Beiträge von Bastet

Wir sammeln alle Infos der Bonusepisode von Pokémon Karmesin und Purpur für euch!

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    Ich mochte Takeshi/Rocko nie. Der ewig gleiche Running-Gag, dieses eher einseitige Image. Ich konnte mich noch nie mit ihm anfreunden.
    Da ist mir Dento schon vom ersten Eindruck lieber. Okay, seine Augen sehen auf den ersten Blick merkwürdig aus, aber wenn man sich daran gewöhnt hat, erscheint er einem schon irgendwie nicht wirklich schlecht aussehend - zumindest mir ^^"
    Ich habe die neueste Folge ohne Untertitel gesehen, aber ich mag seine Art. So anders als Takeshi, viel lebendiger, aber trotzdem eher ruhig.


    Setsuka
    Ich glaube, Tamaki und er haben den gleichen Seiyuu. :love:
    Ich weiß leider nur nicht, wo ich das aufgeschnappt habe...


    Harley...wie ich ihn verabscheue...
    Okay, das war mal das persönliche Statement zum Charakter. *g*
    Er ist zwar eine Vorzeigetunte, aber in keiner Zeile wurde erwähnt, dass er auch wirklich schwul ist. Ich meine, er ist dafür perfekt, wenn man einem Kind erklären möchte, was eine Tunte sei. Harley ist das beste Beispiel dafür. Und dennoch: in keinem Wort wurde gesagt, dass er homosexuell ist.
    Wenn dem so sei, würde ich ihn noch mehr hassen. Ganz ehrlich. Das offiziell noch dazuzusagen, wäre bei ihm "das Tüpfelchen auf dem i"


    PS: Lest bitte den Spoiler, bevor mir Intoleranz oder Ähnliches vorgeworfen wird. ^_~

    Huhu liebe Leser. ^^


    [tabmenu]
    [tab=shiny_Flamara]
    Ich bin froh, wenn man eine Eigenschaft (in dem Fall intelligent) nicht nur im Steckbrief anschreibt, sondern der Charakter wirklich auch so rüberkommt.
    Híme habe ich eigentlich als "Stereotyp" einer Katze angesetzt, aber ich freue mich, wenn genau dieser gut ankommt!
    ..und sicherlich ist er stolz auf sich. ^^


    [tab=Yellow1992]
    Da hat ihn der Ehrgeiz gepackt. Ich stelle mir ihn als den Typ Menschen vor, der sich denkt: "entweder alles oder nichts!" Für ihn gab schließlich es bis jetzt immer nur entweder alles oder nichts.
    Wäre vielleicht auch etwas realistischer gewesen, wenn er verliert, was? Aber dann dachte ich mir: Hey, den ersten Kampf verlieren ist auch nicht gerade so tolle - auch wohl nicht für die Leser. Daher habe ich mich dagegen entschieden
    Bei mir läuft es nicht wie im DS ab, dass man Preisgeld erhält - nur in den Arenen. Und daher stehlen, wenn nicht woanders hernehmen ^^"


    [tab=Lynn]
    Ja, du bist meine Muse, Süße ^^
    Ich hab schon befürchtet, sein Lernen würde jeder überfliegen, weil es so furchtbar langweilig wäre...
    Jaja, Kazu sieht gerne Jungs hinterher. *g* Ich werde darauf natürlich noch näher eingehen.
    [/tabmenu]


    @all
    ich finde es gut, dass der Sicht bzw. Perspektivenwechsel so gut ankam und alles echt erschien. Daher denke ich, dass ich das öfters einbauen sollte, auch wenn ich selbst finde, dass ich stilistisch daran noch zu feilen haben. Beispielsweise bei den Übergängen zwischen zwei Personen...


    Danke für eure Kommentare <3


    EDIT: ( Yellow1992)
    Achja...Kolloseum nicht, aber XD - the gale of darkness.
    Gilt das auch? XD

    Huhu shiny_Flamara. ^^
    Unter anderem, da du so einen netten Kommentar bei mir hinterlassen hast, wollte ich dir ebenfalls diesen Gefallen erweisen. Kann auch sein, dass ich es auch einfach so getan hätte.


    [tabmenu]
    [tab=Startpost und Titel]
    Pokewächter...das Poke klingt etwas umgangssprachlich, aber das mit dem Wächter klingt gut und wirft Fragen auf bzw. klingt es auch etwas mysteriös. Ich verbinde Wächter immer mit dem Fantasygenre.


    Der Header ist sehr süß, auch wenn ich meine, dass die Schriftfarbe nicht dazupasst und daher etwas heraussticht. Vielleicht könntest du auch noch etwas genauer über deine Idee erzählen? Es würde schöner aussehen, wenn entweder alle Charakter sich einem Spoiler befänden oder in einem Tabmenu. Etwas übersichtlicher und nicht übervölkert von grauen Balken im Startpost.
    Die Schrift mag ja für den Startpost noch in Ordnung sein, aber ich würde es mir zweimal überlegen ob ich damit wirklich jedes Kapitel schreibe. Mal sehen was deine restlichen, zukünftigen Leser dazu sagen, aber das fette, kursive Lila tut in meinen Augen weh, wenn ich in dieser Schrift ganze Kapiteln lesen muss.
    Ein zentrierter Prolog ist in Ordnung, aber die weiteren Kapiteln würde ich entweder linksbündig schreiben, oder - das bevorzuge ich immer - in Blocksatz.


    [tab=Steckbriefe/Charaktere]
    Ich mag die Steckbriefe. Sie sind nicht so 08/15 und machen neugierig auf mehr. Zumindest scheinen die Personen "eine Seele" zu besitzen und nicht einfach nur aus einem Bild und dahingeklatschten Eigenschaften wie lieb, nett und hilfsbereit zu bestehen.
    Du hast aber schon sehr viele Steckbriefe angeführt, wenn man bedenkt, dass du noch nicht wirklich weit bist. Mit vielen Charakteren kommt man manchmal etwas "ins Schleudern", aber es ist zu schaffen, auf jeden Fall machbar. ^^


    [tab=Prolog]
    Im Prolog geschieht, zugegebenermaßen, nicht wirklich viel, aber er ist recht angenehm geschrieben. Allerdings machst du so einige Fehler und würde dich bitten vor dem Abschicken nochmals drüberzuschauen. Die Aussage des Prologs entging mir leider, aber ich glaube, du wolltest schlicht und ergreifend Miley einführen. Aber generell ja: du hast einen angenehmen Schreibstil, verwechselst aber des Öfteren Groß- und Kleinschreibung. Beim zweiten Fall kommt kein Apostroph und dann das 's'. Im Englischen ja, im Deutschen laut der neuen Rechtschreibung nicht. Also Maikes Zimmer, nicht Maike's Zimmer.
    [/tabmenu]


    LG Bastet

    Da bin ich wieder ^^
    Oh Freude, dass die Fortsetzung heute schon on ist!


    Ein sehr süßes Kapitel. Wieder einmal haben mich besonders die Gedankengänge von Black gefangen genommen und vor allem bewegt. Ja, dein Schreibstil nimmt einen tatsächlich gefangen. Und seine Gedankengänge sind einfach nur zutiefst traurig, zum Beispiel, als er daran denkt, dass seine Eltern nur einen Kostenfaktor weniger in ihrem Leben hätten.
    Seine Zurückhaltung zeigt sich auch bei Belle.
    Owohl ich es als ziemlich ungewöhnlich finde, dass man zusammengekuschelt einschläft, wenn man sich zuvor erst kennengelernt hat und dass die "treibende Kraft" davon auch noch Black ist. Es wirkt dennoch nicht aufgesetzt oder erzwungen. In deiner Geschichte wirkt alles echt und generell gar nichts aufgesetzt.
    Belle ist ein richtig süßes Mädchen und das weiß Black ja selbst, da kann er von Glück sprechen sie kennengelernt zu haben.
    Kann es auch sein, dass sich hier jemand verliebt hat? *g*

    LG Bastet,
    freut sich natürlich wieder einmal auf das nächste Kapitel!

    Huhu ^^
    Hier kommt mein versprochener Kommentar!


    Ehrlich gesagt, hab ich mir dieses Mal etwas schwerer mit dem Kommentieren getan. Dann hab ich das Kapitel zweimal gelesen und jetzt ist schon in Ordnung so, aber zuerst wusste ich gar nicht so recht welcher Gedankengang wo dazugehört. Vielleicht geht es nur mir so, aber ich fand das gesamte Kapitel etwas durcheinander und vor allem verwirrend. Aber gut, jetzt, da ich es zweimal gelesen habe, ist es schon okay so.


    Mir geht es da ähnlich wie Cyndaquil. Ich mag diese ruhigeren Kapiteln, schreib sie selbst auch manchmal des Öfteren. Und man wird trotzdem neugierig gemacht. Zum Beispiel was es mit sich Kiren Narbe auf sich hat. Jedenfalls belastet sie ihn anscheinend erheblich, was auch zu verstehen ist.
    Ansonsten war das auch so generell der perfekte Zeitpunkt um in die Köpfe der Charaktere zu sehen.
    Kirens Narbe ist ja nicht die einzige Sache, die Fragen aufwirft. Was bedeutet zum Beispiel "wir sind eins"? Das möchte ich auch schnell beantwortet haben.


    Eine kleine Kritik:
    Mich stören diese vielen, verschiedenen Satzzeichen. Da hast du die normalen Anführungszeichen, dann zwei Slashs und dieses >..Dingsda. Das sieht nicht so schön aus, finde ich.


    LG Bastet. ^^

    Huhu!
    Ich bin so froh auf deine Story gestoßen zu sein...und bin der festen Überzeugung, dass deine Fanstory eine kleine Perle im Reisebereich ist! <3


    Der Startpost ist ansehlich gestaltet, auch wenn man etwa bei einem Tabmenu nicht so scrollen müsste, aber das ist dir überlassen und im Prinzip auch egal. Ansonsten gefällt er mir wirklich gut, das dunkle Herz als Header macht schon neugierig und die Steckbriefe sind zwar kurz, aber würzig. Schon in den Steckbriefen sind mir die Personen sympathisch geworden. Ich mag zwar etwas penibel sein, aber ich finde, dass die grünen Überschriften nicht zum dunklen Bild passen...


    Dass der Prolog keinen Titel hat, das finde ich etwas schade, aber das ist kein tragischer Kritikpunkt.
    Ich kann endlich zu meinem Lob kommen! Dein Schreibstil und deine Art Black so lebendig darzustellen ist überwältigend. Es harmoniert einfach alles perfekt miteinander. Schon der erste Absatz hat es mir angetan. Deine Story lässt sich flüssig lesen und man sich so gut in Black einfühlen. Im Grunde hatte er eine eher schwere Kindheit, obwohl er materiell alles hatte. Das lässt ihn natürlich erstmal vielschichtig erscheinen, schon im ersten Eindruck. Das hast du gut hinbekommen.
    Genauso kann ich mir seine reichen Spießereltern vorstellen. Du bekräftigst ihr Erscheinungsbild nicht nur durch deren Taten, sondern auch durch deren Aussagen. Zum Beispiel, dass Pokemon widerliche Kreaturen seien. Weiters kann ich natürlich daraus ablesen, dass sie nicht wirklich kompromisbereit ist und auch nicht auf die Wünsche ihres Sohnes eingeht. Da gebe ich Folipurba Recht. Warum bekommt man Kinder, wenn man danach ohnehin nichts mit ihnen anzufangen weiß?
    Natürlich frag ich mich auch was mit Black denn los ist...


    Ansonsten habe ich kleine Kritikpunke: Zahlen werden in Fließtexten ausgeschrieben (in Artikeln bis zwölf, in Romanen immer) und Abkürzungen werden eigentlich auch nicht so gerne gesehen (wie ca. zum Bleistift)


    LG Bastet,
    die sich auf eine Fortsetzung freut. ^^

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    Leb' deine Träume!



    Seine Augen schmerzten, waren bestimmt wegen der Überanstrengung bereits gerötet. Ebenso pochte sein Kopf. Die Buchstaben - welche er sich mühevoll in eigener Arbeit beigebracht hatte, als Kind hatte er gelernt die Buchstaben aus dem Orient zu lesen - verschwammen vor seinen Augen. Über die Grenzen seines Körpers musste er hinwegsehen. Schließlich hatte eine Idee Besitz von ihm ergriffen und ließ ihn nicht mehr frei. Als Kazuya vor zwei Wochen das erste Mal in den weichen Laken des Pokemoncenters eingeschlafen war, hatte diese Idee ihn förmlich angeschrien. Sie verkündete ihm, dass er Trainer werden sollte. Außerdem schien ihm das Leben als Trainer einer Perfektion gleichzukommen. Frei sein, reisen und von nichts und niemanden abhängig sein. Er hatte Jahre um Essen gekämpft, im Dreck gelebt, war von der einen Clique enttäuscht worden und hatte sich Jahre später eine andere gesucht, hatte Schmerz erlebt, den ein vierzehnjähriger Junge nicht kennen sollte. Nachdenklich zwirbelte er eine Locke zwischen Zeige- und Mittelfinger. Nun wollte er hoch hinaus, um denen, die immer an ihm vorbeigegangen waren, zu beweisen, dass er auch etwas wert und nicht der Abschaum von der Straße war.
    Langsam gewöhnte er sich an das Lesen, an die Buchstaben - westliche Buchstaben, Kanji und Katakana waren ihm zu schwierig, er hatte es nie erlernt -, die Wörter aneinanderzureihen und sich Inhalte zu merken. Manchmal musste er über Sätze zwei oder dreimal lesen und angesichts der Stapeln an Bücher, war er viel zu langsam. Deren Inhalt musste Zugang zu ihm finden und wenn er ihn stur auswendig lernte.
    Eingekuschelt in sein Bett – Schwester Joy hatte ihm erlaubt länger zu blieben, das Warum war ihm egal – streichelte er mit einer Hand über Mauzis seidiges Fell, mit der anderen hielt er eisern das Buch umschlungen. Er wollte Híme ein guter Trainer sein. Ihren ersten Kampf sollte sie nicht verlieren müssen. Deshalb starrte er seit geschätzten zehn Minuten eine Elementetabelle an.
    Ein gewisses Maß an dem Möglichen war überschritten. Deshalb schwang er die Beine über die Bettkante und entschied sich zu trainieren.
    Mauzi spitzte die Ohren und lief ihm nach. Endlich Action! Híme schlängelte sich um seine Beine und rieb ihr Köpfchen an ihm. So konnte sie ihre Zuneigung zeigen und Kazuya als ihren Menschen markieren. Jetzt war er ihr Eigentum. Jedes Pokemon sollte das wissen.
    Der Platz vor dem Pokemoncenter erwies sich als weitläufig und uneben, beinahe als wäre er für Trainer bereitgestellt worden. Verschiedene Landschaftsstrukturen durchzogen ihn. Wiesen, sanfte Hügel, schroffer Stein und ein See.
    Mauzi hatte ihm bereits ein großes Repertoire an verschiedensten Attacken bewiesen. Bestimmt war es kein Glück gewesen, dass sie ihr Revier auf lange Zeit hin verteidigen konnte.
    Sie trainierten solange, bis sich in der Ferne dichte, graue Quellwolken gebildet hatten, welche sich in einem Platzregen ergossen.



    Híme wich den Klauen des Feindes aus. Dieser fasste bloß wenige Haare von ihr, welche zu Boden rieselten. Ihr Puls stieg an und Adrenalin durchströmte ihren Körper. Die Katze liebte jenes Gefühl, welches sie im Glauben ließ unbesiegbar zu sein.
    Sandan und Híme stoben auseinander.
    „Juwelenkraft!“, ertönte die Stimme ihres Trainers.
    Das war sein erster Kampf – ein überschwängliches Mädchen hatte ihn auf der Straße angesprochen und danach gefragt –, doch in seiner Stimme schwang keine Verunsicherung mit. Zumindest würde Kazuyas Gegnerin, ein Mensch, es so deuten. Mauzis feine Ohren hörten es … wie er versuchte den selbstbewussten und starken Jungen zu mimen.
    Auf Kommando des Mädchens hin wirbelten die Krallen des Gürteltiers Sand auf. Den befohlenen Angriff musste sie sich wohl für einen passenderen Zeitpunkt aufbewahren.
    Kazuya wusste nicht so recht wie er handeln sollte. „Ausweichen …?“
    Hatte dies eben eine Frage sein sollen? Mauzi kniff kritisch die Augen zusammen. Dann dachte sie zuversichtlich daran, dass auch er noch lernen musste.
    Im rechten Moment stießen sie ihre Hinterpfoten vom Boden ab.
    „Jetzt Juwelenkraft!“ Um die Katze tanzte ein Kreis aus geschliffenen Juwelen. Sie funkelten im Sonnenlicht wie ein Sternenbild. Unter ihr bildete sich ein Schleier aus Sand und bloß eine schwarze Silhouette gab Sandans Position preis.
    Mit einem euphorischen Mauzen schickte sie die Splitter von sich.
    Kazuya sah überlegend zur Seite, dann jedoch sammelte er sich und erteilte den folgenden Befehl. Er wusste schließlich, dass er sich keinen Moment der Unaufmerksamkeit erlauben durfte. „Híme, Schlitzer!“
    Mauzis Schwanzspitze zuckte vor Aufregung. Aber gerne doch! Mit ausgefahrenen Krallen ließ sie sich herabfallen.
    Sie durchstach den Sandschleier und tauchte in eine gelbbraune Welt ab. Da die feinen Körnchen in ihren Augen brannten, schloss Híme sie und konzentrierte sich auf ihre verbliebenen Sinne. Die Katzenohren vernahmen jedes noch so leise Geräusch und ihre Schnurrbarthaare verrieten Schwingungen in der Luft.
    „Einigler!“ Híme und ihr Trainer ignorierten den Einwand der gemeinsamen Kontrahentin.
    Als sie glaubte ihre Krallen in den gegnerischen Körper bohren zu können, wurde sie von tiefer Enttäuschung übermannt. Ein langgezogener, schriller Ton vibrierte schrecklich ohrenbetäubend in der Luft, unter ihren Pfoten spürte sie einen harten Panzer. An ihm schrammten ihre spitzen Krallen entlang. Danach traf sie ein Schlag in den Magen und schleuderte sie unsanft zu Boden. Murrend richtete sie sich wieder auf und sah zu wie der Sandsturm allmählich im Nichts verging.


    Kazuya schluckte schwer. Seine Partnerin hatte den ersten Schlag hinnehmen müssen und so recht wusste er nicht wie er weiterhin handeln sollte. Dann dachte er an seinen Traum, an all die hart Arbeit der letzten Tage sowie den Funken Ehre in seinem Leib, welcher es ihm nicht erlaubte den ersten Kampf in einem Desaster enden zu lassen. All die gelesenen und gelernten Bücher der letzten Tage konnten ihm in dieser Situation nicht aushelfen. Deswegen entschied er sich dafür, dass Intuition, Flexibilität und sein natürlicher Verstand die besseren Lehrmeister seien.
    Zu seinem Leid sammelte sich auch ein Kreis Schaulustiger um die Kontrahenten. Dutzende Augenpaare würden entweder sehen wie er gewann oder verlor. Der Ausgang lag bei ihm. Gleichzeitig engten sie ihn ein. Eigentlich wollte er der Enge entfliehen, aber er war nicht gewillt davonzulaufen.
    Dass es Freude bereitete Attacken zu befehlen, sich eine Strategie auszudenken und gegen andere anzutreten, konnte er ebenfalls nicht leugnen. Wer einmal vom Rauschmittel namens Kampf probierte, wollte dieses Hochgefühl nie wieder entbehren müssen.


    Das gegnerische Sandan lief mit hocherhobener Faust auf Mauzi zu. Da man von dem Bodenpokemon nicht behaupten konnte, besonders flink auf den Beinen zu sein, befahl er Mauzi auszuweichen. Immer und immer wieder, solange bis sich eine Gelegenheit ergab um einen weiteren Angriff auszuprobieren. Etwas stärker, etwas spektakulärer. Schließlich musste er sich in die Erinnerung der im Halbkreis stehenden Menschen prägen. „Schattenklaue!“
    Um die rechte Vorderpfote seiner Katze bildete sich eine schwarze Klaue, welche sich wie ein zu großer Handschuh um sie legte. Híme sprang mit einem vorfreudigen Mauzen auf ihren Gegner zu.
    Zuerst versetzte sie Sandan einen Kinnhaken, aber nach dem der überraschende Zweite zugeschlagen hatte, ging er in eine Verteidigungsposition.
    Bloße körperliche Kraft traf auf eine geisterhafte Energie. Welch ein Vergnügen. Sie war bestimmt die Stärkere! Die Geisterkralle verhakte sich in den kleinen, knollartigen Pfoten des Gürteltiers. Für eine kurze Zeitspanne konnte sich Híme ebenfalls auf ihren Hinterbeinen halten, darauf hoffend, dass bald eine weitere Order folgte.
    Sicherlich war sie kein williges Fukano – wie sehr sie diese selbsternannten Sklaven verabscheute! –, denn das hier tat sie aus freien Stücken. Ihre Revierkämpfe waren einst eine üble Notwendigkeit gewesen, aber diese Art des Kampfes forderte sie tatsächlich.
    „Mauzi, probieren wir den Eisenschweif.“
    Hímes Kehle entrann ein aufgebrachtes Schnauben. Wie sollte das denn funktionieren? Anfänger, Grünschnabel!
    „Schleuder Sandan halt zuerst von dir.“
    Nun schnurrte sie. Schon besser. In seinen Augen lag ein gewisses Funkeln, schließlich verlangte sein kriegerischer Geist ebenso nach einem Kräftemessen wie der ihre. Sie liebte diesen Jungen nach so wenigen Tagen bereits innig! Er war stolz, mutig und liebte seine Freiheit. Fast als wäre er eine Katze, gefangen in einem Menschenkörper. Außerdem lernte er schnell und wusste ihr den wohl verdienten Respekt zu zollen.
    Mauzi legte in ihre Vorderpfoten mehr Kraft, aber so recht konnte sie Sandan nicht zu Boden schleudern. Das Gürteltier wog zu viel. Kazuyas Fehler war es gewesen es auf einen körperlichen, zu direkten, Attackenaustausch ankommen zu lassen.
    Stattdessen spürte sie, wie ihr Gegner sie langsam, trotz verbissener Gegenwehr, von den Pfoten hob und sie auf den Rücken schleuderte.
    „Bodyslam“, rief das Mädchen euphorisch.
    Die stolze Katze missbilligte es hilflos auf den Rücken geworfen worden zu sein und zu sehen wie das plumpe Wesen sich mit einem Sprung über sie begab, um sich auf sie fallen zu lassen. Über ihr erschien eine kräftig gebaute Kreatur, in Mauzis Sinne ganz und gar nicht majestätisch oder anmutig. Der Körperbau verriet, dass ein Aufprall auf den zarten Katzenleib schmerhaft sein würde.
    Schnell fasste sich Kazuya wieder. „Juwelenkraft, Híme! Und dann roll dich zur Seite.“
    Die Diamanten schlugen wie Pfeilspitzen aus Granit in die ungeschützte Bauchdecke des Gegners ein. Das Gefühl des Nachgebens und der Stärke ihrerseits stieß erneut einen Stoß Adrenalin aus.
    Als Sandan plump auf den Boden aufschlug und eine Staubschicht aufwirbelte, war Mauzi bereits wieder leichtfüßig auf die Beine gesprungen.
    Das war der richtige Zeitpunkt gewesen um seine Pflicht als Trainer zu erfüllen, denn er musste Mauzi mit all seinen Entscheidungen so gut wie nur möglich schützen, und Eindruck bei den Zuschauern schinden. Der Kampf schien einen Puls zu besitzen und dieser schlug nach einem ganz bestimmten Takt. Zwischen den Schlägen wickelte sich das Band um Kazuya und Híme enger. Man erzählte sich, nach dem ersten, gemeinsamen Kampf waren zwei Seelen auf ewig miteinander verbunden. Die Katzenmutter, an sie gab es nur noch verschwommene Erinnerungen, beteuerte immer wieder, jedes Pokemon müsse sich genau überlegen mit welchem Menschen es den ersten Kampf bestreiten würde. Angeblich würde er nie wieder vergessen werden.
    „Híme“, rief Kazuya in seinem Rausch. „Setz Schattenk-“
    „Nicht!“, unterbrach ihn das Mädchen aus voller Kehle. „Nein, nicht. Ich will nicht, dass Sandan weitermacht.“
    Sie lief zu ihrem Partner, legte dessen Kopf auf ihren Schoß und streichelte beruhigend um die harten Schuppen des Panzers.
    Kazuya konnte sich nicht als Gewinner fühlen. Der Kampf war noch nicht beendet gewesen, hatte nur etwas Halbes gewonnen. Prompt hatte ihn die Gegnerin aus dem großartigen Hochgefühl einer Trance gerissen.
    Mauzi schien seine Unzufriedenheit nicht zu teilen und setzte sich zu seinen Füßen. Sie streckte ihren Körper durch und betrachtete die Umwelt mit hocherhobenem Kopf. So sahen wahre Sieger die Welt!



    An diesem Tag brauchte er nicht mehr zu trainieren. Warum sollte er sich nicht auf den Lorbeerblättern ausruhen?
    Außerdem brauchte er Pokemonfutter, Medizin und Pokebälle, wenn er sich auf Reise begeben wollte. Natürlich musste er sich auch selbst versorgen. Noch konnte er unmöglich Matsuba, den ansässigen Arenaleiter der Region, herausfordern. Deswegen benötigte er mindestens drei Partner.
    Sein Blick schweifte in der Umgebung umher.
    Bei einem Diebstahl befolgte es eine wichtige Grundregel:
    Sie besaßen Luxus, Reichtum und Geld im Überfluss. Zumindest sah er ihr Hab und Gut als Überfluss an, auch wenn sie selbst anderer Meinung waren. Weshalb sollten sie ihm nicht etwas abgeben? Kazuya konnte sich vorstellen, dass manchen von ihnen dieser Verlust nicht einmal auffiel. Die Götter verziehen ihm bestimmt jene Missetaten - bei Armen gab's auch nichts zu holen, das die Mühe wert wäre.
    Eine Frau mit wallend blondem Haar und einem edlen Kostüm wechselte mit ihm die Straßenseite. Armut trug andere Gesichter.
    Deshalb mimte er die Rolle eines Jungen, welcher es eilig hatte zum Bahnhof zu gelangen und stieß die Frau dabei an, als sie bei einem Imbiss vorbeikam und eben im Inbegriff war zu zahlen.
    Wie erwartet ließ sie ihr Portemonnaie fallen. Erst zeichneten sich Wutfalten auf ihrer Stirn ab. Als sie sein schüchternes Lächeln und die entschuldigten, strahlenden Augen erblickte, beruhigte sie sein Gewissen mit zärtlichen Worten.
    „Warten Sie. Ich helfe Ihnen“, bot er sich höflich an, kniete sich hinab und griff nach den Scheinen. Für einen Moment wandte sich die Frau um, um einen Geldschein aus der Luft zu fischen, welcher der Wind mit sich tragen wollte. Dieser Augenblick war perfekt. Daher griff er nach einigen von ihnen und ließ sie in seiner Jackentasche verschwinden. Genügend um einen kleinen Teil seiner Reise finanzieren zu können, nicht zu viel, als dass es auffallend geworden wäre.
    Den Rest gab er lächelnd an die freundliche Dame zurück.
    Mauzis Augen blitzten verräterisch. Dieser Dieb! Sie liebte ihn immer mehr.




    *Information: Matusba = Jens - Arenaleiter aus Teak City

    Oh, was für eine schöne Überraschung, das ist ja wie ein Vorgeburtstagsgeschenk. :D
    Ich danke euch beiden ganz herzlich für eure Kommentare und natürlich noch mehr für's Lesen!


    [tabmenu]
    [tab=shiny Flamara]
    Oh, das finde ich gut, wenn sich Leser in meinen Protagonisten einfühlen können. ^^ Ich hoffe eigentlich, dass es nicht stereotypisch rüberkommt, wenn der Protagonist seine Eltern verliert. Ich weiß, dass es von vielen Autoren gerne und oft verwendet wird...
    Dass anfangs alles klappt, das wollte ich auch nicht so schreiben. Das finde ich sehr unrealistisch. Trainer und Pokemon müssen sich erst aneinander gewöhnen, sich aufeinander einstellen und sich kennenlernen. Außerdem ist eine Katze kein Hund und da ich selbst Katzen habe, weiß ich, dass das meist nicht so überschwängliche Tiere sind, die jeden Menschen über alles lieben und ihren eigenen Kopf haben.
    Schließlich liegt mir schon nach so wenigen Kapiteln viel an ihm und mir ist auch wichtig, dass er gut ankommt.
    Mein Problem mit den recht umständlichen Sätzen kenn ich und versuche zu bearbeiten. So wirklich immer will mir das nicht gelingen, aber bei der Nachbearbeitung, also bevor ich das Kapitel onstelle, gelingt es mir doch immer wieder einige solcher Schlangensätze auszumerzen und anders zu schreiben. Irgendwann sollen es dann alle sein...
    Ich informier dich gerne per PN. ^^


    [tab=Yellow1992]
    Noch jemand, der Kazuya mag. *verbeug* Dankeschön. ^^
    Soweit stimmt das, ja. Aber schwer bedeutet nicht "gar nicht". Ich hatte den Hintergedanken, dass er sich zum Überleben über die paar Jahre hinweg andere Eigenschaften angeeignet hat.
    Was soll ich zu Mauzi sagen? Ich muss gestehen, dass sie meiner eigenen Katze beinahe oder fast komplett nachempfunden ist. *g*
    Stimmt, das merke ich auch oft. Dunkel muss ja nicht gleich bedeuten, dass bald eine Gefahr im Verzug droht, etc. Man muss auch nicht immer Angst um sein eigenes Leben haben. Man kann Angst vor vielen haben. Davor, dass es keine Zukunft gibt, Sorgen, aber es existieren auch Phobien und ich möchte weder meinen Charakter noch die Atmosphäre auf eine andere Art von Dunkelheit aufbauen.
    PN-Benachrichtigung? ^^
    [/tabmenu]


    Shiny Flamara
    Naja, ich hab schon ein Kapitel fertig. Wenn du weiterlesen möchtest, dann kann ich es gerne heute noch onstellen. Lass mich nur noch drüberschauen. *g*

    Lynn <3


    Ich versteh noch immer nicht ganz welche Seite du genau meinst, aber okay, gut zu wissen. ^^
    Diese Art der Atmosphäre wollte ich erschaffen, auch wenn ich sie schwer zu benennen finde.
    Und dass die Geschichte, vor allem Kazuya, authentisch ist, freut mich umso mehr. Ich sehe ihn bildlich vor mir, mit allen seinen Seiten, den Guten und Schlechten, wie handelt, fühlt und denkt und möchte, dass sich das auch auf meine Leser überträgt.


    Soll ich ganz ehrlich sein? Auf Chaneira hab ich vergessen. ^^"
    Und Pokémon finde ich so...fremd, komisch. Ich hoffe, das ist nicht schlimm .__."


    Ansonsten: ich habe zwei Katzen, ich zieh jetzt beim Tierarzt ein XD


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    Katzenherz



    „Guten Abend.“ Schwester Joy lächelte freundlich, versuchte sich ihre Schlaftrunkenheit nicht anmerken zu lassen. Ihr rosafarbenes Haar hatte sie zu zwei Zöpfen gebunden. Bestimmt würde es sie sonst bei der Arbeit stören.
    Kazuyas Blick schweifte in der Gegend umher. Noch nie war er in einem Pokemoncenter gewesen. Hier durften Trainer kostenlos übernachten. Einer solchen Berufsklasse gehörte er erst seit einer knappen Stunde an.
    So recht wusste er nicht zu erwidern, deshalb entgegnete er ihr mit einem Lächeln und reichte Mauzis Pokeball. Sicherlich gehörte sich das so. Sich Unsicherheit anmerken lassen? Niemals! Deshalb imitierte er so gut wie nur möglich die Trainer, welcher er tagtäglich auf der Straße beobachten konnte, schlussendlich hatte er auch Zeit dazu gehabt. Trainer, das war ihm rasch ins Auge gefallen, verhielten sich anders – selbstbewusster. Auch die zierlichsten und jüngsten Mädchen wurden nicht von Furcht geplagt, wenn sie des Nachts durch die Straßen wanderten. Kein Wunder, waren sie doch in Begleitung ihrer schützenden Partner.
    „Nur ein Pokeball? Dann hat dir bestimmt der Professor vor Kurzem dein erstes Pokemon überreicht. Herzlichen Glückwunsch.“
    Der Professor? Weshalb sollte ein Wissenschaftler Jugendlichen ihr erstes Pokemon überreichen? Kazuyas Miene blieb unverändert, stattdessen bedankte er sich herzlichst und schwieg sich über dieses Thema aus. Ein solcher Umgang mit Menschen, wie er sie psychologisch analysieren und im Anschluss manipulieren konnte, war ihm bekannt. Sobald sie den Anschein machten, ihm näherkommen zu wollen, nahm er Reißaus. Niemand sollte seinen wahren Charakter kennenlernen, jeder einer Fassade, die gerade der Situation angemessen war, erliegen. Der Dieb würde doch alle nur enttäuschen, sobald sie sein wahres Ich kannten.
    „Kann ich mitkommen? Ich möchte es nicht alleine lassen.“ Bestimmt bestärkte ein strahlendes Lächeln ihre Entscheidung. Deshalb zögerte er keine Sekunde um es aufzusetzen.
    Schwester Joy hob überrascht eine Augenbraue, nickte aber anschließend. Freilich tat sie das. Wie hätte sie ihm etwas ausschlagen können? „Das ist ungewöhnlich, aber warum auch nicht? Komm bitte mit mir.“
    Da sein Erscheinungsbild seit Kurzem tadellos war, nützte es nichts mehr sich in die Rolle des hilfebedürftigen Jungen zu fügen – Etwa der junge Mann, welcher offenbar einem Helferkomplex unterlag, war diesem Schauspiel erlegen. Daher ließ er seinen, von ihm erst kürzlich entdeckten, Charme spielen.
    Im Behandlungsraum befanden sich unzählige Geräte und Kazuyas konnte kein Einziges von ihnen betiteln, auch wenn etwas in ihm sagte, dass er das können müsse. Auf manchen von ihnen waren Namen eingraviert, doch es war eindeutig zu spät, am heutigen Tag war zu viel geschehen, um sich noch mit dem Lesen abzuquälen. Niemals war man ihm auf die Schliche gekommen. An seiner Sprache wusste niemand etwas auszusetzen und den schwachen Akzent empfanden die Menschen als liebenswert.
    „Magst du zusehen wie ein Pokemon behandelt wird?“, fragte die Schwester freundlich und sofort nickte der Straßenjunge euphorisch.
    Wissen war Macht, über die er nicht verfügte. Deshalb war jedes scheinbar noch so unbedeutende Wissen wichtig. Mit wachem Verstand beobachtete er wie sie den Knopf berührte um den Ball zu vergrößern und anschließend ein weiteres Mal um Mauzi aus seinem neuen Heim zu entlassen.
    Verwundert sah sich die Katze um, dann blickte sie in sein Gesicht und ihre Augen verengten sich. Sie kräuselte die Nase und ihr Schwanz peitschte aufgeregt.
    „Ich bin jetzt dein Trainer, Mauzi“, beschwor Kazuya mit fester Stimme. Er sah davon ab der Katze direkt in die Augen zu blicken, dies hätte nur eine stille Kampfesaufforderung dargestellt.
    Allerdings besaß das Pokemon die Güte seine Zähne und Krallen nicht in der Hand der unschuldigen Schwester zu versenken. Es kam einem unausgesprochenen Pakt gleich. Schließlich wusste die Katze, wer ihr die Freiheit geraubt hatte, kannte den Schuldigen. Pokemon mussten sich ihrem Schicksal fügen. Wenn sie nicht aufpassten, dann verwandelte sie der Strahl einer magischen Kugel in den Partner eines Menschen. Je nach dessen Persönlichkeit konnte er zu seinem besten Freund, seinem Gefängniswerter oder seinem Sklaventreiber werden.
    „Dieses Pokemon hat dir nicht der Professor gegeben“, stellte Joy trocken fest. „Du hast ein wildes Pokemon aus irgendeiner Seitengasse aufgegabelt. Du wirst es schwer haben, wenn du dich noch nicht mit ihnen auskennst. Wilde Mauzi sind keine Schmusetiere und oft sehr aufmüpfig. Das muss dir bewusst sein, Junge.“
    Der Angesprochene konnte seinen Blick nicht von dem wunderbaren Wesen abwenden und nickte abwesend. „Ich weiß, wenn ich ein Schoßtierchen will, hätt' ich mir keine Katze gefangen“, erwiderte er kurz angebunden.
    Die Schwester zuckte mit den Schultern. Unverschämt hob sie das Tier hoch und sah sie an. „Wie du meinst. Du musst ihr nur gerecht werden können.“
    Ihr? Kazuya lächelte. Das Katzenmädchen schlug der Schwester zprnentbrannt die Untersuchungsgeräte aus der Hand und ließ ihrer Kehle einen tiefen, grollenden Laut entspringen. Er wollte sie nicht zähmen, dies hätte er niemals gekonnt. Schlicht und ergreifend ihr Freund werden. Jetzt würde alles besser werden, nach so vielen Jahren, endlich. Als Trainer hatte man eine Chance im Leben. Nur wollte er nicht zu zuversichtlich der Zukunft entgegenblicken.
    Vielleicht wollte er auch nur das bedrückende Gefühl der Einsamkeit mit ihrer Zuneigung überschatten. Menschen zu analysieren hatte er als sein besonderes Talent entdeckt. Das war erstaunend unproblematisch. Das waren die anderen, so weit weg von ihm.
    „Schwester Joy, ich hab noch kein Futter für Mauzi.“
    Mauzi schnaubte empört, brummte und fauchte.
    „Das ist mir unangenehm …“ Lüge. Natürlich war es ihm nicht unangenehm.
    Ein freundliches Lächeln zierte ihre Lippen. Es war ehrlich, das spürte er, das hatte er über Jahre hinweg gelernt. Bei einem Schauspiel sah das Gesicht wie eine steife Maske aus. „Natürlich. Ich werde dir einen kleinen Futtersack aufs Zimmer mitgeben.“
    Nachdem die Behandlung nach einer scheinbar viel zu langen Zeit abgeschlossen war, sprang Mauzi vom Ärztetisch. Da der fremde Mensch, ihr zukünftiger Trainer, appetitlich anmutendes Futter und sogar eine Schüssel mit sich auf das Zimmer trug, entschied sich die Katze nach kurzem Nachdenken, zu folgen. Futter umsonst, das bekam man sonst eigentlich nicht. Wenn er ein Idiot war, konnte sie noch immer eines Nachts verschwinden.
    Der Junge bedankte sich höflich und marschierte flott auf die ihm zugewiesene Nummer zu.
    Nachdem er aus ihrem Blickfeld getreten war, betrachtete er angestrengt den Schlüsselbund. Schwäche durfte er gegenüber seiner Katze nicht zeigen, schließlich sollte sie ihn respektieren können. Deshalb suchte er die Gravuren der Türen, welche in einem regelmäßigen Abstand den Korridor schmückten, nach der selben Zifferkombination ab. Schließlich drehte er den Schlüssel etwas ungeschickt, als er sich vor seinem zugewiesenen Quartier glaubte. Tatsächlich passte er und gab dem Straßenjungen etwas von seinem verlorengegangen Selbstbewusstsein zurück. Dieser für andere alltägliche Handgriff war beinahe aus seinem Gedächtnis getreten.
    Nur langsam schob er die Türe auf. Das dahinterliegende Zimmer gehörte ihm, vielleicht nur für eine Nacht, aber es war Sein. Bestimmt wartete ein weiches Bett auf den Straßenjungen und er musste sich nicht den Elementen aussetzen. Mauzi schlüpfte durch den Spalt, Grund genug für ihn es ihr nachzutun. So stieß er kräftig dagegen, um sein zugeteiltes Zimmer beobachten zu können.
    Die schlicht gestaltete Einrichtung sagte ihm zu, ja neben dem Hochbett befand sich gar ein Schrank – nur für ihn! Für den vorübergehenden Zeitraum einer Nacht war er wieder in Besitz von Materiellem, ohne es gestohlen zu haben.
    Damit seine Katze gnädig gestimmt wurde, füllte er ihr die Futterschüssel voll, viel mehr hinein, als es jemand anderes getan hatte. Sie sollte es gut bei ihm haben, keinen Grund finden ihn zu verlassen. Mit hoch erhobenem Schwanz stürzte sie sich über das Futter, vermutlich hatte auch sie zuweilen Hunger geglitten. Das leicht knisternde Geräusch der Körnchen unter ihren spitzen Zähnen, glich Melodie in seinen Ohren. Dieser Tag sollte der Beginn einer neuen Ära in seinem Leben sein. Er wollte es jeden Tag hören.


    Doch dann sah Mauzi auf und ihre funkelnden Augen bedeuteten nichts Gutes. In ihnen lag der Schelm verborgen. Mit einem Satz sprang sie auf das Fensterbrett und starrte in die Tiefe.
    „Nein!“, knurrte ihr Trainer und griff geistesgegenwärtig nach seinem Pokeball. Er wollte nicht der Gefängniswerter seines Pokemon darstellen, doch sie musste ihn begleiten. Sie durfte nicht einfach seinen seit wenigen Stunden gelebten Traum zunichtemachen! „Du bleibst hier!“
    Mauzi sprang mit einem belustigten Maunzen auf das gegenüberliegende Dach.
    Für den Augenblick glaubte er sich versehen zu haben, blinzelte zur Sicherheit nochmals, doch da saß sie: auf dem Gipfel eines Reihenhauses und sah ihn mit blitzend verspottenden Augen an.
    Das durfte sie nicht. Entschlossen stieg er ebenfalls auf das Fensterbrett. Trotz seiner Körperbeherrschung war er leider keine Katze, deswegen hangelte er sich an der schmalen Leiste entlang, welche zu einem angrenzenden Dach führte. Der Abgrund unter ihm beschäftigte ihn schon lange nicht mehr. Ein falscher Schritt und es war um ihn geschehen. Dann sollte es so sein, dann hatte er das wegen seiner Tollpatschigkeit verdient. In dieser Welt überlebten die Schwachen ohnehin nicht.
    Mauzi bewegte sich nicht. Beinahe war es, als wollte sie den Menschen, mit dem sie ihre Zukunft verbringen sollte, auf die Probe stellen. Dass es kein Aufwand für den Dieb darstellte auf den Dächern zu laufen, konnte sie nicht wissen. Deshalb tänzelte sie unruhig hin und her, auf seine sichere Ankunft wartend.
    Kazuya wich jedem Lichtstrahl geschickt aus. Wie sollte er der freundlichen Krankenschwester erklären, weshalb er ohne Schwindel auf der Rinne des Pokemoncenter seine ungehorsame Katze einzufangen versuchte? Der Junge spürte wie Wuttränen seine Augen füllten. Er wollte, dass etwas in seinem Leben funktionierte und nicht seinem Glück nachjagen – denn diesem jagte er wortwörtlich nach. Statt das schlichte und einfache Glück genießen zu dürfen, glaubte er von sich ein Idiot zu sein. Weshalb versuchte er Mauzi dazu bewegen bei ihm zu bleiben, wenn sie einzig und alleine ihre Freiheit liebte?
    Schließlich sprang er das letzte Mal geschickt, bevor er der Katze von Angesicht zu Angesicht gegenüberstand.
    Diese stieß ihn mit ihrem Köpfchen an, als wäre niemals etwas vorgefallen. Kazuya spürte wie sein Zorn dahinschmolz.
    „Ich bin dein Trainer, du darfst nicht davonlaufen“, erklärte er nicht annähernd so aufbrausend, wie er es vor wenigen Momenten noch getan hätte. „Das nützt nichts. Ich habe keine Angst.“ Er senkte den Blick in die beruhigende Tiefe hinab. Von Zeit zu Zeit schien sie nach ihm zu rufen. „Ich bin das gewöhnt. So'n Weichei bin ich nicht."
    Sanft nahm Mauzi seinen Ärmel zwischen den Zähnchen und zog daran. Erneut spiegelte sich in ihren großen Katzenaugen der Schalk und sie lief los.
    „Bleib hier!“, rief Kazuya aus.
    In regelmäßigen Abständen blickte sie über ihre Schulter, wartete auf ihn und hastete weiter. Immer wenn er in ihrer Reichweit war und nach ihr griff, sprang sie einen Schritt zur Seite, legte keck den Kopf schief und tänzelte um seine Beine.
    Letztes Mal war er als sechsjähriges Kind mit dem Fukano seiner Großeltern im Garten getollt. Kazuya lachte fröhlich auf, während er seinem Pokemon spaßend hinterherhetzte. Für einen Moment hielt er inne. Wann hatte er zuletzt ehrlich gelacht, aus voller Kehle und ohne Hintergedanken? Er konnte sich nicht mehr daran erinnern.
    Plötzlich erschien ihm die gesamte Welt offen, als habe sie auf ihn gewartet. Sein Verstand klärte sich, so wie bei einem Diebstahl, nur war es dieses Mal ehrlich – ein aufrichtiges Gefühl.
    „Ich find, ich sollt dir 'nen Namen geben.“
    Mauzi spitzte neugierig die Ohren und faltete die Pfoten unter ihrem Körper.
    „Ich denk grad an Híme. Ist das okay?“
    Ihrer Kehle entsprang ein Schnurren. Diesem Geräusch lauschte er noch eine Weile, während er es sich auf einer Dachkante bequem gemacht hatte. Verträumt sah er dem schwarzen Firmament entgegen und glaubte, dass er ihm entgegenfliegen könne. Zumindest dankte er Jirachi aus tiefstem Herzen. Trotzdem wollte er der Göttin nicht vergeben.
    Nun wurde ihm wieder bewusst, dass sich die Erde drehte und sich nicht in einem erkalteten Stillstand befand. Viel mehr als das: er wusste wieder, dass er lebte.

    Hey Sapphire ^^
    Wenn man es an wenigsten erwartet, wird man überrascht. Wie schön!


    Ich danke für die Verbesserungsvorschläge. Ich habe sie angenommen über andere denke ich noch nach. Zum Beispiel wie und ob ich den Prolog umschreiben sollte. Das Gleiche gilt für den Fang. Vielen herzlichen Dank dafür, dass du mir meine Schwächen aufgezeigt hast. Im Prolog war es eher Absicht gewesen zwei Perspektiven zu wählen, ich dachte das würde eher gut ankommen. Wie sehr man sich doch irren kann. ^^
    Manches werde ich noch versuchen in den folgenden Kapiteln zu klären. Beispielsweise warum er die Anwesenheit von Pokemon bevorzugt. Es ist auch nicht wirklich so, dass Menschen ihn komplett abstoßen. Er findet den richtigen Umgang mit ihnen nur fremder, da er ihn vielleicht schon fast verlernt hat in den letzten Jahren. Aber genauers werde ich das in den folgenden Kapiteln schreiben.


    Ich danke für Lob und Kritik. ^^
    LG Bastet

    Huhu Spunky ^^


    Ich danke ganz, ganz herzlich für deinen Kommentar!
    Leider finde ich es etwas schade, dass ich mich nicht nach mehreren richten kann. Die Meinung meiner Leser ist mir sehr wichtig, unter anderem, da ich mich ständig gerne verbessere.


    Oh, das habe ich vergessen zu erwähnen. Das tut mir leid. Ja, du hast mich dazu inspiriert das Dach als zierlich zu beschreiben. Dieses Wort hat meinen Kopf dazu veranlasst, dass etwas klick macht und schon stand die restliche Beschreibung des Zinnturmes vor mir auf dem Word"papier".


    Ich freue mich immer wieder darüber, dass meine Leser von meinen Charakteren so begeistert sind. Ich denke mir trotzdem, dass sich viele daran stören könnten, dass er nicht ein besonders "heller" Protagonist ist. Zudem mag ich es aber nicht, wenn Menschen als reinweiß oder pechschwarz dargestellt werden. Jeder Mensch hat Stärken und Schwächen, gute und schlechte Seiten. Wenn man eine Liebesgeschichte schreibt, finde ich die ebenso wichtig. Schließlich verliebt man sich im Endeffekt immer in die Macken des Anderen, wie ich finde.
    Als ich ein Kind war, habe ich mir genauso vorgestellt ein Pokemon zu fangen. So wie kleine Kinder eben von Unerreichbaren träumen, aber es war schön *g*


    Information
    Wenn ich das Tempo durchhalte, kommt jede Woche ein neues Kapitel heraus. Demnach morgen.
    Ich würde mich sehr über weitere Kommentare freuen. *verbeug* Arigatou!

    Wenn ich die beiden ersten Beiträge über Drachen schon lese...
    Angebertyp - jeder hat sie.
    Es ist ja unmöglich Drachen einfach zu mögen, weil sie toll aussehen und man auch in der Mythologie Drachen über alles liebt. Es ist übrigens auch mainstream zwanghaft nicht mainstream sein zu wollen. :rolleyes:


    Kampf
    Die meisten Kampfpokemon geben äußerlich nichts her, absolut nichts! Mir fallen nur wenige, gutaussehende Kampfpokemon ein. Im Vergleich zu den Mengen, die es davon gibt, sind es wirklich Wenige - Lohgock, Kapilz, Panpyro, Panferno, Lucario, Kojondo.

    Zitat

    Na ja, also die meisten Pokemon sind imo von genmanipulierten Auberginen oder anderen Früchten abgeschaut...


    Also, in einem Interview heißt es ja, das Team sei oft in den Zoo gegangen und habe sich dort etwas für die Pokemon abgeschaut. Wie man vielleicht weiß, sind mutierte Tiere in Folge von Inzest oder Tierquälerei in Japan viel häufiger, da dort nicht so streng darauf geachtet wird, das erklärt das Aussehen der neuen Pokemon.


    Ha-ha-ha
    Selten so gelacht. :brainslug:



    Ich finde das nicht schlimm. In der Natur läuft das schließlich sehr ähnlich ab. Also dass immer eine Lücke gefüllt werden muss. Beispielsweise gibt es auf Madagskar weder Raubhunde- noch Katzen, deswegen entstand dort die Phossa (schreibt man die so? ôo) um das Gleichgewicht aufrecht zu erhalten.
    Anderes Beispiel: auf wirklich jedem Kontinenten gibt es Vögel. Sogar noch im arktischen Raum existieren Pinguine und Schneehühner! Warum sollte man also aufhören Vögel zu zeichnen, weil es sie schon gibt!?
    Warum sollte es in der Pokemonwelt anders sein? Es gibt für mich nur zwei Pokemon"paare", die sich ähnlich sehen:
    Charmian und die neue Katze. (ich mag sie beide. Nur ist die Weiterentwicklung der Neuen besser *g*)
    Liebeskus und der neue Mondfisch.
    Letztere Ähnlichkeit finde ich richtig schlimm, alles andere ist auf jeden Fall in Ordnung so. ^^

    Zitat

    Schlimm ist es vorallem wenn man Kinder hat und sich von der Frau trennt - dann darf man schön fleißig Unterhalt als Vater zahlen. ^^


    Ich bin auch gegen's heiraten, aber das stimmt so nicht.
    Unterhalt muss man auch zahlen, wenn man nicht verheiratet war.
    Finde ich auch richtig. Wer sich entscheidet Kinder in die Welt zu setzen (oder nicht vorsichtig genug ist), der soll auch Verantwortung übernehmen!

    Heiraten finde ich veraltet und ...kitschig. Ja, für mich wär's zu kitschig aufgedonnert im Brautkleid vor dem Altar zu stehen, dem Mann deiner Träume tief in die Augen zu sehen und sagen: Ja, ich will.
    Jetzt mal ehrlich. Das Leben ist kein Märchen und die Meisten lassen sich sowieso wieder scheiden. Wenn man den Partner auch nur mehr nach einiger Zeit freundschaftlich liebt (muss nicht sein, passiert aber oft genug), dann hat man wohl Grund sich zu trennen.
    Außerdem kann ich nicht einmal kirchlich heiraten, weil ich nicht gefirmt bin - und niemals sein werde. Für mich existiert Gott nicht, zumindest nicht wie er immer dargestellt wird und ich werde den Teufel - *gg* - tun um die Kirche zu unterstützen.
    Wenn ich jemanden liebe, brauche ich keine Papiere um das zu beweisen.
    Außerdem werden die Ehepartner bei der Hochzeit eingeengt und da ich meine Freiheit liebe, ziehe es vor nicht an einen Mann gebunden zu sein. Wie Takiro schon sagte: Auch ich möchte nicht als Hausfrau enden. Kleines, naives Hausfrauchen, die Kinder großzieht und nur mehr ihren Haushalt im Kopf hat. Das wäre mein persönlicher Alptraum.

    Huhu kleines Wölfchen! =D


    Juhu, es geht bei Johto no Densetsu weiter! Ich liebe deine neueste Fanstory und freue mich über jedes neue Kapitel, auch wenn sie noch in ihren "Kinderschuhen" steckt.
    Jetzt sind wir also bei zwei neuen Charakteren. Kaoru kann ich bisweilen noch nicht richtig einschätzen, aber da hat sich schon so eine Art Sympathie aufgebaut. Ich mag den Jungen und denke, dass deine Charakterbeschreibung mit dem was ich über ihn denke gut zusammenpasst. Hoffentlich merke ich mir die Namen seiner Pokemon! Kaoru scheint das Herz am rechten Fleck zu haben und solche Hauptcharaktere mag ich sehr, wie du weißt.
    *OT* Achja, eines wollte ich dir mitteilen: Kazuyas Pokemon haben nun auch Namen bekommen. Ich bin eine miese Nachmacherin, fand die Idee aber so süß! ^^ */OT*
    Akita gefällt mir ebenfalls - meine Güte, bin ich froh, dass ihre Pokemon keine Namen tragen. Das wäre dann nur noch ein einziges Wirrwarr!
    Aber generell mag ich auch die Pokemon der beiden, also was die Auswahl betrifft. Vom Charakter kennt man sie ja noch nicht.
    Ansonsten sorgst du auch dafür, dass deine Leser etwas zu lachen haben *g*


    Andererseits...gut, er weiß nicht wie er mit ihr umgehen soll, das würden wohl wenige von uns wissen, wie man einem solchen Menschen begegnet.
    Die Szene mit seinem kleinen Bruder ist ebenfalls sehr süß.


    So, zum Stil brauche ich ja nicht viel sagen,...perfekt wie immer eben, ebenso wie die Kampfbeschreibungen.
    Da ich nur auf den Inhalt eingegangen bin, ist das Ganze auch etwas kurz ausgefallen.


    hdl Chari <3

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    Bildquelle (von mir leicht abgeändert)



    Schwarz, Dunkelgrau, Hellgrau


    Der Mond stand als kostbares Juwel am Himmelszelt.
    Kazuya achtete auf den Dächern der Reihenhaussiedlung auf jeden seiner Schritte. Die wenigen Menschen, die sich um Mitternacht noch auf die Straße dieser kleinen Stadt verirrten, waren von hier oben nur so groß wie Zinnsoldaten.
    Er sah zu seinen Füßen hinab. An der Stelle, an der beide Dachschrägen zusammenliefen, befand sich eine Gerade, die ausreichend Platz für seine Füße bot.
    Kazuya nahm einen Atemzug der frischen Nachtluft und sah zu wie Teak City unter ihm in künstlichem Licht der Wohnungen und Laternen glitzerte. Laubbäume bereicherten Teak City mit einer gemalten Bilderbuchatmosphäre, als hätte ein Künstler die warmen Farben aufeinander abgestimmt.
    Von seiner Position aus konnte er einen wahrlich traumhaften Blick auf den Zinnturm erhaschen. Jede der über dreißig Etagen schien ihr eigenes Dach zu besitzen. Erbaut im Stil längst vergangener Epochen beindruckte das heimliche Symbol der Macht Einheimische wie auch Touristen. Sie wirkten, als wären sie aus Papier erbaut, mit einem solch zierlichen und beinahe fragilen Eindruck.


    In letzter Zeit dachte er auffallend oft über denjenigen nach, der ihm geholfen hatte aus seiner persönlichen Hölle Anemonia zu fliehen. Vielleicht hätte er nicht einfach gehen sollen.
    Ein Schiffsticket, so einfach war das, wenn man es sich denn leisten konnte. Nach Jahren hatte er gar nicht mehr daran geglaubt, dass er der Hafenstadt entkommen konnte. Die Kontrollen waren stärker geworden. Immer mehr blinde Passagiere, manchmal ganze Familien, aus Unruhegebieten oder armen Ländern wie Orre schmuggelten sich an Bord und hofften in Johto auf ein besseres Leben. Selbst bei Fahrten innerhalb von Johto waren sie eisern und drückten kein Auge zu.
    Nachdem er aus Orre geflüchtet war, hatte er sich ebenfalls auf einem Schiff nach Anemonia geschmuggelt, aber da waren die Kontrollen auch noch nicht so streng gewesen. Es hatte kein Entrinnen auf einer Insel gegeben.
    Dann hatte er sich einmal Mut gefasst und seiner Clique versprochen, dass er schon Geld heranschaffen würde und schlussendlich war er eingebrochen. Eingebrochen, ertappt worden – aber es war ihm nichts geschehen. Seit wann besaß er ein so unverschämtes Glück? „Wie alt bist du?“, hatte derjenige, der in dem Hotelzimmer gewohnt hatte, mitleidig gefragt. „Vierzehn“, hatte Kazuya gespielt schüchtern und ängstlich geantwortet und weil es der junge Mann als unmoralisch angesehen hätte einen Vierzehnjährigen verhaften zu lassen, hatte er ihn gehen lassen, sogar neue Klamotten geschenkt. „Mir ging’s auch nie besonders gut“, hatte er dazugesagt. „Ich war zwar nie ein Straßenkind, aber ich wurde von meinen Zieheltern nie finanziell unterstützt. Du bekommst zwar Geld, wenn du in Contests gewinnst und ich bin ein guter Trainer gewesen, glaube ich – aber es war hart, wenn du einmal nicht gewonnen hast. Dann hattest du auch nichts mehr und zu Hause war ich jahrelang nur in Pokecentern.“ Kazuya hatte sein Helfersyndrom, zumindest sah es danach aus, ausgenutzt, das wusste er. Zuerst hatte er sich ein Ticket und neue Kleidung schenken lassen, spielte den armen Straßenjungen, dann hatte er die nächste Fähre genommen - und wahrscheinlich hatte der Andere gewusst, dass er gehen würde. Kazuya war ein egoistisches, undankbares Arschloch, ja. Sonst ging man unter.
    Wer sonst würde seine Clique verlassen? Wenigstens waren sie keine Freunde gewesen. Im Normalfall hätte er sich mit manchen von ihnen nie abgegeben und so hatte sich eine Zwecksgemeinschaft ausgebildet, die ihn wenigstens nicht vollkommen hatte vergessen lassen, wie sich die Gegenwart von anderen Menschen anfühlte.
    Was er sich vom Festland versprochen hatte, wusste er selbst nicht, aber an Anemonia hangen so viele Erinnerungen, die er hinter sich lassen wollte. Erinnerungen an Tode. Erinnerungen an die Straße. Erinnungen an Diebstähle, heruntergekommenen Gebäuden, Prügelein, Einbrüche, auch ein bisschen Alkohol.
    Am Ende des Daches hielt er inne. Das vollkommen flache Dach, genau ihm gegenüber liegend, führte zu einer Feuerleiter. Sich selbst Mut zusprechend, trat er einige Schritte zurück, nahm Anlauf und sprang. Seine Füße verloren ebenso schnell den festen Halt wie sie ihn wiederfanden. Das morsche Holz knarrte unter seinen Füßen und für den Moment wagte er es nicht sein Gewicht zu verlagern. Bald hatte er gemerkt, dass das Dach unter ihm kräftig genug war um ihn zu tragen und begab sich zur Feuerleiter, welche direkt den Weg zum sicheren Fußboden wies.
    Manche begutachteten ihn mit einem neugierigen Blick, so wie er nachdenklich am Zinnturm lehnte. Ungläubig erwiderte er sie. Auch in diesen modernen Zeiten erblickte das tradionsvernarrte Teak selten einen Jungen mit seinem exotischen Erscheinungsbild, doch er sollte nicht klagen. Seine Heimatstadt Phenac, im weit entfernten Orre, wehrte sich seit Jahren vehement gegen jeden modernen Einfluss. Sein dunkler Hautteint ließ ihn für viele fremdartig erscheinen. Er sollte zumindest froh sein, wenn er nur fremdartig wirkte und nicht tatsächlich angefeindet wurde. Einige Male schon wurde er von Rassisten angepöbelt ... und mehr. Aber das war nicht hier. In Anemonia lebten immer mehr Migranten, schon alleine, da es sich um eine Hafenstadt handelte. In Teak sah man ihn nur an, als wäre er ein Tourist oder ein Trainer.
    Eigentlich war er vor kurzem zu einem neuen Menschen geworden, äußerlich wie auch etwas innerlich. Nachdem seine verfilzte Locken wieder in Ordnung gebracht worden war, reine Kleidung seinen Körper wärmte und er ein Bad genommen hatte, war der Schmutz von ihm gewichen. Daher trug er nicht, für ihn scheinbar offenkundig, mit sich, dass seine Seele verschmutzt war.
    Seinen Körper umhüllte seit langer Zeit zum ersten Mal ordentliche Kleidung. Saubere Kleidung stellte Luxus dar, nicht den Luxus, welchen er als Sohn eines angesehen Wissenschaftlers und einer rebellischen Politikerin genießen durfte, aber in seiner dunkelgrauen Welt der Gegenwart stellte sie Reichtum dar. Vor zwei Wochen war seine Welt schwarz gewesen.
    Wäre ihm allzu kalt geworden – nicht dass er mit Kälte nicht zurecht käme, aber angenehm war sie nicht –, hätte er aus einem Geschäft stehlen können, aber ihm war es lieber die Passanten um ihre Taschen zu berauben. In den Geschäften ging man immer ein zu großes Risiko ein und er konnte nicht hergehen und sich eine Jacke mit dem gestohlenen Geld kaufen. Irgendwann würde man ihn fragen, woher denn ein so armer Junge wie er, so viel Geld hätte. Zumindest in den Zeiten, in denen seine Klamotten abgetragen und schmutzig waren.
    Er steckte die Hände gelassen in die Jackentaschen. An das Gefühl warmer Hände wollte er sich gar nicht erst gewöhnen. Kazuya ermahnte sich nicht in Melancholie zu verfallen. Schließlich war er schon zu lange mit den harten Gesetzen der Straße vertraut um zu wissen, dass man sich niemals eine weiche Schale erlauben durfte.


    Kazuya hielt inne, als seine Finger in der Jackentasche auf Widerstand stießen. Ungläubig weiteten sich seine Augen. Spielerisch ließ er eine Metallkugel zwischen seine Finger rollen, umfasste sie schließlich und balancierte sie in seiner Hand, bis er sich dem Gegenstand bewusst geworden war. Unglaublich. Dann griff er abermals danach und nahm ihn aus seiner Jackentasche. Die Metallkugel wies die Farbe eines leuchtenden Rots auf, während die Unterseite weiß bemalt war. Als Kontrast durchzog ein schwarzer Strich beide Seiten und floss um den Knopf in der Mitte.
    Der Straßenjunge schluckte ungläubig. Ein Pokeball ... Seine Wangen erhitzten sich aufgeregt. Woher war er gekommen? Zu viele Fragen auf einmal, die Antwort fand sich vielleicht in seiner Jackentasche. Ein Pokeball, Wahnsinn! ... er wäre sonst niemals in Besitz eines solchen gekommen. Man musste an der Kasse seinen Trainerpass vorweisen, damit man sie erstehen durfte und nachts lagen sie hinter Sicherheitsglas, damit das 'Gesindel' nicht so leicht an Pokemon herankam. Sie waren gesichert, als würde es sich um Juwelen handeln.
    Ungläubig griff er nochmals hinein und entdeckte ein Stückchen Papier. Eine fein säuberliche Handschrift füllte den Zettel auf beiden Seiten. Sicherlich hatte der gutherzige, junge Mann den Pokeball hinterlassen. Kazuya blieb keine andere Wahl, er musste ihn lesen, zumindest befahl das seine Neugier – vielleicht war es auch eine Art von Schuldausgleich wenigstens den beigelegten Brief zu lesen.
    Deshalb reihte er stockend und nur mühsam vorankommend Buchstabe an Buchstabe aneinander. Sie ergaben kurz gehaltene und bündige Sätze, als hatte er geahnt, dass Kazuya kaum des Lesens mächtig war. Daher waren auch die Buchstaben übertrieben fein säuberlich und groß, nicht einmal in Katakana oder Kanji, geschrieben worden, sondern im westlichen Stil gehalten. Die hatten wenigstens nicht so viele Zeichen.
    „Ich dachte mir, dass du wieder deinen eigenen Weg gehen würdest und wünsche dir alles Gute, egal wie er aussehen wird.“ Kurz sah er vom Brief auf und den vielen Laternen entgegen, welche die Nacht mit ihrem warmen Licht heller erscheinen ließen. Es war anstrengend zu lesen, schon bald ging ein Teil seiner Konzentration verloren und die Buchstaben tanzten vor seinen Augen. Nachdem er dreimal über die restlichen Zeilen gelesen hatte, fand deren Aussage langsam Zugang zu ihm. „Wir haben über Pokemon gesprochen und da dachte ich mir, du könntest dir eigene Partner wünschen. Ich habe dir einen leeren Ball beigelegt. Viel Glück!“
    Euphorisch sprang er auf und wusste nicht, wo ihm der Kopf stand. Was sollte das alles? Irgendwie konnte er es nicht glauben. Zwar war er den wilden Pokemon immer aus dem Weg gegangen und versuchte ihre Reviere nicht zu betreten, vor allem in Waldgebieten. Nie wieder in seinem Leben wollte er einem Hundemonrudel begegnen. Aber sobald er eines fangen konnte, musste es ihm doch gehorchen.
    In dieser Nacht fand er keine Ruhe, nicht solange ein passendes Pokemon seinen Weg kreuzte. In den Seitengassen tummelten sich Rattfratz und nachtaktive Kramurx stoben auf der Futtersuche umher. So recht wollte er keines von ihnen. Vermutlich würde es bei einem einzigen Pokemon bleiben, schließlich befand sich nur ein Pokeball in seiner Jackentasche, daher musste sein Partner perfekt sein. Nicht gut, schon gar nicht genügend oder ausreichend, schlicht und einfach perfekt. Wenn man keine Träume mehr hatte, konnte man jeden annehmen und als seinen ausgeben.
    Als seine berauschte Stimmung allmählich wieder in der Realität verging – natürlich, es existierte kein Pokemon, welches auf ihn zugeschnitten worden war –, hörte er die vertrauten, aufgebrachten Schreie liebestoller Katzen. Katzen! Im orientalischen Phenac verehrte man Katzen schließlich. Niemals unterlagen sie Vorschriften, niemals vergaßen sie ihren Stolz oder ihren Sinn für Freiheit.
    Hastig eilte er in die Richtung des Geräusches. Diese jede Nacht wiederkehrende Situation kam ihm gelegen. Die Katzen, vermutlich Mauzi, trugen Kämpfe gegeneinander aus. Deshalb musste er bloß warten bis einer der beiden Kontrahenten schwächelte und dann den Pokeball werfen.
    Er bog in einem wirren Netzsystem aus Straßen und Seitengassen ein, so nah der Kampf auch gelegen sein mochte, so unauffindbar erschien er ihm. Er musste ihn finden! Sein Herz glich Trommelschlägen und pochte wild gegen seinen Brustkorb. Fehler durfte er sich nicht erlauben. Nur eine einzige Chance war ihm gegönnt.
    Wieder ertönte ein miauendes Wehklagen durch die Straßen Teak Citys. Einige Menschen spähten schlaftrunken aus ihren Fenstern. Andere rissen die Fensterläden cholerisch auf und polterten Schimpftriaden.
    Kazuya kümmerte sich darum nicht, hoffte bloß, dass sie nichts unternahmen, um die Mauzi zu verjagen.
    Schließlich verlangsamten sich seine Schritte. Zuerst linste er nur um die Ecke. Ihre Silhouetten bildeten sich an der von Laternen beleuchteten Hausmauer ab, wie sie aneinander anfauchten, ihre eleganten Körper in Kampfstellung brachten um wie Arbok vorzuschnappen. Fasziniert folgte der Straßenjunge diesem Schauspiel. Jäh deutete einer der Kontrahenten eine Finte an und stieß den Feind mit seinem Schwanz zu Boden. Dieser war für den Einsatz silbern geworden und hatte wie Eisen aufgeblitzt. Das niedergeschlagene Mauzi schien sich das nicht bieten lassen zu wollen und da sein Stolz es befahl, schlug es zurück.
    Kazuya merkte wie sein Atem rasselnd ging. Er wollte nicht mehr warten. Entweder jetzt oder nie. Unbesonnen stürmte er aus seinem Versteck hervor und hatte den Pokeball hoch erhoben. Was tat er denn? Er wusste nicht wie man Pokemon fing! Normalerweise wäre das eine leichte Lektion gewesen, sowas lernte man schließlich irgendwann.
    Vor ihm lag das geschwächte Mauzi. Morgen, übermorgen und auch noch in einer Woche würde er diese Chance erneut erhalten, aber wollte dieses Pokemon besitzen, nur dieses. Wie es ihn aus funkelnden Augen ansah, jedoch zu schwach aufzustehen, zog Kazuya in seinen Bann. Sein Schweif zuckte aufgebracht und schlug gegen den Asphaltboden. Blutspuren besudelten das beigefarbene Fell. Nachdem er es gefangen hatte, würde er mit seinem Partner ein Pokemoncenter aufsuchen.
    Mit einer drehenden Bewegung aus dem Handgelenk warf er den Pokeball von sich, derart stillos, dass wohl selbst ein Zweitklässler mehr Anmut im Werfen besaß. Allerdings traf er sein Ziel und bei der Berührung verwandelte sich die Katze in einen Energiestrahl. Anschließend schaukelte die Kapsel gefühlte Stunden hin und her. Das dazugehörige Summen trieb ihn an den Rande des Wahnsinns. Einmal setzte sein Herz aus, dann schlug es wieder so wild und unbeherrscht wie vorhin. Nur eine Chance, eine Einzige, wiederholte eine Stimme in seinem Kopf.
    Als wolle der Pokeball die Stimme verspotten, blieb er schließlich klickend stehen. Kazuya hielt ungläubig Luft an.
    Plötzlich wich alle Kraft aus ihm und er lehnte sich gegen eine Wand, den für ihn schon magischen Ball vor ihm anstarrend. War das wirklich geschehen? Sollte das ein Traum sein, wollte er nie wieder daraus erwachen, sich nie wieder in der kalten und tristen Wirklichkeit einfinden.
    Seine Welt war vielleicht gar nicht mehr dunkelgrau, sondern hellgrau. [/font][/align]

    [Blockierte Grafik: http://img3.imageshack.us/img3/719/crowk.jpg]



    Prolog - Memoiren
    Inspiriert von dem Lied Memories (Within Temptation)



    In seinen Ohren erklang ihre liebliche Stimme, all die wunderschönen Lieder nur für ihn singend.
    Dunkelheit umgab ihn, so recht wollte der Junge auch nicht in die Welt blicken. Sie hüllte ihn wie Ketten in eine absolute Gewissheit und er wusste nicht, ob sie ihm gut gesinnt war. Immer wieder fuhren seine Finger über den morschen Holzboden um sich zu vergewissern, dass ihn die Dunkelheit nicht bereits mit sich getragen hatte und mit ihm in Darkrais Reich eingekehrt war. Solange er den rauen Untergrund ertastete, befand er sich noch in der Realität.
    Langsam gewöhnten sich seine Augen an die Finsternis. Unwirklich gespenstisch stachen quadratische Formen aus ihr heraus, die einen groß, die anderen klein. Unter ihnen befanden sich Alltagsgegenstände, der Junge zog es vor von ihnen abzurücken. In der Nacht wiesen sie gespenstische Konturen und allesamt eine Gemeinsamkeit auf, füllten sie doch den Dachboden mit modrig-antiken Gerüchen.
    Apathisch umklammerte er seine Knie. In seinem Kopf sang die Stimme seiner Mutter und solange ihr Lied nicht endete, war die Dunkelheit erträglich. So wie auch seine Mutter wich sie nicht von seiner Seite, hätte dies niemals in Erwägung gezogen. Stattdessen umfing sie ihn und zog ihn in eine überschwängliche Umarmung, damit er sich im Gefühl der Sicherheit wiegen konnte. Gewiss war er auf dem Speicher in Sicherheit. Niemand wusste davon und er war stolz gewesen, als seine Eltern ihm dieses Geheimnis anvertraut hatten. Wenn die bösen Männer kommen, so sagten sie ihrem siebenjährigen Sohn stets in einer derart beruhigenden Tonlage, dass er sich nie gefürchtet hatte, dann müssen wir uns verstecken, mein Schatz. Du. Dann musst du dich verstecken. Die Gefahr war ihm unreal erschienen, wie die Märchen, welche er so liebte. Als kleines Kind hatte er sich stets vor den Ungeheuern gefürchtet, fand nur im guten Ende Beruhigung und Trost. Dann war er "groß" geworden und verstand, dass es sich nur um Geschichten handelte.
    Nun waren die bösen Männer gekommen und unterhielten sich mit seinen Eltern, als wäre sein Leben auf einmal eines jener Märchen, die vor dem glücklichen Ausgang grausam und barbarisch wurden. Und der glückliche Ausgang war ungewiss.
    Bevor ihn seine Eltern in einer seltsamen Eile auf den Dachboden geschickt hatten, hatte er sich in einer innigen Umarmung seines Vaters wiedergefunden. „Ich hab dich lieb, Kazu.“ Kazu? Warum Kazuya? Warum nicht Sinan? Sein Vater nannte ihn stets bei seinem Zweitnamen Sinan.
    Dann hatte er ihn sanft von sich gestoßen und ihm - mit einem Blick, den er nicht deuten konnte - nachgesehen. Vermutlich konnte er ihn nur nicht deuten, weil er noch ein Kind war? Er wusste nur um die Liebe, die er in ihm wiedergefunden hatte, Bescheid.
    Ich hab dich lieb, Kazu.
    Diese Worte, ausgesprochen aus ruhiger und tiefer Stimme, mischten sich mit dem Singsang in seinem Kopf.
    Dann wurden seine Wangen feucht und er wischte rasch die Tränen weg. Kazuya wollte so stark sein wie sie.
    Wie sein Vater, der gegen die bösen Männer mit Erfindungen kämpfte und von jedem als Wissenschaftler respektiert wurde. Papa war ein sehr kluger Mann!
    Wie seine Mutter, die im Fernsehen und mit den Menschen sprach, damit sie ihnen helfen konnte. Die Menschen nannten ihren Beruf Politikerin. Eigentlich habe sie als Frau, so erzählte sie es ihm einst, kein Mitspracherecht – nicht in Phenac – aber nichts brachte sie von ihrem Weg ab. Mama war eine sehr mutige Frau!
    Der Junge biss sich auf die Lippen, damit er nicht laut schluchzte. Er wollte nicht mehr alleine in der Dunkelheit sein, wusste gar nicht wie viele Stunden er bereits auf dem Dachboden zugebracht hatte. Normalerweise beruhigte es ihn, wenn er eine seiner dunkelbraunen Locken drehte, doch dieses Mal fing seine Hand zu zittern an und er hielt beinahe sich in seinen Haaren fest.
    Ihre Stimme ebbte in seinem Kopf ab, verging nicht, sang aber nur noch wie aus weiter Ferne ihre beruhigenden Melodien. Ein störendes Stimmengewirr mischte sich der schönen Musik hinzu, welches er mit einem Puzzle verglich, aus vielen Teilen bestehend. Er hörte die Stimmen der bösen Männer, verstand aber ihre Worte nicht. Dazu waren sie zu leise.
    Plötzlich vernahm er einen lauten Knall und zuckte zusammen, so laut, als wäre eine Feuerwerksrakete neben ihm explodiert. Er kannte diesen Knall nur aus dem Fernseher, wenn die Guten die Bösen jagten. Dann zückten sie Pistolen und schossen aufeinander. Etwas in ihm wehrte sich dagegen zu glauben, dieses abscheuliche Geräusch, welches immer Unheil bedeutete, existiere in der Realität.
    Noch einer und er glaubte sein Trommelfell platze gleich.
    Kazuya schlug die Hände vor dem Mund zusammen um nicht laut aufzuschreien. Er wollte nach seinen Eltern rufen und sie antworten hören. Die innere Starre in ihm verhinderte dies, ließ ihn nur teilnahmslos in die Finsternis starren. Sein Inneres kam einem leeren Raum gleich mit kahlen Wänden und kaltem Licht. Nichts war geblieben, außer einem Satz und einer wohlklingenden Stimme.
    Ich hab dich lieb, Kazu.