Ungefähr zeitgleich mit Hinokis Wohlbefinden, besserte sich auch das Wetter und der Regen ließ etwas nach. Die junge Frau ließ den Blick umher schweifen und bemerkte, dass sie bis jetzt der einzige Mensch an Deck zu sein schien. Nur ein paar Machollo werkelten an den Tauen herum. Da inzwischen nicht mehr so viel Wasser von oben und von der Seite kam, war es ein guter Zeitpunkt Stollunior besser kennen zu lernen. Sie nahm also den Pokeball vom Gürtel und befreite das kleine Stahlwesen draus, das sich auf den nassen Schiffsplanken materialisierte. Aber als sie sich zu ihm hinunterbeugen wollte, überkam sie wieder ein heftiges Schwindelgefühl und sie musste sich zurück an die Reling lehnen. „Tut mir leid, mein Kleines, wir müssen das Kennenlernen noch etwas verschieben“, sagte sie entschuldigend, während sie tief die salzige Luft einatmete. In dem Moment kamen Serena und der miesepetrige junge Mann an Deck, scheinbar wollten sie einen Übungskampf austragen. „Schau genau zu, dass ist ein Pokemon-Kampf. Wenn du möchtest, werden wir sowas auch bald machen“, aufmunternd lächelte sie ihrem neuen Teammitglied zu und holte auch Therru aus ihrem Ball.
Zu dritt beobachteten sie das Spektakel, das Hinoki etwas von ihrer Seekrankheit ablenkte. Auf dieses Match folgte noch ein Doppelkampf, an dem Serena und drei junge Männer teilnahmen, von denen einer wie ein Wissenschaftler und ein anderer wie ein Butler gekleidet war. Man kann nicht behaupten, dass es keine interessante Gruppe ist, in die ich hier hineingeraten bin, dachte Hinoki bei sich.
Einige Zeit später wurden sie alle unter Deck geschickt. Hoffentlich hatte das zu bedeuten, dass sie ihr Ziel bald erreichten. Das Schwanken hatte schon lange genug gedauert. Zu allem Übel hatte es verhindert, dass sich Hinoki mit irgendjemandem an Bord unterhalten konnte, abgesehen von den paar Sätzen zu ihren Pokemon. Übel.., ha welch lustiges Wortspiel, kam der jungen Frau ein sarkastischer Gedanke. Zum Glück kam bald darauf ein Machollo die Treppe herunter und teilte ihnen durch Schreiben auf eine Tafel mit, dass sie am Hafen angekommen waren. Die erstaunliche Tatsache, dass dieses Pokemon schreiben konnte, war Hinoki momentan vollkommen egal, sie wollte nur möglichst schnell wieder festen Boden unter den Füßen haben. Sie stürmte regelrecht von Bord und wäre beinahe auf dem nassen Steg ausgerutscht, konnte sich nur mit Mühe auf den Beinen halten.
Das Unwetter war in der Zeit, in der sie unter Deck gewesen waren, wieder stärker geworden, trotzdem ließ sich Hinoki erst einmal auf dem Boden nieder, der Butler hatte es ihr gleich getan. Ein plötzlicher Schrei ließ sie zum Schiff herumfahren – Moment, zum Schiff? Hinoki konnte keine Spur des alten Segelschiffs mehr entdecken. War es möglich, dass es so schnell wieder abgelegt hatte? Wie lang hatte sie hier gesessen? Ihr Kleidung war vom Regen jedenfalls schon komplett durchgeweicht, aber die anderen schienen genauso verwirrt. Merkwürdig... Wie auch immer, länger konnten sie unmöglich hier draußen bleiben, langsam kam Bewegung in die Gruppe. Hinoki versuchte so gut wie möglich das unangenehme Gefühl des nassen Stoffs auf ihrer Haut auszublenden und folge ihnen mit auf den Boden gerichteten Tunnelblick.
Nach einiger Zeit, sie konnte nicht genau sagen wie lange, erreichten sie schließlich ein Pokemon Center. Durch die Nachwirkungen der Seekrankheit und das unausstehliche Gefühl der vollgesogenen Kleidung war Hinoki inzwischen in eine Art Schlecht-Wetter-Delirium abgerutscht und saß allein auf einer Bank im Eingangsbereich. Die anderen mussten inzwischen denken, dass sie entweder extrem schüchtern oder stumm war, wenn sie überhaupt Notiz von ihr genommen hatten. Das war normalerweise gar nicht Hinokis Art. Aber daran war dieses schreckliche Wetter schuld. Es regnete sprichwörtlich Mauzi und Snubbull, was ihr Gehirn praktisch auf Zombie-Modus umstellte: alles ausblenden und einfach den Gleichgesinnten folgen. Sie konnte hören, wie sich Serena an der Theke mit Schwester Joy unterhielt. Das Center war überbelegt, na toll, das bedeutete, dass sie noch einmal nach draußen mussten. Dann hörte sie noch etwas anderes: der Kapitän, der sie gerade eben an Land gebracht hatte, war angeblich seit Jahren tot...? Ein kalter Schauer lief ihr über den Rücken, der nicht von ihrer triefenden Jacke herrührte. Das konnte auf keinen Fall sein, aber momentan konnte Hinoki nicht die Konzentration aufbringen, um darüber nachzudenken. Dann ging es auch schon wieder weiter hinaus in das Unwetter und über die Straße bis zu einer kleinen Pension.
Die Empfangshalle strahlte etwas Warmes und Gemütliches aus, sodass sich Hinoki gleich besser fühlte. Sie bekam mit, dass auch die Räumlichkeiten der Pension bald ausgelastet waren, und sich die Leute deshalb zu dritt jeweils ein Zimmer teilen mussten. Da sie bis jetzt kaum jemanden aus der Gruppe näher kannte und es deswegen auch niemanden gab, mit dem sie unbedingt nicht auf einem Zimmer sein wollte, beschloss die junge Frau einfach abzuwarten, bis sie angesprochen wurde, ein Platz würde schon übrig bleiben.
OT: Sorry für die lange Inaktivität^^' Die Seekrankheit erklärt wenigstens teilweiße, warum man so lange nix von Hinoki gehört hat xD
Zimmerkameraden sind schon gefunden.