Politikverdrossenheit kann ich nicht mehr hören, in den allermeisten Fällen sind selbst autoritäre Systeme ohne demokratische Prinzipien getragen von einer ignoranten oder opportunistischen Volksmasse mit viel Menschenverachtung, die eben genau das will/wollte was sie serviert bekommen, weshalb ich längst genauso viel volksverdrossen bin wie ich verdrossen bin von Menschen mit zumindest Ambitionen absolutistisch zu herrschen und ich Romantisierung von Volksherrschaft längst ad acta gelegt habe. Ansonsten stimme ich dem Beitrag bezüglich Schengen usw. bei.
Man kann natürlich nun ein "ich hasse jeden und jeder ist so schlecht" draus machen, in der Realität sieht's halt so aus, dass Menschen, die im Internet klagen, dass bitte alle anderen endlich was tun sollen, selbst nichts tun, und wenn es nur etwas Kleines und "Unbedeutendes" ist. Ist man dann nicht genauso opportunistisch? (Als neutraler Begriff verwendet)
Dazu sei gesagt, dass sich rund 40 % der Deutschen ehrenamtlich engagieren und Ähnliches mit ihrer Lebenszeit anfangen (Hauptberuflich im Sozial- und Gesundheitswesen, bestimmten Personen in ihrem Umfeld aushelfen etc...), also so extrem opportunistisch und menschenverachtend können nicht alle davon nicht sein.
Wenn wir von Wahlergebnissen ausgehen, möchten 20 % der Menschen die AfD bzw. kaum ein Drittel der Österreicher die FPÖ. Was an sich schon mal zu hoch ist, aber bestimmt nicht der größte Anteil der Bevölkerung.
Und was soll man überhaupt tun und was erwartest du vor allem von Menschen, die in Diktaturen leben, dass sie täten? Selbst wenn jemand gegen ein Regime aufbegehren möchte, erwartest du von jedem eine heldenhafte Selbstaufopferung und Strafen bishin zum Tod zu riskieren und vielleicht auch noch das Leben ihrer Familie...?
Ich wüsste hier auch nicht, dass ich oder irgendjemand, den ich kenne, reale politische Macht hätte und ich steige bestimmt nicht in die Politik ein oder Ähnliches. Ich bin nunmal auch zu Teilen opportunistisch und mir ist meine eigene Lebenszeit wichtig. Du gehst genauso deinem normalen Leben nach und profitierst wie jede andere Person hier zB. von der Ausbeutung günstiger Arbeitskräfte und Umwelt im globalen Süden, demnach bist du auch wie jeder andere opportunistisch. Das "darfst" du natürlich sein ... aber dann darf das jeder andere - bis zu einem gewissen Maß - ebenfalls.
Einen Teil meiner Ressourcen, sprich Geld (Unterstützung von Ärzte ohne Grenzen und Jane Goodall und manchmal Go Fund Me), Zeit (bin wieder auf der Suche nach einer ehrenamtlichen geringfügigen Stelle entweder bei einer Partei oder wieder bei Diakonie oder Caritas) und Materielles (Spende von Kleidung zB.) kann und möchte ich abtreten, aber ich mach es sicherlich nicht zu meinem Lebenswerk.
Dafür bewundere ich Menschen, die tatsächlich einen großen Teil ihres Lebens für Veränderungen einsetzen und nicht nur "Onlineaktivismus" betreiben wie man es häufig im Internet sieht. Das ist halt der geringste Zeit-, Energie- und Geldaufwand, den man für Selbstdarstellung aufbringen und am Abend sagen kann "wow, ich kämpfe für Gerechtigkeit, ich hab einen Post verfasst!" Jetzt nicht auf dich bezogen, das zipft mich allgemein an, dass manche ihren Hintern nur vor einem Bildschirm parken und mit Posts "Awareness" schaffen, aber es sollen bitte alle anderen etwas tatsächlich Produktives tun.
Und was soll "Romantisierung von Volksherrschaft ad acta gelegt" bedeuten? Ich glaube kaum jemand hält eine Demokratie für das Non-Plus-Ultra, jede andere Möglichkeit führt jedoch nur zu einer Diktatur.