Hallo, Fatum.
Mein letzter Besuch ist schon sehr lange her und ich möchte mein Defizit deiner Gedichte nun nachholen. Besonders hilfreich wird der Kommentar nicht, da ich leider viel zu wenig Ahnung von Poesie habe, um da irgendetwas zu erzählen, was du nicht selbst weißt. Aber vielleicht freust du dich dennoch ein wenig, wer weiß.
Schutzengel
Der Anfang des Gedichtes lädt dazu ein, zu träumen, er ist sehr romantisch (ein besseres Wort fällt mir an dieser Stelle nicht ein, ich hoffe du weißt, was ich sagen will...) und wirkt zärtlich. Ein „reines“ Wesen, da denke ich generell an Schutzengel, ist also sehr treffend gewählt. Besonders hat mir auch gefallen „... und länger“, da das ausdrückt, dass der Schutzengel seit der Geburt des Erzählers dort war, um über ihn zu wachen; auch, bevor dieser überhaupt darüber nachdenken konnte, ob es vielleicht so ist. Im nächsten Absatz wird aus der Gestalt dann ein Schwertkrieger; es ist also immer noch der Engel, aber jetzt gibst du ihm Tiefe, eine kriegerische Seele und Macht. Musste für einen kurzen Moment an einen Racheengel denken. Die Vorstellung im dritten Absatz, dass der Engel die Schwingen ausbreitet und als Schild verwendet, um seinen Schützling hinfort zu tragen, hat mir sehr gefallen (wie überraschend, was? ^^)... Ich mag einfach den Gedanken, dass es jemanden gibt, der einen Menschen beschützt. Auch wenn sich dann die Frage stellt, ob jeder einen Schutzengel hat und wenn ja, wieso gibt es dann trotzdem Todesfälle? Natürliche Tode könnte ich ja noch verstehen – da könnte der Engel bis zum letzten Atemzug am Sterbebett sitzen, auch wenn es morbide klingt -, aber wieso werden dann so viele Menschen auf grausame Weise ermordet, oder verhungern langsam, und so weiter? Ist keine Kritik an dein Gedicht, mehr eine generelle Frage zum Thema, die wohl sowieso niemand beantworten kann. Der letzte Absatz klingt für mich nach einem Krieger (oder Soldat), der seinen Glauben verloren hat und damit auch den Schutzengel (jedenfalls verbinde ich Christentum mit Schutzengeln und denke, dass wohl nur Christen einen solchen haben) und jetzt auf sich alleine gestellt ist. Auch, wenn er davon überzeugt ist, seinen Krieg zu gewinnen, oder wenigstens: alleine führen zu können, vermisst er den Engel und sehnt sich danach, wieder wie früher von ihm geführt zu werden, wohlwissend, dass er beschützt wird. Zuletzt dann der Abschied von seinem Beschützer... Hach. Schutzengel gefällt mir ziemlich gut, es fängt sehr ruhig an und wird gegen Ende melancholisch. Genau meine Art Gedicht.
Wenn Blicke töten könnten
Interessant, dass du diesmal ohne Reime arbeitest, das ist ab und zu auch entspannend. Die erste Frage ist gleich eine gute, aber wenn Blicke wirklich töteten, säßen wir hier alle nicht mehr, glaube ich. Jeder hatte schon einmal einen Moment, wo er jemanden verflucht hat, oder von jemandem verflucht wurde und wenn man dann den Blick auffängt, war es das. Gut, dass es also nicht geht, ist gesünder für die Menschheit (würde aber das Problem der Überbevölkerung effektiv lösen). Ich denke aber schon, dass es dann noch Worte braucht, denn nicht jeder will mit seinem Blick töten, es gibt ja auch genug Menschen, die man so mag, wie sie sind; diese sollen dann ja auch leben. Die dritte Frage ist interessant, darüber hatte ich mir noch gar keine Gedanken gemacht... Aber kann man denn tötende Blicke töten? Ich denke, dass Blicke etwas nicht greifbares sind und im Zweifelsfall müsste man die Augen des Blickenden ausstechen, aber... Naja, vielleicht denke ich lieber nicht näher darüber nach. Den vierten Abschnitt habe ich noch nicht so ganz verstanden, befürchte ich... Wenn jemand blind ist, können dann auch seine Blicke nicht töten; aber wieso ein lachendes und ein weinendes? Vielleicht hängt das ja vom Blinden ab; einer freut sich, dass er nicht töten kann, der andere ist traurig... Dann hätte ich eher gedacht, entweder zwei lachende oder zwei weinende, aber ich denke da schon wieder viel zu kompliziert, glaube ich. Leben erschaffende Blicke, mh... Interessanter Gedanke, werde ich, wenn du erlaubst und es passt, irgendwann in meine Geschichte einbauen. Aber wie gesagt, nur wenn es dir nichts ausmacht. Wäre jedenfalls toll, heilende Blicke. Tränen können ja auch heilen, also vielleicht können dann die Blicke, die ja aus dem selben „Gefäß“ kommen wie die Tränen, Leben erschaffen? Blicke erschaffen Leben, Tränen heilen, andere Blicke töten... Ein Kreislauf. Das mit dem „Auge des Sturms“ gefällt mir, ich mag Wirbelstürme (solange sie weit genug weg sind...). Stimmt ja auch, du hast immer so kluge Überlegungen. Das mit den Libellen hat mich zum Lächeln gebracht und einen Moment verwirrt, aber ich denke, du meinst damit, da sie so schnell und flitzig sind, töten ihre Blicke schneller als alle anderen? Und noch dazu sieht man sie ja kaum wenn sie umherfliegen. Ach, ich mag Libellen. Wer die Blickbrille erfindet, tja... Wieso nicht du? Sobald Blicke wirklich töten können, solltest du dich an die Arbeit machen und bald ein Patent anmelden. Der Schluss ist Tatsache, irgendwann würde auch der letzte Pseudoheilige anfangen, damit zu töten und diese Waffe einzusetzen, unter Garantie.
Nachtschwärmerei
Ach, da ist es, mein absolutes Lieblingsgedicht! Von dir und generell. Ich wünschte, wir würden in der Schule Fatum lesen, das wäre viel interessanter als das Zeug, was wir bisher hatten (wobei ich sagen muss, dass ich Lessing nicht so schlimm finde, aber es gäbe besseres...). Am besten wirst du unser Deutschlehrer, mein jetziger ist ein Dilettant der nicht versteht, dass er einer ist. Seufz. Danke übrigens für die Widmung. ^^ Meine Meinung zu dem Gedicht hatte ich dir schon per ICQ mitgeteilt, aber das ist lange her und so tue ich es nochmals... Der Anfang erinnert mich an Subway to Sally, speziell „Seemannslied“. Es hat auch direkt diese Melancholie, die für einige deiner Werke charakteristisch zu sein scheint. Nicht, dass mir das missfällt, im Gegenteil. Traurig mit dem Licht, was wohl doch nur ein Trugbild ist... Ein Irrlicht, sozusagen? Der Erzähler scheint sich im Stillen aber darüber zu amüsieren, er bringt der Tatsache, dass er der Dunkelheit eben doch nicht entfliehen kann, mit Galgenhumor gegenüber zu stehen... „Ewiglich“ im nächsten Absatz ist wieder sowas, was mich an meine Lieblingsband Nummer eins erinnert. <3 Wie bei „Tanz auf dem Vulkan“, dort verwenden sie es und es scheint generell eine Eigenart von Bodenski zu sein, „ewiglich“ und „inniglich“ zu verwenden. Aber ich schweife ab. Der Inhalt deines kleinen Kunstwerkes widerspricht ein wenig dem Titel, finde ich. Der Erzähler ist ja nicht direkt ein Kind der Nacht, eher jemand, der ihr entfliehen will, es aber nicht kann. Er freut sich andererseits aber auch über die Gelegenheit, nach einer Lichtquelle zu suchen, also hat er die Nacht im Grunde wohl doch gern. So dann auch „der Weg ist das Ziel“, er empfindet es als richtig, Licht zu suchen... Schöner Schlusssatz! Immer wieder schön, Nachtschwärmerei zu lesen, ich tue es sicher noch öfter. Wenn ich je dazu komme, mein Profil umzubauen, verlinke ich es dort. Du brauchst definitiv mehr Publicity, denn verdient hast du sie.
Zerfall
Oh, als Sonett geplant gewesen? Schade, dass du es nicht umgesetzt hast, aber auch so ist es ja toll geworden. Außerdem passt „so nett“ ja sowieso nicht zu dir, grins. Das Textschema ist hier wirklich etwas neues, jedenfalls etwas, was man selten sieht heutzutage. Durch die (anfangs zufällig wirkende) Aneinanderreihung von Worten wirkt man erst einmal von Text fast erschlagen, aber nach und nach offenbart sich dann der tiefere Sinn, der bei dir ja bisher nie gefehlt hat. Erschreckend, wie wenig mir jetzt zu sagen einfällt... Ich schätze, ich muss Zerfall noch ein paar Mal lesen, um vollständig zu verstehen, worum es geht. Das ist gut, Sachen, über die man nachdenken muss, sind mir sowieso die liebsten.
Novembersnacht (von Schatten und Licht)
Interessante Entstehungsgeschichte, war erschrocken als ich sah, wie lang sie ist, aber hat sich doch gelohnt, sie zu lesen. Wesentlich länger als das Gedicht selbst auf jeden Fall, aber macht ja nichts. Oh, wie hübsch! Ein kleiner Gruß an deine Leser, nett verpackt, mit Schleife. Gefällt mir sehr gut, und ich denke mal, ich habe es sogar verstanden (ich bin so stolz). Ich denke wer glaubt, dass du furchtbar diabolisch bist und was weiß ich, sollte einmal deine Gedichte lesen, und er ist vom Gegenteil überzeugt. Dass sie vom Herzen kommen, das merkt man definitiv. Schön.
Calamitas
Wow. Das zu lesen wird jetzt verdammt lange dauern, da man bei dir nicht „einfach so“ lesen kann, sondern auch noch darüber nachdenken muss (sollte). Aber da ich ja kein Poesiekritiker bin, kann ich es zumindest darauf beschränken, meine Eindrücke zu vermitteln... Umarmung des Todes gefällt mir, es wirkt irgendwie inspirierend auf mich, wie die Dunkelheit naht und dem Mädchen Angst einjagt... Wenn ich das nächste Mal ein Kreatief habe, weiß ich ja, wo ich die Lösung finde – hier. Der zweite Teil ist gemein, verschwundene Schwestern stelle ich mir immer so schlimm vor, auch wenn mir das jedenfalls dieses Leben nicht mehr passiert. Gute, plastische Beschreibung, habe es mir schön bildlich vorstellen können. Wer weiß, ob sie das Mädchen noch findet. Der dritte Teil ist auch toll, wie sie durch den Wald jagt (der arme Fuchs!) und die Frage zum Schluss. Ist das mit dem „unsichtbaren“ Boden Absicht? Transparent wird er wohl kaum ein also denke ich, du meinst „nicht sichtbar“, aber das soll schon so sein. Auf geht es zur Hoffnung. Kein Wunder, dass sie so erschöpft ist nach dieser Odyssee. Oh wie schön, im nächsten Absatz kommen Raben vor. Die habe ich wirklich gern, beobachte sie immer, wenn ich welche sehe. An unserer Schule sind oft ziemlich viele, das ist toll. Wow, Gänsehaut pur. Grausam von den Vögeln, aber das Mädchen hat es überlebt, gut. Das Ende ist ja furchtbar, sie essen ihren eigenen Freund?! Wah. Das hat mich jetzt wirklich schockiert, ich lese weiter in der Hoffnung, mich abzulenken. Der Anhänger gefällt mir, ist das in der Mitte ein Obsidian, oder vielleicht ein Onyx? Ich finde es hübsch, dass die beiden Schwestern zwei ähnliche (und doch so verschiedene) Schmuckstücke tragen. *.* Das ist eine niedliche Idee. Wie sie wohl ausgemacht haben, wer welches bekommt, oder war das von Anfang an klar, weil der Charakter jeweils zu Schwarz und Weiß gepasst hat? Oh nein, ewige Leere in den Augen? Das ist definitiv kein gutes Zeichen. Hatte ja schon etwas derartiges befürchtet, aber schlimm ist es dennoch... Stellt sich mir nur die Frage, wieso die Schwester denn überhaupt verschwunden war, ob sie von der Dunkelheit entführt wurde und wieso diese sie umbringen wollte... „Es ist vorbei“... hach, ich finde ständig Textzeilen aus Songs von Subway to Sally, ich bin extrem süchtig nach dieser Band. Ach genau, aus „Element des Verbrechens“ ist die Zeile; aber mir ist schon klar, dass das Zufall ist, ist ja schließlich nicht gerade ein exotischer Satz. Tolles Ende, jetzt bin ich umso gespannter auf die Fortsetzung!
Im Strudel der Schuld
Ich nähere mich dem Ende meiner Leseorgie, schade. Aber es lohnt sich doch, ein paar Gedichte abzuwarten, wenigstens ist es so nicht zu wenig Text geworden. Dieses Gedicht hatte ich gestern schon gelesen und mochte es sehr, aber ich lese es nochmals genauer. Oh, aus der Perspektive des Kapitäns, toll. „Was uns nicht umbringt, macht uns härter“ hast du auch hinein gebracht, wenn auch in abgewandelter Form, umso besser. Ziemlich krasses Ende, die Ausrufezeichen sind da wirklich angebracht. Dass die Mannschaft sich traut, Meuterei zu begehen... Böse. Diese Schnörkel (oder was auch immer ^^) sehen irgendwie aus wie kleine Anker oder irgendwas Maritimes zumindest, gefällt mir. Der Szenenwechsel erinnert mich an den einen Fluch der Karibik Film, als sie Jack suchen (Zweite? Dritte?) und sich dann in dieser seltsamen Scheinwelt wiederfinden, weiß auch nicht wieso... Was genau dem Kapitän nun wohl passiert ist? Ich frage mich, wo er sich befindet. Vielleicht träumt er das alles nur (jetzt muss ich wiederum an „2000 Meilen unter dem Meer“ denken) oder das ist seine Art, tot zu sein...
So, das war es für heute von mir. Ich hoffe, dass der Kommentar dir etwas gebracht hat (na, zumindest deinem Ego als Poet ^.^) und freue mich schon, bald wieder von dir zu lesen, werter Herr Kollege!
Die Obsidiankatze.