Spätestens, sobald ihr als Autor den Bereich der „Friede, Freude, Eierkuchen“-Geschichten verlasst, werdet ihr schnell an eine Stelle kommen, an der es Auseinandersetzungen zwischen euren Charakteren geben wird, die dann auch durchaus gewalttätig enden können. Bei Genres wie Fantasy oder Science Fiction stehen Kampf- oder sogar Kriegshandlungen ja meist auf der Tagesordnung, doch jeder, der bereits einmal einen Kampf geschrieben hat oder schreiben wollte, wird das kennen: Er ist anders als der Rest der Geschichte. Das Augenmerk liegt auf ganz anderen Schwerpunkten als es das bei anderen Szenen tut und doch ist ein Kampf etwas Spannendes und Interessantes.
Für alle unter euch, die gerne Kämpfe in ihre Geschichten einbauen, sich da aber noch nicht so sicher sind oder gerne mal ihren ersten Kampf schreiben wollen, sich aber bisher nicht getraut haben, fasse ich hier einmal die wichtigsten Kriterien zusammen, auf die man achten sollte.
Auch könnt ihr in diesem Topic, wenn ihr weitere Fragen zum Thema habt, diese stellen oder Kämpfe posten.
- Einbau eines Kampfes in die Rahmenhandlung
- Strukturierung eines Kampfes und der Sinn dieser
- Beschreibungen während eines Kampfes
- Zwei Arten:
- Pokemon-Kampf
- „Normaler“ Kampf
- Unterschiede zwischen verschiedenen Rahmensituationen
1. Einbau eins Kampfes in die Rahmenhandlung
Kämpfe fallen nicht vom Himmel und deshalb ist das Wichtigste an einem Kampf, dass ihr, noch bevor ihr euch einen Ablauf und einen Ausgang ausdenkt, überlegt, wie ihr den Kampf in eure Handlung einbauen könnt. Es gibt immer einen Grund, aus dem zwei oder mehr Personen in die Situation gelangen, dem / den jeweils anderen Schaden zufügen zu wollen. Damit solltet ihr dann auch beginnen: Ihr such einen möglichst verständlichen Grund, aus dem ein Kampf beginnt. Was das letztendlich ist, bleibt euch überlassen, doch bewährte Gründe sind Hass, verletzte Ehre, Angst, ein Ziel, in dessen Weg jemand steht, eine Herausforderung (die jedoch auch einen Grund haben sollte) und Schmerz. Aus all diesen Gründen gehen zumeist ernste Kämpfe hervor, bei denen mindestens eine Fraktion das Ziel hat, die andere vernichtend zu schlagen.
Ein weiterer Grund, der gewissermaßen eine Sonderform darstellt, wäre ein Kräftemessen, sprich ein Wettstreit nach oft ungeschriebenen Regeln. Mit solchem Kräftemessen hat man es beispielsweise bei Übungs-, Freundschafts-, aber auch Pokemon-Kämpfen zu tun. Bei letzteren steht es ja schließlich nicht im Vordergrund, dem Gegner Schaden zuzufügen, sondern die eigene Kraft, oder besser gesagt die Kraft der eigenen Pokemon, an der des Gegners zu messen, um dadurch den Sieger zu ermitteln. Besonders bei Pokemon-Kämpfen ist es dann auch durchaus üblich, dass sie keines sonderlichen Grundes, sondern nur einer Herausforderung oder dem Willen des Kräftemessens, bedürfen und somit vor dem Kampf nur eine dieser beiden Intentionen beschriebene werden sollt.
Beispiel: „Nun stand er also schon vor dem dritten Arenaleiter. Wenn er auch noch diesen besiegen würde, hätte er schon beinahe die Hälfte seines Weges zu Pokeliga geschafft. Mit einiger Anspannung bejahte er also nun Biancas Frage, ob er hier wäre, um sie herauszufordern. Als diese daraufhin nickte, begab er sich an seine Seite des Kampffeldes und überlegte, welches Pokemon er zuerst in den Kampf schicken sollte. Nach kurzem Hin und Her entschied er sich darauf, den Kampf mit seinem Hornliu zu beginnen und rief es aus seinem Pokeball. Sein Liebling zeigte ihm mit einem munteren Blick, dass er bereit war und so schickte er ihn mit einem 'Giftstachel!' los, den Kampf zu beginnen.
Bei allen anderen Kämpfen, die darauf abzielen, dem Gegner Schaden zuzufügen, sollte ihr dagegen ein wenig mit eurer Erzählung zum Kampf hinleiten, denn die wenigsten kämpferischen Handlungen entstehen von der einen auf die andere Sekunde. Erläutert zuvor die Umstände und den Grund, aus dem der entsprechende Charakter einen Kampf beginnt, stellt vielleicht einen Bezug zur Mentalität dieses Charakters her. Das schlimmste, das nämlich passieren kann, ist, dass der Kampf fehl am Platz wirkt, weil der Leser nicht weiß, warum jetzt eigentlich gekämpft wird. Geht ein wenig auf die Vorboten und eventuellen Vorbereitungen zum Kampf ein und startet dann mit dem ersten Vorstoß der Agressor-Fraktion, also der, die den Kampf beginnt.
Beispiel: Rahmensituation: Der 18-jährige Karl möchte seine Freundin besuchen und läuft durch die Straße, in der sie wohnt. „Wie schon so oft schlenderte Karl fröhlich durch die Maurergasse. Er war sich sicher, dass nun, wo er nach einer halben Stunde Weg die Wohnung seiner Freundin beinahe erreicht hatte, ihm nichts mehr die Laune verderben konnte, doch er hatte die Rechnung ohne seinen größten Alptraum gemacht. In der Seitenstraße, an der er gerade vorbei lief, wartete Kris auf ihn, der sich seit einiger Zeit einen Spaß daraus machte, ihn mit seiner Freundin aufzuziehen und ihm auch sonst das Leben schwer zu machen. Am liebsten wäre er einfach weiter gegangen, doch als er sah, dass Kris die Tasche seiner Freundin in der Hand hielt, ging er zielstrebig au ihn zu und fragte ihn schroff, „Wo hast du die denn her?“
Doch anstatt zu antworten, machte dieser sich nur über Karl lustig und meinte, dass er es doch einfacher hätte, wenn er 'dieses abgetakelte Frack' endlich vergessen würde. Bisher war Karl ruhig geblieben, doch in dem Moment, in dem Kris nun auch über seine Freundin herzog, überkam ihn all die Wut, die er sonst einfach heruntergeschluckt hatte und er machte mit geballten Fäusten einen Schritt auf Kris zu, obwohl dieser einen Kopf größer war als er selbst.“
2. Strukturierung eines Kampfes und der Sinn dieser
Sobald ihr den Kampf dann also am Laufen habt, gehen auch die Überlegungen, die ihr im Hintergrund anstellen solltet, richtig los, da ein Kampf, den man nicht vorher ein wenig geplant hat, meist ein wenig eintönig und fad wirkt. Deshalb solltet ihr euch schon vor dem eigentlichen Kampf überlegen, wie dieser denn ausgehen soll und ihn sich so entwickeln lassen, dass dieses Ende auch möglich ist. Wenn man einfach drauflos schreibt hat man nämlich schnell das Problem, dass man am Ende gar nicht da landet, wo man hin wollte oder plötzlich nicht mehr weiß, wie man weiterschreiben soll. Also solltet ihr zuvor euch den Beginn und das Ende eures Kampfes nehmen und dann den Kampf in drei Abschnitte gliedern. Alles, was ich jetzt anhand von zwei Kontrahenten erläutere, lässt sich ohne weiteres auf mehr übertragen.
Der erste Teil eines Kampfes besteht darin, dass beide Fraktionen eine Rolle zugeteilt bekommen, wobei es meistens entweder die Rolle eines Angreifers oder des Verteidigers sein wird. Die Rolle ist insofern wichtig, als dass ein Kämpfer, der den Kampf begonnen hat, deutlich aggressiver und offensiver vorgehen wird, da er es ja ist, der diesen Kampf wollte. Der Verteidiger dagegen wurde in einen Kampf hineingedrängt, indem er angegriffen wurde und wird nur versuchen, möglichst unbeschadet aus dem Kampf herauszukommen und deshalb eher einen defensiven Kampfstil an den tag legen.
Beispiel: „Bisher war Karl ruhig geblieben, doch in dem Moment, in dem Kris nun auch über seine Freundin herzog, überkam ihn all die Wut, die er sonst einfach heruntergeschluckt hatte und er machte mit geballten Fäusten einen Schritt auf Kris zu, obwohl dieser einen Kopf größer war als er selbst.
Leicht überrascht von dieser Reaktion trat Kris seinerseits einen Schritt zurück, ließ die Tasche fallen und hob verteidigend seine Arme vor das Gesicht. Doch dies brachte ihn nicht außer Reichweite, als Karls rechte Faust vorschnellte. Er was so sauer, dass er all seine Kraft in diesen Erstschlag legte und trieb Kris tiefer in die dunkle Seitengasse, als dieser den Schlag mit einem Arm blockte.“
Sobald dann nach den ersten kämpferischen Handlungen feststeht, wer welche Rolle einnimmt, beginnt der Hauptteil des Kampfes, in dem ihr die Charaktere wieder und wieder auf einander losgehen lasst, Konter auf Angriff und Angriff auf Konter folgen lasst. Diese Verkettung ist jetzt das wichtigste, da ein Kampf nicht aus einzelnen Aktionen, sondern aus Reaktionen besteht. Jeder Kämpfer reagiert mit seinen Angriffen, Blockaden und Kontern auf eine vorangegangen Aktion des Gegners und dieser wird wiederum auf diese reagieren. In diesem Hin und Her kann nun entweder ein Kämpfer durchgehend die Oberhand behalten, was jedoch nur Sinn macht, wenn er deutlich stärker ist oder stärker zu sein scheint, oder es wechselt sich ab. Das heißt nach einem erfolgreichen Angriff hat Kämpfer A vorübergehend die Oberhand und zwängt B in eine verteidigende Position, aus der B jedoch irgendwann nach einem geglückten Konter wieder ausbricht und nun seinerseits A in Schach hält. Dieses Wechsel müsst ihr euch nicht vorher überlegen, doch solltet ihr beim Schreiben darauf achten, ihn einzubauen. Ansonsten geht dieser zweite Teil, in dem einfach nur gekämpft wird, so lange, bis die Entscheidung naht.
Beispiel: (für einen sehr kurzen Kampf, das lässt sich sehr viel länger machen): „Ohne zu zögern folgte Karl ihm mit einem großen Schritt, während nun sein linker Arm wie ein Hammer auf Kris zuflog. Er würde es diesem Dreckskerl schon heimzahlen, schwor er sich vor Wut schnaubend.
Dieses Mal war sein Gegner jedoch vorbereitet und wich den Hieb durch schnelles Ducken aus, weshalb Karl von seinem Schwung weiter vorangetrieben, ins Stolpern kam. Er war noch dabei sich wieder zu fangen, als ihm Kris' Ellenbogenstoß in die Seite die Luft aus den Lungen trieb und eine Schmerzenswelle durch seinen Körper sendete.
Nach Luft ringend wich er zurück und sah den blanken Hass in Kris' Blick, als dieser ihm seitlich gegen die Knie trat.“
Die Entscheidung ist nämlich zentraler Punkt des dritten Teil. Irgendwann nähert sich schließlich jeder Kampf seinem Ende, wenn die Kämpfer ermüden, der Trainer kein Pokemon mehr hat, das noch kämpfen kann oder einer der Kontrahenten einen taktischen Vorteil errungen hat. Diese Endphase, die nach zwei Prinzipien ablaufen kann, ist dann jedoch wieder etwas, was ihr euch schon vor dem Schreiben überlegen solltet, da ihr den Kampf so schreiben müsst, dass das Ende und damit der Kampfausgang, den ihr für die weitere Geschichte erreichen wollt, möglich ist.
Eine der Möglichkeiten ist dann, dass sich aus der Überlegenheit, die einer der Kämpfer sich im Laufe des Kampfes erarbeitet hat, sein Sieg ergibt, indem entweder der Gegner aufgibt oder in einer finalen Aktion besiegt wird. Ob das nun der Todesstoß in Überlebenskämpfen, das K. O. in Pokemon- und anderen ernsteren Kämpfen oder nur der perfekte Treffer im Übungskampf ist, bleibt euch überlassen, doch wie ihr vielleicht schon daran gemerkt habt, dass ich zu jedem Ende eine Situation geschrieben habe, sollte euer Ende zu den Umständen des Kampfes passen. Ein Meuchelmörder wird einen Kampf wohl kaum als verloren akzeptieren, wenn er am Boden liegt und ein Schwert auf ihn gerichtet ist, während es nach einer Prügelei auf dem Schulhof unpassend wäre, wenn der Sieger dem Verlierer, der bereits am Boden liegt, noch einen weiteren Schlag versetzten würde.
Genauso solltet ihr darauf achten, dass es zur Situation passt, wenn ihr eine Wende als Ende wählt. Denn selbst wenn A in die Ecke gedrängt ist besteht ja noch immer die Möglichkeit, dass er B durch Glück oder einen Trumpf im Ärmel überrumpelt und so den Kampf doch noch in letzter Sekunde gewinnt. Wie genau der Sieg aussieht ist auch hier euch überlassen, solange es passt.
Ebenso möglich ist natürlich auch ein Unentschieden oder die Beendigung eines Kampfes durch Außenstehende, doch dies sind die seltensten Möglichkeiten, wie ein Kampf zu Ende geht.
Sobald dann der Ausgang des Kampfes feststeht, ist das manchmal der schwierigste Teil, da ihr nun drauf eingehen müsst, wie eure Charaktere entweder wieder zur Normalität übergehen oder die Nachfolgen des Kampfes aussehen. An dieser Stelle solltet ihr dann, wenn der Kampf an sich, zum Beispiel durch Wegstecken von Waffen, endgültig beendet ist, versuchen keine Lücke entstehen zu lassen, sondern sofort anzusetzen und weiterzuerzählen. Das heißt, dass ihr nach Möglichkeit keinen Absatz macht, sondern zuerst die Streit-Fraktion sich trennen lasst und mit der weiteren Handlung fortfahrt, da es sonst abgehackt wirkt. Ebenfalls solltet ihr bedenken, dass Kämpfe je nach Ausgang immer eine gewisse Atmosphäre und / oder Spuren am Charakter hinterlassen und wenn es nur Erschöpfung oder Gedankengänge sind.
Beispiel (einer Wende): „Mit schmerzverzerrtem Gesicht ging Karl zu Boden und versuchte seinen Sturz mit den Händen abzufangen. Es war ein scheuerndes Geräusch mit dem er auf Knien und Händen landete, woraufhin er sich seiner misslichen Lage bewusst war.
Von der Angst getrieben griff er nach der Latte, die keine zehn Zentimeter von seiner rechten Hand entfernt lag und langte blind in Kris' Richtung.
Er hatte sich nur ein wenig Raum verschaffen wollen und realisierte nicht sofort, was geschehen war, als Kris plötzlich zu schreien begann. So schnell er konnte stand er auf und sah seinen Widersacher einen seiner Finger umklammern, der in einem seltsamen Winkel zu den anderen stand.
Einen Moment schauten sich die beiden an, ohne ein Wort zu sagen, dann zischte Kris ihm entgegen „Das wird noch ein Nachspiel haben!“ und verschwand schnellen Schrittes die Straße entlang.
Karl begann unterdessen in Folge des noch immer in seinen Adern kreisenden Adrenalins zu zittern und lies die Latte geistesabwesend fallen, während er noch einen Moment die Ecke anstarrte, hinter der Kris verschwunden war. Er konnte es noch immer nicht glauben, dass er sich seinem Alptraum gestellt hatte. Sollte es ruhig ein Nachspiel haben, er hatte keine Furcht mehr davor.“
3. Beschreibungen während eines Kampfes
Abgesehen davon, wie man einen Kampf aufbaut, ist wohl die größte Frage, wie man ihn beschreibt. Denn was bringt ein schön durchdachter Kampf, wenn der Leser ihn dann doch nicht versteht, weil man das Falsche beschrieben hat? Im Grunde gibt es zwei Dinge, auf die ihr während eine Kampfes achten und die ihr ausführlicher beschreiben solltet.
In erster Linie sind das natürlich die Kampfhandlungen, da der gesamte Kampf sich ja aus ihnen zusammensetzt. Ihr solltet darauf achten, keinen Angriff, keine Blockade und keinen Gegenangriff unter den Tisch fallen zu lassen, sondern alles zu beschreiben. Wenn ihr nur die Aktionen eines Kämpfers beschreibt oder die des anderen nur im Nebensatz erwähnt, wird der Kampf lückenhaft und das wird Verwirrung beim Leser stiften, der den Kampf nicht mehr als Einheit sehen würde. Durch die Häufigkeit und die Länge der Beschreibungen der einzelnen Aktionen könnt ihr dann allerdings ausdrücken, wer gerade die Oberhand hat, da dieser wohl deutlich komplexere Angriffe und mehr dieser ausführen wird. Wie so oft ist es auch bei Kämpfen wichtig, dass ihr viele Adjektive verwendet, da die „scharfe Klinge“ und der „grimmige Vorstoß“ wirklich für Spannung sorgen. Dadurch, dass ihr bedrohliche Adjektive verwendet, wenn ihr von Waffen (hier besonders die Gefahr, die von diesen ausgeht betonend) oder Kampfhandlungen (die Verbissenheit, Wut, eben die Atmosphäre eines Kampfes betonend) sprecht, könnt ihr die Spannungskurve bis zum Finale deutlich in die Höhe ziehen.
Ebenfalls auf Adjektive und weitere Beschreibungen solltet ihr achten, wenn ihr von den Kämpfern sprecht, da man an ihnen schon während des Kampfes Spuren sehen wird. Beschreibt die Wirkung von Treffen, lasst sie beispielsweise „untern dem Treffer straucheln“ oder „einen stechenden Schmerz verspüren“. Weiterhin wirken sich die meisten Treffer auch im Laufe des Kampfes aus und dieser wirkt erst dann wie aus dem Leben genommen, wenn ein Kämpfer, der mehrere Treffer am Arm einstecken musste, mit diesem nun eingeschränkt ist. Das heißt, dass ihr euch überlegen solltet, wie sich ein einzelner Treffer später noch weiter auswirken könnte und versucht, das später dementsprechend umzusetzen. Doch nicht nur am Körperlichen der Kämpfer ändert sich etwas, das beschrieben werden sollte, auch in ihren Gedanken, wie sie ihre Situation wahrnehmen und auf sie reagierend handeln ändert sich. Ein Kämpfer beispielsweise, der bereits von einem längeren Kampf ermüdet, wird beginnen zu hoffen, dass dasselbe auch auf seinen Gegner zutrifft und er deshalb noch eine Chance hat. Gleichzeitig wird er keine brutalen Vorstöße mehr wagen, da solche immer viel Kraft verlangen und er sich die Kraft, die er noch übrig hat, wohl besser einteilen wird.
Ihr müsst also versuchen, euch in euren Charakter hineinzuversetzen, zu denken wie er und ihn damit realistisch und auf die Umstände regierend handeln lassen. Wenn er einfach nur einem sturen Prinzip folgen würde, wäre das nicht sonderlich realistisch.
4. Zwei Arten:
Es gibt so gesehen ebenso viele Arten von Kämpfen, wie es Gründe für Kämpfe und Kämpfer gibt, also Abertausende. Für eine grobe Orientierung habe ich allerdings einmal zwei Kategorien erstellt, in die sich jeder Kampf einordnen lässt. Vom Aufbau her sind fast alle Kämpfe gleich, weshalb die bei 2. genannte Gliederung für beide Gruppen gilt und ich quasi nur auf die Besonderheiten und die genau Ausarbeitung des eigentlichen Schlagabtausches aus dem zweiten Abschnitt der Gliederung eingehen werde.
4.1 Pokemon-Kampf
Der Pokemon-Kampf ist etwas komplett anderes als die anderen beiden Kategorieren, da in ihm nicht der Trainer, als der eigentliche Charakter, selbst kämpft, sondern seine Pokemon für sich kämpfen lässt. Folglich ist bei einem Pokemon-Kampf besonders das am Ende des 3. Gliederungspunktes genannte ein wenig differenziert zu betrachten, da man alles, auf das man bei einem Kampf achten muss, auf den Trainer und seine Pokemon verteilen muss. Der Trainer ist es, der sich während des Kampfes seine Gedanken macht, aber die Pokemon sind es, die im Kampf Treffer einstecken und dementsprechend schwächer werden.
Eure Beschreibungen müssen beides berücksichtigen. Bleibt nahe beim Trainer als eurem Hauptcharakter und geht besonders auch auf seine Gedanken und taktischen Überlegungen ein. Denkt aber daran, dass die Kampfhandlungen noch stärker im Mittelpunkt stehen. Die eingesetzten Pokemon sollten immer zumindest kurz beschrieben werden; außerdem haben auch Pokemon eine Grundeinstellung zum Kampf:
Sie können motiviert, freudig, ernst, gewaltbereit, ängstlich oder auch gelangweilt in den Kampf gehen, was man ihnen mitunter ansieht. Sobald der Kampf begonnen hat, wäre es der größte Fehler im typischen "Gameboy-Stil" zu schreiben, wo nur die Attacke genannt wird und dann kurz etwas passiert. Wenn ihr den Pokemon wirklich Leben einhauchen wollt, solltet ihr die Attacken nicht nur benennen, sondern kreativ umsetzen. Der Anime kann dabei eine Hilfe sein, aber gerade auch untypische Attackenbeschreibungen machen den Kampf viel interessanter. Damit ist die Arbeit aber noch nicht getan: Zieht in Betracht, dass nicht jede Attacke trifft, dass Pokemon auch ausweichen können oder mit einem Gegenangriff reagieren, der die Attacke des Gegners umlenken oder neutralisieren kann. War der Angriff dagegen ein Erfolg, ist es unerlässlich, den Gesundheitszustands des Pokemon neu zu bestimmen: Hat ihm die Attacke viel oder wenig ausgemacht? Ändert sich sein Kampfverhalten dadurch, wird es z.B. schwächer oder langsamer? Berücksichtigt außerdem, dass eine besonders starke Attacke auch den Anwender selbst viel Energie kostet und ihn damit schwächen kann.
Der Ablauf von Befehlen des Trainers und Ausführung des Pokemons ist zwar gleichbleibend, aber durch Variationen in der Art der Beschreibungen und Verwendung von indirekter Rede könnt ihr trotzdem verhindern, dass das Ganze monoton wirkt. Ihr müsst einfach nur von Zeit zu Zeit die Umstände ein wenig anders beschreiben, mal die Anweisung eines Trainers nur im Nebensatz erwähnen oder die indirekte Rede verwenden, um das Kampfgeschehen in den Vordergrund zu rücken, oder im Gegensatz dazu die Gedanken, Wahrnehmung und Handlungen des Trainers näher beschreiben, um den strategischen Teil des Kampfes betonen.
Im Großen und Ganzen solltet ihr bei einem Pokemon-Kampf aus den gegebenen Grundlagen einen möglichst freien und sich verändernden Kampf machen.
4.2 „Normaler“ Kampf
Ein normaler Kampf dagegen ist nicht an solche Grundsätze gebunden, was ihn gleichzeitig leichter und schwerer macht. Zum einen dürfte er für die von euch, die schon ein grobes Bild von einem Kampf vor Augen haben, leichter sein, da ihr freier schreiben könnt, doch gleichzeitig muss man sich wirklich alles selber überlegen, vom Ablauf über die einzelnen Angriffe bis hin zum Einbezug der Umgebung. Hier wird es sehr wichtig, sich vor dem Schreiben ein paar Gedanken über die beim zweiten Gliederungspunkt genannte Strukturierung zu machen. Ebenfalls wichtig zu beachten ist die Motivation, mit der die Kämpfenden in den Kampf hineingehen. Ist es ein ernster Kampf, bei dem die Kontrahenten sich gegenseitig umbringen wollen oder nur ein Plänkelei, bei der der eine dem anderen einen Streich heimzahlen will? Danach richtet sich dann nämlich der gesamte Kampf aus.
Sofort liegt nahe, dass, insofern sich die Kämpfenden nicht gegenseitig töten, die Angriffe deutlich harmloser ausfallen werden. Das Ziel der Angriffe wird in den meisten Fällen sein, dem Gegner soweit Schaden zuzufügen, dass dieser wiederum kampfunfähig ist oder aber aufgibt. Wenn ihr also nun einen solchen Kampf schreibt, solltet ihr darauf achten, aus welchem Grund der Kampf überhaupt zustande gekommen ist, da das dann die genaue Intensität des Kampfes bestimmt. Wurde jemand zu Boden geschubst, dürfte er sauer sein und wenn er dann auf den Schubser losgeht versuchen, diesem weh zu tun. „Ihm weh tun“ ist allerdings etwas ganz anderes als das „unschädlich machen“, das jemand, der überfallen wird, versuchen wird. Der Geschubste wird ziellos auf seinen Gegner einschlagen und den Kampf auch schnell wieder beenden, doch der Überfallene wird nicht eher ruhen, bis er wieder in Sicherheit ist und deutlich aggressiver gegen denjenigen vorgehen, der ihn überfällt. Je nach Motivation ändert sich also der Ernst eines Kampfes und seine Dauer.
Ähnlich ist es dann auch, wenn die Gegner den Tot des jeweils anderen wollen, denn auch hier bestimmen die Umstände den Ablauf des Kampfes. Treffen zwei Todfeinde aufeinander, werden sie rücksichtslos kämpfen, ist ein Kämpfer gereizt oder hat Angst werden seine Angriffe häufiger, aber auch unpräziser werden, während ein Kampf zwischen zwei Söldnern mit kühl berechnender Härte ablaufen wird. Das heißt, dass ihr auch hier sowohl die Umstände, als auch eure Charaktere zusammen einschätzen müsst, damit ihr sie angemessen handeln lassen könnt.
Zum angemessenen Handeln gehört dann auch, dass ihr euch ein wenig über die Art, wie eure Charaktere kämpfen, informieren solltet und falls ihr Waffen verwendet auch ein wenig über ihre Funktionsweise und Anwendung herausfinden solltet. Es ist nämlich unlogisch, wenn ihr beispielsweise euren Charakter mit einem Karabiner, also einem Gewehr, kämpfen lasst, dieser damit dann aber einhändig schießt, oder immer weiter Kugel um Kugel verschießt, während in einem Karabiner meist nur fünf bis sieben Patronen sind. Auch Schwert ist nicht gleich Schwert und jede Waffe hat seine eigene Art, wie sie verwendet wird. Mit einer kleinen Recherche zu dem Thema sorgt ihr dafür, dass euer Kampf deutlich realistischer wird.
Bei der Art wie ihr schreibt solltet ihr dann darauf achten, den Fokus voll und ganz auf den Kampf zu legen und alles andere nur am Rande zu erwähnen. Es geht nicht mehr um die Schönheit der Umgebung oder andere andere, für den Kampf irrelevanten Dinge, sondern nur noch um den Kämpfer und seinen Gegner. Ihr könnt dabei auch die Spannung noch nach oben ziehen, indem ihr die Szene in einem gewissen Rahmen dramatisiert, etwas ausführlicher die Gefährlichkeit des Gegner und / oder seiner Waffen beschreibt und das Erzähltempo leicht erhört. Wenn ihr ebenso eure Wahl der Adjektive anpasst, dann erreicht ihr noch eine weitere Steigerung der Spannung, da ein „plötzliches Hervorschnellen der Hand“, ein „ruckartiger Hieb“ oder ein „zornentbrannter Vorstoß“ doch wesentlich mehr hermacht, als „ein Faustschlag“.
Ganz wichtig ist dann auch, dass ihr wirklich auf Treffer eingeht. Genaugenommen hat jeder Treffer dann sogar eine sofortige und eine längerfristige Wirkung. Die sofortige Wirkung ist das, woran man sofort denkt, ein Schmerz, damit verbundener Schock, ein Adrenalinschub und vielleicht eine Wunde. Zu diesen sich sofort zeigenden Wirkungen kommt dann allerdings immer noch die Langzeitwirkung. Jeder Treffer schwächt den Getroffenen und wird ihm Nachteile im weiteren Kampf bringen. Ist ein Kämpfer an der Schulter verletzt worden, wird er den Arm, der an dieser Schulter hängt, nicht mehr voll einsetzen können, hat er einen Tritt in die Magengrube abbekommen, wird er sich nicht mehr aufrecht halten können und nach einem Schlag gegen die Schläfe wird sein Gleichgewicht gestört sein. Diese Nachwirkungen sind sehr wichtig, da sie dem Kampf seine Richtung geben.
5. Unterschiede zwischen verschiedenen Rahmensituationen
Bereits bei den „Normalen“ Kämpfen habe ich es erwähnt, da sie in besonderer Weise darauf aufbauen, doch nun noch mal etwas Allgemeines dazu, wie man einen Kampf für eine Rahmensituation passend macht.
Im Grunde ist bei allen Kämpfen das Wichtigste, dass ein Kämpfer der Situation, die ja durch den Grund des Kampfes gestellt wird, angemessen handeln und dabei jedoch noch immer er selbst ist. Eine Situation mag seine Entscheidungen und Gedankengänge beeinflussen, doch sollte es nicht so sein, dass sich euer Charakter plötzlich vollkommen anders verhält, als er es sonst tut. Solange ihr darauf achtet, habt ihr dann freie Hand, was das Anpassen an die Situation angeht. Wurde der Kampf beispielsweise provoziert oder durch etwas ausgelöst, dass einen der Charaktere deutlich gereizt hat, dürfte dieser deutlich offensiver vorgehen, als wenn er nur in den Kampf hineingezogen wurde. Auch wird er anders kämpfen, wenn es etwas gibt, dass er verteidigenden möchte oder nach Rache lechzt.
Auch die Umgebung hat eine Auswirkung auf den Kampf, da sie sowohl die Kampfdistanz bestimmt, die dann wieder denn Kampfstil beeinflusst, als auch Möglichkeiten zur Einbindung in bestimmte Manöver bietet.
Es gibt nichts, an dem man todsicher festmachen kann, wie ein Kampf verlaufen muss und wie sich die Charaktere sich verhalten sollten, da es immer auf das Zusammenspiel zwischen Situation und Charakter ankommt. Als Faustregel kann man jedoch nehmen, dass meistens das, was am besten zum Charakter passt, das ist, das sich am leichtesten schreiben lässt.
Falls noch Fragen vorhanden sein sollten, oder Beispiele bewertet werden sollen, könnt ihr das in diesem Topic posten.