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7. Kapitel
Gefangen
Haruka betrat selbstbewusst das Stadion und nahm ihre Position ein. Ihr Gegner war ein Junge gleichen Alters. Er hatte kurze, schwarze Haare und genauso schwarze Augen. Sein Name war Chiaki und hatte in der letzten Runde seine enorme Schlagfertigkeit bewiesen.
„Der erste Kampf der zweiten Runde beginnt… JETZT!“, brüllte Lilian und die Zuschauer waren begeistert. „Die Regeln sind, wie in der ersten Runde; ihr setzt zwei Pokémon aus, wenn beide Pokémon K.O. sind, ist der Kampf beendet.“
Haruka und Chiaki nickten und zückten bereits ihre Pokébälle. „Und nun! Wählt eure Pokémon!“
„Zwirrklop! Stollos! Ihr seid dran – los!!“, rief Chiaki. „Zwirr-klop!“ „Stollos!!“, brüllte das große drachenartige Pokémon.
„Psiana, Lohgock, on Stage!!“, erwiderte Haruka. Ihr Lohgock und Psiana erschienen aus ihren Pokébällen.
„Und nun beginnt den Kampf!“, sagte Lilian mit lauter Stimme.
„Stollos, Metallklaue auf Psiana! Zwirrklop, Nachtnebel!“, sagte Chiaki ruhig. Stollos spreizte seine Klauen und rannte auf Psiana zu. Zwirrklop schoss einen schwarzen Strahl auf Lohgock.
„Lohgock, spring und benutze Feuerfeger! Und du Psiana, Psystrahl!“
Das Feuer Pokémon sprang hoch empor und es glich, als würde Lohgock fliegen, dann flammte sein rechter Fuß auf und es raste auf Zwirrklop zu. Der Feuerfeger traf Zwirrklop mitten ins Gesicht.
Psiana schoss einen siebenfarbigen Strahl aus dem Juwel, welches sich auf der Stirn des Pokémons befand. Allerdings wirkte diese Attacke auf Stollos nicht besonders und Psiana wurde von der Metallklaue voll getroffen.
„Gut gemacht, Stollos, weiter angreifen mit Metallklaue!“ Stollos’ Klauen glühten weiterhin auf und versuchten Psiana zu treffen, doch das Pokémon war flink genug um jeden Angriff auszuweichen. „Psiana, Spukball! Lohgock, Megakick!“
Psiana sammelte einen schwarzen Schattenball vor sich im Maul und schoss diesen wenige Sekunden später auf Zwirrklop ab. Das Geist Pokémon schlitterte beim Aufprall wenige Meter zurück. Dann sprang Lohgock auf Stollos zu und verpasste ihm einen heftigen tritt in die Magengegend. Die dicke Stahlhaut des Pokémon federte allerdings den Megakick ab. „Zwirrklop, Finsterfaust und Stollos Bodycheck!“, konterte Chiaki.
Zwirrklop hielt seine rechte Faust in die Luft und eine Geisterhand erschien, die Lohgock zurück warf. Währenddessen sprang Psiana über Stollos hinweg, als das große Pokémon versuchte es mit Bodycheck zu rammen.
„Lohgock, Feuerwirbel!“, befahl Haruka. Lohgock spie einen flammenden Wirbel, der auf Zwirrklop und Stollos zu raste. „Und jetzt Psychokinese!“
Psianas Psychokinese fing den Feuerwirbel ab, jedoch brauste dieser mit doppelter Stärke auf die gegnerischen Pokémon zu und verfehlte das Ziel auch nicht.
„Nein! Stollos! Zwirrklop!“ Zwirrklop stand nicht mehr auf, jedoch erhob sich Stollos wieder, obwohl es sehr geschwächt war.
„Beende es mit Feuerfeger, Lohgock!“ Lohgock sprang auf das Stahl Pokémon mit seinem flammenden Fuß zu.
„Benutz schnell Schutzschild!“ Stollos erschuf einen grünen Schutzschild, der Lohgock zurück warf. „Und jetzt Donner!“
Stollos glühte gelb und schoss einen heftigen Donner auf Harukas Team Kameraden. Beide schwankten leicht, als die Energie nachließ.
‚Lange durchhalten werden sie nicht mehr…’, dachte Haruka. „Feuerwirbel, Lohgock!“
Lohgocks Feuerwirbel schloss Stollos in die Flammen ein. „Psiana, Psychokinese!“
Ein weiteres Mal verdoppelte sich die Stärke des Feuerwirbels und Stollos ging zu Boden.
Chiaki gab sich geschlagen und so gewann Haruka ihren zweiten Kampf beinahe mühelos.
„Und der Sieg geht an Haruka und ihr Team!“, applaudierte Lilian mit dem Mikrofon in der Hand.
Haruka und ihre Pokémon verbeugten sich, dann verließen sie die Arena in Richtung zum Vorbereitungsraum.
Im nächsten Kampf trat Harley gegen seine Gegnerin an. Er setzte Noktuska und Banette gegen Guardevoir und Heiteira ein. Harley gewann den Kampf mit Leichtigkeit und zog ebenfalls ins Halbfinale.
Ebenso wie Saori; sie gewann ihren Kampf binnen von zwei Minuten, indem sie Lahmus und Tauboss in den Kampf schickte. Sie griff mit kraftvollen Kombinationsattacken an, die ihre Gegner ausschalteten.
Der letzte Kampf des Tages war Shuu gegen Ken. Mit kühler Miene trat der Grünhaarige dem Schwindler gegenüber.
Kurz davor hatten die beiden Jungen ein Wortgefecht ausgetragen, welches Haruka natürlich mitbekam und nun wieder mal sauer auf Shuu war. Allerdings wusste sie nicht, dass sie Shuu zu Unrecht beschuldigte.
„Der letzte Kampf des heutiges Tages werden Shuu und Ken austragen!“, rief Lilian. „Los geht’s!“
„Sichlor! Hundemon! Ihr seid dran!“, rief Ken gelassen und warf die Pokébälle seiner Pokémon auf den Boden, die schließlich in einem hellen Lichtschein erschienen.
„Nachtara und Smettbo, los!“
„Lasst den Kampf beginnen!!“, schrie Lilian aufgeregt.
„Hundemon, Flammenwurf und Sichlor, Verfolgung!“, eröffnete Ken den Kampf. Hundemon mobilisierte in seinem Maul einen gewaltigen Flammenwurf und Sichlor raste mit hoher Geschwindigkeit auf Smettbo zu.
„Greif Sichlor mit Ruckzuckhieb an, Nachtara und Smettbo, Konfusion!“, erwiderte Shuu. Hundemons Flammenwurf stoppte mitten in der Luft und kehrte zu dessen Anwender zurück. Nachtara lief geschwind auf Sichlor zu und stoppte dessen Attacke.
Shuu grinste. „Wohl doch nicht dein Glückstag, was?“, sagte er. Ken lachte nur. „Warte es ab.“, antwortete dieser. „Hundemon, Feuersturm!“
Das Hunde Pokémon öffnete sein Maul und formte ein gewaltiges Kreuz aus Flammen.
Der Feuersturm raste mit hoher Schnelligkeit auf Shuu Team zu.
„Smettbo, Schutzschild, schnell!“ Das Pokémon baute um sich und Nachtara einen grünlichen Schutzschild auf, der den Feuersturm verpuffen ließ.
Ken grinste nur diabolisch. „Sichlor, Durchbruch!“
Das Käfer Pokémon schnellte auf den Schutzschild zu und zersäbelte diesen mit seinen Sicheln mit Leichtigkeit. Dessen Insassen wurden schwer getroffen.
„Verdammt!“, fluchte Shuu und sah zu den Splittern des Schutzschildes hinauf. Dabei schlich sich ein Lächeln auf seine Lippen. „Smettbo, benutze Windstoß!“
Die Scherben des Schutzschildes wurden durch die Luft gewirbelt und prasselten auf das gegnerische Team nieder.
„Nachtara, Eisenschweif auf Sichlor, los!“ Nachtara lief auf das angeschlagene Sichlor zu, dann sprang das Unlicht Pokémon im letzten Moment in die Luft und raste mit dem weiß glühenden Schweif auf das Käfer Pokémon zu. Sichlor wurde von der Wucht gegen die Wand geschleudert, allerdings stand es gleich darauf wieder auf.
„Du musst schon andere Attacken benutzen, wenn du mich besiegen willst.“, spottete Ken. Der Grünhaarige ließ sich dadurch nicht sonderlich beeindrucken. „Smettbo, Psystrahl!“
Smettbo schoss einen Strahl, der in hellen Farben leuchtete auf Sichlor ab. Dieses blockte die Attacke mit den Sicheln ab, wurde allerdings stark zurück gedrängt.
„Und jetzt Spukball, Nachtara!“ Das Pokémon formte einen dunklen schwarzen Ball im Maul und schleuderte diesen mit gewaltiger Wucht auf Sichlor, das es hart auf den Boden aufschlug.
Ken war außer sich vor Wut. „Sichlor, steh auf!“ Das Pokémon gehorchte. Nur schwer fand es seine alte Position wieder. „Hundemon, Feuersturm und Sichlor, Hyperstrahl – LOS!“
Shuu war zunächst Bewegungsunfähig, als sich die Pokémon bereit machten für eine Attacke. „Smettbo, Psystrahl und Nachtara, ebenfalls Hyperstrahl!“
Shuus und Kens Pokémon mobilisierten dermaßen Energie, das man wahrhaftig die Spannung der Pokémon wahrnehmen konnte. Sie gaben wirklich alles für ihre Trainer.
Dann schossen sie gleichzeitig ihre Attacken ab; die Angriffe kollidierten bei Berührung und verursachten eine wahnsinnige Explosion, die das ganze Stadion in dichten Rauch bedeckte.
Shuu spürte, wie ihn die leichte Panik befiel. Er konnte weder sehen, noch etwas hören.
Nur langsam lichtete sich der dichte, schwarze Rauch und Shuu wurde mit jeder Sekunde nervöser. Seine Augen brannten, da der Rauch ihm in die Augen gestiegen war. Nur noch plötzliche Erschöpfung verspürte er.
Die tosenden Zuschauer rissen ihm aus dem Dämmerschlaf heraus. Die klatschten Beifall, jubelten und jaulten vor Freude. Hatte er nun verloren? Nein, wieso würden dann das Publikum ihm zu jubeln?
„Und der Gewinner des Kampfes ist… SHUU!!“, brüllte Lilian ins Mikrofon, das einem die wehtaten.
Shuu hob träge den Kopf. Nachtara und Smettbo waren in einem jämmerlichen Zustand, sie standen kurz davor zusammen zu brechen. Und im welchem Zustand war er nun? Er fühlte sich auch nicht besser…
Es war keine gute Leistung gewesen; Shuu hatte seine Pokémon zur völligen Verausgabung gebracht.
Nur knapp verbeugte er sich vor dem Publikum, bevor er aus der Arena taumelte…
Der Grünhaarige wurde von Saori, Kasumi und Satoshi bereits erwartet, nur Haruka hielt sich einwenig im Hintergrund und beobachtete Shuu besorgt aus wenigen Metern Abstand.
Er warf ihr einen kurzen Blick zu, wandte dann allerdings nach wenigen Sekunden wieder ab. Was hatte es gebracht? Er hatte immer noch nicht bewiesen, dass Ken ein falsches Spiel trieb. Noch mehr verletzte ihn, dass Haruka einem Fremden glaubte, den sie gerade mal ein paar Tage kannte und nicht ihm!
„Ich muss mich ausruhen…“, sagte er mit heiserer Stimme und schob sich an den Freunden vorbei.
Der Blick der Braunhaarige schweifte Shuu hinterher und Kasumi sah ihr an, dass etwas nicht stimmte. Sie stieß Haruka mit dem Ellenbogen an, was das Mädchen unwillkürlich zusammenzucken ließ. „Geh ihm nach.“, flüsterte Kasumi ihm zu. Haruka guckte ihre Freundin nur trübsinnig an. „Aber…“ Kasumi schüttelte den Kopf. „Kein aber.“
Haruka schluckte, drehte sich dann schließlich weg und folgte ihm.
„Shuu!“
Der Angesprochene blieb stehen und wandte sich zu Haruka um. „Was ist?“, fragte er, ohne jegliche Gefühlsregung. Haruka verstummte kurz. „Nun?“ Er starrte sie mit seinen grünen Augen an. „Shuu… Ich…“ Sie neigte den Kopf zu Boden, dann hob Haruka wieder den Kopf. „Ich wollte fragen, wie es dir geht.“
Shuus Lippen verzogen sich zu einem sanften Lächeln. „Mir geht’s gut.“, antwortete er knapp, dann wandte er sich von ihr ab. „Wir sehen uns später.“
Haruka blieb wie versteinert stehen. In ihr regte sich kein Muskel, sie sog nur die Luft ein um sie dann stoßweise wieder auszuatmen.
Nun ging auch sie in die Eingangshalle und gab ihre Pokémon ab, abgesehen von Psiana, erkundigte sich etwas bei ihren Eltern nach ihrem Wohlstand, dann verließ auch sie das Pokémon Center.
Die Luft war drückend schwül geworden. Die Sonne schien zwar, allerdings wurde diese von grauen Wolken verdeckt. Die Schatten der Bäume spendeten allerdings einwenig Kühlung, so ging Haruka am Waldrand spazieren. Das Mädchen war in Gedanken versunken und dachte über die Ereignisse der letzten Tage gründlich nach. Besonders über Shuu. Sagte er die Wahrheit? Und was, wenn ja? Würde er ihr jemals verzeihen können?
Sie mochte nicht daran denken, was passieren würde, wenn Shuu ihr nicht verzeihen konnte… Ob er wieder so werden würde, wie früher, als sie sich zum ersten Mal trafen? Haruka dachte an diesen Tag zurück… Es war zur Beginn ihrer Reise gewesen…
~*~ FLASH BACK BEGIN ~*~
Es war ein warmer Sommertag in Graphitport City gewesen. Satoshi, Takeshi, Masato und Haruka waren am Strand. Haruka wollte ihre erste Performance für ihren Wettbewerb zu trainieren. Ihre ersten Versuche gingen so ziemlich daneben. Doch Mal zu Mal wurde sie besser.
„Papinella! Benutz Windstoß!“ Dann warf sie drei Frisbee Scheiben in die Luft. Ihr Papinella ließ einen schneidenden Wirbelwind entstehen und katapultierte diese zu Haruka zurück.
Das Mädchen fing allerdings nur zwei Scheiben und die Dritte, die letzte Frisbee Scheibe schoss auf einen Jungen zu. Dieser schnappte die Frisbee Scheibe aus der Luft auf. „Du machst doch nicht beim Pokémon Wettbewerb mit?“, fragte er arrogant, während er die Scheibe auf den Fingerspitzen balancierte und sie schließlich vor Harukas Füßen warf.
Verwirrt, aber gleichzeitig gereizt, schaute sie den Grünhaarigen an, der inzwischen ihr gegenüber getreten war.
„Du hast keine Kondition zu einem Koordinator!“ Haruka platzte natürlich sofort vor Ärger. „Hey! Wer bist der, der so was zu mir sagen kann?!“
Der Junge hob eine Hand und hielt diese Haruka ins Gesicht. „Wenn du es wissen willst. Ich bin Shuu, ein Pokémon Koordinator!“
Haruka brodelte vor Zorn. „Genau, wie du!“, versuchte Takeshi zu beruhigen. Doch Shuu widersprach: „Das ist doch kein Vergleich!“ Er wandte sich mit dem Oberkörper zu Haruka und Papinella um. „Schau, du und dein Pokémon haben keinen Stil!“
Wieder ging die Braunhaarige hoch, wie eine Bombe. „Hey! Du kannst mich beleidigen, aber NICHT mein Pokémon!“ Wieder hielt Shuu ihr die Handfläche ins Gesicht. „Wow, komm runter, kleines Mädchen!“
„Haruka, hör nicht auf ihn!“, Masato versuchte seine große Schwester zu beruhigen. Satoshi trat einen Schritt auf Shuu zu. „Zeig uns doch dein ‚ach so gutes’ Pokémon!“ Es war eine Aufforderung, als auch eine Drohung, jedoch ließ sich Shuu davon nicht beeindrucken. „Wieso sollte ich? Das hier ist ein Privatstrand für Leute, wie mich!“, kam es sofort von Shuu zurück, dabei deutete er auf ein Gebäude hinter sich.
Haruka blies die Wangen wütend auf und starrte, wie ein aggressives Tier auf ihr Opfer, das Shuu darstellte. „Wir sollten gehen.“, meinte Satoshi ernst. Die Freunde wandten sich zum Gehen. Haruka drehte sich noch einmal um. „Ich nehme an, du machst ebenfalls beim Wettbewerb mit?“ Shuu lachte kurz. „Brilliante Feststellung, Kleine.“
Dabei starrten sie sich eine Weile an, bis Haruka nun ihren Freunden hinterher ging.
~*~ FLASH BACK END ~*~
Haruka musste zugeben, dass ihr erstes aufeinander treffen ihre Rivalität, Freundschaft oder Beziehung, wie auch immer es man nennen mag, sehr geprägt hatte. Über die verschiedenen Zusammenkünfte auf Wettbewerben wurde aus der kühlen Abneigung einander, eine rivalisierende Freundschaft.
Plötzlich hörte das Mädchen Stimmen und der Kopf schoss hinauf. Sie fand sich auf einer Lichtung im Wald wieder. Ihre Augen erspähten Umrisse eines Mensches, die ihr bekannt vor kamen. Schnell huschte sie lautlos über den leicht feuchten Waldboden. Die Stimmen drangen nun lauter ins Ohr.
„E-Es tut mir Leid! Wirklich. Er war einfach zu stark!“, wisperte die eine Stimme.
Haruka zuckte zusammen. Kens Stimme! Vorsichtig lugte sie aus ihrem Versteck heraus. Tatsächlich! Es war Ken und neben Ken war… Ihr Atem stockte. Sie glaubte, ihr Herz würde aussetzen! HARLEY!!
„Du hattest den Auftrag Haruka und ihren kleinen Freund Shuu aus dem Weg zu räumen. Und was hast du geschafft?! Gar nichts! Du bist unnütz!“, keifte der Lilahaarige.
Haruka schüttelte den Kopf. „Nein! Das kann nicht wahr sein!“, murmelte sie. „Shuu hatte Recht!“ Dabei ging sie einen Schritt zurück und trat auf einen Zweig, der sofort knackend zerbrach.
Die Köpfe der beiden jungen Männer schossen zu Haruka herum. Harleys Gesicht verzog sich zu einem bösen Grinsen. „Sieh an, sieh an! Hat man dir nicht beigebracht anderen Leuten nicht zu belauschen?“
Haruka schnappte nach Luft. Sie musste hier weg! Und das tat sie auch, so schnell es ihre Beine erlaubten.
„Schnapp sie dir.“, befahl Harley kalt. Ken nickte und verfolgte Haruka.
Sie rannte, sie rannte um ihr Leben. Ihr Herz pochte ihr bis zum Hals. Die Umgebung schien zu verschmelzen um sie herum. Haruka nahm nichts mehr wahr, nur noch ihr rasendes Herz und ihr Gedanke wegzulaufen.
Doch plötzlich tauchte vor ihr Ken auf, der lachend sich vor ihr aufbaute und sie niederschlug.
Haruka glitt ohne einen Laut zu Boden und verlor das Bewusstsein.
„Das ging einfacher, als ich gedacht hatte.“, lachte Ken und legte Harukas schlaffen Körper über seine Schultern.
Haruka hatte höllische Kopfschmerzen, als sie wieder zu Bewusstsein kam. Ihr Kopf dröhnte schrecklich und ihre Augen waren getrübt. Die Umgebung, wo sie sich befand war dunkel. Nur einzelne Sonnenstrahlen drangen durch die hölzerne Wand.
„W-Wo bin ich?“, kam es von ihr. Ihre Stimme klang erschreckend schwach. Sie erkannte ihre eigene Stimme nicht wieder! Und sie fühlte sich so seltsam müde an…
Ein Lachen drang an ihre Ohren. Ein scheußlich böses Lachen. „Du bist endlich aufgewacht.“, meinte Ken, der auf sie zuging. „Wurde ja auch mal Zeit.“
Haruka hob schläfrig den Kopf. „Ken!“ Nun erinnerte sie sich wieder. Ken arbeitete insgeheim für Harley und sie war prompt auf ihn herein gefallen! „Du verlogene Schlange!“, zischte sie. Dieser zuckte unbeeindruckt mit den Schultern. „Ich habe nur das getan, was mir aufgetragen wurde: Dein Vertrauen zu gewinnen und wie leichtgläubig du bist, bist du auf unsere Falle hereingefallen.“ Wieder erklang ein scheußliches Lachen, das Haruka die Kälte über den Rücken lief. Nun beugte sich Ken zu ihr hinab und zog ihr Kinn nach oben, bis es nah an seinem war. Haruka zitterte am ganzen Leib. Ihre Hände krampften sich unter die Wolldecke unter sich.
Die Lippen Kens berührten fast Harukas, jedoch stieß diese im letzten Moment den jungen Mann von sich fort. „Fass mich nicht an!“, keifte sie, wie eine wütende Katze.
Ken warf seinen Kopf in den Nacken und kicherte bösartig. „Gut, wenn das so ist, dann musst du halt hier verrotten.“ Wieder brach Ken in schallendes Gelächter aus bis es allmählich verklang, als er die Hütte verließ. Ein leises ‚Klicken’ verriet, dass die Tür abgeschlossen wurde.
Sie war alleine in einer gottverdammten Hütte, die weit entfernt von menschlicher Zivilation war.
Haruka verweilte zunächst einen Moment auf ihrem unbequemen Lager. Dann erst wagte sie sich in der Hütte einwenig umzusehen.
Die Hütte war alt und sehr verstaubt. Die Möbel wirkten sehr spröde und zerbrechlich. Nur eine Lampe erleuchtete die dunkle Hütte spärlich.
Die Fenster der Waldhütte waren mit Holzplatten verbarikaddiert, sodass kein Sonnenlicht herein dringen konnte.
Nun überkam Haruka ein Gefühl der Ausweglosigkeit. Sie ließ sich wieder auf die harte Matratze unter sich fallen. ‚Wie komm ich nur hier raus?’, sie war verzweifelt. Ein leichter Hoffnungsschimmer durchkam sie. „Meine Pokémon!“, sie fasste sich an den Gürtel, doch es waren keine Pokébälle daran befestigt. ‚Verdammt. Ich hab sie im Pokémon Center gelassen! Aber moment mal…’ Haruka schaute sich um. „Psiana?! Wo bist du?“
Sie hatte Psiana mitgenommen, davon war sie überzeugt. Doch wo war sie nun? Hatten Harley und Ken ihrem Pokémon etwas angetan?
Plötzlich vernahm sie ein leises Rascheln aus einer Ecke ihrer Bleibe und gleich darauf sprang Psiana hervor. „Psiana! Gott sei Dank, du bist entkommen!“ Sie fuhr Psiana über den Kopf. „Wie hast du hier reingefunden?“
„Psi Psiana!“ Das flinke Pokémon deutete auf einen schmalen Spalt an der Wand, der halb von Regentonne verdeckt wurde. Haruka hatte gehofft, dass sie auch flüchten konnte, jedoch war der Spalt so schmal, dass nur ein Pokémon, wie Psiana hindurch schlüpfen konnte.
„Verdammt.“, kam es flüsternd von ihr, als sie sich wieder auf die harte Matratze setzte. Sie neigte den Kopf zu Psiana, die sie fragend ansah. „Du musst Hilfe holen, Psiana.“
Psiana schaute ihr eine Weile tief in die Augen, dann schlüpfte sie durch den schmalen Spalt ins Freie und lief davon.
Haruka wusste, dass Psiana sie verstanden hatte. Sie lehnte sich an die kalte Wand. Nach wenigen Sekunden war sie eingeschlafen…