Ist ein nettes Füllerkapitel. Doch ihr werdet eine Überraschung erleben. Seht auf einen bestimmten Namen, den Ken ruft. ;)
Watashi Mekenai - I won't loose
Dies war ein inoffizieller Wettbewerb, doch er sollte genauso wunderbar werden wie all die anderen. Es waren keine Fernsehteams anwesend, bloß ein Sucher junger Talente.
Ken schloss die Augen. Nervosität griff nach ihm, denn der letzte Wettbewerb war so lange her gewesen...viel zu lange. Vor knapp drei Jahren hatte er den Auftritt spielerisch gemeistert. Stets war sein Geliebter bei ihm gewesen, doch diesen Platz nahm dieses Mal Amaya ein. Seine Liebste hielt Wettbewerbe für Zeitverschwendung. Auf der anderen Seite hatte sie ihm geschworen, er dürfe so bald wie möglich wieder an einem teilnehmen und sie wusste wie sehr Ken es liebte Koordinator zu sein. Da aus Kad’ae keine Übertragung stattfand war dies nicht einmal gefährlich.
In wenigen Momenten war es an ihm den Wettbewerb zu eröffnen. Selbstzweifel ergriffen ihn. So lange nicht mehr zu koordinieren hinterließ doch Spuren in seinem Können. Ken schlug die Augen auf. Hinter der Bühne war es dunkel, gedämpft vernahm er die Stimme des Moderators. Bloß noch wenige Sekunden. Ihm zitterten die Knie, ein wirrer Schleier legte sich über seine Gedanken. Erinnerungen an das Gesagte seiner Mitstreiter kehrten zurück.
„Der will ein Koordinator sein!?“, sagte der Eine mit höhnischer Stimme.
„Gegen die Tunte werde ich keinesfalls verlieren“, lachte die Andere.
Was ist, wenn der eine Junge Recht gehabt hatte? Durfte man sich Koordinator nennen, wenn man solange nicht auf der Bühne gestanden war? Darüber nachzudenken blieb keine Zeit, denn der Vorhang fiel langsam. „Yozákura Ken aus Blizzach, aufgewachsen in Xenoverille.“
Ein letztes Mal atmete er tief durch, bevor er zögernd auf die Bühne trat. Jeder Schritt war mit Bedacht gewählt. Ken blinzelten zwischen den traditionellem Fächer hindurch um einen Blick in Amayas Augen erhaschen zu können. Jene schmunzelte, wusste sie doch zu genau den Grund weshalb er in seinem lavendelfarbenen Kimono, mit hochgestecktem Haar und Ogi auftrat. Es war ein geschickter Strategiezug von seiner Unsicherheit auf sein Aussehen abzulenken und ein Koordinator wusste dies. Amaya schüttelte zwar über sein Auftreten innerlich den Kopf...Und dennoch: ihr Liebster war wunderschön! Die Agentin nickte kurz aufmunternd. Sie glaubte an ihn und so kehrte sein Selbstbewusstsein zurück.
Er sah durch die Runde und zwinkerte einigen Zuschauern, ihm gleich ob Mann oder Frau, zu, wusste er doch zu genau wie er die Herzen des Publikums erobern konnte. Oft genug hatte man Ken gesagt was für wunderschöne, blaue Augen er doch habe.
Ken nahm einen Pokeball zwischen seine Finger, senkte die Hand mit dem Fächer, hielt diejenige mit dem Pokeball kurz vor sich. Jede Bewegung hatte er in Gedanken hunderte Male abgewogenen, bedacht und sich zur Umsetzung gezwungen. Hoffentlich sah dies nicht zu künstlich aus.
„Raichu, on stage.“ Mit einer eleganten Umdrehung warf er den Pokeball vor sich. Der Lichtstrahl formte ein mausähnliches Wesen. All die Verletzung, die es davongetragen hatte, waren verschwunden. Sein Körper hatte sich in einem hellen Orange gefärbt, seine Gestalt war größer geworden und sie hatte sich verändert. Die Ohren waren wunderschön geschwungen. Raichu streckte sich kurz ob seines neuen Körpers. Ken hatte ihm nach seiner Entwicklung einen Spiegel vor ihn gehalten, ihm gesagt wie hübsch sein neuer Körper aussehe. Ungläubig hatte sich Raichu eine Pfote auf die Wange gelegt. All seine Verletzungen, all seine Narben und Wunden: sie waren auf seiner Seele noch vorhanden, doch sein Körper verbarg sie in seinem tiefen Inneren.
„Raichu“, holte Kens Stimme ihn in die Gegenwart zurück. Sein Trainer klappte geräuschvoll, so wie mit anmutigen Bewegungen den Fächer zu und befahl: „Ladungsstoß.“ Ken und er übten Tag ein, Tag aus um diese Attacke in ihren nur erdenklich möglichen Formen anzuwenden. Raichu wusste für welche Variante er sich entscheiden sollte.
Sein Trainer trat sicherheitshalber einige Schritte zurück.
Raichu breitete die Arme aus, eine Welle flüssiger Elektrizität baute sich hinter ihm wie eine Wand auf. So umfloss ihn Elektrizität, einer Welle des Wassers gleich: kraftvoll herabstürzend und faszinierend, denn noch nie hatte das Publikum eine solche Vorführung mit ansehen dürfen. Es spielte sich vor ihren Augen ab, doch es sah zu unglaublich aus um das Geschehen als wahr zu betiteln.
In dem Moment als sich die Welle mit sonnengelber Färbung sich um Raichus Körper legte vernahm er den letzten Befehl: „Finale Raichu! Ladungsstrahl und Donnerblitz.“
Rasch hatten sich Funken, welche sich sammelten, vor Raichu eingefunden und durchbrachen eines Strahles gleich die Wellen. Ein Donnerblitz folgte und formte die Elektrizität zu tausenden kleinen Funkensterne. Das Pokemon empfand ein Gefühl, das er das letzte Mal als Pichu gespürt hatte: Spaß.
Kurz wandte er seinen Kopf zurück und sah Ken stolz lächeln. Es war weniger der Stolz auf sich selbst, als auf Raichu.
Erst war es still, bloß ein bezaubertes Raunen ging durch den Saal. Dann legte sich ein Applaus für den Koordinator in die Luft und auch die Jury schien vollends zufrieden zu sein. Dies spiegelte sich in den vergebenden Punkten wider: Zweiundneunzig Punkte. Ken stockte der Atem für wenige Momente. Das waren soviel mehr als er erwartet hatte und es war an seiner Aufführung gelegen, nicht an seinem hübschen Aussehen.
Hinter der Bühne fiel gänzlich die Anspannung sowie die Selbstzweifel von ihm ab. Vor wenigen Jahren hatte er noch geglaubt, er hätte nur ein Talent für das Kämpfen und Koordinieren. Dies wusste er mit Bestimmtheit, doch alles andere... Ich kann das doch nicht, redete er sich stets ein. Vielleicht war es sein Ziehvater, der ihm stets gesagt hatte, er sei ohne jedendliche Talente und Besonderheiten. Tama schließlich meinte stets wie gut er kämpfen und koordinieren könnte, wie schön seine Zeichnungen waren und wie einfühlsam er mit Menschen und Pokemon umgehe. Und wieder einmal vermisste er Tama, denn sein Geliebter hatte auch all seine Macken und Schwächen an ihm geliebt, genauso wie Amaya.
Jene kam zu ihrem geliebten Koordinator hinter die Bühne. Da niemand anderes anwesend war, nahm sie ihn in den Arm. „Das war gut, Schatz.“ Amaya trat einige Schritte zurück. Eine kleine Kette aus Kirschblüten zierten sein hochgestecktes Haar, blaue, große Augen, unterstrichen durch das Lavendel des Kimonos, sahen sie zärtlich an.
„Rai-Raichu“, meldete sich das Pokemon zu Wort.
Ken kniete sich vor ihn, strich Raichu liebevoll über den Kopf. „Danke, dass du mir gefolgt hast und dass du dein Bestes gegeben hast. Du warst wirklich klasse.“ Sein Trainer lächelte aufrichtig. „Danke, dass du mein Pokemon bist.“
In Raichus Gedanken wiederholte sich stetig dieser letzte Satz. Vielleicht war Ken, obwohl er ein Mensch war, doch ganz in Ordnung.
„Raichu, macht es dir etwas aus, wenn ich dich jetzt einsetze und Papinella, Psiana und Altaria später nehme?“
Das Pokemon schüttelte kurz den Kopf. „Rai.“ Wie sehr sich Raichu schon auf den Kampf freute. So viele neue Attacken standen ihm zur Verfügung. Er hatte noch nie unter der Anweisung eines Menschen gekämpft und vor wenigen Monaten noch, da wäre er zu stolz dazu gewesen. Er sah zu wie sich Ken mit seiner Liebsten unterhielt, solange bis abermals sein Name für den ersten Kampf aufgerufen wurde.
Die erste und die zweite Runde verliefen ohne jedendliche Komplikationen. Das Halbfinale stellte eine recht große Herausforderung dar, die Altaria jedoch bravourös leistete.
Selbstsicherer als vorhin betrat Ken die Bühne. Erneut wedelte er mit dem Fächer vor seinem Gesicht, hielt ihn schließlich davor und sah hindurch. Mit einem einzigen Blick hatte er das Publikum erneut in seinen Bann gezogen.
Schließlich klappte er den Ogi zu, hielt ihn nach unten, den Pokeball hoch. Es waren einstudierte Bewegungen und dennoch wirkten sie nicht künstlich. Ihm gegenüber stand ein junges Mädchen, vielleicht zwölf Jahre alt. Eingeschüchtert sahen große, braune Augen durch das Publikum. Kein einziger Zuschauer hatten seinen Blick auf sie gerichtet. Ihre Knie schlotterten sichtlich. War sie denn unsichtbar!? Dies war der Moment indem sich Ken für sein Auftreten, ja gar sein feminines Aussehen, schämte. Diese Nachwuchstrainerin war schier unwichtig geworden.
So sah die unerfahrene Trainerin schüchtern ihr bezauberndes Gegenüber entgegen. „Das schaffst du schon“, formten dessen Lippen lautlos. Hatte sie sich gerade versehen? Wollte ihr Gegner ihr wirklich Mut zusprechen? Jener nickte bestätigend.
„Drei Minuten. Ab...“ Der Moderator zählte die Sekunden seiner Uhr. „...jetzt.“
„Papinella, stage on.“ Langsam formte der Lichtstrahl den anmutigen Schmetterling. Durch das Scheinwerferlicht kamen die Farben ihrer Flügeln vollends zu Geltung.
„Panpyro“, rief das Mädchen aus. „Zeig uns allen was du kannst.“
Ein in einem dunklen Orange gefärbter Affe, an dessen Schwanzende eine Flamme loderte, verließ den Ball.
Ken kannte die Pokemon aus Shinou nicht besonders gut. Rasch suchte er in seinem Gedächtnis die Daten zu Panpyro, konnte sich jedoch nur an das Feuerelement erinnern. Das Zweite war ihm entfallen.
„Eröffne Panpyro“, meinte das Mädchen, mutiger durch ihren Vorteil geworden. „Verstärke deine Attacken mit Sonnentag.“
Gleißendes Licht legte sich über das Kampffeld.
„Papinella, den Solarstrahl“, konterte Ken.
Rasch durch das verstärkter Licht war die mächtige Attacke geladen. Ein Energieball sammelte sich vor Papinella, war so schnell gewachsen wie noch nie.
Sein Gegenüber ballte die Hände zu Fäusten, hatte sie ihrem Gegner noch einen Vorteil verschafft. Ein grünlicher Energiestrahl bannte sich seinen Weg zu dem Affenpokemon. Jenes wartete auf den Befehl seiner Trainerin, vergebens. Nicht wissend was zu befehlen ist, starrte sie ungläubig auf den so rasch geladenen Solarstrahl. Erneut griff Nervosität nach ihrem Herzen. Ihr Blick fiel auf den Punktekreis, der aufgrund fehlender Gegenwehr ein Achtel seiner Größe verlor.
„Papinella noch einmal den Solarstrahl.“ Ken wusste, dass das Mädchen auf ein und die Selbe Attacke wohl nicht gleich reagieren würde und so fasste sie sich tatsächlich und rief Panpyro zu: „Los, Feuerwirbel.“ Flammen umschlungen die grünliche Energie, verband sich mit ihr so wie sich zwei entgegen gesetzte Winde umschlangen, sich einen Machtkampf lieferten und doch gewann keiner der beiden.
„Tempohieb, Panpyro.“ Rasch, mit der Faust schräg vom Körper angewinkelt, hastete der Affe auf den Schmetterling zu. Papinellas Schwingen schlugen ruhig auf und ab, denn sie vertraute auf eine rechtzeitige Entscheidung ihres Trainers und mochte diese schon ein so manches Mal in der letzten Sekunde gefallen sein.
„Kampf“, flüsterte Ken überlegend. „Panpyros zweites Element ist Kampf.“ Somit war auch Papinella im Vorteil. „Ausweichen.“ Mit einer Schraubenbewegung rund nach links entging der Schmetterling dem Schlag. Sie wusste welchen Namen die folgende Attacke trug. „Aero-Ass!“
So wie ein Falke seinen Gegner im Luftkampf umkreiste und ihn zu Boden stieß, so erfasste Papinellas Flugattacke Panpyro und ließ jenen zu Boden fallen. Blitzschnell hatte sie zugeschlagen und ließ Kens Gegnerin abermals keine Zeit zum Überlegen.
Mit einem lauten Knall kam der Flammenaffe auf, erfing sich aber schnell und stellte sich auf die Beine.
„Feuerschlag.“ Mit einer flammenden Faust stürzte sich das Feuerwesen auf Papinella, den schier schwächeren Pokemon. Doch der Schmetterling war viel stärker als erst von dem Mädchen angenommen.
„Anziehung, Papinella.“ Panpyro traf seiner Gegnerin nicht, doch stattdessen sah er verliebt jener entgegen. Wie süß dieses Papinella doch war. „Papinella, Silberhauch.“ Die Energiesalven, welche im Scheinwerferlicht silbrig schimmerten, klärten Panpyros Gedanken.
„Zurückschlagen mit Flammenwurf.“ Lodernde Flammen sammelten sich im Rachen des Pokemon, solange bis sie stark genug waren um als kraftvoller Strahl entfesselt zu werden.
„Windstoß, los!“ Mit anmutigen Bewegungen und schlagenden Schwingen wandte sich Papinella um ihre eigene Achse. So sammelte sich ein Tornado aus Flammen um sie, Papinella selbst jedoch im windstillen Auge.
„Spreng ihn mit Silberhauch!“, rief Ken. Diese Kombination hatte er mit Tama zusammen entwickelt, geschaffen und schließlich in die Tat umgesetzt. So verband er dies mit vielen schönen Erinnerungen an seinen Geliebten.
Silbrige Flammen, welche mit dem Licht spielten, das Feuer wie flüssiges Silber aussehen ließen, sorgten für Punkteabzüge des Mädchens. Die Jury liebte solch wunderschöne Attacken und der erfahrene Koordinator wusste dies. Für wenige Momente, in denen die Zeit still zu stehen schien, zog der Flammentornado sich zusammen. Eines Kokons gleich, bildete er silbrige Flammenfäden um den Schmetterling und doch war dieser durch den rotierenden Wind geschützt. Schließlich explodierten die Flammen, geschaffen aus zwei Attacken, welche unterschiedlicher nicht sein konnten.
„Wahnsinn“, hauchte das Mädchen. So sehr wie sie beeindruckt von dem Spektakel war, so sehr fürchtete sie auch ihre Niederlage. „Panpyro schnell weg da.“
„Pan? Panpyr~pyro?“, fragte ihr Pokemon und sah sie unglaubwürdig an. In welche Richtung sollte er ausweichen, würde sich die Attacke doch bloß allzu bald über das ganze Feld legen.
„Schaufler, Panpyro!“
Das Feuerwesen nickte, doch es war zu spät gewesen. Da traf ihn die Salven aus Flammen und Windhauch bereits und er spürte wie all seine Energie aus dem Körper wich und sich ein entspannender Schlaf sich über ihn legte.
„Damit steht der Sieger fest.“ Der Moderator überreichte Ken ein Band. Es zählte nicht für den großen Wettbewerb, doch an jenem konnte der Koordinator nicht teilnehmen, nicht in dieser Lage. Das Publikum applaudierte dem Sieger und seinem Pokemon zu.
Das Mädchen nickte kurz ihrem Gegenüber gratulierend zu und spurte vom Kampffeld. Sie war ihm dankbar, dass er sein Bestes gegeben hatte, doch sie verlor...verlor ohne einen Moment lang die Aussicht auf den Sieg gehabt zu haben. Tränen legten sich in ihre Augen. Dies war ihr erster Wettbewerb gewesen. Warum musste sie unbedingt verlieren?
Sie spürte wie sich sanft eine Hand auf ihre Schulter legte und so wirbelte sie erschrocken herum. Blaue, warme Augen sahen sie verständnisvoll an. Rasch wischte sich das Mädchen ihre Tränen des Kummers aus den Augen.
„Wie heißt du denn?“, fragte Ken sanft.
„Sayuri.“ Sayuri sah beschämt zu Boden. „Peinlich nach einer Niederlage zu heulen“, flüsterte sie sich selbst verärgert zu.
„Habe nach meiner ersten Niederlage richtig geflennt, genauso wie nach meiner zweiten, dritten, vierten und fünften Niederlage. Und nach meinen ersten Siegen habe ich vor Glück geweint.“ Kens Lippen umspielte ein aufmunterndes Lächeln.
Sayuri sah ihn abschätzend an. „Das glaube ich dir gerne“, lachte sie dann.
„Bist du dann fertig die Kleine aufzumuntern?“, fragte Amaya harsch neben ihn. „Dann können wir ja gehen.“ Dann flüsterte sie ihm etwas in sein Ohr, das ihn vor Freude Tränen in die Augen trieb. Er hatte es schon so oft gehört, doch jedes Mal klang es wie wunderschöne Musik in seinen Ohren. „Ich liebe dich, mein süßer Koordinator.“