Beiträge von Rajani

Wir sammeln alle Infos der Bonusepisode von Pokémon Karmesin und Purpur für euch!

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    Ich finde das der Mittelpunkt von Pokémon auf die Personen gesetzt werden sollte. Nach meiner Meinung sollte man mehr über die Hintergrundgeschichte einzelner Charaktere erfahren. Nicht nur solch Rahmeninformatiionen, die sowieso langweilig sind.
    Aber ich finde auch Kämpfe sind wichtig. Und da bevorzuge ich die Folgen mit der Pokémonliga. ^^

    Mobben ist doch nur für Menschen, die selbst nicht akzepziert werden. Ich finde es lächerlich und nicht fair. Und wie Charizard bereits gesagt hat, jeder der mobbt fehlt es an Respekt. Würde einer eure Würde als Mensch ankratzen, würdet ihr euch doch genauso schlecht fühlen!


    Und Mobbing kann man nicht ignorieren. Man merkt immer die Abneigung anderer, man weiß, dass sie hinter deinem Rücken über dich lästern. Das ist ein scheiss Gefühl, was ich selbst kenne. Da ich selber in meiner früheren Klasse Opfer von Mobbing war, kann ich nur sagen: Schlagt mit den gleichen Waffen zurück. Auch wenn ihr dann nicht besser seid als diejenigen die mobben, so hat man denjenigen mit gleichen Waffen eins reingewürgt.
    So ist meine Taktik und bisher halten dann alle die Klappe. xP

    15. Kapitel


    Rückkehr eines alten Freundes (Teil II)


    Nun war endlich der 6. Kampf der Vorrunde. Haruka war an der Reihe. „Und jetzt kämpfen Haruka und Seiji!“, rief der Bürgermeister schon etwas erschöpft.
    Haruka holte zwei Pokébälle hervor und konzentrierte sich. Ob es die richtige Wahl ist? Egal! Sie konnte sich auf ihre Pokémon voll und ganz verlassen. „Ich wähle euch, Georok und Reptain!“, sagte der gutaussehende Junge. Er war etwas älter als Shuu, vielleicht ein Jahr, aber nicht mehr. Schnell schüttelte Haruka diese Gedanken ab. Schließlich liebte sie Shuu und wollte ihre Gedanken nicht an einen fremden Jungen verschwenden, den sie nur ungefähr 15 Minuten kennt, wenn nicht kürzer…
    Die Braunhaarige sog tief die Luft ein, wie sie es jedes Mal macht, wenn sie merkte, dass sie nervös war. „Gallopa! Schiggy!“
    „Wow, wirklich klasse Pokémon, die wir hier in Action sehe.“, schwärmte der verrückte Mr. Arakawa. „Los geht’s, Kinder!“
    Seiji strich sich durch die Haare. Irgendwoher kannte das doch Haruka? (XD) „Reptain, Angriff mit Laubklinge und du Georok, Walzer!“
    Reptain stieß sich vom Boden ab um aus der Luft Schiggy anzugreifen. Schließlich formte sich die smaragdgrüne Auraklinge und ließ diese auf das kleine Schiggy niedersausen. Währenddessen rollte Georok auf Gallopa zu.
    Ein Lächeln umspielte Harukas Lippen. Warum brachte sie nicht etwas Wettbewerbsfeeling in den Kampf? Immerhin konnte dann kaum jemand, außer Shuu und Saori, sie schlagen. „Spring schnell auf Gallopa, Schiggy und du Sprungfeder!“
    Schiggy rettete sich mit einem hastigen Sprung zur Seite um dann auf Gallopas Rücken zu laden, was sich kräftig vom Boden abstieß um die höheren Himmelsebenen zu gelangen. „Ist das schnell!“, kam es von Seiji. „Aber nicht schnell genug. Georok, Steinwurf in die Luft, damit sich Reptain daran abstoßen kann!“
    Georok riss einige Gesteinbrocken auf den Boden und katapultierte sie in die Luft, damit das wendige Reptain sie zum Abstoßen verwenden konnte. „Laubklinge!“
    Abermals umgab grünliches Licht die entstehende Klinge an Reptains Handgelenken. Haruka blieb im Angesicht des nahenden Pokémons ruhig. „Jetzt Eisstrahl!“ Schiggy stürzte sich von Gallopas Rücken und in seinem Mund formte sich ein eisiger Strahl, der Reptain unmittelbar zu spüren bekam. Sofort gefror es zu einem einzigen Eisblock und fiel mit einem dumpfen Aufprall auf den Boden zurück. Gallopa fing Schiggy letztendlich mit Leichtigkeit wieder auf, damit es sicher auf den Boden kam. „Es ist noch nicht vorbei!“, fauchte der Junge. Hoffnungsvoll glitt sein Blick zu dem Eisblock, in dem Reptains Körper eingeschlossen war. Mit aller Mühe zerbarst das Eis. „Sag ich doch!“, grinste der Junge. „Jetzt Kugelsaat und Stärke!“
    Reptain sprang in die Höhe um kleine Kügelchen aus dem Mund zu speien, die in der Kopfnähe der beiden gegnerischen Pokémon zu explodieren begannen. Rauch entstand dadurch, der zu Harukas Nachteil für Georoks Stärke-Angriff genutzt wurde.
    Unwissend rammte Georok das Feuerpferd, welches nachfolgend schrill wieherte. „Mist. Damit habe ich nicht gerechnet.“, fluchte Haruka leise, sodass Seiji sie nicht hörte. Sie hob wieder ihren Blick. „Dann eben eine Kombination! Schiggy, Blubber! Und Flammenwurf!“
    Schiggy und Gallopa schossen einen Strahl aus Wasserbläschen und züngelnden Flammen auf Reptain und Georok. Wie beim großen Festival der Kanto Region, verschmolzen diese beiden völlig gegensätzlichen Attacken und formte einen ganz neuen Angriff, den Seiji nicht erwartet hatte. Seine Pokémon wurden schwer getroffen und brachen letztendlich zusammen. „Und die Gewinnerin dieses fabelhaften Kampfes ist Haruka mit ihren wundervollen Pokémon!“ Haruka verneigte sich höflicherweise und verließ schließlich das Kampffeld unter fabelhaften Applaus.
    Wahrhaftig hatte sie einen großartigen Kampf geliefert und ihr Talent als angehende Top-Koordinatorin wieder mal unter Beweis gestellt. Auch selbst war sie stolz auf ihren eigenen Sieg und vor allem auf ihre Pokémon Gallopa und Schiggy, die ihr dabei geholfen hatten.
    Nun erblickte das Mädchen Shuu, der vorm Vorbereitungsraum der Teilnehmer wartete. Lässig stieß er sich von der Wand ab. „Etwas übertrieben, huh?“, kam es von ihm. Haruka stutzte. „Nein, finde ich nicht.“ Sie streifte, wie ein hinterlistiges Snobilikat um Shuu herum. „Im Gegensatz zu dir, möchte ich gewinnen.“ Ihre Stimme dämpfte sie einwenig. Die Tür schwang neben ihnen auf und der nächste Teilnehmer kam heraus. Haruka grinste belustigt. Es war ein wieder Mädchen, welches wohl mit dem Druck nicht klar kam. Sie war vor Nervosität sehr blass. Eine schlechte Vorraussetzung für einen bevorstehenden Kampf. Instinktiv fühlten Pokémon die Emotionen ihrer Trainer und ließen sich dadurch schwer beeinflussen. Haruka musste dies schon einmal erfahren. Damals waren es keine Gefühle, wie Nervosität oder ähnliches. Nein, es war reine Überheblichkeit ihrerseits. Doch durch diese Niederlage hatte sie gelernt, viel gelernt.
    Shuu folgte den Blicken seiner Freundin. Seine Augen wurden sanft. „Woran denkst du?“, flüsterte er leise. Vorwurfsvoll schaute Haruka ihm in die Augen. „Woran sollte ich schon denken?“ Sie war gereizt und schon fast unnahbar. Den Rücken zu ihm kehrend, wollte sie ihn alleine lassen, doch Shuu reagierte schnell und packte ihr Handgelenk. „Komm wieder herunter, Haruka!“, ermahnte er Haruka in einem harten Tonfall. „Du übertreibst. Wir nehmen an diesem Turnier teil um Spaß zu haben.“
    Haruka blickte Shuu zornig an und riss sich von ihm los. Sie drehte sich von ihm weg um nicht in seine Augen sehen zu müssen. Zu gut konnte sich Haruka an die damalige Niederlage in ihrem 4. Wettbewerb erinnern.
    Erleichtert stellte Shuu fest, dass Haruka anscheinend derselben Ansicht war. Vorsichtig näherte er sich dem Mädchen. „Frieden?“, und reichte ihr die Hand. Zögernd griff Haruka nach seiner ausgestreckten Hand. „Frieden.“, wiederholte das Mädchen.


    Endlich war der Zeitpunkt gekommen, indem Shuu seinen Kampf bestreiten musste. Nach seinem ausführlichen Gespräch mit Haruka konnte er sich zu guter Letzt um seinen Kampf kümmern. Sein Gegner war ein braunhaariges Mädchen, welches ihr langes Haar zu einem langen Zopf gebunden hatte. Sie schien vollkommen ruhig zu sein, kein Zeichen von Nervosität war ihr anzumerken. Umso interessanter wurde dann schließlich diese Runde. „Und diese Runde bestreiten Shuu und Ayana!“, meldete sich der Bürgermeister wieder Mal mit seiner festen und selbstbewussten Stimme. „Trainer! Bereitet euch vor!“ Das Publikum klatschte aufgeregt. Zuvor hatten sie aufregende Kämpfe miterlebt und nun würde Shuu ihnen eine grandiose Show bieten, die sie so schnell nicht mehr vergessen würden. „Mach dich bereit!“, warnte das Mädchen. „Knarksel! Girafarif! Raus!“ Zwei Pokémon erschienen, ein Girafarig und ein haiartiges Pokémon, welches Shuu in nicht kannte. „Sheinux und Bamelin! Los.“ Der Luchs und der Meereswiesel erschienen in einer Flut aus Licht. „Und los geht’s!“, eröffnete Mr. Arakawa die Runde. „Sheinux, Funkensprung und Bamelin, Aquaknarre!“
    Um Sheinux’ Körper bildeten sich Funken, während es auf Knarksel zu rannte und schließlich mit einem Satz das Pokémon angriff. Der Angriff schien keinerlei Wirkung auf das Pokémon zu haben. Dagegen bekam Girafarig die Aquaknarre voll ab. „Wieso keine Wirkung?“, wollte der Grünhaarige irritiert wissen. „Knarksel ist ein Drachen und Boden Pokémon.“, klärte das junge Mädchen ihn auf. „Aber zurück zum Kampf! Knarksel, Drachenwut und Girafarig Psystrahl!“
    Das Drachen Pokémon erzeugte einen bläulichen Feuerball, der im Inneren weiß schimmerte. Rasend schnell wuchs diese furchterregende Attacke der Drachen zu einem bedrohlichen Angriff an. Dazu kam noch Girafarigs siebenfarbener Psystrahl. Mit einem schnellen „Ausweichen“ kommandierte der Junge seine Gefährten zu einem geschickten Manöver. „Und jetzt Eisenschweif und Wasserdrüse!“ Sheinux war in die Luft gesprungen und Knarksel mit seinem Eisenschweif, dagegen rannte Bamelin, von Wasser umgeben, auf Girafarig zu. „Knarksel, aufhalten mit Schlitzer!“ Die Klinge am Arm des Pokémon wurden zu einer weißschimmernden Sichel, die Sheinux’ Eisenschweif aufhielt und den Luchs quer durch das Stadion fegte. Die Kraft dieses Drachens war beeindruckend.
    Nervös biss sich Shuu auf die Lippen. Seine Karten standen schlecht, wenn es so weiter ging. Sheinux war anscheinend noch zu unerfahren für einen solch starken Gegner. Bamelin dagegen wirkte angespornt. „Stampfer, Girafarig!“, befahl Ayana. Das Pokémon machte einen Satz in die Luft und stützte sich mit den gefährlichen Hufen auf Sheinux. „Bamelin, Aquaknarre, beeil dich!“, konterte Shuu in der Hoffnung eines der Pokémon zu besiegen. Bamelin mischte sich im letzten Moment ein und schoss einen geballten Wasserstrahl auf Girafarig, welches es zu Boden stürzen ließ. „Und jetzt Funkensprung, Sheinux!“ Mit Anlauf rammte das Elektro Pokémon mit Funkensprung und schaltete Girafarig aus. Im gleichen Augenblick wurde Bamelin von Knarksels Drachenwut getroffen und war ebenfalls mit einem Schlag besiegt. „Ein doppeltes K.O.! Wow, einfach atemberaubend!“, brüllte Mr. Arakawa.
    Shuu atmete tief ein um seine Nerven zu beruhigen. Was sollte er nun tun? Sheinux war im Nachteil. Knarksel wäre so oder so zu stark… Nein! Er gibt nicht auf. Niemals!
    Kühl blickte der Grünhaarige seine Gegnerin an, die triumphierend grinste. „Freu dich nicht zu früh.“, murmelte er leise. „Tackle, los!“
    Er hörte ein lautes Auflachen. „Was soll das bitte bringen?“, wollte das Mädchen bissig wissen. „Knarksel, Drachenwut!“ Ehe die Drachenwut einsatzbereit war, war Sheinux auch schon ausgewichen, indem es in die Luft sprang. „Eisenschweif, volle Kraft!“
    Der Schweif leuchtete glühend auf und Sheinux verpasste dem Drachen einen heftigen Schlag. Dabei ließ es Knarksel keinesfalls zu Atem kommen. Kam Sheinux auf dem Boden, so sprang es erneut in die Luft und ließ dem Drachen mehrere Schläge seines Eisenschweifs spüren. Zu Minute zu Minute wurde Knarksel erschöpfter, allerdings wurde Sheinux ebenfalls müde. „Wehre dich mit Schlitzer!“
    Knarksels Armklingen blitzten auf und stoppten Sheinux’ letzten Angriff mit seinem Eisenschweif. Es wurde durch die Luft geworfen und fiel hart auf dem Boden. Gleich darauf stand Knarksel über ihm und hielt ihm seine Klinge unterm Hals. „Du hast verloren, Shuu.“, grinste das Mädchen.
    Fassungslos blickte Shuu auf Sheinux, dann wanderten seine Blicke zum Schiedsrichter, welcher schon die Fahne anhob. „Stop!“, rief Haruka von der Zuschauertribüne. „Sehen Sie denn nicht, dass Sheinux noch kämpfen kann?“
    Tatsächlich. Sheinux kratzte mit seinen Krallen über Knarksels schuppige Haut und biss sich in dessen Klinge fest. Irritiert wich der Drache von dem Luchs zurück. Doch dieser dachte gar nicht erst das Pokémon loszulassen. „Benutz deinen Eisenschweif, Sheinux!“, rief Shuu, als dann der Schweif seines Pokémons erneut aufleuchtete und schließlich Knarksel los ließ. Dafür wurde der Drache hart vom Schlag des Schweifes getroffen. „Verdammt. Knarksel, springe hoch und dann Drachenklaue!“
    Darauf hatte Shuu gewartet. Knarksel katapultierte sich mit einem gewaltigen Sprung in die Luft. Eine seltsame Aura umgab die beiden Klingen an den Handgelenken des Pokémons. Doch Shuu blieb überraschenderweise völlig ruhig. „Und jetzt Funkensprung!“ Sheinux nahm seine restliche Kraft zusammen und hielt Knarksel entgegen, indem es ihm entgegen sprang und dabei wurde Knarksel ein gewaltiger Stromschlag verpasst. Da es den Boden nicht mehr berührte, konnte auch die Elektrizität in den Erdboden fließen.
    Völlig am Ende brach der Drache schließlich zusammen. „Ein wundervoller Sieg für Shuu und sein Pokémon Sheinux!“
    Shuu wandte dem Publikum seinen Rücken zu, nachdem er sich für den Applaus, den er bekam, bedankt hatte.
    Auf dem Flur wartete Haruka auf ihn. Der Junge war froh, sie zu sehen. „Das war knapp.“, meinte Haruka, nachdem sie in den Vorbereitungsraum gegangen waren. „Das kannst du wohl sagen.“, erwiderte Shuu und setzte sich auf einen Stuhl. Haruka blieb neben ihm stehen. „Wie geht es Sheinux?“ Der Grünhaarige zuckte mit den Schultern. „Ganz gut. Es muss sich, laut Schwester Joy, bis morgen ausruhen.“
    Zufrieden nickte Haruka. „Es hat wirklich hart gekämpft.“ Ihre Stimme beruhigte ihn, auch wenn er so was nie zugeben würde. „Vielleicht… Vielleicht habe ich es zu sehr unter Druck gesetzt? Was ist, wenn dieser Kampf zu viel war?“ Shuu war besorgt, sehr besorgt. Fürsorglich legte die Braunhaarige den Arm um ihn. „Sheinux hat es für dich getan. Denk daran.“ Shuu blieb stumm und versuchte die Worte seiner Freundin zu glauben.
    Neben ihnen saß das schwarzhaarige Mädchen Rika. Diese lachte leise und warf ihnen einen finsteren Blick zu, bevor sie aufstand und den Raum verließ. Shuu und Haruka blickten ihr ratlos nach.


    Die Vorrunde dauerte den ganzen Tag. 32 Kämpfe fanden am diesem Tag statt. Haruka und Shuu hatten das Glück gehabt sehr früh schon gekämpft zu haben. Doch sie blieben bis zum letzten Kampf am heutigen Tage im Stadion. So lernten sie einiges über die neuartigen Pokémon dieser Region. Am Ende der Vorrunde erfuhren die rund 16 übrig gebliebenen Teilnehmer gegen wen sie antreten mussten. Glücklicherweise mussten Shuu und Haruka nicht in dieser Runde schon gegeneinander kämpfen und keiner von ihnen musste gegen Rika kämpfen. Das Mädchen wirkte sehr mysteriös, aber gleichzeitig auch unnahbar.
    Haruka mochte dieses Mädchen nicht besonders. Auch wenn sie Rika nicht wirklich kannte. Sie glaubte, Menschen gut einschätzen zu können, darum entschied Haruka, das Rika zum Typ Mensch angehörte, der nicht sehr viel auf Freundschaft legte. Shuu hielt sich in der Theorie seiner Freundin stets heraus. Er wusste, wohin falsche Einschätzungen führen könnten. Schließlich hatte Shuu auch Haruka, seine einstige Rivalen und jetzige Freundin, stark unterschätzt.
    Zurück im Pokémon Center schmiss sich Haruka erschöpft vom Tag ins Bett. „Ich rühre keinen Finger mehr!“, rief sie überzeugt. Shuu lachte, während er kurz im Bad verschwand. Schließlich öffnete er die Tür, wodurch Haruka irritiert aufsah. „Wo gehst du hin?“ „Telefonieren.“, kam die knappe Antwort Shuus und die Tür fiel hinter ihm ins Schloss. Kopfschüttelnd ließ sich Haruka auf die weiche Unterlage fallen und kümmerte sich nicht darum.
    Währenddessen betätigte Shuu eines der Telefone des Pokémon Centers. Auf dem Bildschirm erschien der Kopf von Harukas Mutter, Caroline (Ich weiß ihren jap. Namen nicht.). „Oh, Shuu! Was für eine Überraschung.“, begrüßte sie den Freund ihrer Tochter. „Ich möchte Sie nicht stören, aber-“ Bevor er zu Ende sprechen konnte, unterbrach Caroline ihn. „Du störst doch nicht, Shuu. Was möchtest du?“
    Verlegen fuhr sich der Junge durch die Haare. „Ich möchte mich erkundigen, wie es meinem Libelldra geht. Ich hatte bisher keine Zeit dazu.“
    Freundlich lächelte die braunhaarige Frau. „Deinem Libelldra geht es gut. Es hat sich gut erholt und ist vor kurzem zu uns gekommen. Soll ich es holen?“
    Shuu fiel ein Stein vom Herzen. Er hatte soviel anderes im Kopf, das er sich gar nicht um Libelldras Zustand erkundigt hatte. Noch in Hoenn wurde Libelldra schwer verletzt, sodass Shuu seinen treuen Drachen in seiner Heimatregion lassen musste. Doch Shuu war froh, Libelldra bei Harukas Eltern zu wissen. „Nein, brauchen Sie nicht. Ich bin erleichtert, dass es ihm gut geht.“, antwortete der Grünhaarige. „Wie geht es euch denn, dir und Haruka? Hattet ihr schon euren ersten Streit?“, wollte Caroline wissen.
    Shuu schüttelte den Kopf. „Uns geht es gut. Wir haben bisher noch keinen großen Streit gehabt. Zurzeit nehmen wir an einem Turnier teil und Haruka ist total müde von der Vorrunde.“ Caroline lachte herzlich. „So kenne ich meine Haruka. Pass gut auf sie auf und auch auf dich! Ich muss jetzt in die Arena herüber. Grüß Haruka!“
    Shuu nickte stets. „Natürlich. Auf Wiedersehen.“ Somit erstrahlte der Bildschirm in einem tiefen schwarz, nachdem sie das Gespräch beendet hatten.
    Einen Moment verhaarte Shuu und grübelte nach, was er nun tun sollte. Vielleicht trainieren? Oder besser nach Haruka sehen?
    Der Junge entschied sich für Letzteres. Seine Pokémon waren zu erschöpft, besonders Sheinux und Bamelin. Auf Nachtara und Roselia konnte er in den morgigen Kämpfen voll zählen. Sie hatten schon weitaus schlimmere Kämpfe zu bestreiten.
    Zurück im Zimmer setzte sich Shuu neben seine Freundin, die fest eingeschlafen war. Ein sanftes Lächeln umspielte seine Lippen. Vorsichtig strich er ihr eine Strähne weg. Schließlich erhob sich Shuu leise wieder und deckte sie zu. In diesem Augenblick erwachte Haruka. „Wo warst du?“, nuschelte das Mädchen. Shuu neigte ihr leicht den Kopf zu. „Ich habe mit deiner Mutter telefoniert. Libelldra geht es gut.“ Verärgert blickte Haruka ihn an. „Warum hast du mir nicht gesagt, dass du mit meiner Mutter sprichst?“ Shuu lächelte leicht. „Du warst am Schlafen.“, widersprach dieser. „Und jetzt schlaf.“ Das Mädchen war so müde, dass sie nicht weiter protestieren konnte und schlief nach wenigen Minuten ein.
    Es war schon reichlich spät. Der Mond funkelte in ihr Zimmer und irgendwo in der Ferne konnte man das Heulen von wilden Pokémon hören.
    Der Grünhaarige legte sich ebenfalls schlafen, nachdem er noch eine Weile wach geblieben war. Ebenso wie Haruka, fiel Shuu auch schnell in einen tiefen Schlaf…

    15. Kapitel


    Rückkehr eines alten Freundes (Teil I)


    Den Morgen verschliefen Shuu und Haruka, da sie erst ungefähr gegen 4 Uhr ins Bett gegangen waren. Während ihrer Irrwanderung im Wald hatten sie nie auf die Uhr geguckt. Nun, beide standen erst gegen Mittag auf, irgendwann mussten sie ja schließlich aufstehen, sonst verschliefen sie womöglich noch den ganzen Tag.
    Sie fühlten sich um einiges besser, jetzt als sie endlich ausgeschlafen waren und die Stadt erkunden konnten.
    Haruka hatte sich nach einem längeren Aufenthalt im Badezimmer fertig für die Erkundschaftung des Ortes gemacht. Shuu wartete ungeduldig auf sie. „Wie lange brauchst du noch?“, rief er genervt. Es kam keine Antwort von seiner Freundin. „Haruka, ich hab Hunger.“
    Haruka kam aus dem Bad heraus. „Ich komm ja schon, Mister.“, sagte das braunhaarige Mädchen schnippisch. „Endlich. Wurde ja auch mal Zeit.“ Haruka würdigte ihm keines Blickes, erwiderte aber dennoch: „Frauen brauchen eben länger im Bad als Männer.“ Shuu warf Haruka einen amüsierenden Blick zu, dabei zog er die Zimmertür hinter sich zu und schloss ab. Zusammen schlenderten sie in die Eingangshalle des Centers, in der reger Betrieb war.
    Nun stellte sich Haruka erwartungsvoll Shuu in den Weg. „Wir wollten noch etwas besprechen. Du warst ja heute Nacht zu müde dazu.“, sagte sie in einem schon fast drohenden Tonfall. Der Grünhaarige blickte sie nur schweigend an, während Haruka auf das Turnier Plakat deutete. „Du meinst das Turnier?“ Die Angesprochene bejahte die Frage mit einem kurzen Nicken. Shuu seufzte. „Na und? Was ist damit?“ „Ich möchte daran teilnehmen.“, sagte Haruka in einem ernsten Tonfall ihrer Stimme. Shuu fuhr sich kurz durch die Haare. „Was gibt es als Hauptpreis?“, wollte Shuu wissen und fixierte den Aushang am schwarzen Brett im Pokémon Center. „Ein Expedition in den Untergrund.“, erwiderte das Mädchen. Shuus Interesse war geweckt. „Untergrund?“ „Wir werden ja sehen, was es ist, wenn wir daran teilnehmen und vielleicht einer von uns gewinnt.“ Shuu murmelte nur etwas Unverständliches, blickte dann aber wieder auf. „Okay, du hast gewonnen.“, murmelte Shuu, doch die Braunhaarige verstand ihn nur zu gut.
    Triumphierend gin Haruka von dannen. Shuu schaute ihr lächelnd nach. „Das heißt, wir müssen auch trainieren!“, rief er ihr nach. Mit einem Mal stoppte Haruka. „Trainieren…? Oh man…“ „Ohne Trainieren können wir ja schlecht gewinnen.“


    Widerstandslos ließ sich Haruka zum Training überreden oder eher gesagt, Shuu zwang sie dazu. Am Anfang war Haruka kaum bei der Sache. Sie konzentrierte sich kaum, sodass Shuu sich immer wieder tadeln musste.
    „Haruka, jetzt konzentriere dich mal endlich.“, mahnte der Grünhaarige. Haruka riss sich zusammen. Ihr Psiana musste dank ihrer Unaufmerksamkeit schon einige Treffer einstecken. Sheinux dagegen wirkte noch recht fit. „Psiana, Spukball!“
    „Das hatten wir doch gerade schon!“, Shuu wirkte gelangweilt. „Funkensprung dagegen.“ Haruka lächelte verschmitzt. „Ruckzuckhieb!“ Während der Spukball nur als Ablenkung diente, schleuderte Sheinux den Schattenball mit Funkensprung zum Anwender zurück. Doch Psiana wich mit Ruckzuckhieb aus und raste weiter auf Sheinux zu. Dieses verfiel, aufgrund Psianas unglaublicher Geschwindigkeit, in Panik und wurde hart getroffen. „Was? Damit habe ich nicht gerechnet.“, meinte Shuu gespielt arrogant. „Du rechnest mit vielen nicht.“, erwiderte die Braunhaarige kühl. „Psychokinese!“
    Sheinux wurde in die Luft empor gehoben und strampelte hilflos in der Luft herum. „Und jetzt Spulball!“ Der nachfolgende Angriff kam rasch. Kaum hatte Psiana die Psychokinese gelöst, wurde Sheinux schon vom Schattenball erwischt und gegen eine Parkbank geschleudert. Schwerfällig kam das kleine Pokémon wieder auf die Beine. „Lass dich nicht unterkriegen, Tackle!“
    Nachdem es sich einigermaßen kurz erholt hatte, rannte das Elektro Pokémon auf die Psychokatze zu. „Spring in die Luft und dann Blitzkanone!“, befahl Haruka. Shuu reagierte Gott sei Dank schnell und rief: „Ausweichen! Beeile dich!“
    Sheinux stoppte ruckartig und sah sich dem Blitzball, den Psiana erschuf. Wie gelähmt blickte der kleine Luchs (ich würde ja eher Hund sagen, aber was soll’s? XD) ins Innere des Blitzballs. Kein Muskel regte sich im Körper des Pokémons. „Sheinux! Ausweichen, schnell!“
    Unerwartet wurde Sheinux durch Shuus Ruf wachgerüttelt. Es hüpfte mit einem kräftigen Satz in die Luft, und der Schweif des Pokémon blitze weißsilbern auf, dabei vollführte es graziös eine Rolle und zerteilte die Blitzkanone mit seiner neu erlernten Attacke, dem Eisenschweif. Shuu fasste sich schnell aus seiner Irritation und warf seine eigentliche Strategie über den Haufen. „Weiter Eisenschweif, Sheinux!“
    Der Luchs befand sich noch in der Luft und Psiana bekam seinen Eisenschweif zu spüren. Die Psychokatze war am Ende ihrer Kräfte. „Hast du gut gemacht, Psiana. Jetzt ruh dich aus, ja?“ Haruka legte Psiana auf die Parkbank, sodass es noch beim Trainieren zu gucken konnte. „Psia-Psi-Psiana!“, kam von ihrem Pokémon.
    „Das Training hat sich anscheinend für dein Sheinux gelohnt.“, lobte Haruka ihren Freund. „Es ist schon um einiges stärker.“
    Der Grünhaarige saß neben seinem Pokémon und streichelte es. „Ja, deswegen hat es sich auch eine Pause verdient.“ Er erhob sich wieder um Haruka in die Augen zu schauen. Sheinux lief währenddessen zu Psiana und legte sich neben sie. „Trainieren wir weiter?“, wollte Haruka wissen. „Denkst du, ich erbarme mich mit dem Training?“, entgegnete Shuu und warf einen weiteren Pokéball. „Bamelin, los!“
    Haruka schüttelte den Kopf. „Nein. Habe ich nicht erwartet.“, behauptete sie. „Gallopa, komm heraus!“
    Im Schein des Pokéballs erschien das Feuerpferd und stampfte verwegen auf den Boden. „Gallopa also…“, murmelte Shuu. „Was sie wohl vorhat?“
    Den ersten Zug überließ Shuu seiner Freundin, schließlich war er ein Gentleman. Haruka dachte nach. ‚Ich muss nah an Bamelin heran.’, schoss es durch ihren Kopf. „Benutz Sprungfeder!“, und schon katapultierte sich das feurige Gallopa in die Luft. „Mit Wasserdrüse hinterher!“, konterte Shuu. Nun jagte Bamelin dem Feuerpferd hinterher. Doch Haruka hatte mit diesem Kampfzug gerechnet. „Das ist unsere Chance! Furienschlag!“
    Gallopa griff Bamelin aus der Luft mit Furienschlag an. Beide Pokémon stießen während ihres freien Falls aufeinander, wobei Bamelin zu Boden stürzte und Gallopa ebenfalls, aber gleich wieder aufstand. Es war ein riskanter Angriff gewesen von Gallopa, der auch genauso gut schief gegangen wäre, wenn ihr Pokémon den falschen Moment erwischt hatte. „Ich danke für dein Vertrauen, Gallopa!“ Die Angesprochene wieherte.
    Bamelin war sichtlich überrumpelt von diesem gefährlichen Angriff und erholte sich kurz. „Aquaknarre!“ Der Meereswiesel stieß einen Wasserstrahl aus, der einen Volltreffer erzielte. Gallopa schüttelte sich und stieg in die Höhe. „Noch mal Furienschlag!“ Nur mit den Hinterbeinen stieß sich Gallopa vom Boden ab und schnellte nach vorne. Bamelin war wieder völlig schutzlos und wurde von den Furienschlägen gnadenlos getroffen. Schließlich wurde es durch die Luft geschleudert. „Jetzt Wasserdrüse!“, befahl Shuu. Nun war Bamelin am Zug und griff Gallopa blitzschnell an. Gallopa war erschöpft und würde nicht mehr viele Treffer zurückstecken können. Shuu übersah diese Tatsache nicht und nutze diese Chance. „Aquaknarre!“ Bamelin sprang von Gallopa zurück und spie wieder einen Schwall aus Wasser auf das Pferd. „Konter mich Flammenwurf!“, schrie Haruka.
    Beide Attacken, die Aquaknarre und der Flammenwurf, trafen aufeinander und neutralisierten sich gegenseitig. Das Resultat war ein dichter Nebel. „Jetzt Feuersturm!“ Obwohl die Sicht verwehrt war, verließ sich Haruka völlig auf ihr Pokémon.
    Gallopas Maul wurde vom rötlichen Licht eingehüllt, eine züngelnde Flamme entstand darin, der schließlich zu einer gewaltigen Feuerattacke heranwuchs. Bamelin war der Attacke ausgeliefert als der stärkste Angriff der Feuer Pokémon ihn traf. Es war besiegt. „Du warst prima, Bamelin. Ruh dich jetzt aus.“, sagte Shuu, während er den Pokéball aufspringen ließ. Sich wieder in rötliches Licht zurückverwandelnd, lösten sich langsam die Konturen des Meereswiesels auf.
    Haruka lobte währenddessen ihr Feuerpferd, was schließlich ebenfalls durch den roten Sog ins Innere des Balls zurückkehrte. „Genug des Trainings.“, meinte Shuu und fuhr sich durch die Haare. „Sonst sind die Pokémon nicht bis morgen wieder fit.“
    Haruka nickte einverstanden. „Wo gehen wir jetzt hin?“, wollte sie wissen.
    Shuu und Haruka hatten seit dem sie aufgestanden waren, den Tag für das harte Training genutzt, was auch für angebracht war.
    Im Pokémon Center gab es einen extra Schalter um sich für das Turnier einzuschreiben. Dabei hatten sie erfahren, dass eine Vorrunde stattfand um zu ermitteln, wer in den nachfolgenden Runden antreten durfte. Die Paarungen für die Kämpfe sollten am Abend nach 18 Uhr fest stehen. So hoffte Haruka nicht direkt schon in der Vorrunde gegen Shuu anzutreten.
    Der Grünhaarige warf einen Blick auf den Pokétch an seinem Handgelenk. Es war kurz vor sechs. Bald sollten endlich die Paarungen feststehen. „Wir gehen zurück ins Pokémon Center.“, entschied sich der Grünhaarige. Da sie zum trainieren weiter aus der Stadt herausgegangen sind, bräuchten sie bis zum Pokémon Center ungefähr eine dreiviertel Stunde.
    Shuu schlug schließlich den Weg zum Pokémon Center ein, ohne auf Harukas Antwort zu warten. Diese zögerte einwenig. Irgendwie fühlte sie sich beobachtet… Wie dem auch sei, sie folgte Shuu letztendlich.
    „Schiiii.“
    Haruka wirbelte herum. Nichts war zu sehen. Unsicher blickte sie sich um und rannte dem Grünhaarige schnell hinterher um den Anschluss zu ihm nicht zu verlieren.
    Shuu warf ihr während des Gehens einen kurzen Blick zu. „Was ist? Du guckst so als hättest du einen Toten gesehen.“, merkte er ihr an, aber Haruka erwiderte nichts darauf. Schweigend gingen sie auf dem gepflasterten Weg weiter bis zum Pokémon Center. Vor dem Eingang blieb Haruka stehen. Ein leises Rascheln drang an ihr Ohr und schon wieder…. „Schiiii.“
    Unsichere Blicke der Braunhaarigen schossen umher. Shuu hielt ebenfalls an. „Haruka, beeil dich.“ Mit diesen Worten verschwand Shuu im Inneren des Centers. Haruka schüttelte den Kopf. Einbildung! Sie machte einen Schritt nach vorne. Da war doch nichts. „Schiiii.“
    Zusammen zuckend, wirbelte sie erneut herum. Auf der Straße war nichts oder doch…?
    Unerwartet taumelte ein kleines, blaues Pokémon hervor. Es wirkte schwach und ausgezehrt. „Schiiii.“ Haruka glaubte es zu erkennen. „Schiggy?“
    Das Pokémon hob träge den Kopf. Seine Augen begannen leicht zu funkeln. „Schiggy! Du bist es!“, rief Haruka und kniete sich auf den Boden. Das Schildkröten Pokémon rannte auf seine Trainerin zu und sprang ihr in die Arme. „Schön dich zu sehen.“
    Herangelockt von Harukas Ruf kam Shuu wieder hinaus. „Haruka? Was ist los?“, wollte er wissen. Diese wandte sich um. „Guck mal! Schiggy ist hier.“
    Überrascht blickte der Grünhaarige das Wasser Pokémon an. „Unmöglich kann er von Hoenn bis nach Shinou alleine gekommen sein.“
    Genau. Das war das Stichwort. Bisher hatte Haruka sich keine Gedanken gemacht, wie Schiggy es überhaupt geschafft hat, sie zu finden.
    Erwartungsvoll blickte Haruka ihr Pokémon an. Es sah wirklich erbärmlich aus, müde und ausgehungert. Einige kleinere Blessuren zeichneten sich vom Körper des Pokémons ab. Shuu warf einen Blick ins Pokémon Center. „Egal, wir müssen jetzt rein. Los. Wir lassen Schiggy gleich nach der Bekanntgabe von Schwester Joy untersuchen.“
    Die Braunhaarige ließ sich von Shuu auf die Beine helfen und ging schließlich mit Schiggy auf dem Arm ins Pokémon Center. Es hatten sich bereits schon viele Trainer eingefunden, die am Turnier teilnehmen wollten. Auf einem Podest stand ein kleiner, dickbauchiger Mann, der anscheinend das Turnier organisiert hat. „Liebe Trainer und Trainerinnen, danke für eure zahlreiche Teilnahme am Turnier.“, begrüßte er mit rauer Stimme die jungen Menschen. „Manche kennen mich ja bereits, aber ich werde mich für die Neulinge noch einmal vorstellen. Mein Name ist Sugimori Arakawa. Ich bin der Bürgermeister von Ewigenau und organisiere dieses Turnier mit der Hilfe von unserer Schwester Joy.“
    Die junge Krankenschwester verneigte sich kurz, bevor sie das Mikrofon in die Hand nahm. „Willkommen! Ich hoffe, ihr freut euch genauso auf diesen Wettbewerb, wie ich!“
    Schließlich gab sie das Mikro an Mr. Arakawa zurück. Dieser räusperte sich.
    Harukas Gedanken schweiften während der Rede des Bürgermeisters ab. Sie ließ ihre Blicke über die teilnehmenden Trainer schweifen. Somit fiel ihr Blick auf ein schwarzhaariges Mädchen. „Shuu.“, flüsterte sie. „Guck mal!“ Sie deutete unauffällig in die Richtung des Mädchens. „Das ist sie. Die hat uns gestern aus der Klemme geholt.“ Sein Blick glitt ebenfalls zu dem Mädchen.
    Im gleichen Moment wurden die Kampfpaarungen bekannt gegeben. Shuu und Haruka traten Gott sei Dank nicht gegeneinander an, denn Haruka musste im 6. Kampf erst antreten und Shuu erst im 13. Kampf.
    „Das Mädchen tritt morgen direkt als Erste an…“, kam mit leichter Verwunderung von ihm.


    „Und hier melden wir uns zum ersten Kampf am heutigen Tag!“, brüllte der begeisterte Bürgermeister sein Mikrofon. „In den Vorrunden finden Doppelkämpfe statt! Das heißt, dass jeder Trainer zwei Pokémon einsetzt! Dessen Pokémon zuerst kampfunfähig sind, hat verloren. Schade aber auch!“
    Shuu und Haruka saßen unter den Zuschauern in der ersten Reihe, die für die teilnehmenden Trainer reserviert war. Ein primitiver Kampfplatz wurde für das Turnier hergerichtet, darum herum wurden die Tribünen für das Publikum aufgebaut.
    Mr. Arakawa trommelte feierlich mit den Fingern gegen das Mikrofon, sodass es ohrenbetäubendes Quietschen ertönte. „Verzeihung.“, nuschelte dieser. „Egal! Unsere heutigen ersten Kämpfer sind…“
    Das schwarzhaarige Mädchen und ein Mädchen mit langen, blonden Haaren betraten das Kampffeld. „Rika und Akari!“
    Selbstbewusst warf Rika ihrer Widersacherin einen finsteren Blick zu. „Pah. Dich werde ich besiegen.“, keifte die Blonde.
    Seelenruhig fuhr sich Rika währenddessen durch ihre schwarzen Haare. „War das schon alles?“ Das Mädchen richtete ihren stechend grünen Augen auf Akari und fixierte sie. „Ob das schon alles war, frage ich dich?“
    Der Bürgermeister grinste. „Ich beende euren Smalltalk nur ungern, aber es ist Zeit zum Kämpfen!“ Den zweiten Teil des Satzes sprach er lauter und mit fester Stimme.
    „Tyracroc! Schwalboss! Los!“, rief Akari und warf zwei blaufarbene Superbälle auf den Boden. In deren Lichtschein erschienen ein schwalbenähnliches Pokémon und ein Wasser Pokémon, welches einen gefährlichen Kiefer hatte.
    Rika löste zwei rot-weiße Pokéballe von ihrem Gürtel und vergrößerte sie per Knopfdruck. „Chelcarain und Onix! Raus mit euch!“
    Eine riesenhafte Felsennatter löste sich aus dem Lichtstrahl des Pokéballs, daneben erschien ein Chelcarain, was sehr an einer Schildkröte erinnerte.
    Diesmal trommelte Mr. Arakawa mit den Fingern auf den Tisch herum. „Und jetzt beginnt ein spannender Kampf!“
    „Schwalboss! Ruckzuckhieb und du Tyracroc, Aquaknarre auf Onix!“, eröffnete Akari den Kampf. Rika blieb gelassen und ließ beide Pokémon ihre Attacken ausführen. „Sandsturm, Onix!“ Ein Brüllen des Gestein Pokémons löste einen heftigen Sandsturm aus, der Schwalboss und die Aquaknarre Tyracrocs davon fegte. „Chelcarain, jetzt Rasierblatt auf Tyracroc.“
    Das Pokémon ließ rasiermesserscharfe Blätter auf Tyracroc los, die ihm sehr zu schaffen machten. „Schwalboss, Flügelschlag!“
    Flink stürzte sich das Vogel Pokémon auf Chelcarain, das den Hieb der Flügel deutlich spürte. „Tyracroc! Jetzt Aquaknarre auf Onix!“, fuhr die Blondhaarige fort.
    Rika hob den Arm und streckte ihn seitlich von sich an während sie mit ruhiger Stimme sagte: „Schütze Onix mit Rasierblatt!“ Zum Schutz vor der Aquaknarre, die Onix zum Verhängnis werden könnte, setzte Chelcarain nochmals Rasierblatt ein um den Wasserstrahl zu blocken. „Und jetzt Feuerodem, Onix!“
    Onix stieß einen grünlichen Atem aus, der Schwalboss nicht nur über das gesamte Kampffeld fegte, sondern auch dem Rest gab. „Keine Gnade mit den Gegner!“, drohte die Schwarzhaarige ihrer Kontrahentin zu. Diese war durch Schwalboss direktem K.O. verunsichert. „Tyracroc! Eiszahn!“
    Das krokodilähnliche Pokémon sprang in die Luft um Chelcarain mit seinen Eisfängen anzugreifen.
    Rikas Mundwinkel wurden von einem finsteren Grinsen umspielt. „Das habe ich erwartet. Jetzt Eisenschweif!“ Onix blickte hinauf. Das Ende seines Schweifes leuchtete grell und schleuderte Tyracroc fort. „Beenden wir es! Doppelter Tackle!“ Beides ihrer Pokémon griff mit Tackle an. Tyracroc brach entkräftet zu Boden.
    Das Mädchen schickte ihre Pokémon in ihre Pokébälle zurück und kehrte dem Stadion den Rücken zu, ohne auf die Ansprache vom Bürgermeister zu warten, aufgrund des Eröffnungskampfes.
    Shuu beugte sich zu Haruka. „Sie ist wirklich gut.“ Wortlos nickte die Braunhaarige. Das Mädchen namens Rika war wirklich nicht zu unterschätzen…

    DragonFreak
    Hm, ich kann nicht auf jeden Leser Rücksicht nehmen. Die einen mögen Gruselkapitel, andere halt nicht. Und das war sicherlich auch das einzige, weil ich halt nicht gut gruselig schreiben kann. XD
    Aber danke, dass dir die Story so gefällt. Jetzt kommt das kleine Turnier - kein Wettbewerb. ^^


    Roselia
    Yay, danke dir. Deine Kommis sind immer sehr lieb. Freue mich jedesmal darüber.

    Da dies ein dazwischen geschobenes Kapitel war, ist die Sortierung der Kapitel Flöten gegangen. Nun werde ich die originale Sortierung wieder aufnehmen.


    Dazugehörige Kommentare:
    Von Bastet (Damalige Charizard)
    Von Ancalagon the Black (Damaliger Dragonfreak)


    14. Kapitel


    Mondnacht


    Es war eine klare, aber kühle Vollmondnacht. Der Wind wog sanft die Äste der Bäume und ließ Büsche geheimnisvoll rascheln. Ein nächtlicher Eulenschrei zog sich über die dunkle Stadt.
    Behutsam setzte die schwarze Schattenkatze Pfote vor Pfote auf den Boden, bedacht nicht versehentlich auf einen Zweig zu treten. Die Ohren waren stets aufgerichtet, selbst das leistete Geräusch entging Nachtara nicht.
    Diese Nacht war wie perfekt um fortzulaufen, hinaus in die Nacht! Das Pokémon neigte den Kopf leicht nach rechts. An seine Seite trat Psiana, wesentlich angespannter als die Schattenkatze es war, die an die Finsternis gewöhnt war. Sichtlich orientierungslos glitten ihre amethystfarbenen Augen durch die tiefe Nacht. Jedes Geräusch schreckte die Lichtkatze von neuem auf. Sie schloss die Lider über den Augen und atmete tief durch, jede Unruhe sversuchte Psiana zu unterdrücken. Ihre Augen waren einfach nicht geschaffen nachts sehen zu dürfen.
    Stumm schmiegte sich die Lichtkatze an Nachtaras graziösen Körper. Tröstend fuhr seine Zunge über den Kopf seiner Liebsten. Dann entglitt sich Nachtara Psianas Nähe und trat ruhigen Schrittes ins Dunkle. Sein Körper wurde mit der nächtlichen Umgebung eins.
    Psiana wurde augenblicklich wieder unruhig, sie fühlte zwar die Anwesenheit der Schattenkatze, jedoch wagte sie sich nicht in die Nacht heraus zu treten. Ohne das vertraute Licht der Sonne erschien es Psiana als wäre sie der Nacht ausgeliefert.
    Nervös neigte sich ihr Kopf wieder zur Balkontür, die nur einen spaltbreit geöffnet war, aber weit genug, dass die schlanken Körper Psianas und Nachtaras hindurch passten. War dies nicht eine willkommende Geste ihrer Trainer ihnen eine Möglichkeit zur getrauten Zweisamkeit? Oder war ihre Entscheidung zu Entfliehen töricht?
    Rasch schüttelte Psiana diese Gedanken ab. Während die Schattenkatze ihr aufmunternd zu nickte, lief Psiana freudig auf das Pokémon zu. Zärtlich schmiegte sich die Lichtkatze an den warmen Körper Nachtaras. Schließlich wandte sich die schwarze Katze von ihr ab und rannte in die Richtung des Wäldchens am nahen Stadtrand. Die ringartigen Zeichnungen auf Nachtaras Fell glimmten schwach in der Nacht und ergänzten das wenige Licht des Vollmondes.
    Psianas Unentschlossenheit schwand und machte einem Gefühl des Glücks stattdessen Platz. Die Lider über den violettfarbenen Augen schlossen sich um sich vollends auf ihren feinen Geruchssinn zu konzentrieren. Eine leichte Brise trug den vertrauten Geruch ihres Liebsten zu sich. Dann öffneten sich ihre Augen und blickten in die nächtliche Schwärze, jedoch hing der Duft Nachtaras deutlich in der Luft.
    Zunehmst selbstsicher folgte die Lichtkatze dieser unsichtbaren Spur. Allmählich wurde die Dunkelheit ihr vertraut, Psiana fühlte sich sicherer.
    Am nahen Stadtrand erwartete Nachtara bereits Psiana geduldig. Das letzte, spärliche Licht der Straßenlaternen erhellte ihre unmittelbare Umgebung. Hinter dem Stadtrand befand sich eine lichte Reihe von Bäumen. Ein friedliches, kleines Wäldchen. Die Blätter rauschten leise in einem Luftzug.
    Nun Seite an Seite überschritten Nachtara und Psiana die Grenze der Stadt, und traten unter das dichte Blätterdach. Die Schattenkatze erhob den Kopf zum Himmel, der jedoch kaum zu sehen war. Nichts vermochte durch das dichte Gezweig der Äste hindurch zu kommen. So schwand das schwache Licht des Mondes, was sie stets begleitet und wenig Helllichkeit gebracht hatte.
    Psiana aber fürchtete sich nicht mehr vor der Dunkelheit und war dankbar dafür, dass Nachtara nicht von ihrer Seite wich. Sonst wäre das Gefühl der Hilflosigkeit wieder über sie hinein gebrochen und hätte sie verschlungen.
    Schon bald lichtete sich der Wald, obwohl sich Psiana und Nachtara im Herzen des kleinen Wäldchens befanden. Das silbrige, aber kühle Mondlicht umspielte wieder ihre Körper als sie auf eine kreisrunde Lichtung traten. In ihrer Mitte war ein kleiner See, dessen Oberfläche im Mondschein glitzerte. Fasziniert blickte Psiana gen Himmel und betrachtete den Vollmond, der direkt über der Lichtung zu sein schien und sein spärliches Licht den Wesen spendete, die mit Ehrfurcht zu ihm aufschauten.
    Plötzlich durchschnitt ein weiterer Eulenschrei die Stille. Nachtara und Psiana wagten es nicht sich zu entspannen, solange der Vogel nicht vorbeigeflogen war. Dann fröstelte es Psiana als der kühle Wind durch die Gräser strich. Nachtara kuschelte sich an Psiana um ihr einwenig seiner Wärme zu geben.
    Einige Zeit saßen sie stumm nebeneinander, eng aneinander geschmiegt, liebkosten sich Psiana und Nachtara gegenseitig. Dann, unter den wachsamen Augen Nachtaras, erhob sich Psiana. Einen wilden Blick seiner Liebsten erhaschte Nachtara, ehe die Lichtkatze mit einer geschmeidigen Bewegung ihm den Rücken zukehrte und wie befreit umher sprang. Ein zärtlicher Blick warf die Lichtkatze ihrem Liebsten zu, in dessen tiefroten Augen ein zärtlicher Ausdruck trat: Liebe.
    Nun erhob sich auch Nachtara. Verführerisch umkreiste Psiana die Schattenkatze, schmiegte sich flüchtig an Nachtara. Alsdann Nachtara sich spielerisch auf die Lichtkatze stürzte, fielen sie hinein ins hohe Gras. Verspielt tollten sie umher, sprangen sich gegenseitig an, als sie sich auf die Hinterbeine stellten, umarmten sie sich liebevoll und fielen auf den moosüberzogenen Boden.
    Zärtlich rieb die Schattenkatze seine Wange gegen Psianas linke Pfote, horchte dann aber auf als sich die Atmung seiner Liebsten beschleunigte. Verwirrt stand Nachtara auf und sah die Lichtkatze an, die ihn mit einer sonderbaren Gewissheit anschaute. Psiana reckte den Kopf und fuhr liebevoll über Nachtaras Wange, aber mit einem Mal war die Schattenkatze abweisend. Das Pokénon wandte sich von Psiana ab.
    Die Unsicherheit Nachtaras fühlte Psiana, aber dieses gab nicht so schnell auf. Zunehmend fordernder stubste die Lichtkatze Nachtara an. Als Nachtara nicht reagierte, berührte die kalte Nase Psianas seine Schulter. Ihre amethystfarbenen Augen fixierten die Schattenkatze starr. Nachtara wandte sich Psiana wieder zu, die ihre Mundwinkel zu einem schwachen Lächeln verzog. Ein weiteres aufforderndes Maunzen ertönte und dieses Mal zeigte es seine Wirkung auf Nachtara. Das schwarze Pokémon stellte sich über Psiana. Diese schlug die Augen nieder und ein Schnurren ließ die Kehle erbeben.
    Die raue Zunge Nachtaras suchte sich seinen Weg über das glatte Fell von Psiana, fuhr über den Hals und einen Moment horchte die Schattenkatze dem raschen Atem Psianas. Angestachelt von ihrer spürbaren Erregung vergrub Nachtara sanft, aber bestimmend, seine Eckzähne in Psianas Hals. Rasch legte sich Psiana auf den Bauch als sie die Liebkosungen der Schattenkatze nicht mehr spürte. Von neuem senkte sich Nachtaras Zunge auf ihren Körper herab. Erst fuhr die feuchte, raue Zunge über den schmalen Rücken, dann hinauf zwischen den Schulternblättern. Die Atmung der Lichtkatze war nur noch ein leises Keuchen.
    Der Biss der Schattenkatze war nun schmerzhafter, jedoch war dieser so schnell verklungen, wie das Glücksgefühl, das sich in Psiana und Nachtara breit gemacht hatte. Die Lichtkatze reagierte gereizt, fauchte ihren Liebsten schroff an, sodass dieser wegsprang. Daraufhin rollte sich Psiana auf den Boden, blickte ihn verführerisch an und schnurrte leise als wäre nichts geschehen.
    Nachtara nahm ihr Verhalten nicht übel, er schmiegte sich an seine Liebste, leckte ihr Gesicht. Die getraute Zweisamkeit im Vollmondlicht genoss das Pärchen.
    War es nicht eine wunderbare Nacht gewesen?

    13. Kapitel


    Die Geistervilla (Teil II)


    Endlich war der Spuk endgültig vorbei. Sie hatten den Ewigwald hinter sich gelassen und standen nun auf der nachfolgenden Route, die sie von Ewigenau trennte.
    Es war immer noch dunkel, doch schon bald sollte sich der Morgen mit den Strahlen der Sonne ankündigen. Alles war friedlich auf Route 205.
    Erst jetzt bemerkten Shuu und Haruka die letzte Nacht in den Knochen, in der sie kein Auge zugemacht hatten. Haruka fielen schon fast im Laufen die Augen zu, sodass Shuu sie immer wieder an den Schultern rüttelte um sie wach zu halten.
    Schließlich kamen Shuu und Haruka nach ungefähr dreieinhalb Stunden Wanderung in Ewigenau an. Langsam regten sich die Bewohner, die früh zur Arbeit mussten. Hin und wieder huschten auch die nachtaktiven durch die Gassen und verschwanden in der restlichen Dunkelheit.
    Harukas Blick war schleierhaft und völlig verschlafen als Shuu feierlich sagte: „Wir sind da.“ Dies ließ Haruka sofort zusammen zucken. „Wir gehen ins Pokémon Center. Das ist da vorne.“ Er deutete auf das Gebäude mit dem Aufzug „P“, was bekanntlicherweise für Pokémon Center stand.
    Kaum hatte er dies ausgesprochen, war jegliche Erschöpfung aus Harukas Körper weggeblasen.
    Wohlige Wärme umgab sie als sie das Center betraten. Auch hier war der Betrieb noch sehr lau. Womöglich schlummerten noch die ganzen Trainer. Schlauerweise waren die ja noch am Tag durch den Ewigwald gereist und hatten es nicht wie Haruka und Shuu getan, die bei Nacht den Wald durchquert hatten.
    Shuu ging zum Tresen, an dem er von Schwester Joy empfangen wurde. „Entschuldigen Sie, ist noch ein Zimmer frei?“, erkundigte sich der Junge. Kurz schaute Joy auf die Uhr. „Jetzt noch?“ Unsicher schaute sie auf Shuu, dessen Gesicht reine Erschöpfung ausstrahlte. „Ihr seid doch nicht in der Nacht durch den Ewigwald gegangen, oder?“ Sie blickte zu Haruka, die sich einwenig umsah. „Doch. Sind wir.“, erwiderte Shuu kühl. Eifrig nickte Schwester Joy und schaute in einem Kästchen an der Wand, ob ein Zimmer noch frei war. Jegliche Felder, an dem sonst ein Schlüssel hing, waren leer, außer einer. „Ihr habt Glück. Einen habe ich noch.“ Dankend nahm der Grünhaarige den Schlüssel an sich und wandte sich schließlich um. „Haruka! Kommst du?“
    Die Angesprochene betrachtete soeben ein Plakat auf dem kämpfende Pokémon abgebildet waren. „Shuu! Hier findet morgen (es ist ja schon der nächste Nacht… Find das verwirrend. XD) ein Turnier statt!“
    Schwester Joy blickte wieder von ihrer Arbeit auf. „Oh ja, es ist ein berühmtes Turnier, was der Bürgermeister dieser Stadt alle drei Jahre organisiert.“, erläuterte die Krankenschwester.
    Flehend schaute Haruka ihren Freund an. Dieser verdrehte die Augen. Shuu konnte sich denken, was sie wollte. „Ich will ins Bett, Haruka! Wir reden später darüber. Versprochen.“
    Triumphierend folgte Haruka Shuu in ihr Zimmer und ließ sich auf das nächste Bett fallen… Es dauerte nur wenige Sekunden bis sie schließlich tief und fest einschlief…


    Ich kann nicht gruselig schreiben! Q_Q

    13. Kapitel


    Die Geistervilla (Teil I)


    Der Ewigwald erhob sich wie eine dunkle Wand vor ihnen. Schon von weitem konnten sie den Wald ausfindig machen. Die Bäume wirkten gespenstisch und unheimlich. Dazu kam es noch, dass die Sonne fast hinter den Bäumen verschwand und die Umgebung in rötliches Dämmerlicht tauchte Der erschreckende Wind ließ die Äste erbeben, sodass nahezu ein heulendes Geräusch erklang.
    Bei diesem Rauschen lief Haruka ein kalter Schauer über den Rücken. Sie verlangsamte ihre Schritte, je näher sie dem Ewigwald entgegen gingen. Ein beklemmendes Gefühl machte sich auch in Shuu breit, aber er ließ sich nichts anmerken. Selbstbewusst ging er weiter ohne sich noch einmal nach Haruka umzusehen. Die Braunhaarige folgte ihm zögernd. Ihr gefiel ihre gemeinsame Unternehmung nicht. Vielleicht lag es am nahenden Abend, der hineinbrach und die bevorstehende Nacht, die sie im Wald verbringen mussten?
    Haruka versuchte sich zusammen zu reißen um nicht in Panik auszubrechen. Der Waldrand lag bereits schon vor ihnen und eine Möglichkeit den Wald zu umgehen, kannten sie nicht. Die Vermutung, das sie einen Fehler gemacht hatten, noch an diesem Tag den Ewigwald zu durchqueren, beschlich langsam auch Shuu. Er merkte, wie die Anwesenheit von Haruka hinter ihm schwand und blickte besorgt zurück. Sie hielt einigen Abstand zu ihm. „Alles in Ordnung mit dir?“, erkundigte sich der Grünhaarige. Die Braunhaarige zuckte erschaudernd zusammen. „W-Was? D-Du fra-fragst, ob a-alles in Ordnung ist?“, erwiderte Haruka ängstlich.
    Shuu grinste amüsiert, auch wenn es gerade nicht angemessen war. „Du grinst!“, fauchte sie wütend. „Du machst dich über mich lustig!“
    Kopfschüttelnd ging er zu Haruka zurück. Ihr Gesicht war vor Furcht blass. „Ich mache mich nicht lustig über dich.“, rechtfertigte sich der Grünhaarige und packte nach ihre kalte Hand. „Na komm, dir wird nichts passieren. Ich bin bei dir.“ Nur ungemein beruhigte es sie, dass Shuu auf sie aufpassen wollte. Klar, er hatte es ihr damals versprochen als sie von Harleys üblen Anhängsel Ken entführt wurde und ausgerechnet Shuu sie befreit hatte. Nun, sich noch weiter wahnsinnig machen vor Angst wollte sie schließlich auch nicht. Immerhin hatten Shuu und Haruka noch nicht mal den Wald betreten.
    Der Grünhaarige ließ Harukas schwitzige Hand nicht los bis sie am Waldrand angelangt waren und zögernd den Ewigwald betraten.
    Die Bäume dieses Forstes wurden dichter, je weiter sie in ihn vordrangen. Alles war still und ruhig, nur der Wind flüsterte durch die Blätter und ließ die Äste erzittern. Haruka fürchtete sich und umklammerte unbewusst Shuus Arm. „Wegen dir stirbt mein Arm noch ab.“, meinte dieser kühl. Haruka ließ augenblicklich los und wurde knallrot. „Pah. Ich und Angst?“ Sie wandte sich von Shuu ab.
    Plötzlich widerfuhr ein heftiger Wind und abermals erklang ein scheußliches Klagen unter dem Rascheln der Blätter. Haruka entfuhr ein erstickter Angstschrei und klammerte sich wieder an Shuus Arm. „Klar, du hast keine Angst. Angst ist für dich ein Fremdwort, was?“ Belustigt blickte Shuu zu ihr herab. Sie zitterte. Nicht vor Kälte, nein vor reiner Furcht. „Du machst dich wieder über mich lustig.“, keifte Haruka mit bebender Stimme. Der Grünhaarige drückte sie von sich weg und umarmte sie fest. „Haruka, du brauchst keine Angst zu haben.“, versuchte er das aufgebrachte Mädchen zu beruhigen.
    Haruka legte ihren Kopf auf seine Brust und schloss für einen Moment die Augen. Sein Herzschlag drang in ihr Ohr. Gleichmäßig und gleichzeitig unheimlich beruhigend wirkte das Schlagen seines Herzens auf sie.
    Haruka hob wieder den Kopf und blickte in seine smaragdgrünen Augen, die wegen der Dunkelheit nur matt glänzten. Das Mädchen lächelte und schlang die Arme um seinen Hals, dabei gab sie ihm einen kurzen Kuss auf den Mund. Schon seit dem Wettbewerb hatte Shuu diese unheimlich sanfte Zärtlichkeit nicht mehr zugelassen. Wohl wegen der Erhaltung ihrer Rivalität. Shuu genoss die Nähe seiner Freundin sehr und mochte sie gar nicht mehr aus den Armen lassen. Doch unerwartet ertönte ein leises Sirren aus der Böschung nicht weit von Shuu und Haruka. Sofort lösten sich die beiden voneinander und spähten um sich herum, wie in die Enge getriebene Beute.
    Auf einmal erschienen drei Pinsir. Zwei hielten sich im Hintergrund auf, währenddessen eines, das größte des Trios langsam näher kam. Seine beeindruckenden Scheren sahen besonders gefährlich aus. „Ein Pinsir!“, flüsterte Haruka. Shuu hielt den Arm schützend vor Haruka. „Keine Sorge, ich werde mich darum kümmern.“ Doch die Braunhaarige schob seinen Arm weg. „Nein, es ist besser, wenn Gallopa das tut.“
    Mit diesen Worten öffnete sich klickend der Pokéball des Feuerpferdes. Wiehernd und auf dem Boden stampfend, bereitete es sich auf einen Angriff vor. „Aber-“ Haruka schnitt ihn mit einer barschen Handbewegung das Wort ab. „Diesmal bin ich dran, Shuu!“, somit wandte sie sich wieder dem Pinsir Trio zu, welches gefährlich nahe kam. „Gallopa, Flammenwurf und beeil dich!“
    Um Gallopas Maul begann die Luft zu flirren und schließlich traf der gebündelte Feuerstrahl die Pinsir. Dichter Rauch stieg auf und verwehrte ihnen kurzzeitig die Sicht.
    Als sich der Rauch schließlich lichtete, waren von den Pinsir’ keine Spur mehr zu sehen. „Verschwunden?“ Haruka war irritiert darüber. „Vielleicht haben sie den Rauch für die Flucht benutzt.“, versuchte Shuu für das Verschwinden der Pokémon eine Erklärung zu finden. Haruka nickte folglich und tätschelte Gallopa den Hals. „Gut gemacht. Komm zurück.“
    Nun setzten Haruka und Shuu den Weg durch den Wald fort. Behaglich konnte man diese Reise nicht nennen. Es war dunkel und kalt. Außerdem war dieser Wald unheimlich und wimmelte nur von gruseligen Käfer Pokémon. Wahrlich kein leichtes Unterfangen für Trainer, die keine Käfer mochten (Somit wohl auch für Kasumi XD).
    Die Nacht war schon lange über sie hinein gebrochen. Der Himmel war nachtschwarz, auch wenn man nur Fetzen des Horizontes erkennen konnte, da er durch die Bäume fast vollständig verdeckt wurde.
    Nach dem Vorfall mit Pinsir kam es zu keinem weiteren Zwischenfall. Recht zügig kamen Haruka und Shuu voran, obwohl das Mädchen an seiner Seite vor Schreck erstarrte als durch den Baumwipfeln das Klangen des Waldes widerhallte und es dann ganz in der Nähe noch mysteriös im Gebüsch raschelte…
    Schließlich kamen die beiden Koordinatoren zu einer riesigen Villa im Wald. Sie wirkte alt und verlassen. Keine Menschenseele hielt sich hier auf. Wie auch, wenn sich wohl keiner hierher traut? Dann auch noch mitten in der Nacht…
    Unsicher warf Haruka dem Grünhaarigen einen Blick zu. Wieder zitterte etwas ihr Körper und bewusst schlang sie ihre Arme um den Oberkörper. „D-Du willst doch nicht… da rein…?“ Shuu schwieg. Er schien nachzudenken und achtete nicht auf das Mädchen. Die Finger durch die Haare fahrend, wandte er sich ihr zu. Ehe er etwas erwidern konnte, ertönte ein Rascheln, ein deutlich lautes und unheimliches.
    Instinktiv griff Shuu nach seinen Pokébällen und ließ Sheinux, Bamelin und Nachtara im grellen Licht erscheinen. Nun starrte das Trio der Pokémon in die Finsternis der Nacht.
    Die Fellzeichnungen auf Nachtaras Fell glühten auf und die unmittelbare Umgebung erhellte sich einwenig, somit auch die ungebetenen Gäste. Ein Rudel Ursaring näherte sich ihnen. „Oh mein Gott…“, hauchte Haruka und wich ängstlich zurück.
    Nachtara, Sheinux und Bamelin machten sich währenddessen bereit für einen Kampf. Leise knurrten Sheinux und Nachtara ihre Kontrahenten an. Diese stießen ein markerschütterndes Gebrüll aus, dass die Bäume erzitterten.
    Shuu und Haruka wichen mehr und mehr zurück, während die Ursarings immer näher kamen. Seltsamerweise griff das Rudel nicht an. „Wi-Wieso greifen die ni-nicht an?“, wisperte die Braunhaarige. Der Angesprochene schwieg und zog Haruka mit seinem Arm an sich herum um sie notfalls beschützen zu können.
    Dann unerwartet blitzte in den Mäulern die gebündelte Energie eines zerstörerischen Hyperstrahls auf. In den Köpfen von Shuu und Haruka erschallten die Alarmglocken und kehrten ihnen den Rücken zu um zu fliehen.
    Das Rudel der Ursarings waren ihnen dicht auf den Fersen und schossen einen Hyperstrahl nach dem Anderen auf sie.
    Shuu ließ Harukas Hand nicht los. Um keinen Preis tat er dies. „Haruka! Beeil dich. Los!“, schrie er außer Atem. Haruka rannte dem grünhaarigen Jungen hinterher, soweit es ihre Beine noch mitmachten. Letztendlich entwichen die letzten Kräfte ihres Körpers. Sie stolperte und fiel, dabei verlor sie Shuus Hand. Hart kam sie auf dem Boden auf und konnte sich mit beiden Händen noch rechtzeitig abfangen. Ihr Körper bebte und keuchte vor Erschöpfung. Behutsam wandte sich das Mädchen um und blickte hinauf zu den rasenden Ursaring.
    Shuu hielt an. Auch er war entkräftet und müde. „Haruka!!“, brüllte er aus Leibenskräften und rannte zu ihr.
    Eines der Ursarings hob eine klauenbesetzte Tatze. Blitzschnell stieß das Unlicht Pokémon Nachtara Haruka zur Seite, sodass der rasende Bär in den nächsten Baum hieb, sodass die Fetzen flogen.
    Haruka sah auf den zertrümmerten Baum, schließlich blickte sie auf Nachtara herunter und flüsterte dankbar. „Danke Nachtara.“ Dieses kniff verlegen die Augen zusammen und drehte sich wieder zu den Ursaring.
    Shuu rannte zu Haruka und stützte sie, sodass das Mädchen aufstehen konnte. Er war in diesem Moment unsagbar stolz auf sein Nachtara. „Shuu! Pass auf! Sie greifen wieder an!“ Der Grünhaarige blickte wieder auf die Ursarings, die wild knurrend und mit ihren gefährlichen Tatzen näher kamen. „Nachtara, Spukball!“
    Das Unlicht Pokémon sprang in die Luft und erzeugte einen Schattenball, der zunächst Ursaring orientierungslos machte. Ein guter Zeitpunkt um Wegzulaufen. „Vielleicht können wir sie so abhängen!“, keuchte Shuu während des Laufes. Doch zu früh gefreut. Der aufgewirbelte Staub wurde von einem Hyperstrahl weggepustet und dann nahmen die Ursaring auch wieder die Verfolgung auf!
    Ohne das sie es bemerkten, waren sie einmal im Kreis gelaufen und befanden sich nun wieder vor der verlassenen Villa. „Hier waren wir doch schon mal!“, schmunzelte die Braunhaarige irritiert. Shuu suchte verzweifelt nach einem Ausweg. Aufgeschreckt wurde der Grünhaarige von Ursarings klirrenden Klauen, die sie an einem Felsen schärften und das nachfolgende Brüllen der Bären Pokémon.
    Shuu wirbelte herum. Sie saßen in der Falle! Die Ursaring hatten sie umzingelt. Haruka und Shuu standen mit dem Rücken zur Wand von der Villa. Haruka blickte sich verängstigt um und suchte nach Shuus Hand. Sie war eiskalt und voller schweißig. Shuu hatte Angst, genauso wie sie. Den Blick umherschweifend, fielen ihre Augen auf Nachtara, welches wild fauchend versuchte die Ursarings vom Leib der Menschen fernzuhalten. So erkannte sie schnell, dass Shuu unfähig war seinem Pokémon einen Befehl zu geben. Ruckartig ließ die Braunhaarige seine Hand los und stürzte sich zu Nachtara. Shuu schreckte dadurch auf und schaute schockiert zu Haruka. „Was mach-“ Diesmal achtete die Angesprochene nicht auf Shuu. „Nachtara! Hyperstrahl!“
    Irritiert blickte Nachtara die Braunhaarige an. Wieso kam plötzlich ein Befehl von ihr und nicht von Shuu, seinem eigentlichen Trainer? Nickend gab Nachtara sein Einverständnis und drehte sich wieder zu den Ursaring, deren Abstand auf wenige fünf Meter zusammengeschrumpft war. Nachtara öffnete sein Maul und bereitete sich auf den stärksten Angriff vor, die es beherrschte. Die Ursarings brüllten nur laut auf im Angesicht dieser Attacke. Kurz darauf sprang das schwarze Pokémon ein Stück in die Luft und entfesselte einen aufglimmenden Strahl, der von orangeroter Energie umhüllt wurde, auf die Ursaring ab.
    Eine Explosion erfolgte durch den wahnsinnigen Aufprall dieses Angriffes. Haruka nutzte diese Gelegenheit und lief in die Richtung der Villa, hielt aber auf halber Strecke wieder keuchend an, da sie spürte, dass Shuu ihr nicht folgte. „Shuu! Shuu! Komm schon!“
    Ihr Ruf weckte ihn aus seiner Trance und rannte ebenfalls in die finstere Villa, gefolgt von Nachtara.
    Draußen herrschte nach der Erschütterung Totenstille. Im aufgewirbelten Rauch waren deutlich die Schatten ihrer Verfolger zu erkennen. Doch plötzlich verschwanden sie im Nichts. Keine Fußspuren, keine Überreste, nichts blieb von ihrer Existenz erhalten als ob sie nie existiert hätten. Das Einzige, was letztendlich ertönte, war ein scheußliches Lachen von tiefster Bösartigkeit, was in der Finsternis der Nacht widerhallte… Ein dunkles Omen.
    Shuu und Haruka kümmerten es nicht. Sie wollten von ihren Verfolgern nichts mehr wissen. Erschöpft schleppten sie sich ins Innere des verlassenen Gebäudes. „I-Ist es vorbei?“, erkundigte sich Haruka müde. Shuu antwortete nicht. Er war zu müde dazu.
    Die ganze Nacht waren sie in diesem gottverdammten Wald herumgeirrt. Wann wurde es endlich hell? Wann endet endlich dieser böse Fluch, der anscheinend Shuus und Harukas Verstand vernebelte. Ach ja, wie spät war es eigentlich?
    Gedankenverloren hörte Haruka, wie sich Shuu an eine Wand lehnte und lustlos zu Boden glitt. Sofort lief sie zurück und kniete sich neben ihn. „Shuu! Was ist los?“ Sein Kopf sackte zur Seite. „SHUU!!“
    Zitternd und unwissend, was sie nun tun sollte, fiel Haruka in sich zusammen. In ihren Augenwinkeln sammelten sich Tränen. „Wach auf! Mach die Augen auf!“
    Kurzerhand gab die Braunhaarige dem Jungen zwei saftige Ohrfeigen, einmal links und einmal rechts. Blitzartig erwachte Shuu. „Was haust du mich verdammt noch mal? Darf ich noch nicht mal schlafen oder was?“, fuhr Shuu das Mädchen an, übersah dabei schändlicherweise ihre Tränen. Immer noch bebte Harukas Körper vor Erschöpfung und Aufregung zugleich. Mühsam verkniff sich das Mädchen einen Heulkrampf. „D-Du weinst!“, stellte Shuu geschockt fest. „Wa-Warum?“ Die letzte Frage formulierte der Grünhaarige mit äußerster Vorsicht. Harukas Schluchzen erfüllte den Flur, in dem sie sich befanden. „D-Du bist einfach zusammen gebrochen…“, kam es unter leichten Tränen aus ihrem Mund. „I-Ich dachte dir sei etwas passiert!“ Sie fiel dem erschöpften Shuu weinend in den Arm, der irritiert die Arme um sie legte. Er lachte leise. „So schnell beiße ich nichts ins Gras. Wieso auch?“
    Haruka löste sich von ihm und saß verlegen vor ihn. Hin und wieder ertönte ein schwacher Schluchzer. „Jetzt hör auf zu weinen, Haruka.“ Shuu wischte mit der Hand über ihre Wangen und entfernte die letzten Reste der Tränen. Anschließend zog der Junge sie an sich heran und umarmte sie fest.
    Aufmunternd blickte er sie an. Sie wirkte verstört und erschöpft. „Na komm, wenn wir schon in dieser grässlichen Bude übernachten müssen, dann sollten wir uns auch ein sicheres Lager finden.“ Sanft zog er Haruka auf die Beine und gemeinsam machten sie sich schließlich auf die Suche.
    Unwissend darüber, dass zwei bedrohlich, rotglühende Augen hinter ihnen aufglimmten und gleich darauf wieder verschwanden…
    Deutlich abgehetzt erhofften sich Shuu und Haruka eine Unterkunft für den Rest der heutigen Nacht, die sie schließlich fanden.
    Am Ende eines langen Ganges befand sich ein kleines Zimmer, das nicht abgeschlossen war, wie alle anderen Räume. „Können wir hier übernachten?“, wollte Haruka wissen. Shuu sah sich um und nickte schließlich. „Ich denke schon.“ Somit war es wohl beschlossene Sache und beide packten ihre Schlafsäcke aus den Rucksäcken, die Shuu bei sich trug.
    Plötzlich erklang ein gespenstisches Geräusch, darauf folgte ein lautes Klirren, was von zerbrochenem Porzellan stammte. „Hast du das gehört?“ „Was?“ Shuu schaute Haruka fragend in die Augen. „Na dieses Geräusch und das Klirren…?“ Energisch schüttelte der Grünhaarige seinen Kopf. „Nein.“ Beleidigt wandte sich Haruka ab und spähte um sich herum. „Du bist erschöpft und bildest dir das nur ein. Leg dich hin.“
    Haruka weigerte sich. Sie war sich sicher, dass sie es sich nicht nur eingebildet hat…
    Da! Da war es schon wieder! Unheimliches Heulen und das Scheppern von Porzellan. Nun hatte es auch Shuu ganz deutlich gehört und sprang wieder auf die Füße. „Auch noch der Meinung, das ich mir das nur einbilde?“, fragte Haruka verächtlich. „Nein.“, erwidere Shuu konzentriert. „Es tut mir Leid.“ „Nut Leid tun? Wie wäre es mit einem ‚Entschuldigung, Haruka, ich habe dir Unrecht getan’?“
    Ein scheußliches Lachen erklang durch die Villa und hallte im gleichen Zimmer wider, in dem sich Shuu und Haruka befanden. Vor Schreck erstarrte Haruka und wurde leichenblass. In Sekundenschnelle hatte Shuu die Schlafsäcke zusammen gepackt und hatte sie im Rucksack verstaut. „Dazu ist keine Zeit!“, rief er und packte Harukas Hand um sie mit sich zu ziehen. „W-Wo hin?“
    Shuu rannte so schnell wie seine Beine ihn nur tragen konnten, Hinter ihm das gemeine Lachen. „Nur raus hier!“ Haruka verzog das Gesicht. „Raus? Jetzt? In der Dunkelheit?“
    Der Grünhaarige gab keine Antwort und suchte einen Weg hinaus ins Freie. In der Panik jedoch fand er ihn nicht. „Wo läufst du hin? Der Ausgang ist in der anderen Richtung!“, widersprach Haruka panisch. Shuu kehrte eilig die Richtung und knallte fast mit Haruka zusammen, wenn diese nicht schnell aus dem Weg gesprungen wäre. „Komm!“ Das ließ sich Haruka nicht zweimal sagen und rannte Shuu nach.
    Endlich im Freien ringten Shuu und Haruka nach dem Atem. „Ha-Ha-Haben wi-wir e-es angehä-hängt?“, kam es von Haruka. Shuu schluckte und starrte unsicher um sich herum. „Ich… Ich weiß nicht…“
    Abermals erschallte das grausame Lachen und vor Haruka und Shuu erschien plötzlich ein riesenhaftes Aerodactyl. Laut brüllend, versetzte es die beiden Trainer in Angst. „Wa-Was passiert no-noch alles?“, fragte Haruka ängstlich.
    Unerwartet verschwand eine dicke Wolke und enthüllte den Vollmond. Das Mondlicht fiel seicht auf das Urzeit Pokémon.
    Plötzlich erschien ein schwarzhaariges Mädchen am Wegesrand. An ihrer Seite war ein großes, schwarzes Pokémon, ein Hunduster. „Flammenwurf!!“
    Das Pokémon öffnete das Maul. Der Rachen glühte förmlich, die Zähne des Hundusters wurden in rötliches Licht getaucht und entfesselten nun auf Aerodactyl einen mächtigen Flammenstrahl.
    Der Körper des geflügelten Pokémon verglühte, schrumpfte zusammen und enthüllte eine Schar von Nebulak, Apollo und einem Gengar. Geist Pokémon, die sich einen Spaß daraus machen, Menschen Angst einzujagen.
    Böse lachend tanzten sie nun in der Luft. „Erteil ihnen einen Lektion, Hunduster!“, befahl das fremde Mädchen. Wild knurrend stürzte sich der finstere Hund auf sie und entfachte einen Flammenwurf nach dem Anderem und verjagte die Geist Pokémon.
    Shuu und Haruka verfolgten diese Szene gespannt und voller Spannung bis die Nebulak, Apollo und das Gengar restlos verschwunden waren.
    Das Mädchen kehrte Shuu und Haruka den Rücken. „Warte!“, rief Haruka ihr nach. „Wie können wir dir danken?“
    Die Fremde kicherte leise. „Mir danken?“ Einen verächtlichen Blick warf das Mädchen Shuu und Haruka über die Schultern zu. „Ihr lasst euch von Geist Pokémon an der Nase herum führen und fragt dann auch noch, wie ihr mir danken könnt?“, wollte die Schwarzhaarige höhnisch wissen. „Und wenn ihr den Wald verlassen wollt, dann geht Richtung Osten.“
    Ehe die Angesprochenen etwas erwidern konnten, war das fremde Mädchen mit Hunduster an ihrer Seite, in der Dunkelheit verschwunden.
    Wie vom Blitz getroffen, blieben Haruka und Shuu, wie verwurzelt an derselben Stelle stehen. Der kalte Nachtwind ließen beide erzittern und unsicher, ob der Spuk endlich vorbei war, lugten sie umher. „Ob das Mädchen die Wahrheit gesagt hat?“
    Shuu dachte nach. „Wir sollten den Rat befolgen.“ Er setzte sich wieder in Bewegung in Richtung Osten, wie die Fremde es gesagt hatte, gefolgt von Haruka.

    12. Kapitel


    Fang das Bamelin! (Teil II)


    Es war noch früh am Morgen als Shuu und Haruka ihr Übernachtungslager zusammen packte und das Feuer löschten, welches die ganze Nacht gebrannt hatte um ihnen wenigstens etwas Wärme zu spenden. Haruka war am diesem Morgen etwas gereizt. Shuu vermutete wegen den Fehlschlägen der gestrigen Pokémonjagd. Lugia merkte den Unmut seiner Ersatzmutter und stieß sie vorsichtig an. Da sie nicht reagierte, stupste er sie noch einmal an. Haruka wirbelte herum. Lugia blickte sie liebevoll an und rieb tröstend den Kopf an ihre Hand. Haruka lächelte. „Du willst mich aufheitern, was?“
    Shuu drehte grinsend den Kopf zu Haruka. „Wenigstens tut es jemand mal.“ Haruka warf den zusammengerollten Schlafsack nach Shuu, allerdings verfehlte sie ihn. „HA! Treffen muss gelernt sein.“, meinte er grinsend. Gekränkt wandte sich Haruka von ihm ab und sammelte den Schlafsack wieder auf. „Wir werden Bamelin sicher noch einmal treffen.“, versuchte Shuu seine Freundin zu beschwichtigen. „So, ich bin fertig.“, erwiderte Haruka nur. Shuu zuckte nur mit den Schultern und entschied sich dazu, sie nicht weiter zu reizen. „Dann können wir ja weiterziehen.“ Die Braunhaarige nickte und rief Gallopa zurück in ihren Pokéball. Lugia und Psiana flohen regelrecht vor dem Strahl des Pokéballs. Sie wollten nicht in ihre Behausung zurückkehren bei dem schönen Wetter. „Lass sie doch draußen, wenn sie nicht wollen.“, sagte Shuu. „Na gut, wie ihr wollt. Aber kein Trödeln!“, mahnte Haruka ihre beiden Pokémon. Der Grünhaarige holte nur sein Roselia zurück in den Pokéball. Sheinux und Nachtara saßen geduldig auf einem Stein und warteten. Sie sprangen freudig auf, da es nun losging. Lugia hechtete Sheinux hinterher und versuchte wieder mit ihm zu spielen.
    Haruka und Shuu gingen voraus und hinter ihnen liefen Psiana und Nachtara eng nebeneinander her. „Kommt jetzt.“, tadelte Shuu die beiden Pokémon, die nicht ihre Augen voneinander lassen konnten. „Lass die beiden doch.“, meinte Haruka. „Du hast doch selbst gesagt, wir sollen nicht trödeln.“, widersprach der grünhaarige Junge.
    Psiana fiel zärtlich Nachtara an und biss ihm ins Ohr, dann jagte es davon und Nachtara rannte hinterher. „Bei dem schönen Wetter drehen die Pokémon anscheinend durch.“, stellte Haruka grinsend fest.
    Shuu und Haruka überquerten eine Holzbrücke, während die Pokémon geduldig auf ihre Trainer warteten und dann wieder gleichzeitig los spurteten als ob sie sich angesprochen hatten. Haruka kicherte leise und Shuu schmunzelte. „Spielen die Pokémon vielleicht Katz und Maus mit uns?“ Die Braunhaarige zuckte nur die Schultern. „Vielleicht.“
    Schweigend folgten Haruka und Shuu den Pokémon. Die Umgebung war niedriges Gebirgsland. Ein hohes Bergmassiv trennte den Westen vom Osten. So war auch dessen nähere Umgebung flaches Bergland. Eine recht spärliche Pflanzenwelt zierte sich in dieser Einöde, dennoch standen am nah gelegenen Wasser einige Bäume, umrandet von Gräsern, in denen sich Pokémon verstecken konnten. Die Reise zog sich über mehrere Stunden hinweg und am heutigen Tag würde sie noch nicht mal die nächste Stadt erreichen.
    Shuu und Haruka erblickten in der Ferne, dass bei ihren Pokémon eine ältere Dame und ein jüngeres Mädchen, knapp neun oder zehn Jahre, standen. „Shuu! Guck mal! Unsere Pokémon. Wir sollten nachsehen, ob sie Unfug treiben.“ Der Angesprochene zuckte nur mit den Schultern und ließ sich widerstandslos in die Richtung ziehen.
    „Entschuldigen Sie, haben unsere Pokémon Schwierigkeiten gemacht?“, fragte Haruka außer Atem. Die alte Frau schüttelte lächelnd den Kopf. „Ach nein, nein. Meine Enkelin und ich saßen hier nur etwas draußen und sie haben uns Gesellschaft geleistet.“, erwiderte sie. „Sehr liebenswürdig eure Gefährten.“ Erleichtert blickte Haruka den Grünhaarigen an. „Und du hast dir Sorgen gemacht, dass sie etwas Unanständiges gemacht haben.“ Besorgt schaute sich Haruka um. Alle bis auf Lugia waren hier. Haruka lehnte sich zu Shuu und flüsterte: „Lugia ist nicht hier!“ Ihre Stimme zitterte leicht. Shuu sah sich um und vergewisserte sich ebenfalls, dass Lugia nicht in der Nähe war. „Sucht ihr vielleicht das Kleine?“, erkundigte sich das Mädchen und lockte das silberne, kleine Pokémon aus dem Haus. „Lugia! Ich hab mir Sorgen gemacht!“ Haruka fiel dem silbern schimmernde Lugia um den Hals, welches nun erschrocken quiekte. „Ein wirklich seltenes Pokémon.“, meinte die Frau. „Das letzte Mal habe ich eins gesehen als ich in Johto gelebt habe.“ Shuu prüfte die alte Dame mit ihrer Enkelin eingehend. Waren diese vertrauenswürdig? Immerhin waren Haruka und er sozusagen auf geheimer Mission, Top-Secret schon fast. Doch er fand, dass man ihnen vertrauen konnte. „Wir sind im Auftrag von Professor Eibe und Professor Birk unterwegs um die Mutter des Babys wieder zu finden. Bis jetzt haben wir heraus bekommen, dass es im Sturm getrennt worden ist.“
    Haruka erhob sich wieder und das kleine Lugia blickte fragend zu ihr hinauf. Das junge Mädchen schaute zu Haruka. „Und du bist sozusagen die Ersatzmutter für das Kleine?“ Verblüfft bejahte Haruka die Frage mit einem stummen Nicken. Das dunkelhaarige Mädchen lächelte. „Freut mich euch kennen zu lernen. Mein Name ist Risako und das ist meine Großmutter.“ „Freue mich ebenfalls.“, erwiderte der grünhaarige. Diese lachte. „Doch nicht so bescheiden, junger Mann. Nenne mich Kanon.“
    „Haruka ist mein Name und das ist mein Freund Shuu.“, sagte das braunhaarige Mädchen. Shuu gab der Frau die Hand. „Kommt doch rein. Wir haben gerade einen Tee aufgesetzt.“, versuchte Risako die reisenden Jugendlichen zu überreden hier zu bleiben. Haruka warf Shuu einen unsicheren Blick zu. „Wir können ja unmöglich nein sagen.“, antwortete er dem jungen Mädchen Risako. Freudestrahlend sauste Risako ins Haus und kam wenige Minuten später mit zwei Teetassen zurück. Dankend nahmen Shuu und Haruka diese an. „Setzt euch doch.“, bat Kanon und deutete auf zwei freie Stühle.
    Gehorsam nahmen beide Platz und nippten an dem noch warmen Tee. “Woher kommt ihr? Ihr seid sicher nicht von hier.“, schlussfolgerte die grauhaarige Dame.
    Haruka setzte ihre Tasse ab. „Tatsächlich. Wir kommen aus Hoenn.“ Die Augen von Risako glitzerten. „Wirklich? Dann seid ihr ja viel gereist.“, stellte das schwarzhaarige Mädchen fest. „Wir waren neben Hoenn schon in Johto und Kanto. Nun wollen wir hier in Shinou am großen Festival teilnehmen.“, erzählte Shuu.
    „Cool! Könnt ihr uns eine Vorstellung geben?“, wollte Risako hibbelig wissen. Shuus Blick streifte den von Haruka, die die Schultern zuckte. „Warum nicht? Ist doch eine gute Gelegenheit uns auf den nächsten Wettbewerb vorzubereiten.“ Ein breites Grinsen zierte das Gesicht des Grünhaarigen. „Den du verlieren wirst.“ „Da hab ich noch ein Wörtchen mitzureden.“, protestierte die Braunhaarige. Kanon, die als Zuschauerin diese Stichelei zwischen den Beiden mitbekam, lachte herzhaft. „Ihr mögt euch wirklich.“
    Nun wurden Shuu und Haruka schlagartig rot. „Lasst euch noch etwas Zeit bis zu eurer Vorführung.“, meinte Kanon.


    Die versprochene Aufführung folgte nun nach einer erfolgreichen Vorbereitung. Shuu und Haruka hatten einwenig Zeit um diese Performance vorzuführen. Hinzu kam noch, dass sie diese gemeinsam aufführten.
    „Damen und Herren, wir führen ihnen nun eine einzigartige Performance vor!“, kündigte Haruka an. Sie mochte es mal in die Rolle eines Moderators zu schlüpfen. „Und hier ist direkt unser Liebling Shuu!“
    Shuu standen unmittelbar hinter Haruka. „Du meinst wohl dein Liebling, Haruka.“, warf dieser schelmisch ein. Kanon und Risako kicherten leise. „Wie dem auch sei, wir führen ihnen jetzt eine wunderbare Vorführung auf!“ Haruka entschlüpfte der Rolle als Moderatorin und stellte sich neben Shuu. „Nachtara, raus mit dir!“ „Psiana! On stage!!“
    Fast gleichzeitig öffneten sich die Pokébälle und im Lichtschein tauchten Psiana und Nachtara auf. Shuu warf Haruka kurz einen abschätzenden Blick zu. Nun kam alles auf ihr Timing an. Ihre durchgeprobte Schau war zwar knapp, basierte jedoch alles auf ihr gemeinsames Timing. Nickend realisierte die Braunhaarige, das Shuu starten konnte. „Nachtara, schieß einen Spukball gegen die Sonne!“
    Nachtara überstreckte den Kopf, sodass es beinahe in die grelle Sonne blickte. Im Maul des Unlicht Pokémons mobilisierte sich einen im Licht lila-schwarz schimmernden Schattenball. Hoch in den Himmel wurde dieser geschossen. „Blitzkanone, Psiana, los!“ Nun entstand ein schwarzer Blitzball, der von gelben Funken umhüllt wurde, und schleuderte diesen gegen den Spukball. Sowohl der Spukball als auch die Blitzkanone verschmolzen und leuchteten wundervoll. „Psychokinese!“
    Es wirkte als ob Psiana die Zeit anhielt. Es musste schnell die Kraft sammeln um ihre Psychokräfte zu entfalten und den Blitzspukball in der Luft festhielt. „Und jetzt der krönende Abschluss. Nachtara, Eisenschweif!“
    Nachtara schnellte in die Luft, wessen Schweif weiß zu glänzen begann. Mit einem kräftigen Eisenschweif zerschlug das nächtliche Pokémon die Verschmelzung zweier Attacken zwischen Spukball und Blitzkanone restlos. Feiner Staub rieselte zu Boden.
    Die jungen Koordinatoren und die Pokémon verneigten sich vor ihrem Publikum, welches ihnen Applaus schenkte. „Eine wunderbare Vorführung!“, lobte Kanon. „Man merkt sofort, dass ihr Koordinatoren seid.“ Shuu und Haruka bedankten sich herzlich.
    Die Begeisterung von Kanons Enkelin war kaum zu bremsen. „Führt noch etwas auf! Bitte, bitte!“ Doch Shuu und Haruka widersprachen zum Unmut von Risako. „Sei nicht traurig, Risako. Bestimmt wirst du später auch mal eine wunderbare Koordinatorin.“, besänftigte Haruka das kleine Mädchen.
    Kaum hatte sie den Satz ausgesprochen, ertönte ein raschelndes Geräusch hinter ihnen. Haruka fuhr alarmiert herum und sah sich wieder dem Bamelin von der letzten Nacht gegenüber. „Das Bamelin!“, entfuhr es Shuu leise. Risako blickte irritiert zu ihnen. „Ihr kennt es?“ Haruka nickte. „Es ist uns schon einige Male begegnet.“, erwiderte sie.
    Kanon starrte zu dem Meereswiesel, welches auf der Hut war während der Nahrungssuche. „Bamelin lebt schon seit einigen Wochen hier. Seltsam bei diesem Pokémon ist nur, dass es sehr scheu ist und lässt sich eigentlich kaum blicken, wenn Menschen in der Nähe sind.“, erwähnte die alte Dame.
    Nun neigte Bamelin den Kopf zu den Menschen und erschreckte sich für einen Moment. „Diesmal lasse ich dich nicht entkommen. Psiana! Halt es auf!“
    Das Bamelin versuchte sich wieder aus dem Staub zu machen, doch Psiana schnitt ihm den Weg ab. Leise fauchte Psiana. „Gut, Spukball!“
    Um Psianas Maul entstand wieder ein Schattenball, der Bamelin nicht verfehlte. Einige Meter wurde es zurückgeschleudert. „Ruckzuckhieb!“
    Kaum hatte die Attacke ihm getroffen, war der Meereswiesel schnell wieder auf die Beine gekommen und konterte mit Wasserdrüse! Psiana und Bamelin lieferten sich ein Kopf an Kopf Kampf, den Psiana schließlich verlor. Anschließend beendete Bamelin den kurzen Kampf mit Aquaknarre. Psiana wurde regelrecht eiskalt erwischt und war unfähig zu Kämpfen. „Was? Verdammt ist es stark.“
    Bamelin kehrte ihnen den Rücken zu als ihm von ihnen einen starken Ruckzuckhieb traf. Nachtara hatte es angegriffen. „Greif es mit Eisenschweif an!“
    Kurz sprang Nachtara in die Luft und demonstrierte Bamelin den nachfolgenden Eisenschweif. Der Meereswiesel prallte an einer Felswand ab und stand rasch wieder auf. Mit Wasser umhüllt griff es wieder mit Wasserdrüse an. „Hyperstrahl.“, befahl Shuu knapp.
    In Nachtaras Maul mobilisierte sich ein vernichtender Strahl, den Bamelin unmittelbar zu spüren bekam. Erschöpft und nicht fähig anzugreifen, brach es schließlich zusammen.
    Haruka konnte ihren Augen nicht wirklich trauen. Warum konnte Shuu das Pokémon so leichtfertig besiegen? Und sie? Sie stellte sich an, wie ein blutiger Anfänger.
    Nun hüllte ein rötlicher Stahl Bamelin ein und wurde ins Innere des Pokéballs gesogen. Einige Male wackelte der Pokéball in Shuus Händen bis es ‚pling’ machte und bewegungslos liegen blieb. Shuu hatte Bamelin ohne weitere Probleme gefangen.
    Kanons Mundwinkel umspielte ein Lächeln. „Du wirst Bamelin sicher ein gutes zu Hause bieten.“ Shuu nickte. „Natürlich werde ich es.“
    Haruka war etwas enttäuscht. Nicht weil Shuu Bamelin gefangen hatte, sondern über ihre dummen Anfängerfehler. Sie war viel zu überstürzt an die Sache rangegangen und hatte vergessen Psiana den nötigen Schutz zu bieten. Schuldbewusst kniete sie sich neben ihre Psychokatze und nahm sie auf den Arm. Psiana schmiegte sich an Haruka und blickte sie an als ob sie sagen wollte: ‚Kein Problem. Das nächste Mal machen wir es besser.’
    Lächelnd streichelte Haruka das Pokémon über den Kopf. Der Grünhaarige ging zu seiner Freundin und streckte ihm dem Pokéball Bamelins entgegen. „Hier. Nimm du es.“ Doch Haruka schüttelte stets den Kopf. „Nein, du hast es gefangen und darum gehört es dir.“
    „Weise Entscheidung, liebes Kind.“, erwiderte Kanon. Shuu steckte den Pokéball weg ohne ihr zu antworten. Er wusste, dass es überflüssig war ihr zu protestieren. „Wollt ihr jetzt schon wieder aufbrechen?“, erkundigte sich die kleine Risako. Haruka und Shuu schauten sich kurz in die Augen. „Eigentlich schon.“, antwortete Haruka.
    Kanon ging um die beiden Jugendlichen herum und blieb wieder an derselben Stelle stehen, wie zuvor und deutete mit den schmalen Fingern in Richtung Norden. „Vor euch liegt der Ewigwald, den ihr durchqueren müsst, wenn ihr nach Ewigenau wollt. Überlegt es euch gut, ob ihr dorthin wollt.“ Shuu und Haruka schüttelten aber den Kopf. „Nein, wir wollen so schnell wie möglich zur nächsten Stadt.“
    Risako zuckte mit den Schultern, schwieg jedoch weiterhin. „Auf eure Verantwortung.“, sagte Kanon leise.
    Schließlich verabschiedeten sich Shuu und Haruka von der netten Großmutter Kanon und ihrer Enkelin Risako. Sie hatten einen netten Mittag mit ihnen verbracht, so machten sie sich nun gestärkt auf den Weg zum Ewigwald. Welche Abenteuer werden wohl dort auf sie warten? Hätten sie doch auf Kanons und Risakos indirekte Warnung hören sollen?

    12. Kapitel


    Fang das Bamelin! (Teil I)


    Über die letzten Tage hatte sich Haruka aufgrund der wenigen Zeit vor dem Wettbewerb wenig um Lugia gekümmert. Sicher fühlte es sich wieder vernachlässigt und so war es auch. Shuu überredete seine Freundin Lugia neben ihr her gehen zu lassen. Haruka gab eher skeptisch schließlich nach. Doch Lugia war über den zusätzlichen Auslauf sehr erfreut, auch wenn es stets neben Haruka herlaufen musste.
    „Du kannst nicht immer auf ihn aufpassen.“, meinte der Grünhaarige vernünftig. „Bald kann es sich alleine verteidigen.“ Haruka blieb stumm. „Mach dir keine Sorgen.“
    Shuu hob den Kopf. „Da sind wir. Der Beerenladen von Flori. Er soll wirklich alle Arten von Beeren haben im Sortiment.“ Haruka blickte auf. Ein Glöckchen erklang als sie die Tür passierten. Der Raum war hell und voller Gewächse. Hinter einen Tresen stand eine junge, hübsche Frau. Ihre Haut war hell und zart. „Guten Tag, was kann ich für Euch tun?“ Haruka blickte sich um. Überall standen kleine Töpfe aus denen die Sprossen einer Pflanze heraus sprießen. Auf der anderen Seite des Ladens standen schon fast ausgewachsene Beerenbäume. Allerdings trugen sie noch Blüten und keine Beeren. „Wir haben im Moment seltene Rabuta-, Tamot-, Saim- und Tronzibeeren.“
    Rabuta-, Tamot-, Saim- und Tronzibeeren waren wahrhaftig selten und waren in Hoenn eine besondere Zutat für so genannte PokéRiegel. „Für wie viel verkaufen sie?“, fragte Shuu. Die Frau lachte. „Für euch kostenlos. Ihr habt es schließlich in die Endrunden geschafft.“, erwiderte die Verkäuferin großzügig. Haruka und Shuu schienen etwas verblüfft zu sein. Aber sie bedankten sich herzlich für dieses Geschenk.
    „Haben sie auch Beerenmixer?“, wollte Haruka schließlich wissen. Die Frau nickte. „In der Ecke. Keine Ahnung, ob die noch funktionieren. Seit einer ganzen Weile wurden sie nicht mehr genutzt.“ Shuu ging zu den Maschinen. Es waren zwei, die auf einem Tisch montiert waren. „Das werden wir ja sehen.“ Er nahm sich ein paar Beeren und warf sie in den Mixer, dann schaltete er das Gerät ein und wenige Sekunden später fielen einige fertige PokéRiegel heraus. „Die Maschine tut noch.“
    Da dieser Versuch ein reiner Test war, warf Shuu die PokéRiegel weg. Schließlich waren sie dieser nur ein Testlauf gewesen. Bei der Herstellung musste man verschiedene Aspekte beachten: Aussehen, Geschmack und Würze. Jeder Sinn des Geschmacks war bei den verschiedenen Arten von Pokémon natürlich anders, darum musste man viel experimentieren. Shuu arbeitete viel mit PokéRiegel und fischte gezielt einige Beeren für die Herstellung der Leckerlis für seine Pokémon heraus.
    Haruka stand neben ihm und beobachtete ihn. Dieser blickte nun auf. „Machst du keine Riegel?“ Haruka schüttelte den Kopf. „Ich kann das einfach nicht gut.“, gestand Haruka. „Das einzigste Pokémon was meine PokéRiegel mochte war Mampfaxo.“ Shuu lächelte. „Mampfaxo hat auch alles gefressen.“, erwiderte er. „Na komm, ich zeig’s dir.“
    Haruka gehorchte und trat neben ihn. Sie wusste zwar auf was es ankam bei der PokéRiegel Herstellung, aber wirklich gut konnte sie das Mixen nicht. Dennoch passte sie auf als Shuu ihr dies nochmals erklärte. „Pass auf. Du musst den perfekten PokéRiegel herstellen. Das klappt nur, wenn du viel experimentierst.“, sprach Shuu. „Pokémon mögen unterschiedliche Geschmacksrichtungen. Mein Smettbo zum Beispiel mag sehr gerne blaue PokéRiegel und mein Roselia gerne Rosafarbene. Der Geschmack der Riegel sind unterschiedlich. Manche schmecken sauer, manche bitter, andere scharf. Auf jedes Pokémon erzielt der Geschmack ein anderes Ergebnis. Roselia mag zum Beispiel keine bitteren PokéRiegel, wobei Libelldra und Vulnona schon saure PokéRiegel mag.“
    Haruka versuchte sich die Belehrung Shuus genau einzuprägen, auch wenn es nichts Neues für sie war. „Am Besten schreibst du dir deine Rezepte zu Beginn auf, welche Beeren du genommen hast.“ Folglich nickte die Braunhaarige. „Nun, jetzt bist du dran.“
    Haruka fischte einige Beeren aus dem Korb neben ihnen. „Nein, nicht einfach irgendwelche Beeren. Jede Beere hat eine eigene Eigenschaft. Saimbeeren sind trockene Beeren, hingegen sind Tamotbeeren sehr scharf. Den Einsatz von verschiedenen Beeren runden den Geschmack ab.“
    So viel auf einmal… Wer hätte sich das merken können? Na ja, sie befolgte Shuus Ratschlag und suchte sich die Beeren heraus von denen sie deren Eigenschaften wusste. Dann war der große Moment gekommen und Haruka mixte das bunte Gewirr von Beeren zusammen. Shuu nahm sich einen fertigen PokéRiegel. „Wichtig ist, dass du selbst probierst.“ Harukas Magen verkrampfte sich als Shuu den Riegel Würfel in den Mund schob. „Und?“, fragte sie vorsichtig. Shuu stiegen die Tränen in die Augen. „Er ist… scharf… Aber gleichzeitig auch süss. Gutes Ergebnis.“
    Der Braunhaarigen fiel ein Stein vom Herzen. Sie hätte erwartet, dass der PokéRiegel miserabel schmeckte, aber jetzt schrieb sie das Rezept ihrer eigenen Kreation auf.


    Noch eine ganze Weile hatten Haruka und Shuu PokéRiegel hergestellt und Harukas wurden von Versuch zu Versuch besser. Die Lernstunde bei Shuu hatte offensichtlich etwas gebracht. Leider rannte ihnen die Zeit davon, denn sie hatten beschlossen Flori noch am selben Tag zu verlassen.
    So verabschiedeten sich von der Verkäuferin des Beerenladens, die ihnen einige Beeren mitgab und machten sich schließlich wieder auf den Weg.
    Shuu studierte die Karte. „Hier ganz in der Nähe ist ein Windkraftwerk.“, bemerkte er. „Es stellt per Windkraft Elektrizität für die ganze Region her.“
    Haruka sah sich um. Aus der Ferne konnte man die Windräder des Kraftwerks schon sehen. Vielleicht lohnte es sich ja mal vorbei zu schauen? So schlenderten Shuu und Haruka geradewegs darauf zu. Der Weg dorthin war Gott sei Dank nicht weit gewesen und so wurde es für sie kein langer Weg, denn der Pfad teilte sich und führte zur oberen Route 205, die direkt zur nächsten Stadt führte.
    Vor ihnen erhob sich nun das Gebäude des Windkraftwerkes. Shuu sah sich um und trat zur Tür des Kraftwerkes. Allerdings war diese abgeschlossen. „Mist. Ist wohl für Besucher nicht zugänglich.“ Haruka seufzte. So etwas hatte sie erwartet, aber sprach es nicht aus.
    Shuu neigte den Kopf zur Seite als er ein Geräusch hörte. „Was ist?“, wollte die Braunhaarige wissen. „Mir war so als hätte ich etwas gehört.“, erwiderte dieser.
    Nur wenige Meter über ihnen, flog eine Schar Driftlon hinweg. Die Schar umfing fünf Pokémon, eines flog an der Spitze und der Rest hinterher. Nur eines hielt Abstand. „Driftlon – Das Ballon Pokémon: Dieses Pokémon kann Kinder durch die Luft ziehen. Man sagt, es entstand aus den Gefühlen von Menschen und Pokémon. Es liebt feuchte Jahreszeiten.“, ertönte die Stimme des PokéDex. „Interessantes Pokémon.“, meinte Shuu. Er hielt einen Pokéball in den Händen. „Du willst dir eines fangen?“ Shuu beachtete Haruka gar nicht erst. „Sheinux, komm raus!“
    Das kleine, blaue Pokémon erschien aus seinem Pokéball. „Shei!“ „Shuu!“ Der Grünhaarige wandte seinen Kopf zu Haruka. „Wonach sieht es denn aus?“ „Ähh…“
    Ohne noch etwas zu sagen, wandte sich Shuu dem Nachzügler der Gruppe zu. „Sheinux, Funkensprung!“ Sheinux’ Körper wurde von Funken umgeben und griff schließlich das niedrig fliegende Pokémon an. „Driftloon...“ Das Pokémon war erschrocken über diesen plötzlichen Angriff und wurde schwer getroffen. Kaum war es angegriffen worden, setzte auch es schon Windstoß ein und fegte Sheinux auf den Boden. Dieses stand knurrend auf. „Ladevorgang!“ Doch bevor Sheinux Energie sammeln konnte, erschuf Driftlon einen Spukball und schleuderte diesen auf das Sheinux. Es flog regelrecht einige Meter weg und kam nur schwer auf die Beine.
    Driftlon war inzwischen geflüchtet. „Verdammt. Es ist mir entwischt.“, fluchte Shuu. Sheinux blickte ängstlich zu seinem Trainer hinauf. „Dich trifft keine Schuld. Ich hab es einfach unterschätzt.“ Sheinux wuffte zufrieden. „Komm, lass uns weitergehen.“, schlug Haruka vor. Shuu nickte nur schweigend und ließ Sheinux neben sich herlaufen.
    Schnell hatten sie wieder das Windkraftwerk hinter sich gelassen und waren nun auf der nachfolgenden Route unterwegs. Auf der Route war es ruhig, so konnte Haruka Lugia aus dem Pokéball befreien. Sofort stürmte das junge Pokémon davon.
    Haruka wusste, dass nichts passieren würde und wenn etwas geschehen würde, dann käme Lugia zu ihr zurück. Immerhin waren einige Dinge ihm noch unbekannt.
    Nach einiger Zeit stürmte Lugia wieder zu den Trainern und Sheinux. Verspielt wie es war, sprang Lugia das Elektro Pokémon an, dann hüpfte es wieder auf und lief davon, Sheinux hinterher. „Jetzt hat Lugia einen Spielgefährten gefunden.“, lächelte Haruka. Shuu schaute den beiden Pokémon nach. „Fragt sich, wie lange Sheinux das Energiebündel erträgt.“ Haruka kicherte leise.
    Nun gingen sie weiter und kamen an einem Fluss an. Lugia und Sheinux waren schon dort. Weiter entfernt lag eine Gruppe von Wasser Pokémon. Wieder ertönte die Stimme des PokéDexes. „Schallelos – Das Seeschnecken-Pokémon: Es lebt in der Nähe von Gewässern. Seine Körperform passt sich je nach Umgebung an. In Shinou gibt es zwei Arten dieser Pokémon.“ Die Haut der Pokémon, die dort am Wasser lagen, war rosafarben. Haruka fragte sich, wie wohl die Körperform der anderen Art war. Doch sie wurde von Shuu mitgezogen und wollte sich näher schleichen. „Was hast du vor?“, flüsterte Haruka so leise, sodass nur er sie verstehen konnte. Shuu legte ihr den Zeigefinger auf den Mund. „Kein Wort mehr, wenn du nicht willst, dass unsere Pokémonjagd ein jähes Ende findet.“, meinte er mit gedämpfter Stimme. Haruka nickte folglich und versuchte sich so still wie möglich verhalten. Shuu versuchte währenddessen sich näher an die Gruppe heranzuschleichen, doch plötzlich erschien ein weiteres Pokémon bei der Gruppe. „Gas-Gastrodon don!“, brüllte es und die Schallelos flüchteten sofort, indem sie ins Wasser sprangen. Anscheinend war dieses Pokémon der Anführer der Schallelos Gruppe.
    Shuu kam aus dem Dickicht hervor. „Verdammt, sie sind geflüchtet!“ Der Grünhaarige bemerkte nicht, dass Gastrodon ihn angriff mit einer Attacke namens Schlammbombe. „Shuu! Pass auf!“, rief Haruka und stieß ihn zu Boden. Unsanft fielen beide auf den Boden – Gott sei Dank unverletzt. „Danke.“, sagte Shuu flüchtig und blickte sie nicht an. „Hast du dich verletzt?“ Haruka schüttelte den Kopf. „Nein. Ist alles okay?“
    Der Grünhaarige erhob sich und hielt sich etwas seinen Arm, den er sich vor einigen Tagen verwundet hatte. „Denke schon.“, erwiderte er und blickte zu Gastrodon. „Wir haben jetzt aber ein anderes Problem.“, und deutete auf das fremdartige Pokémon.
    Haruka holte den PokéDex hervor und schlug diesen auf. „Gastrodon – Das Seeschnecken-Pokémon: Es ist die Weiterentwicklung von Schallelos. Es hat einen biegsamen Körper ohne einen Knochen. Wird ein Körperteil abgetrennt, wächst dieser nach.“ Die Stimme des Pokémon Lexikons verstummte, aber Gastrodon war ganz und gar nicht freundlich gesinnt und setzte nun Aquawelle ein. „Sheinux, Funkensprung!“, befahl Shuu. Das kleine Elektro Pokémon kam hervor und sprang der Aquawelle entgegen. Allerdings wurde es zurückgeschleudert. Gleich darauf attackierte das Pokémon Sheinux mit Schlammbombe. „Ausweichen und wieder Funkensprung!“
    Sheinux wich geschickt aus und attackierte schließlich mit Funkensprung. Doch Gastrodon machte diese Attacke gar nichts aus. „Keine Wirkung?!“, stellte Haruka irritiert fest. Shuu aber holte einen anderen Pokéball hervor. „Roselia, ich brauche dich!“
    „Ros Rose.“, machte das Pokémon. „Zauberblatt.“ Schon schoss Roselia grüne Blätter auf Gastrodon, welches von der Attacke schwer getroffen wurde. Keine Zeit gab der Grünhaarige dem Pokémon für einen Gegenangriff und befahl direkt die nächste Attacke: „Und jetzt Blättertanz.“
    Roselia sprang elegant in die Luft und feuerte rosafarbene Blüten auf das Wasser- und Boden Pokémon. Gastrodon konterte mit Schlammbombe und diese schleuderte die Blüten wie nichts weg, dabei traf es dessen Anwender. „Roselia! Alles in Ordnung?“ Schweratmig erhob sich Roselia wieder. „Ros-e.“, erwiderte es. „Okay, dann eben auf die harte Tour. Solarstrahl!“ Roselia sammelte Sonnenergie. Unglücklicherweise verdeckte auch noch eine Wolke den Feuerball am Horizont. Wieder griff Gastrodon an, diesmal jedoch mit Aquawelle. Sheinux reagierte schnell, ohne das sein Trainer ihm ein Befehl gab, und setzte Funkensprung gegen die Aquawelle ein. „Gut gemacht, Sheinux.“
    Nun kam wieder die Sonne zum Vorschein und der Zeitpunkt des Solarstrahls war gekommen. Die heftige Attacke des Pflanzen Pokémons gab Gastrodon den Rest. Shuu warf einen leeren Pokéball auf das Pokémon, doch dieses wehrte den Ball ab und verschwand im Wasser. „Verdammt! Alles umsonst. Es ist wieder geflüchtet.“
    Haruka blickte kurz zu seinen Pokémon, dann zu Shuu. „Manche Pokémon wollen eben in Freiheit leben.“, antwortete Haruka vorsichtig. Abwesend nickte der Grünhaarige und versicherte sich über den Zustand seiner Pokémon. „Alles okay bei euch?“, fragte er, und bekam eine positive Antwort. „Wir sollten hier Rast machen.“, schlug die Braunhaarige vor und holte ihre Pokéball hervor. „Gallopa! Psiana! Kommt raus. Es ist herrliches Wetter.“ „Du auch Nachtara!“ Das Unlicht Pokémon erschien im hellen Lichtschein und streckte sich genüsslich. Psiana lief zu ihm und kuschelte sich an Shuus Pokémon.
    Lugia machte einen gewaltigen Satz ins Wasser und spritzte unglücklicherweise Gallopa nass, die gerade trank. Empört darüber wieherte es schrill und verzog sich aus der Nähe des Wassers. Roselia tankte Energie im Sonnelicht und neben ihm lag Sheinux, welches schlief.
    Haruka und Shuu bereiteten ein kleines Lagerfeuer vor. Nur das Holz fehlte. Die Sache, wie sie das Feuer entfachen konnte, war zum Glück schnell geklärt. Gallopa konnte schließlich dies für sie erledigen.
    Unterdessen raschelte es unerwartet im Gras. Shuu und Haruka wirbelten herum nach einer kleinen Meinungsverschiedenheit. Zum Vorschein kam ein Pokémon. „Bamelin-lin.“ Shuu schlug den PokéDex auf: „Bamelin – Das Meereswiesel Pokémon: Es bewegt sich im Wasser so fort, dass es seine Schweife rotieren lässt. Außerdem gerät sein Kopf niemals unter Wasser, da es einen Rettungsring um den Hals trägt.“
    Ehe Shuu nur reagieren konnte, hatte Haruka auch schon ihr treues Psycho Pokémon zur Hilfe gerufen. „Psiana, ich brauche dich!“ „Psi-ana Psiana!“
    Bamelin aber wurde von den unerwarteten Geräuschen aufgeschreckt und wollte fliehen. „Psiana, halt es mit Spukball auf!“ Psiana erschuf einen Spukball, doch Bamelin sprang in die Luft und schleuderte scharfe Klingen auf das Psycho Pokémon, sodass es nicht angreifen konnte. Kurz darauf, als sich der Rauch verzogen hatte, war von dem Wasser Pokémon keine Spur mehr zu sehen. „Es ist entwischt.“, meinte der Grünhaarige gelassen. „Darauf wäre ich jetzt nicht gekommen.“, erwiderte Haruka in einem beißenden Ton und blickte auf die Oberfläche, die sich leicht kräuselte. „Irgendwie haben wir heute kein Glück in der Pokémonjagd.“, versuchte der Grünhaarige sie aufzuheitern. Haruka nickte schweigend und schaute immer noch enttäuscht auf das Wasser.


    Inzwischen war es Abend geworden und die Aktivitäten der Pokémon nahmen zunehmend ab. Ab und zu gab es noch eine Rangelei zwischen Sheinux und Lugia, dann fielen beide Pokémon in einen erholsamen Schlaf. Zusammen mit Psiana und Nachtara hatte Haruka Feuerholz gesucht und kehrte nun mit reicher Beute zurück. „Bin zurück!“, rief die Braunhaarige. Shuu hatte sich währenddessen um Lugia gekümmert und das silberne Pokémon war auf seinem Schoss eingeschlafen. Zugleich wachte Lugia wieder auf als es Harukas Stimme hörte und hüpfte fröhlich um sie herum. „Lugia! Pass auf! Ich hab meine Hände voll!“, tadelte sie vorwurfsvoll ihren Schützling. Lugia legte den Kopf schief und blickte sie fragend an. Da Haruka ihn immer noch streng ansah, wandte es sich von der Braunhaarigen ab und ging etwas beleidigt zu Shuu und warf sich ihm geradezu auf den Schoss. „Hey, hey. Denk nicht, ich sei nicht strenger als deine Mama.“ Haruka kicherte bei dem Anblick und legte das Holz auf der Feuerstelle nieder, welche von Gallopa kurzerhand angezündet wurde.
    „Papa Shuu.“, sagte sie zärtlich zu ihrem Freund. „Gott sei Dank, das du die Mama bist.“, erwiderte er lächelnd.
    Kaum war es aufgewacht, war es auch schon wieder eingeschlafen. Vorsichtig schob er Lugia zur Seite, damit es friedlich schlafen konnte.
    Shuu und Haruka setzten sich ans Ufer. Psiana und Nachtara trotteten ihnen hinterher und legten sich neben sie. Der Grünhaarige blickte hinauf in den Himmel. Die Sterne funkelten hell. Er spürte, wie Haruka sich an ihn lehnte. Dieses Gefühl löste Zufriedenheit in ihn aus. „Bist du müde?“ „Mhmhm.“, kam es von Haruka. Shuu legte einen Arm um sie und strich ihr eine Strähne aus dem Gesicht, die ihr über die Augen fiel. „Sie ist eingeschlafen.“, murmelte er leise und streichelte sanft ihre Wangen. ‚Der Tag war auch anstrengend für sie.’
    Auf einmal fauchten Nachtara und Psiana warnend, und das Fell der beiden Pokémon sträubte sich. Shuu zuckte zusammen und starrte in die Finsternis. Haruka wachte blitzartig wieder auf. „Wa-Was ist los?
    Die Ursache von Psianas und Nachtaras Warnung war ein Rascheln im nah gelegenen Gebüsch auf der anderen Seite des Flussufers. Bamelin, das vorher entflohene Pokémon, stolzierte vorsichtig zum Wasser. Dabei übersah es Haruka und Shuu. „Bamelin!“, die Braunhaarige sog die Luft zischend ein. Psiana blickte aus violett funkelnden Augen an. Haruka nickte ihr zu und Psiana pirschte sich leise ans Ufer. Bamelin trank immer noch und bemerkte das Psycho Pokémon gar nicht.
    Erst als Psiana nah genug war, hob Bamelin den Kopf und sah sich Psiana gegenüber – nur durch den Fluss getrennt. „Schnell Spukball!“
    Psiana erschuf einen Schattenball, dessen Innerem schwarz-lila leuchtete. Bamelin konnte weder einen Angriff starten noch ausweichen und wurde hart getroffen. Fast knurrend erhob sich das Wasserwiesel zugleich. „Prima gemacht und jetzt Psychokinese!“ Psianas Juwel leuchtete rötlich auf und eine mysteriöse Aura umfing Bamelin und hob es in die Luft. Es versuchte sich verzweifelt zu wehren – ohne Erfolg. Dann jedoch leuchtete die Schweife des Wasser Pokémons auf und ein Schwall von schneidenden Klingen löste die Psychokinese als Psiana weggeschleudert wurde. „Psiana!“, schrie Haruka. Schwermütig stand das katzenartige Pokémon wieder auf. Bamelin jedoch landete auf dem Boden und wurde sogleich von Wasser umgeben und stieß Psiana zu Boden. Dann flüchtete es ins Wasser und verschwand.
    Besorgt lief Haruka zu ihrem Pokémon, welches am Boden lag. Fürsorglich hob Haruka ihr treues Psiana auf den Arm. „Psi-Psiana Psi.“ Das Pokémon schämte sich. „Schon gut. Du kannst nichts dafür. Ruh dich jetzt aus.“
    Der Grünhaarige stand neben ihr. „Dieses Pokémon ist ziemlich stark. Es wird nicht einfach es zu fangen.“, meinte dieser. Haruka bejahte die Feststellung mit einem kurzen Nicken.
    Schließlich kehrte nach diesem Zwischenfall endlich Ruhe im Lager ein. Shuu und Haruka kuschelten sich in ihre Schlafsäcke und schliefen nach wenigen Augenblicken fest ein.

    160 km/h?
    Krass. Das hätte mir nicht vorgestellt...


    Aber du hast Recht, Vulkane sind faszinierend un beängstigend zugleich. Denke auch, dass es für die Menschen in vulkanischen Gebieten die Hölle ist ihre Häuser und Wohnungen zu verlassen.


    Wir haben auch viel über VUlkane und allgemeine Naturkatastrophen im Unterricht gemacht, aber nur Vulkane haben mich sehr neugeirig gemacht.


    FAZIT: Ihr seid NEIDISCH, zu mindestens die, die an mir rumnörgeln (nicht an dich, aki)


    Neidisch? Solch eine krankhafte Figur möchte ich niemals haben. Da schleppe ich lieber mein Fett herum als irgendwann wegen Magersucht zu verrecken.
    Es ist nicht böse an dich gemeint, Mooni, aber mit Neid hat das gar nichts zu tun. Bist du so blöd, dass du nicht merkst, dass wir dir nur helfen wollen?!

    Tse... Mein Traumbild:


    [Blockierte Grafik: http://www.hatterspage.de/images/bilder/magersucht1.gif] Wenn ich dann mal so aussehen sollte, dann bin ich viellecith magersüchtig... aber so dünn werde ich nei sein... *heul*


    Familienprobleme?? Ich weiß nur, dass ich derbest blass bin, Augenringe habe, die von Stress kommen, aber Porbleme in der Familie gibt es nicht, nur, dass mein vater vor 8 jahren gestorben ist, aber das ist vergangenheit und gehört nich hier her...
    es ist doch toll, dünn zu sein, warum will das keiner verstehen...


    Mooni... DAS ist krnakhaft. Diese Figur zu erreichen ist echt ungesund. Ich verstehe dich, dass es toll ist dünn zu sein, aber sich nicht einzustehen, dass man an Magersucht leidet, finde ich nicht okay.
    Auch dünn zu sein heißt mit Risiken zu leben. Willst du echt daran verrecken, wenn du noch mehr abnimmst?!

    @WoelfinAkira: es kommt drauf an WAS du auf deine Toast machst und nicht wie viel du davon ist ;)


    Entweder Gelee oder Wurst, die nur 2% Fett hat. XD Also nicht wirklich viel...


    @Mooni
    Du wiegst echt zu wenig, in deinem Alter habe ich 50-55 kg gewogen. Und das was schon wenig. Du musst dringend zu nehmen. ôo

    Gott... Zum Glück hab ich nicht mit der Magersucht zu kämpfen, sondern eher mit meinem Übergewicht. Okay~. Meine Eltern sagen ihr sei 'fett', aber ich fühle mich jeglich nur dick bzw. etwas mollig.
    Viele meiner Hosen passen mir einfach nicht, hab sehr dicke Oberschenkel und bissl zu viel Fett am Bauch. Aber ich ess nicht viel! Ich esse nur drei Toast morgens, in der Schule ein Brot, dann MIttagessen und dann Abendessen. Davon wird man doch nich fett. ôo
    Ich frage mich wo das ganze Fett bei mir überhaupt herkommt! Na ja, ich hab extrem viel Apfelsaft getrunken, hab diesen jetzt abgesetzt und hab prompt 4 kg abgenommen. Aber meine Mutter gestern: "Hast du wieder zugenommen?!"
    Wie denn, wenn ich nich viel esse? Argh, das regt mich auf XD

    11. Kapitel


    Der erste Wettbewerb der Shinou Region (Teil II)


    „Und schon folgt der letzte Kampf des Halbfinales bevor wir die alles entscheidende Runde einläuten!“, Marilyns Stimme klang voller Begeisterung und Selbstsicherheit. „Auf die Bühne mit euch, Haruka und Tsuneko!“
    Haruka und ein hellhaariger Junge erschienen im Licht der Scheinwerfer. „Ihr wisst um was es geht, oder?“ Stumm nickten sie. „Dann wollen wir nicht länger warten. Jetzt geht es los!“ Das Publikum feuerte beide an. Haruka schloss kurz die Augen um den Druck und die Nervosität zu ignorieren. „Panzaeron! Es ist Showtime!“, rief der Junge, dessen Gesicht feminine Züge aufwies. Nicht nur sein Name.
    Haruka packte einen Pokéball, der an ihrem Gürtel befestigt war. „On Stage, Gallopa! Die Bühne gehört dir!“
    Aus dem Pokéball ihres Gegners kam ein Panzaeron, ein fliegendes Pokémon, dessen Körper mit Stahl überzogen war. Die eisenharte Rüstung war poliert und glänzte leicht. Ein Zeichen, das der Trainer ganze Arbeit geleistet hatte sein Pokémon zu pflegen. Nur wenige Sekunden später tauchte auch Gallopa aus dem Pokéball auf.
    Nach den Vor- und Nachteil zu urteilen war Gallopa dem Panzaeron klar im Vorteil. Doch man sollte den Tag nicht vor dem Abend loben…
    Marilyn hob die Arme. „Beginnt!“ Die Uhr, die auf ein Limit von 5 Minuten gestellt war, fing an zu ticken. „Gallopa, Flammenwurf!“, eröffnete das Braunhaarige Mädchen. Der Junge lachte kurz. „In die Lüfte mit dir und dann Stahlflügel!“
    Panzaeron wich geschickt aus, indem es sich in die Luft erhob. Gleich darauf blitzten die Flügel verräterisch auf und verpassten Gallopa einen heftigen Schlag. Doch das Feuerpferd merkte kaum etwas von diesem Angriff. „Furienschlag!“ Stattdessen fuhr es mit einem schnellen Schlag von Furienschlägen fort. Panzaeron war überrascht und machte eine Bruchlandung auf den Boden. Schnell schaffte es wieder auf die Beine. „Aero-Ass!“
    Vor Harukas Augen verschwand Panzaeron. Diese Attacke kannte sie zu gut. Der Gegner flog hoch empor um im Sturzflug auf den Gegner loszustürzen. Kurz vor dem Ziel gewann das ausführende Pokémon an Schnelligkeit und wurde für die menschlichen Augen beinahe unsichtbar.
    Bevor Haruka etwas gegen die Attacke tun konnte, traf Panzaeron das Ziel und Gallopa kippte leicht zur Seite, jedoch fing sich das Feuer Pokémon im letzten Moment noch ab. „Die verdammte Schnelligkeit!“, fluchte Haruka. „Flammenwurf!“
    Abermals spie Gallopa einen Flammenwurf auf das schwebende Panzaeron. „Sternschauer, Panzaeron!“, konterte Tsuneko. Das geflügelte Pokémon konterte mit einem Schauer aus Sternen, die gegen den Flammenwurf prallten. Die Attacke erhitzte sich und wurde unglücklicherweise auf dessen Anwender zurückgeschleudert.
    Panzaeron kreischte benommen, aber hielt sich noch in der Luft. „Sprungfeder!“, rief Haruka und Gallopa machte einen gewaltigen Satz in die Luft. Tsuneko schien seinen Augen nicht zu trauen. „Was-?“ Genauso irritiert war Panzaeron, was sich letztendlich retten wollte. „Lass es nicht entkommen, Gallopa. Feuersturm!“
    Während das Feuerpferd in der Luft sich befand, sammelte es Energie um den nachfolgenden Feuersturm auf Panzaeron zu schleudern. Panzaeron kam mit dieser mächtigen Attacke aus nächster Nähe nicht klar und stürzte zu Boden. Reglos blieb es liegen und war besiegt.
    „Wow, was für ein außergewöhnlicher Kampf!“, sprach die Moderatorin. „Wie dem auch sei, unsere Finalistin sind Shuu und Haruka! Was für ein Finale!“
    Das Publikum jubelte und kreischte vor Begeisterung. Haruka und Gallopa bedankten sich für den Jubel bei ihnen.


    Es war entschieden. Shuu gegen Haruka. Was für ein Finale würde das werden? Klar, beide waren aufgewühlt und erinnerten sich an das Finale des Johto Festivals. Auch dort hatten sie und ihre Pokémon einfach 100% gegeben. So würde es diesmal wieder werden.
    Sie traten in die Mitte der Bühne und gaben sich die Hand. „Los geht’s, Haruka. Zeigen wir denen aus Shinou, wie welche aus Hoenn kämpfen!“ Sein Gesichtsausdruck wirkte ernst, dennoch aufbauend für Haruka. „Du kannst dich auf mich verlassen, Shuu.“
    Dieser nickte ihr nur schweigend zu und kehrte, wie auch sie, auf ihren Standort zurück. „Wir sind Zeuge sportlicher Fairness geworden! Das wird ein Kampf, den wir nie vergessen werden, liebes Publikum!“


    Satoshi, Takeshi und Hikari hatten gespannt die letzten Runden verfolgt. Das Mädchen war erstaunt über den Einsatz und die Stärke, die beide an ihre Kämpfen legten. „Shuu und Haruka also…“, murmelte Takeshi. „Das wird spannend. „Mehr als nur spannend, Takeshi.“, erwiderte der Schwarzhaarige.
    Hikari fühlte sich etwas fehl am Platze. Beide lobten die Arbeit von Shuu und Haruka in den höchsten Tönen in ihrer Anwesenheit. Dabei wussten sie doch, dass ihr Selbstbewusstsein schnell angekratzt war. Plötzlich vermisste sie jemanden, denn sie nicht einmal wirklich kannte. Nur von den Treffen her kannte sie ihn. Dabei war es auch noch Satoshis Rivale und wusste sehr wahrscheinlich nicht mal ihren Namen. Schon einmal hatte er ihren Namen vergessen… (Ihr wisst doch von wem ich rede, oder?)
    „Hikari, alles in Ordnung?“, wollte Takeshi wissen. Hikari schreckte aus ihren Gedanken hoch. „Oh ja. Alles okay bei mir.“ Der zukünftige Züchter blickte sie irritiert an. „Schon gut, wirklich.“ Takeshi nickte nur und wendete sich wieder zum Fernseher.
    Nichts stimmte mit ihr. Aber natürlich sprach sie es nicht aus. Viel zu sehr waren sie auf den Fernseher gebannt…


    „Das Prinzip kennt ihr sicherlich, nicht wahr? Ich erkläre es für diejenigen, die es nicht wissen. Die Kämpfe werden in einem Limit von 5 Minuten abgehalten. Derjenige der die meisten Punkte hat, gewinnt das Wettbewerbsband von Flori!“
    Haruka und Shuu stimmten zu. Die Blicke ruhten aufeinander. ‚Ich werde nicht verlieren, Shuu. Nicht gegen dich!’, schoss es durch den Kopf. Die Unruhe um sie herum verstummte für einen Moment. ‚Wenn du denkst ich mache es dir leichter, nur weil ich dich liebe, dann liegst du falsch.’
    Durch die Stimme Marilyns wurden die Jugendlichen wieder in die Realität geholt. „Macht euch bereit!“
    Shuu entschied sich für Nachtara, dem nächtlichen Pokémon. Seit dem letzten Kampf hatte sich Nachtara wieder schnell erholt. So konnte es im Finale wieder kämpfen. Dagegen entschied sich Haruka für Psiana, die Zeit hatte sich länger auszuruhen. Und schon entbrannte das Gefecht. „Nachtara, Spukball!“ „Du auch, Psiana!“ Beide Spukbälle kollidierten beim Aufprall und dichter Rauch versperrte den Blick auf die Bühne. Unerwartet zuckte Shuu zusammen. Das kannte er doch…? „Psiana! Ruckzuckhieb!“ Aus dem Rauch schoss blitzschnell Psiana hervor und rammte das Unlicht Pokémon weg.
    Klar! Diese Taktik hatte sie im Finale des Johto Festivals eingesetzt. Zuerst hatte Haruka ihn in Sicherheit gewogen um dann heimtückisch anzugreifen. „Nachtara, Eisenschweif, lass dich nicht runterkriegen.“ Das schwarze Pokémon rannte auf Psiana zu und griff es mit dem leuchtenden Schweif an. Das zartfarbene Pokémon rutschte einige Meter weg, fand jedoch wieder Halt auf dem Boden. ‚Mist. Psychokinese wird keine Wirkung haben. Das ist sinnlos.’, dachte Haruka. „Noch mal Ruckzuckhieb!“ Psiana lief auf Nachtara zu, was sich in Abwehrstellung begann um sich gegen den Angriff zu verteidigen. „Greif es auch mit Ruckzuckhieb an!“
    Beide Pokémon, sowohl Nachtara als auch Psiana, schreckten nicht zurück und prallten frontal aufeinander. Sie lieferten sich einen hartnäckigen Kampf, der ungefähr zwei Minuten dauerte. Doch Psiana verlor den Halt und fiel auf den Boden. Wehrlos blieb das Pokémon liegen. „Beenden wir es mit Spukball!“ Nachtara erschuf einen finsteren Schattenball und schleuderte ihn auf Psiana. „Psiana, pass auf! Ruckzuckhieb!“ Nur knapp entkam das Pokémon dieser Attacke, wurde jedoch am Hinterlauf gestreift und verletzt. Harukas Pokémon schien angeschlagen zu sein.
    Shuu grinste nur selbstsicher. „Ruckzuckhieb, Nachtara.“ Schnell rannte es auf Psiana zu, die kurzerhand auswich. Haruka ahnte jedoch nicht, dass sich ihr Pokémon nun in der Schusslinie befand… „Jetzt Hyperstrahl.“ „Was-?“, Haruka war überrascht. Psiana war hingegen schutzlos. „Blitzkanone! Schnell, Psiana!“
    Doch die Attacke Psianas war nicht rechtzeitig vorbereitet und Nachtaras Hyperstrahl schleuderte das Psycho Pokémon gegen die Wand, welches schließlich zusammenbrach.
    Haruka hatte verloren.
    „Und der Gewinner des Wettbewerbs in Flori sind Shuu und Nachtara! Herzlichen Glückwunsch!“, gratulierte Marilyn. Dieser verbeugte sich vor dem Publikum und wandte sich dann an die Moderatorin.
    Haruka war etwas enttäuscht, jedoch gönnte sie ihm den Sieg. Sie ging zu ihm und gratulierte ihm. „Glückwunsch. Dein erstes Band der Shinou Region.“ Dieser lächelte und erwiderte nur: „Danke. Du hast gut gekämpft.“ Haruka nickte nur stumm.
    Schließlich fand die Siegerehrung statt und die gesamten Teilnehmer auf die Bühne kamen. Besonders im Vordergrund standen die acht Koordinatoren, die es in die Endrunden geschafft hatten.
    Von Mr. Contesta überreicht bekam Shuu sein erstes Band, das Flori Wettbewerbsband. Es war ein tolles Ereignis gewesen und für Haruka und Shuu eine neue Erfahrung. Auch wenn die Wettbewerbe in Shinou genauso waren wie in Hoenn, Kanto oder Johto, doch so waren einige Dinge verschieden. Ohne Veränderungen wäre es selbstverständlich auch langweilig.
    „Herzlichen Glückwunsch. Du hast eine tolle Leistung gebracht, junger Mann.“, sprach der ältere Herr. „Und du auch, Haruka.“


    Nachdem es schließlich wieder leerer wurde in Flori, kehrte auch wieder der normale Alltag in das Dorf. Der Wettbewerb war beendet, die Zuschauer waren nach Hause gegangen und die Koordinatoren zogen weiter. Haruka und Shuu blieben noch etwas in Flori.
    Sie befanden sich nun im Pokémon Center und erhielten ihre Gefährten zurück. „Sie sind wieder ganz fit. Sie haben heute hart gekämpft.“, sprach Schwester Joy. „Vielen Dank, Joy-san!“, sagte Haruka und nahm ihre drei Pokébälle entgegen und Shuu seine Drei
    Das junge Mädchen wandte sich von Shuu ab ohne ihn nur einen Blick zu würdigen. Seit dem der Wettbewerb vorüber war, benahm sich Haruka seltsam gegenüber Shuu. Vielleicht lag es an der Niederlage gegen Shuu? Klar, dass sie gegen ihn verloren hatte, ging ihr so was gegen Strich, aber was hätte sie dagegen tun können? Im Kampf war sie im Nachteil gewesen und diese Tatsache hatte Shuu für seine Ziele ausgenutzt. Sie machte ihm keine Vorwürfe, sie ärgerte sich nur tierisch darüber, auch wenn ihr Freund davon nichts merkte. „Na toll. Jetzt wird er mich sicherlich damit wieder aufziehen.“, murmelte Haruka als sie in Shuus grinsendes Gesicht blickte. Aber nichts geschah dergleichen, was Haruka erwartet hatte. Stattdessen legte er seinen Arm um sie. „Du siehst aus als ärgert dich immer noch die Niederlage?“ Das Mädchen blickte irritiert auf. „Hä…? Woher weißt du das?“ Shuu lächelte leicht verschmitzt. „Denkst du ich bin blind? Auch wenn ich dich in der Vergangenheit oft runter gemacht habe, habe ich dennoch ein Gespür für Mädchen.“ Haruka riss sich zusammen nicht lauthals aufzulachen. Er und Mädchen? Natürlich wurde er oft umschwärmt und Haruka zog ihn gerne damit auf, dass er es mochte, obwohl er das Gegenteil behauptete. Tja, Eifersucht war es auch wohl bei Haruka. Jedoch jetzt wieder zurück zum Thema. Haruka wich seinen Blicken aus. „Sieh mich an, Haruka.“ Diese tat es. „Ich kenne dein trauriges Gesicht.“ Das Mädchen spürte, wie Shuu seine Hand gegen Harukas Stirn legte und sie streichelte. Es war wohltuend. „Mach dir keinen Kopf. Das nächste Mal gewinnst du.“ Haruka lächelte leicht. „Ach Shuu…“ Harukas Kopf senkte sich auf seine Schulter und merkte, wie Shuu seine Arme um sie schloss.

    11. Kapitel


    Der erste Wettbewerb der Shinou Region (Teil I)


    Endlich war es soweit. Der Tag des Wettbewerbs war gekommen. Das einst ruhige Dorf war nun ein Schauplatz großartiger Koordinatoren und ihren ebenso fabelhaften Gefährten. Vielerlei Koordinatoren sammelten sich im Vorraum der Wettbewerbshalle, darunter auch Shuu und Haruka.
    Beide hatten sich noch am Tag ihrer Ankunft in Flori registriert und eine offizielle shinou’ische Wettbewerbskarte erhalten. Zwei noch leere Schatullen bekamen sie ebenfalls. Üblich bei Shinou Wettbewerben war es, dass man so genannte Ballkapsel. Diese benutzte man für einen wundervollen Auftritt der Pokémon, indem man einen normalen Pokéball in die Ballkapsel legte und diesen schließlich mit einem Sticker verzierte.
    So erklärte es ihnen ein kleiner Junge, der anscheinend auch teilnahm. Haruka schätzte den Winzling gerade mal auf 7 bis 8 Jahre. Shuu gab dazu keinen Kommentar ab und verhielt sich eher still.
    Beide wurden um einiges ruhiger als es nur noch eine knappe halbe Stunde bis der Wettbewerb beginnen sollte. Shuu und Haruka entschieden getrennt auf ihre Auftritte zu warten. So hatten sie auch noch etwas Zeit ihre Performance noch einmal durchzuplanen.


    „Und hier sind wir wieder. Diesmal live aus dem schönen Dorf Flori! Für die die mich nicht kennen, mein Name ist Marilyn.“, rief eine junge Frau mit braunorangen Haaren, die einen langen Umhang trug. „Wir werden Zeugen fabelhafter Koordinatoren und ihren Pokémon! Seid ihr bereit für die ultimative Show?“
    Das Publikum tobte und jubelte. Die Luft im Stadion schien wahrlich zu knistern. „Außerdem dürfen wir zwei ganz besondere Gäste vorzustellen. Letztes Jahr haben sie das Unmögliche wahr gemacht und haben gemeinsam den großen Bänder Cup der Johto Region gewonnen. Jetzt stehen sie hier auf der Bühne. Wir begrüßen hier ganz herzlich Shuu und Haruka aus der Hoenn Region!“
    Das Koordinatorenpärchen trat auf die Bühne und begrüßte die tobende Menge. Sie fühlten sich geehrt so empfangen zu werden und verbeugten sich. „Natürlich sind unsere Jurys auch wieder mit dabei.“, brüllte Marilyn gegen die Zuschauer an. „Mr. Contesta! Mr. Sukizu und natürlich unsere wunderbare Schwester Joy aus Flori!“ Aus fürchterlich lauter Applaus folgte. „Unser erster Teilnehmer ist auch schon direkt Shuu aus LaRousse City!“
    Haruka war inzwischen wieder hinter der Bühne verschwunden.
    Völlig ruhig und gar nicht nervös zückte er einen Pokéball hervor. „Roselia, los geht’s!“ Mit einem explosiven Blütenregen erschien elegant das Rosen Pokémon auf der Bühne. „Stachelspore!“ Auf die Blüten schoss es einen orangenfarbenen Staub, der die leicht rötlichen Blütenblätter zum Glitzern brachte. „Und zum Abschluss Zauberblatt.“
    Graziös hob Roselia nur den linken Blumenarm und feuerte die grünen Blätter auf die Stachelsporen-Blüten. Diese wurden regelrecht in der Luft zerfetzt und fielen als funkelnden Staub zu Boden. Shuu und Roselia wandten sich zum Publikum und verneigten sich.
    „Exzellente Aufführung, die den Wettbewerb wundervoll begonnen hat.“, sprach Mr. Contesta. „Einfach bemerkenswert.“, reagierte Mr. Sukizu, der Präsident des Pokémon Fanclubs. „Das Vertrauen zwischen Pokémon und Trainer hat man regelrecht gespürt. Welch tolle Weise sie zu präsentieren.“
    „Welch glanzvoller Beginn unseres Wettbewerbs! Findet ihr nicht auch?“ Die Besucher des Wettbewerbs applaudierten aufgeregt. „Und jetzt geht es mit unserem Programm weiter.“


    Ferner, in einer Stadt im Osten, rasteten gerade Satoshi, Takeshi und ihre neue Begleiterin Hikari. Das blauhaarige Mädchen war eine junge Koordinatorin, dessen Traum war es ebenso, wie Harukas und Shuus Top-Koordinator zu werden.
    Das Trio saß in der Cafeteria des dortigen Pokémon Centers
    „Sieh mal, Takeshi. Haruka-chan und Shuu-san sind in Shinou.“, meinte Satoshi, der gebannt auf den Fernseher starrte. Soeben hatte Marilyn, die Moderatorin der Shinou Wettbewerbe Haruka und Shuu begrüßt.
    Nun Takeshi kehrte zurück an den Tisch, an dem Satoshi und Hikari Platz genommen hatten. Nun verfolgten sie gespannt Shuus Auftritt. Natürlich war es wieder eine Meisterleistung gewesen von Shuu. „Er hat mal wieder eine hervorragende Performance gezeigt.“, gab Satoshi zu. Takeshi nickte stumm und wirkte ernst.
    Hikari blickte die beiden Jungs fragend an und enttäuscht musste sie feststellen, dass Satoshi und Takeshi hier nicht erläuterten, woher sie Shuu und Haruka, das Koordinatorenpaar, die in den letzten Monaten auch hier in Shinou sehr bekannt geworden war, kannten.


    Jetzt war Haruka an der Reihe. Als ihre Teilnehmernummer 21 aufgerufen wurde, verkrampfte sich kurz ihr Magen. Doch das unangenehme Gefühl legte sich, nachdem Haruka selbstbewusst auf die Bühne getreten war. Den Pokéball Gallopas fest in den Händen haltend.
    „Und hier ist Haruka aus der schönen Stadt Blütenburg City in Hoenn!“, rief Marilyn und machte schließlich Platz für das braunhaarige Mädchen.
    Haruka ließ kurz ihren Blick umher schweifen, schloss dann die Augen um ihre ganze Kraft zu sammeln. „Gallopa, on Stage!!“
    Der Pokéball, der in eine Ballkapsel gelegt war, öffnete sich und das Feuerpferd kam aus einem Wirbel von blauem Flammen heraus geschossen. Beeindruckend und schön zugleich stieg Gallopa in die Höhe. „Feuersturm!“
    Gallopa mobilisierte im Maul einen mächtigen Sturm aus Feuer und schickte diesen gegen die Decke. „Und jetzt in die Luft mit Sprungfeder!“ Pfeilschnell schoss das Feuerpferd in die Luft und durchstieß mit dem Horn graziös den Feuersturm. Elegant kam es auf den Boden wieder auf. Die zuvor zerschlagenen Flammen regneten auf Gallopa und verwandelten das Fell des Pokémons in einen wundervollen Glanz.
    „Beeindruckende Vorstellung aus Schönheit und Kraft zugleich!“, lobte Mr. Contesta. „Äußerst bemerkenswert.“, sprach der Mann der wenigen Worte. Schwester Joy lächelte zufrieden. „Der Zustand dieses Gallopas ist einzigartig. Es strotzt vor Kraft und Selbstvertrauen zu seinem Trainer.“
    Die Zuschauer unterstrichen diese gelungene Vorstellung mit jubelndem Applaus. Haruka bedankte sich, indem sie sich knapp verneigte und ihnen zu winkte.


    Hikari stand den Mund offen vor Verblüffung. „Wow, beide sind in diesem Wettbewerb mit Abstand die Besten.“, gab das Mädchen nur schwermütig zu. Takeshi lachte. „Du hast dir eine gewaltige Konkurrenz gemacht, Hikari. Haruka und Shuu sind alles andere als leichte Gegner. Sie werden schwer zu schlagen.“ Auf einem Mal wirkte Hikari bedrückt. Konnte sie überhaupt bei so vielen Rivalen sich behaupten oder war ihr Traum nun geplatzt?
    Unerwartet spürte sie Satoshis Hand auf ihrer Schulter. „Gib nicht auf. Du kannst es schaffen. Du bist schon um einiges besser und bist keine Anfängerin mehr.“ Leicht lächelte Hikari. „Danke Satoshi.“


    Nun fingen die Kämpfe des Wettbewerbs an. Für diese Runden hatten sich acht Trainer qualifiziert. Shuu und Haruka waren dabei. Diese Tatsache war nicht anders zu erwarten. Beide hatten in der Bewertung ihrer Performances die ersten Plätze, auch wenn diesmal Haruka knapp vor Shuu den ersten Platz belegte.
    Im Kampf zu Beginn dieser Runde trat Shuu als Erster an. Sein Gegner war der kleine Junge, der sie zu Anfang über die Ballkapseln aufgeklärt hatte. Anhand seines Alters sollte man den Jungen namens Nagi auf keinen Fall unterschätzen. Er war ein ernstzunehmender Gegner.
    Der braunhaarige Junge trat Shuu gegenüber. Er holte einen Pokéball hervor und vergrößerte ihn schließlich. „Die Koordinatoren haben 5 Minuten um den Punktestand ihres Gegners auf Null zu senken und dabei die glamourösen Attacken ihrer Pokémon vorführen. Und unsere heutigen Koordinatoren in der ersten Runde sind Shuu und Nagi!“, stellte die Moderatorin die Konkurrenten vor. „Los geht’s!“
    „Staravia, los, ich brauche dich!“, rief Nagi und sein Vogel Pokémon Staravia erschien in einem Ring aus Sternen. Schließlich landete das Pokémon auf dem Boden.
    Shuu zögerte kurz, aber knipste dann Knopf damit sich der Pokéball vergrößerte. „Auf geht’s, Roselia!“
    Shuus Roselia betrat im Blütenregen die Bühne. „Staravia, Ruckzuckhieb!“, begann sein Gegenspieler den Kampf. Mit einer hohen Geschwindigkeit flog das Flug Pokémon rasant auf Roselia zu. Shuu blieb gelassen, so auch Roselia. „Zauberblatt.“, erwiderte Shuu nur knapp. Staravia wurde mit grünen Blättern beschossen, die niemals ihr Ziel verfehlten. „Gib nicht auf. Flügelschlag!“ Die Schwingen des Vogels wurden schlagartig von einem weißen Glanz überzogen und trafen Roselia hart, sodass es rücklings auf den Boden stürzte. Nagi grinste schwach, doch der Grünhaarige übersah nicht das schon fast triumphierende Gesicht des Jungens. „Weiter machen mit Flügelschlag!“ Von Links, von Rechts, von Oben oder von unten, Staravia griff erbarmungslos von allen Seiten an. Roselias Zustand verschlechterte sich erheblich. Shuu biss sich auf die Lippen. ‚Ich muss etwas gegen die Schnelligkeit tun, sonst bin ich schneller draußen als ich etwas dagegen tun kann.’ Dann ging Shuu ein Lichtchen auf. Das Dach der Wettbewerbshalle war offen. Es war schönes Wetter, die Sonne schien hell und beinahe blendet… Eine gute Gelegenheit für einen Sonnentag!
    Nun war es Shuu, der selbstsicher lächelte. „Blende sie mit Sonnentag!“ Roselia erhob sich schwermütig, hielt dann ihre Arme in die Höhe und intensivierte das Sonnenlicht.
    Staravia kniff kreischend die Augen zusammen und prallte gegen die Wand. Nagi war fassungslos über diese schnelle Reaktion Shuus. „Gut gemacht, Roselia.“, lobte der Grünhaarige. „Jetzt beenden wir es mit Solarstrahl!“
    Aufgrund des hellen Sonnenlichts verkürzte sich die Aufladefrist des Angriffes und schon nach wenigen Sekunden war die Attacke voll einsatzbereit. Durch einen Strahl, der in mehreren Farben strahlte, wurde Staravia vollständig außer Gefecht gesetzt. „Und der Sieger ist Shuu. Ein fabelhafter Kampf!“ Shuu hob triumphierend den Arm in die Luft.


    Es folgten noch zwei Kämpfe, die von weniger Bedeutung waren. Harukas Kampf war erst der vierte und letzte Kampf dieser Runde.
    Marilyn hob feierlich ihre Hand. „Den letzten Kampf bestreiten Haruka aus Hoenn und Nagemi aus Jubelstadt! Das Kampfsystem ist wie immer. Lasst den Kampf beginnen!“
    „Komm raus, Kapilz!“ Ein Pokémon mit einem pilzartigen Hut erschien aus dem Rauch. „Psiana, ich brauche dich!“
    Das katzenartige Pokémon befreite sich aus dem Pokéball in Begleitung von blauleuchtenden Sternen.
    Das Mädchen, sie wirkte ein bis zwei Jahre älter als Haruka, sprach verächtlich: „Wenn du denkst, dass wir uns nur wegen dem Typvorteil eingeschüchtert fühlen, muss ich dich enttäuschen! Beginnen wir mit Tempohieb!“
    Haruka lachte leise. „Habe ich auch nicht erwartet.“, entgegnete die Braunhaarige. „Schnelligkeit gegen Schnelligkeit, okay. Ruckzuckhieb!“
    Geschwind fegte das zartfarbene Psycho Pokémon auf Kapilz zu, wich im letzten Augenblick aus, indem aus dem gegnerischen Pokémon auf den Kopf sprang und sich selbst in die Luft katapultierte. „Spukball!“
    Nur wenige Sekunden brauchte Psiana um die Geist Attacke zu erschaffen, die das verblüffte Kapilz durch die Luft schleuderte. „Steh auf, Kapilz! Himmelhieb!“
    Während Psiana noch in der Luft war, rappelte sich das Pflanzen Pokémon, welches Züge eines Kampf Pokémon in sich, auf und schlug Psiana die leuchtende Klaue ins Gesicht. „Pssiiiii-anaaaa…“, schrie Harukas Pokémon und fiel auf den Boden. „Psiana! Gib nicht auf. Wir haben soviel miteinander erlebt. Das müssen wir schaffen!“
    Durch Harukas Ruf kehrte Psianas Kampfgeister wieder und tapfer stand das Pokémon wieder auf. „Ich wusste, ich kann mich auf dich verlassen!“ „Psi!“ Psiana war selbstbewusster und zäher denn je. „Das wird nichts bringen! Tempohieb!“, befahl das fremde Mädchen.
    Haruka blieb ruhig. „Psiana. Bleib ruhig.“ Erst als Kapilz in unmittelbarer Nähe war, befahl Haruka wieder das gleiche Manöver, welches sie zu Anfang des Kampfes eingesetzt hatte. Doch diesmal war es Harukas finaler Schlag. „Blitzkanone!!“
    Eine dunkle Kugel, die von gelblichen Funken umhüllt war, trat aus Psianas Juwel hervor und ließ Kapilz nur noch Sternchen sehen. „Kapilz geht K.O.! Ein wunderbarer Sieg für Haruka!“
    Sowohl Trainer als auch Pokémon verneigten sich vor dem Publikum und diese applaudierten für diesen wunderbaren Abschluss der Runde, den Haruka geleistet hatte.


    Shuu war im Vorraum, der nur für die Koordinatoren bestimmt war. Er sah Haruka, wie sie zur Tür rein kam und ging zu ihr. „Wunderbarer Kampf.“, lobte er sie. Seine Freundin lächelte. „Danke. Du warst auch nicht schlecht.“
    Hier in diesem Raum waren sie kein Pärchen, welches sich liebte und füreinander da war. Nein, hinter diesen Türen und auf der Bühne waren sie Rivalen, die sich bekämpften um sich gegen den Anderen zu behaupten.
    Haruka mochte dieses altbekannte Gefühl der Rivalitäten zwischen ihnen. Shuu nickte ihr bloß zu und wandte ihr den Rücken zu. „Viel Glück, Haruka. Wir sehen uns im Finale.“


    Es begann das langersehnte Halbfinale. Vier Koordinatoren waren übrig geblieben. Darunter auch Shuu und Haruka. Die Spannung in der Halle war zum Zerreißen gespannt. Nun ging es um alles oder nichts. Der Sieger dieser letzten und entscheidenden Runde war im Finale.
    „Liebes Publikum! Wir befinden uns im Halbfinale im Kampf für das Flori Wettbewerbsband!“, sprach Marilyn. „Und hier betreten unsere spitzen Kanidaten die Bühne! Shuu und Hima!“
    Der Grünhaarige atmete tief durch um die aufsteigende Nervosität und Anspannung zu vertreiben. Wenn er nun so kurz vor dem Kampf nervös werden würde, wäre dies ein fataler Fehler, denn die Pokémon ließen sich durch die Emotionen ihrer Trainer stark beeinflussen. „Bist du bereit zum verlieren?“, fragte das Mädchen Hima ohne Spott oder Sarkasmus in der Stimme. Shuu fuhr sich durch die Haare. „Nein, weil ich gewinnen werde.“, erwiderte er arrogant. Hima plusterte die Wangen auf. Mit dieser eingebildeten Geste hätte sie nun gar nicht gerechnet. Nun, brachte diese Mimik jedes Mädchen, nicht nur Haruka, zum Überkochen? Na ja, er verschwendete nun keinen Gedanken mehr daran. „Seid ihr bereit, Koordinatoren?“, wollte die Orangehaarige wissen. „Bereit.“, erwiderte der Junge. „Bereiter als bereit!“, keifte Hima. „Dann legen wir mit unserem ersten Kampf los!“
    Hima holte einen Pokéball hervor. „Auf geht’s, Bidifas!“ Zum Vorschein kam ein Biber Pokémon. Es hatte lange Nagezähne und einen breiten Schwanz. „Nachtara, wir packen das!“
    Der Grünhaarige entschied sich für das Unlicht Pokémon Nachtara. Das schwarze Pokémon schien entschlossener zu sein, denn je. „Bidifas, wir beginnen mit Aquaknarre!“, sprach das aufgebrachte Mädchen. Obwohl das Normal Pokémon eher plump aussah, war es dennoch schnell um flink zu reagieren. Nachtara bekam dessen Aquaknarre zu spüren und wurde gegen den Boden gedrückt. „Mach weiter so.“
    Shuus Punkte flossen regelrecht den Bach runter. „Ich werde nicht untätig hier rum stehen! Ruckzuckhieb und Eisenschweif Kombination!“ Erst befreite sich Nachtara mit einem flinken Manöver mithilfe des Ruckzuckhiebs, dann setzte es seinen Angriff mit Eisenschweif fort und schleuderte Bidifas von sich weg. „Schlag mit Kopfnuss zurück!“ Zäh war dieses Pokémon. Nach einer halben Minute erhob sich Bidifas wieder und verpasste Nachtara eine gehörige Kopfnuss.
    Nachtara blieb zunächst am Boden und stand erst wieder auf als Hima den neuen Befehl gab Hyperstrahl trafen aufeinander und lieferten sich ein erbitterten Machtkampf. Doch Nachtaras Angriff war mächtiger und pustete die Aquaknarre regelrecht weg. Somit traf der Hyperstrahl auch dessen Anwender, der nach diesem heftigen Gegenangriff sehr geschwächt war. „Bidifas! Hälst du noch durch?“ Tapfer stand das biberartige Pokémon wieder auf. Nur schwer konnte sich Bidifas auf den Beinen halten. „Gut gemacht. Walzer-Attacke!“ Sofort rollte sich Bidifas ein und schnellte auf Nachtara zu. „Setz den Spukball und ziel auf dem Boden vor Bidifas!“ Nachtara gehorchte und spie einen Spukball folglich gegen den Boden. Bidifas wurde durch den Spukball gestoppt. Benommen vom Aufprall blieb es erstmal sitzen, doch das war der Fehler. „Ruckzuckhieb!“ Nachtara fegte auf Bidifas zu und rammte es mit vollem Körpereinsatz, sodass es plump nach hinten fiel.
    Die Jury beendete den Kampf, denn Bidifas war nicht mehr in der Lage weiter zu machen. „Shuu und seine Pokémon sind im Finale!“, brüllte Marilyn.

    10. Kapitel


    Das Dorf der Blumen (Teil II)


    Rasch hatten Shuu und Haruka ihr Inventar wieder verstaut und waren schon auf dem Weg nach Flori, der Stadt der Blumen. Doch dazu mussten sie nun erstmal die Höhle durchkehren die vor ihnen lag. „Hoffentlich kommt uns jetzt nichts mehr dazwischen.“, seufzte Haruka. Shuu lachte leise. „Nach der Karte ist der verwüstete Pfad schnell überwunden.“ Wieder seufzte Haruka. „Ich hoffe es. Ich hab tierischen Hunger! Und ich will ein weiches Bett für heute Nacht!“ „Du denkst schon fast, wie Satoshi nur noch ans Essen.“, meinte der Grünhaarige kühl. „Huch? Seit wann vergleichst du mich mit Satoshi. Und überhaupt… Seit wann interessiert dich Satoshi-kun?“ Schulterzuckend antwortete er auf ihre Frage: „Wir werden ihn sicherlich hier in Shinou über den Weg laufen.“ „Aber das ist doch ziemlich unwahrscheinlich, wenn du darüber noch einmal nachdenkst.“
    „Na ja, ich hätte nicht damit anfangen sollen. Los geht’s!“ Haruka folgte ihm in die Höhle, welche auch ‚der Verwüstete Pfad’ genannt wurde. Warum er so hieß hätte Haruka gerne gewusst, wenn ihr Hunger und das Bedürfnis nach Schlaf sie nicht plagen würde.
    Es war relativ dunkeln, aber man konnte durchaus ohne Hilfe eines Pokémon durch finden. Man musste nur auf den Boden achten, denn kleine Felsen waren überall verteilt. Sie sahen leicht brüchig aus und ein Pokémon hätte sie mit einer speziellen Attacke, den Zertrümmerer, leicht zerstören können.
    Haruka zuckte leicht zusammen als zwei Zubats knapp an ihrem Gesicht vorbei flatterten. „Das waren nur zwei Zubats.“, beruhigte Shuu sie. Haruka grummelte. „Willst du mich als Angsthase bezeichnen?“ „Nicht unbedingt, aber du tust im Moment alles um dir diesen Titel zu verdienen.“, erwiderte er leicht höhnisch. „Pff.“ Beleidigt ging die Braunhaarige an Shuu vorbei. Dieser schüttelte nur leicht den Kopf. Auch wenn sie sich kindisch benahm, hatte Shuu nur Mühe ihr keinen Spruch hinterher zuwerfen.
    Haruka war so gekränkt, dass sie nicht bemerkte, dass ein Kleinstein im Weg lag. Man konnte diese Gestein Pokémon leicht mit einem Felsen verwechseln. „Haruka! Vorsicht, da ist ein-“ Doch zu spät. Die Braunhaarige fiel tollpatschig über das Kleinstein und schlug hart auf dem Boden auf. „Autsch, autsch, autsch.“, ächzte sie.
    Das Kleinstein war alles andere als begeistert und setzte zu einem Walzerangriff an. „Haruka!!“ Shuu stieß Haruka zur Seite und wurde von dem Gestein Pokémon gegen die Wand geschleudert. Sich vor Schmerz krümmend, lehnte sich der Grünhaarige an die Steinwand und hielt sich die Schulter. „Oh mein Gott! Shuu!“ Haruka ignorierte ihre eigenen Schmerzen im Augenblick. Wichtiger war es ihr gerade, dass Shuu sich vor sie geworfen hatte und selbst den Zorn des Kleinsteins zu spüren bekommen hatte. „Es geht schon.“, presste Shuu unter zusammengekniffenen Lippen hervor. „Du lügst! Du blutest.“ „Nein, nur ein Kratzer.“, erwiderte Shuu. „Von wegen!“, keifte Haruka. „Bis zum Pokémon Center werde ich es wohl aushalten.“, meinte der junge Trainer. Er wollte nicht vor ihr schwach sein. Auf keinen Fall! Sein Arm pochte und der Schmerz vergiftete seinen Körper. „Zu Fuß brauchen wir noch länger. Du reitest auf Gallopa vor.“, schlug Haruka vor. „Nein!!“, widersprach Shuu. „Auf keinen Fall!“ Irritiert schaute das braunhaarige Mädchen Shuu an. „Huh?“ „Ich lasse dich nicht alleine.“, seine grünen Augen fixierten Haruka starr. „Na gut. Dann beeilen wir uns lieber besser.“ Shuu atmete auf und zwang sich, trotz der Last der Wunde, ein Lächeln auf die Lippen. „Worauf warten wir denn noch? Ich sehe schon einwenig Licht.“
    Tatsächlich war das Tageslicht zu sehen am Ende des Tunnels. Angespornt dadurch setzten Haruka und Shuu ihren Weg fort. Nur das Haruka Shuu nun keine Sekunde mehr aus den Augen ließ. Dieser quälte sich mit den Schmerzen. Er wagte nicht den Arm zu bewegen. Haruka ahnte nichts von alldem und das er zu stolz war.
    Dank Harukas schnellem Schritttempo waren sie schon am Ende des Tunnels angelangt. Das helle Sonnenlicht blendete sie einwenig, obwohl sie noch nicht mal eine Stunde in der Höhle gewesen waren. „Wir haben es bald geschafft, Shuu!“, munterte das Mädchen ihren Gefährten einwenig auf. Stumm bewegte er nur den Kopf.
    Die Route auf der sie sich nun befanden, war die Fortsetzung der Route 204 und hier war diese sehr pflanzenreich. Überall wuchsen schöne Blumen. Ein aromatischer Duft erfüllte die Luft. „Na komm!“ Haruka setzte ihren Weg weiter fort um schnell zu ihrem Ziel gelangen. Shuu folgte ihr langsam. Sein Arm pochte immer noch wie verrückt und das Blut tränkte nun schon auch leicht seine Jacke. Doch die rötlichen Flecken auf seiner Jacke kümmerte ihn wenig. Sein Gedanke galt gerade dem Wettbewerb. ‚Kann ich jetzt in meiner Verfassung an dem Wettbewerb teilnehmen?’, schoss es ihm durch den Kopf. Haruka drehte sich besorgt zu Shuu. Er sprach seit einer ganzen Weile nicht mehr. „Shuu? Alles in okay?“ Shuu hob den Kopf. Seine Augen hatten jeglichen Glanz verloren. Haruka ging zu ihm und berührte ihn am unverletzten Arm. „Shuu?“
    Der Angesprochene blickte ihr in die Augen. Sein Gesicht wurde wütend. „Das hast du doch mit Absicht gemacht!“ „Wa-Was?“ „Du bist mit voller Absicht über Kleinstein gestolpert, damit ich nicht am Wettbewerb teilnehmen kann!“, warf er ihr an den Kopf. Zunächst war Haruka unfähig etwas darauf zu erwidern. „Wieso sollte ich das tun? Damit ich einen Rivalen weniger habe oder wie?“
    Shuu drehte sich weg. „Außerdem hättest mich dann nicht beschützen sollen!“ Immer noch schwieg er. „Warum hast du das getan?“ In ihren Augenwinkeln bildeten sich Tränen. „Sag! Warum hast du mich dann beschützt?“
    Nun wurde Shuu schlagartig klar, was er soeben Haruka, seiner Freundin, an dem Kopf geworfen hatte. Reue befiel ihn. Er wandte sich ihr zu. Tränen. Ihre Tränen glitzerten auf ihren Wangen. Shuu hätte sich ohrfeigen können. „Haruka… E-Es tut mir Leid.“ Sie schluchzte. „I-Ich we-weiß selber nicht, was in mich gefahren ist.“ Er verstummte kurz und hörte nur noch Harukas Schluchzen. „Verzeihst du mir?“
    Am liebsten hätte Haruka ihm eine heftige Ohrfeige gegeben. Doch sie konnte nicht. Seine smaragdgrünen Augen funkelten schwach. Ihre Augen fielen auf seinen verletzten Arm. „De-Deine Ja-Jacke…“, stammelte sie. Shuu blickte herab. Unbekümmert zuckte er nur die Schultern. „Lenk nicht ab.“, erwiderte er.
    Haruka antwortete ihm nicht. Sie kehrte ihm nur den Rücken zu und ging weiter. Shuu blieb verwirrt zurück. „Kommst du jetzt?“ „Ja.“, brummte der Grünhaarige.


    Haruka und Shuu erreichten nach kurzer Zeit die Stadtgrenze von Flori. Auf den ganzen Weg vom verwüsteten Pfad bis nach Flori hatten Haruka und Shuu kein Wort miteinander gewechselt. Haruka war sauer und das konnte Shuu auch spüren. Dieser ärgerte sich natürlich, dass er Haruka die Schuld gegeben hatte für diesen ‚Unfall’.
    Die Stadt Flori war klein und eher als ein Dorf zu bezeichnen. Doch die Umgebung von Flori war wunderschön. Überall wuchsen Blumen vielerlei Farben. Man sagt, dass der Hügel damals kahl und unfruchtbar war. Pflanzen Pokémon änderten dies und daraus entstand dieses wunderschöne Blumenmeer und natürlich das Dorf Flori.
    Haruka machte Halt und lugte nur über die Schulter zu Shuu. „Wir gehen jetzt sofort zum Pokémon Center. Vielleicht kann Schwester Joy etwas für dich tun.“ Schweigend nickte der Angesprochene und folgte wieder der Braunhaarigen.
    Das Pokémon Center lag zentral im Dorf. Durch das rote Initiale „P“ war es unschwer zu erkennen und die jungen Koordinatoren steuerten geradewegs darauf zu.
    Die Schiebetür öffnete sich automatisch als sie im Tastbereich der Tür kamen. Shuu hielt kurz an und sah sich um. Obwohl der Wettbewerb in zwei Tagen war, hielten sich schon einige Trainer innerhalb von Flori auf. Haruka kümmerte sich nicht um ihre vermeintliche Konkurrenz und ging geradewegs auf Schwester Joy am Tresen zu. Shuu machte es ihr nach und lehnte sich ausversehen mit der verletzten Schulter ans Holz. Zwischen zusammengepressten Zähnen ließ er zischend Luft entweichen. Gott sei Dank bemerkte Haruka nichts!
    „Schwester Joy?“, sprach Haruka die Krankenschwester an. Diese schaute von ihrer Arbeit auf. „Ja?“ „Wir hatten einen Unfall.“ Schwester Joy zog die Augenbrauen hoch. Dabei fiel ihr Blick auf Shuu und dessen blutdurchtränkten Ärmel. „Du blutest ja! Hat es mit dem Unfall zutun?“ Haruka bestätigte folglich. Die Rosahaarige bat beide in ein Behandlungszimmer. Chaneira, die Assistentin von Schwester Joy, war ebenfalls im Raum.
    Die Krankenschwester drückte Shuu auf eine Liege. Desinteressiert präsentierte er ihr seinen Arm. „Was ist passiert?“ Vorsichtig krempelte Schwester Joy den Ärmel des Shirts hoch. Shuu verzog leicht das Gesicht als die Luft an die Wunde kam. Es brannte leicht. Trotzdem begann er die Geschehnisse zu schildern: „Meine Freundin ist über ein Kleinstein gestolpert im Verwüsteten Pfad und zum Schutz habe ich sie weggestoßen, sonst hätte Kleinstein sie verletzt.“ „Wie heldenhaft.“, lächelte sie. „Du kannst froh sein, solch einen Freund zu haben.“ Die letzten Worte richtete sie an Haruka, die etwas abseits stand.
    Die Wunde an Shuus Arm war zum Glück nicht tief; sie war eher oberflächig, trotzdem hatte es stark geblutet. „Du hattest Glück, das Kleinstein dich nicht ganz erwischt hat, sonst wäre dein Oberarm gebrochen.“ Shuu atmete insgeheim auf. Wenn dies der Fall gewesen wäre, dann hätte er sicherlich nicht am Wettbewerb teilnehmen können.
    Schwester Joy legte sich Verband, Kompresse und eine Salbe zurecht. Mit einer angefeuchteten Kompresse säuberte die Pokémon Krankenschwester die Wunde und verband sie letztendlich. „Am Wettbewerb kann ich doch teilnehmen, oder?“, erkundigte sich Shuu. Schwester Joy bestätigte ihm dies mit einem kurzen Nicken. „Ja, es sei denn, die Verletzung entzündet sich bis dahin, aber keine Sorge. Die Wunde sieht gut aus und wird schnell heilen.“ Sichtlich erleichtert war Shuu und so blickte er zu Haruka. Doch die war nicht mehr im Raum. „Haruka?“ „Cha! Chaneira-eira!“ Das rosafarbene Pokémon deutete auf die offene Tür. „Habt ihr Streit?“, fragte die Krankenschwester vorsichtig. Shuu reagierte zunächst nicht, schreckte dann aber letzten Endes doch auf. „Was?“ Irritiert blickte Shuu zu Schwester Joy. „Streit?“ Der Grünhaarige bejahte die Frage mit einem stummen Nicken. „Geh ihr nach.“, meinte Joy. „Na los.“
    Shuu tat, wie es Schwester Joy ihm empfahl. „Danke, Joy-san.“, sagte er und rannte dann hinaus auf den Flur.
    Haruka wollte gerade das Pokémon Center verlassen. „Haruka, warte! Bitte.“, rief Shuu. Die Braunhaarige hielt inne, wandte sich aber noch nicht zu ihm um. Langsam ging er auf seine Freundin zu. „Es tut mir Leid, Haruka. Ich war unfair zu dir. Ich hätte dir das nicht an den Kopf werfen dürfen.“
    Shuu hörte, wie Haruka leise lachte. Er war verblüfft. Lachte sie ihn aus? Nahm sie Shuu nicht ernst? „Shuu, du bist ein Idiot.“, erwiderte das Mädchen. „Aber ich liebe dich.“
    Mit diesen Worten umarmten sich die Beiden, jedoch nur kurz um keine Aufmerksamkeit zu erregen.
    „Dann werden wir wohl gegeneinander antreten.“, flüsterte Shuu. „Ich will nicht verlieren, Shuu! Auch nicht gegen dich. Merk dir das.“

    10. Kapitel


    Das Dorf der Blumen (Teil I)


    Noch immer rieb sich Shuu seine Wange, die leicht gerötet war und ein schwacher Abdruck einer Hand zu erkennen war. Es brannte etwas, aber zugegeben, dass beide, vor allem er mit seinen Provokationen, übertrieben hatten, würde er selbstverständlich niemals tun. Vorsichtig warf der Grünhaarige einen Blick auf Haruka, die ihm den Rücken gekehrt hatte. Doch im selben Moment schielte auch sie über die Schulter. „Was guckst du?“, fauchte sie angriffslustig, wie eine Katze.
    Shuu erhob sich und trat auf Haruka zu. „Bist du wütend auf mich?“, fragte er. Haruka blickte irritiert auf. Bitte was? Shuu hatte sie mit voller Absicht zur Weißglut gebracht und jetzt fragte er, ob sie sauer auf ihn war? War das jetzt ein Scherz?
    Kühl drehte Haruka den Kopf weg und zeigte ihm die kalte Schulter. „Ist das nicht offensichtlich?“, erwiderte sie schroff. Shuu kniete sich vor das Mädchen. „Kann es sein, dass der Stolz der jungen Dame angekratzt ist?“
    Haruka plusterte die Wangen auf. „Mein Stolz? Du fragst nach meinem Stolz? Möchtest du etwa auch noch einen schönen Abdruck an deiner anderen Wange haben?“
    Shuu lachte kurz in sich hinein. „Sicherlich nicht.“ „Ach ja? Warum fragst du dann?“ Sich wieder durch die Haare streichend, schwieg der Angesprochene. „Weil… Weil ich…“ Shuu erhob sich rasch und wandte sich ab. Haruka schaute ihn ratlos an. Was versuchte er ihr zu sagen? Ungefähr eine Minute verstrich, Haruka konnte nicht genau sagen, ob tatsächlich eine Minute verstrichen war, als Shuu ihr wieder in die blauen Augen sah. „Ich möchte mich entschuldigen. Es war nicht fair dich dermaßen in Verlegenheit zu bringen.“
    Vor Verblüffung blieb Haruka der Mund offen, so überrascht war in diesem Moment. „Mach den Mund zu. Das steht dir nicht.“ In seinen Augen funkelte ein höhnischer Glanz wider. „Du tust es schon wieder!“, fauchte Haruka. Shuu machte ein unschuldiges Gesicht als ob ihn kein Wässerchen trügen würde. „Was tue ich?“ „Versuchen mich zu provozieren!“, erwiderte das Mädchen empört. „Ich? Ich doch nicht. Das musst du dir einbilden.“ Rasch trat Shuu an sie heran und legte ihr den Zeigefinger auf die Lippen, bevor sie überhaupt protestieren konnte. „Sag nichts.“, bat Shuu sie mit flüsternder Stimme. Haruka schlug die Augen nieder um nicht in seine magisch anziehenden Augen sehen zu müssen. „Ach Shuu… Du bist so ein Idiot.“ Der Grünhaarige lächelte leicht. „Ich weiß.“


    Später setzten Haruka und Shuu die Reise nach Flori fort. Ohne weitere Stichelei und gegenseitiger Provokation natürlich.
    Je näher sie der Bergwelt kamen, desto trister und steiniger wurde der Weg zur Höhlenpassage, die Flori mit Jubelstadt und umgekehrt verband. Der Pflanzenwuchs nahm ab, dagegen aber erhob sich langsam eine hohe Gesteinwand vor ihnen. Allerdings war diese noch in weiter Ferne. Shuu konnte nicht sagen, wie lange sie noch brauchten, darum zuckte der Junge nur mit den Schultern als Haruka wissen wollte, wie weit es noch war und ob sie heute noch ankamen.
    Doch die Sonne neigte sich nun langsam und der Abend kündigte sich an. Viel hatten sie am heutigen Tag wohl nicht zurückgelegt, aufgrund ihrer Flirterei. So entschieden sich beide für die Übernachtung im Freien, obwohl Haruka ganz flau im Bauch war. Irgendetwas sagte ihr, dass etwas passieren würde.
    Nachdem sie sich gemeinsam ans Feuer gesetzt hatten, nachdem und Lugia versorgt war, bemerkte Shuu Harukas Nervosität. Er rückte noch etwas an sie heran und legte zögernd seine Hand auf ihr Knie. „Hey, was ist los? Du bist schon die ganze Zeit so still.“ Haruka blickte ihn seine smaragdgrünen Augen, sie konnte nicht wirklich sagen, was sie bedrückte. Immerhin war es nur ein Gefühl ihres Bauches. „Ni-Nichts. Es ist alles okay.“ Er starrte sie durchdringend an, da Haruka leicht ins Stottern kam. „Du hast doch nicht etwa Angst im Dunkeln?“, versuchte der Grünhaarige sie wieder (mal) zu provozieren. Der Blick der Braunhaarige schnellte zu Shuu. Er grinste sie an, doch im Moment nahm das Mädchen diese Tatsache nicht wahr. „Nein! Hab ich nicht!“, protestierte Haruka vehement. „Ach ja? Wovor denn dann?“ Seinem Blick ausweichend, starrte die Angesprochene umher. Zwar gab es keine Verstecke für die vermeintliche Gefahr, denn von Wald waren sie nicht umgeben. Trotzdem blieb dieses ungewisse Gefühl. „Ich hab so ein komisches Gefühl… Irgendetwas wird heute Nacht passieren.“, erzählte sie schließlich. „Ich weiß es klingt absurd und sicherlich hälst du mich jetzt für eine Idiotin oder so was.“
    Shuu schaute sie schweigend an und streichelte ihr nun beruhigend über den Oberschenkel. „Mach dir keine Sorgen.“ Der Grünhaarige beugte sich vor, sodass er mit seinen Lippen nah an ihrem Ohr war. „Egal was passiert, ich beschütze dich.“ Ein schwaches Lächeln zierte Harukas Lippen.
    Unerwartet schreckte Lugia aus dem Schlaf und reckte den Hals. Unsicher warf es den Kopf hin- und her, dabei blickte er suchend über das niedrige Felslandschaft. Ein dunkler Schwarm war am blauschwarzen Himmel erkennbar. Verstört kreischte Lugia und sprang ruckartig auf um sich zu Verstecken. Nun hob auch Shuu seinen Blick zum Himmel empor. Harukas Magen verkrampfte sich bei diesem Anblick. War ihr ungutes Gefühl nun doch keine Einbildung gewesen? Kurz schloss sie die Augen um die Nerven zu behalten. Währenddessen erklang die Stimme des PokeDex: „Kramurx – Das Finsternis-Pokémon: Wanderer lockt es tief in den Wald und führt sie in die Irre. Sie stehen für das Unglück was sie bescheren sagt man, wenn man sie bei Nacht sieht.“
    Ein Schwarm Kramurx also… „Wir sind wohl in ihr Territorium eingedrungen.“, flüsterte Shuu leise zu Haruka, die wie betäubt hinter ihm stand.
    Die dunklen Vögel näherten sich mit großer Schnelligkeit und rissen kurz vor ihrem Ziel begierig den Schnabel auf. „Haruka?“ „Huh?“, kam es von ihr. „Wir müssen kämpfen!“, sagte Shuu und zwischen den Fingern hielt er drei Pokébälle. „Nachtara, Roselia, Sheinux, ich brauche euch!“ Das übliche Geräusch der sich öffnenden Pokébälle ertönte und die gerufenen Pokémon erschienen im Lichtschein. „Rose-Roselia!“ „Nach-tara tara!“ Sheinux knurrte dagegen nur verwegen.
    Nun schossen auch die ersten Kramurx aus dem Schwarm auf die Pokémon zu. „Roselia, benutz Zauberblatt, Nachtara Spukball und du Sheinux Funkensprung!“
    Egal wie schnell ihre Attacken einsatzbereit waren, die Kramurx waren kluge und besonders flinke Pokémon, die den Angriffen der Gegner leicht ausweichen konnten. Der misslungene Angriff wurde mit einer heftigen dreifachen Verfolgung der Kramurx gebüßt. „Verdammt.“ Shuu drehte sich zu Haruka. „Haruka! Du musst mir helfen.“
    Die Braunhaarige blickte erstaunt zu Shuu. „Was? Wie?“ „Die Kramurx! Sie greifen uns an.“ Das Mädchen nickte nur und befreite auch Psiana und Gallopa aus ihren Pokébällen. „Flammenwurf und Psiana Psychokinese!“ Der Flammenwurf Gallopas erfolgte so rasch, dass einige der Kramurx nicht rechtzeitig das Weite suchen konnte. Doch die darauf folgende Psychokinese zeigte keine Wirkung bei den nachtaktiven Vögeln. „Was? Keine Wirkung?“, stellte Haruka etwas geschockt fest. Shuu verdrehte währenddessen die Augen. „Hast du etwa vergessen, dass Psycho Attacken keine Wirkung auf Unlicht Pokémon haben?“, erinnerte er sie an die Typ Vor- und Nachteile. „Stimmt… Dann müssen wir es eben anders machen. Ruckzuckhieb und dann hau ihnen deine Spukbälle um die Ohren!“ Nur die Umrisse Psianas waren zu sehen und die verschreckten Kramurx, die plötzlich verwirrt feststellten, dass der Feind unter ihnen war. Doch nun bekamen sie einen Spukball nach dem Anderen zu spüren. K.O. segelten die Kramurx zu Boden und blieben erschöpft liegen.
    Leichtfüßig landete die zartfarbene Katze auf dem Boden, wurde aber dann von einem heftigen Flügelschlag zurückgeschleudert. Ein Kramurx hatte die Wehrlosigkeit Psianas bei ihrer Landung ausgenutzt und sie hinterhältig angegriffen. Gott sei Dank reagierte Shuu schnell und rächte dies, indem er Nachtara den Angriff zum Eisenschweif erteilte und dieser folglich das rabenähnliche Pokémon zu Boden gehen ließ. Derweil konnte sich Psiana einigermaßen wieder erholen und war bereit den Kampf fortzusetzen. „Danke Shuu!“, rief Haruka ihrem Freund zu. Dieser nickte ihr nur und wandte sich schließlich den nächsten herabstürzenden Kramurx zu. „Roselia, lenke sie mit Zauberblatt ab und du Nachtara, mach dich bereit für einen Hyperstrahl.“, befahl der Grünhaarige ruhig. Roselia gehorchte ihrem Trainer und beschoss den Schwarm mit scharfkantigen Blättern. Geschickt wichen sie dem Angriff aus, jedoch hatten sie nicht damit gerechnet, dass der Zauberblatt niemals sein Ziel verfehlte.
    Die übrigen Kramurx schienen nun verunsichert zu sein, ob sie angreifen sollten. Ihre Kameraden waren zu erschöpft um überhaupt zu fliehen. Sollten sie ihre Gefährten rächen? Eines der schwarz gefiederten Vögel wandte sich zu seinen Kameraden herum um sich mit ihnen zu verständigen. „Krah-Kra-murx!“, kam es von dem Pokémon. Schließlich machte der Schwarm den Anschein wieder anzugreifen. Doch plötzlich tauchte ein dunkler Schatten über den Kramurx auf. „Kra-Kramshef!“ Das Pokémon hatte starke Schwingen, die einen leicht bläulichen Ton besaßen.
    „Kramshef – Das Anführer-Pokémon: Es lässt sich von Kramurx das Essen bringen und fliegt mit ihnen durch die Nacht.“ Harukas PokéDex verstummte. „Es ist der Anführer des Schwarms!“, rief Haruka. Shuu bejahte diese Erkenntnis nur knapp. „Ja, und anscheinend haben wir es wütend gemacht.“
    Das hatten sie wirklich. Immerhin hatten Haruka und Shuu über die Hälfte des Schwarms ausgeschaltet. „KRAMSHEF!!“, kreischte das dunkle Pokémon zornig und stürzte sich mit weiß glühenden Flügeln auf Haruka und Shuu. „Verdammt, es ist schnell!“, fluchte Haruka. „Flammenwurf, Gallopa!“
    Das Feuerpferd stellte sich vor Shuu und seiner Trainerin und spie einen gewaltigen Flammenwurf auf Kramshef, welches allerdings blitzschnell ausgewichen war. Es ließ keine Sekunde verstreichen und griff direkt wieder an. „Sheinux, Funkensprung.“ Das kleine blaue Elektro Pokémon sprang Kramshef mutig entgehen. Von Blitzen wurde es umhüllt und schockte Kramshef fürchterlich. „Krraaaaahhh!“ Ein dumpfer Aufprall erfolgte als das geflügelte Pokémon auf dem Boden gefallen war und gleich darauf wieder aufstand. Seine Anhängsel, die Kramurx, gaben einen fauchenden Laut von sich und öffneten ihre Flügel um sich auf Shuus Sheinux zu stürzen. Doch Kramshef breitete seine Flügel aus und stoppte die Kramurx, bevor sie überhaupt agieren konnten. Schließlich wandte es sich Shuu und Sheinux zu. „Kra-Kra!“
    Shuu blickte das Pokémon ruhig an. „Du forderst mich heraus?“ Kramshef nickte. „Dann sollst du deinen Kampf haben! Sheinux, los geht’s!“ „She-Sheinux!“, machte das Pokémon und trat Kramshef tapfer entgegen. „Shuu! Du willst echt gegen Kramshef kämpfen?“ „Sieht doch so aus, außerdem kommen wir dann endlich zur Ruhe.“ Haruka war nun nicht mehr fähig etwas zu erwidern. Shuu drehte sich von Haruka weg. „Benutz Tackle.“ Sheinux lief auf Kramshef zu, das sich soeben in die Luft erhoben hat und hinderte es an dessen Angriff, indem das Unlicht Pokémon abermals Flügelschlag einsetzte. Sheinux flog durch die Luft und kam hart auf dem Boden auf. Nichtsdestotrotz stand es wieder auf. „Gut gemacht. Jetzt Ladevorgang!“
    „Shei!“ Um den Körper Sheinux’ sammelten sich kleine Blitze. Kramshef griff unwissend wieder an und setzte eine Attacke ein, die für Haruka und Shuu völlig unbekannt war – den Nachthieb. Aber Sheinux war furchtlos und nahm kaum Schaden dadurch. „Und jetzt Funkensprung!“ Rasend spurtete Sheinux auf Kramshef und versetzte ihm einen heftigen Stromstoß. Das Unlicht Pokémon strauchelte, und griff dann wieder Sheinux an. „Ausweichen, beiß dich dann fest!“ Mit einem wendigen Sprung wich Sheinux Kramshef aus und biss sich schließlich am linken Flügel hartnäckig fest. Der Anführer der Kramurx versuchte Sheinux abzuschütteln, doch das blaue Pokémon ließ nicht los.
    Schon nach wenigen Minuten war Kramshef diesem Ausdauerkampf nicht gewachsen und ermüdete rasch. „Beenden wir es noch einmal mit Funkensprung.“ Wieder entlud Sheinux seine geladene Energie und vollendete nun den Kampf. Kramshef ging in Folge dieses Angriffes zu Boden und Sheinux war stolz über den Sieg gegen Kramshef.
    Shuu stattdessen holte einen leeren Pokéball hervor und warf diesen auf Kramshef, doch es schlug den Pokéball mit dem Flügel zurück zu Shuu. Anscheinend hatte es noch genügend Kraft gehabt um nicht gefangen zu werden.
    Schließlich erhob sich Kramshef, warf Shuu und Haruka einen letzten Blick zu und flog, mitsamt der Kramurx, fort.
    Haruka atmete auf und ihre Pokémon ebenfalls. Shuu streichelte Sheinux über das weiche, immer noch statisch aufgeladene Fell. „Das hast du gut gemacht. Du kannst dich ausruhen.“ Über glücklich zog sich Sheinux in seinen Pokéball zurück. „Ihr ward alle gut. Ruht euch aus.“ Mit diesen Worten holte Shuu Roselia und Nachtara in ihre Pokébälle zurück. Anschließend wandte sich Shuu der Braunhaarigen zu. „Tss, und du hast dir Sorgen gemacht.“, meinte dieser. Haruka drehte sich ihren Pokémon zu. Psiana war etwas verletzt, an der Pfote genauer gesagt, dabei wirkte sie sehr erschöpft. „Ich kümmer mich um dich, Psiana. Keine Sorgen. Das wird schon.“ Shuu aber widersprach: „Du siehst müde aus, Haruka. Du solltest dich hinlegen.“ „Und Psiana? Was ist mit ihrer Wunde?“, erwiderte sie empört. „Das kann ich doch auch machen.“, äußerte sich Shuu. „Du hast dich noch nie um meine Pokémon gekümmert, Shuu! Wieso willst du das auf einmal?“ Nun schaute Shuu etwas gekränkt seine Freundin an. „Man darf doch seine Meinung ändern, Dummkopf. Du legst dich jetzt hin.“
    Ihr blieb ja auch nichts anderes übrig als sich in ihrem Schlafsack einzurollen und dabei zu sehen, wie Shuu dem Psycho Pokémon eine kühlende Salbe auf die Verletzung schmierte und anschließend einen Verband darum wickelte.
    Danach fiel auch er müde und ausgelaugt in seinen Schlafsack und schlief endlich ein…


    Nach der aufregenden Nacht schliefen Shuu und Haruka etwas länger als es vorher geplant war. Geweckt wurden sie nicht durch die Sonnenstrahlen, sondern durch ein silbernes, kleines Monster mit schwarzen Augen.
    Haruka schlug verschlafen die Augen auf und erschrak als sich Lugia über sie beugte. „Lu-Lugia… Du bist es…“ Den Kopf schief legend, betrachtete das Pokémon Haruka.
    Shuu wachte nun auch langsam auf und streckte sich. Dann blickte er hinüber zu Haruka und Lugia. „Wo warst du eigentlich schon wieder? Wir hätten dich heute Nacht ganz gut gebrauchen können.“ In ihrer Stimme schwang ein Ton von Vorwurf mit. „Was wirfst du ihm vor, Haruka? Es ist noch jung und hat kaum Erfahrungen beim Kämpfen.“ Haruka blinzelte zu ihm. Die Sonne blendete sie einwenig. „Eben! Es wird Zeit, das er etwas lernt.“
    Shuu erwiderte nichts zu ihrem Plan Lugia das Kämpfen beizubringen. In seiner Sicht war es noch zu früh dazu, doch Haruka widersprechen wollte er nicht. Schließlich war der Tag noch lange nicht vorbei und wollte keinen Streit mit Haruka riskieren.

    9. Kapitel


    Was sich liebt, das neckt sich!


    Schon pünktlich zur Mittagszeit kamen Shuu und Haruka in Jubelstadt wieder an. Sie verabschiedeten sich von Officer Rocky, die gleich darauf davon brauste. Nun blieben die beiden Trainer wieder Mals alleine zurück, trafen aber die Entscheidung noch etwas in der Stadt zu bummeln.
    Da Jubelstadt eine zentrale Stadt Shinous war, erreichte man in allen Himmelsrichtungen eine andere Stadt. Im Norden und im Osten musste man durch eine Höhlenpassage um nach Flori und nach Erzelingen zu gelangen. Dagegen musste man im Westen um nach Fleetburg zu kommen einen Wasserweg überqueren.
    In Flori sollte allerdings der nächste Pokémon Wettbewerb stattfinden. Dies wäre ihr erster Auftritt in der Shinou Region. Vorausgesetzt, sie schafften es bis dahin nach Flori zu kommen. Darum entschieden sie sich nach Norden zu wandern. Um dafür gut ausgerüstet zu sein, kauften sie im Supermarkt noch einige Tränke, Heiler und natürlich Lebensmittel für sich selbst.
    Als sie letztendlich alles verstaut hatten, verließen sie den Markt. „Willst du noch etwas in Jubelstadt?“, wollte Haruka wissen, aber der Angesprochene schüttelte den Kopf. „Nein, wir gehen direkt auf Route 204.“


    Es war nur ein kurzer Weg um auf Route 204 zu gelangen. Schon aus der Ferne konnten sie die Gesteinwand erblicken, die sie durch eine Höhle zu überqueren hatten. Beide waren bei guter Laune, obwohl sie recht still waren. Immerhin wurden sie bald an einem Wettbewerb teilnehmen – beide. Was das bedeuten würde? Nun ja, ihre Rivalität würde erneut aufflammen, obwohl sie mittlerweile ihr Glück gefunden hatten und zusammen waren. Doch wie war es in der Beziehung Top Koordinator zu werden? Würde ihre rivalisierende Feindschaft wieder erscheinen?
    Haruka und Shuu waren nicht nur die einzigen, die an diesem sonnigen Tag unterwegs waren. Viele Trainer waren anscheinend auf dem Weg nach Flori. Einige genossen den schönen Tag, andere trainierten gemeinsam mit ihren Pokémon. So entschlossen sich auch Haruka und Shuu dazu. „Hm, hast du nicht Lust auf einen Kampf?“, wollte Haruka wissen. Shuu fuhr sich durch die Haare, arrogant wie immer, tat er in diesem Moment. „Wenn du unbedingt verlieren willst.“ Natürlich ärgerte sich Haruka über seine Geste und Shuu genoss diesen Moment mit Genugtuung. Er wusste, dass er sie somit ärgern konnte. „Was ist jetzt?“; keifte Haruka, während sie einen Pokéball zückte. „Kämpfst du nun?“ Völlig gleichgültig gab der Grünhaarige sein Einverständnis. „Auf geht’s! Los Gallopa!“ In einer grellen Lichtflut erschien das flammende Feuerpferd. Die Mähne loderte lichterloh, das Pokémon strotzte nur vor überschüssige Energie. Nun hatte auch Shuu einen rot-weißen Ball zwischen den Fingern und vergrößerte ihn per Knopfdruck. „Komm raus, Sheinux. Ich wähle dich.“ Shuu schickte sein erstes Pokémon der Shinou Region in den Kampf, obwohl Gallopa anhand des Größen- und Gewichtvergleiches Sheinux erheblich überlegen war. „Und wir legen los!“, rief Haruka. „Furienschlag!“
    Und schon griff Gallopa an und warf mithilfe des Hornes das blaue Pokémon in den Himmel empor. Hart prallte das Elektro Pokémon auf den Boden, stand jedoch schnell wieder auf. Nervös biss sich Shuu auf die Unterlippe, er musste etwas tun, sonst würde er gegen Haruka verlieren. „Sheinux, setz Biss ein!“ Schnell und flink, wie das kleine Pokémon war, verbiss sich Sheinux im Hals von Gallopa. „Schüttel es ab und dann wieder Furienschlag!“ Das Elektro Pokémon wurde, wie ein Spielball durch die Luft geschleudert und dann mit heftigen Hornschlägen attackiert. Angeschlagen rappelte sich das tapfere Pokémon wieder auf. „Sprungfeder!“ Mit einem kräftigen Sprung katapultierte sich Gallopa in den Himmel. Shuu blickte hinauf. Die harten Hufe, die selbst Diamanten spalten konnten und dem gefährlichen Horn, würden Sheinux Ende bedeuten, wenn sie ihr Ziel nicht verfehlen würden.„Ladevorgang!“
    Um Sheinux’ Körper zuckten Blitze, mit jeder Sekunde, die verstrich, wurden die Funken stärker. „Gallopa, greif jetzt an!“ Das Feuer Pokémon stürzte vom Himmel hinab, mit dem gefährlichen Horn vorab. Es glich einem herabfallenden Meteoriten, denn um Gallopas Körper bildeten sich kleine Flammen. „Halt es mit Funkensprung auf, Sheinux!“ Ja, es war Wahnsinn, doch Sheinux sprang Gallopa entgegen und entlud seine ganze aufgeladene Energie bei Berührung. Schwerfällig fiel Gallopa zu Boden. „Tackle es jetzt!“ Zum Abschluss versuchte Sheinux Gallopa mit vollem Körpereinsatz zu rammen. „Gegenangriff mit Flammenwurf!“ Obwohl das elegante Feuer Pokémon zu Boden gegangen war, richtete sie ihren Flammenatem gegen Sheinux, welches in letzter Sekunde versuchte dem Angriff auszuweichen. Nur glimpflich entrann das Elektro Pokémon diesem Angriff. Leise fluchte der Grünhaarige. „Noch einmal Funkensprung!“ Mit Blitzen umgeben, schnellte Sheinux abermals auf Gallopa los, dass sich währenddessen wieder erhoben hat. Über Harukas Gesicht schlich sich ein schwaches Grinsen. „Beenden wir es mit Feuersturm!“ In Gallopas Maul konzentrierte sich ein gewaltiger Feuerball, der sich schließlich zu einem mächtigen Flammenkreuz entwickelte. Shuu starrte kurz fassungslos auf diese Attacke. Würde Haruka so weit gehen? Jedoch fasste sich der Grünhaarige wieder schnell und befahl: „Schnell mit einem Sprung ausweichen.“
    Doch es war zu spät. Der Feuersturm erfasste Sheinux und entkräftet sank das Elektro Pokémon zu Boden. Beschämt sah Sheinux zu seinem Trainer hinauf. „Du warst prima, ruh dich jetzt aus.“ Shuu erhob sich und sah zu Haruka, die sich an Gallopas Kopf schmiegte. Das Feuerpferd verhielt sich diesem Zuneigungsbeweis nicht ablehnend und blies durch die Nüstern Luft in Harukas Gesicht. „Du hast wohl etwas übertrieben, Haruka.“, spottete Shuu und fuhr sich durch die Haare. „Du hättest Sheinux schwer verletzen können.“ „Ts. Du hast mir keine andere Wahl gelassen!“ Die Braunhaarige wandte ruckartig den Kopf von Shuu ab. Bevor dieser etwas erwidern konnte, wurde sie unterbrochen. „Was für ein wunderbarer Kampf!“ Es war ein dunkelhaariger Mann, der sie störte. Shuu und Haruka blickten den Fremden irritiert an. „Wer sind sie?“, wollte Haruka wissen. „Tut mir Leid, mein Name ist Ibuki Mizuhara. Ich bin Reporter.“, stellte sich der Mann vor. Unsicher, wie sie reagieren sollten, blickten Shuu und Haruka aneinander an. Was wollte dieser Mann? „Darf ich euch interviewen? Wir ich annehme, seid ihr Koordinatoren, die am Flori Wettbewerb mitmachen wollt, stimmt’s?“ Überrascht starrte Shuu den Reporter an. „Woher wissen sie, dass wir Koordinatoren sind?“ Ein Lächeln schlich sich auf die Lippen des fremden Mannes. „Ich habe eure Performance gesehen und habe direkt erkannt, dass ihr Koordinatoren seid. Wie ihr wissen müsst, bin ich ein guter Kenner von Koordinatoren und ihren Vorstellungen. Seit längerem bin ich in diesem Bereich tätig und interviewe Koordinatoren.“ Haruka lächelte kurz. „Dann haben sie ja ganz gute Erfahrungen.“, erwiderte sie. „Wir stehen ihnen gerne für ein Interview zur Verfügung.“ Leicht neigte das Mädchen den Kopf zu Shuu. Dieser war anscheinend genervt und gab nur widerspenstig sein Einverständnis. „Wie lautet euer Name, Kinder?“ „Mein Name ist Haruka, ich komme aus Hoenn.“ „Shuu.“, sagte dieser knapp.
    Nun war es der Reporter, der anscheinend überrascht war. „Haruka und Shuu? Ihr seid doch nicht diejenigen…“ Mit einer raschen Handbewegung unterbrach Shuu den Mann. „Doch, Haruka und ich haben das Johto Festival gewonnen.“ Beinahe zärtlich warf er ihr einen Blick zu. Zu gerne erinnerte er sich daran zurück. „Wow! Zwei Profis! Fantastisch. Nun, Haruka, wie hast du dich gefühlt, als du im Finale gegen Shuu gekämpft hast?“ Die Angesprochene kratzte sich an der Stirn. Es war schwierig ihre Gefühle von damals wiederzugeben. „Es war… Na ja, wie soll ich sagen? Ich wollte keinesfalls gegen Shuu verlieren. Immerhin kenne ich ihn schon seit einiger Zeit. Damals verband uns eine gewaltige Rivalität. Wir haben uns gegenseitig angespornt.“ Haruka atmete auf, denn der Reporter schien mit dieser Antwort zufrieden zu sein. Er wendete sich nun Shuu zu. „Und? Wie war es mit dir?“
    Shuu strich sich eine Strähne aus dem Gesicht, die ihm vor die Augen fiel. „Wie Haruka es schon gesagt hat; wir waren Rivalen, die nicht gegen den Anderen verlieren wollten.“ „Und wie wird es sein, wenn ihr im Flori Wettbewerb gegeneinander antreten müsst?“ Shuu warf Haruka einen kurzen Seitenblick zu. Sie nickte im lächelnd zu. „Wir werden unser Bestes geben und nicht von unseren Gefühlen füreinander blenden lassen.“


    Nachdem der Reporter endlich gegangen war, atmete der Grünhaarige auf. Natürlich hatte er noch weitere Fragen gestellt, die Haruka und Shuu zu beantworten hatten. Es waren zunehmend private Fragen über ihre Familien, Freunde und anderes. Das Einzige, was Haruka irritierte, dass Shuu nie über seine Familie sprach, auch wenn sie ihm darauf ansprach. Entweder antwortete er nicht, oder versuchte schnell das Thema zu wechseln. Na ja, Haruka mochte ihn auch nicht unter Druck setzen. Dies würde nur das komplette Gegenteil heraufbeschwören. Wie dem auch sei, nun sie kamen nun an einer flachen Senke an und rasteten dort, abseits von der Route und den Reisenden.


    „Ich weiß, warum ich Reporter hasse.“, meinte Shuu kühl. Haruka grinste ihn nur verspielt an. „Quatsch! Du magst es doch.“ Er warf ihr einen finsteren Blick zu. „Nein, tue ich nicht.“ „Jaja, du sagst auch immer, du magst es nicht, wenn dich Mädchen umschwärmen. Und lässt es letztendlich trotzdem zu.“ Abermals strich sich Shuu durch die smaragdgrünen Haare. „Ich habe nie gesagt, dass ich es mag. Außerdem ist das eine komplett andere Sache.“ Nun warf Haruka ihrem Freund einen fast spottenden Blick zu. Sie musste sich gar bemühen, nicht lauthals aufzulachen. „Das ist keine andere Sache, Shuu! Gib es schon zu, dass du es magst.“, versuchte Haruka ihren Freund zu provozieren. Jetzt war es der Grünhaarige, der seine Lippen zu einem Grinsen verzog. „Eifersüchtig?“ Beleidigt drehte Haruka den Kopf von ihm ab. „Tss. Von wegen.“ Unerwartet packte Shuu die Braunhaarige an den Handgelenken, zog sie mit einem kräftigen Ruck über seine Beine. „Gib es zu, dass du vor Eifersucht nur so brodelst.“ Haruka hingegen stieg die Zornesröte ins Gesicht. Doch ehe nur ein Wörtchen über ihren Mund kam, verschloss Shuu ihre Lippen mit den Seinen. Zunächst stemmte sich das Mädchen gegen ihn, gab aber dann schließlich nach. „Idiot.“, flüsterte sie leise, nachdem sie sich wieder getrennt hatten. „Immer doch.“, murmelte er und streichelte ihr über die Wangen. Sich an seine Schulter lehnend, schloss sie die Augen. Eine wohlige Wärme umgab ihr Herz. War es Shuus Nähe, die sie umgab?
    Jäh in diesem Moment der Stille und des Friedens öffnete sich natürlich einer von Harukas Pokébällen. Daraufhin befreite sich das Lugiababy sich aus seinem Gefängnis. Empört, dass es vernachlässigt wurde, quengelte das Kleine.
    „Da ist wohl einer wütend.“, Shuu blickte auf Lugia. „Haruka, du hast dein Kind vernachlässigt.“ Mit einem Mal war die Braunhaarige auf die Füße gesprungen. „Du hast sicher Hunger!“ Lugia hielt den Kopf schief. Sobald Haruka die Dose des Aufzuchtsfutter in den Händen hielt, begriff es was Haruka ihm sagen wollte: Futter! Und klar, war es hungrig, so hungrig, dass es fast ein Dutzend von dem Inhalt der Dosen herunter schlingen konnte.
    Lugia drängte sich gierig zu seiner Mama, die in eine Schüssel die katzenfutterartige Nahrung füllte, und mit einem Messer, welches sie dabei hatte, noch frische Kost dazu schnitt. Beeren, Obst, Gemüse, alles was gesund war eben.
    Shuu beobachtete sie währenddessen, er konnte seine Augen einfach nicht von ihr nehmen. Ein Lächeln umgab seine Lippen.
    Haruka richtete sich letztendlich auf, als sie zufrieden feststellte, dass dem Baby das Futter anscheinend schmeckte.
    Nachdem Shuu seine Gedanken und Gefühle wieder geordnet hatte, trafen sich die Blicke der zwei Jugendlichen. Für einen Augenblick stutzte das Mädchen über den Ausdruck in seinen Augen; sie wirkten sanft, zärtlich und so unendlich anziehend. Doch gleich darauf verschwand dieser Spiegel seiner Gefühle in den Augen. „Hm? Was ist?“, kam es von dem Jungen. Die Angesprochene schüttelte nur den Kopf. „Scho-Schon gut.“ Shuu stieß sich von der Mauer ab, sodass er geradewegs mit den Füßen den Boden zu fassen bekam. Nun stand er in Harukas unmittelbarer Nähe. Seine grünen Augen fixierten die Braunhaarige fest. „Ach ja?“ In seiner Stimme schwang ein Unterton von Spott mit.
    Haruka war nicht fähig in diesem Moment etwas darauf zu erwidern. Zu sehr war sie von ihm fasziniert. Ihr wurde schlagartig klar, dass sie zu viele Sekunden ihn angestarrt hatte. „De-Denk je-jetzt nichts Falsches!“
    Verdammt, sie stotterte und stammelte! Dabei benahm sie sich wie ein frisch verliebter Teenager. Am Liebsten wäre sie GENAU in diesem Augenblick in ein Loch im Erdreich gekrochen. Einfach irgendeins, in dem sie sich verstecken konnte.
    Doch dieser Wunsch ging nicht in Erfüllung. Zu ihrem Pech, denn Shuu führte seine altbekannte Geste wieder vor, mit der er Haruka jedes Mal zur Weißglut brachte. „Ich und Falsches denken?“ Grinsend warf er ihr einen verächtlichen Blick zu.
    Auf Harukas Stirn begann eine Ader zu pulsieren. „D-Du bist ein verdammter, blöder-“ Weiter konnte das Mädchen ihren Beleidigungsversuch nicht fortsetzen, denn Shuu schnitt ihr abermals mit einer raschen Handbewegung das Wort ab. „Du bist so süss, wenn du dich aufregst, Haruka.“
    Sie hätte alles andere erwartet, aber KEIN Kompliment, was aus Shuus Munde stammte! Wieder verschlug es ihr glatt die Sprache, jedoch erschien ein schwacher Rotschimmer auf Harukas Gesicht und sprach glatt Bände über ihre aufgewühlten Gefühle. „Und wenn du rot wirst, bist du umso niedlicher.“
    Haruka spürte, wie ihr die Wärme in die Wangen schoss, eine unerträgliche Hitze machte sich auf ihrem Gesicht breit.
    Okay, 1:0 für Shuu. Sein Plan ging auf. Trotzdem überlegte er, ob er sie weiter aufzuziehen sollte. „Und du bist-“ Diesmal unterbrach ihn Haruka. „HÖR VERDAMMT NOCHMAL AUF! JA, GRINS NICHT SO, MISTER ROSE!!“, brüllte das braunhaarige Mädchen so unerwartet, dass Lugia vor Schreck zusammen zuckte und das Weite hinter der Mauer suchte.
    Der Grünhaarige hasste es, wenn Haruka ihn so nannte, und das tat sie nur, wenn sie definitiv wütend war. Da es der Fall war, ärgerte sich Shuu natürlich über seine eigene Dummheit sie so zu reizen. Gewiss würde der junge Koordinator dies niemals freiwillig zugeben…
    Nun ja, das erste Mal, als Haruka ihn so nannte, hatten beide ein junges Mädchen kennen gelernt. Wakana hieß sie und war furchtbar in Shuu verliebt. Haruka war für das junge Mädchen eine Nebenbuhlerin und setzte fast alles daran Anerkennung bei Shuu zu gewinnen. Aber erfolglos. Tja, gegen wahre Liebe ist wahrlich kein Kraut gewachsen.
    Einem Vorwurf hingegen Shuus warf die Braunhaarige ihm den Namen ‚Mister Rose’ an den Kopf, was ihn früher ebenfalls den Scham ins Gesicht gezaubert hatte.
    „Jetzt werden wir auch noch hinterhältig.“, bedauerte der Grünhaarige brummend.
    STRIKE! 1:1, Ausgleich! Triumphierend beäugte Haruka den Grünhaarigen. „Tss. Denken dir jetzt nichts dabei, nur weil du glaubst, dass du besser bist als ich.“ Mit seiner üblichen arroganten Geste schnippte Shuu sich eine Haarsträhne aus dem Gesicht und unterstrich somit seine Haltung gegenüber seiner Freundin. Dabei warf er ihr so einen höhnischen Blick zu, dass er fast zu weit ging!
    Dennoch schaffte es der Junge Haruka wütend zu machen. „ACH JA?! Will Mister Oberschlau etwa herausfinden wer von uns besser ist?“
    Shuu lachte kurz auf. „Wen du willst.“, erwiderte er lässig. „Okay! Du legst es ja, wie immer darauf an.“
    Abermals belustigte Shuu sich über Harukas leichte Reizbarkeit. „Du bist zu süss, wenn du dich aufregst.“
    „SHUU!!! HÖR AUF!“
    Tja, wie heißt es so schön? - Was sich liebt, das neckt sich!