur wünschte ich, es wäre nicht bei dir gewesen. Aber seit wann sind die Dornen denn gerecht? Doch ich kann und will sie nicht dafür hassen.
Wenn ich jetzt sterbe, will ich in Liebe vergehen und nicht in Hass.
~
Cards on the table
We're both showing hearts
Risking it all though it's hard
~
„Alan!“
Ich schreie deinen Namen, tausendfach durchbricht er dein Schweigen. Aber er stoppt es nicht. Zitternd liegst du in meinen Armen, dein Atem ein einziger Schmerz, welcher sich in deinem Gesicht spiegelt. Tränen fallen auf deine schmale Gestalt, ich wische sie nicht fort.
Meine Stärke zerbricht in just diesem Augenblick.
Was bleibt, ist pure Angst. Um dich, Alan.
Deine Augen sind geöffnet, blicken direkt in die meinen. Ohne ein Blinzeln erwiderst du, was ich dir sage, ohne jeden Ton aus unseren Mündern. Aber ich will es schreien, will dir in dieser Sekunde alles erklären, was ich mich nie auszusprechen getraut hatte. Und ich will dich anflehen, mich nicht zu verlassen, mich allein zurückzulassen in dieser Welt ohne jegliche Freude. Die Freude geht mit dir.
Du kannst jetzt nicht gehen, Alan.
Denn dann hat mein Name wieder seine eigentliche Bedeutung.
Erica bedeutet Einsamkeit.
Dein Atem wird rasselnd, während ich dich nur in meinen Armen halten kann. Stumm und weinend beobachte ich, wie sich ein Lächeln, sanft und zärtlich, auf deinen Lippen ausbreitet. Deine grünen Irden schließen sich im Zeitlupentempo.
Ich schreie noch lauter, schüttle dich. Ich schlage dir sogar mit der flachen Hand ins Gesicht, nur, damit du die Augen nicht schließt. Nicht immer weiter abdriftest von mir.
Deine Augen sind geschlossen. Der Atemzug ist ruhig, dann nichts mehr. Kein Laut, keine Regung, kein Blinzeln.
Du bist fort, ich weiß es.
Aber ich kann es nicht wahrhaben. Ich küsse deine Lippen, die noch tröstlich warm sind. Aber ich spüre, wie erstarrt dein Körper bereits ist und deine Brust hebt sich nicht länger. Auf deinem Gesicht liegt ein Ausdruck des Friedens, der Ruhe und des Glücks.
Weinend breche ich über dir zusammen.
Ich bin allein. Erneut.
~
Cause all of me loves all of you
Love your curves and all your edges
All your perfect imperfections
Give your all to me
I'll give my all to you
You're my end and my beginning
Even when I lose, I'm winning
Cause I give you all of me
You give me all, all of you, oh
I give you all, all of me, yeah,
And you give me all, all of you, oh
~
Bis zum Morgen verharre ich so, bewege mich nicht fort.
Ich hoffe bis zum Schluss, bis zum Licht des neuen Tages, dass ich mich nur getäuscht habe.
Dass du plötzlich den Kopf hebst, mich auslachst für meine Naivität und wir dann von William Einlauf bekommen, weil wir wegen diesen Kindereien zu spät zur Arbeit erscheinen.
Aber nichts von alledem geschieht.
Du bist eiskalt, und meine Körperwärme bleibt nicht an dir haften. Dein leben fällt, wie die Blätter im Herbst von den Bäumen fallen. Nichts bleibt zurück als deine Hülle, die buntgefärbten Blätter auf dem Boden.
Bis der erste Schnee des Winters sie zudeckt.
(c) Song: All of me (John Legend)