„Wir werden sie jagen“ soll was genau bedeuten? Eine Aufholjagd ist auch in der Politik gegeben, bei Wahlen, die AfD würde dort gerne die CDU überholen. Selbst wenn diese Analogie jetzt nicht so passend ist, darin irgendwas mit Gewalt zu sehen, ist doch absurd. Ich bin kein Fan dieser Aussage, halte sie für unnötig roh, das macht sie nicht rechtsextrem. Am Ende entscheidet bei der AfD immer, dass eine Aussage von ihr kommt und nicht der Inhalt, Grüne sind ja auch nicht rechtsextrem. Damit macht man es der AfD viel zu einfach, sich in der Opferrolle des Missverstandenen zu fühlen. Zu einfach, dass Zweifel an Medien und den anderen Parteien und deren Glaubwürdigkeit geschürt werden. Dies halte ich für gefährlich, dies werfe ich in erster Linie der AfD vor, aber unschuldig sind Medien und co. auch nicht.
Was das genau bedeuten sollte, darfst du gerne Gauland fragen, ob er darauf ehrlich antworten würde, ist ne andere Frage. Für mich klingt das nach dem, was eine Jagd eben ist: Eine brutale, rücksichtslose Verfolgung der eigenen Ziele und dann ein Gnadenschuss. Es ist eine offensichtlich aggressive, gewaltbereite Äußerung, insbesondere im Kontext, den du partout ignorierst. Diese Analogie ist maximal unpassend, weil es GANZ OFFENSICHTLICH nicht so gemeint ist. Und natürlich ist es wichtig, von dem die Aussage kommt, weil du sonst den Kontext komplett ignorierst! Und der Verweis auf die Grünen ist auf so vielen Schichten blödsinnig... a) andere Zeiten mit einem roheren politischen Ton im Allgemeinen, b) eine Partei, die damals wie heute nicht mit Menschenfeindlichkeit glänzt, im Gegensatz zur AfD, und wenn ich länger drüber nachdenken würde, würden mir sicherlich mehr Gründe einfallen, warum die Analogie an den Haaren herbeigezogen ist.
Die AfD WILL sich in der Opferrolle des Missverstandenen fühlen und wird das auch immer schaffen, eben weil sie ihre Aussagen genau so tätigt. Und nicht diese Opferrolle ist der Grund für den Zweifel an den Medien, das ist höchstens korreliert, aber es besteht kein kausaler Zusammenhang. Viel sinnvoller wäre es beispielsweise, dass Menschen ihr eigenes Weltbild haben, das von der AfD verstärkt und von den Medien widerlegt wird, aber weil Menschen eben so sind, wie sie sind, akzeptieren sie Dinge weniger, wenn diese ihrem Weltbild widersprechen (das ist übrigens ein Effekt, der nachweisbar ist).
Dadrum dreht sich doch unsere Diskussion, da ich dies so finde, halte ich mir auch das Recht vor, dies in meine Argumente einzubauen.
Ein demokratischer Staat muss beides. Er soll sich ruhig wehren, indem die AfD kritisiert wird, aber er muss es aushalten, dass sie trotzdem ihre Meinung sagen und die Leute es auch hören. Wenn ein demokratischer Staat untergeht, weil Leute rechtsextremes Zeug verbreiten, liegt es nicht daran, dass diese Leute dies getan haben, da ist dann mehr nicht in Ordnung.
Nein, weil deine Aussage unbegründet ist. Hier wurde oft genug widersprochen und begründet, warum die Meinungsfreiheit deswegen eben nicht eingeschränkt wird, und du konntest nichts erwidern außer "sehe ich nicht so".
Nein, sobald die Aussagen der AfD unsere Werte verletzen (und dementsprechend strafrechtlich relevant werden), muss der Staat das nicht aushalten. Die Schwierigkeit besteht eben darin, dass die AfD gezielt ambivalent formuliert, aber das muss durch die Zivilgesellschaft ausgeglichen werden. Joa, da ist mehr nicht in Ordnung - indem man die Verbreitung von rechtsextremem Gedankengut nicht unterbunden hat.
Selbst innerhalb dieses Flügels um Höcke herscht nicht überall eine Führerstimmung. Ein Flügel eines Flügels der AfD ist rechtsextrem. Wenn dieser immer stärker und stärker wird, könnte die AfD auch mal rechtsextrem werden, dies ist jetzt noch nicht der Fall und wenn es passiert, wird die AfD wohl auch nicht mehr so erfolgreich sein.
Innerhalb herrscht nicht überall Führerstimmung, das ist korrekt, aber in weiten Kreisen. Und nein, der ganze Flügel um Höcke ist offen völkisch und rechtsextrem und der GRUND, warum die AfD stark ist. Sie ist nicht trotz dieses Flügels stark, sondern wegen. Und die AfD ist bereits in weiten Teilen rechtsextrem, wie hier auch schon ausführlich begründet wurde. Sorry, aber du verharmlost die Partei.
Du scheinst da was zu verwechseln. Das Gericht hat nicht festgestellt, dass er ein Holocaustleugner ist, sondern nur, dass ihn so zu bezeichnen von dem Recht auf freie Meinungsäußerung gedeckt ist. Vielleicht hat er auch an der ein oder anderen Stelle den Holocaust relativiert, aber geleugnet hat er ihn nicht. Er mag ein mieser, verachtenswerter Antisemit sein. Man muss ihn nicht mal schlimmer darstellen als er ist, das, was er ist, reicht schon.
Das, was er gesagt hat, ist ja offensichtlich ausreichend - ansonsten dürfte er nicht so genannt werden, weil das eine Diffamierung darstellen würde (und damit wieder strafrechtlich relevant und nicht durch freie Meinungsäußerung gedeckt wäre).
Was sollen diese Grenzen des Sagbaren sein? Ich sehe diese im Gesetz. Alles andere wäre auch Interpretationssache, was nun über diesen Grenzen liegen soll, und würde jeder sicher anders sehen. Natürlich kann man auch Dinge kritisieren, die gesetzlich erlaubt sind, aber dennoch eigentlich verachtenswert, aber dadrum geht es nicht. Es wird mehr kritisiert als nötig, es wird stärker kritisiert als nötig und dafür soll die AfD dann in ihren Möglichkeiten der Meinungsäußerung beschränkt werden. Du sprichst von einem systematischem Ausweiten, ich sehe aber auch das gegenteilige Phänomen, ein systematisches Einengen des Sagbaren. Aber wir haben wohl auch eine andere Auffassung, was man sagen darf und was nicht. Ich will hier auch deutlich machen, dass man die AfD für bestimmte Äußerungen kritisieren darf und auch sollte, man sollte nur nicht übertreiben und dann auch noch Sanktionen für das Gesagte fordern.
Und wenn du mir sagst, ich würde darauf hereinfallen, spiele ich den Ball zurück, und sage, du fälltst darauf herein, indem du zu hart zur AfD bist und es somit möglich machst, dass sie sich als Opfer sehen und Leute wie ich dies sogar berechtigt finden würden.
Die "Grenze des Sagbaren" ist das, was als gesellschaftlich akzeptabel betrachtet wird. Das ist doch der ganze Trick dahinter - rechtsextreme Rhetorik gesellschaftsfähig zu machen. Daher liegt diese Grenze nicht im Gesetz, weil es eben Ambivalenz nicht verurteilen kann, dem muss die Zivilgesellschaft entgegentreten, wie erwähnt. Die Judikative kann per Definition nur reagieren, und nur auf das, was man anklagt. Das reicht aber nicht immer aus. Und doch, um genau diese Dinge geht es. Es wird noch nicht genug kritisiert, es wird noch nicht genug aufgepasst, wie man an der immer radikaleren Rhetorik der Gesellschaft, der Medien und der Politik erkennt. Dieser Prozess schreitet voran.
Wo findet denn ein systematisches Einengen statt? Schieß mal los. Klar, ich toleriere halt keine rechtsextreme Rhetorik. Wie gesagt, die AfD sieht sich so oder so als Opfer, und wenn du das auch noch als berechtigt ansiehst, dann gehst du ihr wirklich maximal auf den Leim, na toll. Du denkst immer noch, dass man die AfD auf der sachlichen Ebene besiegen kann, oder? Zeig mir mal, wo das bisher erfolgreich war. Das reicht nicht. Es ist notwendig, die Fakten auf seiner Seite zu haben, ja. Aber es reicht nicht aus, wenn das Gegenüber Fakten ignoriert und lieber "Lügenpresse" schreit.
Allein durch die Auswahl dessen, was wiedergegeben wird, findet schon eine Bewertung statt. Interpretiert wird das Ganze dann in Kolumnen oder ähnlichem, was zwar als Meinung gekennzeichnet wird oder als solche ersichtlich ist, aber halt doch zu den Medien gehört. Auch andere Formate wie Reportagen oder eben Talkshows haben oft eine Bewertung drin. Aber auch die Kritik durch andere Parteien, durch soziale Medien oder wem auch immer, die teils ebenfalls in den Medien genannt wird, aber auch für sich alleine schon dasteht, verzerren das Bild. Allerdings sind die Medien auch durch diese Kritik gezwungen, darüber zu berichten, es ist eine schwierige Situation, bei denen nicht nur die Medien die Verantwortung tragen.
Aussagen, dass die Medien nur Lügenpresse sei oder Ähnliches sind Schwachsinn und ich bin vorsichtig bei so was, was nur annährend in diese Richtung geht. War vielleicht etwas zu sehr gegen Richtung Medien von mir geäußert, besser wäre ein „von allen Seiten“ oder so was möglicherweise gewesen. Aber 100% neutral sind die Medien nicht, es ist unmöglich, dass sie es sind. Was natürlich nicht heißt, dass sie systematisch nur gegen die AfD sind, nicht glaubwürdig seien oder irgendwas in der Richtung.
Die Bewertung findet bereits da statt, das ist korrekt. Das hat aber (im Idealfall) mit "Relevanz" zu tun und mit nichts anderem. Daher wird ja auch jedes kleine Zitat von einem halbwegs wichtigen Politiker hier in Deutschland (nicht mal ausschließlich AfD, da gehören tatsächlich alle dazu; ich habe vor einem Tag oder so tatsächlich noch mal was von Friedrich, dem ehemaligen Innenminister gelesen. Da sieht man mal, wer so alles eine Stimme erhält.) berichtet, eben, weil es für die Menschen hier am nächsten an ihrer Realität dran ist. Und was ist so schlimm daran, dass Texte, die als Meinung ganz klar und offen deklariert sind, in den Medien eben auch angeboten werden? Würdest du das lieber nicht haben? Reportagen sind noch ziemlich neutral, Talkshows per definitionem nicht. Ich bin mir auch ehrlich gesagt nicht sicher, was du aussagen möchtest (du vielleicht selbst auch nicht? Zumindest erweckt das ein wenig den Eindruck, und das meine ich als bloße Feststellung ohne Wertung). Deinem letzten Absatz kann ich aber vollkommen zustimmen.
Du hast das schon richtig erfasst, warum sie ihre Aussagen relativieren und trotzdem bewusst so tätigen. Aber ob sie wirklich Rechtsextreme damit ansprechen wollen, da bin ich mir nicht sicher. Es ist eh die Frage, wie viele davon wirklich in der AfD sind, bei anderen Parteien wären sie nämlich besser aufgehoben. Die AfD sollte nicht rechtsextrem genug sein, um wirklich sehr viele von denen anzuziehen. Was nicht heißt, dass es sie nicht trotzdem gibt, aber mit solchen Aussagen werden vielleicht eher Rechtsradikale und alles, was zwischen denen und den Bürgerlichen steht, angesprochen sein.
Aber wie ich ja auch schon oben erwähnte, ist dies nicht der einzige Grund für solche bewusst provozierenden Aussagen. Und nur weil sie etwas provozierend sind, macht es sie nicht rechtsextrem, schon gar nicht die AfD als Ganzes.
Wen wollen sie sonst damit ansprechen? Sieh es doch mal so - wenn die AfD sich tatsächlich von Rechtsextremen absetzen möchte, wieso benutzt sie dann so ein Vokabular? Die meisten Aussagen lassen sich auch "zivilisiert" ausdrücken. So ein "martialisches" Vokabular dient eindeutig dem Zweck, sich an diese Kreise anzubiedern, die ja auch einen guten Teil ihrer Wählerschaft ausmacht, gerade im Osten (aber nicht nur, das ist nicht nur ein Ostproblem). Ist ja kein Zufall, dass Rechtsextreme in Sachsen (bzw. allgemein dem Osten) besonders stark sind, ebenso wie die AfD.
Was gibt es denn noch für Gründe? Und nicht "etwas provozierend", mehr kannst du diese Aussagen wirklich nicht relativieren. Und wie gesagt - ab einem gewissen Punkt ist es effektiv egal, ob die gesamte AfD rechtsextrem ist oder sich nur Rechtsextremen anbiedert.
Du interpretierst es aber auch hier wieder ziemlich hart, so sind diese Aussagen nämlich nicht gefallen. Kontext weglassen oder verdrehen, so dass es zwar noch ungefähr mit dem Gesagten übereinstimmt, aber doch einen teils anderen Eindruck macht, kommt bei der AfD ziemlich häufig vor und dies macht das Relativieren dieser Aussagen ziemlich einfach, wenn man es denn dann überhaupt noch relativieren nennen kann. Das Ganze wurde so gemeint, wie ich es dargelegt hab, wenn man dies als schlimme Relativierung sehen mag, nun gut. Ich sehe es als etwas, dem ich widersprechen würde, das man auch kritisieren kann, aber nicht als etwas, das in Richtung Antisemitismus, richtiger Holocaustleugnung oder Rechtsextremismus geht.
Doch, diese Aussagen sind so gefallen. Zum Vogelschiss hat Gauland über die ach so tollen Errungenschaften deutscher Geschichte geschwafelt und dann inhaltlich "im Vergleich zu 1000 Jahren erfolgreichen deutscher Geschichte war Hitler nur ein Vogelschiss" gesagt. Eindeutiger geht's doch nicht mehr. Wenn das keine Relativierung ist, was dann? Muss es etwa schon in der Kategorie "ja 6 Millionen Juden waren schon schlimm, aber Stalin hat xx Millionen umgebracht" sein? Der Kontext unterstützt meine Argumentation, auch ohne von mir verdreht zu sein. Und das ganze war so ambivalent gemeint, wie ich es dargelegt habe, und stellt faktisch eine Relativierung dar, ohne jeden Zweifel, weil er zeitliche Dauern gegeneinander vergleicht, obwohl diese, wie du übrigens selbst gesagt hast, nichts über die "Qualität" oder den Inhalt dieser Zeitdauern aussagt.
Du findest, dass man sich noch mehr dem Thema widmen sollte, die AfD weniger und ich finde es eigentlich okay so, wie es ist. Alle drei sind legitime Meinungen. Wenn der ganze Schulunterricht nur noch aus Holocaust und Naziaufarbeitung bestehen würde, wäre das ja auch nicht gut. Dieses Extrembeispiel soll nur darstellen, dass es nicht zwangsläufig Holocaustrelativierung, nicht mal unbedingt rechts, sein muss, wenn man fordert, dass sich weniger diesem Thema gewidmet werden soll und dafür lieber auch anderem. Die AfD will ja nicht, dass man es komplett aus den Lehrbüchern streicht oder so was. Ob sie überhaupt irgendwas am Lehrinhalt in der Schule ändern will oder es ihr nur um die allgemeine Stellung des Themas in der Gesellschaft geht, ist mir nicht bekannt.
Das weniger ist nicht legitim, weil wir ein Problem mit Rechtsextremismus auch abseits der AfD haben und eine Pflicht besteht, über solche Verbrechen aufzuklären, damit die Leute sich ihrer Verantwortung bewusst sind, es nicht zu wiederholen. Das ist eine zutiefst menschliche Verantwortung, derer sich die AfD verweigert. Nun kann man natürlich sagen "ja aber es steht ja nicht im Gesetz". Stimmt. Aber das Gesetz liefert keine Antworten auf alle Fragen und darf nicht der einzige Bewertungsimperativ sein. Diese Forderung ist von Grund auf falsch und verschärft bestehende Probleme. Und auch ich fordere nicht, dass der ganze Schulunterricht daraus bestehen soll. Nur kann es eben noch ein wenig mehr sein. Und doch, ich würde es schon rechts nennen. Schon aus dem Grund, weil sich Rechte lieber auf die "positiven historischen Aspekte" beziehen wollen und daher die "negativen" eher ausblenden wollen. Das passt also schon. Und Holocaustrelativierung ist es nicht, das stimmt. Aber es ist ein nachhaltiger Dämpfer für die kollektive Verantwortung. Und hinsichtlich "allgemeine Stellung" verweise ich auf "Schuldkult beenden"...
Verantwortung, dass Deutschland aufgrund seiner Geschichte, besonders handeln soll, sei es Israel besonders zu unterstützen oder in der Flüchtlingsdiskussion eine besonders humane Sicht zu vertreten oder irgendwas anderes. Dies kommt schon recht häufig vor, dass dies gefordert wird, voller Stolz gesagt wird, dass man gerade deswegen so handelt, oder kritisiert wird, dass man aufgrund der Verantwortung Deutschlands anders hätte handeln sollen.
Und ich finde da die Kritik in Ordnung, ich teile sie sogar ein wenig, auch wenn bei weitem nicht vollständig. Deutschland ist heute ein vollkommen anderes Land, die Leute, die damals die Schuld trugen, sind tot, Erbschuld gibt es nicht. Es gibt keinen Grund, warum Deutschland anders handeln soll als andere Länder oder Verfehlungen Deutschlands dem Land besonders vorgeworfen wird. Man sollte dafür sorgen, dass so etwas nicht wieder vorkommt, mit Bildung dem entgegenwirken. Den Opfern sollte man gedenken. Aber es gibt auch Grenzen und da wird schon paar mal etwas zu viel die Aufmerksamkeit auf diese Zeit gelenkt. Wie geschrieben, teile ich diese Kritik nicht vollständig, aber vereinzelt seh ich es schon zutreffen, auch wenn ich die aktuelle Situation noch vollkommen in Ordnung halte. Ich störe mich selbst auch nicht daran, kann aber verstehen, wenn dies auf nationalistischer Seite alles sehr eng gesehen wird. Was nicht heißt, dass ich die Art der Kritik unterstütze oder auch die Reichweite, was man verändern will.
Es kommt ab und zu vor, ja, und ist in keinem sinnvollen Zusammenhang, finde ich; das eine sollte nicht das Begründung für das andere dienen, zumindest heutzutage nicht mehr. Da sehe ich es sogar krasser als du, weil ich diese Art der Begründung als unlogisch bezeichnen würde, zumal diese verhindert, beispielsweise Israels Politik deutlich zu widersprechen, weil es eben auch ein Totschlagargument darstellt. Dennoch ist das wohl kaum der Grund, warum sich "Wutbürger" hauptsächlich aufregen. Es kann ne Rolle spielen, ja, und das kann ich sogar, wenn auch wohl aus anderen Gründen, nachvollziehen, aber ist wahrscheinlich nicht die "Hauptkritik".
Es rechtfertigt sie in der Weise, dass die Meinungen auch ein Anrecht haben, gehört zu werden. Eine Unterdrückung dieser würde die Situation einfach nur verschlimmern. Dies würde sogar wirklich eine Gefahr sein, dass dann gerade dadurch Leute immer mehr nach rechts bis zum Rechtsextremismus driften.
Dazu ist die Frage, ob man es wirklich als ungerechtfertigte Marginalisierung sieht oder als sozusagen gerechtfertigte Marginalisierung. Es wiegt einander nicht auf, aber es gibt einen Kontext hinzu, womit man die Position der AfD genauer verstehen kann.
Nicht jede Meinung hat ein Anrecht, gehört zu werden - die absolute Grenze ist das Gesetz. Viel wichtiger ist aber: Keine Meinung hat das Recht, das man ihr zuhört. Das haben nämlich die Zuhörer zu entscheiden. Und wie gesagt, eine gesetzliche Unterdrückung muss das äußerste Mittel sein und ist eben auch davon abhängig, dass die Aussagen nicht ambivalent sind - eine gesellschaftliche Ächtung und Marginalisierung hingegen würde enorm weiterhelfen.
Zum zweiten Absatz: Das Gesagte und das Gemeinte sind nicht immer gleich. (Stichwort Ambivalenz.)
Zu Rechtsextremisten siehe auch oben, es mag welche geben, die die AfD wählen, ich denke jedoch nicht, dass diese Gruppe so groß oder relevant ist. Aber ja, die Partei ist seit ihrer Gründung nach rechts gerückt, aber wie sie sich in Zunkunft entwickeln wird, kann man zwar versuchen vorrauszusehen, sicher wissen jedoch nicht. Und wie die Partei in der Zukunft vielleicht mal wird, spielt, wie ich finde, keine Rolle in der Gegenwart, da geht es um die heutige AfD. Gerade auch, weil ich es für kontraproduktiv halte, wie ich ja schon mehrfach ausgedrückt hab, die AfD zu sehr zu dämonisieren.
Nur weil die AfD rechter wird, macht das sie aber auch noch lange nicht zur NPD. Grüne und Linke sind ja auch beide links, letztere mehr, das Beispiel ist auch eigentlich nicht ganz so gut zugegebenerweise, aber beide Parteien sind trotzdem vollkommen unterschiedlich. Auch wenn der Höcke-Flügel näher an der NPD ist als der Rest der AfD, die gesamte AfD hat noch einige Unterschiede zur NPD.
Wie gesagt, dann erkläre den Erfolg der AfD im Osten. Aus meiner Perspektive dämonisiere ich die AfD ja auch nicht, und ich versuche dir nahezulegen, warum es keine Dämonisierung ist. ;)
Jo, der Unterschied besteht darin, dass man in der AfD eher Anzug trägt. Spaß beiseite: Die Unterschiede sind geringer, als man sich wünschen würde; spätestens mit dem Parteitag, als eben der Höcke-Flügel gestärkt und Petry faktisch entmachtet wurde, war die Richtung der AfD zu erkennen. Ob das so beibehalten wird, kann man natürlich nicht sicher wissen, aber zumindest begründete Mutmaßungen anstellen.
Sie wollen Förderungen für „politisch Korrektes“ und „Ideologiebesetztes“ abschaffen, aber Theatern verbieten irgendwas aufzuführen, davon seh ich nichts. Die ÖR wollen sie halt umfassend reformieren, den Rundfunkbeitrag abschaffen und das ganze durch ein kostenplichtiges Modell ersetzen, bei dem die ÖR-Sender verschlüsselt werden. Zum Programm schreiben sie nur:
„Der neue Bürgerrundfunk soll ein schlankes Medium sein, welches sich auf objektive Berichterstattung sowie kulturelle und bildende Inhalte fokussiert.“, also auch nichts, was gegen die Pressefreiheit geht.
Nach kurzem Suchen ging es wohl darum, dass die AfD wissen wolle, wie viel Homosexuelle es in Thüringen gäbe. Sehe schon, dass es vielleicht sinnvoll sein kann, ungefähr zu wissen, wie viele es gibt, auch wenn die Anfrage selbst ziemlich dumm gemacht war. Gefordert, dass sich Homosexuelle registrieren müssen, hat die AfD nicht.
Na ja, im Artikel steht etwas von „abwegigem Zusammenhang“, so abwegig finde ich ihn nicht. Heirat unter Verwandten ist gerade in der Türkei und der arabischen Welt ziemlich häufig. Dass die Gefahr bei verwandeten Eltern größer ist, dass das Kind behindert zur Welt kommt, ist auch bekannt.
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Ersteres ist schon kritisch, wobei das nicht dem entspricht, das ich in Erinnerung habe. Die ÖR wollen sie laut Grundsatzprogramm (zugegeben nicht Wahlprogramm) "privatisieren" und durch Staatsfunk ersetzen. Zitat: "„Die staatliche Informationsversorgung wird durch einen steuerfinanzierten Rundfunk mit zwei Rundfunksendern und zwei Fernsehsendern geleistet.“ In anderen Worten werden die ÖR abgeschafft und ein neuer Staatsfunk mit offensichtlich stärkerer politischer Bindung eingesetzt. Das widerspricht in meinen Augen auch der Pressefreiheit.
Wieso soll das sinnvoll sein? Was geht es den Staat an, welche Sexualität die Menschen haben? Und damit betreibst du das gleiche Framing-Schema im Übrigen. Solange es nicht gegen das Gesetz verstößt, hat es den Staat nicht zu interessieren, ob zwei mehr oder weniger entfernte Verwandte Kinder haben. (Bis Cousin ersten Grades ist alles erlaubt.)
Aber da wäre auch noch das von John Rawls. Und die Gewaltbereitschaft ist hier und bei dieser ganzen Diskussion um den Rechtsextremismus enorm wichtig, diese erfüllt die AfD aber nicht. Solange die AfD nicht zu Gewalt aufruft oder eine beachtliche Mehrheit erlangt, stellt sie so oder so keine Gefahr dar. Und zu beidem sehe ich auch nicht, dass es in Zukunft so sein wird, daher sollte man die AfD tolerieren.
Was von John Rawls? Klar ist die Gewaltbereitschaft wichtig, aber es ist wortwörtlich der einzige Punkt, der (noch) nicht erfüllt ist. Und gewaltfördernd ist die Rhetorik der AfD allemal. Und die AfD muss nicht mal eine Mehrheit erlangen, es reicht eine Koalition, wie man beispielsweise in Österreich sehen kann. In Bayern ist eine solche Koalition eine extrem realistische Option. Und die AfD sollte von der Zivilgesellschaft auf gar keinen Fall toleriert werden, damit sich diese Rhetorik und dieses Gedankengut nicht noch mehr festsetzt und legitimiert wird.
Gut, in dubio pro reo geht vielleicht etwas weit hier, aber zumindest dem Grundgedanken, dass man auch mal den Gedanken aufkommen lässt, dass sie „unschuldig“ sei, sollte man beherzigen. Die Gesellschaft sollte nicht selbst Hetze, Vorurteilen und ähnlichem verfallen, nur weil die AfD es auch tut.
Und ich habe es bereits erwähnt, aber ich mache noch mal, da ich es für recht wichtig halte, die AfD wurde von fast 13% gewählt, jeder 6. Deutsche würde sie wählen. Die AfD ist Teil der Zivilgesellschaft. Ein „alles entgegensetzen, was erlaubt ist“ würde eine Spaltung in der Gesellschaft bedeuten, die gefährlich wäre. Gefährlicher als die AfD einfach zu ertragen.
Sie denunzieren nicht einzelne Fakten, sondern die Presse im Gesamten. In einer Talkshow zu sagen, wenn man ihnen Fakten präsentiert, das würde nicht stimmen, können sie zwar auch machen, aber ich halte die meisten Zuschauer dafür in der Lage, plumpe Faktenverleugnung zu erkennen. Zudem halte ich es für besser, dass es immerhin die Möglichkeit gibt, dass die Argumente der AfD in derem Beisein auseinander genommen werden, als dass sie sie wirklich ohne Widerspruch als Wahrheit verkaufen können. Widerspruch wird es natürlich so oder so geben, aber wenn dieser in ihrem Beisein erfolgt und sie nicht viel dagegen sagen können, ist es für die AfD schwieriger, ihn einfach als „Lügenpresse“ zu brandmarken.
Ich weiß nicht, ob die AfD wirklich dadurch kleiner gemacht werden kann, aber ich halte Meinungsaustausch generell für einen besseren Weg als die eine Seite einfach zu verbieten, egal wie falsch diese liegen mag.
Wiie gefährlich diese Ideologie ist, da haben wir ja unterschiedliche Auffassungen. Und die Leute sind ja auch dann nicht gezwungen ihr zu folgen, gerade, wenn sie ersichtlich ist, dürften sich doch eher mehr Menschen davon abwenden.
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Für diesen Gedanken ist es längst zu spät, wenn man die letzten Jahre aufgepasst hat. Die AfD hat jegliche Reaktion sich selbst zuzuschreiben. Und wo die Gesellschaft auch nur ansatzweise Hetze oder Vorurteilen von anderen Seiten verfällt, kannst du auch gerne erläutern.
Die Spaltung ist faktisch schon vorhanden und ein Ertragen hat es erst so weit gebracht. Und nein, es würde nicht jeder sechste Deutsche die AfD wählen, weil du die Nichtwähler dabei rauslässt. Gut 25% der Menschen haben nicht gewählt. In anderen Worten hat jeder zehnte Deutsche die AfD gewählt. Die AfD ist nicht Teil der Zivilgesellschaft, zumal sie diese verachtet.
Doch, sie denunzieren auch einzelne Fakten, wie beispielsweise die Kriminalstatistik oder wissenschaftliche Studien zum Klimawandel. Und "du hältst die Zuschauer schlau genug, Faktenverleugnung zu erkennen". Das mag auf die meisten zutreffen. Was ist mit denen, die die Fakten selbst verleugnen? Das sind viele. Viele wählen die AfD überhaupt aus diesem Grund. Wie gesagt, dein Fehler ist, dass du glaubst, die AfD und ihre Wähler durch Fakten überführen zu können. Sobald du ihrem Weltbild widersprichst, nehmen sie das aber zum Teil sogar als persönlichen Angriff. Das funktioniert einfach nicht. Und die AfD bezeichnen ohnehin alles als "Lügenpresse", unabhängig davon, ob sie dabei sind oder nicht.
Meinungsaustausch ist solange der richtige Weg, wie man sich auf Fakten einigen kann. Wenn das nicht funktioniert, funktioniert auch kein Meinungsaustausch mehr.
Ja, und selbst wenn ich falsch liege, will ich sie lieber über- als unterschätzt haben... nö, die Leute sind nicht gezwungen, ihr zu folgen. Das machen sie alles bereitwillig, das ist doch das erschreckende. Und wenn der Tropfen den Stein nur weit genug ausgehöhlt hat, werden sich die Menschen auch nicht abwenden.
Analogien gibt es überall zu allem. Wir haben eine vollkommen andere gesellschaftliche Situation, wirtschaftliche Situation, außenpolitische Situation, eine stabile Demokratie im Gegensatz zu dem Wackelgerüst Weimar, hatten keinen Weltkrieg vor paar Jahren mit dessen Folgen wir noch stark hadern und die AfD ist wirklich nicht die NSDAP. Das Argument wurde nicht einfach nur überzogen, das Argument ist falsch.
Ob diese sinnvoll sind, ist was anderes. Die gesellschaftliche Situation weist Ähnlichkeiten auf, was man auch merkt, wenn man sich Zeitzeugenberichte beispielsweise durchliest, aber eben auch Unterschiede. Die wirtschaftliche Situation ist nicht so miserabel, aber auch nicht ganz so gut, wie man sich das denkt, eben auch wegen der sozialen Frage. Unsere Einkommensungleichheit ist so beschissen wie zuletzt im Kaiserreich, da hatte uns also sogar Weimar zu jener Zeit was voraus. Die außenpolitische Situation ist grundlegend anders, korrekt, ebenso die demokratische Situation und auch die historische. Und das Argument ist nicht falsch, du beachtest nur bestimmte Aspekte nicht: Das Vertrauen in die demokratischen Institutionen ist erschüttert. Wir haben anhaltende und mehr und mehr instabile große Koalitionen. Die Medien werden mit Argwohn betrachtet. Die gesamtgesellschaftliche Atmosphäre weist Ähnlichkeiten auf. Es ist nicht vollkommen analog, was ich auch nicht behauptet habe, aber zu sagen, dass es gar keine Ähnlichkeiten gibt, ist einfach schlichtweg falsch.