Seit ich das Thema zum ersten Mal gesehen habe, sitze ich jetzt immer wieder da und denke nach, welche Werke ich hier nominieren könnte. Wenn einem nämlich ein Germanistik-Studium eines abgewöhnt, dann ist es, Bücher und Literatur bedingungslos zu lieben. Sad story. Außerdem bin ich neben dem Studium gar nicht so sehr dazu gekommen, viel zu lesen (ein weiteres Paradoxon), weshalb ich eine elendslange to-read-list, aber kaum auf der Gelesen-Liste habe. Und trotzdem will ich noch was nominieren, aber sicherlich nicht unter dem Vorzeichen "bestes Buch", vielmehr auch als Lese-Empfehlungen.
Da wäre zunächst eines der Bücher, die ich zuletzt gelesen habe: Das Zeitalter der Extreme von Eric Hobsbawm (The Age of Extremes). Man sollte meinen, es handelt sich dabei (nur) um Fachliteratur, was nicht ganz falsch ist, aber Hobsbawm ist einer der größten Erzähler der jüngeren Historiographie. Wer sich den Wälzer ansieht, wird sehen, dass es sich um eine belehrende, nicht ununterhaltsame Erzählung aus der doppelten Perspektive eines Zeitzeugen und Historikers handelt. Im Gegenteil handelt es sich hier um ein Paradebeispiel, dass Geschichte auch nur die Erzählung von Ereignissen ist.
Was mir persönlich auch in den Nominierungen fehlt (oder ich habe es übersehen) ist Stolz und Vorurteil von Jane Austen (Pride and Prejudice). Gewissermaßen war das Buch eines der wenigen der letzten Jahre, die mich so sehr gefesselt haben, dass ich bis tief in die Nacht weiter- und fertig gelesen habe. Es mag daherkommen wie eine generische Liebesgeschichte, aber für mich ist es neben Romeo und Julia einer DER großen Liebesgeschichten der Literaturgeschichte. Außerdem, wer kann Elizabeth als starke Frauenpersönlichkeit denn nicht lieben. <3
Oft gelesen und doch möchte ich es auch als das Lieblingsbuch meiner Kindheit und Jugend hier nennen: Die 13 1/2 Leben des Käpt'n Blaubär von Walter Moers. Ohne Zweifel der gelungene Auftakt zu einer grotesk-fantastischen Zamonien-Reihe und wer ihn noch nicht kennt, dem empfehle ich auch den Film aus dem Jahr 1999, das zwar gefühlt nichts mit dem Buch zu tun hat (keine Ahnung von der Fernsehserie tbh, weil ich davon nur sehr wenig und sehr sporadisch nur was gesehen habe, aber die hat ja soweit ich weiß auch nichts mit dem Buch zu tun). Ungelogen einer meiner absoluten Lieblingsfilme.
Ein anderes Buch, das ich für meine Abschlussprüfungen zuletzt gelesen angehört habe und mir positiv in Erinnerung geblieben ist, ist Effi Briest von Theodor Fontane, wobei das Schicksal Effis ja so ziemlich der Gegenentwurf zu Austens Elizabeth ist. Während Elizabeth noch ihren Platz als Frau in der gutbürgerlich-adeligen Gesellschaft sucht, geht Effi an demselben zugrunde. Der Roman zeigt die Schwierigkeiten am Übergang von der ständisch-feudalen zur modernen, individualistischen Gesellschaft und stellt die moralisch Vorstellungen der einen als auch der anderen in Kontrast.
Eine wunderbare Hommage an den Erzähler im Roman ist Die Verteidigung der Missionarsstellung von Wolf Haas. Da gabs Stellen in diesem Buch, da hat mein Germanisten-Herz einfach nur frohlockt über diese wunderbaren Spielchen mit der schönen Sprache. Sicherlich nicht das beste, aber eines der unterhaltsamsten Bücher, die ich in den letzten Jahren gelesen habe.
Zu guter letzt noch Die Farm der Tiere von George Orwell (Animal Farm). Das hab ich zwar schon lange nicht mehr gelesen, ist mir aber aus der Schulzeit noch in guter Erinnerung und durch mein Studium und Age of Extremes von Hobsbawm ist mir die Funktion als Schlüsselroman erst vollends aufgegangen. Auf jeden Fall ein wichtiges Stück (Literatur-)Geschichte und verdient kanonisiert in der Schulliteratur.
Shame on me, ich bin mir sicher, dass in ein paar Jahren die Liste sehr anders aussehen würde und wird. Vor 10 Jahren noch hätten sich vermutlich Eragon, Harry Potter, Die Drachenkämpferin (Licia Troisi) oder auch Die Feuerreiter Seiner Majestät (Naomi Novik) hier gefunden, aber tbh, die sind nicht schlecht, sogar ganz unterhaltsam, aber besonders herausragend halt auch nicht. ^^'