Beiträge von Bastet

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    Pikachu


    Ein tiefes Knurren erfüllte die Nacht. Von einem schier millionenalten Wesen kam es. Von einem Wesen, das so alt wie die Erde selbst war. Eine riesige Schlange mit smaragdgrünen Schuppen huschte über den Himmel. Einen Moment lang, es war zu schnell für menschliches Auge. Ja, die Schuppen selbst schienen aus den Edelsteinen zu bestehen, sie glitzerten im silbrigen Mondlicht.


    Papier raschelte. Schnell erhaschte das kleine Kind noch einen Blick auf den Drachen, bevor die nächste Seite aufgeschlagen wurde.


    Das Wesen maß über sieben Meter und doch bekamen es trotz seiner Größe noch nicht viele Menschen zu Gesicht. Der Wächter, die Gottheit!, des Himmelsreiches wurde von denjenigen, glücklichen Menschen als flügellose Schlange bezeichnet. Mysteriös, anmutig…egal welche Worte die Augenzeugen für dieses Wesen gebrauchten: stets klangen sie ehrfürchtig.
    Rote Muster überzogen seinen länglichen Körper, gelbe Reptilaugen blitzten auch noch in der dunkelsten Nacht auf, hell und klar wie bei Tage.


    Mit funkelnden Augen sah das Mädchen im Alter von drei Jahren auf.
    „Weiterlesen!“, forderte sie rasch.


    Es bewegte sich im Schutze der Nacht. Jenen Gottheiten waren dazu verdammt zu jagen, waren sie doch in Körpern gefangen.
    Die Schlangengestalt erspähte ein von seiner Herde abgetrifftetes Pokemon. Es war noch ein Fohlen. Mit hinkendem Fuße und herzereisendem Ruf nach der Mutter, ging es langsam auf den Hang zu. Setzte vorsichtig einen Schritt vor den Anderem.
    Der Wächter des Himmels sah in jenem Wesen eine verblassende Aura des Schicksals. Erst im nächsten Leben hatte es eine Aufgabe zu erfüllen.


    „Aber es ist doch ein Baby!“, empörte sich das Kind. Hilfesuchend sah es zu ihrer Mutter auf und wandte danach wieder entsetzt ihren Blick auf das gezeichnete Bild. Im Schatten der Bäume lauerte der Jäger auf sein Opfer. Gleißend, gelbe Augen strahlten aus dem Gebüsch hervor. Sah das Pokemon ihn denn nicht?!
    Beruhigend strich die Mutter ihrem Kind über die Wange. „Mein Kleines, es ist doch bloß eine Geschichte“, lächelte sie und fuhr mit erzählender Stimme fort.


    Eines Snobilikat gleich, welches vor dem Bau eines Sandans ausharrte, schnellte der Drache hervor. Dolchlange Zähne eines Gebisses in der Größe eines ausgewachsenen Gallopas waren zum Angriff bereit.
    Doch wie aus dem Nichts erschien in jener für das Pokemon so schrecklichen Sekunde ein grelles, reines Licht. Es umspielte den Körper seines Opfers.
    Es wandelte sich langsam. Rubinrote Schwingen breiteten sich aus, jede einzelne Feder leuchtete im Mondschein. Ein Federkleid in den schönsten Farben bekleideten das zuvor sehr schlicht wirkende Pokemon. Sein Körper bekam eine ibitakgleiche Gestalt. Doch jener maß mehr als vier Meter.
    Nun erfüllte ein schriller Schrei eines Vogels die Nacht. Von einem Wesen, das gerade erst im grellen Licht geboren wurde.
    Ein silberner Glanz umspielte das in prächtigen Farben erstrahlende Gefieder. Das Licht wandelte sich für kurze Zeit in gleißende Flammen. Der Drache wich erschrocken zurück. Allmählich verging es wieder, doch zurück blieb ein neues Wesen.


    Das Pokemon von dem der Himmelswächter glaubte, ihm sei keine Aufgabe zugeteilt worden, sollte von nun an mit ihm über das Reich über den Wolken herrschen.


    So wurde Ho-oh geboren.


    Amaya starrte in Erinnerungen vertieft auf die Mutter mit ihrem Kind. Wenn doch ihre Eltern noch am Leben wären….
    Sofort schallte sie sich in Gedanken dafür. Sie war eine Agentin und eine Diebin! Eigentlich brauchte sie niemanden und doch wünschte Amaya sich manchmal, ihre Eltern wären noch am Leben.


    Seufzend ließ sich Amaya in einen recht unbequemen Sessel fallen. Schon seit zwei Stunden wartete sie im Vorraum des Hotels. Warum brauchte Ken bloß so lange alles zusammenzupacken!? So wie sie ihren Liebsten kannte stand er noch immer im Bad und konnte sich nicht so recht entscheiden welche Kleidung er tragen sollte.
    „Diese männliche Diva“, raunte sie ihrem Teamkollegen zu.
    Auch Kiyoshi wurde langsam ungeduldig. Immer wieder ließ er seinen Blick zu den Stufen wandern.


    Aus Langweile wurde die Einrichtung des Hotels viel genauer angesehen, als es Amaya sonst getan hätte.
    Rote Seidenvorhänge fielen zu beiden Seite des mit einem Goldrahmen verzierten Fensters hinab. In einem gleichmäßigen Takt prasselten Regentropfen dagegen. Der Himmel war wolkenverhangen und die Luft eisig kalt. Langsam wurde es Herbst. Amaya mochte diese Jahreszeit nicht. Alles erstrahlte in bunten Farben. Rote, gelbe und manchmal auch noch leicht grüne Blätter fielen von den Bäumen hinab. Warum konnte es nicht Winter sein?!
    Sofort schweiften ihre Gedanken zu ihrem noch immer nicht erschienen Freund ab. Sie war sich sicher, dass er den Herbst liebte, genauso wie den Sommer und den Frühling.
    Den Frühling sicherlich am Meisten, da sich langsam wieder die Welt in ihrer vollen Pracht zeigte. Blumen blühten wieder auf, Pokemon, die den Winter in einem Bau verbracht haben, kamen wieder aus ihren Verstecken hervor um von warmen Sonnenstrahlen begrüßt zu werden.
    Amaya mochte den Gedanken nicht.


    „Na, gehen wir dann?“, fragte Ken neben ihr.
    „Zuerst sich wie ein Model zurechtrichten und dann fragen, ob wir nicht endlich gehen können!“, neckte sie ihn.
    Eigentlich hatte sich Amaya schon ihn zurechtweisende Wörter ausgedacht, doch auf einmal war ihr Ärger verflogen. Die lange Wartezeit schien ihr nun bedeutungslos geworden zu sein, als sie in diejenigen blauen Augen sah, in die sie sich als Erstes verliebt hatte.
    „Tut mir leid. Du hast mich ja aufgeweckt, aber dann bin ich wieder eingeschlafen und…“
    Amaya schüttelte ungläubig den Kopf. „Aber jetzt hast du alles, oder?“
    Er nickte.


    „Ist das nicht wunderschön?“, strahlte Ken, als sie schließlich aus dem Hotel gingen.
    Es hatte aufgehört zu regnen und ließ eine in den nassen Straßen sich spiegelnde Welt zurück. Noch vereinzelte Wassertropfen lösten sich vom Himmel, doch zwischen den grauen Wolken, kroch langsam wieder die Sonne hervor.
    Ein Wasserfilm überzog das bunte Laub und ließ dessen Farben in ihrer vollen Pracht erstrahlen, sofern sie dem raren Sonnenlicht ausgesetzt waren.
    Amaya musterte ihren Freund kurz mit liebevollem Blick. Er erinnerte sie immer daran, warum die schier so kalte Agentin sich verliebt hatte.
    „Es ist doch bloß Wasser und Herbstlaub“, konterte sie, darauf erpicht ihn wieder zu necken.
    „Wunderschön!“, beharrte ihr Liebster.


    „Aber kalt“, fügte er hinzu und drängelte sich noch enger in die dünne Jacke.
    Auch hatte er Handschuhe und einen Schal gekauft, doch diese waren alle Modeaccsesiours aus Seide. Amaya schüttelte leicht lächelnd den Kopf. Frauenhandschuhe, welche bis über die Ellbogen reichten, und einen Modeschal zu einer ärmellosen Jacke zu tragen, konnte auch nur ihr Freund sich einfallen lassen. Und doch sah es an ihm sofern man ihn kannte, nicht zu albern aus.
    „Wie wär’s, wenn wir noch schnell eine ordentliche Jacke kaufen gehen?“, fragte Kiyoshi kurz an und bekam ein klares Nicken zur Antwort.
    „Und wen soll ich jetzt bestehlen? Siehst du hier noch Personen auf der Straße? Nein?!“


    Grelle Blitze unterbrachen das Gespräch. Ein aufgebrachtes Magnayen lief die Straße entlang, suchte einen geeigneten Kampfplatz. Seine Kehle verließ ein tiefes Knurren. Die Haare des Schattenhundes sträubten sich. Kurz zuckte in der Ferne ein weiterer Blitz auf, dieses Mal war er auf Magnayen gerichtet. Mit einer raschen Bewegung war er ihm ausgewichen.


    Eine Donnerkugel schoß aus einer finsteren Seitengasse hervor. Für einige Momente schien es, als würde sich Magnayens Gegner weiterhin im Schutze der Dunkelheit verstecken. Doch jene Kugel aus gelben Blitzen umgab ein Wesen, ein ziemlich kleines Wesen.
    Kampfeslustig richtete sich der Feind des Schattenhundes auf.
    „Pika-Piii!“, rief er ihm feindselig entgegen.
    Eine tiefe Narbe erstreckte sich von seinem linken Augen bis zur Wange. Die schwarzen Spitzen der gelben, langen Ohren zeugten ebenfalls von seiner Kampfeslust. Sie waren zum Teil zerbissen, zerkratzt und auch Brandnamen konnten sie vorweisen.


    Gleißende Funken umspielten die roten Backen der Elektromaus. Magnayen tänzelte um das Pikachu. Es versuchte zuzubeißen, wich im nächsten Moment wieder zurück nur um einen neuen Versuch zu starten.
    „Pekachuu!“, rief der kleine Raufbold aus und erhellte die recht dunkle Straße für einige Momente. Eines Arboks gleich kam ein Blitz hervogeschnellt und durchdrang den Körper des Schattenhundes. Magnayen hielt sich bloß wankend auf den Beinen, schaffte es aber dennoch. Markerschütterndes Jaulen ertönte über den Straßen Malvenfrohs. Eine weitere Donnerattacke sollte für Magnayens Niederlage sorgen.


    „Psiana Sternenschauer, los!“, rief Ken aus, er konnte das Leiden des Schattenhundes nicht mehr ertragen.
    „Misch dich da nicht ein!“, giftete Amaya ihn an. „Kann uns doch egal sein, wenn ein paar dumme Pokemon meinen, sie müssen sich den Schädel gegenseitig einschlagen!“
    Geschickt wich Pikachu jeden einzelnen der Energiesterne aus. Abwertend, sowie provozierend spuckte das kampfeslustige Pokemon vor sich auf den Boden. Pikachu hasste die Menschen! Und dieser sollte es zu spüren bekommen!


    Abermals zuckten Blitze um seine Wangen. Doch jene Attacke war dieses Mal nicht auf ein Pokemon gerichtet. Angsterfüllt starrte Ken den Donnerblitz entgegen. Wie ein Lähmungsmittel fuhr die Angst durch ihn und veranlasste ihn stehen zu bleiben, auf ein Wunder zu hoffen. Wie aus weiter Entfernung glaubte er Amayas Warnrufe wahrzunehmen. Ein schrilles Miauen ließ ihn aus einer verschwommenen Scheinwelt zurückkehren. Psiana hatte sich selbstlos vor ihren Trainer gestellt. Recht schnell hatte sie sich von dem Angriff wieder erholt.


    „Psiaana-Psii-Psiaana!“, rief sie dem Pikachu entgegen. ‚Das ist eine Sache zwischen uns beiden, mein Trainer hat nichts damit zu tun’, meinte sie wohl. Die Lichtkatze pfauchte bedrohlich, auch ihr lavendelfarbenes Fell sträubte sich.


    „Psystrahl!“, rief Ken aus.
    Ein elektrisches Rad kam auf das Pokemon zugerast. Grelle Funken befreiten sich aus dem Rad, wurden jedoch gleich wieder von der Elektrizität zurückgezogen. Licht umspielte das Rad aus Elektrizität, dessen Mitte das Pokemon selbst darstellte, und tauchte es in rote Farben. Noch nie hatte der Koordinator ein solches Schauspiel von einer Attacke gesehen. Gefährlich, unwirklich wirkend und zugleich wunderschön. Der Ehrgeiz dieses erstaunliche Pokemon zu fangen und zu zähmen keimte in dem Trainer auf.


    „Ausweichen Psiana und Psychokinese!“, befahl er seiner Katze. Dem Ehrgeiz mischte sich ein mulmiges Gefühl bei, Psiana sollte schließlich nicht verletzt werden.
    Ein lilafarbener Lichtfilm bedeckte Psiana, in ihre Augen legte sich ein eisblauer Glanz. So funkelte auch der Edelstein auf ihrer Stirn in allen Regenbogenfarbenen. Mit telepathischen Kräften wurde das Pikachu emporgehoben. Unkonzentriert konnte das gegnerische Pokemon die Kugel aus Blitzen nicht länger um seinen Körper halten.


    „Sterneschauer und Psystrahl!“, rief Ken aus. Es war bloß ein Bauchgefühl, dass diese Attacken nun richtig eingesetzt worden waren. Beim Kämpfen blieb nie viel Zeit sich Gedanken zu machen.


    Regenbogenfarbene Sterne, durch den Psystrahl gefärbt, trafen Pikachu. Jenes hielt sich schließlich verbissen an einer Laterne fest und stürmte nach dem Sternensturm mit einer schnellen Attacke zurück. Sein Schweif funkelte silbern auf. Stahl traf die Lichtkatze direkt auf dem Kopf. Durch das Metall leitete das kampfeslustige Pokemon einen starken Blitz.
    „Psiana, nein!“
    Psianas gellender Schrei trieb ihrem Trainer Tränen in die Augen. Bei einem Pokemonkampf sollten sich die Kämpfer doch nicht wirklich verletzen. Dieses Pikachu hielt von dieser Moralvorstellung und von Regeln wohl nicht viel. Obwohl die Lichtkatze längst du Boden gegangen war, verließ ein weiterer Blitz seinen Körper.


    „Nein, lass das sein!“, schrie Ken verzweifelt. Psiana durfte nichts geschehen! Sie kannten sich doch schon zehn Jahre, und sie war ihrem Trainer stets eine gute Freundin gewesen. Starkstrom konnte tödlich enden, nicht bloß für Menschen. Normalerweise stoppten die beiden Gegner mit den Attacken, sobald einer von ihnen mit seinen Kräften am Ende war.


    „Bitte Pikachu, hör auf“, flehte er.
    „Warte, das haben wir gleich. Absol Klingensturm!“, rief Amaya. Psianas Leben war ihr egal, doch sie konnte sich nicht vorstellen mit Kens Vorwürfen zu leben, sie hätte seinem Pokemon nicht geholfen.
    Wieder umspielte ein Schmunzeln die Lippen des Pikachu. Ein greller Blitz zerteilte die Energiesichel. Einer weiteren schaffte das Pokemon schließlich nicht mehr zu entgehen.
    „Absol, Eisenschweif.“
    Nun war es Pikachu, welches energielos am Boden lag. Es lächelte kurz, als es Absol entgegensah. Schon fast ein herausforderndes „Pikka-Pi“ kam der Schattenkatze entgegen.
    „Setz Pikachus Leben ein Ende!“, meinte Amaya trocken. Ihre Amethyste wirkten kalt. Ken schauderte bei diesem Anblick.
    Kiyoshi griff schließlich ihren Arm und schüttelte den Kopf. „Nein“, sagte er eindringlich.
    „Blondschopf, was willst du?“, keifte sie.


    „Warte vielleicht sollte ich…“, meinte ihr Liebster schließlich ausweichend, er hatte sich wieder ein wenig gefasst und konnte wieder klar denken.


    Unschlüssig rollte er einen kleinen Pokeball zwischen den Fingern. Er war sich nicht sicher, ob dies die richtige Entscheidung war. Würde sich dieses kampfeslustige Pokemon je zähmen lassen? Würde es je anfangen ihn zu mögen oder gar mit ihm Freundschaft schließen? Die Antwort auf diesen Fragen lag in der Zukunft und konnte im Moment noch nicht gegeben werden.


    „Na was ist? Wirfst du endlich“, hörte er Amaya ungeduldig sagen. Ihr Absol hatte schon einmal dem Leben eines schlichten Habitaks ein Ende gesetzt, doch in diesem Moment dachte sie an Ken. Er sollte nicht mit ansehen, wie dies wieder geschah. Ihm lag viel zu viel an einem Pokemon, als dass er dies einfach erdulden würde. Amaya liebte ihren Freund wirklich. Rücksicht lautete wohl dieses Wort. Die junge Agentin schallte sich in Gedanken. Sie war wohl wirklich in letzter Zeit weicher und sensibler geworden, denn wenn sie ehrlich war sträubte auch sie sich gegen ihr eigenes Vorhaben zutiefst.


    Schlussendlich warf Ken den Ball. Pikachu wandelte sich bei der Berührung in einen roten Energiestrahl um. Die Nerven des Trainers waren zum Zerreisen angespannt. Eine ganze Minute lang, die ihm wie Stunden vorkamen, wehrte sich Pikachu im Inneren des Balles gegen ihn und kämpfte für seine Freiheit. Mit einem lauten Klicken blieb der Pokeball schließlich stehen.


    Bedächtig hob Ken es auf. „Ich werde gut auf mein Pikachu acht geben.“
    Liebevoll betrachtete er den Ball. „Ich hoffe wir werden doch eines Tages Freunde“, flüsterte er und war sich dabei nicht so sicher – ob sich das Pikachu langsam mit ihm vertragen würde?!

    Ich nehme an, du bist bei Kapitel 14? Hoffe dich stört es nicht, wenn ich weitermache. Unanständig? Ja, ja die prüden Politiker. ^Habs nochmal durchgelesen und hätte es vielleicht romantisch genannt. Aber unanständig? *sich umsicher umseh*


    So hier geht's mal mit Team Magma weiter. ^-^


    Versagen


    Hideaki blinzelte angestrengt den Schlaf aus den Augen. Formverwandlung und Astralprojektion in einem Zauber zu vereinen ermüdeten selbst ihn, den mächtigsten Magier Hoenns. Eine Wut auf sich selbst erfasste ihn. Er war nicht glaubwürdig genug. Warum verlor Dark bloß die Beherrschung über sich selbst!? Er hatte einfach nicht damit gerechnet von dem Jungen geküsst zu werden.
    Gewiss: soweit der Magier das beurteilen konnte war der Saphirwächter sehr hübsch, hatte feminine Gesichtszüge und so war er auch sein Körper sehr schlank und weiblich. Und doch änderte es an der Tatsache nichts, dass er kein Mädchen war.
    Hideaki leckte sich kurz über die Lippen und dachte an den Kuss. Das Gefühl empfand er als…interessant. Seltsam aber interessant.
    In dem Augenblick hatte der Jugendliche vor sich ein hübsches Mädchen gesehen. Dark schüttelte über sich selbst den Kopf. Er hätte Herr über seine Gefühle sein sollen! Viel zu überrascht hatte er reagiert!


    Aus diesen aufrichtigen Augen hätte Hideaki alles lesen können, auch ohne zu seiner Seele vordringen zu müssen. Rasch hatte er jedoch durch den einfachen Zauber erfahren, dass er stets ‚Engelchen’ genannt wurde und nannte ihn bei diesem Spitznamen. Und doch schien das Misstrauen langsam in dem rothaarigen Jungen zu wachsen. Der Kuss verriet den Magier schließlich. Wäre er bloß nicht zurückgeschreckt! Auf der anderen Seite kam es so überraschend, obwohl Dark schon vorher wusste, was Ken wollte.


    Hideaki hatte sich das alles leichter vorgestellt. Zuerst sah er in diese zwei aufrichtigen Augen und glaubte einen naiven, nicht wirklich sehr klugen Jungen vor sich zu haben. Seine extravagante Kleidung machte es auch nicht gerade besser. ‚Leichtes Spiel’, hatte er sich eingeredet und musste sich dabei noch zügeln um nicht mit den Augen zu rollen. ‚Oh nein, bitte sag dass das nicht wahr ist und nicht er derjenige ist, der diese Kraft im Saphir kontrollieren kann.’ Innerlich lächelte er schon zuversichtig.
    Ja, er glaubte ihn allzu leicht von Team Magmas Idealen überzeugen zu können. Erst als er in seinen Geist vordrang wurde er eines Besseren belehrt. Doch es war zu spät. Da hatten Ken schon längst Zweifel ergriffen. Zum Teufel mit der Arroganz und den Vorurteilen! Der Magier war zu überheblich und siegessicher gewesen.


    Hideaki straffte sich und schlüpfte noch ein wenig kraftlos in seine Kleidung. Der junge Magier mochte seine Kleidung sehr. Sie unterstrich seine magischen Kräfte und ließ ihn noch ein weniger mysteriöser wirken. Am Liebsten hätte er sich wieder schlafen gelegt. Der kleine Bruder von Team Magmas Anführer wollte erst gar nicht auf Rin treffen. Sie würde sich seiner Niederlage erfreuen und hätte einen neuen Grund gefunden Hideaki zu hassen. Doch dies tat er als bloßen Vorwand ab um nicht aufstehen zu müssen.
    Ein letztes Mal streckte sich der Magier, bevor er sein Zimmer verließ, jedoch rasch wieder zurückeilend, da er seinen Zauberstab vergessen hatte. Hatte er noch etwas vergessen, gab es noch irgendeine Arbeit in seinem Zimmer zu vollbringen? Hideaki suchte immer neue Einwände um seinen Bruder nicht Bericht erstatten zu müssen. Schlussendlich betrat er widerwillig doch den Gang.


    Schritt für Schritt kam in ihm ein mulmiges Gefühl im Bauch auf. Er hatte seinen Bruder sicherlich enttäuscht! Das wollte Hideaki doch nun wirklich nicht. Die Team Magma Mitglieder, die ihn sahen verbeugten sich zwar, doch vermochten sie ihm nicht lange ins Gesicht zu sehen. Hideaki seufzte auf. Er wusste dass kaum jemand den weinroten Augen standhalten konnte.


    Zögerlich klopfte er an der Tür seines Bruders. Die Kehle schien sich ihm zuzuschneiden. Hideaki suchte verzweifelt eine Ausrede. Nein, er wollte seinen Bruder nicht belügen. Er erfuhr schon immer von ihm die Wahrheit und dieses Mal würde es nicht anders sein!
    Er trat schließlich mit der Erlaubnis in das Zimmer ein und wurde wieder von Tsuyoshi herzlich empfangen. Wenn er bloß wüsste, dass er versagt hatte.
    „Hideaki, wie ist es gelaufen?“, fragte jener mit seiner tiefen, vertrauenswürdigen Stimme nach. Niemand rechnete mit Darks Versagen, er hatte noch nie versagt!
    „Naja…nicht so super..“, formten gezwungenermaßen seine Lippen schließlich die hilflos klingenden Worte.


    Der Boss Team Magmas stutzte und sah ihn ungläubig an. Diese Blicke hinterließen tiefe Spuren auf seiner Seele. In Hideakis Gedanken war bloß mehr Platz für einen Satz: ‚ich habe meinen Bruder enttäuscht!’
    „Was soll das heißen?“, donnerte er.
    Für seinen großen Bruder war dies wohl ein wichtiger Teil des Planes. So hatte ihn Hideaki noch nie erlebt. Doch noch schlimmer als die wütende Stimme war der enttäuschte Blicke Tsuyoshis, welche auf ihm ruhten.


    „Habe mich in Tama verwandelt…war zu unglaubhaft“, stammelte er und der sonst so majestätisch anmutende Magier wirkte wieder wie die fünfzehnjährige, verzweifelnde Jugendliche, der er ja auch war. „..er hat gezweifelt und mich geküsst...ich bin erschrocken..“, brachte Hideaki seinen durchaus sehr lückenhaften Bericht zu Ende.
    Schon fast ängstlich sah er zu seinem Bruder auf. Er konnte diese Blick schließlich nicht mehr ertragen und ließ den Seinen zu Boden wandern. Hideaki spürte eine unbändige Wut in sich. Zuerst glaubte er, dass diese Ken galt, doch sie war an ihn selbst gerichtet.


    In diesem Moment legte sich Tsuyoshis den ihn erblindend lassenden Schleier namens Wut ab. Er sah durch den mächtigen Magier, welche mit Zauberstab und anmutiger Kleidung vor ihm stand, hindurch und entdeckte seinen kleinen, fünfzehnjährigen Bruder, der verletzt und verunsichert war.


    Doch diese Niederlage sollte nicht unbestraft bleiben. Er war es all seinen Team Magma Mitgliedern schuldig alle gleich zu behandeln.
    „Glückwunsch“, sagte er trocken. „Soeben bist du deinen Job als Vorstand wieder losgeworden.“ Tsuyoshi ging den Schritt nicht gerne, doch es war nur gerecht. Alle anderen wären mit dem selben Urteil bestraft worden. Den hohen Posten als Vorstand bekam Hideaki wegen seiner Fähigkeiten nicht wegen der Tatsache, dass er sein kleiner Bruder war.
    Und doch machten ihm die niedergeschlagenen Blicke Hideakis zu schaffen.
    „Darf ich gehen?“, wurde leise gefragt.
    Team Magmas Anführer nickte.
    Versucht so stolz wie eh und je zu wirken verließ er des einen Magier angemessen Ganges den Raum. Da er sich nicht mehr im Büro seines Bruders befand würde er wieder auf andere Mitglieder treffen. Er durfte vor ihnen keine Schwäche zeigen.


    Und Hideaki würde auf Itoe treffen. Das bezaubernde, liebenswerte Mädchen. Der Gedanke an sie ließ ihn für kurze Zeit sein schlechtes Gewissen gegenüber seinen Bruder vergessen. Der Magier mochte ihre typisch mädchenhafte Art. Sie liebte schöne Kleider, süße Pokemon und Blumen. Sie war stets um alles und jeden besorgt und auch wenn sie schwach erschien: Hideaki gab sie stets neuen Mut und ihr Lächeln, ihr Mitgefühl und ihre Gabe wirklich zuzuhören gaben dem Magier Kraft.


    Entschlossen ging er auf die so gut wie immer verlassene Terasse. Niemand bis auf Itoe mochte diesen Ort. Sie jedoch fand ihn zauberhaft. Hübsche Pflanzen schlängelten sich an der aus Stein gehauenen Mauer hoch. Über ihnen wuchsen Trauben. Es war ein Ort schlichter Schönheit und einer der wenigen, die die Sicht auf die Außenwelt gewährten. Team Magmas Versteck war tief im Untergrund Hoenns verborgen, nur wenige Plätze ließen die Sicht zur Außenwelt zu. Eine stämmige, alte Eiche und einige Wolken boten den an das dämmrige Licht des Untergrundes gewohnten Magier eine sehr schöne Aussicht.


    Wie von Hideaki erwartet wurde saß Itoe wie immer um diese Zeit auf der Mauer und redete mit ihrem Eneco. Das Katzenwesen folgte aufmerksam ihrer Worte, sowie er ihrer zauberhaften Stimme lauschte. Das Pokemon bestritt erst einmal in seinem Leben einen Kampf. Itoe benahm sich wie eine Anfängerin! Doch selbst dieses Ungeschick, das sie aufwies, ließ das Mädchen für Hideaki bloß noch liebenswerter erscheinen. Er schüttelte über sich ungläubig den Kopf als er daran zurückdachte den Kuss mit einem Jungen vor Kurzem noch als interessantes Gefühl empfunden zu haben.


    Die Worte verstummten, liebliche Augen in der Farbe junger Tannen sahen Hideaki eindringlich an. Ihr ebenholzbraunes Haar fiel ihr offen bis zur Hüfte hinab.
    „Hideaki“, lächelte sie ihn schließlich an. Es wurde ihm warm ums Herz.
    „Setz dich doch zu mir.“
    Ob sie über Hideakis Gefühle Bescheid wusste? Er konnte es nicht sagen. Selbst wenn sie jene nicht erwidern konnte, wäre sie viel zu rücksichtsvoll gewesen ihm diese Hoffnung zu rauben.


    Doch sie mochte ‚Dark’, den Magier über dem man hinter vorgehaltener Hand lästerte. Viele Gerüchte, selten gute, wurden über ihn verbreitet. Manche behaupteten sogar, er wäre einen Pakt mit dem Bösen eingegangen um solche Kräfte zu besitzen. Man fürchtete den mächtigsten Magier Hoenns mehr als man ihn respektierte.
    Itoe hatte diesen Gerüchten noch nie Glauben geschenkt. Auch sie verfügte über magische Fähigkeiten, denn diese waren bis zu einem gewissen Grad eine reine Frage der Übung. Ihre Magie war weder besonders ausgeprägt, hatte keine besondere Aura und war auch nicht sehr stark.


    Über die einfachsten Zauber verfügend, wagte sie einen kurzen Blick in Hideakis Seele. Itoe konnte sehr viel Dunkelheit sehen, doch auch blühte ein großer Schein des Lichts. Nein, Hideaki war kein schlechter Mensch. Gewiss gab es für seine außerordentliche Begabung der Schattenmagie Gründe. Sie kannte ihn schon seit dem Kleinkindalter. Das war eine viel zu lange Zeit um Zweifel zu hegen.


    Ihr Blick fiel in Hideakis Gesicht. Er sah betrübt und nachdenklich aus. Die meisten Menschen konnten nicht lange in seine weinroten Augen sehen, doch Itoe war fasziniert von ihnen und sie war dem Magier dankbar, dass er sich ihr gegenüber nicht verstellte: nicht jemanden spielte, der er in Wirklichkeit nicht war. Schon so lange wurde von ihm durch seine besonderen Fähigkeiten gefordert stets sein Bestes zu geben. Dabei übersahen diese Leute, ja selbst sein Bruder, den Menschen, der hinter sich hinter dem mächtigsten Magier Hoenns verbarg.


    „Geht es dir gut?“, fragte sie nach.
    „Ich habe versagt“, murmelte er in Wut auf sich selbst versunken.
    Seine Augen suchten die Ihre. Die tannengrünen Augen funkelten Hideaki liebevoll an.
    „Jeder Mensch macht einmal Fehler“, trug sie mit ihrer zauberhaften Stimme vor.
    „Aber ich habe Tsuyoshi enttäuscht“, kam die tonlose Erwiderung.
    „Er wird nur fürs Erste so wütend sein. Morgen, übermorgen wird die Sache nicht mehr so wichtig sein.“
    Sie stoppte kurz und schüttelte leicht lächelnd den Kopf.
    „Und mir ist es gleich wie oft zu versagst.“ Dies hätte sie schon vor zwei, drei Jahren tun sollen. Ab etwa dem Alter in dem sich Jugendliche zum ersten Mal verlieben. Und Itoe wusste was ihr flaues Gefühl im Bauch bedeutete, wenn Hideaki in ihrer Nähe war.
    „Mir ist es gleich wie oft zu versagst. Ich mag dich so wie du bist.“ Diese Worte sollten Hideaki Mut geben, sie sollten ein kleiner Ansporn sein. Angespannt wartete sie seine Reaktion ab.


    Langsam ging er ein, zwei Schritte näher an sie heran. Itoe ließ ihren Blick über Hideaki schweifen. Die traditionelle Kleidung eines Magiers verlieh ihm eine gewisse Anmut. Zögerlich legte er seine Hand um ihre Taile. Verunsicherte Blicke suchten in ihren Augen Bestätigung. Jene funkelten liebevoll auf.


    Hideaki war in Gedanken vertieft. Es schien ihm als würden sie schon Ewigkeiten so verharren. Sie sprang vom Terassengeländer damit sie beide auf Augenhöhe waren. Itoe lächelte schließlich leicht. Es war ein bejahendes, einladendes Lächeln. Nur langsam näherten sich seine Lippen den Ihren. Itoe verspürte den zuerst sehr leisen, unaufdringlichen Wunsch Hideaki zu küssen als immer intensiver werdend. Nun verschwand auch sehr zögerlich aber stetig seine Verunsicherung. Glaubte er etwa, sie würde ihn zurückweisen?!


    Wieder keimte in ihr das warme, angenehme Gefühl auf. Für Itoe war es klar sich verliebt zu haben. Und doch wurde auch sie langsam nervös. Sie spürte seinen Atem in ihren Nacken. Itoes Wangen zierte eine leichte Röte als die Hand ihres Schwarms durch ihr Haar glitt.


    Schließlich schien der Raum von Magie erfüllt. Ihre Lippen wurden von den Seinen umsiegelt. Das sich im siebtem Himmel fühlende Mädchen empfand den Kuss als sehr innig. Niemand kannte sonst seine einfühlsame, verletzliche Seite. Hunderte Schmetterlinge schienen in ihrem Bauch ihre Flügel auszubreiten und davonzufliegen, waren so frei wie sie selbst auch. Itoe versprach sich in diesem Moment ewig für Hideaki dazusein.


    „Hideaki“, hauchte sie schließlich und kuschelte sich eng an ihn.
    Itoes Liebster schien dies bloß am Rande mitzubekommen, er hatte die Augen verträumt verschlossen, beugte sich vor um seine Nase in ihren Nacken zu vergraben. Ihr Haar roch nach Blumen. Hideaki konnte sich in diesen Geruch verlieren.
    ‚Da schaut sich mal einer den mächtigen Magier an!’, dachte sich das verliebte Mädchen ein Grinsen verkneifend. Liebevoll strich sie ihm eine der schneeweißen Haarsträhnen aus dem Gesicht.


    Langsam näherten sich die Lippen der beiden Verliebten wieder: ein Kuss noch bevor die Pflicht wieder rief!…


    Das Gefühl war ihr von einem Schlag zum Anderen so vertraut geworden. Und schlagartig fühlte sich Itoe noch mehr zu dem Magier hingezogen. Nein, es war nicht bloß eine Schwärmerei. Geschwärmt hatte sie schon öfters: stets dann wenn sie einen Jungen attraktiv und interessant fand. Doch etwas Ernstes war es nie. Das Mädchen war oft in Tagträumen vertieft und diese erzählte sie immer Hideaki. Die beiden hatten sich noch nie irgendetwas verschwiegen. Diese Beziehung zu diesem großartigen Jungen war ihr ernst.


    Der warme Atem ihres Freundes auf ihrer Wange ließ sie aus der Gedankenwelt zurückkehren. Wieder vereinten sich ihre Lippen zu einem recht flüchtigen, aber wieder sehr innigen, Kuss.


    Hideaki glaubte, dass ein Traum wahr geworden sei. Vier, vielleicht auch fünf Jahre war er schon in das für andere unsichtbare Mädchen verliebt. Sie war nur eine Botin. Das Mädchen zum Kaffee machen, Dokumente und Papier schlichten, Nachrichten austragen und all die Aufgaben, die niemand zu schätzen wusste. Doch Hideaki war dies egal. Das warme, geborgenen Gefühl ihn im war genug Bestätigung seiner Verliebtheit! Jener Kuss entlockte in ihm deutlich andere Gefühle als der mit dem Jungen. Bei diesem war es zuerst Schock, dann Interesse und Neugier gewesen. Doch nicht vergleichbar mit diesem. Itoes weiche Lippen schienen sich vollends an seine zu schmiegen und sie erwiderte, ließ sich dabei in seine Arme fallen.


    Ihre Augen öffneten sich plötzlich schreckensweit. Hideaki folgte aus seiner Gefühlswelt gerissen ihrem Blick. Rin stand am Eingang der Terasse. Ein kaltes Lächeln umspielte ihre Lippen. Itoe beobachtete besorgt Hideaki. Wenn sie nun in seine Seele sah wich das zuvor überhand gewonnene Licht wieder Dunkelheit. Seine Gesichtszüge wurden härter. Doch das Mädchen, welches noch immer an dem Magier angeschmiegt war, fürchtete sich nicht vor der wieder aufwallenden Dunkelheit. Sie wusste, dass stets Licht und Finsternis in ihm um die Herrschaft rangen. Bei ihr gewann immer seine gute Seite. Itoe konnte reinen Gewissens sagen ihm gut zu tun.


    Sie berührte seine Wange und schüttelte mit eindringlichem Blick den Kopf. Nun war für sie seine liebevolle Seite zu spüren. Dennoch verzogen sich seine weinroten Augen zu gefährlich schmalen Schlitzen.
    „Was willst du?“, fragte er schließlich leise zischend.
    Verachtung lag in Rins Augen, als sie Itoe ansah. „Verzieh dich unbedeutende Bürobotin!“
    Ein magischer Fluch lag dem Magier auf der Zunge und doch blieb dieser unausgesprochen. Hideaki stellte sich vor was er mit seiner Magie Rin alles antun konnte. Bei dem Gedanken kam in ihm nicht einmal Mitleid auf. Da er jedoch seine Vernunft nicht verloren hatte, entschied er sich dagegen. Team Magma brauchte sie und sein Bruder sollte nicht schon wieder so sehr enttäuscht werden!
    „Bis morgen“, hauchte Itoe ihm zu und wollte gerade gehen.
    „Nein, du musst nicht ihren Befehlen gehorchen!“, kam es erwidernd zurück.
    Seine Liebste schüttelte den Kopf „Sie ist ein Vorstand. Natürlich muss ich das!“
    Er merkte wie sie schauderte, wenn sie Rin sah. Und jene nützte ihre Unsicherheit, ihre Angst ihr gegenüber, aus und schüchterte sie regelmäßig ein. Es machte ihr sichtlich Spaß!


    Hideaki ließ sie nur schweren Herzens gehen. Rin sollte nicht mit ihr so umspringen! Natürlich empfand sie auch für sie Verachtung. Bei ihr gab sie als Grund mangelnde Kampfkenntnisse an. Außerdem war sie nicht sehr autoritär. Hideaki musste sich eingestehen, dass die kaltherzige Commandantin Recht behielt, doch Itoe hasste es nun einmal zu kämpfen und sie war auch nicht freiwillig bei Team Magma. Ihre Mutter war als Mitglied damals schwanger geworden und doch war sie nicht aus der Organisation ausgestiegen. Itoe wollte mit all den Intrigen und Verbrechen Team Magmas in Ruhe gelassen werden!


    „Siehst du die Kleine weiß wenigstens wen sie gegenüber Respekt zollen muss“, meinte Rin und sah sich mit der Zunge schnalzend die Terasse an. „Ich war noch niemals hier, aber…“
    Die Commandantin rümpfte verachtend die Nase „Was für ein kitschiger Ort. Mir war klar, dass ich dich hier mit der Kleinen antreffen würde.“
    Rin lächelte vielsagend „Hier kann man ja bekanntlich ungestört sein. Perfekt für ein Paar, oder? Niemand stört euch…“
    Hideaki versuchte ihre mehrdeutigen Bemerkungen einfach zu überhören.
    Rin lachte auf. Eigentlich hätte sie eine sehr schöne Stimme, doch ihr Charakter verdarb auf eine gewisse Art und Weise auch ihr Aussehen, sowie alles andere. Ihr Lachen klang spottend und kalt.
    „Was hat der mächtigste Magier mit einer Büromaus zu schaffen. Jeden Tag eine andere zu…“


    Rin merkte wie ihr die Kehle enger werden zu schien. In einen Schock versetzt griff sie nach dem Magieband um ihren Hals. Die Wut war mit Hideaki durchgegangen. Rins abfällige Bemerkungen war der Magier gewohnt, doch niemand hatte Itoe zu beleidigen oder auch zu behaupten sie sei bloß ein hübsch anzusehendes Spielzeug.


    „Hideaki!“, rief Simsalas Stimme in seinem Kopf. Dieser war seit je an schon sein Partner. Das einem Zauberer gleichende Pokemon war die Stimme der Vernunft, wenn die Seine durch blindem Wut vernebelt worden war. „Was soll das werden?“, donnerte Simsala in seinen Gedanken. Der einzelne Pokeball an seinem Gürtel leuchtete auf.
    Zornige Worte murmelnd ließ Hideaki den eben gewobenen Zauber in Luft auflösen.
    Wieder umspielte Rins Lippen ein unberechenbares, kaltes Lächeln. „Aber du hast versagt, Dark, das weißt du auch. Du hast deinen Bruder enttäuscht!“
    Der Magier schnaubte wütend und verließ mit seiner bekannten, stolzen Haltung den Raum. Gerade Rin sollte ihm keine Schwäche ansehen. Und doch hallten ihre Worte immer und immer wieder in seinem Kopf wider: du hast versagt, Dark!

    Schein und Sein


    „Wie sehe ich aus?“, fragte Ken lächelnd.
    Amaya starrte ihren Freund ungläubig an. Sie hatte etwa fünftausend Pokedollar aus der Brieftasche gestohlen. Er gab alles aus und kam mit drei vollen Einkaufstaschen zurück. In welchem Geschäft war er um Himmels Willen einkaufen?! Sie musste zugeben, dass diese Sachen zu ihm passten und wirklich gut an ihm aussahen, und doch beschlich Amaya das Gefühl, dass er sich in ein Damengeschäft verirrt hatte!
    Seidene, lavendelfarbene Handschuhe reichten ihm ein Stück bis über die Ellbogen, ein Gürtel in einem sanften Rosaton hielt die recht eng anliegende, dunkelblaue Jean.
    ‚Ruhig bleiben!’, ermahnte sich Amaya und ließ ihren Blick weiter prüfend über ihren Freund schweifen. Eins musste sie ihm lassen: er hatte Stil.
    Das ärmellose, auch recht körperbetonte Hemd aus schwarzer Seide, war eine Kapuze angenäht. Doch am meisten fielen Amaya diese Handschuhe auf. Wie viel sie wohl gekostet haben mochten?
    „Na wie sehe ich aus?!“, drängte Ken.
    „Sag mal willst du dir nicht gleich ein Kleid kaufen gehen?“, fragte sie süffisant nach, versucht so trocken wie möglich zu klingen. Sie lachte auf. „Dann sehen die Leute wenigstens gleich wer bei uns die Hosen anhat….“
    Papinella, welches neben ihm schwirrte, fing zu kichern an. – Na prima! Selbst das eigene Pokemon fand ihren Trainer belustigend.
    Der Gürtel und die Handschuhe waren für Frauen gedacht gewesen. Amaya fasste sich ungläubig an die Stirn und schüttelte langsam den Kopf. Schließlich sah sie ihren Liebsten wieder an und lächelte leicht. „Richtig süß!“, sagte sie ungewollt, als sie ihn nochmals betrachtete.
    „Also gefällt es dir doch?“, hakte er nach.


    Rasch hatten sie seine Lippen umsiegelt. Amaya konnte einfach nicht genug von diesen nach Honig schmeckenden Küssen bekommen und doch erschien er ihr ein wenig zu vorsichtig. Das altbekannte Gefühl von tausenden, flatternden Schmetterlingen im Bauch kam in ihr wieder auf und Ken erging es nicht anders.


    „Na?“ Amaya hatte sich eigentlich erhofft, dass dies nach dem Kuss vergessen wäre.
    Sie war ihm wohl noch immer eine Antwort schuldig.
    „Ja, du siehst toll aus. Ein wenig.“ Sie rang um die richtigen Worte, nahm die Freundin des sensiblen Jungen sich doch für die Zukunft vor über ihre Wortwahl nachzudenken um jenen nicht zu verletzen. Immer gelang es dem recht rauen Mädchen nicht, doch zuminderst immer öfter. „feminin.“ ‚Milde formuliert!’, fügte sie in Gedanken hinzu und begutachte noch den lavendelfarbenen Modeschal.
    Auch wenn sie nie viel von solcher Kleidung hielt, Ken konnte sie sich eigentlich nicht in ‚Skaterjean’, mit Kappe und Sportschuhen vorstellen. Bei dem Gedanken kam ihr sogar ein Schmunzeln über die Lippen.


    Gerade als das verliebte Pärchen sich in einen weiteren Kuss vertiefen wollten, klopfte es an der Tür. Amaya hielt kurz inne, lächelte leicht und flüsterte ihm schließlich zu „Ach lass ihn einfach klopfen, der wird’s bald aufgeben.“
    „Das geht doch nicht!“, empörte sich Ken.
    Seufzend wandte sie den Kopf zur störenden Tür. ‚Memo an mich: Kiyoshi bei meiner nächsten Mission irgendwo auf eine Insel schicken von der er nie wieder wegkommt!’ „Verschwinde ich bin beschäftigt!“, rief sie und fing sich ein verdutztes „womit?“ ein. Amaya malte sich aus welche Möglichkeiten ihr zur Verfügung standen Kiyoshi auf jene besagte Insel zu befördern.
    „Geheimagentinnen plaudern nicht einfach etwas aus!“
    „Womit waren wir denn beschäftigt?“, fragte Ken verwundert und unterstützte seine Freundin in der Annahme, dass die Männerwelt von Natur aus recht naiv war.
    „Wirst du sehen…“ Sie lächelte anzüglich.


    „Ach, Amaya es ist wichtig!“ Kiyoshi schien die Geduld zu verlieren und trommelte in einem gewissen Rhythmus gegen die Tür. Genervt wandte sich Amaya von ihrem Liebsten ab und riss die Tür auf. „Wenn das jetzt nicht wichtig, Kiyoshi!“, donnerte sie.
    Bevor ihr Kollege ihr seine Aufmerksamkeit schenkte, schweifte sein Blick zu Ken ab. „In was für ein Geschäft hast du dich denn verirrt?“, fragte er verdutzt und schallte sich im nächsten Augenblick für jene Bemerkung. Es war Kiyoshi einfach gerade in den Sinn gekommen und schon ausgesprochen. Sofort schämte sich Amayas Partner dafür, er wollte wirklich nicht beleidigend werden.


    Amaya schloss die Tür hinter sich. Nur mehr leises Flüstern drang zu ihrem Freund hindurch. Es musste wohl wichtig sein. Enttäuschung und Zweifel keimten in Ken auf. Vertraute sie ihm denn nicht? Was konnte so wichtig für die Organisation sein, dass es nicht einmal ihr Freund mitbekommen durfte? In letzter Zeit glaubte er doch, das Verhältnis zu Amaya wäre viel lockerer geworden und das schier für die anderen kaltherzig erscheinende Mädchen teilte ihre Gefühle mit ihm. Und nun schloss sie einfach die Tür hinter sich, wie bei einem kleinen Kind, das man bei einem ‚Erwachsenengespräch’ wegschickte!


    Angestrengt versuchte er einzelne Worte zu verstehen, doch die ohnehin schon leisen Stimmen schienen sich stets weiter zu entfernen. Wie ein Schleier legte sich eine sich ankündigende Ohnmacht über ihn. Benommen ließ er sich aufs Bett sinken. Magie? Fremde Magie schien an seiner zu zerren.
    „Nella?“ Sie stupste ihren Trainer besorgt an.
    „Alles in Ordnung“, flüsterte dieser.
    Papinella schnaubte beleidigt - Ken konnte nicht lügen. Und wenn man nicht gut lügen konnte, so sollte man es doch einfach sein lassen! Von wegen alles in Ordnung! Auch wenn sie ein Pokemon war, war sie doch weder blind noch dumm!
    Wieder betrachtete der Schmetterling besorgt ihren besten Freund. Er war in einem tiefen Schlaf gesunken, hatte sich einfach der fremden, dunklen Magie ergeben. Sich hilflos fühlend legte sie ihm den Saphir in die Hand. Vielleicht brauchte er ihn ja?


    **


    Bernsteine, in denen Ken schon oft versunken war, erschienen vor ihm. Was dachte sich Tama bloß dabei!? Wusste er denn nicht, dass es seinen ‚Engel’ in ein Gefühlschaos stürzte, wenn er sich zwischen ihm und Amaya stellte! Und trotz allem war Ken froh ihn wieder zu sehen.


    Er ließ sich in Tamas Arme sinken und kuschelte sich an ihn. Es würden ihnen wie immer nur einige Stunden bleiben, doch in diesen wollte er seinem Liebsten so nahe wie möglich sein. Wie sehr hatte es Ken vermisst auf diese schützende, liebende Art und Weise gehalten zu werden. Nur zögerlich zog Tama ihn enger an sich. Was war denn mit ihm los? Ein ungutes Gefühl kam in Ken auf. Tama benahm sich so anders und noch immer hatten sie kein Wort gewechselt.


    „Ich bin froh wieder einige Stunden bei dir sein zu dürfen“, flüsterte er schließlich und tat sein ungutes Gefühl als Hirngespinst ab. Endlich durfte der im Moment überglückliche Junge wieder für ein paar Stunden bei seinem Liebsten sein, da gab es keinen Platz für Zweifel, denn diese hatten noch nie zwischen ihnen gestanden um ihre Liebe langsam aber stetig zu vergiften.
    „Ja ich auch.“ Tama war versucht sehr liebevoll zu klingen, und doch bekamen diese Worte einen recht kühlen Tonfall.


    Kens Blick fiel in seine bernsteinbraune Augen. Warum waren jene bloß so kalt? Sie hatten ihn immer so liebevoll angesehen! Er unterdrückte mit Mühe ein Schluchzen, und doch stiegen ihm Tränen in die Augen. Warum war Tama auf einmal so gefühlslos? Tama hatte er zwar noch nie weinen sehen und auch auf eine andere Art hatte er sein Innenleben nicht preisgegeben. Dennoch war er auf seine eigene Art und Weise sensibel und einfühlsam. Bis jetzt konnte Ken stets in seinen Augen lesen, so wie es auch umgekehrt war, doch in diesem Augenblick spiegelten sie keine Empfindungen wider.
    Bedeutete er ihm denn nichts mehr?! Nein das konnte und durfte nicht sein!


    Auch verwunderte Ken die Tatsache, dass er ihn noch nicht mit Engelchen angesprochen hatte.
    „Ssschhht, was ist denn Engelchen?“ Wieder nahm Tama ihn nur zögerlich in die Arme. Ken hätte sich für seine Gedanken ohrfeigen können! Wie konnte er nur an den für ihn wichtigsten Menschen in seinem Leben zweifeln? Er stutzte. War denn Amaya nicht genauso wichtig für ihn? Doch sie liebte er mit gleicher Intensität und doch schaffte sie es nicht, dass er sich ganz von Tama lösen konnte.
    „Nichts, ich freue mich nur dich zu sehen“, versuchte er seine Tränen zu rechtfertigen.
    Eine Lüge! Ken ergriffen Schuldgefühle und eine unermessliche Wut auf sich selbst. Noch nie hatte er Tama angelogen. Im Gegenteil: normalerweise war der sensible Junge ihm gegenüber noch aufrichtiger mit Worten und Gefühlen als all den anderen Menschen. Und dann fiel ihm eine Lüge so leicht! Sie mochte zwar nicht von großer Bedeutung sein, aber dennoch: wie konnte diese falschen Worte bloß so leicht über seine Lippen kommen. Tama gegenüber!


    „Ich liebe dich, Ken“ Wirklich überzeugend klang dies nicht, doch Ken verbot sich daran zu zweifeln. Trotzdem beschlich ihn immer wieder ein eigenartiges Gefühl. Als er das Glurak besänftigte lernte er in die Seelen anderer zu sehen, ob er….Nein, gar nicht daran denken! Die Gefühle und Gedanken seines Geliebten wegen seinen eigenen Zweifeln auszuspionieren wäre Vertrauensbruch!


    Ein wenig verunsichert zog sich Ken auf und wollte Tama küssen, seine Lippen wieder spüren und vor Allem spüren wie er erwiderte. Die Situation wurde für den unsicheren Jungen immer seltsamer. Das erste Mal fühlte er sich in Tamas Nähe unbehagen. Doch die Tatsache, dass er selbst keine Liebe ihm gegenüber empfand verschreckte ihn am Meisten. Vielleicht war Tama deshalb so abweisend? Er selbst war Schuld!
    Ken stiegen wieder die Tränen in die Augen, doch er unterdrückte erneut das Bedürfnis sich bei ihm auszuweinen. Gegen seiner Erwartungen war der Schmerz, dass er ihn nicht lieben konnte nicht so groß wie erst gedacht. Tama liebte er ja mit Herz und Seele, doch eben im Moment empfand er sie seinem Gegenüber nicht. Sein Herz gehörte im Moment den Tama, den er sonst kannte und selbstverständlich auch Amaya, doch nicht seinem Gegenüber!


    Ken schien nun alles klarer zu sehen. Sein Liebster schien von einer dunklen Aura umgeben. Dies musste ein böser Traum sein! Tama legte ihm einen Finger auf dem Mund und schüttelte leicht den Kopf.
    „Ich bin eigentlich gekommen um mit dir zu reden!“, fing Tama ein Gespräch an. Zu seinem Tonfall passte sein unverwandter Blick durchaus dazu.
    „Reden wir“, kam die trockene Antwort.
    Ken verstand sich selbst nicht mehr. Wenn dies nun doch kein Traum war sondern die Wirklichkeit in einer Astralwelt? Er würde es sich nie vergeben seinen Geliebten an diesem Tag so behandelt zu haben!
    „Ich wollte dich fragen wie nun dein zukünftiger Weg aussehen wird!“
    „Wie meinst du das?“
    „Was wirst du mit dem Saphir tun?“, fragte Tama und bekam verwunderte Blicke zugeteilt. Noch vor etwa einer Woche sagte er doch noch, er würde nicht wollen, dass Ken etwas mit den Verbrecherbanden zu tun hatte. Er wollte seinen ‚Engel’ doch davon noch abbringen und ihn selbst noch in seinem Tod beschützen wollen!
    „Team Magma aufhalten“, antwortete Ken rasch. Da musste er nicht lange überlegen!


    Tamas Hand fuhr ihm durch das rote Haar. Langsam erschien Tama liebevoller. Durch das Haar hatte er ihn vor seinem Tod auch öfters gestrichen. Er bekam nie von seidenem Haar genug und auch über seine Wange hatte er sein ‚Engelchen’ öfters gestreichelt, ganz von seinen feinen, femininen Gesichtszüge und der weichen Haut begeistert. Und doch wirkten die Gesten nun anders.


    „Findest du nicht, dass Team Magma großartige Vorstellung hat, die Welt neu zu formen?“, fragte er nach. Ken glaubte – nein, hoffte- sich verhört zu haben!
    Er schüttelte fassungslos den Kopf. Wie konnte er denn so etwas behaupten!?
    Unentschieden biss sich Ken auf die Unterlippe. Der verwunderte Junge musste etwas herausfinden.
    „Ich muss etwas herausfinden!“, gab er auch schließlich preis und umfasste Tamas Handgelenke, tat es Amaya gleich.
    Sanft versiegelten seine Lippen die seines Liebsten. Jener wirkte erschrocken. Wieder blieb Ken zu seiner eigenen Überraschung recht kalt. Es war ihm egal ob ihn sein Gegenüber liebte. Tama wäre nie bei einem Kuss erschrocken. Im Gegenteil: seine Augen funkelten stets auf, wenn sie sich küssten oder er verschloss sie zufrieden und konzentrierte sich auf seine große Liebe.
    Recht langsam erwiderte Tama und dazu auch noch sehr ungeschickt! Selbst seine Lippen fühlten sich anders an. Nein, das war nicht derjenige in den sich der rothaarige Junge verliebt hatte und der ihn noch immer die Welt bedeutete.


    Wut auf sein Gegenüber keimte in Ken auf. „Und jetzt sagst du mir wer du bist!“
    Ihm war wohl bewusst, dass viele Menschen ihn nicht für besonders klug hielten, warum war dem schon immer sehr sensiblen Jungen nicht bekannt, doch glaubte sein Gegenüber denn wirklich er wäre so leicht zu täuschen!?


    „Engelchen, was soll die Frage? Komm, ich liebe dich doch“, hielt ‚Tama’ noch immer an seinen Täuschungen fest. Wieder stiegen Ken Tränen in Augen. Wie konnte man nur so sehr mit seinen Gefühlen spielen!? Wenn sein Gegenüber bloß ahnte wie schlimm die letzten Minuten für ihn waren!
    „Du weißt genau was ich meine!“, antwortete er erzürnt.
    Dieses Mal scheute er nicht in die Seele des jungen Mannes vor ihm zu sehen. Er sah bloß aus wie Tama und damit waren die Gemeinsamkeiten auch schon beendet.
    Die Gesichtszüge von ihm verhärteten sich. Sich in schwarzem Nebel auflösend war er verschwunden.


    „Tama!“ Mit diesem Wort schreckte Ken hoch und sah in zwei besorgte Amethyste. Der Besorgnis wich Wut, Traurigkeit und Enttäuschung. Es war nicht leicht in Amayas Augen zu lesen, doch bei ihm ließ sie Gefühle zu. Er konnte regelrecht spüren wie es seiner Liebsten ein Stich in ihr Herz versetzte. Er hatte Tamas Namen gerufen und nicht den Ihren. Sie schluckte schwer, schluckte Tränen hinunter, wandte sich mit schon ungewohnt gewordener Härte ab und ging. Was hatte er ihr bloß mit einem einfachen Wort, einem Namen, angetan. Sein Herz gehörte doch auch ihr!
    „Amaya, warte“, piepste Ken verunsichert und hastete ihr hinterher. Schließlich schaffte er es noch ihr die Tür zu verstellen.
    „Zur Seite!“, murmelte sie. Auch wenn sie es wollte, da Kiyoshi auch noch anwesend war, sie konnte es nicht verbergen verletzt worden zu sein.


    Auf einmal fiel er ihr in die Arme. Prüfend sah Amaya in diese blauen, aufrichtigen Augen in denen sie sich zuerst verliebt hatte. Man konnte aus ihnen alles herauslesen und so hatte sie augenblicklich um seine Persönlichkeit bescheid gewusst.
    „Amaya, tut mir leid.“
    Sie seufzte auf und strich ihm eine der roten Haarsträhnen aus dem Gesicht. Sie konnte es wohl verhindern, dass er Tama nie aufhören würde zu lieben. Schließlich nickte Amaya. „Ist schon gut Schatz“, flüsterte sie den für sie so besonderen Jungen zu und erwiderte die Umarmung. Fast schien es so als ob sie ihn nie wieder loslassen würde.

    Zur gleichen Zeit bei Team Magma.


    Ich hoffe ihr mögt meine Charaktere von Team Magma, überhaupt Hideaki, und gebt auch den 'Bösen' eine Chance. ^^


    Schattenmagier Hideaki Dark



    Rin verbeugte sich widerwillig. „Zu Befehl, Boss“ Diese Worte fielen ihr von Tag zu Tag immer schwerer. Sie sollte so angesprochen werden!
    Ein verächtliches Schmunzeln legte sich auf die Lippen ihres Vorgesetzten. Sie waren Rivalen. Geblendet von Macht und Selbstsicherheit bannte sich eine Intrige unter den Mitgliedern an. Und sie übersah es einfach! Nun konnte sie froh sein, wenn sie Team Magma Vorstand war.
    „Du hast die Erlaubnis zu gehen.“
    Rin schnaubte leise. So hatte sie ihn, ihren einstigen Unterworfenen, damals immer fortgeschickt!


    Sie unterzog ihn strengen Blicken. Die Kapuze der roten Uniform bedeckte fast vollständig sein Gesicht. Rin wusste aus welchem Grunde er sie stets trug. Bei dem Versuch einen Meisterball an sich zu bringen fügte ihm ein Reptain der Gegnerin ihn einen tiefen Schnitt zu. Jener hinterließ eine unübersehbare Narbe. Das Mädchen, sicherlich nicht älter als etwa dreizehn, vierzehn Jahre, lächelte überheblich. Auch sie war fast vollständig bedeckend eingekleidet. Ein schwarzes Umhang vermochte vielleicht die Haare, das Gesicht und ihren Körper zu bedecken, doch nicht ihre Augen. Amethystfarbene, kalte Augen funkelten siegessicher zu ihnen hinüber. An ihrer Seite kämpften fünf weitere Agenten. Doch Rin wusste genau um ihre Identität, diese Augen verrieten sie. Wenn der Auftrag lautete etwas zu stehlen, so bekam ihn immer nur dieses eine Mädchen. Amaya hieß sie – die verdammte Göre!
    Hätte sie wenigstens an Rins Seite gestanden! Das Mädchen erinnerte sie an sich selbst.


    Rin nickte nochmals kurz. Sie hasste diese unterwürfigen Gesten! Dann trat sie hoch erhobenen Hauptes aus dem Raum. Auch wenn sie bloß noch ein Vorstand war, man konnte sie nicht ihres Stolzes berauben. Eines Tages würde sie die Organisation wieder leiten. Tsuyoshi, so hieß ihr Boss, tat Team Magma nicht gut. Seit fünf Jahren schon rannen sie von einem Verderben ins andere. Er führte unüberlegte Einbrüche und auch kleine ‚Kriege’ gegen Team Aqua an. Und doch verloren sie immer. Manchmal auch durch seinen Befehl keine Menschen zu verletzen. Er war zu weich für diesen Beruf, für den hohen Stand, den er in der Organisation trug.
    Unter ihrer Führung war dies nie geschehen, doch viele hielten sie für zu grausam und auch zu intelligent. Sie fürchteten Rin würde ihr Ziel, nämlich Groudon auferstehen zu lassen, aus dem Auge verlieren und größenwahnsinnig werden. Genie und Wahnsinn lagen bekanntlich nicht weit auseinander, doch Rin war sich ihrer Taten nur zu genau bewusst.


    Ein Vorstand kreuzte ihren Weg. Insgesamt waren sie fünf Vorgesetzte. Rin spürte für diese bloß Verachtung. Sie war zu unfähig einen sechszehnjährigen Jungen nicht entkommen zu lassen. Doch auch sie hatte wenigstens ein bisschen geleistet. Von ihr hatte Team Magma erfahren, dass der Junge den Saphir trug, ja den machtvollen Gegenstand sogar von Tama bekommen hatte. Somit war er der Auserwählte, bloß er konnte das Licht in dem Edelstein erstrahlen lassen und dessen Macht entfesseln.


    Rin lächelte unheilvoraussagend. Auch unter ihnen weilten einige Zauberkundige und sie hatte auch erfahren, dass der Junge sehr emotional war. Wenn man den Feind nicht auf herkömmlichen Wege schlagen konnte, so musste man seine Seele angreifen und in jener tiefe Wunden hinterlassen. Die Commandantin nahm den Gang, welcher zu dem Zimmer eines Magiers führte. Sie würde ihm befehlen die Gestalt eines Menschen anzunehmen, der ihn viel bedeutet hatte. Ob er und Tama wohl ein Liebespaar waren? Ein Versuch war es wert!


    „Du hast einen Job, Dark!“, sagte sie trocken und wandte sich einer Gestalt in einem schlichten, braunen Unhang zu.
    Er trug diesen Umhang damit die nachtblaue Kleidung mehr auffiel. Weißblondes Haar lugte in einzelnen Strähen aus der Kapuze, weinrote Augen sahen sie eindringlich an. Mit jeder Bewegung, mit jedem Wort und seinem Auftreten machte er einen durchaus majistätischen Eindruck, doch es war Rin gleich. Dieser Junge war nicht noch einmal sechszehn Jahre alt!


    Dark war Team Magmas machtvollstes Magier und sie musste immer zusehen, dass er nicht ihrer Kontrolle entglitt. Nicht umsonst nannte man ihn bei dem Decknamen der Dunkelheit.
    Er erhob sich. Ein mit flammenroten Verzierungen durchzogener schwarzer Stab ruhte in seiner rechten Hand. In seiner Linken befand sich eine Kristallkugel. Weißer Nebel wirbelte in ihr herum. Mal leuchtete er golden auf, ein anderes Mal war in völliger Ruhe. Rin empfand Dark gegenüber Abscheu. Der wahrscheinlich mächtigste Magier Hoenns war ihrem Boss treu ergeben. Und nur, da jener sein großer Bruder war!


    Eine eindringliche Stimme hallte durch den kleinen Raum. Jener war voll mit all den magischen Gegenständen. „Du weißt genau, dass ich von dir keine Befehl annehme Rin, wenn du nicht einen deutlichen Auftrag von unserem Boss mit dir trägst!“
    Verärgert ballte sie die Hände zu Fäusten. Eine Commandantin sprach man nicht beim Namen an!


    „Dark, höre dir doch erst einmal meinen Vorschlag an!“ Rin klang beherrscht. Sie würde den eigensinnigen Magier schon dazu bringen sie anzuhören. Bis jetzt konnte sie stets ihren Willen durchsetzen!
    Ein entschiedenes ‚Nein!’ kam zur Antwort.
    „Beherrscht du den Verwandlungszauber?“, fragte sie nun unverbindlich nach.
    Dark sah erschrocken auf. Wofür wollte sie das wissen? Welch grausame Intrige spann sie wieder zusammen und wie viele Menschen würde um ihr Leben kommen? Diese Fragen stellte sich jeder, der Rin auch nur annäherungsweise kannte. Er trug den Decknamen der Dunkelheit, doch Tsuyoshi konnte ihn von seinen Idealen überzeugen. „Es ist ein durchaus schwieriger Zauber, aber ich beherrsche alle Künste der Magie. Das weißt du doch.“
    „Hör dir meine Idee an!“, wiederholte Rin in einem härteren Tonfall.


    Dark warf einen Blick in ihre Augen und drang mit einem einfachen Zauber in ihre Seele vor. Zu Tode erschrocken wich sein Geist wieder aus dem Ihren. Dunkelheit herrschte in ihrer Seele vor. Kälte griff nach dem Magier. Nein, nicht er war derjenige, der den Beinamen Dark verdiente, sie war es! Er hatte den Namen aufgrund seiner Zauberkünste bekommen. Dark verwendet ausschließlich schwarze Magie, die Magie des Lichtes entzog sich ihm. Immer wenn er nach ihr greifen wollte, entwand sie sich ihm geschickte. Nicht einmal die einfachsten Zauber der weißen Magie mochten ihm gelingen! Dies war etwas, das den schier mächtigsten Magier schon seit je an krängte. Warum wollte es ihm nicht auch diese Art der Zauberkünste zu beherrschen. Es hieß, die Magie würde sich der Seele des Anwenders anpassen, doch trug der Magier wirklich so viel Finsternis in ihr? Diese Frage beschäftigte ihn schon seit dem Kindesalter.


    „Erzähl!“, forderte er angewidert auf.
    Auch er trug Finsternis in seinem Herzen, mehr als ihm lieb war, doch ihr fehlte etwas Wichtiges: ein Gewissen.
    „Dieser Junge, der die Kraft des Saphirs beherrscht…wusstest du, dass er mit Tama zusammen war?“
    Dark schüttelte den Kopf. Selbst wenn ihm ihre Idee gefallen sollte, so wollte er Tsuyoshi nicht hintergehen. Er musste auf jeden Fall davon erfahren! „Erzähl weiter.“
    „Nun, Tama ist tot, doch du könntest ihm als Geist in einer Astralwelt erscheinen.“ Ihre Augen hatten sich zu gefährlich engen Schlitzen zusammengezogen. Doch die Kälte, die jene ausstrahlten, war noch immer deutlich zu spüren. „In Tamas Gestalt versteht sich“, fügte sie hinzu. „Du sollst ihn mit Worten zerstören. Einfach seiner Seele Wunden zusetzen an denen er langsam stirbt.“ Ein grausames Lächeln umspielte Rins Lippen, ihre Stimme zeugte von Selbstverherrlichung.
    ‚Sie ist wahnsinnig!’, kam es Dark in den Sinn. Er wandte den Blick von ihr wieder ab. Rin war keine hässliche Frau, doch ihr dunkler Geist widerte selbst ihn an.
    „Was erhoffst du dir davon? Wenn er tot ist nützt er uns nicht mehr!“
    Ihre Augen blitzten wie die eines Ibitaks auf - wie eines Ibitaks, welches seine Beute im Visier hatte. „Dann lautet mein Plan wie folgt: du wirst ihn durch Tamas Gestalt umstimmen, dass er zu Team Magma gehören würde!“ Sie spielte selbstverliebt mit einer Haarsträhne.


    „Dein voriger Plan war aber von kurzer Dauer!“, spottete Dark. Er war ein mächtiger Magier! Was konnte ihm schon eine größenwahnsinnige Commandantin anhaben!?
    „Widersetzt du dich deiner Vorgesetzten?“, kam es bellend zurück.
    „Hintergehst du Tsuyoshi!?“ Die Erwiderung ließ nicht lange auf sich warten. „Ich werde unserem Boss von deinem Plan erzählen. Erst wenn er mir den Befehl dazu gibt, werde ich ihn ausführen!“
    „Das wirst du nicht tun, Dark!“ Provozierend ruhig versperrte sie die Tür.
    Dark lachte auf. Glaubte Rin denn wirklich der mächtigste Magier Hoenns würde sich davon umstimmen lassen? Der Zauberer murmelte leise Worte in einer fremden Sprache. Ein goldenes Licht wob sich um das Schloss und ließ es krachend auffallen. Selbstbewusst trat er aus der Tür und den langen Gang entlang.


    Vor dem Zimmer des Team Magma Bosses hielt der Magier schließlich inne. In die Tür war das Symbol der Organisation in alarmierend roter Farbe eingraviert. Es stammte aus uralter Zeit und der Legende nach trug es Groudon auf seiner Stirn. Groudon die Gottheit des Landes und des Feuers. Das große Ziel Team Magmas!


    Dark klopfte kurz und vernahm wie das leise Gemurmel im Raum augenblicklich verstummte. Eine der Stimmen gehörte eindeutig Tsuyoshi. Die Tür schwang auf. Mit einer abwesenden Handbewegung schickte Tsuyoshi die anwesenden Mitglieder seiner Organisation fort. Seufzend ließ er sich in einen Sessel fallen.
    Erst als er den auf die Knie gefallenen Dark andeute sich zu erheben, tat es dieser. Er verstand den Magier noch nie und doch war er seinem kleinen Bruder wirklich nahe. Wie konnte jener nur vor ihm niederknien?! Er war doch so viel mächtiger als Tsuyoshi selbst, denn den Team Magmas Boss gelang nie ein Zauber, der nur annähernd an die Kunstfertigkeiten Darks herangereicht hätte.


    „Hideaki, wie oft soll ich denn noch sagen, dass du nicht vor mir zu knien brauchst?“, sagte Tsuyoshi mit sanfter Stimme. Bloß Dark kannte ihn von dieser Seite. Bei seinem Bruder nahm er sogar die Kapuze ab, schämte sich wohl seiner tiefen Narbe nicht. Hideaki hatte noch nie darauf geachtet oder ihn deswegen wundernden Blicken unterzogen.
    „Rin hat mich in einen ihrer Pläne eingeweiht“, begann Hideaki ungebeten zu erzählen. „Ich wollte dir unbedingt auch davon erzählen.“
    Sein Bruder nickte anerkennend. „Rede.“
    „Der Junge, der die Macht des Saphirs beherrscht war einmal mit Tama zusammen. Wusstest du das?“
    „Tama!?“, rief Tsuyoshi überrascht aus.
    Hideaki nickte.
    „Aber warum erzählst du mir das?“
    „Rin möchte, dass ich mich in Tamas Gestalt wandle. Er ist schon seit zwei Jahren tot.“
    Tsuyoshis Augen blitzten interessiert auf. Auch wenn die Verachtung der Commandantin auf Gegenseitigkeit beruhte, auf ihr Genie jedoch war Verlass. Der Plan war so schlicht! Warum kam ihm dies nicht in den Sinn?!
    „Ich soll ihn überreden Team Magma beizutreten. Aber ich finde Rins Id…“
    Der Anführer Team Magmas unterbrach ihn. „Mir gefällt der Plan.“ Er grinste „Du hast den Befehl dazu.“
    Diese Worten kamen nur schwer über seine Lippen. Hideaki, oder Dark wie ihn die meisten Menschen nannten, war ihm treu ergeben. Schon seit je an himmelte jener seinen großen Bruder an, obwohl diese unersättliche Macht in ihm schlummerte!


    „Hideaki!“, rief Team Magmas Boss ihm nach, als er sich schon aus dem Zimmer entfernen wollte. „Du bist mein kleiner Bruder, mir liegt sehr viel an dir.“
    Dark verbeugte sich formvollendet. „Ich danke dir, Boss.“
    „Schluss damit!“ Tsuyoshi erhob sich aus dem bequem aussehenden Sessel und ging auf ihn zu. „Ich möchte dich zum Vorstand befördern.“ Eine Hand wurde ihm freundschaftlich auf die Schulter gelegt. Gerührt funkelten Darks Augen auf.
    „Und tu mir einen Gefallen: verbeug dich nie wieder, fall nicht auf die Knie vor mir und sprich mich um Himmels Willen beim Namen an.“


    Hideaki wurde kurz umarmt. Schon lange hatte er gedacht die Bindung zu seinem Bruder verloren zu haben oder ihn durch seine hohe Stellung gar nicht mehr als Solchen ansehen zu dürfen. "Und du hast mit deinen fünfzehn Jahren schon sehr viel erreicht."
    Der junge Magier hörte sich ein "Hab dich lieb, Bruder" flüstern. Was tat er da? Er hatte dies immer als kleines Kind gesagt, doch mit knapp sechszehn Jahren musste das nun wirklich nicht sein! Sein kleiner Bruder spürte wie eine leichte Röte seine Wangen zierte.
    "Ist gut, aber jetzt geh."


    „Danke Tsuyoshi.“ Hideaki verließ mit dem Gefühl gebraucht zu werden den Raum und begab sich wieder in sein Zimmer. Dort angekommen verriegelte er die Tür von Innen. Selbst dem mächtigen Magier fiel eine Astralprojektion und Formverwandlung schwer, doch er würde seinen großen Bruder nicht enttäuschen!



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    Wie heißt du denn auf Animexx denn jetzt? ^^ Freut mich, dass dir meine MSTing gefällt. Ja Despina klingt gut. ;)


    Revanche

    Störendes Tageslicht ließ Amaya erwachen. Rasch rieb sie sich den Schlaf aus den Augen. Dann fiel ihr Blick auf Ken. Im Schlaf hatte sie ihn fest, fast schon schützend, umschlungen. Dass sie beide keine Kleidung mehr trugen hätte noch vor etwa einem Monat beschämt. Doch Scham war ein Zeichen von Furcht, und was hatte sie von ihm zu verbergen? Die Erinnerungen letzter Nacht schlichen sich wieder in ihre Gedanken. Für einige Sekunden fragte sie sich, ob es nicht zu früh gewesen war. Nein! Sie liebten sich. Und sie erinnerte sich gerne an jene wunderschönen, nicht vergleichbaren Gefühle.


    Amaya wusste nur zu gut, dass nichts für die Ewigkeiten bestimmt worden war. Würde es ihnen nach Jahren wie allen anderen Paaren ergehen? Sie schüttelte entschlossen den Kopf! Im Moment erschien ihr der Gedanke Ken nicht mehr lieben zu können absurd und nicht vorstellbar!


    Augenblick umspielte Amayas Lippen ein sanftes Lächeln. Kens Augenlider-und brauen zogen sich angespannt zusammen. Sie kannte ihn schon gut genug um zu wissen, dass er gleich erwachen würde. Kurz darauf öffnete er verschlafen die Augen und jene sahen Amaya liebevoll entgegen.
    „Guten Morgen!“, sagte sie nicht so trocken wie sonst. „Schatz“, fügte sie schließlich hinzu, sich versprechend all den anderen Menschen jedoch genau so kalt wie sonst auch zu bleiben!


    „Aufstehen!“, murmelte Amaya, löste ihn aus ihrer Umarmung und warf ihn sogleich seine Kleidung zu. „Nein, noch nicht.“ Ken kuschelte sich wieder an sie. Es war ein so wunderschönes Gefühl wieder geliebt zu werden. Wärme und Geborgenheit keimten in ihm bei den Erinnerungen an die gestrige Nacht auf. Zeit und Raum schienen schon lange nicht mehr zu existieren.
    „Amaya“, fragte er vorsichtig an.
    „Hmm?“
    „Ich liebe dich“, flüsterte er kaum hörbar.
    Sie streichelte ihm über die Wange.
    „Können wir über gestern Abend reden?“ Unsicherheit lag in seiner Stimme.
    „Bereust du es etwa?“ Amaya sah ihn nicht einmal an. Ihr Blick fiel aus dem Fenster. Sie ließ die Szene vom gestrigen Abend noch einmal durch ihr Gedächtnis wandern. Es war in ihrem Zimmer stockdunkel gewesen, sie konnte ihm leider nicht in sein Gesicht sehen. Doch ab und und spielte das kaum vorhanden gewesene Licht mit den Konturen und so schaffte es Amaya schließlich doch ein Blick in sein Gesicht zu erhaschen. Ihr Liebster hatte sich an sie gekuschelt und er lächelte. Er lächelte währenddessen im Glückstränen in die Augen standen. Amaya liebte seine Aufrichtigkeit und seine Emotionalität.
    „Natürlich nicht!“
    „Gut, ich denke genauso.“
    Wie konnte sie denn so schnell wieder das Thema erledigt haben? Für Ken bedeute es so viel! Vielleicht war er einfach nur hoffnungslos romantisch, doch trotzdem verstand er nicht wie Amaya bloß so unberührt sein konnte!
    „Jetzt hör mal zu! Wunderschön ist der Ausdruck dafür.“ Sie lächelte anzüglich „Aber das letzte Mal war es sicher nicht.“
    Rasch hatte sie wieder seine Handgelenke umfasst und ihn einen leidenschaftlichen Kuss verwickelt. Es war ihrer Meinung viel zu viel Zeit seit dem letzten Kuss vergangen. Ken erwiderte ihre Zärtlichkeiten und gab ihr so die Bestätigung, dass er ihr vollends vertraute.


    „Was hältst du davon, wenn wir heute zur Entspannung ein wenig shoppen gehen?“, fragte sie nun.
    Ihr Freund sah sie verwundert an „Das hätte ich jetzt nicht gedacht, dass du shoppen magst.“
    „Tu ich auch nicht, aber du brauchst neue Klamotten.
    Seine Augen funkelten auf „Aber ich liebe es!“
    „Hätte ich mir fast gedacht!“, erwiderte sie trocken. „Außerdem: Du kannst weder die ganze Zeit in einer Team Magma Uniform noch in einem Kimono herumlaufen.“
    „Ich hab kaum mehr Geld.“
    Amaya schmunzelte unheilvoraussagend „Lass mich nur.“
    „Was hältst du davon, wenn wir zuerst meinen Revanchekampf hinter uns bringen?“
    „Unnötiger Zeitvertreib. Komm Schatz, wir beide wissen, dass ich sowieso gewinnen werde!“ Da war wieder ihr arroganter Unterton in der Stimme! „Na dann werden wir halt zuvor kämpfen. Ich kann nie genug vom Gewinnen bekommen!“, meinte sie und ging bereits fertig angezogen zur Tür hinaus.


    Rasch war er ihr hinterhergehastet.
    Regen prasselte ihnen ins Gesicht. Dunkle Wolken überzogen den Himmel wie ein schwarzer Schleier. Sofort wünschte Ken sich wieder in ein kuscheliges Bett zurück in dem er sich an Amaya schmiegen konnte.
    „Ein bisschen Regen wird uns doch nicht vom Kampf abhalten, oder?“, fragte sie herausfordernd.
    „Natürlich nicht!“, protestierte er.
    „Um dir wenigstens den Hauch einer Chance zu lassen werde ich zuerst wählen! Wir kämpfen wieder bis eines der Pokemon kampfunfähig ist.“ Amaya konnte es einfach nicht lassen! Auch wenn Ken wusste wie sehr sie sich einander liebten, kaum waren sie auf einem Kampffeld schien all dies vergessen zu sein.


    Sie rollte zwei Bälle zwischen ihren Fingern und sah gespielt überlegt zu ihrem Freund hinüber.
    „Na, dann los! Reptain und Sengo. Ihr seit dran!“
    „Sengo?“, fragte der rothaarige Junge nach, fast so als ob er eine Bestätigung brauchte.
    „Du hast doch länger als einen Tag geschlafen und da hast du eben nicht gemerkt wie mir dieses Kätzchen über den Weg gelaufen ist!“ Sie zuckte mit den Schultern, doch gleichzeitig umspielte ein herausforderndes Schmunzeln ihre Lippen.
    Ken begutachtete das besagte ‚Kätzchen’. Stellte es sich auf zwei Beinen, so glich seine Größe sicherlich einem zehnjährigen Kind. Rubinfarbene Augen blitzten kampfeslustig auf, rote Zeichnungen durchzogen Sengos schneeweißes Fell. Die pechschwarzen Krallen hatte es wie Dolche vor dem Körper angewinkelt, schier jederzeit bereit den ersten Angriff zu starten. Reptain ergänzte das katzenartige Wesen perfekt. Das Reptil schien ebenfalls entschlossen den Kampf zu gewinnen, doch im Gegensatz zu seinem Partner war es überlegt und vor allem sehr loyal. Bei Sengo war sich Ken mit der Treue zu seiner Trainerin nicht ganz so sicher.


    Der Koordinator schüttelte alle diese Gedanken wieder ab. Wenn seine Konzentration nicht beim Kampf lag hatte er bereits verloren.
    „Altaria und Psiana. Ihr seid dran!“, rief er freudig aus. Amaya konnte sich an diesem Funkeln in seinen Augen nicht satt sehen. Er liebte den Kampf und die Agentin versprach sich, dass sie alles in ihrer Macht liegende tun würde damit er sobald wie möglich wieder an Wettbewerben teilnehmen konnte!
    Zwei weitere Lichtstrahlen brachen den Regen und schimmerten in allen Regenbogenfarben. Die sich aus dem Himmel lösende Tropfen spiegelten sich wie ein Prisma in dem grellen Licht.
    „Wunderschön!“ Ken konnte sich nicht von dem Anblick lösen.
    „Hast ein neues Lieblingswort, was?“
    „Ja!“, war die einsilbige Antwort.
    Amaya glaubte dass er gar nicht mitbekam was sie nun gesagt hatte. „Hallo, hier spielt die Musik! Sengo Zermalklaue!“
    Die lavendelfarbene Lichtkatze ertrug durch die Unaufmerksamkeit ihres Trainers den ersten Schlag. Jener gab sich eine mentale Ohrfeige. Wie konnte er gedankenverloren sein!
    „Tut mir leid, Süße“, meinte er entschuldigend.
    Das Katzenwesen bedrohte sie noch immer mit pechschwarzen Klauen.


    „Auf geht’s! Altaria Feuerodem!“
    Die grünliche Aura glich den Schlag vorhin aus. Durch den auf die Erde prasselnden Regen erschienen dem Koordinator die Attacke anders auszusehen. Es hatte einen eigenen Zauber bei schlechtem Wetter zu kämpfen. Der Regen gab Ken das Gefühl von Leichtigkeit und plötzlich war es egal ob er nun diesen Kampf verlor oder gewann. Bloß das Kämpfen an sich zählte noch.
    Sengo taumelte zurück nur um einige Momente später auf den zu sich einer Kugel geformte Reptain den Wuchtschlag einzusetzen. Perplex sah Amayas Rivale den Pokemon nach. Es war nicht mehr sichtbar. Wer kam auch auf eine so verrückte Idee seine eigenen Pokemon gegeneinander Attacken ausführen zu lassen, bloß um eine weitere Kombination zu erzielen!
    Das Reptil kam mit weit aufgefächerten Laubklingen auf seine Gegner zu. Amaya wusste immer Attacken richtig anzuwenden. Normalerweise war dies eine von hunderten Attacken, doch Reptain schien stattdessen zwei Schwerter zu halten und mit jenen Sieg zu erzielen.


    „Sengo los, Eishieb auf Altaria!“
    Die Pfote der Katze umgab sich mit einer eisblauen Aura. Jeweils aus der Luft und von Land kamen zwei Pokemon auf Kens Partner zugestürmt. Rasch verwarf er das Für und Wider Altaria und Psiana ausweichen zu lassen. Er hatte im Kampf bis jetzt immer auf sein Bauchgefühl gehört und es hatte ihn selten betrogen.
    „Psiana schwing dich auf Altaria und Ruckzuckhieb! Altaria Himmelsfeger!“
    Das Drachenpokemon leuchtete ihn rötlichen Farben auf, während sich die Lichtkatze von ihrem Rücken abstieß um Reptain noch in der Luft abzufangen. Flammen schienen an Altaria zu züngeln und doch blieb sie unversehrt. Langsam bildete sich ihr Körper um, er nahm die Gestalt eines Phoenix an. Ken liebte diese Attacke. Sie war wunderschön anzusehen, sehr wirkungsvoll und erzielte bei Wettbewerben eine hohe Punktezahl.
    Mit einem schrillen Falkenschrei, nicht zu einem Drachen gehörend, wurde ihre Teampartnerin rechtzeitig alarmiert. Mit einer raschen Bewegung brachte sie sich in eine andere Bahn und ließ ihr so eine freie Angriffsfläche.
    Zum ersten Mal erschien Amaya ihrem Freund bei einem Kampf panisch „Reptain, weg da! Sengo, setz die Metallklaue auf Psiana ein!“


    Erschrocken starrte das Reptil auf die Phoenixgestalt. Wunderschön und gefährlich. Amaya würde ihn dafür einige Zeit lang hassen, doch ausweichen konnte er nicht mehr. Altaria war bereits zu nahe. So feuerte er hunderte kleine Energiekügelchen auf seine Gegnerin ab, eine Kugelsaatattacke. Den Angriff ignorierend konnte das Pflanzenpokemon eine schier unerträgliche Hitze und gleichzeitig eine Druckwelle spüren. Diese schien seinen ganzen Körper zu lähmen und so konnte Reptain eine sich annähernde Ohnmacht spüren.


    Wie aus weiter Ferne vernahm er noch die wütende Stimme Amayas und rechnete mit der einem Pokemon nur zu gut bekannten Ohmmacht. Reptain wollte sie nicht nochmals enttäuschen! Er wollte unbedingt weiterkämpfen in der Hoffnung, dass Amaya ihn wieder in ihr Herz schließen würde.
    Aus diesem Gedanken schien eine neuartige Energie zu entspringen. Licht und Kraft vereinten sich und fanden sich in einer neuen Gestalt wieder; in einem neuen Körper!


    Er war zu seiner eigenen Überraschung auf den Füßen gelandet. Amaya lächelte für einige Momente glücklich. Er hatte seine Trainerin glücklich gemacht!
    Das Reptil ballte die Hände zu Fäusten. „Gewallldrro!“, wurde Ken entgegengeknurrt.
    Von der getroffenen Himmelsfegerattacke schwer keuchend, hielt sich das Pokemon mit aller seiner Willenskraft auf den Beinen.
    „Wow!“, flüsterte dieser und begutachtete das Pokemon. Es war viel größer als zuvor, der Schweif war breit gefächert und die Gesichtszüge hatten sich verändert. Auch schien das Pflanzenpokemon in seiner Gestalt ein wenig plumper, und doch strahlte das Pokemon Stärke aus.


    Kens Blick fiel in Amayas Gesicht. Sie lächelte glücklich, sowie ein wenig überheblich. Nun, so glaubte sie, wäre ihr der Sieg garantiert.
    „Gewaldro, Kugelsaat! Sengo, Metallklaue“, befahl die Agentin und ließ den Namen ihres Pokemon auf der Zunge zergehen. - Gewaldro. Wie fließend sich das aussprechen ließ!
    „Psiana, wir geben nicht auf! Psychokinese!“
    Der Stirndiamant des Lichtwesens funkelte durch den düsteren Regen. Eine lilafarbene Aura umgab die Energiekügelchen und schleuderte sie auf Sengo. Leichter Rauch, vermischt vom Himmel herabprasselnden Wasser, legte sich in die Luft und verdarb die halbwegs klare Sicht - Amaya schlug man am Besten mit ihren eigenen Waffen! Eine davon hieß Rauch und Nebel.
    „Altaria, Feuersturm!“
    Rasch waren die Flammen wieder verdampft und Nebel mischte sich den Rauch bei.
    „Psiana, Sternenschauer auf Gewaldro!“, befahl ihr bester Freund sowie Trainer.
    Den goldenen, wie aus dem Nichts entstanden Sternen, konnte kein Pokemon entgehen. Die Attacke mochte nicht sonderlich stark sein, doch sie garantierte einen Treffer!
    „Altaria, Feuerodem!“
    „Sengo, stell dich vor Gewaldro!“
    Trotzig blieb das Katzenpokemon an seinem Platz stehen. Es musste eben einen Treffer entgegennehmen und sah nicht ein warum es für seinen Teampartner wieder eine Attacke einstecken sollte!
    Der Treffer vermochte Gewaldro zu besiegen. Ein plumpes Geräusch verriet Ken, dass das Pokemon nun zu Boden gegangen war.


    „Nein, ich kann nicht verloren haben!“ Amaya sah erstaunt zwischen ihrem Freund und dem besiegten Gewaldro hin und her. Das Pokemon hatte sich doch vorhin erst entwickelt, wie konnte es da verloren haben!?
    „Zurück Gewaldro!“, rief sie und ließ das Reptil in sein Heim zurückkehren. „Sengo, du auch zurück!“, verkündete Amaya gebrochener Stimme und doch strahlten ihre amethystfarbenen Augen einen gewissen Stolz aus. Diesem Pokemon würde sie über kurz oder lang schon Respekt lehren, es würde sich nicht mehr ihren Befehlen widersetzen!
    Schließlich wurden ihre Gesichtszüge wieder weicher. Sie lächelte Ken entgegen. Sie wusste, dass sie eine bessere Trainerin war! Ihr Freund hatte in ihren Augen einfach Glück!


    Sie ging auf ihn zu und strich ihm liebevoll eine durchnässte Haarsträhne aus dem Gesicht. Zögernd, wartend ob er erwiderte, berührten ihre Lippen die Seinen. Der nun leichter werdende Regen gab dem verliebten Pärchen das Gefühl von Freiheit. Für einige Sekunden konnten sie einfach all ihre Aufgaben und Pflichten vergessen.


    Amaya löste sich rasch von ihm und wirbelte erschrocken um. Sie hatte Schritte gehört. „Wusste ich es doch!“ Goldblondes Haar und Augen in einen sanftem Rotton. Diese Kombination hatte die Agentin bis jetzt nur bei einer Person gesehen. „Kiyoshi! Was machst du hier?“, rief sie wütend aus. Sie unterdrückte den Impuls, dass ihr die Schamesröte in die Wangen stieg; wollte sie doch bei anderen Menschen weiterhin für eine kalte Agentin gehalten werden. Solche Neuigkeiten gingen normalerweise schnell umher, schneller als es einem lieb war, und auch von Feinden wurde man nicht mehr respektiert.
    Kiyoshi zwinkerte „Keine Angst das bleibt unter uns, ja?“
    Amaya brummte unverständliches, machte eine abweisende Handbewegung und wandte sich provozierend ruhig wieder ihrem Liebsten zu.
    „Na dann wollen wir mal gehen.“ Entschieden nahm sie ihn bei der Hand und zog ihn mit sich. Ken ersparte sich die Bemerkung, dass er nicht ihr Fukano sei. Bis jetzt half dies sowieso nichts.
    Amaya rief noch ein 'bye Tomoko' und war verschwunden. Sie hatte einen Tag zuvor mit der Priesterin gesprochen, sie wollte sie und Ken noch etwa drei Monate bei sich behalten um ihn ein wenig in seinen magischen Kräften zu unterstützen. Doch Amaya hatte immer wieder dankend abgelehnt, es ihr aber versprochen Ken zu erzählen. Getan hatte Amaya es im Endeffekt nicht, so wichtig konnte es ja nicht gewesen sein......


    ***


    „Sieh mal ist das nicht eine wunderschöne Stadt?“, wurde Amaya nach einer halben Stunde wieder von Ken vorgeschwärmt. Lächelnd schüttelte sie den Kopf. Wie konnte man bloß in allen etwas schönes sehen? Sei es eine Blume, ein Baum, ein Pokemon oder auch eine Stadt.
    Der Regen hatte nachgelassen und nun wurde der Stadt eine besondere Atmosphäre verliehen. Langsam kroch die Sonne zögerlich hinter den Wolken hervor. Sonnenstrahlen schienen auf die Stadt nieder.
    „Wo sind wir eigentlich, Kiyoshi?“, fragte Ken Amayas Kollegen. Er wusste darum, dass er stets einen Pokenav bei sich trug. Seine Freundin selbst war zu stolz einen zu tragen, meinte sie doch die Landkarte befinde sich in ihrem Kopf: Für was auf einem Navigator nachsehen? Die Tatsache, dass sie sich das ein oder andere Mal in Wäldern verirrt hatte, behielt Amaya aber doch lieber für sich.
    „Das ist anscheinend Malvenfroh City.“
    Die Sehenswürdigenkeiten der Stadt stellten eine große Spielhalle und die Arena da, wobei für Trainer Zweiteres sicherlich interessanter war. Ansonsten war sie einen recht einfachen Stil gebaut worden. Es gab zehn große Siedlungen in denen Haus an Haus stand. Zwischen ihnen breitete sich entweder Parks oder auch eine Einkaufstraße aus. Geschäft drängte sich an Geschäft und jeder versuchte den anderen zu überbieten. Und trotzdem erschien die Stadt sehr viele Grünflächen zu besitzen.


    "Stopp!", rief Amaya aus, als die beiden Jungen schon die Stadt betreten wollten. "Willst du etwa mit der Team Magma Uniform da rein? Geh zehn Schritte in die Stadt und eine Stunde später sitzt zu hinter Gittern, wenn du das anhast!" Rasch hatte sie ihrem Freunde ihre Jacke gereicht. Das musste fürs erste reichen um nicht aufzufallen und zu Amayas Überraschung passte sie ihm. Es war viel zu warm für eine Jacke geworden, doch ohne Protest nahm er sie entgegen, blieb ihn doch nichts anderes übrig.


    Auf der Einkaufstraße drängelte sich eine Menschenmasse. Ken wollte nicht glauben was seine Augen ihn gerade vermittelten. Das musste doch nur ein böser Scherz sein!? Amaya hatte gerade in die Brieftasche von jemanden gegriffen, unbemerkt einige Geldscheine genommen und ging seelenruhig weiter. Sie schien nicht einmal besonders nervös oder wenigstens ein bisschen durcheinander. Das war wohl Routine für sie!
    Ihr Freund öffnete den Mund, wollte ihr etwas sagen, doch strenge Blicke, die er gar nicht mehr gewohnt gewesen war von ihr, unterbrachen ihn.
    Sein Blick fiel auf Kiyoshi. Ihr Teampartner schien gar nichts mitbekommen zu haben. Oder war er es einfach schon von Amaya gewöhnt?
    "Halt ja den Mund!", flüsterte die Agentin - Diebin! - schließlich Ken zu. "Sag jetzt ja nichts!"
    Einige Meter entfernt entschied er sich sie doch zur Rede zu stellen.
    "Du hast jemanden bestohlen!", flüsterte er ihr ärgerlich zu, darauf bedacht nicht die Stimme zu erheben. Schließlich sollte man nicht auf die drei aufmerksam werden.
    "Deswegen nennt man Amaya auch eine Diebin!" Kiyoshi zuckte mit den Schultern. Auch er war unberührt davon geblieben.
    "Ich habe ja gesagt, ich sorg schon dafür, dass uns das Geld nicht ausgeht!" Ein Grinsen umspielte Amaya Lippen.
    Ohne zu erwidern wandte Ken sich von ihr ab. Die Agentin war es nicht anders gewohnt. Womöglich bestahl sie die Menschen schon ihr ganzes Leben lang und doch war es falsch!
    Sie gab ihm die gestohlenen Geldscheine in die Hand. Mit einem kurzen Kuss auf die Wange und einem Lächeln ließ sie ihren verwirrten Freund stehen. "Am Ende der Stadt ist ein Hotel, wir treffen uns dann dort. Ich habe keine Lust zum Einkaufen!", hatte sie ihm noch nachgerufen und war mit Kiyoshi einfach verschwunden!

    Du treibst mich heute noch bis Kapitel 32, und dann musst du länger warten, weil das Nächste erst geschrieben werden muss XD Aber Moment: Ein Shiny ist nicht stärker, sondern nur so beliebt, weil es eben eine andere Farbe hat!


    So und hier hör ich rechtzeitig auf und das wird jetzt in seiner vollen Pracht hochgeladen *g*


    Traute Zweisamkeit


    „Na, auch schon munter?“
    Amayas üblicher, gewohnter Tonfall. Und doch war ihre Stimme recht zärtlich.
    „Ich dachte schon die mutige, starke Heldin müsste kommen und dich mit einem Kuss aus deinem ewigen Schlaf erwachen lassen…Ich wollte es gerade versuchen, echt!“
    Sie schaffte es immer und immer wieder Ken mit ihrem trockenem, sarkastischem Humor aufzumuntern oder einfach nur zum Lachen zu bringen. Offensichtlich gefiel ihr dies auch, sonst hätte sie nicht einen ironischen Spruch nach den Anderen ausgedacht.
    „Ich fühle mich geschmeichelt“, erwiderte er noch fast im Halbschlaf und gähnte herzlich. Amaya lächelte über seine Versuche ihr eine angemessene Antwort zu geben.
    „Solltest du auch!“, meinte sie trocken.


    ‚Wo sind wir?’, fragte er sich noch immer schlaftrunken und strich verwundert über die seidige Bettwäsche. Sie hatte sich Kens ganzen Schlaf über samtig an seinem Körper geschmiegt und ließ diesen sich von dem harten Waldboden, auf dem er widerwillig meist die letzten Wochen schlafen musste, erholen. Es war ein angenehmes Gefühl wieder ein wenig luxuriöser leben zu können. Ging es nach Ken, so hätten sie noch einige Tage hier verbringen können. Er war definitiv nicht der Junge für ein solch hartes Leben. Nicht selten wurde er scherzhaft von anderen Menschen als 'männliche Diva' bezeichnet. ‚Und Recht haben sie!’, dachte er sich schmunzelnd und kuschelte sich in diesen weichen Stoff. Wie angenehm dies doch war!


    Sofort ging ihm wieder Tama durch den Kopf. Seitdem seine Pflegeeltern ihn nicht mehr als Sohn ansahen und verstießen – sie fühlten sich in ihrem falschen Stolz verletzt und wollten einfach nicht akzeptieren, dass er sich in Tama verliebte – hatte er nicht wirklich ein festes zu Hause. Doch irgendwie schaffte das verliebte Paar sich doch über Wasser zu halten und gerade nötiges Geld für - wie Tama einmal meinte – einen Engel angemessenes Hotelzimmer. Als Nachwuchskoordinator konnte man sich im Normalfall so etwas nicht leisten. Es gab ein Preisgeld, doch für mehr als eine Woche zum Leben reichte jenes nie aus.
    Mit vielen typischen Nebenjobs hatten sie genug Geld zum Leben. Am Liebsten brachte Ken hin und wieder Modedesigner neue Zeichnungen als Vorlagen. So auch immer die nie lange anhaltenden Modelljobs. Und hatte es doch einmal nicht für ein einwöchiges Zimmer gereicht, schien Tama wie aus dem Nichts Geld zu zaubern. Nun wusste er wenigstens woher das Geld kam. Wer einen Tempel so prunkvoll und großartig bauen konnte, selbst für seidene Bettwäsche Vermögen hatte, der konnte ja auch seinem Sohn hin so viele geben, dass es gerade für ein ordentliches Leben reichte.
    Die meisten Koordinatoren waren ja auch noch Jugendliche oder junge Erwachsene und wurden von ihren Eltern unterstützt. Wenn man dazu gezwungen war, blieb einem ja nichts anderes übrig als anders seine täglichen Mahlzeiten selbst zu verdienen.


    Ob seine leibliche Mutter, welche er zuletzt mit sieben Jahren gesehen hatte, auch so reagiert hätte? Ihn einfach verstoßen hätte? Als kleines Kind hatte er sich lange gefragt warum er wohl nicht bei ihr leben konnte. Sie erschien ihm so gütig und liebevoll. Kastanienbraunes Haar, in dem Licht einfallender Sonne war jedoch ein rötlicher Schimmer zu vernehmen, fiel ihr gelockt bis zur Schulter hinab. Blaue Augen sahen ihren Sohn liebevoll an. Aimi, so hieß sie, kam aus der nördlichsten Stadt Shinous namens Blizzach und war noch sehr jung ein Kind zu bekommen. Zu jung! Als er sich mit ihr traf war sie dreiundzwanzig, so rechnete er einfach ein wenig mehr als sieben Jahre zurück. Sechzehn! In seinem Alter!
    Lange Zeit konnte er nicht verstehen warum sie ihn hergab. Bei dem bisher einzigen Treffen mit ihr hatte sie den damals siebenjährigen Jungen verständlich erklärt, dass sie bettelarm sei. Als Kind verstand er sie nicht, doch nun bewunderte ihr Sohn diesen selbstlosen Schritt ihn zu einer Pflegefamilie zu geben. Die meisten Leute konnten es nicht nachvollziehen, aber er wollte sie unbedingt wieder sehen. Nur, wo sollte er denn anfangen zu suchen?


    „Hey, nicht schon wieder einschlafen!“, ließ Ken Amayas Warnung hochschrecken.
    „Keine Sorge, aber wo sind wir?“, kam die späte Antwort. Noch vom Schlaf etwas träge hatte er nicht so schnell seine Gedanken gesammelt.
    „In der Waldhütte, die uns diese unsympathische Priesterin angeboten hat. Du bist mir einfach zusammengesackt nachdem Glurak weggeflogen ist“, antwortete Amaya trocken. Ein spöttisches Lächeln umspielte ihre Lippen.
    „Schwächling!“, neckte sie ihn.
    „Pass auf, dass du ja nicht zu freundlich wirst.“
    „Keine Angst, das passiert schon nicht!“, entgegnete sie ihrem Freund süffisant. „Ich hätte zehn Glurak so besänftigen können und wäre noch immer fit wie ein Turnschuh!“
    „Ist das so?“
    Sodann fiel sein Blick auf seine Hände. Etwas Unglaubliches war geschehen: er hatte Magie vollbracht. Wahrhaftige Magie! "Hab ich das getan?", fragte Ken verunsichert.
    "Was?"
    "War das meine Magie?" Es klang zu unglaublich. Er war doch niemand Besonderes, einfach nur ein ganz normaler, recht verweichlichter Junge. Er konnte doch nicht...
    Amaya zuckte mit den Schultern. "Ja", meinte sie desinteressiert. "Wird wohl so sein."
    Er fand allmählich immer mehr Gefallen an ihrer unfreundlichen, arroganten Art. Aber nicht bloß das machte Amaya aus. Liebe war zu schwer zu beschreiben, eigentlich konnte sich Ken selbst nicht erklären, aber dieses tiefe Gefühl für Amaya war einfach da und würde auch nie nachlassen.


    Ein kurzer Blick aus dem Fenster und das Auffallen nicht vorhandener, lästiger Sonnenstrahlen, welche immer die Störenfriede eines friedlichen Schlafes darstellten, ließ ihn vermuten, dass es Nacht sei und trotzdem fragte er: „Wie spät ist es, wie lange habe ich geschlafen?“
    Amayas Blick fiel kurz auf eine Uhr.
    „Zweiundzwanzig Uhr, nein, dass heißt nicht, dass du nur zwei Stunden geschlafen hast. Eher einen Tag und zwei Stunden…“, informierte sie sachlich.
    „Du hast mich nicht geweckt?“, fragte er gähnend.
    „Nein, ich denke du hast es nötig gehabt…“


    Amaya zog ihn zu sich. Dankbar lehnte sich ihr Liebster an sie an, spürte wie ihm langsam wieder die Lider schwerer und schwerer wurden.
    „Hey, jetzt ist aber genug mit Schlafen!“, sagte sie streng. „Morgen in der Früh, so um fünf oder sechs, werden wir weiterziehen.“
    „So früh schon, da wirke ich ja am nächsten Morgen wie ein Zombie.“ Während diese Worte über seine Lippen kamen, merkte Ken selbst wie dies ein Widerspruch in sich selbst war.
    „Du Bummelz, du! Es reicht nicht sechsundzwanzig Stunden durchzuschlafen, nein du musst unbedingt auch noch am nächsten Morgen ausschlafen!“
    Amaya merkte wie anstrengend ihr Alltag wohl für Andere sein musste. Für die junge Agentin war dies reine Routine geworden, ihr Leben war nun einmal abenteuerlich, doch ihr Freund war es nicht gewöhnt. Auch die Sache mit Tama hatte ihn wohl in den letzten Tagen sehr beschäftigt, Vergangenes wieder erneut an die Oberfläche des Bewusstsein zu bringen tat selten gut. Das wusste Amaya bloß zu gut.


    „Erzähl mal etwas über dich!“, murmelte der sich im Moment geborgen fühlende Junge und kuschelte sich enger an Amaya. Zuminderst in jenen Augenblicken hatte er es mit seiner aufrichtigen und herzensguten Art geschafft das verschwiegene, sich wie mit einer schützenden Mauer von falscher Emotionslosigkeit umgebende, Mädchen dazu zu bringen sich zu öffnen – sich ihm zu öffnen.
    „Warum?“ fragte sie trotzdem nach und streichelte ihm dabei über die Wange. Ken schloss augenblicklich die Augen und lehnte sich sanft gegen die, ihm Streicheleinheiten schenkende, Hand. Ein liebevolles Lächeln umspielte Amayas Lippen als sie sein Verhalten beobachte – er war ihr dankbar für jede Zärtlichkeit, jede nette Geste sowie für ehrliche und freundliche Worte.


    ‚Habe ich ihn überhaupt verdient?’, dachte sie sich und war über ihre eigenwilligen Gedankengänge überrascht. Aber irgendwie erschien Amaya dies logisch, zuminderst für sie logisch. Sie selbst hatte sich nie als besonders hübsch empfunden: ihre Augen waren ein wenig kleiner als die der anderen Mädchen und vor allem nicht so weich, genauso wie ihre Gesichtszüge. Auch mit ihrer Figur war das für andere schier kühle Mädchen sie nicht recht zufrieden, ein wenig knabenhaft wie sie fand.
    Es war ihr ein Rätsel, warum sich dieser für sie so besondere Junge sich gerade in sie verliebte. Nicht an zwei Händen konnte sie ihre eigenen, schlechten Eigenschaften abzählen. Unfreundlich, überheblich, sarkastisch, besitzergreifend, taktlos, schnippisch, arrogant. Dies fiel Amaya zu ihrem Charakter ein. Doch andererseits war sie auch nie ‚Mami-und-Papis-liebes-braves-Töchterchen’ und vor allem wollte es nie sein. Eines jener Mädchen, das sich ab den Teenageralter bloß noch für Schminke und Mode interessierte.


    Kens nicht abweichender Blick von ihr ließ sie aus ihrer Gedankenwelt zurückkehren. Die warmen, blauen Augen funkelten sie schon die ganze Zeit an.
    „Hmm, was ist?“, fragte sie recht schroff, wollte sich ihre Unsicherheit nicht ansehen lassen.
    „Nichts.“ Eine leichte Röte war trotz der Dunkelheit auf seinen Wangen sichtbar. Schließlich war er noch immer so nah, dass sie den wunderbaren Duft von Haut und Haaren vernehmen konnte, so wie der warme Atem, den sie durch die Nähe spürte. Ein wenig verlegen wanderten seine Augen im Raum umher und konnten doch durch die herrschende Finsternis im Raum keinen Punkt fixieren, so sah er Amaya weiterhin zärtlich an „Ich habe mir nur gerade gedacht wie hübsch du aussiehst.“ - Was sollte das? Wollte er sie etwa verspotten? Amaya wusste selbst nicht einer dieser typischen Schönheiten zu sein. Nein, bei Ken konnte sie sicher sein, dass er alles so meinte wie er es sagte.


    Rasch verwickelte sie ihren Liebsten in einen innigen Kuss. Amaya hatte sich schon danach gesehnt die weichen, nach Honig schmeckenden Lippen wieder zu spüren und zu wissen, dass er dies erwiderte. Und da waren wieder diese Schmetterlinge in ihrem Bauch. Jeder Blick, jede Berührung sorgten bei ihr widerwillig für diese Gefühle, hatte sie doch für sich selbst angenommen, sie wäre zu kalt und selbstsüchtig um dies je empfinden zu können. Was hätte bloß verpasst, wenn sie diesen hübschen Jungen auf seinem Galoppa nicht angesprochen hätte!? – Ob er wohl genauso empfand?

    Langsam löste sich Ken wieder. Er öffnete die Lider über den himmelblauen Augen um Amaya erneut in dessen Bann zu ziehen. Sie erwiderte mittels eines liebevollen Blickes. Dieser war für sie recht ungewöhnlich. Bei ihm jedoch legte die junge Agentin die kalte, ohne Zweifel für ihren Job lebensnotwendige, Fassade ab.


    Amaya setzte sich auf und zog ihn bestimmend an sich. Ihre Hand fuhr die samtig weiche Haut entlang. Das vom Fenster leicht einfallende, silbern funkelnde Mondlicht verlieh der ganzen Situation eine einzigartige Atmosphäre. Das Licht umschmeichelte seine feinen Gesichtszüge und unterstrich sogleich seine Zerbrechlichkeit. Amaya sah in diesem Moment in ihm eine wunderschöne Porzellanfigur, welche aber allzu rasch zu zerbrechen konnte. Dass Ken dabei noch immer die Team Magma Uniform – unwillig aber doch – trug verlieh der romantischen Situation jedoch eine unfreiwillige Komik. Natürlich war ihm nichts anderes übergeblieben, als sie bis auf weiteres zu tragen, doch Amaya passte dies im Moment gar nicht. ‚Die Uniform muss weg!’, entschloss sie sich, ein breites Grinsen verkneifend, und griff nach dem Stoff seines Hemdes.


    Sie wollte es schon langsam nach oben schieben, doch dann erblickte sie seinen schüchternen Gesichtsausdruck. In seinen Augen lag große Verunsicherung. Erst jetzt bemerkte sie, dass der zierliche Körper in ihren Armen vor Aufregung sowie Anspannung bebte. Sein ganzer Körper verspannte sich augenblicklich, als sie ihn an sich gezogen hatte. In Amayas Kopf kam eine sie sehr beschäftigende Frage auf – vertraute er ihr nicht!?
    Zärtlich strich sie seinen Rücken entlang, wartete auf eine Reaktion ab. Würde er sie wegstoßen? Doch er schloss kurz die Augen um die Berührungen zu genießen. Auch die Anspannung, welche in jeder Phase seines Körpers war, wich langsam einem wohligen Gefühl.


    Amaya gefiel es wie anschmiegsam Ken sich ihr hingab. Und so hatte sie auch den Anschein, dass sich ihr Liebster wohl sehr gerne verwöhnen ließ. Dem besitzergreifenden Mädchen gefiel es die Oberhand über Situationen und Personen zu besitzen, und hier fand keine Ausnahme statt.


    „Ach, ich bin so froh dich in Laubwechselfeld angesprochen zu haben!“ Amaya schüttelte über sich selbst den Kopf. ‚Seit wann denn so schnulzig, Mädel?’, gab sie sich einen Ruck damit aufzuhören, doch es war richtig ihm ihre Gefühle zu offenbaren. Niemand sonst würde ihrer Seele so nahe sein. Sollte sie doch die restliche Menschheit für gefühls- und rücksichtslos halten! Ihr Liebster würde es besser wissen!
    Amaya lächelte leicht ironisch. „Obwohl ich habe deinem Leben mal richtig abenteuerlich gemacht, nicht?“


    Rasch hatte sie die Handgelenke des Jungen umfasst und ihn in einen ungestümen Kuss verwickelt. Dadurch, dass Ken ein wenig scheute und sich wohl zu überrumpelt fühlte zu erwidern, zügelte sie ihr besitzergreifendes Temperament. Der Kuss wurde inniger.


    „Mein Leben war auch so abenteuerlich“, flüsterte er schließlich leise.
    Es schienen die Worte falsch angekommen zu sein, Amayas Amethyste sahen ihn streng an. Er hatte doch noch gar nicht seinen Satz zu Ende gebracht!
    „Aber, wenn ich mich verliebe nehme ich alle Abenteuer der Welt auf mich um bei der besonderen Person zu sein!“ ‚Bei dir genauso wie bei Tama’, beendete er in Gedanken.
    Ihre Hand strich eine störende der roten Haarsträhnen aus Kens Gesicht um einen besseren Blick darauf erhaschen zu können. Das Licht des Mondes wurde von Wolken verdeckt und so konnte Amaya nur mehr zwielichtige Konturen sehen. „Du bist so süß!“
    Wieder folgte eine ernste Miene.
    „Du bist richtig überzeugt davon. Aber hast du denn auch die Energie mir bei all den gefährlichen Abenteuern zu folgen?! Du brichst ja schon zusammen, wenn du nur ein Glurak besänftigen musst.“
    „Amaya?“, piepste Ken verunsichert. Sie machte sich ernsthafte Sorgen um ihn. Aber es klang recht plausibel. Er konnte nicht abstreiten, dass es ihn langsam auszulaugen schien andauernd von Team Magma davonzulaufen.
    „Wenn du willst bleiben wir für einige Tage hier, ruh dich aus!“ Einerseits wollte Amaya unbedingt weiterziehen, doch nun galt es endlich an ihn zu denken!
    Dankbar funkelten sie seine Augen an, schließlich nickte er ihr zu.


    Bevor ihr Freund etwas dazu sagen konnte, legten sich wieder Amayas Lippen auf die Seinen. Amaya blieb nah an seinem Ohr und hauchte schließlich etwas was er nie vergessen würde, genauso nicht das Gefühl von Geborgenheit und Wärme, das sich in ihm ausbreitete. Es fiel Amaya sichtlich schwer sich zu öffnen, vielleicht sogar, sich es selbst einzugestehen. So verharrte sie auch für eine halbe Ewigkeit, und doch sagte sie nichts. Kein Wort. Und dann glaubte Ken sich im siebtem Himmel. Das ihm so bedeutend gewordene Mädchen, die anfangs schier gefühlslose Agentin, hatte gerade ein ‚Ich liebe dich so sehr!’ geflüstert. Leise, kaum hörbar, aber mit unendlich viel Gefühl in der Stimme. Tränen des Glücks legten sich in seine Augen. Er war sicher, dass Amaya dies empfand, sonst hätte sie sich einfach wie jeden anderen gegenüber taktlos verhalten, doch nie dachte er, sie würde tatsächlich ihren Stolz überwinden und ihm dies sagen.


    Wieder war ihm keine Zeit zu erwidern geblieben. Amaya zog ihn fordernd an sich.
    Abermals wich er unsicher zurück. Amayas Berührungen gefielen ihn, sie waren sanft und dennoch zeugten sie von Selbstsicherheit. Doch sie fühlten sich gänzlich anders an.
    Scheu legte er seine Hände auf Amayas Hüfte, ließ sie für Augenblicke dort ruhen. Amaya nahm seine Hände in die Ihre, fuhr damit ihre Körperkonutren ab. Ken schloss genießerisch die Augen, überließ ihr die Führung.
    Sie seufzte wohlig. Schüchtern waren seine Berührungen, ängstlich seine Gestiken, doch es erschien ihr, als wüsste er welche Zärtlichkeiten ihr gefielen. Offenbar waren dies jene, die er sich selbst wünschte. Sie kamen einer lauen Sommerbrise gleich, einer sanften Meerwelle.
    Ihr Körper, der Körper einer Frau, fühlte sich gänzlich anders als Tamas Körper an. Doch die Agentin hatte seine Neugierde geweckt. Zuerst hatte er geglaubt sich bloß in ihre Seele verliebt zu haben.
    Amaya umfasste seine Handgelenke, zwang ihn so sich hinzulegen. Etwas wunderschönes würde folgen, dies wusste er. Ihre Lippen vereinten sich in einer kurzen Berührung.
    Ken funkelte sie verliebt an. Auch ihr Körper war begehrenswert.



    Für wunderschöne Augenblicke lagen sie bloß auf dem Bett, hielten sich vertraulich bei den Händen, sahen sich innig in die Augen. Sie hielt kurze inne, als er sie ansah. Schon oft war sie in diesem Blau versunken, doch in seinem Blick lag dieses Mal nicht bloß Liebe. Amaya glaubte von sich selbst sonst nie aus Augen lesen zu können, doch Ken war wie ein offenes Buch. In seinen Blick lag aufflammende Leidenschaft. Ein bitterer Beigeschmack gab ihr der Gedanke, dass er Tama womöglich genauso angesehen hatte. - Nein, bloß nicht daran denken. Diese funkelten Augen spiegelten seine Gedanken und Gefühle wider. Und diese waren ganz ihr gewidmet. Vom ganzen Herzen!


    Amaya lächelte anzüglich. "Heute Abend gehörst du ganz alleine mir."


    Und da das Nächste kurz ist...


    Das Licht des Saphirs


    „Wirst du die Herausforderung annehmen?“
    Was dachte sie sich denn? Ein Trainer schlug doch nicht einfach eine Herausforderung ab! „Ja, was denn sonst?“, antwortete ihr Ken mit einem gewissen Funkeln in den Augen.
    Amaya schüttelte bloß leicht lächelnd den Kopf – irgendwie hatte ihr Freund ja doch typisch jungenhafte Züge.
    „Soll ich dir helfen?“, fragte sie nun selbstsicher „Alleine schaffst du das nicht!“ Ein protestierendes ‚nein, was denkst du denn?’ kam zur Antwort und so war für ihn dieses Thema beendet. – sie traute ihm doch viel zu wenig zu!


    Tomoko nickte bloß und deutete den beiden mit einer Handbewegung zu folgen. Dem Tempel war ein recht kleiner Trainingsplatz angeschlossen. Die Farbe war in silbern mit schwarzen Verzierungen gehalten. Etwas Vergleichbares, was nur annähernd an der Schönheit des Kampffeldes herankam, hatten sie noch nie zuvor gesehen. Aus der zweifarbigen Farbe stach ein Bild Ho-oh’s aus wohl echtem Gold. „Wunderschön!“, flüsterte Ken Amaya zu, jene antwortete nicht. Sie war selbst recht unberührt von dem Kampfplatz; waren es doch nur kitschige Verschnörkelungen, die den Platz ausmachten! - kämpfen konnte man überall!


    Die Priesterin hob beide Hände, faltete aber diese gleich zusammen und verneigte sich „Auf einen fairen Kampf!“ Ken sah sie bloß verwundert an und wartete auf ihre Reaktion.
    „Das ist eine Art Ritual. Du sollst es ihr nachmachen, mein süßer Dummkopf!“, murmelte Amaya und zersauste mit einer Handbewegung sein Haar. Die letzten Worte schien er nicht gehört zu haben –oder eher wollte es nicht – und tat es ihr gleich.


    Die Geduld verlierend nahm der Trainer nun einfach Papinellas Ball und warf ihn in die Mitte. Langsam formte ein gleißender Lichtstrahl den Schmetterling.
    „Nun denn, ich besitze keine Pokemon“, meinte Tomoko ruhig und bekam verständnislose Blicke zugeteilt. „Dies bedeutet aber noch lange nicht, dass nicht eines bereit wäre für mich zu kämpfen.“
    Aus einer scheinbar bedeutungslosen, kleinen Tasche nahm sie ein weiße Flöte. Sie war aus edelsten Holz geschnitzt worden. Die Priesterin fing an darauf zu spielen. Ein ohrenbezaubernder, reiner Klang legte sich über das Kampffeld und zog so ihren Gegner für kurze Zeit in dessen Bann.
    „Wunderschön!“, flüsterte Ken und Amaya fragte sich, ob er an diesen Tag noch etwas Anderes zu sagen hatte. Ihr Freund schloss die Augen um sich ganz den Flötenklang hinzugeben.


    Mit einem schier wie aus dem Nichts aufkommender Sturm wurde auch der Flötenklang beendet. Augen in Farbe klaren Eises sahen den kleinen Schmetterling entgegen. Jene Augen wirkten nicht nur durch deren Färbung kalt, und doch schien ein Feuer in ihnen zu brennen. Dieses Pokemon würde niemals mit dem Kämpfen aufhören bis es einen Sieg erreichte. Riesige, pechschwarze Schwingen gaben dem Drachen seine vollendete Form. Ihre Innenseite war in einem alarmierenden Rot und stach sich vom restlichen schwarzen Körper ab. Am Schwanzende brannte eine große Flamme, welche durch ihr erlöschen das Leben des Drachen beenden würde


    Erschrocken trat Ken einige Schritte zurück, bloß Papinella hielt den feurigen Blick stand. Es war töricht von dem Schmetterling, doch sie war sich sicher ihren Gegner besiegen zu können. – komme was da wolle! „Ein…ein Glurak?!“, stammelte ihr Trainer.
    „Ja, ein wildes Glurak. Wir sind Freunde, alle Kämpfe die sie bestreit sind freiwillig.“
    „Aber Glurak sind doch normalerweise…“ Ken versuchte irgendeine Erklärung für dieses Wesen zu finden – für diese kalte Schönheit.
    Augenblicklich schweiften seine Gedanken zu Tama ab. Er hatte Drachen geliebt und wäre bestimmt erfreut über diesen Anblick gewesen.
    „Glurak sind normalerweise rot. Ja, es entspricht nicht der Norm.“ Ihre Hand berührte die Flanke des schwarzen Gluraks. Es wehrte sich nicht. Dieses schwarze Glurak war friedlich! „Aber wer möchte schon ‚normal’ sein? Ihre Eltern verstießen sie.“ Mitleid und Verständnis keimte in Ken für dieses Glurak auf. Auch wenn es für andere vielleicht lächerlich erschien, aber dieses Pokemon war ihn auf eine gewisse Weise sehr ähnlich.


    Tomoko nickte dem Glurak zu „Fangen wir an. Sie brennt auf einen Kampf!“
    Es war verrückt mit einem Papinella gegen einen Drachen zu kämpfen, doch sie war bereits gewählt. Und wenn ihr bester Freund ihr in die Augen sah, so würde sie sicher ihren Sturkopf durchsetzen wollen und kämpfen!
    „Ken, das ist verrückt, nimm stattdessen Altaria oder Entoron!“ Amayas Stimme war kaum mehr als ein Flüstern und doch war sie sehr eindringlich.
    „Ich weiß. Papinella Silberhauch!“


    Ohne zu zögern schoss der Schmetterling eine silberfarbene Aura auf Glurak. Wie von ihrem Trainer erwartet wurde die Attacke mit einem Flammenwurf pariert und neutralisierte sich so. Kurz schweifte Kens Blick Amaya – sie musste ihn doch für einen Idioten halten, wenn er einen Schmetterling gegen einen Drachen kämpfen ließ! Aber aus dem Kampf mit ihr hatte wichtiges über Rauch gelernt: nutze ihn stets zu deinem Vorteil. Durch die beiden recht starken Attacken legte sich eine dichte Schichte aus Rauch über das Kampffeld; seine Chance den ersten Treffer für sich zu gewinnen!
    „Papinella, Aero-Ass!“ Bloß eine auf Glurak zurasende, fliegende Gestalt zeichnete sich im Rauch ab.
    Tomokos ruhige Stimme drang zu dem Drachen hindurch. „Glurak, Flammenwurf!“
    „Papinella, schütz dich mit Windstoß!“
    Sich um ihre eigene Achse drehend wirbelte sie die Luft um sich auf und erzeugte so einen schützenden Tornado, welcher sich sogleich mit dem gleißenden Flammenatem vermischte. Dies war von ihrem Trainer bloß gewollt. Die gleiche Kombination benützte er auch bei dem kleinen Wettbewerb in Wiesenflur und ein solch mächtiges Pokemon konnte schließlich nur mit den eigenen Attacken geschlagen werden!
    „Raus da! Schick den Tornado zu Glurak zurück!“, rief Ken begeistert aus. Amaya beobachte ihn die ganze Zeit. Es war nicht zu übersehen, dass er das Kämpfen liebte. Aber als Koordinator war dies ja auch selbstverständlich. Sozusagen die Grundvoraussetzung um in diesem Beruf erfolgreich zu werden. Und trotzdem konnte Amaya nicht ihren Blick von ihm nehmen. Das Funkeln in den blauen Augen ihres Freundes zog sie an.


    Glurak versuchte verzweifelnd auszuweichen um der glühend heißen Flammenwand zu entgehen. „Schütz dich mit Lohekanonade!“, befahl die Priesterin nun.
    „Lohekanonade!?“, wiederholte ihr Gegner ungläubig. „Papinella weg da!“ Der andersfarbene Drache begann von innen heraus zu glühen. Die schwarze Färbung wandelte sich in ein dunkles Rot. Die eisblauen Augen fingen an in der Farbe der Flammen zu erstrahlen. Augenblicklich legte sich eine rote Aura über das Kampffeld, von Glurak ausgehend. Wie eine Explosion schoss die überschüssige Energie des Drachen über den Platz und fegte den Flammentornado weg, fast so als wäre dieser bloß ein kleiner Luftzug gewesen.


    Papinellas Schmerzenschrei drang in das Innere ihres besten Freundes vor. Bei einem Pokemonkampf sollten doch keine Pokemon ernsthaft verletzt werden! So schnell wie die Aura gekommen war, so war sie auch wieder verschwunden. Bloß zeichnete sie ihre Wirkung auf Papinella ab.
    „Papinella!“, rief ihr Trainer besorgt aus und lief zu seiner Pokemonpartnerin. „Nein!“
    Sofort schloss er sie in seine Arme und drückte sie schützend an sich „Geht es dir gut?“
    Sie öffnete ihre Augen nicht „Papinella, bitte..“ Tränen erstickten die restlichen Worte „Komm schon…“ Zögerlich presste sie die Lider aufeinander um ihren Trainer sodann anzusehen. Jenen fiel ein Stein vom Herzen „Mach mir ja nie wieder solche Sorgen!“


    Sie verschloss sich seiner Worten und breitete wieder die Schmetterlingschwingen aus, nur um danach ein wenig betäubt wirkend in die Luft zu flattern und wieder ihrem Gegner gegenüberzustehen. Papinella wollte ihren besten Freund nicht enttäuschen. Ihr Stolz verbot ihre eine Niederlage.
    „Ken, ruf sie zurück! Papinella will genauso wie du immer mit dem Kopf durch die Wand, aber es wird gefährlich in einem solchen Zustand für sie.“
    „Ja, ich weiß“ Er nahm den leeren Pokeball und richtete den Strahl, welcher sie wieder dematerialisiert hätte, auf sie. Trotzig wich sie diesem aus.
    „Glurak, danke, es ist genug für sie!“
    In ihrer Sprache sagte Papinella etwas zu dem andersfarbenen Drachen. Es hörte sich spottend an. „Papinella, was machst du?“, fragte ihr Trainer geschockt, wohl bewusst wie schnell man ein Glurak provozieren konnte. „Hör auf damit!“
    „Glurak, geh darauf nicht ein!“ Tomoko wollte dem Pokemon eine Hand auf die Flanke legen, doch diese wurde von einer krallenbesetzen Pfote, bestimmend aber dennoch nicht verletzend, weggeschlagen.


    Rasch war der Drache vorgestürmt und ließ den ihm Vergleich zu sich selbst kleinen Schmetterling unter ihrer Pfote verschwinden. Eine machtvolle Aura umgab ihre andere und so setzte sie bereits zur Drachenklaue an. „Schluss, jetzt ihr beiden!“, versuchte Ken die beiden Pokemon zur Vernunft zu rufen. Vor seinem inneren Augen entstand wieder das Bild des wütenden Brutalanda - und...nein am Besten gar nicht daran denken...
    Seine Sorge galt nun ganz Papinella. Er kannte sie schon seit zehn Jahren, diese innige Freundschaft durfte nicht mit einem dummen Kampf aufs Spiel gesetzt werden. Sie war doch immer für ihn da gewesen und hatte so viele Erlebnisse, gute wie auch schlechte, mit ihm bestanden. „Papinella!“, murmelte er erschrocken, vor Angst um sie bebend.


    „Jetzt reicht es! Absol knips diesem idiotischen Drachen das Licht für eine Weile aus!“, rief Amaya. Verlässlich griff sie in der größten Not ein und lenkte die Aufmerksamkeit des Drachen auf sich. Ein Klingensturm traf das Glurak und bestärkte ihn so in dessen Wut. „


    Glurak hör auf damit!“, rief Ken beschließend aus. Ja, er wünschte sich vom ganzen Herzen diesen Kampf beenden! Ohne es zu wollen ließ er somit seinen Saphir erstrahlen. Eine seltsame Wärme und ein Gefühl alles bewältigen zu können durchströmten seinen Körper. Zugleich war dies sehr kräftezehrend, fast so als ob dem Saphir selbst keine Kraft innewohnte, sondern nur ein Hilfsmittel die Magie seines Besitzers Gestalt annehmen zu lassen. Ein von dem Edelstein ausgehendes Licht zog Glurak und so all die anderen Anwesenden in seinen Bann. Vorsichtig näherte sich Ken dem wild gewordenen Pokemon.
    „Bitte, Glurak hör auf damit. Du bist doch in Wirklichkeit nicht so, nicht? Ich bitte dich, höre auf damit.“ Nicht die Worte sondern das reine Licht des Saphirs besänftigten den Drachen. Durch das Licht fühlte Ken eine Verbundenheit zu dem Pokemon. Ein Lächeln umspielte seine Lippen, er konnte tatsächlich Gluraks Seele spüren und von blinden Zorn befreien. Wie ein anschmiegsames Snobilikat stieß der große Kopf den rothaarigen Jungen vor sich sanft an. Von einer Sekunde zur Anderen breitete es die Schwingen aus um davonzufliegen –vielleicht dachte es ja über seine Taten nach? „Machs gut Glurak“, rief Ken der Drachendame nach, welche mit einem Gebrüll antwortete.


    Müde nahm Papinellas Trainer den übermütigen Schmetterling in den Arm. Sogleich ließ er sich gegen eine Mauer sinken. Dieses neue Gefühl über das Licht des Saphirs zu verfügen raubte ihm all seine Kraft. Wie würde es aussehen, wenn er wirklich Kyogre und Groudon davon abhalten musste gegeneinander zu kämpfen – wie willenlose Marionetten gegeneinander kämpften!
    Es war schon schwierig genug ein Glurak von einem Wutausbruch abzuhalten. Wie viel Kraft würde dann es kosten zwei -in Shinou verehrte man sie als Götter- heilige Pokemon von einer Schlacht abzuhalten.


    „Alles in Ordnung mit dir?“ Amaya sah ihn besorgt an, im Gegensatz dazu wirkte ihre Stimmlage recht unbeeindruckt, so als würde sie nur nachfragen, weil es sich so gehörte. Doch ihre liebvoll funkelnden Amethyste verrieten ihre Besorgnis. Ken nickte recht schwach und zugleich fielen ihm die Augen zu. Bevor der erschöpfte Junge endgültige in den Schlaf fiel, konnte er Amayas Lippen auf Seinen spüren. Nach einigen Minuten blinzelte er noch einmal kurz und bemerkte auf Galoppa zu sitzen. „Schlaf ruhig weiter!“, flüsterte Amaya, welche neben dem Feuerpferd ging, ihm ins Ohr und strich eine störende Haarsträhne aus seinem Gesicht.
    „Papinella?!“, fragte er gähnend nach ihr.
    „Deinem verdammt sturen Pokemon geht es soweit gut.“ Sie nickte ihm zu, obwohl sein Schmetterling schien sie nicht wirklich zu interessieren. Dieses törichte Pokemon war ja schließlich selbst Schuld an dem Schlamassel mit Glurak.


    Amaya stoppte das Feuerpferd mit einer recht unvorsichtigen Bewegung an den Zügeln um sich auf Galoppa zu schwingen. Kaum saß sie auf dem Pferd auf, schmiegte sich Ken an sie.
    „So lässt es sich gleich besser schlafen. Was?“, neckte sie ihn. In ihrer Stimme schwenkte mehr Strenge mit, als von ihr gewünscht war.
    Er war sichtlich zu müde eine passende Gegenantwort zu finden und nickte nur wieder leicht.
    „Na dann wünscht dir dein Polster eine gute Nacht!“, meinte sie schnippisch bekam aber keine Erwiderung mehr zu hören. Sofort ermahnte sie sich gegen ihre aufkommende Idee ihm durch den Haarschopf zu kraulen. Das wäre ja noch schöner! Sie wollte ihren Freund auf gar keinen Fall zu sehr verwöhnen. Schlussendlich gab sie doch nach und schüttelte über sich selbst den Kopf. ‚Ich verweiche hier ganz’, dachte sie über sich selbst streng und zählte schon gar nicht mehr mit wie oft dieser Gedanke in ihr aufkam.

    Wenn du dich so freust, dann kommt gleich das Nächste. ^^


    Erinnerungen


    „Tama…er hat mich die ganze Zeit über belogen…er war mit dieser Tomoko zusammen“, kam es stockend über seine Lippen. Amaya spürte wie der zierliche Körper in ihren Armen bebte. Zärtlich strich sie eine störende Haarsträhne aus seinem Gesicht.
    „Na und? Nur weil er mit ihr zusammen war, heißt es doch noch lange nicht, dass er dich nicht auch geliebt hat, oder?“
    Trotz des, für jeden Anderen Mitgefühl erregenden, unablässig schluchzenden Jungen, schien Amaya recht kühl zu bleiben. Mit ihrem Mitgefühl zuvor hatte sie sich schnell wieder gefasst – was nützte es Ken, wenn sie ihn bedauerte?!
    „Ja ich weiß, aber….“
    Er sah zu ihr auf und schaffte es erneut ihr den Atem zu rauben.
    „…ich dachte, ich sei der Einzige. Ja geht es denn überhaupt zwei Personen gleichzeitig zu lieben?“


    Amayas Gesichtszüge verhärteten sich.
    „Beantworte du es mir doch!“, fauchte sie.
    Als Entschuldigung schmiegte Ken sich enger an sie und sah ihr tief in die Augen. „Ja.“, hauchte er. „Tut mir leid, dass ich das gesagt habe…dass ich das gefragt habe…Amaya…ich..“ Seine Stimme versagte.
    Sich an Amaya zu kuscheln gab ihm das Gefühl von Geborgenheit. Langsam löste sich seine Freundin und stand auf.
    „Wenn du wieder zu dieser Priesterin zurückgehen willst, dann tu es!“ Als Bestätigung nickte sie.
    „Vielleicht wollte sie mir noch mehr sagen.“
    „Soll ich hier bleiben?“
    Dies war das erste Mal, dass Amaya ihn von sich aus seinen freien Willen ließ. Ihr erwartender Blick forderte eine Antwort.
    Rasch war Ken auch aufgestanden um sich wieder an sie zu lehnen
    „Komm doch bitte mit“, flüsterte er verletzlich. Zärtlich streichelte ihre Hand über seine Wange. „Dann mach ich das.“


    „Mein erster Eindruck über dich hatte sich als wahr erwiesen. Ich wusste, du würdest wiederkommen.“
    Ihre Stimme blieb erschreckend ruhig. Ken hätte sich zuvor gedacht, sie würde ihm nachlaufen. Stattdessen wartete Tomoko darauf, dass er von selbst wie ein störrisches Fukano zu seiner Trainerin zurückkehrte. Dies verärgerte ihn doch ein wenig, jeder nahm an, dass er von selbst gehorchte und ohne zu wissen tat er dies ja auch!
    Schnell wischte er sich restliche Tränen aus den Augen, als er mit Amaya über die Türschwelle trat, um der Priesterin gegenüber wenigstens noch ein kleines Bisschen Würde zu bewahren. Auch sie hatte Tama mindestens so gut wie Ken selbst gekannt, und so ertappte er sich dabei wie er einen halbwegs guten Eindruck bei ihr hinterlassen wollte.
    „Ich bitte dich dieses Mal inne zu halten und mir zuzuhören. Versuche einen klaren Kopf zu bewahren, bevor du über meine Worte entscheidest.“ Etwas Beruhigendes, ein wenig vertrauendes, lag in ihrer Stimme und veranlasste Ken sich dessen bewusst zu werden.


    Tomoko nickte kaum merklich und deutete ihren beiden ‚Gästen’ zwei am Boden platzierte Sitzpolster an. Amaya prüfte die Statuen auch erstmals mit bewunderten Blicken, doch der Agentin gelang es unter einer unlesbaren Maske zu verstecken. Ihr Gesicht zeigte keine Regungen. Vielleicht sollte sie bei ihrer Abreise heimlich eine kleine Statue aus Gold mitnehmen?
    Amaya nahm an den ihr zugewiesenen Polster Platz. Widerwillig trank sie einen Schluck von dem grünen Tee, welcher ihr in einer kunstvoll verzierten Tasse angerichtet wurden. War diese Tasse denn nicht auch etwas wert? In nächster Zeit brauchte sie wieder Geld. Sie lächelte. Nein, eine Statue aus purem Gold brachte mehr ein...


    „Du musst lernen erstmals zuzuhören, Ken.“ Die Priesterin unterzog ihm prüfenden Blicken. „Weißt du, Tama hat oft von dir geschwärmt. Dies verletzte mich selbstverständlich.“
    Er folgte ihren Worten und versuchte während des Gespräches alle Gefühle von sich fernzuhalten.
    „Du musst wissen, Tama war der Sohn eines Priesters. So war es ursprünglich seine Aufgabe einfach in deiner Nähe zu sein und auf dein Wohlergehen Acht zu geben.“


    Bevor Ken doch von einer Welle verschiedenster Gefühle übermannt wurde, fuhr sie rasch fort „Doch weißt du was er sagte, als er von dir berichtete?“
    Um ihre Worte zu unterstützen ging sie rund um den niederen Holztisch, legte Ken beide Hände auf die Schultern und sah ihn ein wenig melancholisch an. In diesem Blick verbarg sie keinerlei Gefühle mehr und augenblicklich wurde ihm klar wie sehr auch sie in Tama verliebt war.
    „Niemand wäre besser dafür geeignet. Die Kraft, das Licht, des Saphirs wird in den Händen eines Engels erstrahlen“, trug sie ihm mit schon fast singender Stimme vor.
    Es war ihr anzusehen wie lange sie schon auf diesen Moment gewartet haben musste.
    „Das hat Tama gesagt?“ Gerührt sah er der Priesterin entgegen. Tama hatte ihn nicht nur mit Engel angesprochen, sondern auch einen in ihn gesehen. Dieser Spitzname seinerseits war keinesfalls willkürlich gewählt.


    Tomoko nickte bedacht.
    „Er wollte mich nicht verletzen, und dennoch konnte er mich dem nicht entziehen. Eigentlich waren diese Worte an seinen Vater gerichtet und ich vernahm sie bloß durch Zufall.“ Langsam gewann die Priesterin Kens Zuneigung.


    „Ich kann mich noch genau an meine erste Begegnung mit Tama erinnern.“
    Tomoko schloss die Augen und schwelgte offenbar in wunderbaren Erinnerungen. Rasch hatte sie das vorherige Thema gewechselt.
    „Geht mir genauso…“ Kens Stimme war kaum mehr als Flüstern.

    „Ken!“, rief eine strenge Männerstimme.
    Noch bevor sich der Junge aus dem Schlaf lösen konnte, spürte er eine schroffe Hand in seinem Haarschopf, welche ihn aufzog. „Steh endlich auf, mit dir habe ich nichts als nur Ärger!“
    „Saburo.“ Erschrocken riss sich der Zwölfjährige los, trat einige Schritte zurück. Tränen legten sich in seine Augen. Warum konnten seine Zieheltern nicht liebevoll sein? „Mir geht es nicht gut“, wisperte er schüchtern, die wütenden und verletzenden Worte seines Adoptivvaters erwartend. Ohne Papinella und Evoli an seiner Seite, seinen Pokemonpartner, fühlte er sich Saburo ausgeliefert. „Ich glaub...ich bin krank.“ Ken biss sich auf die Unterlippe, sah seinen Ziehvater beinahe scheu an. Doch er spürte auch seine körperliche Schwäche, spürte wie er nach Ruhe verlangte.
    „Was soll das heißen?“, wollte Saburo streng wissen.
    „Ich...“ Ken wusste, Verständnis konnte er ihn nicht abverlangen. Der stämmige Mann vor ihm wirkte beinahe furchteinflössend. „...gestern nach der Schule haben mich drei Jungen aus meiner Klasse abgefangen und mich zum Kampf gefordert. Evoli hat verloren und...“ Er wollte an diesem Punkt stoppen.
    „Was?“, knurrte Saburo. Ken wusste, er war für ihn nicht mehr als ein lästiger Klotz am Bein.
    „...sie haben mich in diesen eisig kalten See gestoßen. Ich glaube, ich habe Fieber.“
    „Geschieht dir recht.“ Saburos Stimme war höhnend. „Wenn du nicht einmal ein richtiger Mann sein kannst, der sich verteidigen kann. Dazu müsstest du schon Papinella, Ponita und Evoli zur Seite legen und dir mal richtige Pokemon besorgen, die auch was taugen.“
    „Papinella, Ponita und Evoli sind tolle Freunde“, verteidigte Ken seine Gefährten.
    „In fünf Minuten bist du fertig“, verkündete sein Ziehvater kühl. "Wehe dir wenn du das nicht bist." Mit diesen Worten verließ er Kens Zimmer, schloss mit einem lautstarken Ruck die Türe hinter sich.


    Schwächlich ließ sich der Junge zurück auf sein Bett sinken, zwang seinen Körper diesen Tag zu überstehen. Schwindel suchte ihn heim, doch wenn er Saburo nicht gehorchte würde dieser Tag für ihn schlimmer werden.
    So vergaß Ken die Zeit und schwelgte in Erinnerungen an den vorhergehenden Tag. Den Spott seiner Mitschüler war er gewohnt, doch da war ein gut aussehender Junge gewesen, der ihn verteidigt hatte. Ken fühlte sich in seinen schützenden Armen geborgen, konnte nicht einmal sagen woran dies lag. Für einen Moment war er in diesen bernsteinbraunen Augen versunken.
    Saburo hatte nicht die ganze Wahrheit erfahren dürfen. Ken und dieser Junge, welcher wie aus heiterem Himmel erschienen war um ihn zu verteidigen, kämpften Seite an Seiten. Und dennoch hatten sie gegen die unfaire Überzahl der Pokemon der Mitschüler verloren.
    „Darf ich deinen Namen erfahren“, hatte Ken gefragt, wusste dabei bereits um seine geröteten Wangen. Doch nicht bloß er war es, der seinem Gegenüber tief in die Augen sah. Der Junge versank ebenso in dem Himmelblau seiner Augen.
    „Tama.“
    Kens Hand war unter seinem Kinn, drückte jenes sanft nach oben. Für wenige Sekunden hauchte Ken dem hübschen Fremden einen Kuss auf die Lippen, denn jener schien sich ebenso zu ihm hingezogen zu fühlen. Es war ein unschuldiger, beinahe zurückhaltender Kuss gewesen, doch eine unbändige Wärme breitete sich in seinem Bauch aus, wollte auch am heutigen Morgen sich nicht lösen.
    Sein Gegenüber hatte ihn angelächelt. „Das kommt aber rasch. Aber von einem kleinen Engel, von dem ich nicht noch einmal den Namen weiß, lasse ich es mir gerne gefallen.“
    „Ken“, lächelte er, störte sich nicht einmal an seiner nassen Kleidung. Sein Körper war klirrend kalt, doch sein Inneres war erwärmt worden.


    „Ich hoffe für dich, dass du fertig zum Gehen bist!“, rief sein Ziehvater lautstark und zwang Ken so zur Eile.
    Rasch fand sich Ken in der Gegenwart wieder. „Tama“, hauchte Ken sehnsüchtig, wollte den Jungen unbedingt wiedersehen. Gleich als sie sich zum ersten Mal trafen, hatte er ihn geküsst doch es fühlte sich so richtig an.


    Beschämt ließ er seine Hand durch das rote Haar gleiten. Saburos Wunsch war es seit je an gewesen einen Sohn zu haben, doch Kens femininer Charakter enttäuschte ihn jeden Tag auf ein Neues.


    Abermals schwang die Türe auf, doch ohne hinzusehen wusste Ken darum bescheid, dass dies nicht sein Ziehvater war. Die Schritte waren dieses Mal sanft. „Sachi“, murmelte Ken glücklich. Sie war den weiten Weg von Wiesenflur angetreten um eine Woche in Xenoverille zu verweilen.
    „Sonnenschein, du siehst aber gar nicht gut aus“, meinte sie mit warmer Stimme und sah in die vor Fieber verschleierten Augen. Das sonst so ungetrübte Blau wirkte glasig. „Und Saburo schreit dich auch noch an.“ Sachiko nahm die Decke seines Bettes und legte sie um ihn. „Du brauchst Ruhe.“
    „Darf ich dir etwas erzählen, Sachi?“, fragte Ken mit schwacher Stimme, spürte die unbändigen Halsschmerzen.
    „Was denn?“
    „Ich glaube, ich habe mich gestern auf den ersten Blick verliebt.“ Trotz seines hohen Fiebers schien Ken sich wohl zu fühlen.
    „Das ist schön“, stimmte Sachiko zu. Im zarten Alter von zwölf Jahr waren es meist bloß Schwärmereien, doch sie mochte diesen Jungen nicht unterschätzen. Wenigstens sie wollte ihn ernst nehmen.
    „Aber Saburo wird mich dafür nur noch mehr hassen.“ Ken sah sie hilfesuchend an. „Er hat doch zu dir schon einmal gesagt, wenn ich mich jemals in einen Jungen verlieben sollte, wird er mir diese 'Dämonen' schon austreiben.“
    Sachiko strich ihm liebevoll durch das rote Haar.


    „Bist du noch immer nicht fertig“, donnerte sein Ziehvater, hielt jedoch im Türrahmen inne, als er seine Mutter sah, die Ken liebevoll im Arm hielt.
    „Lass den Jungen heute und auch morgen in Ruhe auskurieren!“, beschwor Sachiko mit strenger Stimme. Unwillig stimmte Saburo ein.


    In den folgenden Tagen konnte sich Ken von dem hohen Fieber erholen und kam Tama, sobald er wieder zur Schule ging, immer näher.


    Tomokos Stimme riss Ken aus seinen Erinnerungen. „Vergiss bitte nicht, dass du Tama immer in deinem Herzen tragen solltest. Aber es ist zu viel Zeit vergangen, als dass man dem Vergangenen noch nachtraueren sollte. Sieh es als ein Geschenk an diesen großartigen Jungen gekannt und geliebt zu haben.“ Er nickte. Amaya, welche neben ihrem Freund saß und genervt die ‚ach so weisen’ Worte auch vernahm, fand die Wortwahl der Priesterin zu gewählt. Auch dessen Inhalt fand sie ein wenig viel zu blumig. Tama war nun eben nicht mehr am Leben und diese Tatsache würde Ken doch immer schmerzen. Ihr Blick wanderte zu dem im Moment ihr wichtigsten Menschen in ihrem Leben hinüber.


    Sie spürte Eifersucht in sich aufkeimen. Würde er denn je so von ihr so reden wie von Tama? Schnell hatte Amaya diesen Gedanken abgeschüttelt. Nein, Ken war nicht der Junge, der jede Woche mit jemanden anderen zusammen war. Dafür hing er wohl umso mehr an ihr. Ein eisiger Schlag schien die junge Agentin zu treffen. Ihr Beruf war ohne Frage manchmal sehr gefährlich. Sie selbst hatte sich mit der Tatsache bei jedem Einsatz um ihr Leben kommen zu können abgefunden. Doch wie würde der ohnehin schon viel zu verletzte Junge reagieren. Es würde ihn wohl früher oder später selbst auch töten.


    Amaya sah in ihren Gedanken verloren auf die halb geleerte Teetasse vor sich. So hoffte sie wenigstens nicht gleich ihre Gedanken an Ken zu verraten. Kurz schweifte ihr Blick zu ihm ab – Wäre auf lange Zeit gesehen eine rasche Trennung nicht besser für beide Seiten? Ohne Zweifel würde sich ihr Freund verletzt fühlen, doch sicherlich noch lange nicht in diesem Ausmaß. Wäre dieser Fall doch einmal eingetroffen, so war das sich von Tag zu Tag verstärkende, geistige Band zwischen ihnen schon lange gerissen.


    Ihre Finger krallten sich in den Stoff ihrer schwarzen Hose. Was sollte sie denn bloß tun? Amaya war unschlagbar wenn es darum ging zu stehlen oder Pokemonkämpfe zu gewinnen. Doch in solchen Angelegenheiten versagte sie kläglich! War es denn nicht einfach besser, wenn fortan jeder seinen eigenen Weg ging? Amayas Verstand bejahte dies, doch gleichzeitig wollte sie diesen für sie doch so besonderen Jungen nie wieder verlieren. Zugleich lernte sie in den letzten Wochen seinen Charakter kennen und lieben. Auch wenn die junge Agentin gefährlich lebte, so wollte sie doch ihn entscheiden lassen. Amaya war sich sicher, dass er sie nicht verlassen wollen würde.


    Sie konnte Tomokos prüfende Blicke auf sich spüren. Die Gesichtszüge der Priesterin verhärteten sich augenblicklich. Konnte sie etwa nicht ertragen, dass Ken sich erneut verliebte und akzeptierte, dass Tama tot war. Hatte sie etwa in ihren Gedanken gelesen und wollte nicht Tamas Liebsten Schmerz aussetzen. Provozierend dachte Amaya an ihren ersten und bisher einzigen Kuss mit Ken. An das kribbelnde, flaue Gefühl in ihrem Bauch, an das unendliche Glücksgefühl und da das Versprechen an sich für sie den im Moment wichtigsten Menschen auf Erden da zu sein. Ja, Amaya wusste nur zu gut, dass die Priesterin ihre Gedanken durchforstete.


    Tomoko kannte Tama schon seit Kindertagen an, doch diesem Jungen gelang in einem Augenblick etwas was sie ihre ganze gemeinsame Zeit mit ihm nicht zu schaffen vermochte. ‚Meine Gedanken sind töricht!’ ermahnte die Priesterin sich selbst. ‚Wir waren eben nicht füreinander geschaffen, und ich habe ihn glücklich gesehen, das ist das einzige was für mich zählt!’


    Sie unterzog Ken nun prüfenden Blicken – wollte unbedingt verstehen warum Tama ihn so sehr geliebt hatte.
    Himmelblaue Augen funkelten verliebt zu dem für sie so unsymphatisch Mädchen hinüber. Hier konnte sie sich gut vorstellen, dass ihr Angebeteter diesem Blau –schier so tief wie der Ozean – verfallen war.
    ‚Engel hat mein Tama ihn genannt!’, dachte sie traurig ‚Sogar als „Mein Hikari“ Mein Licht!, hatte er ihn bezeichnet. Nein, mein Tama war er nie gewesen, er liebte nun einmal Ken und nicht mich.’
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    „Tama, er ist dein Schützling, du kannst dich doch nicht einfach ihn in...“ Der Vater des Saphirwächters schüttelte fassungslos den Kopf. „Wo die die Liebe eben hinfällt!“, seufzte er schließlich und bediente sich so eines alten Sprichwortes, welches sich wohl auch bewahrheite.
    Unberührt schwärmte Tama weiter. „Niemand wäre besser dafür geeignet. Die Kraft, das Licht, des Saphirs wird in den Händen eines Engels erstrahlen. Mein Hikari, mein Licht...“


    Tomoko lehnte am Türstock und glaubte ihr Herz würde gleich zerbrechen. So wie zerbrechliches Glas wenn man es fallen ließe. Verbissen kämpfte die Priesterin gegen Tränen an. Licht hatte er ihn genannt! Diese Metaphern von Tama zu hören, welchen sie normalerweise als unromantischsten Menschen der Welt einstufte, klang befremdend für sie.


    „Du solltest dich einmal reden hören!“, wies sein Vater ihn zu Ruhe oder versuchte dies wenigstens. „Obwohl in ihm die Kraft die Macht des Saphirs zu steuern innewohnt, lernte er uns bis jetzt nicht kennen. Tama?!“
    Sein Sohn sah ein wenig beschämt zur Seite. „Mein Engel weiß noch nichts von seinen Kräften. Ich möchte ihn aber auch erst davon erzählen, wenn es wirklich nötig ist!“
    „Ich vertraue dir, Junge!“ Liebevoll funkelten zwei väterliche Augen den Jungen an.
    „Danke.“ Tama nickte gerührt. „Aber das musst du doch verstehen, dass ich ihn nur beschützen will!“
    „Werden Lügen ihn nicht verletzen? Kannst du es denn wirklich Liebe nennen, wenn du ihm nicht alles erzählen kannst. Vertraust du ihm so wenig, dass du glaubst, er könnte sich nicht einmal alleine beschützen?“ Sein Vater warf ihn vor Ken nicht wirklich zu lieben! Natürlich nannte er dies Liebe! Er würde für ihn sein Leben geben, dies stand außer Frage!


    Hoch erhobenen Hauptes ging sein Sohn aus dem Raum, er wollte dieses Gespräch nicht weiterführen!
    Als er Tomoko sah hielt er inne. Sie bekam das Gespräch mit und er wusste um ihre Gefühle für ihn gut Bescheid. Desto sehr musste es sie doch verletzen, dass Tama einen Jungen liebte! Ohne die beiden um Erlaubnis zu fragen hatte man sie liiert. In der modernen Zeit war dies unüblich und auch verpönt doch bei den Phoenixpriesterin durchaus nichts Außergewöhnliches.


    Tama bekam melancholische Blicke zugeteilt. Tomoko war ein wirklich sehr hübsches, kluges und auch nettes Mädchen, doch sein Herz schlug für jemanden Anderen. „Hör zu!“, flüsterte er bedacht und legte seine Hände vorsichtig um sie, jeden Moment damit rechnend, dass er zurückgewiesen werden könnte. „Ich mag dich wirklich….sehr gerne sogar.“ Tomoko lächelte leicht, Tamas Worte waren sehr unbeholfen.
    „Oh bitte, macht dir keine Sorgen um mich. Du weißt schon lange wie viel ich für dich empfinde. Doch wenn du mit Ken glücklich wirst“ Tomoko schluckte schwer. Seine Worte vorhin hatten sie sehr getroffen „…dann werde ich dir nicht im Weg stehen.“ Sie schloss melancholisch die Augen und schüttelte energisch den Kopf. Und doch perlten einzelne Tränen ihre Wange hinab. „Tama, ich will dich glücklich sehen! Das ist für mich die einzige Sache, die zählt!“
    Sie sah ihn aus tiefschwarzen Augen ernst an, streichelte ihn kurz über die Wange und wandte sich von ihm ab. Mit schnellen Schritt ging sie davon. Nein, sie wollte seine sicherlich leicht naiv angehauchte Antwort nicht hören!

    Hätte sie doch nur seine Antwort abgewartet! Dies war das letzte Mal, dass sie den damals fünfzehnjährigen Jungen sah. Hätte sie bloß zugehört!


    Sich selbst anlenken wollend fiel ihr Blick aus dem Fenster des Tempels. „Es wird schon spät, ihr seht der Tempel ist nicht sehr groß, aber ihr könnt gerne in der Waldhütte übernachten. Sie ist nicht weit entfernt.“ Ihr Blick fiel wieder einmal auf Ken „Aber…“ Ein Schmunzeln umspielte ihre Lippen „… zuvor fordere ich dich heraus!

    Oh je, werde in Zukunft noch mehr rumschnulzen. ^^" Ja, ja ich lüfte Geheimnisse, es werden aber neue dazukommen. ^_^


    Lügen! Alles bloß Lügen!


    „Oh nein nicht die schon wieder!“, rief Amaya aus, als aus der Ferne schon Stimmen zu vernehmen waren. Team Magma war ihnen offensichtlich gefolgt.
    „Gegen so viele können wir nicht kämpfen, und ich habe keine Lust weder wegzulaufen.“
    „Ach, du bist doof!“
    Ihr freundlicher Gesichtsausdruck nahm den Worten gänzlich an Schärfe. Amaya zersauste mit einer Handbewegung spaßend sein Haar und nahm dann einen seiner Pokebälle. „Ist da Galoppa drinnen?“
    „Ja, dürfte ich wissen, warum wir dann vorher unbedingt laufen mussten!?“
    Ken legte den Kopf schief und sah sie fordernd an.
    „Weil wir keine Zeit hatten Galoppa aus ihrem Ball zu lassen, und wenn wir hier noch länger diskutieren fehlt es uns wieder an Zeit!“
    Die Agentin warf den Pokeball vor sich und ließ das Feuerpferd erscheinen. Sofort war sie aufgesprungen und reichte ihm die Hand. „Ich sitze vorne!“ gab sie zu verstehen. Ihren ernsten Blick nach zu urteilen ließ sie keine Kompromisse zu.
    „Obwohl sie mein Pokemon ist?“, fragte ihr Freund nach.
    „Genau, obwohl sie dein Pokemon!“, bestätigte Amaya schmunzelnd. Wie sie es doch liebte wortwörtlich die Zügel in ihrer Hand zu halten oder zuminderst nur über andere bestimmen zu können.
    Ken brummte etwas unverständliches, nahm ihre Hand und sprang auf Galoppa.
    „Geht doch! Galoppa los!“, rief sie aus.
    Das Feuerpferd sah bloß kurz zu Amaya zurück, wieherte belustigt und rührte sich keinen Zentimeter. Augenblicklich konnte sie auch ihren Trainer schelmisch schmunzeln sehen. Auf Kens Befehl jedoch gehorchte das Pokemon augenblicklich.


    Nur ein paar Sekunden später waren die am Asphalt klappernden Hufe nicht ehr zu vernehmen. Galoppa blieb ruckartig stehen und sah einer Frau entgegen, welche in einem langen, weiten Kimono mit der Färbung zarter Kirschblüten und sanftem Lila gekleidet war, entgegen. Pechschwarzes Haar fiel ihr gebunden zur Hüfte hinab. Ihre Augen glitzerten in der Selben Farbe wie ihr Haar und bildeten einen fast unheimlich wirkenden Kontrast zu der beinahe milchweißen Haut.
    „Ich habe auf euch gewartet“, meinte sie mit schon fast singender Stimme und nickte sodann knapp.
    „Und wer sind Sie?“, fragte Amaya bloß genervt und unbeindruckt nach. Kens Blick hingegen haftete schon die ganzen Zeit auf der mysteriösen Frau. Sie schien eine besondere, nicht vergleichbare Aura auszustrahlen. In diesen traditionell gekleideten Kimono und in ihrem ganzen Auftreten machte sie auf ihn den Eindruck einer mächtigen Priesterin - oder gar einer Magerien.
    „Gehen Sie aus’m Weg, wir haben es eilig. Na los!“, pfauchte Amaya sie an.
    „Du musst lernen deine Wut zu zügeln“, antwortete sie schließlich geheimnisvoll.
    „Jetzt spucken Sie hier keine großen Töne, sondern gehen Sie aus dem Weg!“ entgegnete Amaya gereizt.
    „Es ist weiser innere Ruhe zu finden und den Beweggründe eines Menschen festzustellen. Die Gabe zuzuhören und auch Verständnis sind wichtige Eigenschaften eines Menschen. Wenn alle mitfühlend und verständnisvoll wären, so gäbe es weniger Leid auf dieser Welt.“
    Genervt verdrehte die Agentin die Augen. „Sie nerven! Stimmt’s?“ Mit erwartungsvoller Miene wandte sie sich Ken zu, dieser saß bloß wie versteinert hinter ihr. „Ken?“


    Sein Blick haftete auf einem Tatoo der Frau. Es konnte doch kein Zufall sein, dass Tama auch so Eines getragen hatte. Oder doch? Es bildete einen gestreckten, sehr schlanken Drachen ohne Flügeln, welcher sich von der Wange bis hin zur Schulter zog. Ken hatte nie verstanden wie Tama dies mögen konnte, doch er war eben auch üblicherweise in ‚Punkkleidung’ bekleidet und so wunderte Ken eigentlich der Drache nicht mehr. Doch nun wurde das Bild des Drachensymbols für ihn in ein anderes Licht gerückt.


    Unentschlossen biss sich Ken auf die Unterlippe – Diese eine Frage zu stellen hätte vielleicht für ihn geltende Wahrheiten als Lügen entlarvt und so vielleicht auch nie erzählte Tatsache zum Vorschein gebracht. Tama hatte ihn belogen. Aus einem guten Grund: um Ken zu beschützen. Und doch blieb das Meiste bloß eine Lüge. Wohl bewusst an der Wahrheit zerbrechen zu können, entschloss er sich schließlich nachzufragen. In Unsicherheit zu leben hätte er auch nicht Tag ein, Tag aus verkraften können. Irgendwann musste mit offenen Karten gespielt werden, wenn dies auch eventuell noch so weh tat.


    „Sie kannten Tama, nicht wahr?“, fragte Ken schlussendlich zögerlich nach.
    Die Frau nickte wieder knapp.
    „Ja, und auch wenn er nicht mehr unter unser weilt, so hat er doch sein Schicksal erfüllt.“
    In ihre Stimme versuchte sie keine Gefühlsregung zu zeigen und doch lag ein wenig Bedauern sowie Wärme darin. Dennoch sah sie ihm weiterhin unverwandt in die Augen und hielt seinen verzweifelten, sowie ein wenig aufgebrachten, Blick stand. Ihre schwarzen Augen schienen ihn den Seinen lesen zu wollen – seine Gedanken lesen zu wollen. Doch wenn dies wirklich eine mächtige Magerien war, so war sie auch im Stande dazu. Sofort blieb sein Blick an Amaya hilflos haften.
    „Es ist dir vielleicht ein Trost zu hören, dass Menschen mittels mächtiger Magie wiederbelebt werden können. Doch uns Menschen ist es leider nicht gestatten diese Form der Magie auszuüben.“
    Mit diesen Worten hatte sie Kens Aufmerksamkeit gewonnen.
    „Kommt ihr bitte mit mir?“
    „Oh ja!“, strahlte er und wollte schon sich von Gallopa schwingen. Ein fester Griff um sein Handgelenk machte ihm dieses Vorhaben unmöglich.
    „Nein!“, Amaya sah ihn eindringlich an. „Nein, hörst du?!“
    „Aber Amaya, du kannst dir nicht vorstellen wie wichtig das für…“, versuchte Ken zu erwidern.
    „Nein, sagte ich, verdammt noch mal!“, wurde er unsanft unterbrochen.


    Ohne dass Amaya es wollte, lockerte sich ihr Griff. Die mysteriös wirkende Frau schien Magie auszuüben. Ein wenig zweifelnd sah Ken nun zwischen Amaya und der Frau hin und her. Was wenn dies bloß eine Falle der Gegner war? Aber für bis jetzt im Dunkeln gewesene Wahrheiten an das Licht des Tages zu bringen, war ihm jedenfalls das Risiko wert – Es ging schließlich um Tama!
    Rasch war er vom Flammenpferd gesprungen und begab sich zu ihr.
    „So, gehen wir. Du hast noch einiges zu lernen“, sagte sie ruhig.


    Das zwischen den Bäume einfallenden Licht wurde immer seltener, bis sich gänzlich eine drückende Atmosphäre, ausgelöst von den immer dichter werdenden Schatten, ausbreitete. Dies jagte Ken unwohle Schauer über den Rücken. Prüfend fiel sein Blick auf die Frau. Ihre entspannten Gesichtszüge waren unverändert, sie schien den Weg offensichtlich schon einige Mal gegangen
    zu sein.
    „Darf ich Ihren Namen erfahren?“, fragte er schüchtern. Mittlerweile stellte er sich Amayas Reaktion vor, wenn er wieder zu ihr zurückkam. Schon alleine die Vorstellung ließ ihn erschaudern. Tama hätte… Schnell schüttelte er diesen Gedanken ab. Amaya war eben nicht Tama! Er hatte sich doch in sie verliebt, weil sie doch einfach sie war. Mit all ihren Fehlern und Macken.
    „Namen sind vergänglich genauso wie alle Menschen es sind. Doch mache dir nicht allzu viele Sorgen, Seelen sind es nicht und so auch Tama nicht“, antwortete die anscheinende Priesterin rätselhaft.
    „Ja wie soll ich denn wissen, wie ich Sie denn ansprechen soll. Und umgekehrt!“, protestierte er.
    Mit jeder Sekunde in dem der Wald um ihn dünkler wurde, wünschte er sich doch auf Amaya gehört zu haben. ‚Sie hat Recht!’ schallte er sich in Gedanken ‚Ich bin wirklich ein Idiot!’
    „Aber mir ist dein Name doch gut bekannt. Tama hat wirklich oft von dir gesprochen.“
    Ken verärgerte es, dass die Frau bei jedem ihrer Sätze den Namen seines verstorbenen Freundes in den Mund nahm. So gut kannten sie sich nicht, dass sie sich dies erlauben durfte! Oder vielleicht doch? Bei diesen Gedanken breitete sich augenblicklich eine klirrende Kälte in seinem Innersten aus. Ein bitterer Nachgeschmack legte sich auf seine Zunge.
    „Kannten Sie Tama gut?“, fragte er bedacht und sprang schnell über eine ihm in Weg liegende Wurzel. Dieser Wald war gefährlich je weiter sie vom Weg abkamen. Im nächsten Augenblick wäre ihm fast ein Ast ins Gesicht geschlagen, hätte er nicht aufgepasst.
    „Ja, sehr“, war ihre für Ken alles andere als zufrieden stellende Antwort.
    „Sie geben mir immer rätselhafte Antworten! Sie wollten mir etwas über ihn erzählen! Dann hören Sie doch end..“


    Sich schon in eine Schimpftriade vertiefen wollend, legte die fremde Frau sich einen Finger auf dem Mund.
    „Psssttt! Wer immer gleich so aufbrausend, wie du es bist, reagiert, der kann nie klar sehen lernen. Auch Tama hatte dies erst begreifen müssen. In solchen Lektion versagte er kläglich. Und dennoch habe ich in ihm eine große Bestimmung gesehen, so wie ich es auch in dir sehe.“
    Schon wieder fing sie an von Tama zu sprechen! – ohne zu ahnen wie sehr jedes ihrer Worte Ken verletzte. Und doch schien sie es auf ihre eigene Art zu wissen!
    Einzelne Tränen sammelten sich in seinen Augenwinkeln, wurden jedoch schnell wieder weggewischt. Dieser Frau gegenüber wollte er keine Schwäche zeigen. Er wusste nicht noch einmal ob er ihr auch vertrauen konnte.
    „Nein, damit gebe ich mich nicht zufrieden! Sie wollten mir doch alles erzählen!“


    „Wir sind da!“, war ihre einzige Antwort und deutete auf einen kleinen Tempel. Er war in traditioneller Bauweise errichtet worden. Der Tempel selbst war nicht beleuchtet und schien noch dünkler als der umgebende Wald zu sein. Rasch hatte die Frau eine Kerze entzündet, welche ihrer nächsten Umgebung düsteres Licht schenkte.


    „Dein Saphir ist von großer Macht. Doch diese hängt von deinen Fähigkeiten ab. Verfügst du nicht über genug innere Stärke und Willen, wird das Licht des Saphirs nie erstrahlen“, verriet sie während zwei weitere Kerze entzündet wurden.


    „Keine Sorge, noch nie hat mir jemand vorgeworfen nicht genug Willen zu besitzen!“, erwiderte er leicht schnippisch.
    Sie war ihm mittlerweile sehr unsympathisch geworden.
    „Mit einem starken Willen habe ich nicht nur die Tatsache, ob du nun ein Sturkopf bist oder nicht … und einer sehr vertrauenswürdigen Informationsquelle zufolge bist du es sehr wohl…“
    ‚Wer das wohl ausgeplaudert hat?!’, dachte sich Ken und schweifte mit seinen Gedanken wieder einmal zu Tama ab.
    „...gemeint, sondern wirkliche Willensstärke!“, beendete sie.
    „Ich würde aber gerne wissen, wie Sie heißen. Wie Sie ja von Tama erfahren haben kann ich wirklich sehr stur sein!“, entgegnete er ihr süffisant.
    „Tomoko.“ Schließlich gab sie sich geschlagen.
    „Und jetzt möchte ich endlich alles über Tama wissen!“
    „Setz dich doch!“, forderte sie auf und deutete auf ein Kissen am Boden. Natürlich war Ken diese Tradition bekannt.


    Immer mehr verstärkte sich seine Annahme, dass Tomoko Priesterin war. Anstelle von Möbeln schmückten den Raum mit gold überzogene Statuen. Sie zeigten verschiedene heilige Pokemon – Götter. In der Mitte befand sich zu Überraschung von Ken nicht Arceus, sondern einem Phoenix ähnelnden Vogel. Mit weit gefächerten Schwanzfedern und majestätischen Schwingen schien es sich über alle Anderen heben zu wollen. Respektvoll fuhren Tomokes Finger die Statue ab. „Ho-oh, der Sonnenvogel!“, erklärte sie mit bedachter Stimme. „Ist es nicht das prachtvollste Geschöpf, welches es je gegeben hat?“
    ‚Ja, sie ist definitiv Priesterin!’, fuhr es ihm durch den Kopf. „ Wir waren damals zu fünft. Meine Stimme galt gegen drei weitere und drohte zu versinken. Schlussendlich konnte ich Tama doch zum Wächter des Saphirs erheben.“
    „Warum haben Sie sich dafür entschieden?“, wollte Ken nun neugierig wissen; wollte das endlich entfachte Gespräch über seinen Liebsten nicht wieder erlöschen lassen.
    „Er war anders als wir“, entgegnete sie ruhig. In ihre Stimme legte sich Wärme. Und doch gefiel ihm die Art wie sie über seine Liebe sprach nicht.
    Inzwischen hatte er auch sich den Zeitraum ausgerechnet, in dem Tama diesen Priestern beitrat. Er war ungefähr sechzehn gewesen. In dieser Zeit hatte er nicht nur mit seinem Drachentattoo geprallt, sondern war auch ein wenig ernster geworden.
    Auch wenn dies anderen nicht auffiel, aber Ken kannte ihn in und auswendig.
    Wenige Tränen legten sich in seine Augen. „Tama gehörte nicht zu euch!“, entfuhr es ihm schließlich. "Er gehört zu mir, noch immer und für immer!"


    Zum ersten Mal zierte ein leichtes Lächeln Tomokos Lippen. „Du bist wirklich sehr aufrichtig mit deinen Gefühlen, so wie es mir Tama erzählt hat. Doch willst du wirklich alles wissen? Manches wäre besser, wenn es nie ausgesprochen werden würde.“
    Ohne zu zögern bejahte Ken diese Frage - was könnte ihn denn jetzt noch entsetzen?


    „Er war mit mir liiert gewesen!“, entgegnete sie ein wenig traurig und erblickte tiefblaue Augen, welche geschockt zu ihr hinüber sahen. Erst als Ken diese Information langsam zu ihm durchdrangen, füllten sich seine Augen mit Tränen. Rasch hatte er Tomokos Hand, diese wollte sie ihm tröstend auf die Schulter legen um den nun doch sehr betrogen fühlenden Jungen wenigstens ein wenig entgegenzukommen, von sich gestoßen und lief aus dem Tempel hinaus. Einfach nur weg von dieser Priesterin!


    Zu diesem Zeitpunkt befreite sich Papinella wieder aus ihrem Pokeball. Sie schien immer zu wissen, wenn es ihrem Trainer schlecht ging und schmiegte sich an ihn. In vollendender Dunkelheit, dies bot ihm eine Stelle des Waldes, ließ er sich in einen weichen Laubhaufen fallen und gab sich seinen Tränen hin - Tama hatte ihn die ganze Zeit nur angelogen! Noch immer hielt Ken daran fest, dass Tama ihn aufrichtig liebte. Dies wusste er! Doch trotzdem war dies alles nicht in Ordnung gewesen. Vor kurzem war er seinem Liebsten so nahe gewesen und erfuhr auch von den Kräften des Saphirs. Doch, dass sein Lügengestrick solches Ausmaße annehmen würde, dachte er nie. Hatte Tama sein Versprechen ihm gegenüber vergessen? Sein Versprechen ihn nie anzulügen...hatte er das denn vergessen?
    Sein eines Schmetterling ähnlichen Pokemon versuchte ihn mit all ihr verfügbaren Mitteln sie zu trösten und doch schaffte sie dies nicht. Nein, ihr bester Freund schien sie gar nicht wahrzunehmen.


    „Ken?“, drang eine sehr vertraute Mädchenstimme zu ihm hindurch. Ein wenig Sorge schwenkte in ihr mit, und doch bewahrte sie stets ihre stolze Haltung. Langsam vernahm er sie immer lauter. Schnell schüttelte er den Gedanken ab ,- dies war bloß eine Einbildung!?
    Eine Hand rüttelte sanft an seiner Schulter.
    „Lassen Sie mich Tomoko, bitte!“, flüsterte er nur mit verweinter Stimme.
    „Sieh mich an!“, kam es von der ihm doch so vertrauten Stimme.
    Ungläubig sah der sich zutiefst verletzt fühlende Junge Amaya entgegen. Dem Unverständnis, welches in ihrem Blick lag, wich langsam Mitgefühl. Es war neu für sie zu trösten und einfach nur Anteilnahme zu zeigen, doch dieses Gefühl helfen zu können… Ken helfen zu können… gefiel Amaya immer besser.


    Zärtlich umarmte sie ihn und strich beruhigend über seine Rücken. Nach einigen Minuten sah er mit verweinten Augen zu ihr auf. Die himmelblaue Färbung seiner Augen schien durch die Tränen ein wenig dünkler und erwiesen Amaya wie viel er geweint haben musste.
    „Danke, dass du für mich da bist…einfach nur, dass du da bist“, flüsterte er schließlich und schmiegte sich enger an sie.
    Amayas Bauchkribbeln wurde schlagartig stärker.
    ‚Ich liebe dich’, dachte sie und so legte sich in ihre sonst so strengen Amethyste Wärme. Vor ihrem inneren Auge sah sie es sich ihm schon sagen. Warum wollten die Worte, dann nicht auch in der Realität über ihre Lippen kommen?

    Ein Neuanfang



    Grelles Licht fiel gebündelt durch die schmalen Eisengitter ein und weckte den Gefangenen Team Magmas. Es schienen nicht die ersten Sonnenstrahlen des Tages zu sein, da sie an ihrer Morgenröte verloren hatten und nun gleißend hell waren. Ken schallte sich in Gedanken selbst so lange geschlafen zu haben, er wollte doch noch vor Sonnenaufgang sich mit allen Mitteln versuchen zu befreien. Außer Frage stand für ihn mittlerweile, dass er Amaya blind vertrauen konnte. Er war ihr wichtig geworden und ihn würde sie wohl nicht aufgeben. Und er empfand etwas für sie. Nein seine Menschenkenntnis sagte ihm, sie würde ihn nicht im Stich lassen, doch wenn er es gelang selbstständig zu entkommen, wäre die blaue Kugel auch weiterhin in sicheren Gewahrsam gewesen. Nun galt es zu handeln und keine Zeit mehr zu verlieren.


    Mit Freuden bemerkte er seine Hände und Füße wieder frei bewegen zu können, anscheinend hielt Team Magma es nicht für nötig ihn weiterhin zu fesseln, da die steinerne Tür von außen versperrt war. Durch ein Sichtloch entdeckte er sogleich auf einem nah gelegenen Tisch seine Pokebälle.


    Sein Blick wanderte aufmerksam durch den von sich abgetrennten Raum, es schien kein Mitglied Team Magmas zur Stelle zu sein. Ein perfekter Augenblick zu fliehen!?
    „Entoron, hey hörst du mich?“, flüsterte er.
    „Entoron!“
    Ken wagte es seine Stimme ein wenig zu erheben. Verstohlen sah er zur Treppe hinüber, prüfend ob ihn jemand vernahm.
    „Entoron!?“
    Wieder blickte er ängstlich zum Ausgang hinüber, doch niemand kam.


    Augenblicklich erhellten sich die Gesichtszüge des verzweifelten Jungen. Der Ball wippte an seinem Platz hin und her.
    „Entoron?“, fragte Ken noch einmal wispernd an. Wieder bewegte sich der Pokeball.
    „Sag mal findest du das lustig? Jetzt komm raus da! Wenn ich dich frage, ob du mich hören kannst, dann heißt es, dass du aus deinem Ball kommen sollst!“
    Seine Nerven lagen ohnehin schon blank, und dann trieb sein Pokemon noch solch eigenartige Späße mit ihm. Ein lautes Klicken ertönte und kurz darauf befreite sich ein Energiestrahl, welcher nach einigen Sekunden Entoron geformt hatte. Mit einem heftigen Wasserschwall in Form einer Hydropumpe war auch Kens Problem namens Tür beseitigt worden.
    „Danke, Entoron!“
    Kurz fiel sein Trainer ihm um den Hals und war dem Pokemon unendlich dankbar.
    „Entoo-roon!“, ermahnte das Wasserpokemon, schließlich war dies weder der richtige Augenblick noch der rechte Ort sich zu bedanken. Rasch nahm Ken sich auch die restlichen Pokebälle und prüfte den Raum auf weitere Fluchtmöglichkeiten. Eigentlich wollte er anfangs die Treppe benutzen, doch dies war wohl der Hauptausgang und so bestand auch die größte Chance entdeckt zu werden.


    Eine abgelegene Tür erfasste seine Aufmerksamkeit. Was auch immer dahinter wäre, es war allemal besser als die Haupttreppe zu nehmen. Vorsichtig lehnte er eine Hand gegen die Tür und spähte in die schier verlassene Kammer. Zögerlich betrat er die stockdunkle Kammer, gefolgt von Entoron. Einfallendes Licht ließ Konturen von Kisten, Pokebällen und Team Magma Uniformen ersichtlich werden. Team Magma Uniformen! Ein verschmitztes Schmunzeln umspielte Kens Lippen.
    „Mach da bitte wieder zu!“, flüsterte er und deutete auf die Tür.
    Sogleich nickte das Wasserpokemon energisch und verschloss die Tür wieder von innen. Auch wenn der Gefangene Team Magmas alleine war, so hämmerte sei Herz wild gegen den Brustkorb, schließlich hätte jeden Moment ein Handlanger dieser Verbrecherbande erscheinen können.
    „Entoron, darf ich dich bitten, mir den Obi zu öffnen?“
    Verwunderte, rubinrote Augen sahen den Trainer an. Ken hielt bloß die Uniform vor sich hoch und zwinkerte dem Pokemon zu.Er war auch ohne Tama oder Amaya in der Lage sich selbst zu helfen! Entoron verstand und öffnete sofort die Schleife.


    So rasch wie es bei einem Kimono nur möglich war, versuchte er sich aus diesem wirren Kleidungsstück mit den scheinbaren hunderten von Einzelteilen zu schlüpfen.


    Die ganze Zeit über musste er an Tama denken. Kurz schaffte er alles um sich herum zu vergessen und an seine letzte Begegnung mit seinem Liebsten zu denken. Er schloss die Augen und spürte für einige Momente nochmals Tama neben sich, die sanften Berührungen, die ehrlich und lieb gehauchten Worte sowie die Wärme und Geborgenheit, welche von ihm ausging verankerte sich tief in seinem Gedächtnis. Doch gleichzeitig wunderte er sich über sich selbst; er verstand sich selbst nicht mehr! Das Gefühl des Schmerzes, Hoffnungslosigkeit und der Schwäche war kaum mehr spürbar.
    Ken lächelte leicht bei dem Gedanken an letzte Nacht. Seine Unschuld gehörte bloß Tama, den Jungen den er liebte. Es war richtig so. Auch wenn es ihm ein wenig schmerzte...Ken bereute nichts.


    Mitten in diesen Gedankengängen entledigte er sich auch seiner Unterkleidung, die dem Kimono angehörte. Diese traditionelle Kleidung war ohne Zweifel wunderschön anzusehen, doch im Moment einfach nur ein weiteres Hindernis. Sie verbrauchte einfach zu viel seiner kostbaren Zeit. „Entoron, reichst du mir das Oberteil?“ fragte er mit flüsternder Stimme und deutete auf die Uniform.


    Ja...vielleicht waren es seine Worte. Ken fühlte sich lange nicht mehr so alleine und verlassen wie zuvor. Es war die Sicherheit, dass Tamas Liebe ebenfalls nicht verloschen war. Und es war die Bestätigung, dass es in Ordnung war sich nochmals zu verlieben. Nein! Tama wollte dies sogar; wollte doch einfach sein 'Engelchen' glücklich sehen. Und dies würde fortan auch sein...


    Rasch schnappte er sich noch die Hose und schlüpfte in ihr hinein. Aber den edlen Stoff wollte er andererseits ebenfalls nicht hier lassen. Erfreut fand er in einem dunklen Eck einen Rucksack und stopfte die Einzelteile des Kimonos hinein, sowie seine restlichen Pokebälle in einer kleinen Hüfttasche verschwanden.
    „Komm zurück, Entoron, wir fallen sonst auf.“
    Sich die Kapuze des roten Gewandes tief in sein Gesicht gezogen verließ er schließlich wieder die dunkle Kammer. So konnte er auch die Haupttreppe passieren. Neugierig wanderte sein Blick durch die schier endlosen Korridore des Hauses. Offenbar befand er sich in einem alten Lagerhaus. Zuminderst glaubte er dies anhand der spärlichen Beleuchtung. Auch die Mauer aus Gestein sprach für sich. - Wo wohl das Zimmer des Vorstandes war?
    Ken brauchte den Saphir wieder…


    **


    „Amaya das musst du alleine machen.“ Kiyoshi faltete eine Karte des alten Gebäudes vor sich aus und deutete ihr den Weg.
    „Als ob ich Hilfe brauchen würde!“, erwiderte die Agentin spöttisch.
    Ihr Partner wollte ihr noch viel Glück wünschen, doch sofort meinte sie dies nicht zu brauchen. Was zähle sei doch ihr Können!
    Bevor Kiyoshi ihr antworten konnte drängte sie sich auch schon in den schmalen Luftschacht des Gebäudes. Mit den genauen Bildern der Karte in ihrem Kopf kroch sie die engen, dunklen Schächte entlang. „Du bist mir etwas schuldig!“ murmelte sie sich selbst kaum hörbar zu und dachte sich währenddessen was ihr Schwarm ihr geben könnte. Amaya schmunzelte bei den Gedanken der in ihr aufkam, sie würde einfach einen Kuss einfordern.


    **


    „Der Gefangene ist verschwunden!“, vernahm Ken nun die aufgeregte Stimme eines Handlangers von Team Magma.
    Sich immer und immer ermahnend er müsse bloß ruhig bleiben schritt er weiter die Gänge entlang. Solange die Kapuze mehr als die Hälfte seines Gesichtes bedeckte brauchte er doch eigentlich nichts zu befürchten, oder doch?
    „Hey du!“, kam eine in einer vorstandähnlichen Uniform gekleidete Frau auf ihm zu. „Du bewachst die Außentüren!“
    ‚Das ist die Chance!’, fuhr es Ken durch die Gedanken, doch wie wollte er dann zu seinem Saphir kommen?
    Ihren Blickes nach zu Urteilen forderte sie sofort eine Antwort an.
    „Jawohl..“, flüsterte er mit gepresster Stimme, die eigentlich seine Aufregung verbergen sollte, aber es dennoch nicht tat. Sofort dachte er an Amaya, sie würde sich sicherlich nicht so unprofessionell verhalten wie er es tat. Sie würde keine Gefühlsregung zeigen.
    „Na geh schon!“, keifte die Frau. Ken nickte widerwillig und ging langsamen Schrittes in einen anderen Korridor. Kaum war der Blickkontakt erloschen, hastete der sich als Team Magma Mitglieder ausgebende Junge wieder zum Hauptgang. Schüchtern spähte er nach allen Seiten, ob sie nicht doch zurückkomme. Doch an diesem Tag meinte das Schicksal es wohl einmal gut mit ihm.


    Eine Frau zog seine Aufmerksamkeit auf sich. Sie war eindeutig diejenige, die ihn den Saphir abgenommen hatte. Ohne über weitere Konsequenzen nachzudenken lief er hinterher. Mitten im Laufen überlegte er wie an diesen mächtigen Edelstein wieder herankommen sollte, doch kaum kam eine Idee auf wurde sie sofort wieder verworfen. Eine erschien ihm unsinniger als die Andere.


    „Was willst du?“, fragte diese nun schroff. Ihren Kopf wandte sie nur halb zur Seite und Ken zog die Kapuze augenblicklich noch tiefer in sein Gesicht.
    „Der Boss…er hat mich beauftragt den Saphir… ihm zu bringen!“, stotterte er. Obwohl er seine Stimme so gut wie möglich verstellte, glaubte er einem kritischen Blick unterzogen zu sein.


    Kens Nerven waren zum Zerreißen angespannt und so schickte er ein Stoßgebet zum Himmel. Wann hatte er dies zuletzt getan? Seit Tamas Tod suchte er abwechselnd in sich und in Arceus einen Schuldigen, doch seit vergangener Nacht schloss der vom Schicksal gepeinigte Junge auch mit ihm seinen Frieden und so auch mit sich selbst. Tama machte ihm so einiges klar. Es lag vor ihm doch Ken schaffte bis dato nicht durch diesen Schleier, welcher sich über seine Gedanken gelegt hatte, hindurch zu sehen. Von Tag zu Tag legte er sich, aber dennoch war dies nicht rasch genug.



    Eine kalte Stimme riss ihn seinen Gedanken „Gut dann werde ich ihn persönlich den Saphir überreichen.“
    Dies durfte nicht geschehen – nein er brauchte den Edelstein.
    „Nein, das werden sie nicht!“, rief Ken unüberlegt aus und riss ihr den Saphir aus der Hand.
    Sofort hatte sie ihm die Kapuze vom Kopf gezogen.
    „Du haltest dich wohl für besonders schlau?“, lächelte sie überheblich. Es gab Momente in denen Ken sich ohrfeigen hätte können. Dies war einer derjenigen. Warum konnte er sich nicht einfach stillschweigend zum Ausgang begeben? Warum hätte er sich den Saphir nicht einfach später holen können? – Im Nachhinein ist man ja bekanntlich immer klüger!


    **


    Zu Amaya drangen aufgebrachte Stimmen durch. Vorsichtig lugte sie durch das Gitter hindurch. Team Magma Mitglieder liefen alle in eine Richtung. –Was dort wohl los war? Dann blickte sie auf die leer stehende Gefängniszelle, weit und breit die einzige die es hier gab.
    „Idiot!“, murmelte sie böse und öffnete sofort das Gitter unter ihr. Als niemand mehr zu sehen war sprang sie hindurch und hastete so den anderen nach. Hinter einer ihr ausreichend Schutz bietenden Ecke verfolgte sie das Geschehen. Zuerst sah sie bloß Team Magma Uniformen, doch dann erblickte sie auch rotes Haar im Menschengewirr.
    „Reptain, los geht’s!“


    Ken hielt in seiner Bewegung inne. Dort stand Amaya! – Sie war gekommen um ihn zu retten!
    Bei diesem Gedanken wurde ihm warm ums Herz. Sie erwiderte anscheinend seine Gefühle. Sofort legte sie sich einen Finger auf ihren Mund um ihn anzuzeigen er solle nun still sein.


    „Reptain, Kugelsaat!“, rief die Agentin sodann aus. Ein Hagel aus Energiekügelchen ging auf die Team Magma Mitglieder nieder und erzeugte die nötige Aufregung um Ken entkommen zu lassen. Augenblicklich war er zu Amaya gelaufen.
    „Kommt beide!“, gab sie weiter Befehle und blickte auch zu Reptain hinüber. Amaya riss eine nahe gelegene Tür auf, welche nach Draußen führte.


    Ken wurde langsamer, doch seine Begleiterin zog den Jungen unbarmherzig mit sich. Nach einer langen Strecke ließ er sich gegen einen Baumstamm fallen und konzentrierte sich darauf wieder regelmäßig zu atmen.


    „Du hast …mich…gerettet! Danke Amaya“, presste er zwischen zwei Atemzügen keuchend aus.
    „Leichtigkeit, ja glaubst du denn ich lass dich verrecken?“, fragte sie.
    Ihre Amethyste funkelten ungewöhnlich warmherzig zu ihm hinüber. Ob sie es nun wollte oder nicht, die sonst so stolze Agentin gestand sich ein, ihn zu verlieren hätte sie wohl nie verkraftet.
    "Ich habe mir Sorgen gemacht"
    Amaya nahm sich vor ihre Gefühle mit ihm zu teilen. Wenn sie darüber nachdachte war dies eigentlich ein Priveleg. Niemand sonst würde wissen, was in ihr vorging.
    Ohne Scheu beobachte sie den hübschen Jungen vor sich. Diese himmelblaue Augen, welche wie eine Tür zu seiner Seele waren, schienen ihr in diesem Moment besonders zu glänzen.
    „Das weiß ich zu schätzen“, lächelte Ken. Bei diesem Lächeln schien die ganze Welt um Amaya zu strahlen. 'Ich verweiche hier ja noch ganz!', schallte sie sich in Gedanken. 'Wenn das jemals zu einer Beziehung werden sollte, dann bin ich der Boss. Basta! Dürfte auch nicht schwer sein bei ihm', überlegte sie weiter. Doch erstmals musste sie herausfinden ob er genauso entfand.


    Rasch nahm sie seine Hände in Ihre und führte sie zu ihrer Hüfte. Überrascht sahen sie diese blauen Augen, nach denen sie in den letzten zwei Wochen so verrückt geworden war, zu ihr hinüber. Der Verwunderung wich einer Wärme, die sich in seinen Blick legte.
    „Du bist mir was schuldig“, hauchte sie ihm verführerisch in sein Ohr.
    „Was denn?“, kam es neckend von Ken zurück.
    „Schließ die Augen, das wirst du gleich sehen.“


    Selbstverständig fügte er sich ihren Wunsch und schloss erwartend die Augen. Ihre Lippen vereinten sich in einer flüchtigen Berührung. Amaya glaubte sich als das glücklichste Mädchen der Welt. Ihr Schwarm erwiderte ihre Zärtlichkeiten und ließ sich vertrauend in ihre Arme sinken. Geborgenheit. So hätte er dieses schon seit Tamas Tod vermisste Gefühl genannt, doch war Amaya denn nicht ein wenig zu leidenschaftlich?! Langsam nahm sie sich ein wenig zurück, und wurde sanfter..einfühlsamer. Ein Kribbeln in ihrem Bauch bestätigte Amaya in ihren Gefühlen für ihn, schien es zu ihrer Freude umgekehrt genauso zu sein.
    Amaya deutete das angenehme Kribbeln in ihrem Bauch als dass was man Liebe nannte.


    War es die Sehnsucht nach dem Anderen was man als Liebe bezeichnete?
    War es das Gefühl, alles um sie herum sei unwichtig, wenn er in ihrer Nähe war?
    War es die Sorge um den Anderen wenn er in Gefahr war?
    War es das Wissen für den Anderen alles zu tun und immer für ihn da zu sein?
    War es das Gefühl den Anderen um jeden Preis beschützen zu wollen?
    War es die Rücksicht die man nahm?
    War es dieses unglaublich warme Gefühl, wenn sie ihn im Arm halten, küssen und verwöhnen durfte?
    Waren all diese Gefühle das was man als Liebe bezeichnete?


    Nach einigen Sekunden löste sich wieder voneinander. „Bitte mein es ernst mit mir“ flüsterte Ken ihr zu, die Augen nun wieder zu einem schmalen Spalt geöffnet sah er sie verträumt an.
    „Tu mir nicht weh, sag mir nicht jetzt du würdest dich in mich verliebt haben, wenn es nicht stimmt, bitte spiel nicht mit mir“, flüsterte er verletzlich.
    Nun wurde Amaya auch klar warum sie sich ihn, in genau diesen Jungen, verliebt hatte.
    „Das tu ich nicht“, versicherte das Mädchen beruhigend und wurde mit einem dankbaren Blick belohnt. Es lag so viel Gefühl darin.
    Amaya musterte ihn sodann und lächelte verschmitzt „Diese Uniform steht dir.“
    „So du stehst also auf Bad-Boys?“, fragte Ken kritisch nach.
    „Nein auf gute Jungs in solchen Kostümen.“ Sie hauchten ihm abermals einen Kuss auf die Lippen. "A good girl needs a bad boy. Warum denn nicht umgekehrt genauso!?"
    Die beiden Verliebten standen noch immer Arm in Arm an den Baum gelehnt und mussten gleichzeitig auflachen. Amaya hatte das Leben noch nie mit so viel Leichtigkeit genommen, er tat ihr durchaus gut.


    Nein, ist bloße Symbolbedeutung. Eine Commandantin von mir wird auch Rin heißen, und ihre Eltern konnten ja nicht schon bei der Geburt wissen, dass ihre Tochter einmal so kaltherzig sein wird.


    Puncto pro Commandantan: die Story spielt ja zehn Jahre vor Satoshi. Da werden die Teams noch von meinen eigenen Leuten besetzt XD
    So, jetzt ist doch das 'Echte' da. ^^



    Kimi no soba de - always by your side



    Ken spürte unter sich feinsten Stoff und Wärme umgab ihn. Doch wie konnte das sein? Er war doch gerade noch am harten Boden gelegen. Deutlich konnte er noch die Anwesenheit einer zweiten Person spüren. Es fühlte sich fast so wie der Traum damals an, indem Tama sich bei ihm verabschiedet hatte - Nein es war kein Traum, da war er sich sicher! Auch dieses Mal glaubte er sich nicht in einen Traum zu befinden.


    Zärtlich fuhr eine Hand unter seinen Kimono, welchen er noch immer trug, und schließlich seinen Rücken entlang.
    „Engelchen.“ Diese wohl bekannte Stimme drang in sein tiefstes Inneres vor und ließ dieses wohlig erschaudern.
    Zögerlich öffnete Ken die Augen - War das wirklich Tama? Warum tat er ihm dies an? Er hatte doch gerade gelernt ohne ihn zu leben! Vor ihm erschienen bernsteinbraune Augen, welche Kens Herz dazu veranlassten schneller zu schlagen.
    „Tama?“, fragte er nach, konnte es zugleich nicht verhindern, dass durch in die Augen steigende Tränen ihm das Bild verschwamm.
    Neugierig betrachtete er seinen Freund, welchen bloß eine fließende Seidendecke bedeckte. Dennoch lag in keinem der Beiden Scheu.
    „Warum so zurückhaltend?“, ertönte Tamas sanfte Stimme.
    „Tama!“, rief er schließlich überglücklich aus und fiel seinem Liebsten schluchzend in die Arme.
    „Ich habe dich so vermisst, du kannst dir nicht vorstellen wie sehr.“


    Dieser strich ihm die Tränen aus den Augen, hob sanft sein Kinn hoch und funkelte ihn verliebt an, sich an den Anblick seines Freundes erfreuend.
    „Du siehst ein wenig erwachsener aus und du bist so wunderschön.“
    Ken erwiderte nicht, es brauchte keine Worte zwischen ihnen. Tama wusste auch so wie sehr er sich über dieses Kompliment freute. Obwohl er wusste, dass sein Liebster sich in den Menschen Ken, in seine Seele, verliebt hatte war er dennoch froh, dass auch auch sein Körper für Tama begehrenswert war.
    Jenes Finger tänzelnden den zierlichen Körper des von ihm geliebten Jungen entlang. Sie kamen für ihn einer lauen Sommerbrise gleich. Mit Freuden beobachte Tama wie sein Engel die Augen schloss und sich den sanften Berührungen hingab.


    Bei seiner schlanken Taile hielten die Finger des brünneten Jungen schließlich inne und er kuschelte Ken an sich.
    „Ich muss dich etwas fragen“, nuschelte dieser, während er sich zufrieden an Tama schmiegte.
    Zufrieden konzentrierte er sich auf Tamas Atem neben seinem Ohr. Das verliebte Pärchen lag oft an Abenden einfach nur einandergekuschelt da, schwiegen oder redeten miteinander.
    „Was denn? Alles was du willst.“
    „Ich weiß, dass du mich so nennst, weil du mich liebst, aber hat es nicht noch einen anderen Grund warum du mich Engelchen nennst?“
    Erwartungsvoll sah er seinen Geliebten an, sodass dieser gezwungen war ihn in die Augen zu sehen.
    Jener schmunzelte. „Du warst ja schon immer ein helles Köpfchen. Ja, den gibt es sehr wohl.“
    „Verratest du ihn mir auch?“ Ken zog fragend, sowie ein wenig neckend, eine Augenbraue hoch.
    „Würdest du mir glauben, wenn ich dir sage, dass in dir verborgene Kräfte stecken?“, fuhr Tama fort.
    Er sah ihn unglaubwürdig an. „Ich doch nicht, ich bin doch nur…“
    „Hör auf! Du bist etwas ganz Besonderes!“, erwiderte Tama.
    Ken sah ihn noch immer ein wenig unglaubwürdig an. „Und was wäre das…“
    „Du wirst es erfahren, wenn die Zeit reif dafür ist!“
    Was war mit ihm los? Er war sonst immer so direkt zu ihm gewesen und nun sprach er wortwörtlich ihn Rätseln.
    Sofort wollte Ken protestieren, doch Lippen, welche die Seine versiegelten, unterbrachen ihn und ließen keine Kompromisse zu. Das lang schon vermissten Gefühle von Geborgenheit, Wärme und Liebe breitete sich in ihm aus. Er schloss genüsslich die Augen und erwiderte Tamas Zärtlichkeiten - dieser Moment sollte nie vergehen. Nie wieder! Wie sehr hatte der seit dem Tamas Tod einsame Junge sich gewünscht am nächsten Morgen aufzuwachen und von Tama erneut bedingungslose Liebe erfahren zu dürfen? Langsam wich Tama einige wenige Zentimeter zurück, blieb aber so nahe, dass Ken seinen warmen Atem spüren konnte.
    „Ein Kuss ist ja bekanntlich die höflichste Art, jemanden zu unterbrechen und ihn von seinem eigentlichen Vorhaben abzubringen“, lächelte er.
    „Und … gelungen?“, fragte Tama nach, während sein Herz bei diesem Lächeln Luftsprünge vollführte.
    „Yupp, und wie.“
    Von einer Sekunde zur Anderen wurde Ken wieder ernst. „Lass mich nie wieder alleine, bitte!“
    „Du weißt, dass das nicht geht.“


    Ken sah sich kurz um. Sie lagen auf einem Bett. Einige Kerzen schenkten ihrer Umgebung dezentes Licht und tauchte sie in warme Farben.


    Er ließ den Blick über den allzu leicht bedeckten Tama schweifen. Bestimmend, aber dennoch ein wenig zaghaft, strich dieser bedächtlich die Seidendecke von dem wohlgeformten Körper seines Freundes. Bernsteinbraune Augen funkelten verwirrt auf – so hatte er seinen Engel noch nie erlebt … so verführend.
    Sich seiner Sache sicher rückte er ein wenig näher an Tama und legte diesem die Arme um den Hals.
    „Wie lange kannst du hier… bei mir… bleiben?“, hauchte Ken seinem Liebsten ins Ohr und verwirrte diesen somit durch sein Verhalten.
    Jede dieser wunderschönen Sekunden mit ihm würde sich ewig in Kens Gedächtnis einprägen. Die einzige Sache, die in diesen Stunden zählte, war das hier und jetzt!
    „Vier… fünf Stunden, wenn du willst."
    „Natürlich will ich das.“


    Ken ließ sich, mit dem Wissen aufgefangen zu werden, sorglos zurückfallen. Zuverlässig stützen ihn zwei Hände am Rücken und ließen den zierlichen Jungen langsam auf die edlen Stoffe gleiten – bei ihm konnte sich jener fallen lassen und sich trotzdem sicher sein aufgefangen zu werden.


    Auch wenn es bedeuten würde, dass Ken ihn nachher noch mehr vermissen würde, so wollte er doch sich darauf einlassen.
    Eine Woche vor Tamas Tod hatte sein Freund die klaren Annäherungsversuche zurückgewiesen und bereute es so auch im Nachhinein. Ken war damals knappe vierzehn Jahre alt gewesen und kein Interesse gehabt. Es hatte ihm gereicht von Tama liebevoll berührt zu werden und jener ließ ihm die Zeit, die er brauchte. Er hatte sich noch nicht erwachsen genug gefühlt, noch nicht erwachsen genug um dies in allen Phasen genießen zu können.


    Tama sah auf das entspannte Gesicht seines Engels und lächelte liebevoll. Er schien sich ihn vollends anzuvertrauen. Weder Angst noch Scheu lag in seinem Blick, er vertraute Tama.
    Erwartend schloss dieser die Augen und lud mit einer Handbewegung seinen Freund ein näher heran zu kommen. Tamas Finger zupften fordernd an dem Obi.
    Schließlich umfassten abermals zwei Hände den sensiblen Jungen und zogen ihn zu Tama auf den Schoß. Er nahm die Schleife des Obi und öffnete diese langsam. Eines Snobilikat gleich schmiegte sich jener enger an den Brünneten. Tiefe blaue Augen zogen Tama in den Bann. Langsam erwiderte er die liebenden Blicke seines Freundes. Gleichzeitig legte Ken einladend den Nacken frei um diesen von hauchsanften Küssen bedecken zu lassen.
    Sein Geliebter war ein wenig unsicher geworden, die Verhaltensweise des von ihm geliebten Jungen war ihm neu.


    „Ich liebe dich, Engelchen.“ Tamas Stimme war kaum mehr als ein Flüstern und doch konnte die Person, die von je her ihm am Wichtigsten war, die Liebe und Wärme deutlich heraushören.


    Die zärtlich gehauchten Worte sowie Tamas Berührungen lösten in Ken wieder angenehme Schauer aus und er wünschte sich für immer und ewig bei seinem Liebsten sein zu können.


    Ken ließ sich rücklings auf das Bett sinken. Bersteinbraune Augen sahen ihn unsicher an. Seine Hand strich bedächtig langsam den Stoff des Kimonos zur Seite.
    Von Moment zu Moment mutiger werdend wanderte seine Hand zu Kens Bauch und zog sanfte Kreise auf der schon fast marmornen Haut. Tausend kleine Schmetterlinge schienen ihre Flügeln auszubreiten und davonzufliegen. Ein wohliger Seufzer verließ Kens Kehle.
    Tama strich den fliederfarben Stoff des Kimonos von seinem Körper, legte diesen behutsam zur Seite. Sein Blick ruhte liebevoll auf seinem Engel. Durch die behaglichen Flammen der Kerzen erschien ihm die weiße Unterkleidung des Kimonos leicht durchscheinend.
    Nicht bloß Ken begierte auf die zarten Berührungen. Auch Tama wollte den zierlichen Körper des von ihm geliebten Jungen berühren, erforschen, ihm schöne Gefühle schenken.


    Er schob langsam den störenden Stoff zur Seite, küsste jedes Stückchen Haut, das er freigelegt hatte.
    Tama wusste nicht wie lange er sein Engelchen schon mit Zärtlichkeiten verwöhnt hatte, doch dieses Mal würde man dem verliebten Paar die benötigte Zeit lassen.
    Es verwirrte Tama nicht, dass Ken dies alles still genoss. Bloß ab und an seufzte sein Engelchen wohlig, doch er wusste wie sehr er sich gewünscht hatte auf diese Art und Weise von ihm berührt zu werden.


    Tama küsste ihn, bevor er ein wenig zurückwich um den Anblick von Kens entkleideten Körper zu genießen. Es war freilich nicht das erste Mal, dass er ihn nackt sah, doch im behaglichen Licht der Kerzen erschien er ihn noch begehrenswerter als sonst. Sie unterstrichen seine Zerbrechlichkeit, ließen Tama im Glauben seine Haut wäre zerbrechliches Porzellan.
    "Du bist so wunderschön, Engelchen."


    Kens Augen verrieten seine Liebe gegenüber Tama und seine aufgeflammte Leidenschaft. Ihm entging dies nicht und er spürte sein eigenes Begehren. Doch es suchte ihm erneut Unsicherheit heim, als Ken ihn mit einer Handbewegung einlud noch näher zu kommen, als er seine Beine um Tamas Hüften schlang.


    Er wollte seinem Engel keinen Schmerz zufügen.


    Tamas Stimme war bloß ein leises Flüstern. „Ken, hast du Angst?“
    Sein Engel schüttelte bloß den Kopf. Er nahm Tamas Hand und küsste die Kuppe seines Fingers. Es war bloß eine so kleine Berührung, und doch verspürte er ein angenehmes Kribbeln.
    „Du solltest auch keine Angst haben, ich vertraue dir.“ Auch Kens Stimme war ein kaum hörbares Hauchen.
    Tama strich zärtlich seine Körper entlang, empfand jeden Kuss, den er ihn auf seine Haut geben durfte, als Geschenk.
    Seine Hand fuhr durch das im Licht der Flammen bronze gefärbte Haar, ließ es wie wertvolle Seide durch seine Finger gleiten.
    Kens Blick war die ganze Zeit über in die liebenden, bernsteinbraunen Augen vor sich gerichtet. Er legte die Hände auf seine Schultern, wollte sich ihm ganz hingeben, wollte ganz ihm gehören.


    Das flackernde Licht der Kerzen verriet die Geschichte von zwei Seelen, die sich nie trennen wollten, verriet von aufrichtiger Liebe, erzählte von zwei Körpern, die sich in inniger Liebe vereinten.


    Dem Liebesspiel folgte wohlige Ruhe. Der zierliche Körper wurde von dem Größeren in den Arm genommen, es wurde ihm ein sanfter Kuss auf die Lippen gehaucht.
    In einer inniger Umarmung lagen sie beisammen, sich gegenseitig liebende Blicke zuwerfend, sich über die Nähe des anderen freuend. Einige Tränen perlten Kens Wange entlang, landeten auf der Hand seines Geliebten. Es waren Tränen des vollkommenen Glücks.
    „Ich liebe dich, Ken“, hauchte Tama den vor etwas längerer Zeit ausgesprochen Satz und wurde mit einem warmen Blick sowie einen liebevollen Lächeln belohnt. Er unterbrach das lange Schweigen beider, welches aber keineswegs unangenehm gewesen war. Viel mehr zeugte es von ihrer Liebe. Es brauchte keine Worte zwischen ihnen.
    Der sich wie im Paradies fühlende Junge lehnte sich wieder an Tama und nuschelte ein: „Ich dich auch.“
    Es war ein wunderbares Gefühl nichts, wirklich nichts, zu bereuen. Er fühlte seine Liebe zu Tama noch inniger, wenn er in diesen Momenten bei ihm lag. Dessen Engelchen schloss kurz die Augen und ließ seine Hand den entkleideten Körper seines Liebsten entlang gleiten. Tama seufzte leise, es war ein schönes Gefühl für Ken auch einmal Zärtlichkeiten, schöne Gefühle, schenken zu können. Kens Hand ruhte auf dem Bauch seines Geliebten. Seine Finger fuhren die sich leicht abzeichnenden Muskeln nach. Für kurze Zeit schloss er die Augen und vergrub seine Nase in Tamas Halsbeuge, vernahm die herb männliche Duftnote seiner Haut.
    "Du riechst auch gut", meinte er sodann leicht lächelnd mit flüsternder Stimme. "Sehr gut sogar." Er vernahm den angenehmen Duft von Kirschblüten und Lavandel.
    Ken hob den Kopf, sah Tama in die Augen.
    Dies war das erste Mal, dass er die Initative ergriff und seinen Liebsten küsste. Tama war zuerst ein wenig überrascht, aber ließ es geschehen, schien Gefallen an seinem Verhalten zu finden.


    „Wie geht es dir eigentlich, seit…“, fragte er, wollte reden. Er keuchte ein wenig. Der leidenschaftliche und doch so sanfte Kuss war wirklich atemberaubend. Tama wagte es aber dennoch nicht den Satz zu beenden.
    „Es wird von Tag zu Tag leichter, auch wenn ich dich noch immer sehr vermisse.“ Ohne ersichtlichen Grund brach Ken in Tränen aus. „Ich fühle mich so…schäbig und…“
    Tamas leichte Umarmung wurde inniger.
    „…ich habe mir geschworen für immer und ewig nur dich zu lieben, aber da ist dieses Mädchen, ich liebe dich noch immer so sehr, aber…“
    „Sssccchttt, ist doch in Ordnung so. Ich möchte doch, dass du glücklich bist und du sollst mir nicht ewig nachtrauern, das habe ich dir doch einmal gesagt, nicht?“
    Zögerlich nickte Ken und schien sich wieder langsam zu beruhigen.


    „Tama, wie …oder warum… bist du eigentlich bei mir. Ich freue mich sehr darüber, keine Frage, aber, ist es nicht deine Aufgabe mir vielleicht mir etwas über den Saphir erzählen?“, wechselte er das Thema.
    Augenblicklich herrschte Stille. Tama schluckte den vermeintlichen Kloß, welcher in seinem Hals zu sein schien, hinunter und antwortete: „Aber ich will nicht, dass du in diese gefährliche Sache mit hineingezogen wirst, aber ja deswegen bin eigentlich bei dir...“
    „Das bin ich schon“, erwiderte Ken rasch.
    „Wodurch?“, wollte er entsetzt wissen – Ken würde sich nur in Gefahr begeben, doch Tama wollte ihn doch in Sicherheit wissen.
    So erzählte Ken ihm von den vergangenen Wochen und so auch von Amaya.


    „Na gut, jetzt höre zu und bitte, um meinen und deinen Willen, befolge das auch. Dieses Saphir ist der Schlüssel zu deiner eigenen, inneren Kraft. Er formt deine Wünsche in Energie um oder auch in das was du dir gewünscht hattest. Aber versuch niemanden wieder zum Leben zu erwecken, hörst du?“
    Ken wich den fordernden Bersteinen vor ihm aus. Als er die Worte vernahm, dass dieser machtvolle Edelstein all seine Wünsche in die Wirklichkeit umsetzten, so dachte er sofort daran Tama wieder zu sich zu holen.
    „Engelchen bitte!“
    Ken nickte widerwillig.


    Lange Zeit herrschte Schweigen und der im Moment überglückliche Junge genoss die Streicheleinheiten seiner großen Liebe, während seine Hände selbst Tamas Körperkonturen abfuhren.


    „Du weißt ich kann nicht mehr lange bleiben“, ertönte Tamas Stimme neben Ken so sanft, dass dieser nicht einmal in der Lage war darüber Tränen zu vergießen. Er wusste genau welche Sache ihm jetzt bevorstand - Tama würde sich von ihm verabschieden, schließlich konnte er ja wirklich nicht ewig in dieser Zwischenwelt verweilen.
    Langsam setzte sich Ken wieder auf und küsste 'seinen' Tama nochmals innig, kostete diesen wieder für lange Zeit oder gar für alle Zeiten vermeintlich letzten Kuss in volllen Zügen aus. Diese Momente, diese letzten vergangenen Stunden, mit ihm würden ihn immer in Erinnerung bleiben.


    „Danke, Tama“, flüsterte er schließlich. „Für alles, dafür, dass du mir zwei wunderschöne Jahre mit dir geschenkt hast, für deine Liebe und für das hier jetzt ..und einfach alles, aber ich will dich bei mir haben.“
    Tama wusste nicht wie er antworten sollte und so schwieg jener. Rasch hatte Ken ihn umarmt. Es war ein seltsames, und zugleich so schönes, Gefühl für Tama nicht derjenige zu sein, der ihn liebevoll in die Arme schloss. Sein Engel hatte nicht nachgedacht, hatte sich diesem Impuls hingeben. Tama schmunzelte. Er wusste doch schon längst, dass dieser nicht der schwächere Teil der Beziehung war und jener war sich dessen auch bewusst. Es hatte nur gedauert bis Ken dies verinnerlichte.


    Langsam spürte Ken wie sich Tamas Aura langsam auflöste. Rasch schlug er die Augen auf und sah in zwei liebevolle Bernsteine und dieses Gesicht, welches er nie vergessen würde. Dieses Bild prägte sich in sein Gedächtnis.
    „Tama, nicht…nein…“, flüsterte Ken.
    Eine warme Hand fuhr nochmals die Wange seines Liebsten entlang. Tama sagte nichts mehr, er sah Ken nur an und doch sagten diese Blicke mehr als es tausend Wörter je getan hätten.


    Ken wusste, als er die Augen aufschlug nur allzu gut, wieder alleine zu sein - Tama nicht mehr bei sich zu haben. Doch dieses Erlebnis betrachtete er dieses Mal als eine Art Geschenk und er nahm es dankbar an.


    User125660


    XDD Bei der Namensgebung habe ich auch an den Ken von Digimon gedacht. Irgendwie so vom Aussehen her. ^^ Keine Ahnung mehr warum genau. Außerdem ist das doch ein ganz normaler, japanischer Name. :/
    Außerdem: sieh mal hier was ich über den Namen geschrieben habe. Das hat noch einen anderen Grund gehabt:
    Kens leibliche Mutter wollte ihm den Namen Hikaru – das Licht – geben. Seine Adoptiveltern hielten sich jedoch nicht an ihr Versprechen, welches sie abgelegt hatten, und tauften ihn schließlich Ken, denn nach der Meinung seines Ziehvaters klang Hikaru zu sehr nach einem Mädchennamen. Mit den Namen waren von seinem Kleinkindalter an auch viele Erwartungen verbunden.
    Jetzt fällt es mir wieder ein, wieso er mich in dieser Weise an den Ken von Digimon erinnert hat. (zur Erinnerung ist dessen hochintelligenter Bruder Osaru(?), oder eben Samy gestorben, seine Eltern stellten jedoch die gleichen Anforderungen an ihren verliebenen Sohn) In einer gewissen Weise ist dieser Name mit einer Art Forderung verbunden, habe ich mir von jemanden, der sich mit Japan auskennt sagen lassen, und dieser Anforderung kann nicht jedes Kind gerecht werden und hat daher das Gefühl eines bestimmten Druckes und einer Erwartung, die man an das Kind stellt. Wieder zurück zu meinem Ken aus Hoenn Legenden, hat er aber nie die Erwartungen seiner Zieheltern erfüllen können. Un dich verwende nun einmal nur japanische Namen. So ich hoffe, du hast jetzt ein anderes Bild. ^^


    Gefangenschaft
    Wenn sie sich bloß entscheiden könnte! „Du hast bis morgen Mitternacht Zeit dich zu entscheiden!“ rief der Handlanger Team Magmas kalt aus und zog seinen Gefangen langsam mit sich.
    „Vergiss es, Rept…“ Schon nach ihrem Pokeball greifen wollend unterbrach er sie.
    „Ich würde diesen Unsinn jetzt nicht machen!“ rief er aus und hielt Ken ein Messer unter den Hals. So blieb Amaya nichts anderes übrig als den Ball wieder einzustecken.
    „So ist es brav“ kam es wieder höhnisch von ihm, während er sich umsah ob auch die restliche Masse nach seinem Willen handelte. Diese standen alle verschreckt um ihn.
    Amayas Blick fiel auf dem Boden, sie konnte nicht zusehen wie ihr Begleiter nun mit ihnen gezerrt wurde. Ein in Schlafgas getränktes Tuch wurde dem sich wehrenden Jungen vor die Nase gehalten und so fielen diesem sofort die Augen zu.


    ***


    „Na, auch endlich aufgewacht?“, löste Ken eine kalte Stimme ihn nun völlig vom Schlaf und lies ihn hochschrecken. Er erblickte –wieder einmal- den Vorstand Team Magmas und stieß sich ruckartig von Boden ab um weiter von ihm weg entfernt zu sein.
    „Wie oft denn noch? Die blaue Kugel habe ich nicht!“
    „Das weiß ich auch, aber die Göre, die dich begleitet besitzt die blaue Kugel.“ In seiner Stimme lag Sicherheit und Überheblichkeit. „Achja… fesselt ihn!“
    Ken ließ es widerwillig über sich ergehen. "Und ich werde euch nicht verraten wo sie ist oder wie sie heißt."
    Überrascht sah der Vorstand zu ihm herab. „Das weiß ich doch alles, diese Nervensäge heißt Amaya. Die ist schon oft in die Quere gekommen. Mit dir scheine ich ihren wunden Punkt getroffen zu haben.“ Ein überhebliches Grinsen ließ Ken abermals zurückschrecken.
    „Was? Ich verstehe nicht!“
    „Wir versuchten schon einmal sie durch eine Geißel zu erpressen, sie blieb kalt und rückte unter keinen Umstanden den Meisterball, den doch wir haben wollten, heraus. Ob es mit dir anders laufen wird?“
    Gelangweilt wirkend sah er nun aus dem Fenster des offenbaren Lagerhauses.
    Ken lief augenblicklich ein kalter Schauer über den Rücken - war Amaya wirklich so grausam? Würde sie ihn im Stich lassen?
    „Sie wird mich nicht für die blaue Kugel opfern“, rief er schließlich entschlossen dem Team Magma Vorstand zu.
    „Wirklich? Warum hat sie den Tausch dann nicht schon am Hauptplatz vollführt?“
    „Weil…das wird bestimmt einen Grund haben!“
    Eigentlich sagte er dies nur um sich selbst Mut zuzusprechen. Auf der anderen Seite schüttelte er den Gedanken Amaya würde ihn einfach sterben lassen ab, und glaubte wirklich an sie. Aber was konnte er sich eigentlich schon erhoffen von einer Agentin, die ihn nicht noch einmal zwei Wochen kannte?
    „Raus!“, befahl die rechte Hand des Boss in Form eines weiblichen Vorstandes der Verbrecherbande gelassen und sah dabei die restlichen Mitglieder an. Mit einem großen Gehorsam, eines Fukanos gleich, begaben sie sich vor die Tür und mit ihnen selbst der vorher in der kleinen Kammer gewesene Vorgesetzte.


    **


    Amaya hiebte wütend gegen die nächstgelegene Wand. „Verdammt!“ fluchte sie laut und donnerte sodann nochmals dagegen. Ein Gefühl der Hilflosigkeit keimte in ihr auf und entfaltete sich langsam. Kaum sichtbare Tränen legten sich in ihre Augen, wurden jedoch rasch wieder weggewischt. Geweint hatte sie seit dem Tod ihrer Eltern nicht mehr – und dann die nächsten Tränen wurden wegen einem Jungen vergossen. Obwohl sie sich doch vornahm nie von einem Jungen Kummer bereiten zu lassen. Dennoch weinte sie nun vor Sorge und schämte sich für ihren Gefühlsausbruch.


    ‚Ich bin schwach, ich halte nicht was ich mir vornahm’ schallte das aufgelöste Mädchen sich weiter in Gedanken. Noch mehr verärgerte sie der Verdacht versagt und Schuld zu haben. ‚Wäre ich ihm nie begegnet, hätte ich ihn nie in diese Lage gebracht…’ Wie sie doch das Gefühl der Schwäche hasste! Nach außen wirkte sie oft als starkes, selbstbewusstes Mädchen, doch oft sah es ganz anders in ihr selbst aus. Kurz fragte sie sich ob vielleicht daher ihre Unfreundlichkeit kam und ob sie überdecken wollte einfach nicht so stark zu sein wie sie es gerne hätte und so auch vorgab. Immer wenn sie ihre verstorbenen Eltern vermisste, ermahnte Amaya sich, sie solle sich doch nicht wie ein kleines Kind benehmen, welches beständig die Hilfe von Mutter und Vater brauchte.


    „Alles in Ordnung, Mädchen?“, fragte ein Polizist, der vor ich stand, wie aus heiterem Himmel.
    „Sieht es denn so aus?“, fauchte die Agentin. Es beschämte sie sich fremden Leuten mit Tränen in den Augen zeigen zu müssen. So wandte sie den Blick sofort wieder ab.
    „Nein…warte doch du bist dieses Mädchen… du hast die blaue Kugel in Laubwechselfeld gestohlen!“
    „Ach…wirklich?“, fragte sie mit ironischen Unterton genervt.
    „Ich muss dich festnehmen, du bist eine Diebin!“, rief dieser aus.
    „Sie sind wohl ein helles Köpfchen. Eins und eins zusammenzählen…“ Somit wollte sie wieder ihre eigentliche, momentane Schwäche überspielen und rollte nun zusätzlich mit den Augen.
    Entsetzt sah dieser sie an und ärgerte sich, anhand seines Gesichtsaudruckes, wohl auch über die Wortwahl dieser ‚Diebin’ „Jetzt hör mal du Göre, so spricht man nicht mit einem Polizisten!“
    „Belehrungsversuche?“, fragte Amaya weiter und legte ein gespieltes Grinsen an den Tag.
    Sie glaubte nicht recht was sie nun sah. Der Mann wollte sie schon in Handschellen legen und sie abführen.
    „Jetzt hören Sie mal!“ Ihre Stimme war bestimmend, aber dennoch schien sie ruhig zu bleiben, obwohl sie innerlich vor Sorge um Ken bebte. „Die Polizei…! Wo waren Sie denn zuvor? Haben Sie denn nicht gemerkt, dass Team Magma gerade einen Jungen entführt hatte und morgen gegen die blaue Kugel wieder eintauschen will und wenn ich das nicht tue, dann…“ Schließlich sah sie doch zu ihrem Gegenüber. „Wenn wir schon dabei sind wie ich mit Polizisten spreche, dann frage ich Sie wie Sie mit einer Agentin sprechen!“
    Dies brachte Amaya verwirrte Blicke und ein „bitte was?“ ein. So zeigte sie sofort ihren Ausweis her.
    „Mädel, so einen Ausweis kann ich mir auch basteln!“
    „Und Sie glauben wirklich ich lass mich so einfach in Handschellen legen?“
    Amayas herausfordernde Blicke sprachen für sich.


    **


    „Weißt du, dass ich zuerst dachte du seiest ein Mädchen..“, murmelte die Commandantin.
    „Vielen Dank!“, erwiderte der Angesprochene rasch mit einem ordentlichen Schwung Sarkasmus in der Stimme.
    Doch im gleichen Moment versuchte Ken sich ihren prüfenden Blicken zu entwinden, indem er immer weiter bis zur Mauer rückte bis er schließlich an ihr anstieß. Erschrocken sah er nach beiden Seiten.
    „Aber da du das nicht bist…“
    „Was wollen Sie?“, fragte er verängstigt.
    „Du bist ja gar nicht mehr vorlaut, Süßer“, stellte sie amüsiert fest und begab sich langsamen Schrittes näher an ihn heran.
    „Wie haben Sie mich gerade genannt?“ wollte er vorsichtig wissen - hätte ja auch sein können, dass er sich verhört hatte.
    „Hmm?“, gab diese von sich und kniete sich neben ‚hren Gefangenen.
    Ken konnte sein Puls rasen fühlen und wie seine Atemzüge stetig kürzer wurden. Vorsichtshalber versuchte er noch weiter in eine andere Richtung zu rücken, musste aber feststellen schon in einer Ecke angekommen zu sein.
    „Du bist ein wirklich hübscher Junge“, flüsterte sie viel sagend.
    „Danke, das weiß ich selbst!“, kam es erwidernd und ablehnend von Ken zurück.
    Von jedem anderen hätte er dies sofort als Kompliment gewertet und sich gefreut., doch nicht bei ihr.
    „Wehr dich doch!“, zischte sie und hatte Kens Kinn gepackt, wollte ihn sich so zu ihr hochziehen. Dieser sah ihn ihren Satz einen Ansporn. Ohne über mögliche Konsequenzen nachzudenken, biss Ken sie ihn den Finger. Sofort packte den verzweifelten Jungen wieder die Angst und so drängte er sich noch weiter in die Ecke.


    Die Commandantin wollte schon zu einer Ohrfeige ausholen und schrie aufgebracht „Du elend..“
    Mitten im Satz stockte sie. Mit weit aufgerissen Augen wanderte ihr Blick zu dem Anhänger ihres Gefangenen. Aus dem seidenen Stoff des Kimonos blitzte ein Saphir.
    „Woher hast du den?“, forderte sie streng zu einer Antwort auf.
    „Das war ein Geschenk meines Freundes, warum?“, gab Ken schüchtern die
    gewünschte Information.
    „Wie heißt er?“
    „Der Name würde Ihnen nichts sagen!“, kam die Erwiderung.
    „Verrat ihn mir trotzdem, das ist ein Befehl“, fauchte die Commandantin.
    „Tama. Aber warum ist das denn wichtig?“ Dem verängstigten Jungen stiegen erneut Tränen der Angst in die Augen. Die ganze Situation war ihm einfach zuviel geworden – er wollte doch nur hier weg; wollte doch bloß ein ganz normales Leben führen.
    „Tama!“, wiederholte sie lang ausgesprochen und schien jede einzelne Silbe auf ihrer Zunge zergehen zu lassen. „Tama, also?“
    Langsam hatte sich Ken wieder gefasst „Ja, genau Tama. Sie meinen doch nicht, dass…“ Er schluckte schwer und sah sie angsterfüllt an.
    „Nein, Tama war nie bei Team Magma.“
    Ken fiel ein Stein vom Herzen. Eigentlich nahm er dies auch nie an, er kannte seinen verstorbenen Freund in und auswendig und erinnerte sich sofort an das Versprechen, welches sie sich gegenseitig gaben. Ein Versprechen auf dass das für eine Beziehung notwendige Vertrauen beruhte, denn es war das Versprechen sich nie anzulügen.
    „Aber, er war einer unserer Erzfeinde, dieser Saphir…“ Kurz hielt sie inne um über ihre Wortwahl nachzudenken „..ist etwas Besonderes und Tama gelang es immer und immer wieder ihn bei sich zu behalten und wo finden wir ihn jetzt? Bei einem verweichlichten Jungen. Den Wächter dieses besonderen..“ wieder pausierte sie kurz um nicht zuviel zu verraten – Es war gut möglich, dass dieser Junge von alledem nichts wusste „..Schmuckstückes muss es ganz schön erwischt haben, wenn er dir den Saphir anvertraut!“



    „Ich blicke da nicht mehr durch! Ich verstehe das nicht“, jammerte Ken nur und bat somit indirekt um eine nähere Erläuterung.
    „Ich weiß nicht wer du bist, es ist mir auch ziemlich egal, aber wie blöd muss er sein wenn er dir den Saphir anvertraut?“, lächelte sie zynisch bei diesen eiskalt ausgesprochenen Worten. Ken schnaubte verächtlich bei den Beleidigungen seiner großen Liebe.
    „War?“, fragte sie nach.
    „Aber für einen gewöhnlichen Saphir braucht man doch gar keinen Beschützer, er ist sicherlich kein Vermögen wert…“, wechselte ihr Gefangener rasch das Thema.
    „Wenigstens bist du nicht auf den Kopf gefallen. Nein Millionen ist er nicht wert, viel mehr. Jenseits von Geld!“
    Neugierig musterte sie ihn nun und genauso beruhte dies auf Gegenseitigkeit –was meinte sie mit ‚Jenseits von Geld?’
    „Sag mal, du gehörst nicht auch etwa der gleichen Organisation an, wie diese verdammte Nervensäge und dieser Kiyoshi?“
    Kurz überdachte Ken seine Antwort, schließlich entschied er sich doch einmal etwas zu wagen, ihm wohl bewusst, dass dies riskant war „Doch, ich bin Amayas Partner. Und sollte mir Etwas geschehen, wird Amaya nicht mehr so zimperlich mit euch umgehen!“


    Rasch nahm die Commandantin Ken den Saphir ab und steckte diesen zu sich in die Tasche.
    „Gib das sofort wieder her!“, schrie er sie ungehalten an. Im Moment war es ihm egal was es damit auf sich hatte. Einzig und alleine, dass der Edelstein ein Geschenk seines geliebten Tamas war, schien ihn nun zu interessieren. Mit verachteten Blicken, welche kurz ihrem verletzen Finger schweiften, und danach wieder ihren Gefangenen, verließ sie schließlich die dunkle Gefängniszelle. Wenigstens durch seine Gegenwehr hatte er ihr zuvor zeigen können, nicht alles über sich ergehen zu lassen.


    Sofort waren seine Gedanken wieder bei Tama angelangt –Er hatte ihn belogen! Nein, eigentlich nicht belogen, sondern wichtige Tatsachen verschwiegen. Ken vertraute seinem Liebsten immer blind, doch anscheinend beruhte dies nicht auf Gegenseitigkeit. Diese wirren Gedankengänge schüttelte der verwirrte Junge sofort wieder ab - so durfte er einfach nicht über Tama denken! Vielleicht war es eher eine Art Schutz ihm gegenüber gewesen, da dieser nicht sein ‚Engelchen’ in Gefahr bringen wollte? ‚So war es!’ kam Ken zu diesem Entschluss und beendete für sich selbst dieses Thema.


    **


    „Und Sie glauben tatsächlich, ich würde mich einfach in Handschellen legen lassen?“, fragte Amaya gelassen, wie ein wenig provozierend.
    „Amaya!“, rief plötzlich eine ihr allzu bekannte Stimme aus.


    Innerlich vor Freude jubelnd wandte sich die Agentin um, dennoch glaubte sie wieder einmal über ihren Gefühlen stehen zu müssen und sagte sarkastisch: „Na, Blondschopf, lässt auch lange auf dich warten!“ Zwei zweifelnde Augen in einem sanften Rotton sahen zu ihrer Partnerin hinüber. Schließlich umspielte ein leichtes Lächeln Kiyoshis Lippen. „Ach, willst du sagen, du wärest alleine mit der Situation zurechtgekommen. Lass dir doch von deinen Freunden einmal helfen.“
    „Ich brauche keine Freunde! Du bist höchstens mein Kampfpartner, aber nicht mein Kumpel und schon gar nicht ein guter Freund!“ Amayas Stimme klang arrogant und überheblich.
    „Naja wie auch immer, du änderst dich wohl nie.“ Mit diesem eigensinnigen Mädchen zu diskutieren, brachte nie etwas Gutes ein. Meistens stritten sie sich, jeder in seiner eigenen Weise. Kiyoshi traurig, enttäuscht, aber dennoch ehrlich und Amaya immer überheblich. Gab sie doch einmal ihre Gedanken preis, so waren diese beleidigend.


    Der Polizist erkannte Kiyoshi sofort und ließ so auch Amaya gehen. Er hatte einmal einen wichtigen Computercode gehackt und so das schöne Wiesenflur noch rechtzeitig vor einem Angriff von Team Aquas Seite gewarnt. „Spiel dich nicht wie ein Held auf!“, keifte seine Kampfpartnerin in ihrem Stolz verletzt, dass man nur ihn kannte und nicht auch sie.


    "Sag mal wo ist dieser Junge?", fuhr Kiyoshi unberührt fort.
    Ihre ametheystfarbenen Augen blitzten ungewöhnlich traurig auf. Genauso konnte ihr langjähriger Partner Verzweiflung in ihnen lesen. Recht stockend begann sie langsam zu erzählen, fügte dennoch am Ende hinzu seine Hilfe nicht zu brauchen.
    "Amaya wenn wir bis morgen Mitternacht Zeit haben, können wir noch immer in das Gebäude von Team Magma einbrechen." Kiysohi legte ihr vertrauenswürdig beide Hände auf die Schultern und veranlasste dadurch, dass sie sich ein wenig besser fühlte. Ein zögerliches Nicken ihrerseits bejahte seine Idee. "So habe ich dich noch nie erlebt...so besorgt...!", lächelte ihr Kollege ihr zu.
    Ein Protest hätte zu nichts geführt und so gestand Amaya es sich zum Ersten Mal selbst ein.
    Kiyoshi überlegte ein wenig. Sollte er diese Frage denn stellen? "Liebst du ihn?"
    "Ich weiß es nicht", antwortete sie zögerlich.
    Diese Frage war ihr unangenehm und so lange sie auch versuchte es zu verstehen, die Gefühle zu interpretieren....sie wusste es einfach nicht. Noch nicht.
    "Mir würde so eine Gefangenschaft nichts ausmachen, aber ich bin ja auch nicht so sensibel und zerbrechlich", begründete sie, versucht recht neutral zu wirken.
    "Du redest sonst nie so über Andere. Mach dir keine Sorgen, denn ich denke er ist schon ein wenig widerstandsfähiger als du denkst."
    "Wartet nur Team Magma, ich mache euch die Hölle heiß!", rief sie siegessicher aus, bevor sie sich mit Koyshi an das Pläneschmieden machte.


    **
    Auch wenn für Ken das Thema zur Ende war, so konnte er doch nicht verstehen warum Tama ihm kein Sterbenswörtchen darüber verraten hatte. Hatte er wirklich so wenig Vertrauen in ihn gesetzt- nein bestimmt nicht. Zu gerne hätte der verwirrte Junge mit seinem Liebsten gesprochen....

    Sachiko ließ den Blick gegen die Decke des Zimmers wandern, während sie weiterhin in Erinnerungen schwebte. Tama, seinen Liebsten, hatte sie selbst einmal treffen dürfen. Damals waren sie in der Nähe, bei einem Wettbewerb, der in Wiesnflur stattgefunden hatte, gewesen und so gewährte sie dem jungen Paar Unterkunft für eine Woche. Ken hatte sie von seinem Liebsten überzeugen können. Er war zwar des Öfteren still gewesen und war sehr zurückhaltend, doch er war dafür auch höflich und zeigte einen guten Charakter sowie ein gutes Benehmen. Das Paar war so glücklich miteinander gewesen, kein Mensch auf Erden schien je Tamas Position einnehmen zu können.
    Sachiko konnte sich noch gut an die Situation erinnern, als sie die beiden am Tag der Abreise verabschiedet hatte. „Tama…“, hatte sie dem Jungen nachgerufen. „Pass mir ja immer gut auf meinen Sonnenschein auf.“
    Die Antwort würde sie wohl nie wieder vergessen… „Ich würde mein Leben für Ken geben“…diese Worte hallten ihr noch heute in ihrem Kopf wider. Noch nie hatte sie ein Paar gesehen, das sich so sehr liebte um dies sagen zu können. Damals hatte sie nach einem Zwinkern gesucht, nach einem Lächeln oder einer anderen Gestik, die gezeigt hätte, dass Tamas Worte unüberlegt gewählt waren. Nichts dergleichen geschah. Tama war sich seiner Worte sichtlich bewusst.


    Sachiko löste sich von ihren Erinnerungen, wandte sich wieder an Ken, der sich an sie geschmiegt hatte. „Wie geht es dir, Sonnenschein?“
    Er löste sich von ihr, trat sodann einige Schritte zurück. Rasch hatte er sich die Glückstränen aus den Augen gewischt und lächelte fröhlich. Sachiko war froh ihn wieder so sehen zu dürfen.
    „Ja, es geht mir gut.“ Er nickte. „Wirklich gut.“
    Natürlich vermisste er Tama noch immer, doch es war erträglich geworden. Die Welt war für ihn schon einiger Zeit nicht mehr ein Ort, der mit Finsternis gefüllt war. Hingegen war jeder Tag eine Art Geschenk, vieles ein kleines Wunder.


    So erzählte er ihr von Amaya, von all dem, das eigentlich niemand hätte erfahren dürfen. Interessiert hörte Sachiko zu, schwor ihn alles, das er bereits wusste, dass sie nie jemanden mitteilen würde. Ken legte vollendetes Vertrauen in ihr Schweigen, denn niemand sonst durfte um seine Erlebnisse wissen.


    „Sag mal du willst bestimmt wieder dein Altaria wieder“, wechselte seine Großmutter schließlich das Thema.
    „Natürlich, ich habe es dir doch gebracht, weil es verletzt war. Ich habe es schon etwa ein Jahr nicht gesehen!“ In seiner Stimme lag Freude und Begeisterung.
    Die Frau reichte ihm den Pokeball seines Pokemon wieder.
    Sein Blick fiel fragend zu ihr hinüber.
    „Jetzt geh schon und befass dich mit deinem Pokemon“, meinte sie lachend.
    Ken nickte bloß und lief hinaus.
    „Altaria komm raus da!“, rief er erfreut aus. Nachdem sich der vogelähnliche Drache mit den Schwingen, welche wie Wolken aussahen, zurechtgefunden hatte, stürzte sie sich freudig auf ihren Trainer.
    „Geht es dir wieder gut?“, fragte jener sofort nach.

    Altaria nickte heftig und zeigte ihm ihren Flügel. Eine kaum erkennbare Narbe zeugte nur mehr an die tiefgehende Verletzung.
    „Ich hab dich vermisst, Süße.“
    Ihr Trainer strich ihr fürsorglich über den Kopf. Das Pokemon gab zufriedene Summgeräusche von sich und schloss die Augen um das Kraulen zu genießen.


    „Momentan sind wir auf der Flucht vor Team Magma.“
    „Alltt-aaria?“ fragte sein Pokemon verwundert nach. Wie kam ihr bester Freund mit einer Verbrecherorganisation in Berührung!?
    „Ich habe vor etwa eineinhalb Wochen eine Agentin getroffen“, erklärte Ken. „Von nun an begleite ich sie, doch es würde mir große Freude bereiten, wenn auch du mich weiter begleitest.“
    Abermals nickte das Pokemon entschlossen, worauf ihr Trainer ein ehrliches ‚Danke’ flüsterte.***


    Die Straßen waren bereits überfüllt von einzelnen Blüten und überwältigender Duft legte sich über Wiesenflur nieder. Am Zentrum stand eine riesige Celebistatue aus rosafarbenen Kirschblüten. Ken hatte bereits den für ihn zugeschnittenen Kimono angeholt und brauchte nicht einmal bezahlen. Sachiko hatte darauf bestanden und ließ sich nicht davon abbringen.


    Am abgemachten Ort vor der Wettbewerbshalle angekommen fand er nach einigen Suchen auch schon die bereits wartende Amaya. Mit Staunen bewunderte Ken ihr Auftreten. Ebenfalls in einen Kimono gekleidet fiel ihr nachtblaues Haar leicht bis zur Hüfte hinab. Amaya schaffte es trotz allem in dem Kimono nicht wie ein normales Mädchen zu wirken. Ihre amethystfarbenen Augen wirkten noch immer recht kalt - Aber was erwartete Ken von einer Agentin auch? Nur durch das Austauschen ihrer schwarzen Kleidung gegen einen anmutigen Kimono hatte sie noch lange nicht ihren Charakter abgestreift.
    „Hallo, da bist du ja“, wurde er für Amayas Verhältnisse recht nett begrüßt.
    „Entschuldige bitte die Verspätung.“


    Kurz musterte auch sie ihren Begleiter. Die Farbe stand ihm wirklich gut und brachte seine Augenfarbe vollendend zur Geltung. Um den Hals trug er eine Kette mit einem, nicht gerade recht kleinen, Saphir. In Amaya kam die Frage auf wie er sich dies überhaupt leisten konnte. Eine leichte Brise zupfte an seinen rotem Haar und ließ es am späten Abend kupferfarben aussehen.
    „Du siehst toll aus“, meinte die Agentin schließlich, welche versuchte dabei kühl und objektiv zu bleiben.
    Ein leicht schüchternes Lächeln seinerseits zeigte ihr seine Annahme.


    Sich wieder gefasst trat Ken einige Schritte näher an sie heran.
    „Wo hast du nun die blaue Kugel?“, flüsterte er ihr kaum hörbar ins Ohr.
    „Seit wann so interessiert?“, kam es neckisch von Amaya zurück. Kurz wanderte der Blick der jungen Agentin auf ihre doch recht große Hüfttasche. „In Sicherheit.“
    „Sag mal sagte Kiyoshi nicht es wären Team Magma Mitglieder in der Stadt?“
    „Auch er kann sich mal irren. Du bist so verspannt, mach dir darum keine Sorgen. Wenn es Probleme gibt werde ich sie lösen“, meinte sie.
    „Du würdest meine Hilfe brauchen“, kam sofort sie Erwiderung. „Du glaubst, du bräuchtest nie Hilfe, doch jeder muss sie hin und wieder annehmen.“
    „Hilfe annehmen? Als ob ich welche brauchen würde!“ Sie wollte es zwar auf keinen erneuten Streit ankommen lassen, aber solche Aussagen musste sie einfach widerlegen. „Und in Kämpfen schlage ich dich!“
    „Nicht mit meiner neuen, alten Partnerin. Ich habe vor längerer Zeit ein Altaria zurücklassen müssen, da es schwer verletzt war, doch jetzt kann mein Pokemon wieder kämpfen.“
    „Hört sich ja fast so an als hättest du es auf eine Revanche angelegt?“, stellte Amaya sofort fest.
    „Schon, aber weder hier noch jetzt!“
    Ein Nicken von Amayas Seite machte ihm klar, dass sie verstanden hatte und es auch nicht vergessen würde.


    „Übrigens.. hast du es auf ein Endivie abgesehen?“, fiel seiner Begleiterin ein und sie deutete in das Zentrum der Stadt. „Da findet eine kleine Koordinatoraufführung statt. Eine Jury bewertet die Aufführungen und der Gewinner bekommt das Endivie. Jedoch wird nicht gekämpft. Achja du sollst zwei Pokemon nehmen und sie zusammen Etwas aufführen lassen.“
    Zuerst funkelten Kens Augen begeistert auf, danach wurde er jedoch wieder auf den Boden der Tatsachen zurückgeholt. „Ich habe mir doch noch gar keine Aufführung ausgedacht…“
    „Kommst du mit?“
    Amaya verdrehte leicht genervt die Augen. „Wenn es denn sein muss.“


    Nach einigen Minuten waren die beiden im altertümlichen Zentrum angelangt. Die Stadt war doch schon relativ alt und zeugte von einigen Jahrhunderten, welche sie überstanden hatte.
    „Papinella bist du für eine kurze Aufführung bereit? Wenn alles gut geht hast du bald einen Teamkollegen mehr im Team!“
    „Papinelllaaaa!“, rief er Schmetterling siegessicher aus.
    So rasch wie möglich hatten sie sich durch die Menschenmasse gekämpft und waren nun am Bühnenrand angekommen.
    „Ich würde gerne unbekannt bleiben und werde von hier zusehen“ flüsterte Amaya und begab sich an einen recht ungesehen Ort.
    „Wer möchte noch sein Glück versuchen?“, wollte der Moderator wissen.
    Mit Papinella kam er auf die Bühne gestürzt und rief sodann auch Altaria aus ihrem Ball.
    „Na los! Altaria, Papinella, on stage!“
    So traten beide Pokemon vor und bekamen einen großen Applaus.


    „Feuersturm Altaria!“ Dabei blickte er auf seinen Schmetterling. Das drachenähnliche Wesen ließ sich ,von der Tatsache ihre Teamkollegin angreifen zu müssen, nicht aus der Fassung bringen und entfesselte einen glühenden heißen Atmstoß auf Papinella.
    „Papinella, Windstoß!“
    Sich um ihre eigene Achse drehend erzeugte sie einen Tornado, welcher die sehr effektive Attacke von ihr fernhielt und sich allmählich mit der Luft vermischte. Amaya staunte über die Fähigkeiten ihres Begleiter als Koordinator. Kurz schämte sie sich für sich – in ihm steckte so viel mehr Talent als sie es ihm jemals zugetraut hätte. Währenddessen betrachtete sie den Tornado aus Flammen. Nun wusste die Agentin auch was er mit den Schönheit von Attacke und Pokemon meinte.
    „Bring es mit Silberhauch zu Ende!“
    In Windeseile hatte Papinella die sie umgebenden Flammen von sich geschleudert und ein Feuerregen breitete sich über die Bühne aus.
    Das Publikum tobte vor Begeisterung.
    „Nun… wir haben hier wohl einen viel versprechenden Nachwuchskoordinator…“ rief der Moderator nun aus und bat die nächsten Teilnehmer auf die Bühne.


    „Na wie war ich?“, fragte er Amaya, mit seiner eigenen Leistung recht zufrieden.
    „Das hätte ich auch hinbekommen, das ist doch leicht!“, erwiderte sie sofort.
    „Meinst du? Dafür muss man lange trainieren!“
    „Du schon, aber ich nicht“, lächelte sie.
    Gespielt beleidigt fragte Ken noch einmal nach wie sie seine Aufführung fand.
    „Du hast eventuell recht gute Chancen zu gewinnen, gar nicht mal so übel war das.“
    Altaria, welche noch immer neben ihrem Trainer stand, beäugte dessen Begleiterin kritisch. „Alllta-rriiaa?“
    „Yup, das ist sie, mit ihr werden wir noch einige Monate reisen.“
    „Nur weil du ein neues Pokemon hast wirst du mich auch nicht besiegen“, meinte Amaya in einem überheblichen Tonfall.
    „Das wirst du sehen wenn wir kämpfen“, widersprach er ihr rasch.
    Papinella seufzte in der Zwischenzeit genervt auf - warum Menschen auch immer streiten müssen?! "Zurück ihr beiden!"


    „Und das Endivie gewonnen hat…“, lenkte der Moderator wieder aller Aufmerksamkeit auf sich und rief sodann den Namen einer Frau, welcher das Pflanzenpokemon überreicht wurde und sie machte es sofort ihrer kleinen Tochter zum Geschenk. Diese war überglücklich über ihr erstes Pokemon.
    „Auch wenn ich es besser gekonnt hätte als du, deine Aufführung war besser.“
    „Ist doch egal, sieh wie die Kleine sich freut. Hast du dich etwa nicht so gefreut wie du dein erstes Pokemon bekommen hast?"
    „Nein, nicht so sehr. Ich sehe das Alles professioneller als du!“, erwiderte sie gelassen, wohl darauf bedacht so gleichgültig wie immer hinüberzukommen. In Wirklichkeit war dies einer ihrer wichtigsten Tage in ihrem Leben gewesen. An ihrem sechsten Geburtstag überreichte ihr ihre Mutter ein kleines Babyhunduster. Jenes war schon lange zu einem starken, anmutigen Hundemon geworden.
    „Komm schon jetzt spiel nicht immer die Unnahbare!“
    Rasch hatte Ken ihre Handgelenke umfasst und sah ihr tief in die Augen. Die Wangen seiner Begleiterin zierte augenblicklich eine leichte Röte – eine Tatsache, welche die junge Agentin über sich selbst ärgern ließ. Sie war doch geübt darin keinerlei Emotionen zu zeigen und dann gab sie sich dieser Blöße hin!


    „Du machst mir es wirklich schwer dich zu verstehen“, fuhr ihr Begleiter fort.
    Augenblicklich wollte sie ablenken. „Warum willst du denn das?“, gab sie zynisch zurück.
    „Wir werden noch lange miteinander reisen, ich möchte einfach mit dir…“ Ken wollte schon seinen Satz mit. ‚mit dir gut auskommen’ beenden, doch es hätte Amaya sicherlich enttäuscht dies so zu hören. „…weil du mir wichtig geworden bist.“
    So verschlug es selbst Amaya die Sprache. Innerlich jubelte das Mädchen, wollte es aber dennoch nicht zeigen denn dazu war sie viel zu stolz.
    „Ach hör ja bloß mit deinem Geschleime auf!“, knurrte sie.


    „Warum bist du immer nur so abweisend mir gegenüber?“, flüsterte er sodann in einem traurigen Tonfall.
    „Bin ich doch gar nicht, du bist bloß zu soft!“
    Ken antwortete ihr nicht und sah sie bloß aus tiefblauen Augen viel sagend an. Amaya kannte dies schon – gleich würde sie wieder darin zu versinken drohen.
    Insgeheim erwischte Amaya sich dieses Blau mit den Tiefen des Ozeans zu vergleichen. Sofort schüttelte sie diese eigenartigen Gedanken ab. ‚Ich verweiche hier ja noch ganz’, ermahnte die Agentin sich streng in Gedanken.


    Strenger Rauch der sich wie aus dem Nichts über den Hauptplatz der Stadt gelegt hatte, riss Amaya aus ihrer Welt. Nach einigen Sekunden hatte sich dieser wieder gelegt und Handlanger von Team Magma standen vor ihr.
    Einer hatte rasch Kens Handgelenkte fest umklammert und sah höhnisch zu Amaya hinüber. „Rück die blaue Kugel raus!“
    „Warum sollte ich?“, gab die Agentin schnippisch zurück.
    „Weil ich mir dachte, dir könnte eventuell etwas daran liegen, dass er am Leben bleibt.“
    Erschrocken sah der gefangen genommene Junge zu ihm auf, danach fiel sein Blick flehend zu Amaya hinüber. Obwohl er sich versuchte aus dem Griff zu winden, gelang ihm dies nicht.
    „Schluss damit!“, schrie der Mann mit tiefer Stimme aus und hatte Ken offensichtlich damit eingeschüchtert.


    Sofort hatte Amaya die Hand wütend zu einer Faust geballt und sah außer sich vor Zorn zu dem Team Magma Mitglied hinüber. Dies war einer wenigen Momente, in denen sie nicht mehr weiter wusste. Sie liebte es, wenn alles nach ihrem Plan lief, alles nach ihrer Pfeife tanzte, doch nun war es schier auswegslos ‚Die blaue Kugel herzugeben wäre fatal für Hoenn, aber kann ich sie denn nicht auch zurück stehlen? Wenn ich auf Nummer sicher gehe würde Ken sterben, aber das kann ich nicht. Genauso wenig kann ich die blaue Kugel hergeben? Was solle ich verdammt noch einmal tun?’ überlegte sie verzweifelt in Gedanken. Für was sie sich auch immer entscheiden würde, wäre zugleich falsch aber dennoch richtig gewesen. Noch immer rang die Agentin für das Für und Wider ihrer Gedanken, während das Team Magma Mitglied ungeduldig zu werden schien. Kurz fiel ihr Blick in die flehenden Augen ihres Begleiters, danach wieder auf die blaue Kugel – wenn ihr bloß jemand diese Entscheidung abgenommen hätte… wenn sie sich bloß entscheiden könnte.

    Tja, das BB schreibt, die Zeichen wären zu viele. Sieht so aus, als müsste ich es wieder teilen. Wenn jemand alles in einen Post bekommen möchte, lernt man hier wahrlich sich kurz zu fassen. ^^


    User125660
    Dankeschön für dein Review. In den 32Kapiteln habe ich das bis jetzt noch nicht erklärt, da ich mir das für einen ganz bestimmten Zeitpunkt aufheben möchte ^^


    Wiesenflurs Blütenfest


    „Wir werden durch Wiesenflur müssen“, benachrichtigte Amaya ihren Begleiter. Dabei zeigte sie auf das idyllische Dorf vor sich. Inzwischen waren abermals drei Tagen vergangen in denen sie sich doch so langsam näher kennen lernten. Es kam überraschend für Amaya, dass sie seine herzensgute, aufrichtige Art mochte. Gewöhnungsbedürftig war es jedoch noch immer für sie, dass er einen Jungen geliebt hatte und noch immer liebte.
    „Was wollen wir dort?“
    „Kiyoshi hat mich gestern angerufen, dort sollen sich angeblich Team Magma Mitglieder befinden.“
    „Außerdem findet heute das alljährliche Blütenfest statt, es soll wunderschön sein“, ergänzte Ken ihren Satz schwärmend.
    „Deswegen sind wir nicht hier, außerdem Grünzeug hin oder her, wir haben etwas zu tun.“
    „Du kannst Blumen doch nicht einfach Grünzeug nennen!“, empörte sich ihr Begleiter sofort.
    „Habe ich aber gerade.“
    Wieder schien ein Wortgefecht zwischen den beiden zu entstehen.
    „Du hast einfach kein Auge für die Schönheit dieser Welt“, erklärte er, während Papinella begeisternd nach Wiesenflur deutete.
    „Natürlich kaufen wir Honig und Blütensaft“, wurde von ihrem Trainer versichert.
    Amaya seufzte kurz auf. Noch wusste nur die Polizeizentrale eines Dorfes oder einer Stadt über das Verschwinden der blauen Kugel bescheid und auf dem alljährlichen Blütenfest Wiesenflurs gab es keine Bedenken entdeckt zu werden.
    „Warte, was ziehst du an?“, fragte Ken nach.
    Amaya deutete auf sich, so auf ihre schwarze Kleidung „Normale Kleidung.“
    „Keinen Kimono? Die sind doch wunderschön!“
    Sie zog fragend eine Augenbraue hoch und fragte dann ungläubig: „Du willst einen dieser...“ Dazu räusperte sie sich demonstrierend. „…Bademäntel anziehen?“
    „Du kannst das doch keinen Bademantel nennen!“ Abermals war ihr Begleiter entsetzt über diese Wortwahl.
    „Habe ich aber gerade getan! Schon wieder.“


    „Wir sehen uns dann gegen fünf vor der großen Wettbewerbshalle wieder“, verkündigte sie schließlich.
    Seufzend sah er seiner Begleiterin nach wie sie sich langsam unter die ankommende Masse mischte, er wurde einfach nicht schlau aus ihr - Was sie jetzt wohl die sieben Stunden bis dorthin tat? Wahrscheinlich wieder irgendetwas was mit der blauen Kugel zusammenhing.


    "Papinella!", rief der Schmetterling aus und landete erneut auf Kens Kopf.
    „Wir gehen jetzt einen Kimono kaufen“, kündigte Ken ihr an und hielt vor dem nächsten Laden an.
    Wenn ihr Trainer einkaufen ging konnte das Stunden dauern! Sich mit der Tatsache zufrieden gegeben, dass sie jetzt nicht an die von ihr geliebte Leckerei herankam, begutachtete sie ebenfalls die Auslage. Begeistert wanderte der Blick ihres Trainers von einem Stück zum Anderen - Hatte Papinella zuvor etwas von Stunden erwähnt? Gut, so wollte sie sich auf Tage ausbessern.
    „Pappinn-Pappinenella? Nella?“, fragte sie nach und deutete auf die Tür.
    „Mach ja schon!“, gab ihr Trainer lächelnd zurück.


    „Guten Tag, junge Dame“, wurde er im Geschäft von der Verkäuferin begrüßt.
    Wie angewurzelt blieb er auf einer Stelle stehen und sah die Frau unglaubwürdig an. Diese erwiderte den Blickkontakt verwundert.
    „Guten Tag“, brachte Ken schließlich doch gezwungenermaßen heraus.
    Augenblicklich stieg der Verkäuferin die Schamesröte ins Gesicht.
    „Tut mir leid, Junge“, stammelte sie schließlich erschrocken.
    „Schon gut.“ Ein freundliches Lächeln seinerseits beruhigte die Frau. Es war ja schließlich nicht das erste Mal gewesen, dass dieses Missverständnis geschehen war.


    Kurz wanderte ihr Blick abschätzend über ihn. Einige Sekunden später kam sie mit einem Berg Stoffen wieder. Doch an jeden, den sie den Jungen reichte, hatte er etwas zu bekritteln.
    „Zu blau!...Da fehlen ja jedendliche Blautöne…ich ziehe doch keinen rosa Stoff an!"
    Papinella kicherte. Seit wann tat er dies denn nicht?
    "…zu matt!…zu glänzend!… zu bunt! Da fällt ja selbst Papinella daneben nicht auf…“
    „Papinnellla?“, fragte der Schmetterling kritisch, welcher dies als Beleidigung verstanden hatte.
    „ …zu einfarbig!…zu gewöhnlich…zu ausgeflippt…“
    Langsam gab sich die Verkäuferin geschlagen und reichte ihm weitere Stoffe.
    „…ich mag dieses Grün nicht! … und das Grün schon gar nicht."
    Die Frau seufzte.
    „Der gefällt mir wirklich gut!“, rief Ken erfreut aus.
    Die Frau an der Theke glaubte schon endlich etwas Passendes gefunden zu haben. Einige Sekunden später wurde ihr diese Hoffnung dennoch wieder geraubt.
    „Schön, aber passt nicht zu mir… zu spießig!…ganz in weiß? ... viel zu durchsichtig!… das ist viel zu bedeckend! Ich bin doch kein Mönch…der sticht sich mit meiner Haarfarbe…“
    „Ich denke der passt zu dir.“
    Die Verkäuferin reichte Ken einen recht einfach und dezenten gehaltenen, lavendelfarbenen Stoff aus feinster Raupyseide, inständig hoffend, dass sich diese ‚männliche Diva’ nun zufrieden geben würde. Zu ihrer Verwunderung kam kein Protest. In seine blaue Augen legte sich ein gewisses Funkeln.
    „Wie viel?“, fragte er mit funkelnden Augen nach.
    „In fertiger Ware mehr als 30.000. Mit Gürtel 35.000“
    Innerlich seufzte sie erleichtert auf.
    Geschockt sah er zwischen den wunderschönen Stoff, von dem er sich eigentlich nicht wieder trennen wollte, und der Verkäuferin hin und her.
    „Na gut“, mit diesen Worten ging er auf das Angebot ein.
    Papinella schüttelte nur unglaubwürdig den Kopf. Sie konnte ihn selbst eine solche Seide spinnen - Warum war er nur so verrückt danach?
    „Ich denke du brauchst ihn heute schon?“, fragte die Verkäuferin, worauf ein energisches Nicken zur Antwort kam.
    „Die Ladenbesitzerin braucht dafür etwa fünf bis sechs Stunden.“


    „Ken“, rief eine schon recht alte, dem Jungen bekannte, Frauenstimme aus.
    Erfreut wandte sich dieser um. Er war so wie sie ihn in Erinnerung hatte, sah jedoch um einiges erwachsener aus als vor zwei Jahren. Von Jahr zu Jahr verlor er sein kindliches Aussehen und sah erwachsener aus...und femininer. Dies war eine Tatsache, die sie ein wenig beunruhigte. Ein Junge sollte nicht wie ein hübsches Mädchen aussehen!
    Mit Tränen des Glücks in den Augen fiel er ihr in die Arme. „Sachiko…“ Ken schüttelte den Kopf. Nein, es war zu unpersönlich sie bei ihrem Namen zu nennen. Er sah ihr dankbar in die Augen. „Ich meine Oma.“


    Weiches Fell schmiegte sich an sein Bein, ein Schnurren ertönte von unten herab. „Charmi-mian“, miaute das Katzenwesen freudig.
    Rasch war es in seine Arme gesprungen, schnurrte dabei behaglich.


    Sachikos Lippen umspielte ein zartes Lächeln, denn Ken kümmerte sich seit je an um jedes Wesen, liebte das Leben, schien sich auch wieder an Seinem zu erfreuen.
    Sie seufzte melancholisch. Letztes Mal hatte er sie nach den Tod seines Geliebten besucht. Noch allzu gut erinnerte die alte Frau sich daran als ihr 'Enkel' schluchzend vor ihrer Tür gestanden war und nicht wusste wohin er gehen sollte. Sie hätte ein Herz aus Stein haben müssen um sich nicht um ihn zu kümmern.


    Ein Klopfen ertönte den Raum. Sachikos Charmian sprang rasch von ihrem Schlafplatz herab, hatte es sich zur Aufgabe gemacht jeden Besucher herzlich zu begrüßen. Das blaufarbene Katzenwesen schmiegte sich in freudiger Erwartung an die Tür.
    „Charmian, hast du das auch gehört?“
    Das Pokemon antwortete schnurrend. Sachiko war bekannt dafür durchwandernden Reisenden ein warmes Zimmer anzubieten. Niemals hatte sie dafür eine Gegenleistung verlangt.


    „Sachi...Oma, bitte.“
    Die verweinte Stimme des Jungen, welcher ihr Herz beinahe jedes Jahr durch seine bloße Anwesenheit mit Freude erfüllte, ließ sie zurückschrecken, beinahe mechanisch die Türe öffnen. Ken war schon immer ihr kleiner 'Sonnenschein' gewesen.
    Das einstige Lächeln, das trotz aller Widrigkeiten des Lebens nie von seinen Lippen gewichen war, so schwer sein Leben auch sein mochte, war verschwunden.
    Stattdessen füllten Tränen seine Augen. Himmelblaue Augen sahen sie tieftraurig an. Sachiko wusste nicht um sein Erlebnis, doch sie wusste dass ihm etwas widerfahren war, das sein Leben veränderte.
    „Ken.“ Bloß ein seichtes Wispern ihrerseits. „Was ist geschehen?“ Suchend sah sie sich um. „Wo ist Tama?“


    Sein Haar war zersaust, seine Kleidung schlissig, eine ungesunde Blässe war in sein Gesicht gewichen...dieser Anblick ließ Sachiko das Blut in den Adern gefrieren. Sie kannte Ken als sehr eiteln und doch nicht oberflächlichen Jungen, der sich unter normalen Umständen nicht dermaßen ungepflegt aus dem Hause begeben hätte.


    Schluchzend fiel er ihr in die Arme. Sachiko konnte sich allmählich aus dem ersten Schock befreien, schlang beinahe schützend ihre Arme um ihn. Seine Tränen waren versiegt, denn sein Körper war schon lange zu schwach dafür geworden. Längst waren keine Tränen übrig geblieben, die geweint werden konnten.


    „Was ist los, Ken?“
    Beinahe willenslos ließ er sich von ihr in den anschaulichen Wohnraum ziehen. So ließ sie ihn in einen Fauteuil gleiten. Sein hilfloser Anblick mochte sie um den Verstand bringen, doch er brauchte sie, wusste er doch nicht bei wem er sonst Zuflucht suchen sollte.
    Zärtlich streichelte sie über seine Hand, wollte abwarten bis er mit ihr sprach.
    Sachiko konnte sich noch nicht erklären wovon der Zuflucht suchte, doch vermutlich war es so wie bei jedem Menschen. Vermutlich suchte er bloß Zuflucht vor seinem Schicksal.


    „Danke“, hauchte Ken schließlich schwach, strich sich beschämt eine rote Strähne seines zersausten Haars zurück.


    Sachiko lächelte leicht. Sie hielt ihn trotz seiner vierzehn Jahre für sehr erwachsen. An die Umstände, die ihn dazu geführt hatten, wollte sie sich jedoch nicht erinnern.
    „Keine Ursache“, antwortete sie rasch, wollte das Gespräch keinesfalls das Gespräch erlischen lassen. Wie glücklich sie doch war, dass er mit ihr sprach.
    „Willst du mir denn erzählen was denn vorgefallen ist?“
    Schweigen erfüllte den Raum.
    Sachikos Hände umschlossen beide Seine. „Darf ich denn raten?“ Verzweifelt war ihre Stimme, bettelnd sahen ihn ihre Augen an.
    Er nickte.
    „Da Tama nicht hier ist...Er hat dich verlassen?“ Sachiko wollte ihren Worten selbst keinen Glauben schenken. Freilich wäre Ken nach diesem Erlebnis niedergeschlagen gewesen, doch nicht in jenem Ausmaß. Außerdem hatte das Paar viel zu glücklich ausgesehen...
    „Das hätte er nicht gemacht, bestimmt nicht.“
    Und auch in all anderen Lagen, indem man verlassen verstehen konnte, konnte es nicht stimmen. Ken war tiefgläubig, glaubte an ein Leben nach dem Tod und an Arceus und seine untergebenen Götter. Tamas Seele konnte nicht erloschen sein, sie durfte einfach nicht, der Traum musste ebenfalls Realität gewesen sein. Egal was geschah: Tama war immer bei ihm.


    „Hätte?“ Sachikos Augen weiteten sich ob des Schreckens. „Tama ist...gestorben.“ Wie schrecklich vermochte der Willen der Götter zu sein um das junge Glück der beiden zu brechen?
    Rasch hatte sie Ken in den Arm genommen, drückte ihn an sich.
    „Wann ist denn das geschehen?“ Der Schmerz schien noch zu tief zu sitzen als dass es lange her sein konnte.
    „Vor drei Tagen.“ Ken legte seinen Kopf auf ihre Schultern, ließ seinen Blick durch das Zimmer schweifen und doch war er so leer wie nie zuvor. Zum ersten Mal konnte Sachiko keine Gefühle aus seinen Augen lesen, denn jene bedeckten ein Schleier, bestehend aus Gefühlen, zu dicht um sie benennen zu können. „Der fünfte August...am Vormittag war es ein Tag wie jeder andere, so wunderschön wie jeder Tag, den ich mit Tama verbringen durfte.“
    Ihre Umarmung wurde stärker. Sachiko hörte bloß zu, wagte es nicht den trauernden Jungen zu unterbrechen.


    „Er hat mich im Schlaf im Arm gehalten, die Sonne hat uns beide aufgeweckt. Bernsteinbraune Augen haben mich zärtlich angesehen. Ich möchte wieder so angesehen werden, doch ich weiß dass es nie wieder so sein wird. Es war ungewöhnlich, dass er fordernd mich an sich zog. Tamas Nähe zu spüren reichte mir fürs Erste und so wies ich ihn zurück. Ich sagte ihm, ich wäre noch bereit dazu und Tama reagierte so wie ich es anders nicht erwartet hätte: liebe und verständnisvoll. Tama schwor mir so viel Zeit zu lassen wie ich brauchen würde...er wollte mich nach Shinou mitnehmen, wollte mich Blizzach sehen lassen, wollte mir pünktlich zu meinem achtzehnten Geburtstag in Shinou einen Antrag machen.“


    Ken schloss die Augen, krallte seine Finger in den Stoff ihrer Kleidung.
    „Verdammt, wir hatten Zukunftspläne!“ Er rief mit seiner übrig gebliebenen Kraft aus, so laut dass Charmian von ihrem Schlafplatz umwirbelte, so dass über Sachikos Rücken ein kalter Schauer lief. Seine Stimme war heiser, zeigte ihr wie viel er schon geweint haben musste.
    Es tat gut mit Sachiko darüber zu reden. Über seinen Tod jedoch fühlte er sich noch nicht bereit zu erzählen. „Diese wunderschönen Versprechen sind nur drei Tage her und nichts ist davon übrig geblieben.“


    Sachiko hatte Ken solange im Arm gehalten bis er eingeschlafen war. Selbst dann bekam sie ein schlechtes Gefühl ihn für wenige Momente von sich zu lösen. Schaudernd hörte sie auf seine Worte, welcher er stets im Schlaf wiederholte. „Bitte Arceus, nimm mir Tama nicht weg. Ich liebe ihn doch.“
    Immer wieder traf sie auf Menschen - so auch ihr Sohn und Kens Ziehvater- die fest der Meinung waren, es konnte keine Liebe zwischen zwei Jungen geben. Zärtlich strich sie ihm eine Haarsträhne aus dem Gesicht. Wie sollte sie dies denn sonst betiteln?
    „Ich werde alles in meiner Macht stehende tun um dir zu helfen.“ Dies schwor die alte Frau sich.


    In den nachfolgenden Tagen sprach Ken kaum, erzählte ihr bloß noch wie Tama gestorben war und Sachiko befürchtete ebenfalls, er würde sich noch zu Tode hungern um Tama wieder zu sehen. Er war von Natur aus von zierlicher Statur, doch trotz seiner Trauer brachte sie ihn schließlich mit viel geduld dazu sich zu wenigstens zu wenige Bissen zu überwinden. Sachiko wollte eisern um sein Leben kämpfen, erklärte ihn dass Tama sich nicht geopfert hätte damit Ken sein eigenes wegwarf. Seine Pokemon standen ihm ebenfalls treu zur Seite.


    In den ersten Wochen, gar Monaten, hatte Ken sich den ganzen Tag in dem Zimmer, das sie ihn zugeteilt hatte, eingeschlossen. Manchmal ließ er sich gerne tröstend in den Arm nehmen, ein anderes Mal akzeptierte er bloß die trost- und mutschenkende Gegenwart seiner Pokemon - seiner Partner.
    Sachiko half ihn soweit es ihr möglich war. Sie konnte ihm bloß zeigen, dass es Menschen und Pokemon gab die sich um ihn sorgten und ihn liebten. Mit seiner Trauer jedoch musste er alleine umzugehen lernen. Sie gab ihm die Zeit die er brauchte. Allmählich erfreute er sich wieder an seinem Leben, lachte wieder, sah der Zukunft wieder optimistisch entgegen. Es glich einem Wunder, dass er innerhalb eines Jahres seine Trauer um Tama verarbeiten konnte. Verdanken hatte er dies vermutlich seinen Pokemon, seinen besten Freunden in dieser Zeit, die sich wie sie aufopfernd um ihn bemühten.
    Schließlich, Sachiko vermutete um auf neue Gedanken zu kommen und sich ein Ziel zu setzen, setzte Ken seine Reise durch Hoenn fort. Dies war ein dreiviertel Jahr her.


    Sachiko war glücklich darüber gewesen, dass er bei ihr Trost und Unterkunft gesucht hatte. Zu seinen Pflegeeltern wollte und konnte er nicht zurück und schuld daran war ihr eigener Sohn. Sein Ziehvater hatte sich von je an einen typischen Jungen gewünscht, der sich als Kind für Technik interessierte, als Jugendlicher gute Noten schrieb und seinen Eltern ein hübsches Mädchen vorstellte und als Erwachsener einen von anderen beneideten Beruf ergriff.
    Sachiko wollte ihn seine Idealvorstellungen ausreden, ihm sagen, er würde seinen Träumen von einem perfekten Ziehsohn hinterher jagen und dabei doch den Jungen vergessen um den es ging.


    Als er schließlich von seiner Beziehung zu Tama erfuhr, setzte er ihn vor die Tür und überließ den damals knapp dreizehnjährigen Jungen seinem Schicksal. Mit einer Ohrfeige hatte er ihn für immer aus seinem Haus verbannt. Sachiko hatte dies ihrem Sohn nie verziehen. Seit je an war Ken ihr ‚Sonnenschein’, wie sie ihn immer nannte, gewesen. Wie konnte er ihm dann nur so etwas antun!?

    Klärende Gespräche und Einsichten


    Ein lautes, dennoch sehr dumpfes, Geräusch ließ Ken aus dem Schlaf hochschrecken.
    „Reptain, Laubklinge!“, rief eine Mädchenstimme aus.
    Verschlafen sah sich der Junge um. Es war noch immer tiefste Nacht und noch kein Anzeichen deutete auf den anbrechenden Tag hin. Sich langsam zurechtgefunden, richtete er so gut wie möglich das noch zersauste Haar zurecht, so wollte er auf keinen Fall vor seine Begleitung treten.


    „Amaya was’n los?“, fragte er noch immer im Halbschlaf, sich herzlich streckend und gähnend.
    Von der einen Sekunde zur anderen war er wach geworden. Dem schon vom Tag angeschlagene Reptain standen drei rasenden Ibitak, habichtähnliche Pokemon, gegenüber.
    „Die Pokemon haben euch angegriffen?“, schlussfolgerte Ken.
    „Man wird doch noch etwas nachhelfen dürfen!“, kam es von Amaya lächelnd zurück. „Reptain muss sich ja schließlich noch entwickeln!“


    Unschlüssig sah er zwischen den wild gewordenen Pokemon und dem Reptil hin und her. Schließlich blieb sein Blick bei Amaya haften. Währenddessen brodelte der Zorn in ihm.
    „Sag mal spinnst du?“, rief er wütend aus.
    Verwundert über den plötzlichen Stimmungswandel, galt die Aufmerksamkeit der Agentin kurz Ken.
    „Du lässt Reptain kämpfen? Hat es denn nicht heute schon genug durchgemacht?“
    Amaya zuckte nur gelassen mit den Schultern.
    „Sieh es dir an!“, kam es fordernd von Ken.
    So hatte seine Begleiterin ihn noch nie erlebt.
    „Was bist du für eine Trainerin? Hast du gar keine Interesse an dem Wohlergehen deiner Pokemon?“
    Überrascht von der Intensität seiner Worte hielt sie kurz inne. Ihre Amethyste funkelten ihn verwirrt an. Genauso schnell jedoch hatte sie sich wieder gefasst und gab als spöttische Antwort zurück: „Ich dachte schon du gehörst du der Sorte Junge, die nie ihre Meinung preisgeben. Aber ich muss dich leider enttäuschen, auch wenn du mal den Mut dazu hattest: wir werden trotzdem weiterkämpfen.“


    Dieser wunderte über sich selbst für dieses Mädchen mehr etwas zu empfinden, sie interessant und faszinierend zu finden. Sie kam ihn wie ein Snobilikat vor. Klug, selbstischer und anmutig, aber dennoch sehr gefährlich und kein Mitgefühl für andere. Auf der anderen Seite war sie doch schon einige Male nett zu ihm gewesen. Nachmittags als sie ihm mit zärtlicher Stimme fragte, ob es ihm gut gehen würde, hatte er sich über seine Begleiterin doch schon sehr gewundert.


    „Reptain Kugelsaat!“
    Ken ließ seinen Blick zu Boden schweifen, er konnte es nicht mit ansehen wie sie ihr Pokemon so quälte. Schon fast ohnmächtig vor Schwäche versuchte es Energiekügelchen um sich zu erzeugen. Kaum entstanden verschwanden sie auch schon wieder, denn das Reptil war nicht kräftig genug um diesen Angriff auszuführen.
    „Aufstehen, na los“, war die Reaktion seiner Trainerin.
    Wankend stemmte es sich langsam auf. Warum war Amaya so kalt zu ihm? Warum konnte sie ihren Pokemon nicht wie andere Trainer das Gefühl von Freundschaft, Liebe und Geborgenheit vermitteln? Reptain bemühte sich auf den Beinen zu halten. Ein tiefes, schwarzes Loch schien sich vor ihm auszubreiten. Verbissen hielt er sich an einem Ast fest. Er musste es schaffen. Vielleicht gelang es ihm ja doch, und war es bloß für ein einziges Mal, seine Trainerin miit Stolz und Freude zu erfüllen. Der Ast in seiner Hand krachte, gab unter seinem Gewicht nach. In diesem Augenblick fühlte er auch seine annähernde Ohnmacht.


    Die Aufmerksamkeit der wütenden Ibitak galt nun vollends Amaya. Dies war einer jener Momente in denen selbst der jungen Agentin die Panik ins Gesicht geschrieben war. Rasch wollte sie Hundemons Pokeball aus der Halterung des Gürtels befreien, doch ihre Hand fasste ins Leere. Ihr Blick war starr auf den Lagerplatz gerichtet, denn dort hatte sie ihre Pokebälle liegen lassen.
    „Lasst mich in Ruhe!“ rief sie aus, doch die Ibitak hatten sie bereits umzingelt.
    Mit den Augen eines Greifvogels sahen die Pokemon sie wie ein Ratzfratz an, welches zu verspeisen galt. Wie sollte es ein Mensch mit drei Ibitak aufnehmen können!? Amaya atmete tief ein und aus. Auf keinen Fall wollte die stolze Agentin Ken um Hilfe bitten. Sie brauchte keine Hilfe!
    Ein Ibitak erfasste sie mit seinem Schnabel und stieß sie gegen einen Baum. Sie hatte schützend die Arme vor den Kopf genommen. Im nächsten Moment würde Ibitak sie tatsächlich angreifen, dies wusste sie.


    Einige Sekunden später öffnete sie die Augen zu einem schmalen Spalt, sich davon überezugen wolltend, dass sie die Habichte verschonten. Überrascht sah sie Kens Psiana, welches sich mit den wilden Pokemon schlug.
    „Psystrahl!“, wurde er der lavendelfarbenen Lichtkatze zugerufen.
    Ein in allen Farben des Regenbogen gefärbter Strahl raste auf einen der habichtähnlichen Vögel zu. Elegant wich dieses mit einer schraubenähnlichen Bewegung aus.
    „Richtung ändern mit Psychokinese."
    Die Habichte waren aufeinander eingespielt. Der Psystrahl vermischte sich mit der Macht eines Hyperstrahles. Aufeinandertreffende Energien erzeugten eine Explosion durch dessen Druckwelle die Lichtkatze zu Boden geschleudert wurde.
    "Süße, alles in Ordnung?"
    Psiana nickte entschlossen.


    Reptain sah das Kampfgeschehen mit an, hatte immer wieder für kurze Zeit die Augen geöffnet. Amaya hatte ihre Pokemon nie gefragt ob es ihnen gut ging, ob ihnen etwas weh tat, oder ihnen gar Spitznamen gegeben.


    „Okay, drei gegen drei! Entoron, Galoppa! Ich brauche euch!“
    Mit einem herzlichen Gähnen verließen die Pokemon ihren Ball. Auch sie hatten eben noch geschlafen und waren verwundert um diese Uhrzeit noch gebraucht zu werden. Ein drohender Hyperstrahl löste die beiden von ihrer Schlaftrunkenheit und ließ sie sofort agieren. Galoppa gab ein entsetztes Wiehern von sich - Zuvor war man zufrieden in das Land der Träume gekehrt und sodann bekam man es mit so einer unangenehmen Überraschung zu tun!
    „Galoppa, Entoron, entschuldigt bitte, dass ich euch um diese Uhrzeit noch brauche.“
    Mit einem Nicken deuteten sie an bereit für einen Kampf waren.
    „Entoron schütz Psiana mit Schutzschild.“
    Auf das bereits geschwächte Psychopokemon wurde von Ibitaks Seits aus noch ein Hyperstrahl entfesselt. „Galoppa Feuerwirbel!“ Das Feuerpferd entließ sofort züngelnde Flammen, die sich um eines der wilden Pokemon schlang. In seinem feurigen Gefängnis gefangen glitt es langsam zu Boden, wobei sich auch wieder das Feuer um ihm herum löste. „Galoppa, gut gemacht zurück!“ Mit einem lauten Klicken sprang der Pokeball auf und ließ das Feuerpokemon wieder in ihr Heim zurückehren. Schließlich stand es auch am Kampffeld nur mehr zwei gegen zwei, so wollte Ken den Pokemon eine faire Chance bieten.
    „Psiana, Sternenschauer! Los!“
    Da Entoron langsam die schützende Kapsel aus Licht auflöste drang auch wieder eine Attacke nach Außen hindurch. Komplett überrascht über diese Attacke wurde eines der Vogelpokemon von dem Energien in Form vieler Sterne getroffen.
    „Entoron, Eisstrahl!“
    Durch den vorhergehenden Sternenschauer schwer getroffen ließ das Wasserpokemon den Habicht durch die sehr effektive Attacke zu Boden gehen.
    „Entoron, sehr gut gemacht, zurück!“, lobte sein Trainer und ließ auch Entoron wieder in einen Energiestrahl umwandelnd in seinen Ball zurückkehren.
    „Psiana Sternenschauer!“, rief ihr Trainer aus.
    Sodann entfesselte sie die Salve aus gehorchenden Energiesternen, wobei das übrig gebliebene Ibitak jedem einzelnen Stern geschickt entkam.
    „Dann eben anders, Psychokinese!“
    Wohl bewusst, dass eine solche Attacke der Katze eine Menge Energie kostete, sah er keine andere Wahl. Solch schwere und große Gegner wie ein Ibitak waren schwieriger wegzuschleudern als ein einfaches Glumanda. Desto leichter ein Pokemon war, desto weniger kostete es Psiana an Energie.
    Dem verwirrten Habicht umgab eine Schicht lilafarbener Energie, bevor es gegen einen Baum geschleudert wurde. Im Gegensatz zu seinen besiegten Partnern breitete es erneut die braunfarbenen Schwingen aus und war bereit für mehr. Keuchend hielt sich die Lichtkatze auf den Beinen.
    „Kannst du weitermachen, Psiana?“
    Ein entschlossenes, schon fast gefauchtes „Psii-Psiaanna!“ kam als Antwort. Ihre schwarzen Augen sahen kampfeslustig zu dem Ibitak hinüber und ließen es nicht mehr los.
    „Na dann! Psiana erneuten Sternenschauer!“
    Der aus der Fassung gebrachte Vogel wich erneut aus, doch dieses Mal hatte es Ken so gewollt.
    „Psystrahl!“
    Dies bedeutete den Sieg für das gut aufeinander eingespielte Team. Freudig sprang die Katze in den Arm ihres Trainer und ließ sich kraulen. Ein schnurrender Laut entwich ihrer Kehle.
    „Super Süße, zurück!“, lobte dieser.


    Amaya sah die ganze Zeit über beschämt das Geschehen mit an. Ken ging auf sie zu. „Hat dich eines der Ibitak verletzt?“
    Sie schüttelte bloß den Kopf. Die Agentin hätte sich für ihre Angst ohrfeigen können!
    „Willst du nicht zu Reptain gehen und es umsorgen?“, kam es von ihm, eher als Aufforderung als Frage gedacht.
    Langsam erhob sie sich aus ihrer Position. „Das hätte ich auch alleine gekonnt“, murmelte die Agentin, sichtlich in ihrem Stolz verletzt, ihren Begleiter zu.
    „Hättest du nicht und das weißt du selbst nur zu gut!“, meinte Ken kritisch.
    Ein leises Brummen kam zur Antwort.
    „Ach, kümmere du dich doch um Reptain oder lass ihn einfach da mal liegen“, gab sie schließlich schlecht gelaunt von sich und verschwand langsam aus seinem Sichtfeld.


    Seufzend wandte Ken sich ihrem Reptain zu. "Entoron, ich brauche dich nochmal." Mit diesen Worten verließ der Kappa erneut sein Heim. Behutsam und ganz vorsichtig nahm Entoron das Reptil und trug es zum Lagerplatz hinüber. Das Pokemon fühlte sich ausgelaugt und energielos.
    „Wie geht es dir soweit?“, wollte Ken von dem Pokemon wissen, während er es regelrecht umsorgte.
    Statt sich selbst wieder in seinen Schlafsack zu legen wurde Reptain darin gebettet.
    „Reptaaainnn?“, fragte er verwundert, dennoch mit heiserer Stimme.
    Er strich über den weichen Stoff seines Bettes. In soetwas war er nie gelegen, denn kein Mensch erlaubte ihm dies. Reptain sah Ken an. Dankbarkeit lag in seinem Blick. Aber wenn er selbst hier schlief, bedeutete das doch, ein Mensch lag aufgrund seines eigenen Luxus auf dem harten Steinboden. Wegen ihm, einem Pokemon,...
    Das Reptil schüttelte den Kopf. "Reptainn!"
    "Das geht in Ordnung", zwinkerte der rothaarige Junge ihm zu.
    Erschrocken wich das Reptil erst zurück, als er eine Menschenhand auf seinem Kopf spürte. Es war ungewohnt, dass ihn jemand über den Kopf streichelte.
    Ken seufzte, als er dies sah. Solch fürsorgliche und liebevolle Gesten war das Pflanzenpokemon wohl nicht gewöhnt.
    „Schlaf dich gut aus“, wurde ihm aufgetragen und ihm langsam über den Kopf gestreichelt, solange bis er die Augen vor Erschöpfung schloss und eingeschlafen war.
    Ken sah gedankenverloren gen den Himmel. Wo Amaya jetzt bloß war?


    Amaya warf schlecht gelaunt Steine auf den dunklen See. Konzentrische Kreise um sich bildend versanken sie schnell wieder. Das Erlebnis vorhin verwirrte die junge Agentin. Normalerweise war doch sie es, die niemandes Hilfe brauchte und dann wurde sie nicht einmal mit solch lächerlichen Pokemon fertig. Rasch hatte sie einen zweiten Stein genommen und ihn auf das Gewässer geworfen. Warum musste sie auch unbedingt ihre anderen Bälle liegen lassen?
    Ein weiterer Stein versank in der Tiefe. Wenigstens konnte sie sich an diesen ihre Wut abreagieren.
    Ken hatte ihren Stolz angekratzt. Sie hätte es alleine geschafft - irgendwie….
    Aber eigentlich hatte ihr Begleiter doch nichts getan außer zu helfen.
    Noch mehr als dies irritierten sie seine Worte. War sie wirklich eine schlechte Trainerin? Im Kampf konnte ihr kaum jemand das Wasser reichen, doch behandelte sie ihre Pokemon wirklich so schlecht? Auch im Kampf selbst wurde sie einmal von Wataru, einer ihrer Teamkollegen und von sich selbst behauptender neuer Drachenmeister sowie zukünftiger Champ der Johtoliga, besiegt. War sie wirklich eine so miese Trainerin?
    Zusätzliche zwei Steine hatten ihr Schicksal in der dunklen See gefunden. Enttäuscht musste sie feststellen alle um sich herum, bis auf einen, aufgebraucht zu haben.
    Die Ellbogen auf den angezogenen Beinen stützend, starrte Amaya den Mond an.
    Als kleines Kind hatte sie dies gerne immer getan. Einmal war sie mitten in der Nacht mit ihren Eltern in einen dunklen Wald gegangen. Nach etwa zweistündiger Wanderung waren sie auf einer Lichtung angekommen wo man den von Sternen bedeckten Himmel betrachten konnte. Das war das letzte Mal indem sie ihre Eltern sah. Danach verunglückten die beiden Agenten bei einer Mission.
    Da war ihr Verhältnis zu den damals noch gewesenen Geckarbor auch noch anders. Er war auf ihren Kopf geklettert und funkelte begeistert die silbern glänzenden Sterne an - Wie es Reptain wohl ging?
    Amaya schüttelte den Kopf. Das konnte ihr doch egal sein!
    Der letzte Stein versank.
    „Amaya, Reptain ist bloß erschöpft. Es geht ihm wieder soweit gut“, ertönte Kens Stimme sanft hinter ihr.
    Sie brummte etwas Unverständliches und wandte sich gekonnt überheblich von ihm ab.
    Ja eigentlich war sie froh, dass er um sie sorgte und sie aufsuchte, doch Amayas Stolz verbot dies preiszugeben.
    „Darf ich mich zu dir setzen?“, fragte er vorsichtig an.
    „Von mir aus…“
    Etwas verunsichert sah er sie an.
    „Sitz! Platz!“
    Augenblicklich galt Kens Gedanke Tama, er hätte ihn nie so behandelt, obwohl auch er ein wenig besitzergreifend war – aber er hätte ihn nie wie ein Fukano behandelt!
    „Ich bin nicht dein Fukano!“, kam die protestierende Antwort.
    Schon wurde er beim Arm gepackt und zu ihr hinuntergezogen. „Was willst du denn?“
    „Reden…“, flüsterte er schüchtern.
    „Wenn du mir schon wieder erzählen willst was für eine miese Trainerin ich bin, dann geh!“
    „Das wollte ich doch nicht.“


    Langsam wich Kens Schüchternheit ihr gegenüber. So lehnte er sich an ihr an. Etwas perplex fiel Amayas Blick auf ihren Begleiter. Sie fühlte ihr Herz rasen. Im gleichen Moment kam wieder der selbstkritische Gedanke sich im Moment wie ein naives Mädchen zu verhalten. Was sollte denn ihr Begleiter denken? Sie schluckte schwer um den schieren Kloß in ihrem Hals loszuwerden.
    „Was denkst von mir?“, kam plötzlich die für Ken überraschende Frage.
    „Bitte...?“
    „Was denkst von mir?“, wiederholte Amaya in einer selbstbewussten Tonlage.
    Amaya erhielt verwunderte, zuteils auch hilflose, Blicke. Langsam unterbrach er das Schweigen, bedacht eine ehrliche Antwort zu geben, die sie aber dennoch hören wollte. Ein einfaches ‚du bist okay’ wäre nicht ehrlich gewesen und hätte sie tief verletzt. Auch wenn sie dies nie zugeben hätte.
    „Du bist unfreundlich, besitzergreifend, arrogant, behandelst deine Pokemon wie Sklaven..."
    Amaya zog verwundert eine Augenbraue hoch. "Dankeschön aber auch."
    "Aber du faszinierst mich..."
    Überrascht funkelten ihre Augen auf.


    Amaya schmunzelte. Dies konnte der richtige Augenblick sein. Sie wollte, dass ihr schönes Schmuckstück sie mochte und ihr vertraute und so wie es für sie aussah gelang ihr dies. Nun durfte sie mit ihm machen was sie wollte!
    Ihre Hände legten sich um seine Hüften. Er hatte nicht einmal reagieren konnte, als sie ihn zu sich gezogen hatte.
    „Amaya, nicht!“, flüsterte er. Verletzlichkeit schwang seiner Stimme bei.
    Seine Gedanken kreisten andauernd um Tama. Solange er nicht loslassen konnte wollte er Amaya nicht küssen. „Tut mir leid!“, fügte er kaum hörbar hinzu.


    „Warum nicht!?“
    Er seufzte auf. In seinen Augenwinkeln schimmerten vereinzelte Tränen. „Ich habe vor zwei Jahren meine große Liebe durch einen Unfall verloren, deswegen nicht!“
    „Wie hieß sie?“
    Amaya war klar ihm Zeit lassen zu müssen. Zu ihrer eigenen Überraschung war sie selbst daran interessiert.
    „Kein Mädchen.“
    Für einige Sekunden starrte sie ihren Begleiter perplex an. Er hatte ihr doch einige Minuten zuvor gesagt, sie sei faszinierend.
    „Wie hieß er?“, hakte sie nach.
    In diesen Momenten war es ihr egal, ob es sich dabei um ein Mädchen oder einen Jungen gehandelt hatte. Dennoch war es für ein eigenartiges Gefühl diesen Jungen zu begehren.
    „Tama…ich...“ Er wisch sich schnell eine Träne aus den Augen.
    „Du kannst einfach nicht loslassen“, schlussfolgerte sie.
    Ein stummes Nicken kam zur Antwort.
    Mit einem leisen ‚okay’ ließ sie ihn alleine.
    „Wie…“ Nur einige Schritte entfernt wandte sie sich um. „...ist er gestorben?“ Ihr Interesse war doch stärker gewesen.
    „Wir wollten ein Brutalanda fangen und..“ Er stockte kurz.
    Seiner Begleiterin wurde einiges klarer. Jedoch schämte sie sich für ihr taktloses Verhalten nicht, sie wusste es eben nicht – außerdem verhielt sie sich jedem Menschen gegenüber so. Warum hätte sie bei ihm eine Ausnahme machen sollen?
    „…wir versagten kläglich. Brutalanda verfiel in Raserei, wir..“ Mit Mühe hielt er sich zurück in einen neuen Tränenausbruch zu enden. „…wollten flüchten. Ich war von Arkani gefallen und er hatte mich gerettet. So schlug Tama zuerst…“
    Wieder wischte er sich mit dem Handrücken Tränen aus seinem Gesicht, die eine klare Sicht verhinderten. Außerdem wollte er sich seiner Begleiterin gegenüber wenigstens ein bisschen Stolz bewahren. „…auf der Wasseroberfläche auf und ertrank. Ich habe im Traum ein letztes Mal gesehen, doch ich bin mir sicher, dass es kein Traum war…“
    Amayas gerade eben aufgekeimtes Mitgefühl wichUngläubigkeit und leichtem Spott - Wie lächerlich war denn das? Träume, die gar keine Träume sind. Magie? Geister?
    „Uh Magie“, spottete sie.
    Dabei fing sie sich von Ken entsetzte Blicke ein. Er hatte ihr gerade von der Person erzählt, die er über alles liebte und was tat Amaya? Sie verspottete ihn!
    „Was ist mit dir los?“, rief er wütend aus.
    „Entschuldigung“, murmelte sie schließlich ehrlich, sich fragend warum es immer und immer wieder zu solchen Situation kommen musste. Warum konnte sie ihn nicht einfach so behandeln wie er es verdient hätte? - Unsicherheit? Angst?
    Letzteres schüttelte sie sofort wieder ab. Die Agentin war von sich selbst überzeugt von nichts, niemand und keiner Situation Angst zu haben! Nein, sie wollte keine Angst haben! Angst machte schwach, sie veranlasste die Menschen Fehler zu machen und andere im Stich zu lassen!
    Mit einer weiteren Handbewegung hatte er sich die letzten übrig gebliebenen Tränen aus den Augen gewischt. Amaya war sich wieder im Klaren über ihr taktloses Verhalten. Eigentlich hätte sie ihn umarmen und trösten sollen, doch es wäre ihr seltsam vorgekommen jemanden zu umarmen und deswegen war es ihr so lieber.
    Sie ließ ihren Blick über ihren Begleiter schweifen. Er hatte es nicht verdient dauernd von ihr so behandelt zu werden. Wenn sie kurz an die letzten Tage zurückdachte, so kam sie auf den Beschluss, dass sie ihn eigentlich wie einen Idioten behandelte. Kurz zuckte sie zusammen. Nicht selten hatte sie den doch sehr klugen Jungen einen Idioten gerufen oder auch nur so gedacht.
    „Erzähl“, forderte sie dann jedoch harsch auf. „Erzähl mir wie es dazu kommt, dass du mich, eine Frau, faszinierend findest.“
    Erst fröstelnd ließ Ken seine Beine in das klirrende Gewässer gleiten. Ein Schauer durchlief seinen Körper ob der Kälte, doch sie brachte klare Gedanken mit sich. Er war froh dass Amaya sich auf dieses Gespräch einließ, denn sein Gefühlschaos in seinem Inneren. hätte ihn ohnehin nicht in den Schlaf sinken lassen.
    Ken legte überlegend den Kopf schief, musterte die Agentin genau, bevor er antwortete: „Du bist anders als die Mädchen, die ich sonst so getroffen habe.“
    „Natürlich bin ich das.“
    Verwundert wandte Ken seinen Blick an sie. Dieses eine Mal war es nicht bloße Selbstüberzeugung, die er ihrer Stimme entnahm, nein etwas schwang bei, das er bei ihr noch nie gehört hatte: etwas weiches. Es gab einen Grund und jene nicht wie sonst gefestigte Stimme weckte den Ehrgeiz in Ken diesen erzählt zu bekommen und müssten sie noch tausende solcher Gespräche führen!
    Dann kam ihm in den Sinn, dass ihre Eltern bei einem Einsatz gestorben waren. Vermutlich nicht der einzige Grund, doch er verstand ihren Schmerz, bloß nicht ihre Weise damit umzugehen.


    „Wegen dem Tod deiner Eltern? Es muss schrecklich für dich gewesen sein.“ Ken lächelte aufmunternd. „Sind wir nicht inzwischen so etwas wie...Freunde?“
    Amaya antwortete nicht, denn sie sah mehr als nur ihr schönes Schmuckstück mittlerweile in ihm, doch Freundschaft würde sie mit niemanden schließen. „Ich bin dir dankbar, dass du vorhin mir zugehört hast. Ich würde gerne mehr über dich erfahren.“
    So legte er seine Hände auf die Ihre, sah ihr dabei tröstend in die Augen, welche jedoch sein Verständnis und sein Mitgefühl nicht anzunehmen schienen. Stattdessen wanderte der Blick kalter Amethyste auf die aufeinander ruhenden Hände. Kens Blick folgte ihm. Sodann funkelten ihre Augen zornig auf, doch ihre Stimme blieb gekonnt ruhig, einem eisigen Hauch gleich. „Ich zähl von zehn runter, wenn du dann nicht meine Hände losgelassen hast, dann kracht's!“
    Erschrocken löste er sich von ihr.


    „Wie hast du das von vorhin aufgenommen? Ich würde gerne wissen was du von mir denkst.“ Erschaudernd zog Ken seine Beine wieder aus dem Wasser, zog sie eng an sich.
    „Warum?“
    „Weil ich gerne wissen würde ob die Menschen, mit denen ich meine Zeit verbringe, sich vielleicht innerlich oder hinter meinen Rücken über mich lustig machen oder ob sie mich ernst nehmen und mögen.“
    „Deine Probleme möcht ich mal haben“, meinte seine Begleiterin zynisch.
    Ken ließ sich jedoch nicht davon abbringen seine Gedanken und Gefühle zu äußern, war er sich doch dessen sicher, dass die schier kalte Agentin ein starkes aber dennoch auch sanftes Mädchen in ihrem Inneren verbarg. „Für viele bin ich eine Art Aushängeschild für Vorurteile, zuminderst auf den ersten Blick, aber so bin ich nicht und die meisten Menschen nehmen sich nicht mal die Zeit zum Unterhalten, dass ich sie vom Gegenteil überzeugen könnte.“
    „Bring's jetzt endlich auf den Punkt, Ken“, giftete Amaya. „Es ist spät und ich habe keine Lust aufs Philosophieren!“
    „Ich möchte doch nur wissen ob du mich wirklich magst oder ob du insgeheim schlecht über mich denkst oder über mich lachst. Übrigens: Wer hat denn hier mitten in der Nacht "trainiert"?“
    „Ich mag dich...okay!?“, meinte sie mit solch Entgültigkeit in der Stimme, dass das Gespräch sofort beendet zu sein schien, gar nicht merkend welches Glück sie in ihrem Begleiter entflammte.


    Kurz wandte sie ihren Blick in sein Gesicht und sah Ken lächeln, lächelte so bezaubernd süß und unschuldig, dass sich auf die Lippen der Agentin ungewollt selbst ein Lächeln schlich.

    What hurts the most-was being you so close(Teil2)


    In der wirklichen Welt hatte Entoron ihn in eine wärmende Höhle gebracht. Ponitas Feuer sollte ihn so gut wie möglich aufwärmen. Auch in seiner Traumwelt wurde es plötzlich wieder wärmer. Die bedrohliche Finsternis wandelte sich in allmählich hellere Farben. Als er die Augen erneut aufschlug fand er sich auf einer Wiese neben Tama wieder.
    „Tama!“, rief Ken glücklich wie nie aus und fiel dem brünneten Jungen mit Tränen in den Augen in den Arm - bloß waren es dieses Mal Tränen der Freude und des Glückes.
    „Wein nicht, mein Engel“, flüsterte dieser mit wärmender Stimme und strich sanft seinem ‚Engel’ eine Träne aus den Augen.
    „Es ist nicht fair, ich will bei dir bleiben“, So als würde er seinen Liebsten nie wieder loslassen wollen, griff Ken nach seiner Hand und machte keine Anstalten den Griff darum jemals wieder zu lockern.
    „Ich kann nicht ohne dich weiterleben“, fügte Ken weinerlich hinzu.
    „Doch, du kannst und du wirst! Hörst du mich!“, eine gewisse Strenge schwenkte seiner Stimme bei.
    „Ken-chan?“, fragte Tama nach.
    Der Befragte nickte nur zögerlich.
    „Ich bin schuld an deinem Tod, ich hätte dir sagen müssen, dass wir umkehren sollen.“
    Sofort wurde er von Tama tröstend in den Arm genommen. Für einige Sekunden lagen sie schweigend beisammen. Er schloss die Augen und konzentriertes sich auf Tamas regelmäßigen Herzschlag - Wenn dies bloß echt wäre! Wenn er bloß wieder aufmachen und den echten Tama neben sich vorfinden würde.
    „Gib dir nicht dir Schuld dafür. In Wirklichkeit hätte ich nie zu Brutalanda gehen dürfen und schon gar nicht dich mitnehmen“, unterbrach er die Stille.
    „Ich habe doch versprochen auf dich aufzupassen, nicht? Ich habe mein Versprechen eingehalten.“
    Ken nickte dem bloß zu.
    „Ich will dass du der lebenslustige, fröhliche und liebe Junge bleibst in dem ich mich verliebt habe! Ich will dass du deine Träume verwirklichst und eines Tages Top-Koordinator wirst, so wie du es mir erzählt hast.“
    „Ich verspreche es dir, Tama“, beantwortete Tamas Engel rasch seine Frage mit Überzeugung.
    „Es macht keinen Sinn mir ein Leben lang nachzutrauen“, fuhr sein Geliebter fort.
    „Abe…“ Rasch wurde Ken durch einen Kuss unterbrochen.
    Ken war sich bewusst, dass dies der letzte sein würde und genoss es ihn vollen Zügen. Verträumt warf er nun einen Blick in Tamas bernsteinbraune Augen. Diese würde er nie mehr sehen.
    „Ich liebe dich“, flüsterte Tama ihm zu, Ken verstummte und lehnte sich an seine große Liebe. Diesen Satz hatte er von ihm nur selten gehört. „Das habe ich dir viel zu selten gesagt“, kam der Satz von ihm, so als ob er seine Gedanken gelesen hätte. Erwidern braucht er nicht, denn es war nur allzu aus seinen Augen abzulesen.
    „Es tut mir leid mein Engel“ Seine Hand fuhr noch einmal durch Kens rotes Haar, bevor er sich begann langsam aufzulösen. Zuerst versuchte dieser Tamas Hand festzuhalten, doch es gelang ihm nicht mehr. Mit liebe- und gleichzeitig verständnisvollen Blick sah sein Liebster ihn an und schüttelte schließlich den Kopf. Er meinte, er solle es nicht einmal versuchen, er müsse jetzt loslassen!
    „Entschuldigung, dass ich nicht länger mit dir zusammen sein konnte“ Tama war nicht mehr zu sehen, doch seine Worte klangen im Raum wieder und all die gesprochenen Wort berührten Ken tief.


    „Tama!“, rief Ken aus.
    Erschrocken sah sich der Junge um. Graue Wände und seine Pokemon, die ihn besorgt ansahen, waren zu erblicken. Es war ein Traum gewesen, doch alles hatte sich so real angefühlt. Noch immer spürte er Tamas Lippen auf seinen, seine sanften Berührungen und genauso hallten seine Worte nicht nur in Kens Kopf sondern auch tief in seiner Seele wieder.
    „Ich liebe dich auch“, er nahm seine Halskette, welche ein Geschenk Tamas und mit einem wunderschönen Saphir bestückt war, in die Hand und presste diese fest an sich.
    „Genauso blau wie deine Augen“, hatte Tama damals lächelnd dazugesagt.
    Obwohl ihn selbst seine Pokemon dafür belächelten, er war sich sicher, dass dies nicht nur ein Traum gewesen war. Dieses Erlebnis gab ihm den Mut weiterzumachen, doch aufhören zu lieben, oder gar vergessen, würde er Tama niemals. Dies schwor er sich…


    Amayas Aufmerksamkeit galt kurz Ken, der noch immer zusammengekauert dasaß. Leichte Tränen glaubte sie über seine Wangen funkeln zu sehen. Mitgefühl keimte in der Agentin auf. Ihre Gesichtszüge verspannten sich bei dem Gedanken ihre abweisende Kälte verloren zu haben. Gefühle waren bloß hinderlich in ihrem Beruf, doch gegen sie konnte Amaya sich nicht wehren.
    Ihr Blick schweifte wieder zu Ken ab. Es war sicherlich nicht bloß die Angst vor dem Brutalanda, welche ihn so abwesend wirken ließ. War es ein Erlebnis, welches er einmal mit dieser Art von Pokemon machte? Amaya konnte es nicht sagen.
    „Hey, Ken! Was ist los?“, flüsterte sie ruhig.
    Diese Worte schienen ihn aus seiner Scheinwelt - oder wo immer er mit den Gedanken auch war - losgerissen zu haben. Verwirrt blickten sie zwei unendlich blaue Augen an.
    „Geht es dir gut?“, erkundigte sich Amaya.
    So hatte sie sich selbst noch nie erlebt, doch von diesem kribbelnden, warmen Gefühl in ihrem Bauch schien sie schier nie genug bekommen zu können. Amaya wollte diese Gefühle doch gar nicht, wollte sie wie etwas los werden, das sehr lästig war. Anfangs war er doch nur ihr Spielzeug gewesen und war danach ein schönes Vorzeigeobjekt geworden. Man empfand für ein Solches keine Gefühle!
    Er nickte schwach, so wandte sie sich gleich wieder von ihm ab. Schließlich sollte ihr Begleiter nicht im Glauben gelassen werden, sie würde sich ihren Gefühlen hingeben. Amaya glaubte verbissen daran über jenen zu stehen!


    „Brutalanda, wir beginnen!“, rief der Vorstand. Die Schwingen des mächtigen Drachen trugen ihn mit Leichtigkeit in die Lüfte und lösten somit eine starke Wirbel aus. Unberührt von diesem Versuch ihr Angst einzujagen verschränkte Amaya die Arme, ihre Amethyste wirkten gelangweilt. Ken hingegen zuckte zusammen. Dies hatte auch das Brutalanda von damals getan...
    „Feuersturm“, wurde dem Drachen der erste Befehl erteilt.
    Ein glühender Flammenatem verließ das Maul des fliegenden Drachen und war auf Reptain gerichtet.
    Reptain sah angespannt den züngelnden Flammen entgegen. Im letzten Moment erst befahl dessen Trainerin auszuweichen.
    Seine Beine stießen ihn rasch vom Boden ab, sodass der Wind bloß die unerträgliche Hitze des nahe Flammenatems zu ihm trug. Das Reptil blieb unversehrt.
    „Mach weiter mit Laubklinge.“
    Reptain stieß sich von einem der vielen Bäume ab um auch auf die Höhenebene des Drachen zu gelangen. Schließlich formte sich eine smaragdgrüne Aura um die zuvor so zierlich wirkenden Arme des Pflanzenpokemon.
    „Abwehren mit Stahlflügel.“
    Ein klirrendes Geräusch, so als hätte man Metall fallen lassen, entstand als die schneidend scharfe Aura auf den Stahl der Drachenschwinge stieß.
    „Ablassen“, befahl Amaya in einen schon fast militärischen Tonfall.
    Augenblicklich verschwand das aus Aura bestehenden Schwert und Reptain stieß sich mit einem kräftigen Schwung von Brutalandas nahe gelegenen Kopf ab um sich in die Lüfte zu begeben, für einen Moment zu glauben, er könne die Wolken am Himmel berühren.
    „Jetzt Kugelsaat.“
    Kleine Kügelchen, aus Energie bestehend, fielen auf den Drachen herab und explodierten in Kopfnähe. „Defensiver Stahlflügel“, reagierte dessen Trainer recht spät.
    Noch im Sturz hatte sich Brutalanda umgewandt und die Flügeln zu Schilder umfunktioniert.


    Kurz bevor der Drache die schmerzende Bekanntschaft mit dem steinharten Boden machen konnte, hatte er abermals die rubinfarbenen Schwingen ausgebreitet.
    „Kugelsaat“, rief Amaya aus.
    Die kleinen Aurakügelchen wurden spielend von Brutalandas Feuersturm aufgelöst. Ohne jegendlichen Schutz brachen die züngelnden Flammen zu dem Pflanzenpokemon hindurch.
    Ken wandte den Blick ab. Wie konnte er Reptain bloß helfen? Seine Hand wanderte fast automatisch, so wie bei jedem Trainer, zu seinen Pokebällen. Zum Nachdenken war keine Zeit! So befreite er Entoron aus dem Ball. „Hydropumpe“, rief er aus, wollte wenigstens für diese einzige Attacke seinen Mut bewahren.
    „Spinnst du? Das ist mein Kampf, halt dich da hinaus!“, giftete Amaya ihn an.
    Der Schmerzensschrei ihres Reptils ließ sie recht unberührt. Leichter Rauch lag noch immer auf dessen Blättern.
    „Weitermachen, du hast schon einmal einen Kampf verloren. Wenn du verlierst, wirst du dein blaues Wunder erleben!“
    Schwankend hievte sich Reptain wieder auf die Beine. Amaya Drohungen waren nie bloß leere Versprechen. Wo war die Amaya geblieben, die sie einst gewesen war?
    „Gib auf“, kam es höhnisch von Team Magmas Vorstand.
    Dies war ihr genug Grund weiterzumachen, würde sie verlieren hätte er ihr die blaue Kugel wegnehmen können und dies auch sicherlich getan.
    „Reptain Schlitzer!“, befahl Amaya, wollte sich ihre Verzweiflung zu keinem Preis ansehen lassen.
    Brutalanda hatte sich schon längst von der nicht effektiven Hydropumpe erholt und feuerte nun einen Hyperstrahl auf Reptain ab. Unaufhörlich schoß der Lichtstrahl aus Energie auf das Reptil zu.
    „Ausweichen, danach Schlitzer.“
    Widerwillig befolgte Reptain die klaren Anweisungen. Am Liebsten wäre er in seinen Ball zurückgekehrt und sich ausgeruht, doch Amaya wollte unbedingt, dass er weiterkämpfte.
    Durch die Bewegungsunfähigkeit des Drachen hatte Reptain leichtes Spiel und so griff er ihn mit krallenbestückten Klauen an. Kurz darauf folgte ein Hagel von Laubklingenattacken. Reptain wollte nicht abermals das Martyrium einer Bestrafung miterleben. Hatte man Amaya als Trainerin, war es klüger man gewann. Die Schwerter aus grünlicher Aura halfen ihn zu seinem Sieg und dadurch zu seiner wohlverdienten Ruhe. Schon fast von alleine schienen die Arme mit den Schwertern an den Handgelenken auf den Drachen einzuschlagen. Brutalandas Kehle verließ ein schmerzerfüllter Schrei.
    Keuchend schlug der Drache seinen Gegner mit dem kräftigen Schweif zu Boden. Reptain blieb für einige Momente liegen, wollte erst wieder zu Atem kommen.


    Ken hatte die ganze Zeit über den Blick zu Boden abgwandt, wollte weder sehen noch hören. Reptains Gegner war ein Brutalanda...Er hätte sich über seine bevorstehende Niederlage freuen sollen und doch taten ihm beide Kontrahenten leid. Wie wilde Arkanis hatte man sie aufeinander gehetzt. Keiner von ihnen wollte den Kampf.
    „Feuersturm“, rief der Team Magma Vorstand triumphierend.
    Es schien als wäre auch dem Drachen eine Niederlage nicht verziehen worden.
    Eine gleißende Kugel aus Flammen bildete sich im Maul des Gegners. Er schien keine Grenzen zu kennen, schier ungewohnte Größe nahm er an. Auch Brutalanda war nicht gewillt diese Schlacht zu verlieren.
    Ein Feueratem verließ sein Maul.


    „Renn direkt durch den Feuersturm mit deinen Laubklingen.“
    Reptain sah ihr zweifelnd entgegen. Schließlich befolgte das Reptil Amayas Anweisungen. Er wagte es nicht sich seiner Trainerin zu weigern.
    Das Pflanzenpokemon hielt beide Klingen vor sich und bahnte sich dadurch einen Weg durch den glühend heißen Flammenatem. So traf den Drachen abermals eine Laubklinge.
    „Beende es mit Kugelsaat!“
    Aus nächster Nähe trafen das Pokemon noch hunderte von Energiekügelchen. [/size][/font]


    "Feuersturm!", konterte ihr Gegner.
    Ein dumpfes Geräusch verriet auch durch den entstanden Nebel, dass das Reptil zu Boden gegangen war.
    „Reptain?“, fragte Amaya mit kalter Stimme nach.
    Sie ging zu dem Reptil hin und sah nach dessen Gesundheitszustand. Schier gefühlskalt sah sie zu ihrem Pokemon hinab. Er bewegte sich nicht. Kurz hatte sie ihn mit dem Fuß angestoßen, wagte es jedoch nicht nach ihrem Pokemon zu treten. Eine unüberwindbare Barriere verbot ihr dies zu tun, doch der Gedanke war ihr durchaus in den Sinn gekommen.
    „Geht es ihm gut?“, erkundigte sich Ken fürsorglich. Das arme Reptain...
    „Idiotisches Pokemon", fluchte Amaya. Der Kampf um die blaue Kugel war so schnell verloren... Das durfte und konnte doch nicht sein. „Nutzloses Pokemon", fügte sie zischend hinzu.
    Ken kniete sich, sich in diesen Momenten nicht um die Anwesenheit Brutalandas bewusst, zu Reptain und streichelte über seinen Kopf. „Geht es dir gut?"
    Es kam keine Antwort.
    „Hör auf mein Pokemon zu verhätscheln!", giftete die Agentin.
    Ihr Begleiter wich schüchtern einige Schritte von Reptain zurück.
    „Reptain?“, fragte dessen Trainerin an.
    Amaya fragte sich nach der Niederlage eines ihrer Pokemon für gewöhnlich, wann es wieder zu einem Kampf bereit war und so geschah auch hier keine Ausnahme. Ein Pokemon wurde in den seltensten Fällen schwer verletzt oder starb gar an den Folgen eines Kampfes.
    Er öffnete angestrengt die Lider über den gelben Augen.
    „Komm zurück.“ Weder Erleichterung noch Freude lag in ihrer Stimme, denn jene blieb kalt.


    Ken sah verängstigt auf den nach wie vor kampffähigen Drachen. Dieser verkündete seinen Sieg mit lautem Gebrüll.
    Er konnte doch nicht ewig Angst vor Brutalandas haben! Es waren seine Pokemon, die kämpfen mussten und nicht er selbst. Er brauchte sie doch bloß zu befehligen...
    Und es klang so einfach! Warum konnte es denn dann nicht einfach sein sich gegen den Drachen zu stellen!?
    „Entooron!", sagte sein Pokemon ruhig. "Entoo."
    Wenn das Pokemon entschlossen war den Kampf zu gewinnen, dann musste es der Trainer auch sein.
    Ken schüttelte über sich selbst den Kopf. Er wollte Amaya nicht im Stich lassen, so wie er Tama damals im Stich gelassen hatte!
    „Greif an, Entoron."
    Der Kappa sah Ken an. Schon fast schüchtern hatte sein Trainer den Befehl zum Angriff gegeben. Welche Attacke sollte er denn benützen?
    Er wusste um sein Erlebnis in der Vergangenheit, doch ein Trainer musste stets an seine Partner glauben. Sonst war der Kampf verloren!
    Entoron entschied sich für einen Eisstrahl. Eine Kugel kalter Energie sammelte sich in seinem Schnabel, schier immer mächtiger werdend wuchs sie stetig heran. Das Pokemon entlud die Attacke.
    Der Drache wich spielerisch aus.


    „Hydropumpe, Entoron!", mischte sich die Agentin ein.
    Ihr Begleiter war zu unfähig zu kämpfen! Ken zitterte vor Angst. Er war schwach!
    Entoron schenkte seinem besten Freund unsichere Blicke. Sein verängstigte Anblick erregte Mitleid in ihm. So gerne hätte er ihn geholfen, doch er wusste nicht wie.
    „Hörst du schlecht, Wasserviech? Hydropumpe, los!", fauchte Amaya ihn an.
    Ein Schwall Wasser raste auf den Drachen zu. Jener wurde getroffen, doch die Attacke richtete keinen großen Schaden. Entoron hatte wenigstens eine Chance, da Brutalanda schon zuvor schwer tragende Treffer ertragen musste.


    „Entooron!", rief der Kappa schließlich, an Ken gewandt, aus. Es war ihm lieber, wenn sein eigener Trainer ihm Befehle erteilte. „Entooron! Ento!" Das Wasserpokemon war sich bewusst, dass er nicht die genauen Bedeutungen der Wörter verstehen konnte, doch Ken wusste was gemeint war. Das Selbstvertrauen eines Pokemon hing von dem Vertrauen des Trainers in ihm ab. Entoron schaffte das schon! Sie waren seit vielen Jahren ein gutes Team, und würden sich auch in diesen Momenten nicht besiegen lassen!
    Ken reagierte nicht. Ängstlich sah er gen Boden.
    „Ento!", zischte der Kappa.
    Der Blick seines Menschenpartners war ungewöhnlich leer. Fast war es so als starre er in ein tiefes, schwarzes Loch von dem er seinen Blick nicht abwenden konnte.


    „Entoron, Hydropumpe und Eisstrahl, aber schnell!" Das Pokemon seufzte. In diesem Kampf musste er wohl auf Kens Begleiterin hören.
    Eisiger Enerige folgte ein magischer Wasserschwall. Team Magmas Vorstand fluchte ob der Attacken. Glas gleichkommend zersprang das vereiste Wasser am Boden. Ein leises Klirren erfüllte das Schlachtfeld.
    Amaya lächelte höhnisch. "Psychokinese! Entoron, setz Eissplitter ein!"
    Blaufarbene Energie, gleich Entorons blauem Funkeln in den Augen, umgab die Splitter, welche sich sodann wie von der Hand eines Geistes geführt in die Luft erhoben. Sie folgten dem Takt Entorons dirigierenden Händen.
    Hundert von messerscharfen, im Mondlicht auffunkelnde, Splittern bannten sich den Weg zu ihrem Gegner, geleitet von Entorons Fähigkeit. Die Niederlage des geschwächten Drachen war gesichert.


    Ken war rasch zu Entoron geeilt und hatte ihn umarmt.
    „Entoron, es tut mir so leid."
    Sein Partner strich ihm beruhigend durch das Haar. Mit Vorwürfen war niemanden geholfen.
    „Ento", sagte er ruhig.
    Damals als dies mit Tama geschehen war hätte er auch einschreiten können, hatte dies aber nicht getan.
    „Es tut mir so leid, ich habe mein Pokemon im Stich gelassen", sagte Ken mit Tränen in den Augen.
    Er wandte den Kopf an Amaya. „Dankeschön."
    Die Agentin antwortete ihm nicht. So ein Schwächling!


    Die Blicke beider wanderten auf den Platz, auf dem zuvor noch der Vorstand von Team Magma gestanden hatte. Er war verschwunden, genauso wie sein besiegter Drache.


    Das Klicken eines sich öffneten Pokeballes holte beide aus ihrer Gedankenwelt heraus. Kens Papinella hatte sich aus dem engen ‚Gefängnis’ befreit und flatterte übermütig um ihren Trainer herum. Mit einem schwachen Stoß erregte sie nun die volle Aufmerksamkeit ihres Trainers.
    „Ihr beiden hört zu“, rief Amaya gereizt. „Dort ist ein See, dort bleiben wir für heute.“
    „Wenn wir schon nicht in ein Center oder in ein Hotel gehen können, können wir wenigstens ein verlassenes Haus aufsuchen“, kam der Protest von Ken.
    „Verwöhnte Diva!“, antwortete sie ihm.
    Er schüttelte beleidigt den Kopf, bevor er noch kontern konnte, nahm sie ihn wieder am Arm und zog ihn mit sich.
    „Oder hast du vielleicht Angst draußen im Wald, am See und vor allem dunkel ist es auch.“
    „Ein wenig..."
    Amaya schmunzelte belustigt. So ein Feigling! "Genauso wie du bei Brutalanda Angst hattest."
    „Lass das!“, kam es traurig von Ken zurück. Wenn sie bloß wüsste, welches Erlebnis er damit verband. Natürlich konnte Amaya nicht ahnen, dass er seine große Liebe verlor.


    Dennoch: Sie faszinierte Ken. Ein solches Mädchen war ihm noch nie begegnet. Amaya war eines jener Mädchen, die nicht so recht in das typische Bild einer Frau passen mochte. Nach zwei Wochen lernte man sich ein wenig kennen, auch wenn er nicht sehr viel von ihr erfahren durfte. Es gab aber dennoch etwas das sie ihn beiläufig erzählt hatte. Ihre Eltern waren ebenfalls Agenten und bei einem Einsatz gestorben. Dies machte sie für ihn bloß noch interessanter, denn Erlebnisse dieser Art prägten Menschen. Ein bitterer Beigeschmack legte sich auf Kens Zunge. Das wusste er nur zu genau.


    Und es hatte ihn zuvor gefallen, als sie ihn, für sie schon fast fürsorglich, gefragt hatte ob es ihm auch gut gehen würde. Amaya hatte sein Interesse geweckt. Sie versteckte sich doch bestimmt bloß hinter der Fassade einer kaltherzigen Agentin. Mit der Zeit und dem wachsenden Vertrauen würde sie sich bestimmt öffnen, ihre verschlossene Art ablegen. Zuminderst war seine Hoffnung noch nicht gestorben, dass die Agentin eine gute Seite hatte.


    Doch er hatte sich geschworen Tama immer zu lieben. Mit der Zeit hatte er verstanden, dass er dankbar sein musste ihn gekannt zu haben, doch es war einfach zu früh sich erneut zu verlieben und dann war da noch dieses Versprechen sich selbst gegenüber! Papinella schien genau zu wissen an wen ihr bester Freund dachte und schmiegte sich an ihn. Bevor ihn der Schlaf überfiel sah er noch lange seine Halskette mit dem wunderschönen Saphir an. Er vermisste Tama doch so sehr!

    What hurts the most- was being you so close (Teil1)


    Die meiste Zeit der nun schon zwei Woche andauernden Reise herrschte Stille zwischen den beiden, auch wenn Ken immer wieder versuchte Amaya in ein Gespräch zu verwickeln. Doch diese gab meistens nur kurze, knappe Antworten.
    „Ach, halt die Klappe, du nervst!“, rief sie schlussendlich schroff.
    Er verstummte augenblicklich.
    Ken verwirrte sie, natürlich wusste Amaya bescheid, dass er dies nicht mit Absicht tat.
    Er sah sie unglücklich an.


    Die beiden waren auf Galoppa unterwegs, so hatte das Feuerpferd mehr Last als sonst zu tragen.
    Schnaubend blieb es stehen, dies riss auch Amaya aus ihrer Gedankenwelt. Irgendetwas hatte Galoppa aus der Fassung gebracht. Amaya sah angestrengt in die Dunkelheit der bereits angebrochenen Nacht und versuchte auch einen Blick auf das was Galoppa sah erhaschen zu können. Noch immer tänzelte das Feuerpferd unruhig auf einer Stelle. Kurz warf sie einen fragend Blick zurück. Ihr Begleiter schüttelte nur den Kopf, offenbar wusste er auch nicht was in seinem Pokemon vor sich ging.
    „Ihr seid geflohen, aber jetzt habe ich euch wieder eingeholt“, kam eine höhnische Männerstimme aus der Finsternis, die im Wald herrschte.
    Verwirrt sahen sich die beiden um, jedoch waren bloß einige Bäume zu sehen. Entschlossen griff Amaya nach einen ihrer Pokebällen, wieder nach Reptain Seinem.
    Neben den zu hörenden Schritten, konnte die Trainerin nun auch Umrisse eines Menschen erkennen. Ein dunkles Weinrot zeichnete sich in der herrschenden Finsternis ab.
    „Team Magma“, flüsterte sie ihrem Begleiter zischend zu.
    „Junge, glaubst du, du hast nun Ruhe von uns.“
    Die kalte Stimme ließ Ken wieder zusammenzucken. Er hatte eindeutig genug von Team Magma und wollte nie wieder der Verbrecherbande begegnen.


    Amaya hingegen lächelte bloß überlegen. Rasch war sie von Galoppa abgesprungen und hielt zum Kampf bereit schon Reptains Pokeball zwischen den Fingern. Ohne zu zögern warf der Vorstand Team Magmas einen seiner eigenen Bälle in die Mitte. Der Lichtstrahl, der für kurze Zeit die umgebende Dunkelheit erhellte, des sich öffneten Pokeballes formte ein Brutalanda. Von Kopf bis zum Schwanz maß der Drache gute zweieinhalb Meter. Sie konnte spüren wie sich jemand an ihren Arm schon regelrecht klammerte. Kurz fiel ihr Blick neben sich, dies war ihr Begleiter.
    „Komm schon lass uns so schnell wie möglich verschwinden, wenn Galoppa alles gibt, kann uns auch ein Brutalanda nicht einholen.“
    Angst lag in seiner Stimme. Einige Schritte trat er zurück und ließ sich in einer kauernden Position auf den Boden sinken, beide Arme schützend über den Kopf gehoben. Die entstanden Bilder der Vergangenheit waren jedoch noch schlimmer als die Tatsache einen gefährlichen Drachen vor sich zu haben.



    „Jetzt komm schon“, rief ein sechszehnjähriger Junge mit wirren, brünnetem Haar aus.
    Zögerlich trat, der um zwei Jahre jüngere, Ken an den Rand der Klippe und sah hinab. Neben ihnen rauschte ein Wasserfall in die Tiefe. Verschiedenste Pokemon spielten indem, sich in der Sonne spiegelten, See. In diesen fiel der Wasserfall mit lautem Getöse. Der Wind spielte mit dem in voller Pracht blühenden Grün und trug einen wunderbaren Blumenduft auch noch in luftige Höhen.
    „Es ist wunderschön hier“, flüsterte Ken bewundernd dem Jungen neben sich zu.
    „Tama…“, fügte er noch schüchtern hinzu. „Es ist so hoch, ich habe Angst.“
    „Hey du wolltest doch mitkommen und das Brutalanda auch sehen“, erwiderte Tama, sein Gegenüber neckend.
    Währenddessen suchten seine Beine festen Halt auf dem schroffen Gestein. Seine linke Hand umfasste schützend Kens Hüfte, während seine Rechte noch immer Papinellas Fadenschuss umklammerte.
    „Da hab ich auch noch nicht gewusst, dass das so steil hier ist.“
    Sein Blick wanderte unsicher den schon fast in den Himmel ragenden Berg hinab.
    „Wenn du auch so verrückt nach Drachen bist!“, meinte er dann leicht lächelnd. Ein Lächeln, welches Tamas Herz Luftsprünge vollführen ließ.
    Seine bernsteinbraunen Augen funkelten Ken liebevoll an.
    „Du bist mir unendlich Mal wichtiger als das Brutalanda. Ich kann mir auch ein Kindwurm fangen und es trainieren. Wenn du solche Angst hast, gehen wir zurück.“
    Ein energisches Kopfschütteln von Ken zeigte, dass er auf keinen Fall zurückgehen wollte. „Es ist nicht mehr weit“, begründete er seine Entscheidung.
    „Ich pass schon auf dich auf, versprochen“, wurde dem ängstlichen Jungen versichernd ins Ohr gehaucht.
    „Danke, ich weiß.“
    In Gedanken vertieft schweifte Tamas Blick in der Gegend umher.
    „Vertraust du mir?“, fragte sein Freund nun, die Antwort wohl wissend.
    „Natürlich tu ich das!“, rief Ken empört über diese Frage.
    „Halt dich da an.“
    Er platzierte, sich seiner Sache sicher, die Hand des rothaarigen Jungen auf einen nahe gelegenen Fels. Dann ließ er Papinellas reißfesten Faden, den der Schmetterling zuvor gesponnen hatte, los und band diesen um Kens Handgelenk. Dennoch hielt Tama die Hand seines Freundes immer in der Seinen und ließ sie kein einziges Mal los. Mit einem Ruck hatte er ihn auf den nächsten Fels gezogen.


    Von dieser Stelle aus war das Brutalanda auch schon gut zu sehen. Ein ungewöhnlich großer Drache hielt in einem tiefen Felsvorsprung sein Mittagsschläfchen. Schneidend scharfe Flügeln, in der Farbe eines Rubin, glitzerten im Sonnenlicht und gaben einen schönen Kontrast zu dem blassblauem Körper ab.
    „Forderst du ihn heraus?“, flüsterte Ken verunsichert.
    Hingegen begannen Tamas bernsteinbraune Augen siegessicher aufzufunkeln, und doch blieb Tama recht ruhig. „Ich werde Brutalanda fangen!“
    Mit diesen Worten war er über den letzten, hinderlichen Fels gesprungen. Vorsichtig war auch Ken über den Vorsprung geklettert und erfreute sich erstmals wieder sicheren Boden unter den Füßen zu haben.


    „Impegartor, ich wähle dich!“, rief Tama sodann aus und ließ ein gefährlich aussehendes Krokodil, welches seinen doch recht großen Trainer ein wenig überragte, frei.
    „Brutalanda, ich fordere dich heraus“, rief der Drachentrainer begeistert aus. Langsam öffnete der selbst für seine Art riesiger Drache schwermütig die Lider über den blutroten Augen.
    Als es ganz zu sich gekommen war und wusste was um sich vor ging, eröffnete Tama den Kampf. „Okay wir fangen an! Impegartor, setz den Eisstrahl ein.“
    Die sehr effektive Attacke hinter sich lassend, wollte das Ungeheuer mit einer Drachenklaue zurückschlagen.
    „Setz ebenfalls Drachenklaue ein“, gab der Junge klare Anweisungen.
    Rote Auren, welche jeweils eine Pfote der Kämpfenden umgaben, stießen aufeinander und lieferten sich einen erbitterten Machtkampf. „Wechsel zu Eisstrahl“ Ein kräftiger Strahl aus Eis traf den Drachen und schleuderte diesen gegen die nächste Klippe.


    Schon einen Pokeball werfend wollen, hielt Tama in seiner Aktion inne. Die Augen des Drachen funkelten in einem aggressiven Rotton auf.
    „Tama, was ist da los?“, erkundigte sich Ken.
    Augenblicklich war er zu seinem Liebsten gerannt und wollte ihn überzeugen zu gehen. Dieser Hass, der in Brutalandas Blick lag, war ihm nicht geheuer.
    „Was machst du hier mitten im Kampffeld“, schrie dieser Ken an. Seiner Lage bewusst, entschuldigte sich Tama sofort wieder seiner laut gewordenen Tonlage und fuhr ruhiger fort. „Um Arceus Willen, verschwinde vom Kampffeld. Ich will nicht, dass dir etwas passiert.“
    Stur wie eh und je schüttelte Ken den Kopf. „Wir kämpfen jetzt zusammen, Brutalanda ist viel zu stark für ein Impegartor alleine.“
    „Das ist bloß eine Rasereiattacke, nichts weiter.“
    Ein lauter Schrei von Impegartor ließ Tama umwirbeln. Ein gebündelter Energiestrahl, durch den in Raserei vertieften Brutalanda, hatte Impegartor besiegt.
    „Verschwinde, verdammt!“, rief er Ken zu.
    „Nicht ohne dich!" Er klammerte sich an Tamas Arm
    „Mein Engel, bitte.“


    Mit der freien Hand zog der junge Drachentrainer einen weiteren Pokeball, nachdem er sein krokodilähnliches Monster zurückgeholt hatte, aus seinem Gürtel
    „Gut, wenn es Brutalanda nicht anders will. Los Arkani!“
    Wütendes Drachengebrüll und ein starker Wind, entstanden aus den schlagenden Schwingen des Drachen, hießen den Feuerhund auf dem Kampffeld ‚willkommen’ . Als Zeichen sich nicht so einfach unterkriegen zu lassen, entfuhr Arkanis Kehle ein tiefes Knurren.
    „Flammenrad!“
    Sich mit züngelnden Flammen ungebend, raste Arkani auf das schier monsterähnliche Wesen zu. Geschickt wich dieses mit einer Schraubenbewegung aus.
    „Okay, stoße doch vom Felsen ab und Turbotempo“, rief Tama aus.
    Blitzschnell wurde der Befehl von seinem Feuerpokemon befolgt und so konnte er einen weiteren Treffer für sich verbuchen.


    „Ich muss es versuchen!“
    Mit diesen Worten warf er einen gelb-weißen Ball in Brutalandas Richtung.
    Das Pokemon wandelte sich in einen Energiestrahl, um für wenige Sekunden in den Hyperball zu kehren, einige Momente später jedoch brach er wieder aus und stand wieder in Lebensgröße vor Tama. Außer sich vor Wut breitete Brutalanda die mächtigen Schwingen aus und erhob sich noch wütender als zuvor in die Lüfte. Seine Atemzüge gingen schwer und unregelmäßig, ein sicheres Zeichen für Erschöpfung. Trotz seiner geringen Energie, besaß es nun deutlich mehr Angriffkraft als vor dem Angriff. Auch wenn einige Trainer die Raserei unterschätzten, so war sie in diesem Fall eine wirksame Waffe. Das Drachenpokemon war selbst für die Verhältnisse seiner Rasse außerordentlich stark.
    „Was meinst du wie alt es wohl ist? 400-500 Jahre?“, fragte Tama ehrfürchtig.
    „Bitte, gehen wir. Ich habe Angst… um dich und mich. Hattest du nicht zuvor gesagt, ich wäre dir wichtiger als Brutalanda?“, wurde ihm vorgeworfen.
    Diese Worte holten Tama wieder auf den Boden der Tatsachen zurück.
    „Okay wir verschwinden.“ Ein langer Pfiff verließ seinen Mund und machte Arkani auf ihn aufmerksam. „Arkani, komm her!“


    Schnellen Schrittes war der Feuerhund bei seinem Trainer angelangt und ließ diesen aufsitzen. Tama reichte Ken helfend die Hand und zog ihn mit einem Ruck zu sich auf Arkani.
    „Halt dich ganz fest.“
    Zitternd schlug Ken beide Arme um Tama. Für einige Momente, alles um sich vergessend, sah dieser in zwei ängstliche, himmelblaue Augen. Bevor Arkani die Anweisung zur Flucht erhalten sollte, strich er seinem Liebsten zärtlich durch das rote Haar, danach über seine Wange. Schließlich hielt sein Finger bei Kens zarten Lippen inne und er küsste diese schließlich liebevoll, wie leidenschaftlich.


    Ohne je den Befehl dazu bekommen zu haben raste Arkani los, unterbrach dadurch die Verliebten in ihrem Kuss. Ein gebündelter Energiestrahl traf auf einen nahe gelegenen Stein und sprengte diesen in hunderte kleine Teile. So geschah es, dass Ken von einem der Steine getroffen wurde und in Ohnmacht fiel. Sofort lockerte sich sein Griff um Tama. Ohne über seine Tat nachzudenken versuchte er seine Hand zu erfassen, verlor jedoch selbst das Gleichgewicht. Ein entsetztes
    „Arr-Arrkannii!“, wurde ihnen nachgerufen, dennoch war es dem treuen Pokemon nicht so viel Zeit gegönnt seine Menschen zu retten, wurde er doch wieder von Brutalanda angegriffen.


    Tama hatte versprochen auf seinen Engel, wie er ihn immer nannte, aufzupassen und dieses Versprechen würde für nichts in der Welt gebrochen werden! Noch im Sturz gelang es ihm seinen Freund zu umklammern, drehte sich mit ihm, wohl bewusst, dass er so zuerst aufschlagen würde. Mit einem harten Aufschlag auf der Wasseroberfläche wusste Tama deutlich um sein Schicksal bescheid, doch sein einziger Gedanke galt Ken. Ihm sollte dies erspart bleiben.Ein starker Schmerz durchfuhr den sich opfernden Jungen und alle Lebenskraft schien aus ihm zu weichen. Obwohl Tama alles vor die Augen langsam aber stetig verschwamm, ergriff er Entorons Pokeball an Kens Gürtel. Natürlich war ihm bewusst, dass das Wasserpokemon nur einen von ihnen an die Oberfläche tragen konnte. Vor allem musste es schnell handeln, die See um ihn wurde immer dunkler, ein sicherer Zeichen für große Tiefe. Ein letztes Mal strich er liebevoll über die Wange des von ihm geliebten Jungen. Wie sein weiterer Lebensweg wohl aussehen würde? Tama hätte gerne daran teilgehabt.
    Entoron musste hilflos mit ansehen wie Tama in die Tiefe der See glitt, doch zu aller Freundschaft zu ihm, sein Trainer war ihm deutlich wichtiger.


    Langsam, nach etwa zwanzig Minuten, schlug Ken schwermütig und mit brummenden Kopf die Augen auf. Seine Hand war blutig als er seine Wunde, von der er bis jetzt nicht gewusst hatte, am Hinterkopf berührte. Hinzu war auch seine Kleidung völlig durchnässt und ein schneidender Wind ließ ihn erzittern. Als sich seine verwirrten Gedanken und Erinnerungen langsam schlichten ließen, schlussfolgerte er, dass er wohl von einen der Steine getroffen worden war. Normalerweise hätte Tama ihn doch schon längst einen Verband angelegt und ihn in eine wärmende Decke gewickelt. Und er wäre nun vor ihm aufgetaucht um besorgt nach seinem Wohlbefinden zu fragen.


    Kens Blick traf seine Pokemon, diese saßen alle am Ufer, schienen zutiefst zu trauern, und erwiderten den Blickkontakt nur kurz.
    „Wo ist denn Tama“, fragte er danach. Selbst Papinella, die sonst immer so übermütig war, ließ Flügeln und Fühler hängen. Mitfühlend schmiegte sie sich in den Arm ihres besten Freundes.
    „Wo ist Tama?“, fragte dieser geschockt nach. Entoron stieß einen langen Seufzer aus und versuchte Ken ganz behutsam das Geschehen klar zu machen.
    „Tama, nein!“, rief dieser aus und stieß Entoron von sich. Ein kalter Schauer legte sich über seine Partner. Dieser Schrei drang in ihr Unterbewusstsein vor, hätten sie es ungeschehen machen können, hätten die eines Menschen treuste Freunde es ohne auch nur einen Gedanken daran zu verschwenden getan - egal wie hoch der Preis sein mochte!
    Tränen sammelten sich in Entorons Augen, nun schüttelte dieser den Kopf.
    „Das…das kann doch nicht so lange her sein, ich bin sicher nur fünf Minuten da gelegen. Los spring rein und hol ihn raus, ich weiß dass wir ihn noch retten können.“
    Das Wasserpokemon wich den wütenden Blick seines Trainers aus.
    „Na los!“, schrie dieser in seiner Verzweiflung. Entoron zögerte etwas, sprang dennoch in den See.


    Kaum war das Pokemon außer Sichtweite brach Ken schluchzend in sich zusammen - Bestimmt war dies nur einer jener Albträume bei denen er jeden Moment aufwachte und sich neben Tama in einem warmen Bett wiederfand! Tama würde ihn sanft über die Wange streicheln, ihn in den Arm nehmen. Mit seiner beruhigenden Stimme würde er seinem ‚Engel’ zuflüstern, dass dies nur ein böser Traum gewesen sei. Doch es geschah nichts! In seinem Inneren wusste Ken nur zu genau, dass dies die grausame Realität war.


    Alles kam ihm so unwirklich vor. Noch immer spielten die wilden Pokemon vergnügt am Ufer des Sees und die Sonne schien höhnisch vom Himmel herab. So als wäre nichts gewesen! Wie konnte der Rest der Welt bloß so ausgelassen und fröhlich sein, als wäre nie etwas Schlimmes passiert. Eine unbändige Kälte breitete sich in ihm aus. Es war als ob sich ein dichter Nebel über seine Gedanken legen würde und es dem vom Schicksal gepeinigten Jungen nicht mehr zuließ klar zu denken. Schon fast apathisch wirkend ging er langsamen Schrittes auf den klaren Gebirgssee zu, der Tamas Tod bedeutet hatte. Was wäre wenn er ihn einfach folgen würde? Noch nie hatte er sich Gedanken über das Leben nach dem Tod gemacht! Wenn auch nur in seinen Gedanken verfluchte er Arceus und all die anderen Götter, diese von den Menschen genannte heiligen Pokemon, welche angeblich die Menschen und Pokemon beschützten! Wo war deren Schutz für Tama geblieben!?


    „Psiana!“ Dieser Ruf riss ihm aus seinen wirren Gedankengänge heraus.
    Seine in einem blassen Lavendel gefärbte Katze hielt ihn fest. Auch Papinella und Ponita zerrten an seiner Kleidung, wollten ihren besten Freund um jeden Preis zurückhalten. Abermals in Tränen ausbrechend fiel er Ponita um den Hals, vergrub sein Gesicht in das weiche, beschfarbene Fell des Feuerpferdes. Dieses stupste Kens Wunde an. Natürlich wusste sie, dass es ihm im Moment nicht interessierte - vermutlich bekam er seine Schmerzen gar nicht mit, da der innere Schmerz stärker war - doch es war wichtig die Wunde zu versorgen. Nun kam auch Entoron betrübt den Kopf senkend zurück. Langsam löste das Wasserpokemon Ponita ab und nahm seinen Trainer in die Arme. Dieser sah aus verweinten Augen in zwei unendlich schuldig wirkende Rubine.
    „W…warum h…hast du mich…“ Nur stockend brachte er diesen Satz über seine Lippen „ge…gerettet und nicht ihn?“
    Entoron entging den vorwurfsvollen Blick seines besten Freundes.
    „Warum?“, hakte dieser nach, krallte sich in das blaue Fell Entorons und gab sich erneut seiner Gefühle hin.
    „Warum traf es Tama? Warum nicht mich?“, fragte er nocheinmal, seine Stimme fast schon in Tränen erstickend - Dies konnte nicht sein, nein dies durfte nicht sein! Tama durfte nicht tot sein!


    So hatte er sich in den Schlaf geweint, immer wieder in neuen Weinausbrüchen endend. Träume, aus sich selbst entstanden nahmen sie wirre Formen an, ließen Ken selbst nicht im Schlaf zur Ruhe kommen. Schließlich fand er sich in einem dunklen Raum wieder. Es war nicht die Dunkelheit, die um herum herrschte, welche ihm Angst bereitete. Viel mehr, dass dieser Raum ein Spiegel seiner nun vorhandenen Situation war. Ein schneidend kalter Windstoß streifte den verzweifelten Jungen und schien sich in sein tiefstes Inneres zu bohren. Im Traum wusste er nicht, dass dies bloß durch seine nassen Sachen hervorgerufen wurde.


    Das Kapitel ist sehr lang, genaugenommen fast sechstausend Wörter lang, deswegen wird es hier jetzt geteilt. ^^ [/font][/size]

    Ich lese fast ausschließlich Fantasybücher, Ausnahmen der Schulbücher bestätigen die Regel. Kennt ihr von Bernhard Hennen die Elfen-Saga? Das ist meiner Meinung nach das derweilen beste Fantasybuch das es gibt. Auch Eragon und die Drachenkämpferin-Triologin sind nicht schlecht. Ich liebe es für einige Stunden beim Lesen der Realität zu entkommen und sich in einer anderen Welt wiederzufinden. Und nicht zu vergessen liebe ich Sagen, Legenden und Fabelwesen. Da wir schon in einem Pokemonforum sind: Pokemon oder auch Digimon sind auch so etwas wie Fabelwesen.


    Realitätsnahe Bücher oder auch etwa realitätsnahe Animes oder Filme liegen mir überhaupt nicht. Wenn ich die Realität möchte, brauche ich nicht ein Buch sondern nur eine Zeitung zu lesen. ^_~

    Auch wenn es sein kann, dass sie dabei gar nichts finden: ich finde diese Experimente gut und sinnvoll. Sollten mikroskopisch kleine, schwarze Löcher entstehen kann man damit sogar noch die Stringtheorie nachweisen. Schließlich sollten sie in den vier Dimensionen, die uns bekannt sind, gar nicht bei einem Zusammenstoß entstehen dürfen. Bestehen mehrere Dimensionen, so verschiebt sich die Kommastelle und die Wahrscheinlichkeit ist damit höher.


    Ich habe mir das ganze aus Interesse heraus einmal von meiner Physiklehrerin und meinem Chemielehrer erklären lassen. Die schwarzen Löcher, die bei dem Zusammenstoß der Protonen entstehen könnten, wären mikroskopisch klein und in dieser Größenordnung geben sie Strahlen ab, die sie unstabil machen und mittels dieser Strahlen in einer unwahrscheinlich kleinen Zeitspanne - die genaue Vorsilbe ob jetzt Mikro oder Nano weíß ich nicht mehr - sich selbst zerstrahlen.


    Außerdem gibt es da etwas, das ich mich selbst frage: warum wird bloß solche Panik verbreitet? Das Experiment findet in einem _Hochvakuum_ statt, und in einem Vakuum gibt es bekanntlich keine andere Materie, die sich anziehen ließe und die Röhre hat bestimmt einen Durchmesser, der groß genug ist. Heute in der Zeitung habe ich gelesen, dass sich eine Inderin aus Panik vor dem Experement das Leben genommen. So weit hätte man es doch gar nicht kommen lassen dürfen, dass viele Menschen solche Angst haben. Natürlich ist Vorsicht immer besser als Nachsicht, aber die Physiker in CERN sind schließlich auf ihrem Gebiet sehr professionell und haben bereits lange an den Sicherheitsvorkehrungen gearbeitet.


    Ich finde jedenfalls den LHC, das ganze Experiment und schon alleine die Technik, die dahinter steht, erstaunlich und finde, dass sich die Maschine einen Platz in den neuen sieben Weltwundern, sollten sie mal wieder gewählt werden, verdient hat!


    PS: In den USA wurde 2000 ebenfalls ein Teilchenbeschleuniger in Betrieb genommen und wir leben noch immer alle. ^^


    Naja darum gehts ja eigentlich bei der Todesstrafe auch net. Sondern eher nach dem Prinzip "Fressen oder gefressen werden" also die Leute die gefährlich sind aus der Welt schaffen. Ließe sich allerdings auch mit einer Lebenslangen Strafe regeln(meistens sogar noch qualvoller als Todesstrafe, aber "humaner")

    Genau das ist auch meine Meinung. Mag zwar die ein oder andere Gefängniszelle besetzen. Im Prinzip ... aber in der AUsführung weiß ich nicht...