Und hier geht es auch schon weiter ^-^
KAPITEL 3: Schwierigkeiten
Tamara spazierte durch das Verbindungshaus zwischen dem Dorf Vertania und der Route, auf der sie unterwegs gewesen war. Sie wollte es sich nicht eingestehen, aber das bergauflaufen bis hierher hatte ihr ein bisschen die Puste genommen. Zwar sollte sie es als Ex-Trainer gewohnt sein, Berge zu erklimmen, die um einiges steiler waren als der eher sanfte Hügel hier, aber sie hatte es sich ein bisschen einfach gemacht auf dem Rückweg (sie war aus Fuchsania City zurückgekommen): zunächst war sie über den Radweg gefahren, aber als sie einen Platten bekam, hatte sie ein netter Biker mitgenommen. Dann, in Safronia, hatte sie die Ibitak-Lady Serenity besucht; diese hatte ihr ein Ibitak geliehen, dass sie mehr oder weniger angenehm bis nach Lavandia gebracht hatte. In der Geisterstadt hatte sie sich einer Touristengruppe angeschlossen, kurze Andacht im Pokemonturm gehalten, das neue Marktgebäude besichtigt und war schließlich mit den Touris in den Felstunnel gegangen. Auf dem Weg für die Neugierigen hingen mittlerweile überall Lampen, und auch als die Führung dann beendet war, war es nicht schwierig gewesen, den Weg nach Azuria zu finden- und ab da war ja alles klar gewesen.
Nachdem sie also wieder zu Atem gekommen war, ging sie auf die gegenüberliegende Tür zu. Wie immer war niemand hier; Vertania war ein eher verschlafenes Plätzchen, trotz seiner unmittelbaren Nähe zum Pokemon-Liga-Eingangsbereich. Sie wollte gerade durch die Tür treten, als ihr doch jemand entgegenkam:
"Zoll, bitte zeigen Sie uns Ihre Papiere und ihre Pokemon!"
"Ähm, das muss ein Missverständnis sein!" stammelte Tamara. Ein Zoll?! In Vertania???!!! "Ich habe nichts zu verzollen, und seit wann brauche ich Papiere?"
Der Zöllner tat ganz souverän. "Das hier ist ein Zoll, und ich muss sie nochmals auffordern mir ihre Papiere für das Mitführen von Pokemon zu zeigen," er deutet auf die beiden Pokebälle an ihrem Gürtel, "und mir ihre Mitbringsel auf den Tisch da zu legen," er deutete auf einen Tisch in der Ecke.
Ein bisschen ratlos packte Tamara ihren Rucksack aus, legte ihre Fliegerbrille dazu und rief ihre Pokemon. "Was genau für Papiere..?" fragte sie, aber der Zollbeamte hörte ihr gar nicht zu. "Alter, Größe, Gewicht, Name und ungefähres Stärkelevel auf einer Skala von 1 bis 100, 100 als stärkstes?" fragte er in einem Rutsch. Immer noch verunsichert, gab Tamara die Daten für Mo und Summer an. "Anliegen?" fuhr der Zöllner fort. "Forschung im Wald!" sagte Tamara, erleichtert, denn nun konnte sie endlich Papiere vorzeigen die ihren Auftrag bestätigten. Der Mann nickte und schlug sin Notizbuch zu. "Einstiegsauftrag , was?" sagte er, nickte ihr noch einmal zu und verließ den Raum.
Er ließ ein verwirrtes und verdattertes Mädchen zurück.
Da es spät geworden war, hatte Tamara die Nacht in einem Pokemoncenter verbracht. Am nächsten Morgen bekamen sie dort (also sie und ihre beiden Lieblinge) auch ein kostenloses Frühstück. Dann zeigte Schwester M. Joy ihr ein Paket, dass eigens für Einstiegsforscher hier deponiert wurde- in diesem befanden sich ein Zelt, eine Taschenlampe und einiges mehr. Natürlich war der letzte Einsteiger schon eine Weile her, und die Sachen waren etwas veraltet; dennoch besser als jede Nacht wieder in die Stadt zurücklaufen zu müssen. Tamara bedankte sich also noch einmal, Summer der Faulpelz setzte sich auf Mos Rücken, und die drei liefen los.
Auf dem Weg durch die Stadt füllte Tamara ihre beiden Wasserflaschen wieder mal an einem Trinkbrunnen auf, dann spazierte sie herum und genoss das frühlingshafte Wetter und die laue Brise. Summer ließ seine Öhrchen flattern und Mo grinste vor sich hin. Für einen kurzen Moment fühlte sich Tamara unwohl, als würde sie jemand anstarren, doch die Pokemon ließen sich nichts anmerken und sie konnte niemanden entdecken, also zuckte sie mit den Achseln und lief weiter, auf den anderen Dorfausgang zu.
Die Gestalt im Schatten lächelte.
Wieder war einige Zeit vergangen, und die drei Freunde hatten das Dorf verlassen um nun den geschlängelten Pfad richtung Wald entlangzugehen. Von Zeit zu Zeit hörten sie es im Gebüsch rascheln, hier und da hüpfte ein Taubsi oder ein Rattfratz, zeitweise auch mal ein Wiesor aus einem Strauch oder Erdloch. Tamara saugte alles in sich auf, und sie wusste dass es ihren Pokemon genauso ging: gerade jagte Summer einem Schmetterling nach, bis dieser sich auf einen hohen Strauch flüchtete; Mo pflückte sich verschiedene Blätter und Blumen und machte einen kleinen Kranz daraus. Als er diesen Tamara hinhielt, freute sie sich riesig, so ein hübsches Geschenk! Kurzerhand machte sie auch einen für Mo, wenn er auch nicht ganz so hübsch war, und sofort stibitzte Summer das Blumenband und rannte fröhlich herum. Das um einiges ältere Bisasam sahs ihm gerne nach.
Ab und an hatte Tamara wieder das Gefühl, angestarrt zu werden; doch auf diesem bevölkerten Pfad war das wohl nur normal. Sie trank ihre Wasserflaschen noch vor Mittag aus, und als sie an einen kleinen Bach kamen, machte das Forscherteam Rast und aß und trank ein bisschen, bevor es frisch ausgeruht weitergehen konnte.
Gegen 5 Uhr kamen sie am Waldeingang an. Ein bisschen nervös war Tamara jetzt doch, schließlich musste sie noch vor Nachteinbruch einen Platz für das Zelt finden und sich ein bisschen umsehen. Schließlich würde sie länger hier sein; und in der Nacht war es bestimmt gruselig... Sie schüttelte diese Gedanken ab und betrat den Wald.
Beinahe sofort war es merklich kühler und dunkler, auch die Geräusche nahmen ab. Ein wenig zögerlich ging Tamara durch den Wald- auf dem Weg nach Alabastia hatte sie einen Umweg genommen um sich nicht zu verirren und weil es ganz einfach angenehmer war. Jetzt musste sie sich in einem Irrgarten zurechtfinden, den sie zuletzt vor fast 2 Jahren betreten hatte...
Schritt für Schritt drang sie nun also in den Wald vor, die Pokemon wieder dicht bei sich. Da, auf einmal raschelte es im Gebüsch! Sie fuhr herum, konnte jedoch kaum etwas entdecken, da raschelte es über ihrem Kopf erneut. Sie stieß einen kleinen Schrei aus, sprang ein Stück zurück und Summer stieß vor lauter Schreck einen kleinen Blitz aus, der die Blätterdecke über ihnen durchbrach und verpuffte- aber nicht ohne etwas zu treffen
Und das etwas fiel herunter, Tamara geradewegs ins Gesicht.
Das Chaos brach aus. Das Mädchen fing unwillkürlich an zu schreien, setzte sich auf den Hosenboden und fuchtelte wie wild herum; Summer quiekte laut und schoss Blitze in alle Richtungen, die noch mehr Dinge aus den Blättern fallen ließen, und Mo war unter einen Busch gekrochen und starrte nervös auf die kleine Lichtung, auf der sie sich befanden-
und dann begann er, zu kichern.
Es war ein seltsames Erlebnis, ein Pokemon kichern zu hören. Endlich hatte Tamara das klebrige etwas aus ihrem Gesicht entfernt, und sie sah erst Mo an, dann besah auch sie sich die Szene- und musste ein bisschen mitlachen. Aber dann tat es ihr auch schon wieder Leid- denn die Dinge, die Summer aus den Bäumen geschossen hatte, waren Panekon und ihre freundlicheren Verwandten Schaloko, genau wie das klebrige Fadengespinst ih ihrem Gesicht. Summer stand mit nervös zuckendem Näschen in der Mitte, und aus den Bäumen ringsum lugten fünf oder sechs Papinella und ein Pudox auf die Szenerie.
Langsam stand Tamara auf, entschuldigte sich und hielt das Schaloko in ihren Armen hoch; es saugte sich mit einpaar Fäden an dem Blätterdach fest und endschwand. Die anderen Kokonpokemon versuchten das gleiche und die Schmetterlinge, das Mädchen und das Bisasam halfen ihnen, am Ende klebte auch Summer ein Panekon an einen Baum und schaute ihm fasziniert beim klettern zu.
"Ich wusste nicht mal, das sie das können!" sagte Tamara verwundert. Dann verschwand das letzte Pokemon, und sie waren wieder allein.
Das Gefühl von Blicken in ihrem Nacken setzte wieder ein, doch erneut war niemand da. "Lasst uns das Zelt hier irgendwo aufbauen!" beschloss Tamara und die Pokemon stimmten zu.
Der Mann hinter der breiten Steineiche lächelte wieder.