Cosi
Ich schau selten in die Blogs, das lese ich mir gerne durch. Danke für den Hinweis. 
Natürlich braucht es keine KI, um Unwahrheiten zu verbreiten, was hier aber so ärgerlich ist, dass da noch nichtmal mehr jemand die Mühe macht selbst Schrott in die Kamera zu quatschen lol, sondern dies mit simplen Prompts geschieht und der Contentfarmer dahinter anonym bleiben kann.
Diese KI-Shorts waren aber der Grund weshalb ich endgültig von Tiktok runter bin, weil es da noch sehr viel schlimmer als auf Youtube ist.
Dahinter kann auch Content in einem viel höheren Tempo produziert und weiterverbreitet werden.
Wenn ich nun von einem Youtuber wie Geschichtsfenster ausgehe: er hat ein Reaktionsvideo auf eine Doku zur Seidenstraße gemacht, die laut ihm sogar ziemlich gut war. An manchen Stellen meinte er "von Zentralasien hab ich weniger Ahnung, ich werde aber eventuell ein eigenes Video über die Seidenstraße produzieren und einen Experten für Zentral- und Ostasien hinzuziehen."
Ordentliche Arbeit nimmt nunmal sehr viel Zeit und Mühe in Anspruch und benötigt manchmal mehr als einen Experten, den man hinzuzieht.
Natürlich ist das nun nicht jedermanns Sache Fachvideos von einer halber bis zwei Stunden anzusehen, dazu muss man halt ein großes Interesse mitbringen.
Es gibt allerdings auch Historiker, Mediziner und Naturwissenschaftler, die versuchen gewisse Themen in zehn bis fünfzehn Minuten, und dennoch mit inhaltlichem Wert, abzuhandeln. Da nimmt die Erstellung mit Sicherheit ebenfalls mehr Zeit in Anspruch, als ein paar KI-Prompts hinzurotzen.
Dabei sind die hunderten und tausenden Stunden (also der Großteil), die ein Kunstschaffender oder ein Experte in sein Fach gesteckt hat, um überhaupt dahinzukommen, wo er nun ist, gar nicht miteingerechnet.
Und ich denke hier verhält es sich ähnlich wie mit Medien und Kunst: der Konsument verliert jeden Anspruch. Das gilt vor allem für Kinder, die mit KI-Videos aufwachsen und keinen Anspruch mitbringen, weil sie ihn nie erlernt haben.
Die Artikel, die davon sprechen, dass Kinder bloß zu passiven Konsumenten erzogen werden (und als solcher konsumiert man auch brav immer mehr und mehr), liegen da gar nicht so daneben. Selbst wenn man mit einem KI-Prompt etwas "erschafft", ist man dabei nur passiv.
Währenddessen geht die Wertschätzung für menschliche Kreativität und für menschliche Expertise verloren... und überhaupt für jeglichen menschlichen Kontakt, wenn man an Dating-KIs denkt.
Gleichzeitig aber bin ich der Meinung, dass KI eine Unterstützung in vielen Bereichen sein kann, sofern sie sinnvoll angewendet wird.
Auch hier habe ich einmal ein ganz praktisches Beispiel: Ich arbeite bei H&M und wir haben sehr durchgetaktete Strukturen, Store Operations und co. Wir können auf die Viertelstunde genau ausrechnen, wann die Ware, die kommt, mit welchem Personaleinsatz komplett bearbeitet und im Store verkaufsbereit ist, welche Mengen liegen bleiben und welcher zusätzliche Einsatz nötig wäre, um Aufgaben nachzuholen. Das zu errechnen, dauert nur leider Ewigkeiten und hängt von mehreren Variablen ab (ich hab für die Planung davon täglich jedenfalls rund 20 Minuten einplanen müssen). Irgendwann habe ich ChatGPT mit allen Infos gepromptet, kann ihm jetzt alle variablen Daten sagen und habe innerhalb von 1 Minute alle Daten, die ich sonst in 20 Minuten errechnen musste.
Klar: Ich könnte wahrscheinlich jetzt auch eine Excel-Tabelle vorbereiten und hätte am Ende dasselbe Ergebnis. Doch ChatGPT macht mir das direkt als hübsche Tabelle fertig, ich muss nicht die Daten aus irgendwelchen Zellen wieder löschen, das Ganze überhaupt irgendwo speichern und kann das quasi ganz bequem am Handy machen.
Freilich: Nicht das schärfste Beispiel, um die Nützlichkeit von KI zu begründen, aber für mich ist das an der Stelle einfach noch mal eine ergänzende Erleichterung.
Sicher, ich denke kleine Abkürzungen kann man durch solche Hilfsmittel gerne mal nehmen.
Sonst finde ich es vor allem in der Forschung wichtig. Jedes Forschungs- und Raumfahrtzentrum soll Data Mining und Machine Learning benutzen, und dann gibt es noch andere Bereiche wie die Vermeidung von Unfällen an problematischen Kreuzungen, an denen ein sich abzeichnendes Muster des Fahrverhaltens erstellt wird.
Die wenigsten Art-AI-Gegner stellen sich halt hin und sagen: ich will nicht, dass Forschungs- und Raumfahrtzentren Möglichkeiten finden, um große Datenmengen effektiver auszuwerten.
Rant
Dafür wissen die meisten AI-Dudebros nichtmal, dass Begriffe wie Data Mining, Data Science, Machine Learning, Deep Learning existieren und sich von Artificial Intelligence unterscheiden bzw. wo Überschneidungen liegen.
Diese Leute haben sich nie mit den Grundstrukturen auseinandergesetzt, weil sie sich nicht genuinely für AI oder irgendeine andere moderne Technologie interessieren.
Das muss jetzt nicht in Depth geschehen, aber ich würde erwarten, dass Leute, die AI so toll finden, sich ein wenig damit auseinandersetzen. Und wenn sie rausfinden würden, dass keine tatsächliche AI existiert und ChatGPT keine AI ist, sondern glorifizierte If-Else-Statements (das ist ein Joke, bevor jemand ankommt "well, actually...").
Sie wollen sich bloß Leistungen erschleichen, die sich Kunstschaffende, Experten, Creators und co. hart erarbeitet haben und stellen dann so ablenkende Fragen in Bad Faith wie "Was ist überhaupt Kunst!!??"
Aber irgendwie muss man es ja erklären, wenn man sich entitled fühlt die Prompt-Version von Temu davon zu erschaffen, wofür Zeichner, Schriftsteller, Musiker, Physiker, Mediziner, Historiker und jeder andere hunderte und tausende Stunden hineingesteckt und echte Fähigkeiten aufgebaut hat.
Und ich hatte schon so typische Tech/AI-Bros getroffen... ich hab noch nie so interessenslose und uninteressante Personen kennengelernt. Eine funny Aussage war "Leute hassen Techbros, weil sie Nerds sind." Dabei sind sie die unnerdigsten Personen, die man treffen könnte. Bros in Tech sind Nerds, Techbros halt meist nicht lol
Aber sie sind excitable für alles worauf AI steht, ohne irgendetwas darüber zu wissen, weshalb man auf alles fliegt worauf AI steht. xD

/ Rant