Liebe Akatsuki,
ich habe dir den Kommentar schon lange versprochen und ich dachte, meinen ersten Beitrag als Komiteemitglied mache ich bei einem Kollegen. Es ist eine Ehre für mich, hier zu posten. :PP
Da deine Kurzgeschichte „Freundschaft“ schon zweimal bewertet wurde, habe ich beschlossen, mir „Schicksal“ als Werk auszusuchen, das ich rezensieren werde.
Mit dem Titel „Schicksal“ assoziiere ich in erster Linie wirklich nur schwammige Dinge. Es ist wirklich schwer, eine Definition für Schicksal aufzustellen – aber ich würde es so definieren, dass Schicksal das Vorherbestimmte ist, das in der Zukunft eintreffen wird. Indirekt musste ich zuerst an einen fatalen Unfall denken oder an ein tiefschürfendes Erlebnis. Das aber von dir gewählte Thema finde ich auch sehr interessant und im Endeffekt mit dem Titel stimmig.
Der Einstieg ist unmittelbar und sehr gut gewählt. Du forderst den Leser dazu auf, sich in das „Du“ hineinzuversetzen und sich wieder an vergangene Momente zu erinnern. Der Leser wird also indirekt in eine Lage zurückversetzt, in der er die gleichen Hoffnungen hatte wie das „Du“ im Text. Aufgrund dieser Tatsache kann man sich leichter mit dem „Du“ identifizieren und auch die Gefühle besser „nachspüren“ und verstehen. Des Weiteren sind die im ersten Satz gewählten Stilmittel sehr schön. Man selbst ist noch auf dem Boden, sieht aber am Firmament die wunderschönen, verlockenden Hoffnungen und Träume, die man so gern erfüllt hätte. Also greift man nach ihnen, das heißt, man versucht sein Möglichstes, um Wunschträume zu Realität zu machen. Mit der Metapher hast du auch gleichzeitig ein sprachliches Bild erzeugt, bei dem ich mir genau diese Szene vorstelle und dank des sprachlichen Bilds sieht man besonders gut die Distanz zwischen Realität und Wunschtraum. Diese „Distanz“ wird zum Beispiel auch mit „doch“ hervorgehoben. Du hast in dem Text also einen kleinen Stilbruch, der die aufkommende Hoffnung wieder zerschlägt. In Verbindung mit dem Titel wird auch hier klar, dass es sich bei dem „Ich“ um das Schicksal handelt, das eventuell die betroffene Person gerade im Leben beobachtest und vielleicht die Sätze als Randnotiz sagt.
Der zweite Satz „Du suchst Liebe, wahre und innige, doch was dich erwartet ist Schmerz und Grauen“ kann man kurz abhandeln. Die Hauptperson hat sich vermutlich in jemanden verliebt, aber die Liebe wird nicht erwidert und die Folge ist, dass die Person mit Liebeskummer und Resignation umgehen muss. In welcher Phase sich die Person befindet, kann ich nicht sagen. Wie gesagt, ich bin der Meinung, dass das „Ich“ (das Schicksal) einen Menschen beobachtet und jede aus seiner Sicht dumme oder falsche Tat kommentiert. Wahrscheinlich kommt der Kommentar ganz am Anfang und das „Ich“ beobachtet den Menschen einfach weiter, bis die nächste Aktion kommt.
Die Suche nach Frieden ist wahrscheinlich sehr normal für einen Menschen, weil man immer älter wird und sich dann auch einen Platz sucht, um dort alt zu werden – mit oder ohne Partner. Die vielen tollen Metaphern schlüssle ich dir auch auf!
Friede in der Seele: schlichtweg die Zufriedenheit, dass nichts schiefgeht und alles in Ordnung ist.
Friede im Körper: Gesundheit
Friede im Herzen: Die wahre Liebe finden und mit ihr alt werden.
Die letzte Metapher in dem Satz ist der „kalte Krieg“. Ich weiß nicht, mit wem man den kalten Krieg führt. Der kalte Krieg steht bestimmt für alle Ereignisse, die man bewältigen muss, ohne dass man gegen sie ankämpfen kann. Das könnte beim Körper Krebs und bei der Liebe Herzschmerz sein.
Der dritte Satz ist wieder eine tolle Metapher, bei der man erkennt, dass die Hauptperson abermals einen falschen Weg einschlägt und sich das „Ich“ schon fast etwas darüber lustig macht, wie oft man nur Fehler machen kann. Die „Geborgenheit“ stellt wieder einen Bezug zur missglückten Liebe her, die sich durch den ganzen Drabble zieht. Die letzten zwei Sätze sind eine Art Wiederholung von allem – das „Du“ will seine Wünsche wahr werden lassen, doch das funktioniert nicht und es verrät seine Prinzipien. Das heißt, es tauscht seine Traumwelt gegen weltlichen Wohlstand ein.
„Mich, das Schicksal, kann niemand umgehen“ ist wohl eine Art Drohung an das „Du“, weil es nicht über sich selbst bestimmen kann, sondern das „Ich“ das tut.
Und jetzt kommen wir zum letzten Teil. Was will Akalein mit dem Drabble ausdrücken? Zum einen kann man sagen, dass keiner weiß, was in der Zukunft geschehen wird. Man hat keinen Durchblick und kann die Zukunft auch nicht beeinflussen. Wenn es nach dem Schicksal geht, hat meinen Weg, den man gehen wird, und diesem kann man auch nur schwerlich ausweichen. Außerdem hat jedes Tun eine Konsequenz, die meist in herben Rückschlägen endet. Zum anderen kann man auch sagen – wenn man den Drabble ganz weit generalisiert -, dass niemand die Kontrolle über das eigene Leben hat und immer eine Abhängigkeit besteht. In diesem Fall muss das „Ich“ nicht das Schicksal sein, sondern könnte auch ein anderer Mensch sein, der maßgeblich am Leben des „Dus“ involviert ist.
Die Sätze sind immer gleich. Du verwendest durchgehend bis auf den letzten Satz Parataxen und der erste Teil des Satzes ist immer sehr hoffnungsvoll, optimistisch und schön, das „doch“ leitet dann aber die Konsequenz des Schicksals ein und wirkt wie ein Randkommentar, der ein Außenstehender macht und das Geschehen beobachtet und kommentiert.
Insgesamt ist der Drabble sehr schön, voller Metaphern und gefällt mir. Der Schreibstil und die Erzählart werden durchweg eingehalten und es entsteht Abwechslung.
Du greifst nach den Sternen, nach Mond, Mars und Saturn, streckst deine Arme weit aus, doch erreichen wirst du sie nie. Du suchst Liebe, wahre und innige, doch was dich erwartet, ist sind Schmerz und Grauen. Du suchst Frieden, Frieden in deiner Seele, Frieden in deinem Herzen und Körper, doch was du findest, ist nur ein kalter Krieg. Du suchst Geborgenheit dort, wo du glaubt glaubst, sie zu finden, doch was dich erwartet, ist nicht dein Traum. Du träumst dir deine Welt, wie sie dir gefällt, doch dein Gefallen schwindet schnell und weicht der Habgier. (Wenn du durchgehend "doch" klein schreibst, dann bitte auch hier. ;))
Mich, das Schicksal, kann niemand umgehen.