Beiträge von Harukari

Wir sammeln alle Infos der Bonusepisode von Pokémon Karmesin und Purpur für euch!

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    so, es geht wieder weiter.
    wünsche viel spaß beim lesen und hoffe auch vielzählige kommentare als feedback. :)


    Kapitel 21: Betrübt (Kotone)


    Mitgenommen stand ich auf und lief zurück zu meinem blondhaarigen Freund und seinem Pokémon. Unterwegs gingen wir viele Fragen durch den Kopf: Was wurde nun aus dem Shiggy? Welchen Plan verfolgten die Rockets? Und wie ging es Kisho? Sorgen machten sich in mir breit und ich kam mir nervlich total zermürbt vor. Wie lange würden mich diese Fragen verfolgen? Als ich wieder am Waldweg und an dem Anstieg angekommen war, bemerkte ich, dass Kisho noch immer regungslos auf dem Boden lag und der Tränenfluss verschlimmerte sich wieder. Wie schwer war er angeschlagen? Wann kam er wieder zu sich?


    „Kisho!“, rief ich und rannte zu dem Jungen. Als ich ihn erreichte, ließ ich mich hilflos auf die Knie fallen. Er lag auf dem Bauch, sodass ich seinen Nacken sehen konnte. Dort hatte Golbat meinen Freund verletzt. Ich beugte mich hinunter und strich seine Haare weg. Es waren zwei Einstiche sichtbar, welche lila verfärbt waren und aus denen ein klein wenig Blut lief. Es waren wohl die sichtbaren Folgen durch den Biss Golbats. Aber was setzte ihm so zu? Wenn ich die Farbe der Einstiche betrachtete, kam da schnell ein dringender Verdacht infrage. War das etwa… Eine schlimme Vermutung kam in meinen Gedanken auf und ich wurde panisch. Schnell drehte ich den Jungen auf den Rücken und legte seinen Kopf auf meinen Schoß. Ich schüttelte ihn und gab Kisho Ohrfeigen, um ihn wieder zu Bewusstsein zu bringen. Doch es half nichts. Immer verzweifelter und verzweifelter versuchte ich, Kisho wach zu rütteln, aber mein Freund blieb weiter regungslos.


    „Jetzt werde doch endlich wach!“, schrie ich und legte meine Stirn auf die des Jungen. Noch immer liefen salzige Tränen über mein Gesicht, und inzwischen realisierte ich, wie schlecht es um den Blondhaarigen stand. So wie es aussah war er vergiftet worden. Wie schlimm er davon beeinflusst werden würde hing von der Art des Giftes ab. War es vielleicht sogar lebensbedrohlich?


    „Ich muss ihn zu einem Arzt bringen!“


    Ich stand auf und rief: „Glumanda, Karnimani! Ich brauche euch!“ Gleichzeitig warf ich die entsprechenden Pokébälle. Aus den weißen Lichtstrahlen erschienen eine kleine rote Echse sowie ein blaues Krokodil. Des Weiteren warf ich den Pokéball, in welchem sich Kishos Bisasam befand und den ich verteidigt hatte. Ein grünes Pokémon mit einer Knospe auf dem Rücken formierte sich schon bald neben mir. Die Blicke der kleinen Wesen wanderten sofort herüber zu ihrem verletzten Trainer mit seinem Pokémon, wobei sie immer besorgter wurden. Zögerlich gingen sie zu dem Blondhaarigen und betrachteten ihn mitfühlend. Bisasam legte sogar seine Pfote an die Wange des Jungen.


    „Ihr müsst mir helfen, Kisho zu einem Pokémon-Center zu bringen! Wahrscheinlich sind er und Feurigel vergiftet“, sprach ich dann dazwischen und die Pokémon wandten sich wieder mir zu. Entschlossen wollten sie sich an die Arbeit machen, nachdem ich noch einen Ball von Kishos Gürtel genommen und dessen Feuer-Pokémon zurück gerufen hatte. Dann gab ich Kisho die Kapsel zurück, indem ich sie wieder an seinen Gürtel um den Hosenbund steckte. Bisasam hob Kisho mit seinen Ranken hoch, sodass es sozusagen das Fundament bildete. Dann postierten sich die anderen zwei Pokémon um den Jungen herum, wobei sie dessen Arme und Beine hielten. Zügigen Schrittes, so schnell es eben ging, machten wir uns auf den Weg zurück zum Dorf.


    (Clarice)
    Inzwischen war eine ganze Weile vergangen, nachdem die Truppe mit den Pokémon im Wald verschwunden war. Ich selbst befand mich inzwischen am Treffpunkt, und nach und nach trudelten alle Rüpel ein. Doch noch immer fehlte die Truppe mit den Pokébällen! So langsam mussten wir los, ehe wir noch entdeckt wurden. Ich wurde immer nervöser. Da, endlich, kamen die fünf Rockets zwischen den Bäumen hervor gelaufen. Sofort wandte ich mich ihnen zu und ging ihnen entgegen.


    „Gut, da seid ihr ja. Wieso habt ihr so lange gebraucht?“, fragte ich sie neugierig. „Nun, wir wurden verfolgt und mussten uns einen Kampf liefern“, meinte die Gruppenleiterin verlegen. „Aber ein Kampf dauert doch nicht so lange“, entgegnete ich verdutzt und verschränkte die Arme vor meinem Oberkörper. „Nun, das braunhaarige Mädchen, diese Finalistin, hat sich die Bälle geschnappt und ist davon gerannt. Wir haben sie verfolgt, doch nicht gefunden. Sie hat unterwegs den Ball mit dem Shiggy verloren, sodass wir ihn nun haben.“ „Aber mehr auch nicht“, meldete sich nun ein junger Mann aus der Gruppe zu Wort, wobei er nervös war und nicht wusste, wohin er blicken sollte. Da hörte ich hinter mir schnelle Schritte auf dem Kies.


    „Was?“, rief Kaito wutentbrannt, nachdem er zu mir gekommen war und das Gesagte gehört hatte. „Ihr wagt es, diese Mission scheitern zu lassen? Nun müssen wir dem Boss sagen, dass er sich mit nur einem Drittel des Gesamtziels zufrieden geben werden muss! Der dreht uns doch die Hälse um!“ Energisch schlug er die Hände über dem Kopf zusammen. Ich hörte, wie er tief durchatmete. Nach einem Moment nahm er die Arme wieder herunter und ballte seine Hände zu Fäusten. „Hört mir genau zu, ihr nutzlosen Amateure! Wenn ihr noch einmal euren Job vergeigt, dann zieht euch warm an! Ich lass mich doch von Giovanni nicht wegen euch Idioten fertig machen!“ Die Handlanger bekamen es mit der Angst zu tun und wichen ein paar Schritte zurück. Selbst ich musste zugeben, dass mir Kaito im Moment Angst machte. Da gesellte sich auch Justus zu uns.


    „Aber Kaito… Uns werden doch gar nicht die Hälse umgedreht, sondern Clarice. Sie muss sich verantworten, denn sie ist ebenfalls eine Debütantin. Wir können ganz einfach ihr die Fehler unterschieben!“ Beschwichtigend legte der Grünhaarige seinem Freund eine Hand auf dessen Schulter. „Hä? Was erzählst du da wieder für Mist?“, reagierte ich erzürnt und warf Justus einen wütenden Blick zu. „Ganz einfach. Du bist die Jüngste und Amateurin. Deswegen können wir dir das ganz einfach als Anfängerfehler unterschieben. Habe ich eben bereits gesagt. Und da du in deiner ersten HQ-Mission versagt hast, wird der Boss bestimmt sauer auf dich sein. Wir hingegen haben doch alles richtig gemacht und sind die Guten. Unsere Teams haben getan, was sie tun sollten. Erzähl du es doch Giovanni!“ Ich hätte platzen können vor Wut, als Kaito und Justus lachten und glücklich von dannen gingen. Die Gruppe, welche die Bälle hatte bringen sollen, hatte aus Mitgliedern aller drei Teams bestanden! Ich würde garantiert nicht die ganze Schuld allein auf mich nehmen - keine Chance! Meine Hände ballten sich vor Wut zu Fäusten. Was hatte ich ihnen getan, dass sie versuchten, mir Ärger zu machen?!


    Langsam stiegen alle in die Hubschrauber, und auch ich machte mich auf den Weg, in der Hoffnung, so schnell wie möglich ins HQ und zu Silver zu kommen. Ich wollte gerade in eines der Fluggeräte einsteigen, als einer der zu meinem Team gehörenden Handlanger zu Tür kam.


    Er sagte: „Clarice, leider können Sie nicht mit einsteigen. Gerade kam eine Meldung aus dem Hauptquartier. Sie erhalten eine neue Mission, wobei Sie wohl von einem anderen Hubschrauber zum Einsatzort geflogen werden. Sie bekommen auf dem Flug nähere Informationen von Commander Sherman, welche von der Basis, in welcher wir die letzten Tage waren, herkommen wird. Bleiben Sie einfach hier stehen.“
    „Äh… Danke für die Information…“, antwortete ich relativ überrascht und sprachlos. Was sollte ich denn noch erledigen? Ich wollte keine Missionen mehr ausführen! Und warum ausgerechnet ich? „Ach so, nebenbei sollen Sie auch Bericht erstatten.“ „Sicher“, seufzte ich missmutig. Klasse. Selbst wenn ich Sherman und Giovanni erklärte, was geschehen war, so würde doch ich alleine gerade stehen müssen. „Guten Flug ins HQ“, meinte ich nüchtern. „Danke, und viel Glück in ihrer Mission.“ Dann schloss sich die Tür, ich ging ein paar Schritte zurück und schon starteten die Hubschrauber. Allein blieb ich also im Wald zurück. Silver würde wohl warten müssen…


    (Kotone)
    Inzwischen waren wir auch in Rosalia City angekommen, wobei es nun galt, das Pokémon-Center aufzusuchen, damit zumindest eine medizinisch geschulte Kraft in der Nähe war, die sich um meinen Freund kümmern konnte. Wenigstens schienen die Rockets inzwischen wieder aus der Stadt verschwunden zu sein. Doch da, wo ursprünglich eine saubere Grasfläche und die Bühne gewesen waren, standen nun verwirrte Menschen, lagen kaputte Dinge herum und war alles zertrampelt. Wütend blickte ich mich um. Wie konnten diese Menschen, wenn sie das überhaupt noch waren, nur dieses idyllische Dorf verwüsten? Meine Hände ballten sich zu Fäusten, während ich immer weiter in den kleinen Ort hinein ging und später auch das ersehnte Pokémon-Center erreichte. Mit dem noch immer leblos wirkenden Kisho betrat ich das Gebäude, woraufhin Schwester Joy gleich auf mich aufmerksam wurde.


    „Oje, wir haben heute so viel zu tun, nachdem die Rüpel zugeschlagen haben…“, kam sie vom Empfangstresen auf mich zu und sprach gleich drauflos, während die Zöpfe ihrer rosafarbenen Haare bei jedem der schnellen Schritte umher schwangen. Wahrscheinlich hatte mich die junge Frau bitten wollen, mich mit einer etwas längeren Wartezeit abzufinden, doch dann bemerkte sie Kisho neben mir und stockte mitten im Satz. Ihr Blick zeigte ihre Erschrockenheit.


    „Was ist denn hier passiert? Ist das ein Freund von dir? Ich glaube, ihr seid gestern Abend hier angekommen, nicht?“ „Ja“, antwortete ich, „aber das tut jetzt nichts zur Sache. Ich nehme an, er ist vergiftet – durch den Biss eines Golbats.“ Die Krankenschwester nickte. „Ich verstehe. Komm mit. Ich werde mich um deinen Freund kümmern, während du mir erzählst, was passiert ist. Dies ist eher ein akuter Notfall als irgendetwas Anderes“, erwiderte die Ärztin, drehte sich gleich um und eilte über den Holzboden davon. „Geht klar“, sagte ich daraufhin, woraufhin die Pokémon und ich der ausgebildeten Medizinerin folgten. Diese führte uns zu einem blau gefliesten Behandlungszimmer, wobei sie erst allgemeine Untersuchungen mit Kisho machte und mich nebenbei ausfragte. Joy kontrollierte den Herzschlag und den Atemrhythmus, fühlte, ob die Temperatur des Blondhaarigen erhöht war oder etwas Anderes auf den ersten Blick ungewöhnlich schien. Nebenbei hörte sie mir gespannt zu, als ich die Verfolgung der Rockets und den ganzen Kampf schilderte, bei dem ja Kisho und sein Feurigel verletzt worden waren.


    „Seine Körpertemperatur ist stark erhöht, aber sonst kann ich erst mal nichts Besonderes feststellen. Ich nehme an, dass Golbat Kisho kein lebensgefährliches Gift verabreicht hat, wobei es wahrscheinlich trotzdem stark ist und Beschwerden verursachen kann. Zumindest scheint es nicht zu lähmen, aber trotzdem müssen wir ihn im Auge behalten und sehen, wie sich seine Symptome entwickeln. Hoffen wir mal auf das Beste. Ich kann vorerst auch nichts anderes tun, als ihm die Standarttherapie zu verschreiben. Erst wenn feststeht, welches Gift es ist, kann ich ein genaues Gegengift verabreichen. Dazu muss ich eine Blutprobe für das Labor entnehmen“, erklärte mir die junge Frau und tat Gesagtes. Schnell nahm sie eine Spritze aus einer der Schubladen, wobei ich gleich aufgrund meiner Abneigung gegenüber Nadeln Gänsehaut bekam, und stach sie in die linke Armbeuge meines besten Freundes. Der Hohlraum der Spritze füllte sich mit der roten Flüssigkeit, bevor Joy den Vorgang beendete und mit einem Tupfer das noch kurz darauf austretende Blut abwischte.


    „Und was ist mit Kishos Feurigel? Dieses ist auch vom Gift infiziert worden“, fragte ich. „Dieses kann ich leider auch nicht anders behandeln. Kannst du es bitte aus dem Ball schicken, während ich kurz noch den Jungen fertig behandle?“ „Sicher“, meinte ich, nahm den Ball vom Gürtel meines Freundes und ließ den Igel erscheinen. Dieser wirkte, nachdem er sich aus einem weißen Lichtstrahl geformt hatte, ebenso schwach wie sein Trainer. Aber was hatte ich auch erwartet? Dass es mit ein paar Salti durch den Raum hüpfen würde? Nein, wohl nicht, aber trotzdem hätte es gut getan, wenigstens Feurigel etwas gesunder vorzufinden.


    Nun behandelte Schwester Joy auch das Feuer-Pokémon und ließ es von einem Chaneira zur Pokémon-Krankenstation bringen, bevor die Rosahaarige auch noch die anderen drei Pokémon durchcheckte und die eine oder andere Schramme desinfizierte. Bei Bisasam, Glumanda und Karnimani hatte sie zum Glück nicht ganz so viel vorzufinden, was behandelt werden musste. Bei mir desinfizierte sie schnell meine aufgeschürften Hände, was ziemlich brannte, und befreite sie von Dreck. Kisho sollte auf eines der Krankenzimmer gebracht werden, wobei er dort an eine Infusion angeschlossen wurde. Vielleicht half das Ganze gegen seine Schmerzen? Schließlich fieberte er schlimm und garantiert tat ihm manches ziemlich weh.


    „Hoffentlich geht es dir bald wieder besser“, dachte ich traurig, während ich ihn durch die Glasscheibe der Tür seines Krankenzimmers beobachtete, und setzte mich dann in den Eingangsbereich des Centers, wobei ich, dort angekommen, viele andere Menschen und Pokémon sah, welche verletzt waren oder ebenso nervös wie ich auf gute Nachrichten warteten. Ihnen ging es eigentlich fast wie mir: Es gab einen unvorhersehbaren Zwischenfall, für den keiner von uns etwas konnte, und trotzdem mussten wir nun leiden, bangen und hoffen, dass alles gut ausging. Müde nahm ich meine Mütze ab und fuhr mir mit den Fingern durch das Pony. Ich würde Kisho immer wieder besuchen kommen, um zu sehen, wie es ihm ging. Solange wusste ich eigentlich eher weniger etwas mit mir anzufangen, weshalb ich einfach resigniert und statisch auf der Sitzbank verweilte. Irgendwann nickte ich dann im Sitzen ein.

    danke für den kommentar, bini :)
    tja, kisho ist eben auch nicht unfehlbar. ;D


    Kapitel 20: Verfolgung! (Clarice)


    Die Rockets auf der Bühne hatten es geschafft, die Pokémon zu klauen und die drei Bälle mitzunehmen, ohne dass sie behindert wurden. Eigentlich wollten sie sich nun zurückziehen und rannten in Richtung des umliegenden Waldes, um zu entkommen. Doch da geschah etwas für sie problematisches: Die Finalisten, welche wieder aufgestanden waren und die inzwischen ramponierte Bühne verlassen hatten, folgten den Handlangern und zückten je einen Pokéball. Anscheinend hatten sie vor, ihre Pokémon zu sich zurück zu bringen. Insgeheim wollte ich sie anfeuern, weil ich Team Rocket hasste wie die Pest, doch dummerweise stand ich gezwungenermaßen auf der falschen Seite. Sie rannten immer weiter über die Grasfläche, welche sich rund um die Bühne befand, und gelangten nun immer weiter zwischen die Bäume, sodass ich sie nicht mehr sehen konnte. Der Erfolg der Mission hing nun ganz davon ab, wie gekämpft wurde. Denn eine Auseinandersetzung war wohl kaum zu vermeiden. Ich stand auf und machte mich mit den verbliebenen Mitarbeitern auf den Weg zum Treffpunkt.



    (Kisho)
    „Verdammt diese Typen sind schnell! Die sind eindeutig auch von Team Rocket, und wir müssen sie irgendwie schnappen!“, rief Kotone neben mir, und während wir weiter rannten nickte ich. Ich hob mir meine Puste besser fürs Rennen und nicht zum Reden auf. Wir konnten einfach nicht näher an sie heran kommen! Zwischen den dicht stehenden Bäumen verlor sich das Sonnenlicht ein wenig und unser Atem ging schnell. Immer wieder raschelten die Pflanzen auf dem Boden im Rhythmus unserer Schritte, wenn wir über Blätter und Moose liefen. Im Zwielicht wirkten die Gejagten in ihren schwarzen Uniformen nur wie unwirkliche Schemen, welche zwischen den Bäumen umher zischten.


    Doch dann kam unserer Chance: Wir kämpften uns so gut es ging durch das Gestrüpp und Geäst, welches sich um oder an den grünblättrigen Laub- und Nadelbäumen befand, und kamen an eine Lichtung im Wald. Schon bald sahen wir, dass die Rüpel Probleme hatten, eine Steigung des Wanderweges, der einen Hügel hinauf tiefer in den Wand führte, schnell genug zu erklimmen. Es handelte sich dabei um einen satten und wie es aussah auch langen Anstieg, zu dem aus einer anderen Richtung kommend der Waldweg führte. Das war die Gelegenheit!


    „Feurigel, los!“, rief ich und schickte den Igel aus seinem Pokéball. Gleich darauf erschien das Pokémon vor mir und blickte mich, auf eine Anweisung wartend, an. „Rauchwolke, schnell!“, kommandierte ich. Sein blaues Rückenfell kräuselte sich, wie immer wenn das Pokémon angespannt war. Kleine Flammen zischten aus den vier roten Löchern auf seinem Rücken. Wie befohlen kam die Attacke und dichter, schwarzer Rauch legte sich als eine kompakte Wolke um die Fliehenden. Man hörte sie husten und fluchen. Gut so.


    „Es geht los! Auch du musst helfen, Karnimani!“, griff nun auch meine Freundin in das Geschehen ein und das blaue Krokodil stand kurz darauf neben ihr. „Klettere hoch und hol uns die Bälle!“ Während mein Partner weiter dafür sorgte, dass die Rüpel aufgrund ihrer schlechten Sicht nicht weiter kamen, kletterte Karnimani entschlossen immer weiter den Anstieg hinauf. Aufgrund seines geringeren Gewichts und seines kleinen Körpers tat es das auch relativ leichtfüßig, da es auf der Steigung schneller rennen konnte, um zum Ziel zu kommen, als die Rockets. Außerdem waren diese selbst noch nicht wirklich weit hinauf gegangen. Das Wasser-Pokémon sprang in den Rauch, und da die Wesen seiner Art immer exzellent sahen, konnte das blaue Krokodil die Bälle zurück erobern. Man hörte das wütende „Hey!“ einer Frau und das Quaken Karnimanis, bis dieses aus dem Nebel geschossen kam und durch die Luft flog. Es landete unsanft zehn Meter vor Kotone, welche erschrocken sofort damit beschäftigt war, ihren Freund zu versorgen. Ich sah ihren besorgten Blick, während sie das Wasser-Pokémon in ihre Arme nahm und untersuchte.


    „Gut gemacht, Golbat!“, hörte ich nun wieder die weibliche Stimme. „Nun das andere Pokémon, Attacke!“ Plötzlich beulte sich die Rauchwolke aus, kurz bevor eine riesige Fledermaus aus dem Rauch geflogen kam. Neben einer ungeheuren Größe besaß dieses Wesen auch eine grünliche Färbung und die Spannhäute seiner Flügel waren in einem dunklen Lila gehalten.
    Anscheinend war das blaue Krokodil von einer Attacke dieses Pokémon getroffen und deshalb durch die Luft gewirbelt worden. Bedrohlich wirkte Golbat auf alle Fälle, als es Feurigel und mir immer näher kam und seine langen, scharfen Zähne zeigte.


    „Feurigel, Glut!“, befahl ich daraufhin. Sofort griff der Igel mit dutzenden heißen Geschossen an und hatte Erfolg: Die Fledermaus drehte aufgrund des feurigen Beschusses ab und musste erst eine neue Position für den Sturzflug suchen. Kaum hatte es diese gefunden, kam es erneut zu uns geflogen. In seinen Augen stand der reine Wille, uns zu schaden. Bösartig funkelten sie und das Zischen, das es von sich gab, ließ mir die Nackenhaare zu Berge stehen.


    „Feurigel…!“, setzte ich schon an, doch da kam etwas, womit ich absolut nicht gerechnet hatte: Golbats Augen verfärbten sich abartig und es schien generell viel bedrohlicher zu sein. Meine Knie schlotterten, es war noch riesiger als vorher geworden! Ich wollte wegsehen, doch konnte meinen Blick nicht abwenden. Selbst nun laut schreiend sah ich ein riesiges geflügeltes Wesen vor mir. Im Hintergrund vermischten sich die Farben zu unnatürlichen Tönen. Was ging hier vor sich?! Daraufhin hörte ich ein Quieken, welches ich nicht einordnen konnte, und spürte wenig später etwas Spitzes im Nacken, was mir die Sicht raubte und mich bewusstlos zu Boden gehen ließ…



    (Kotone)
    Ich wusste nicht, was mit Kisho los war. Ich sah, dass Golbats Augen sich verfärbten, und dass mein Freund und sein Feurigel starr dastanden. Dem Blondhaarigen schlotterten sogar die Knie und er schrie! Währenddessen hatte sich Golbat auf den Igel zu bewegt, doch Kishos Blick und auch der seines Pokémons folgten dem Gegner nicht. Blitzschnell setzte dieser erst Feurigel und dann auch den blondhaarigen Jungen mit einem Biss außer Gefecht. Je ein Angriff auf den Hals und schon hieß es „Gute Nacht!“


    „Kisho!“, rief ich, doch dieser rührte sich nicht mehr, nachdem er in die Knie gegangen und auf den Boden gefallen war. Hilflosigkeit machte sich in mir bemerkbar und ich ballte meine Hände zu Fäusten. „Was hat dein verdammtes Golbat getan?!“, schrie ich zur Rauchwolke hinüber, wobei ich die Trainerin der Fledermaus ansprach. Der Qualm verzog sich und ich erkannte die Gestalten von fünf Personen wieder, wobei eine der beiden Frauen, welche unter ihnen waren, hämisch grinste. Gleichzeitig war sie die mit den gestohlenen Pokébällen und besaß schwarzes Haar.


    „Mein Golbat hat den Horrorblick angewendet, das ist seine Standarttaktik“, lachte sie. „Das bekommst du zurück!“, brüllte ich sie zornig an. „Karnimani, mobilisiere deine Kräfte. Aquaknarre!“ Ich bemerkte daraufhin, wie ein Strahl klaren Wassers links von mir quer durch die Luft geschossen wurde und sämtliche Rüpel durch den hohen Wasserdruck umwarf. Dabei waren von der anderen Trainerin auch die Bälle fallen gelassen worden, auf welche ich sofort zu stürmte. Ich versuchte, so schnell wie möglich den Anstieg hochzulaufen.


    „Nichts da! Golbat!“ Sofort hörte ich das Zischen der Flügelschläge des Pokémon, welches von hinten auf mich zuzukommen schien. Schnell rollte ich mich zur Seite, als ich den Lufthauch spürte, welcher durch die Flügelschläge ausgelöst wurde. Die Fledermaus schwebte nach einem Flug knapp über mich hinweg direkt über den Bällen und schnappte sich diese mit seinen Krallen.


    „Nicht so hastig! Karnimani!“ Mein Partner fauchte und schleuderte seinem Gegner schnell eine Ladung Erde ins Gesicht, welche es zuvor mit seinen Krallen ausgehoben hatte, sodass Golbat die Sicht verlor. Wieder kam ein schrilles Zischen, und das ekelhafte Pokémon musste notgedrungen landen. Doch für den Moment hielt es noch die Bälle in seinen Krallen. Wenn Karnimani und ich mit ihm fertig waren würde das nicht mehr der Fall sein!


    „Jetzt, Kratzer!“ Mit seinen spitzen Krallen an den Pfoten rannte Karnimani nun auf das Pokémon der Rocket-Dame zu und zog tiefe Furchen in dessen Gesicht, wobei es direkt danach noch eine sonst eher selten von uns benutzte Attacke einsetzte. „Biss! Gute Idee!“, lobte ich das Krokodil, nachdem es mit den Zähnen die Flügel Golbats attackiert und verletzt hatte. Nun lagen die Kapseln wieder frei, und ich rannte. Rannte, als ginge es um mein Leben, damit ich diese Pokébälle bekam. Dies war die Chance, mit dem zurück eroberten Gut zu fliehen! Weiter kämpfen konnten wir nicht – Kisho und Feurigel waren bewusstlos, Karnimani schwer angeschlagen. Da riskierte ich lieber nichts. Wenn ich die Bälle sicherte und wegschaffte, rettete ich vielleicht auch meine ohnmächtigen Freunde, indem mir die Rockets folgten. Ja, genau! Irgendwo würde ich mich dann verstecken, damit die Rüpel mich nicht fanden und ahnungslos weiter liefen. Später würde ich dann mit den Bällen zu Kisho zurückkehren, damit ich ihm helfen konnte.


    Ausgedacht und versucht: Im Rennen schnappte ich mir die Kapseln und hetzte mit Karnimani auf den Waldweg zu, der von einem ebenen Stück auf den Hügel führte. So würden die Rockets den Anstieg herunter rennen und mir auf dem anderen Pfad folgen.


    „Hey, hinterher!“, hörte ich einen Mann rufen und schon vernahm ich das schnelle Getrappel der Schritte meiner Verfolger. Ein paar Minuten ging das so, und die Bäume verschwammen schon fast ein wenig, so schnell rannte ich auf dem getrampelten Pfad. Zwei Farben wechselten sich in meinem Blickfeld ab - grünes Laub, braune Erde, grüne Moospflanzen auf Steinen, braune Wurzeln über dem Erdboden… Plötzlich sah ich einen umgestürzten Baumstamm direkt neben dem Waldweg – ideal als kurzzeitiges Versteck! Ich wollte gerade Kurs auf ihn nehmen, als ich eine Wurzel übersah, hinfiel und mir die Bälle davon rollten. Dabei schürfte ich mir leicht die Hände auf und stöhnte, weil mir der Aufprall förmlich die Luft aus den Lungen gepresst hatte. Meine Armknochen und mein Brustkorb fühlten sich komisch an, als hätten sie regelrecht durch den Sturz vibriert.


    „Meine Güte…“, ächzte ich und rappelte mich auf. Schnell schnappte ich mir das wertvolle Gut und rannte weiter. Doch es waren nur zwei Bälle, die ich mitnahm. Einer der Bälle lag mitten auf dem Waldweg und war sofort sichtbar. Das fiel mir aber erst auf, als ich mich bereits versteckt hatte. Ich lag hinter dem Baumstamm und registrierte mit Fassungslosigkeit, welchen Fehler ich gemacht hatte. Doch es war keine Zeit mehr, zurück zu gehen, um das Shiggy zu retten, welches ich verloren hatte. Ich hatte nur die Kapseln von Bisasam und Glumanda in der Hand. Das Geräusch der Schritte wurde wieder lauter, woran ich bemerkte, dass sie näher kamen. Kurz darauf verstummten die Schritte, also waren die Rockets stehen geblieben.


    „Hey, hier liegt einer der von uns geklauten Bälle! Anscheinend ist die Braunhaarige den Waldweg weiter gerannt! Geradeaus, und den Ball nehmen wir mit!“, hörte ich die Stimme der Golbat-Frau. „Jawohl!“, schallte es von den anderen Rüpeln und so liefen sie davon. Ich wartete ein wenig in meinem Versteck und Tränen liefen nach einigen Augenblicken über meine Wangen, bevor sie den Waldboden berührten und dort dunkle Kreise hinterließen. Welches Schicksal würde dieses unschuldige Wesen nun in der Organisation erwarten? Ich wollte es mir gar nicht vorstellen…


    „Es tut mir Leid, Shiggy. So unglaublich Leid.

    Kapitel 19: Ein unerwartetes Ende (Kotone)


    Interessiert standen Kisho und ich vor den Bällen und wägten ab, welches Pokémon wir als Partner auswählen sollten. Schließlich ging es auch darum, welches Pokémon man bei einem Sieg trainieren konnte. Shiggy, Glumanda oder Bisasam… Die Entscheidung war nicht einfach, jedes der Wesen war sicher ein guter Gefährte.


    „Ich nehme dieses Bisasam hier!“, meinte Kisho entschlossen und griff sich den Ball ganz rechts. „Dann nehme ich Glumanda!“ Tja, nun war ich auch noch glücklicherweise wegen des Typs im Vorteil, doch ich hatte meinen jetzigen Kampfpartner nicht nur deswegen ausgewählt. Ich mochte die Stärke und die Anmut von Drachen-Pokémon. Und wenn ich tatsächlich Glumanda nach einem Sieg bei mir behalten durfte, so würde ich viel mit ihm trainieren. Schon bald würde es ein mächtiges Glurak sein! Ein mächtiger Gefährte, vor dem andere schnell eine gute Taktik aufweisen mussten.


    „Nun gut, ihr habt gewählt! Dann lasst das Finale beginnen!“, rief Eich, und nachdem wir uns richtig an den verschiedenen Enden der Bühne postiert hatten, warfen wir die Pokébälle, aus welchen sich Glumanda und das grüne Pflanzen-Pokémon befreiten. Die Flamme am Ende des Schweifes meines Pokémon zuckte und, wenn ich richtig sah, wurde bei dem Anblick seines Gegners auch ein wenig größer. Ich grinste. Temperamentvoll, flammend… Ja, ein idealer Partner für mich. Schnell reagierte ich und befahl die erste Attacke: „Glumanda, Glut!“ Ich hoffte einfach, dass das Pokémon diesen Angriff schon konnte. Und tatsächlich: Die Flamme am Schwanzende der roten Echse vergrößerte sich abermals bei der Vorbereitung der Aktion. Diese atmete tief ein und schoss wenig später, als sie ausatmete, dutzende heiße Feuerklumpen auf seinen Gegner ab. Es war ein vergleichsweise großflächiges Bomberdement auf das Pflanzen-Pokémon, was dieses ziemlich mitnahm, als es getroffen wurde. Es ächzte, rappelte sich wieder auf und zuckte angespannt mit den beiden Ranken, welche in diesem Moment aus den Ansätzen an der Knospe hervorgetreten waren. Kisho blickte aufmerksam zu seinem Partner, dann fixierte er Glumanda. Wie ich ihn kannte, analysierte er schnell seine Möglichkeiten.


    „Bisasam, reagiere mit deinem Rankenhieb!“, rief der Blondhaarige zu seinem Kampfpartner, woraufhin sich dieser in Bewegung setzte und auf den jungen Drachen vor mir zu lief. Es blieb weit genug in Distanz, um einem direkten Konter zu entgehen, aber nun konnte das Pflanzen-Pokémon doch ein wenig besser zielen. Blitzschnell ließ Bisasam seine Ranken vorschnellen, sodass sie wie Peitschen agierten. Sie bewegten sich schon fast zu schnell für menschliche Augen, doch genauso schnell wich mein Feuer-Pokémon aus, indem es einfach hochsprang, als der Angriff Bisasams erfolgte. Die Peitschen knallten mit einem deutlich vernehmbaren Geräusch auf die Bühne, und Glumanda trat auf sie, als es wieder auf den Boden der Tatsachen zurück fiel. Bisasam schrie vor Schmerz und wollte sich befreien, weshalb es die Ranken zu sich zurückzog. Meinem Kampfgefährten nahm das jedoch regelrecht den Boden unter den Füßen, sodass er nach hinten fiel und sogleich ein paar saftige Ohrfeigen von den Ranken bekam.


    „Du bist gut, weil du deine Möglichkeiten im Fernkampf nutzt. Aber Glumanda und ich, wir lassen uns doch nicht unterkriegen!“, rief ich neckend zu meinem blondhaarigen Freund herüber. Dieser erwiderte mit einem Lachen und entgegnete: „Das will ich sehen! Bisasam, wickele es ein!“, antwortete der Junge kampfeslustig und schien sich sicher zu sein, gute Chancen auf einen Sieg zu haben. Schon war das Feuer-Pokémon, mit dem ich kämpfte, gefangen und konnte sich nicht bewegen, da grüne Stränge seinen Leib umhüllten. Sie quetschen die Echse und schnürten ihr die Luft ab. Das Wesen zappelte und versuchte heftig, sich zu befreien, was ihm allerdings nicht gelang.


    „Rasierblatt!“, befahl mein Freund, woraufhin ich mit dem Befehl zum Einsatz eines Flammenwurfes reagierte. Ich wusste nicht, ob Glumanda diesen schon beherrschte, doch es war am effektivsten gegen die breit gefächerte Attacke Bisasams. Schon flogen die rasiermesserscharfen Pflanzenteile auf den kleinen Drachen zu, welcher versuchte, einzuatmen und Energie für den Konter zu speichern. Doch die Stränge umschnürten ihn so fest, dass er seinen Brustkorb nicht ordentlich mit Sauerstoff füllen konnte, um damit die Feuerenergie zu verstärken. Und so geschah es, dass die Blätter ihr Ziel erreichten und großen Schaden anrichteten. Glumanda verzerrte das Gesicht vor Schmerz, nachdem es von den scharfen Pflanzenteilen geschnitten worden war. Noch während das Feuer-Pokémon dabei war, sich aufzurappeln und einen verzweifelten Befreiungsversuch zu starten, wies Kisho schon etwas Neues an, woraufhin das Pflanzen-Pokémon auf meinen Partner zu rannte und mit einer kräftigen Kopfnuss schon fast den Knock-Out dessen erzielte. Die Schädel der Kontrahenten prallten aufeinander und Kampfschreie beider Pokémon ertönten. Sie landeten auf dem Boden und Glumanda machte keinen besonders fitten Eindruck mehr. Es ließ den Kopf hängen und atmete schwer. Ich biss die Lippen aufeinander. Die Kollision hatte ja schon beim Zusehen wehgetan!


    „Befrei dich, indem du die Ranken beißt!“, rief ich aufgeregt. Schließlich musste sich mein Partner aus dieser misslichen Lage befreien. Noch leicht benommen befolgte Glumanda meinen Befehl. Die kleinen, aber dennoch scharfen Zähne meines Pokémon bohrten sich tief in die Fesseln, und tatsächlich lockerte Bisasam aus Schmerz den Griff um den kleinen Drachen. Das Pokémon mit der Knospe auf dem Rücken stieß einen erstickten Schmerzensschrei aus und kniff die Augen zusammen. Das wollte Kisho nicht hinnehmen und ich bemerkte, wie er in seinen Gedanken bereits die nächste Aktion plante.


    „Kratzer!“, kam es nun gleichzeitig von Kisho und mir, woraufhin die beiden Pokémon entschlossener denn je aufeinander losgingen. Sie rannten immer schneller und schneller, ihre Blicke waren verbissen. Immer kürzer wurde die Distanz zwischen den Kontrahenten, bis Kisho den Namen seines Pokémon rief. Urplötzlich ließ Bisasam erneut seine Ranken hervorschnellen, um sie wie Sprungfedern zu nutzen. Das Pokémon hob sich so mehrere Meter in die Luft und Glumanda lief überrascht ins Leere. Mitten im Flug zog unser Gegner dann seine Ranken wieder ein. Erstaunt blickten Glumanda ich hinauf zu dem fliegenden Pflanzen-Pokémon und der Mund stand mir offen. Mit so etwas hätte ich nie gerechnet! Das Publikum applaudierte heftig für die gelungene Aktion und auch Professor Eich sprach überraschte Worte in sein Mikrofon. Auf meinen folgenden Befehl hin wendete der kleine Drache, sodass er nun das fallende Bisasam sah. Sofort zielte er auf seinen Gegner und traf ihn abermals mit heißen Feuerklumpen der Glut-Attacke, welche er in hohem Tempo wie Melonenkerne ausspuckte.


    „Biiiiiisaaaaaa!“, hörte man es kläglich winseln, nachdem das Pflanzen-Pokémon getroffen worden und danach unsanft auf dem Boden gelandet war. Kurz blieb es benommen und regungslos liegen. Der Sieg schien nun greifbar, und so eine Chance wollte ich mir nicht entgehen lassen! Schnell wollte ich das Signal zur nächsten Attacke geben, doch Kisho hatte den gleichen Gedanken wie ich. Nahkampf musste es nun entscheiden, da wir Fernangriffe inzwischen kannten und abblocken konnten. So hatte ich Glumanda erneut den Einsatz von Kratzer befohlen.


    „Bisasam, steh auf und setze auch Kratzer ein!“, so lautete nun die Anweisung seinerseits. Abermals rannten die Wesen mit ihren scharfen Krallen aufeinander zu und trafen sich mit ihren Attacken, als sie sich in der Mitte der Bühne begegneten. Schweißtropfen spritzten und man sah die Anspannung der Pokémon. Gleichzeitig zogen sie Furchen in die Haut ihres Gegners und Bisasam sowie Glumanda blieben erst ein paar Meter später stehen. Nun standen sie mit den Rücken zueinander und jeder im Publikum schien vor Spannung die Luft angehalten zu haben. Beide Kontrahenten atmeten schwer und auch Kishos und meine Atemzüge folgten vor Anspannung schneller aufeinander als normal.


    „Biiisaaa…“ „Gluuumaaa…“, hörte man die Pokémon wimmern, und gleichzeitig gingen sie in die Knie. „Steh auf, du kannst es schaffen!“, riefen Kisho und ich gleichzeitig. Glumanda und ich, wir mussten es doch schaffen! Es war doch zum Greifen nah, nur ein Schlag fehlte und alles wäre sicher entschieden! Doch keiner von Beiden regte sich mehr, dazu waren sie wohl viel zu erschöpft. Keuchend blieben sie auf den Holzdielen liegen. Und nun? „Es sieht mir stark nach einem Unentschieden aus! Aber es war ein hervorragender Kampf!“, verkündete Professor Eich und es gab tosenden Applaus von Seiten der Zuschauer. „Und da wir ein Unentschieden haben, dürfen beide ihre Pokémon behalten!“ „Was?“, fragte ich und ein Lächeln zeichnete sich auf meinem Gesicht ab. „Glumanda gehört nun zu mir? Klasse!“, jubelte ich und stieß die Arme in die Luft. Auch Kisho freute sich, ging zu seinem neuen Bisasam und nahm es in seine Arme.


    „Glumanda, du hast toll gekämpft. Ruh dich ein wenig aus“, sagte ich sanft und rief das Pokémon in seinen Ball zurück. Ich hielt diesen noch in der Hand und betrachtete ihn glücklich. Nun hatte ich also ein neues Mitglied in meinem Team, wer hätte das vorhin noch gedacht? „Kisho“, fiel es mir dann ein und ich grinste. Er hatte es von Anfang an prophezeit und an mich geglaubt. Und nun hatte ich mein zweites Pokémon…

    (Clarice)

    „Gut, nun könnt ihr loslegen. Holt euch die Pokémon und bringt sie später zu mir!“, sagte ich über mein Funkmikrofon und sofort stürmten die Rüpel aus ihrem Versteck. Sie alle grinsten hämisch und freuten sich darauf, Unruhe zu verbreiten. Für sie hatte endlich die groß erwartete Mission begonnen. Motiviert liefen sie aus den Laub- und Nadelbäumen hervor über die grasbewachsenen Hügel hinab zur Bühne, wobei manche von ihnen Pokébälle zückten. Aus diesen erschienen mit hellem Schein schon bald darauf dutzende Zubat, Mauzi, Rettan und Smogon. Befehle und Attacken folgten aufeinander, Menschen rannten schreiend in Panik davon. Professor Eich brachte sich schnell in Sicherheit, bevor der Zahltag eines Mauzi die Bühne traf und die Goldplättchen wie kleine Geschosse deren Vorhänge und Holzdielen durchlöcherten. Überall sah man Dinge zerbersten und immer mehr bildete sich die typische Schneise der Zerstörung heraus.


    „Ich hasse das…“, seufzte ich gedanklich, während ich über ein Fernglas beobachtete, wie die eingeschleusten Mitarbeiter die Pokébälle an sich nahmen und sogleich verschwanden. Sie waren sogar so dreist, dass sie die Finalisten anrempelten, welche beide noch die Bälle mit den Kanto-Startern in der Hand gehabt hatten, sodass sie diese fallen ließen und die Rüpel die Kapseln an sich nahmen. Die Jugendlichen landeten auf dem Boden der Bühne. Diese in die Show eingeschleusten Rüpel transportierten die „Ware“, der Rest war im Plan nur zur Verbreitung von Schrecken und zur Ablenkung da. Dutzende Menschen schrien erneut auf und die Verwüstung zog nun endgültig ein: Leute wurden angerempelt, Sachen gingen kaputt, Verwirrung und Verzweiflung machten sich breit.


    Inzwischen wusste ich sehr wohl, welches Leid Team Rocket brachte und wie vielen Menschen wir Schmerz zufügten. Wieso erkannte keines der Mitglieder außer mir, welchen Schwachsinn diese Organisation verzapfte? Doch wohl oder übel musste ich mitspielen und Stärke zeigen, denn schließlich hatte ich nicht wirklich eine andere Wahl. Wir hatten einen geheimen Treffpunkt, an welchem wir uns versammeln, ich die Pokébälle erhalten und von welchem aus wir zurück zum Hauptquartier fliegen würden. Und waren wir wieder im HQ, würde ich nach Silver suchen. Ich brauchte jemanden, der mir zuhörte und der mich verstand. Und der Rothaarige war der einzige, der das tat.

    Kapitel 18: Runde zwei! (Kisho)


    Nachdem alle Zettel ausgewertet waren, betrat Professor Eich erneut die Bühne. „Gut, die Ergebnisse stehen fest! Aufgepasst, ihr Lieben! Ich erinnere: Nur die zehn Besten kommen weiter in Runde zwei! Und ohne groß Worte zu verschwenden, sage ich nun die Namen dieser Teilnehmer! Es geht los!“ Der erste Name, den der Professor von einer Moderationskarte ablas, war der eines Mädchens, welches wohl ungefähr in meinem Alter war. Dieses sollte sich gleich an eines der Pulte mit einem Buzzer stellen, welche inzwischen positioniert worden waren. Zehn an der Zahl, alle weiß und mit je einem roten Buzzer ausgestattet. Der Name des ersten Mädchens war Janice. Diese stellte sich daraufhin an das erste der Pulte und wirkte recht selbstzufrieden. Dann kam Kishos Name, woraufhin dieser ein freundliches Lächeln aufsetzte und ich ebenfalls glücklich war, weil er im Wettbewerb weiter kam. Des Weiteren kamen noch zwei Jungen sowie drei Mädchen in die nächste Runde.


    „Und nun haben wir schon sieben unserer zehn Kandidaten dabei! Der nächste Name!“ Und tatsächlich geschah das Unfassbare: Mein Name wurde genannt! Ich schrie schon fast vor Glück und eilte fröhlich über den Holzboden der Bühne zum Pult neben Kisho, wobei wir uns fünf gaben. Zufrieden blickte ich zu den Zuschauern und legte meine Hände auf das Pult. Er gab mir ein Thumbs-Up und wir beide grinsten. Mein Herz schlug schneller vor lauter Euphorie.


    „Du hast es doch geschafft, siehst du?!“, meinte Kisho zu mir und ich nickte nur. Nie hätte ich mit einem Weiterkommen gerechnet! Die restlichen zwei Namen wurden bekannt gegeben, und der Rest der Teilnehmer ging betrübt von der Bühne. Diese waren ausgeschieden, doch das interessierte mich gerade relativ wenig. Viel zu glücklich war ich aufgrund meines guten Abschneidens. Ich würde auch weiterhin mein Bestes geben und mir den Preis schnappen!


    Schon baute sich unser älterer Quizmaster vor den verbliebenen Kandidaten auf: „Runde zwei! Vor euch stehen Pulte mit je einem Buzzer. Wer die Antwort auf meine Fragen weiß, drückt. Wie ich bereits erwähnte, dreht es sich nun um die Beschreibung von Pokémon. Legen wir gleich los! Mal sehen, wer von euch mit fünf ergatterten Punkten ins Finale zieht! Nur zwei Kandidaten werden unsere Finalisten sein! Also dann, Pokémon Nummer eins: Welches Pokémon hat drei Stacheln und eine gelbschwarze Färbung? Es besitzt auch zwei Flügel!“ Das wusste ich und buzzerte. „Kotone, wie ist deine Antwort?“, fragte Eich freundlich lächelnd. „Es ist ein Bibor gemeint!“, sagte ich und war schon fast ein wenig stolz auf mich, als der erste Punkt auf mein Konto ging. Aber sicher war die erste Frage immer die einfachste.


    „Nummer zwei! Welches Wesen ist grau, steht auf vier Beinen und hat große körperliche Kräfte? Mental ist dieses Pokémon aber eher unterbegabt.“ Kisho ergatterte sich die Antwortmöglichkeit und erkannte ein Rihorn. Punkt eins für ihn, sehr gut. So ging es immer weiter. Ein anderes Mädchen war auch sehr reaktionsschnell und hatte die richtigen Antworten parat, sodass sie schnell drei Punkte hatte. Sie war unsere härteste Gegnerin und das erste Mädchen gewesen, deren Namen für diese Runde genannt worden war. Janice. Sie besaß blondes Haar, blaue Augen und trug ein grünes T-Shirt kombiniert mit einem Jeansrock. Nicht, dass die Anderen nicht schlau gewesen wären, aber ihre Reaktionen waren zu langsam. Auch Kisho hatte einen Lauf und war relativ bald der erste Finalist, denn er hatte fünf Punkte gesammelt. Ich blickte ihn wohlwollend an, war aber trotzdem bereit, mein Bestes zu geben. Auch wenn es sein konnte, dass Kisho und ich im Finale gegeneinander antraten, so ließ ich mich davon nicht beeinflussen. Ich hatte zwei Punkte auf meinem Konto, und lieferte mir mit Janice ein ständiges Kopf-an-Kopf-Rennen. Dann stand es vier zu vier.


    „Die Entscheidung für den zweiten Finalisten scheint nun zwischen Kotone und Janice zu fallen! Nun, also los: Welches Pokémon hat einen kräftigen Händedruck sowie eine Krone, ist rötlich gefärbt und schlecht im Sprint?“


    „Ach je. Kräftiger Händedruck… Muss wohl ein Muskelprotz sein. Aber die stärksten Pokémon, die ich kenne, laufen auf zwei Beinen, dürften also im Sprint nicht schlecht sein. Mit vier Beinen wird die Zahl der starken Pokémon geringer, aber diese sollten auch nicht über ihre eigenen Füße stolpern. Sechs Beine? Vielleicht, allerdings fällt mir da gerade kein Pokémon ein. Und rot? Also muss es schon auffälliger sein. Rötlich sind doch Krabben, und dazu würde auch der kräftige Händedruck passen – die Scheren! So bleiben noch Krabby und Kingler. Und eine Art Krone kann man nur bei Kingler erkennen!“


    Schnell drückte ich auf den Buzzer und schrie: „Kingler!“ „Korrekt! Und damit steht Kotone im Finale!“, rief Eich und Kisho sowie das Publikum applaudierten mir. Ein dickes Grinsen stand mir mal wieder auf das Gesicht geschrieben. Mein blondhaariger Freund und ich fielen uns glücklich in die Arme. Der Sieger dieses Wettbewerbes würde also tatsächlich einer von uns sein! Wutschnaubend ging Janice davon, und die anderen Kandidaten folgten ihr stillschweigend. Kisho und ich blickten uns lächelnd an. Wir hatten es wirklich geschafft! Wie wohl die finale Runde aussah? Und wer von uns beiden würde am Ende den Sieg davon tragen?


    „Dann wollen wir den Beiden mal die Regeln des Finales erklären!“, sagte unser Quizmaster, während ein kleines Podest hochgefahren wurde, auf welchem drei glänzende Pokébälle lagen. „Ihr sucht euch jeder eines der drei Pokémon aus. Hierbei handelt es sich um die drei Starter in Kanto – Bisasam, Glumanda und Shiggy. Mit diesen Pokémon kämpft ihr dann fair gegeneinander und der Sieger darf das Pokémon behalten, mit dem er den Kampf bestritten hat. Na, ist das denn ein Preis für einen Sieger oder nicht?“ Neid und Applaus kamen als Reaktionen aus dem Publikum.


    „Ein neues, eigenes Pokémon wenn ich gewinne? Das wäre tatsächlich fantastisch!“ Mein Kampfgeist flammte nun richtig auf. Kisho und ich waren zwar die besten Freunde, aber einfach würde ich es ihm nicht machen! Kisho sah durch meine Körpersprache wohl mein Temperament und grinste. Auch ich sah seine Entschlossenheit aufblitzen und er nickte mir zu. Möge der bessere gewinnen!


    (Clarice)
    „Hey, die Pokébälle liegen frei! Sollen wir sie uns jetzt holen?“, wurde ich von einem der mir unterstehenden Rüpel gefragt, während ich das Geschehen durch ein schwarzes Fernglas beobachtete. „Nein, wir warten noch. Sind die Pokémon müde kann man sie leichter fangen. Wir schlagen zu, wenn der Sieger feststeht“, antwortete ich. „Sehr wohl!“, reagierte der junge Mann und ging wieder davon. Komisch, dass ich Leute kommandierte, die älter waren als ich… Aber gut, ich hatte eben die besseren Leistungen abgeliefert und war deshalb befördert worden.


    Da lagen sie nun also – die begehrten Pokémon. Doch wir mussten uns in Geduld üben. Ich beobachtete nun, wie die Finalisten sich den Bällen näherten. Der Kampf versprach, unterhaltsam zu werden. Und hatten wir uns amüsiert, stifteten wir Unruhe – so dachten die Rüpel. Sie sahen es als Unterhaltung an und mochten es, den Schmerz anderer Menschen zu sehen, den sie sahen, wenn sie Pokémon stahlen. Doch mir widerstrebte diese Mission, generell wollte ich keine Aufträge mehr für Team Rocket ausführen. Doch ich musste, denn sonst würde ich hochkant rausgeworfen, bestraft oder sonst was mit mir gemacht. Und wo sollte ich dann hin? Leid erfüllte mich, wenn ich daran dachte, welch schreckliche Taten noch geplant sein könnten. Denn schließlich sollte das erst der Anfang sein. Hoffentlich konnte ich so bald wie möglich aus Team Rocket austreten. Doch erst musste ich etwas erledigen…

    so, nach einer weile in den usa und einer dadurch bedingten pause bin ich nun doch vorzeitig wieder heimgekehrt und stelle nun deswgen das kapitel 17 online.
    ich habe die kapitel alle überarbeitet und in neuen versionen hochgeladen. so hoffe ich, dass sich mein schreibstil nun ein wenig verbessert hat und natürlich auch, dass dieses kapitel gut ankommen wird.
    auf kommentare würde ich mich wieder freuen.



    Kapitel 17: Team Rocket! (Clarice)


    Inzwischen war es Dienstagvormittag, also stand unser Einsatz an. Wobei, ich würde nur Anweisungen geben und alles überwachen müssen - die Arbeit hatten die Rüpel in meinem Team zu erledigen. Wir waren alle im Wald in unmittelbarer Nähe zur Bühne positioniert, auf welcher Eich elf Uhr, also in rund einer halben Stunde, auftreten sollte. Alles war vorbereitet und die Mitarbeiter, welche von uns eingeschleust worden waren, kümmerten sich nun eigentlich nur noch darum, dass sie an der richtigen Position waren. Der Rest der Rüpel war ringsum im Wald nahe dem kleinen Ort versteckt, damit man nicht unseren genauen Standort lokalisieren konnte und würde in Aktion treten, wenn der Professor den Preis des Quiz überreichen wollte. Wie wir in Erfahrung gebracht hatten, sollte sich der Sieger eines der drei Starter-Pokémon Kantos aussuchen und seinem Team hinzufügen können. Und diese Pokémon würden wir stehlen, um ein Zeichen zu setzen, dass Team Rocket zurück war. Ansonsten gab es noch das Übliche: Chaos und Verwirrung stiften. Der Tag war also schon komplett durchgeplant. Wenn wir das durch hatten, konnten wir wenigstens wieder alle ins HQ zurück, wo bestimmt schon Silver auf mich warten würde. Silver… Wieder einmal dachte ich an sein rotes Haar, dessen Farbe unterbewusst auch meine Wangen annahmen, sein aufmunterndes Lächeln von vorhin, seine Entschlossenheit im Kampf…


    Ich geriet total ins Träumen, und so wurde ich durch die Stimme eines anderen Teamleiters aufgeschreckt, als dieser mich ansprach: „Hey, Clarice. So heißt du doch, oder? Clarice?“ Es war der Typ mit den grün gefärbten Haaren. Einer der anderen beiden Teamleiter. „Ja, das bin ich. Was gibt es?“ Was wollte er von mir? „Na ja, ich wollte dich nur vorwarnen“, antwortete er. „Vorwarnen? Wieso?“, fragte ich. Langsam wurde ich unruhig. Wollte er mir etwa Angst machen?! „Die Warnung ist vor mir und Kaito, wenn du dein Team nicht unter Kontrolle hast und wegen euch alles misslingt. Wir wissen nämlich im Gegensatz zu dir, wie man so etwas organisiert“, grinste er frech. „Wir sind nämlich keine Anfänger!“, lachte nun auch – Kaito? –, welcher in der Nähe gestanden hatte.


    „Hör mir mal genau zu“, meinte dieser nun zu mir und näherte sich mir immer weiter. Dann packte er mein Kinn und zwang mich so, ihm direkt in die Augen zu sehen. „Du bist noch Amateur. Geh nach Hause! Was willst du denn bei den Rockets?“, lachte er. Das war zu viel. So etwas ließ ich mir doch nicht bieten! Justus und Kaito… Zwei völlig überhebliche Teamleiter! Ich war schon in höheren Positionen als diese Idioten gewesen! Vor Wut völlig aus dem Häuschen gab ich Kaito eine ordentliche Ohrfeige, woraufhin diesem nur der Mund offen blieb und sich die Wange rieb. Ein roter Handabdruck war dort zu sehen, wo ich ihn getroffen hatte.


    „Du ungehobelter Klotz!“, schrie ich. „Ich war schon höher gestellt als ihr es jemals sein werdet! Ich war in Mahagonia City Assistentin des Unteroffiziers!“ „Ach Gott, jetzt kriegt es die Kleine wohl mit der Angst zu tun und prahlt mit etwas, dass sie gerade erfunden hat!“, lachte Justus, und wieder stimmte Kaito trotz seiner Verwunderung ein. „Glaubt doch was ihr wollt, aber es stimmt!“, murrte ich und stapfte sauer davon. „Idioten!“, rief ich noch zurück, bevor ich für mich beschloss, mich nicht mehr über diese Rüpel aufzuregen. Ich gesellte mich zu meinen Teammitgliedern und beobachtete wieder die Bühne.


    „Sie hat wirklich Temperament. Clarice hat es dir gezeigt, hm?“, machte sich Justus dann über Kaito lustig, welchem ich ja zuvor eine saftige Ohrfeige gegeben hatte. „Halt du bloß die Klappe“, grummelte dieser und rieb sich die Wange. „Das zahle ich ihr noch heim, du wirst sehen…“



    (Kotone)
    Kisho und ich standen bereits vor der Bühne, um die sich nun eine immer größere Menschenmenge scharte. Es war eine einfache Holzkonstruktion, welche sich auf einer großen Grasfläche befand. Gesäumt wurde diese von einem dichten Mischwald. Die Sonne sorgte für angenehme Temperaturen und ich hatte gute Laune. Punkt elf Uhr ging es dann auch los: Mit einem spektakulären Auftritt, bestehend aus einem großen Licht- und Musikspiel, kam dann auch der auf die Bühne, wegen dem alle gekommen waren - Professor Eich. Jubel brach aus, und der ältere Mann grinste zufrieden aufgrund seines Ruhmes. Er war eine der Berühmtheiten in allen Regionen und hatte viel Bewundernswertes in seiner Karriere vorzuweisen.


    „Hallo, liebe Pokémon-Freunde! Seid ihr bereit, euer Wissen zu testen? Alle Mutigen, die bereit sind, stellen sich nun dem ultimativen Kanto-Pokémon-Quiz!“, rief er fröhlich und wieder gab es großen Applaus. „Dieses Quiz besteht aus drei Runden! In der ersten Runde muss ein Fragebogen ausgefüllt werden, und die zehn Besten mit den meisten Punktzahlen von euch kommen in Runde zwei! In dieser werden von mir Pokémon beschrieben, und wer meint, das Pokémon erkannt zu haben, drückt auf den Buzzer. Die beiden Kandidaten, welche zuerst fünf Punkte ergattert haben, messen sich dann im großen Finale!“, erklärte der Professor und ich war entschlossener denn je, hier mein Bestes zu geben. Ich kannte den Preis noch nicht, doch ich wollte um ihn kämpfen. Es war mein Wettbewerbsgeist, der sich aktiviert hatte. Ich sah die entschlossenen Blicke der anderen Trainer. Jeder hier wollte sein Wissen unter Beweis stellen, genau wie ich.


    „Gut, alle die teilnehmen wollen, bitte auf die Bühne! Hier bekommt ihr einen Fragebogen und einen Stift ausgehändigt, um euch der ersten Herausforderung zu stellen!“ Der Professor winkte das Publikum zu sich und gleich darauf kam die Menschenmenge in Bewegung, während sich immer mehr Personen zu dem Professor gesellten. Wie viele Kandidaten würden es wohl sein? Die Menschenmasse hier war beachtlich. „Okay, Kisho - bereit?“, fragte ich. Mein Begleiter lächelte, nickte und wir holten uns je einen Stift und einen Fragebogen ab. Die meisten setzten sich auf die Bühne, um die ihnen gestellten Fragen zu beantworten. So taten wir das auch.


    „Das Zeitlimit für die Beantwortung der Fragen beträgt 15 Minuten! Und los!“, sagte Eich und schon überflogen alle schnell ihr Blatt. „Gut, erste Frage: Nenne die letzte Entwicklungsform eines Shiggy! Ah, das ist leicht! Turtok!“, ging ich in Gedanken die erste Frage durch und schrieb meine Antwort auf das Papier. „Frage zwei: Nenne das Pokémon mit der Nummer 58 im nationalen Pokédex, welches aus Kanto kommt!“ Hierbei handelte es sich um eines meiner liebsten Pokémon, und dieses hatte ich schon oft gesehen. „Fukano!“ Wieder flog mein Kuli über den Fragebogen, und spielend leicht schaffte ich auch die Fragen drei und vier. Doch dann wurde es wirklich knifflig: „Nenne das genaue Gewicht eines Rihorn, so wie es im Pokédex zu finden ist! Oh mein Gott, ich hab doch keine Ahnung! So was merke ich mir doch nicht!“ Aus dem Augenwinkel sah ich, wie Kisho grinsend und schnell sämtliche Antwortspalten füllte. Oje, wenn die Anderen genau so schlau waren wie er, dann hatte ich doch keine Chance! Vor Aufregung errötete ich und geriet in Panik. In meinen Händen knickte ich das Papier, als sich meine Finger fester um das Blatt schlossen. „Oh mein Gott, oh mein Gott, oh mein Gott... Egal, nächste Frage! Schnell!“ So gut wie ich konnte versuchte ich auch, die anderen Fragen zu lösen. Zwar beantwortete ich die restlichen Fragen, doch bei vielen Antworten war ich mir unsicher.


    „Die Zeit ist um!“, ertönte nun abermals die Stimme von Professor Eich. Entmutigt sah ich hinüber zu Kisho, welcher meinen traurigen Blick bemerkte und mich mit einer Geste darauf hinwies, dass ich die Mundwinkel hochziehen und lächeln sollte. Da er bei dieser Geste, in welcher er mit seinen Fingern seine Mundwinkel hochzog, wirklich witzig aussah, musste ich kichern, und er zeigte mir den Daumen nach oben, nach dem Motto: „So ist´s richtig! Nur Mut!“ Dann gab ich meinen Zettel ab und hoffte einfach auf das Beste.


    „Gut, ihr Lieben, es wird nun ein wenig dauern, bis die Zettel ausgewertet sind. Ich werde euch informieren, wer weiter machen darf und wann wir den Wettstreit fortführen“, sagte Professor Eich bald darauf. Er fuhr sich durch das graue Haar und verschwand kurz hinter der Bühne. Daraufhin begab ich mich zu Kisho. Er wirkte ganz zufrieden, doch fixierte er mich aufmerksam, sobald er mich sah.


    „Oje, ich wette, ich bin draußen“, sprudelte es sofort aus mir heraus. Mein Freund blickte mich daraufhin nur kopfschüttelnd an und meinte: „Koto, das will ich nicht hören! Lächeln! Wir haben viel gelernt. Du weißt doch, mit dem Pokédex.“ „Ja, schon, aber…“ Ich wurde just in diesem Moment in meinem Satz unterbrochen, weil Kisho plötzlich meine Hände ergriff und sein Blick so starr auf mich gerichtet war, dass ich mich ihm nicht entziehen konnte. Sanft strich der Blondhaarige mir ein paar Haarsträhnen aus dem Gesicht. „Du bist das Mädchen, welches sich in meinem Freundeskreis am besten mit Pokémon auskennt. Wenn du es nicht schaffen würdest, wer sollte es dann von den Anderen am ehesten hinbekommen, hm? Ich glaube an dich, und das solltest du auch tun. Lass dich nicht unterkriegen. Du hast es dann eben versucht, und fertig. Du hast nichts zu verlieren und geschadet hat es dir wenn dann auch nicht. Also, Kopf hoch und blick optimistisch nach vorne.“ Durch diese Worte wurde ich wirklich aufgebaut, und vor Dankbarkeit fiel ich meinem Freund um den Hals. Kisho grinste leicht verlegen und ließ mich dann wieder los.

    so, hier ist das kapitel nummer 16.
    ich wünsche euch viel spaß beim lesen und hoffe wieder auf eure kommis.
    zu den letzten zwei kapiteln kam jetzt leider nichts, und daher würde ich mich freuen, eine resonanz zu bekommen.
    schließlich will ich doch wissen, wie die jeweiligen kapitel ankommen. ;)



    Kapitel 16: Kämpferische Eleganz (Silver)


    Gespannt betrat ich das Haus der bekannten Tänzerinnen. Nur wenige Personen hielten sich momentan im Gebäude auf. Statt fünf Kimono-Girls sah ich nur zwei. Ich bemerkte einen mit Parkett ausgelegten Eingangs- und Zuschauerbereich, in welchem ein paar Sitzkissen verteilt waren. Vor der dem Eingang gegenüber liegenden Wand war eine Bühne aufgebaut, welche auch zwei Holztreppen besaß. Auf ihr wurden wohl die Stücke aufgeführt. Direkt vor der Bühne befand sich aber nicht Parkettboden, wie im restlichen Zuschauerbereich, denn es war gepflastert worden. Dieser gepflasterte Bereich ergab eine Art rechteckigen Rahmen um ein Zentrum, in welchem sich festgetretene Erde befand. Wenn ich das grob abschätzte, ergab die Fläche einen Bereich etwas größer als ein Standart-Kampffeld. Zum Kämpfen war es so wohl auch gedacht.


    „Guten Tag, junger Mann! Bist du etwa auch ein Fan der bezaubernden Damen dort drüben?“, sprach mich da ein älterer Herr an, nachdem ich ein paar Schritte in den Raum gemacht hatte. „Ich bin hier, um sie herauszufordern“, erwiderte ich kühl und angewidert. Ich mochte betrunkene Leute nicht. Sie besaßen immer eine Fahne sondergleichen und verhielten sich unmöglich. Was tat der überhaupt hier? „Ah, ja. Ein neuer Mutiger“, lachte der Fremde und nahm erneut einen Schluck seines Getränkes. War das etwa Sake?


    „Verzeiht mir, ich war in der Nähe und hörte, Ihr wolltet uns herausfordern?“, sprach mich da eine der schwarzhaarigen Frauen im bunten Kimono an. Dieser war rot und wurde mit einem grünen Tuch zugebunden, welches die Frau auch elegant über ihrem Unterarm liegen hatte. Beide Teile ihrer Kleidung besaßen zudem gelbe Verzierungen in Form einer Lilie. „Ich bin Umeko und meine Freundin dort auf der Bühne ist Komomo“, sagte die Tänzerin und deutete nach hinten zum Holzbau. Dort befand sich ebenfalls eine junge schwarzhaarige Frau in der gleichen Kleidung, welche nun ihre Tanzübungen unterbrach und sich uns zuwendete. Tatsächlich sahen sie sich von weitem sehr ähnlich, alle Kimono-Girls taten dies.


    „Dann seid Ihr also mit einem Psiana und einem Aquana meine Gegner?“, antwortete ich mit einer Gegenfrage. Die meisten Bewohner Johtos wussten, welche der Trainerinnen welches Pokémon besaß. So auch ich. „Oh, Ihr scheint recht gut Bescheid zu wissen. Es stimmt, wir kämpfen mit diesen Formen des entwickelten Evoli. Doch müssen wir erst entscheiden, gegen welche von uns der erste Kampf geführt werden soll. Besiegt Ihr die erste, nimmt die zweite Trainerin sofort deren Platz ein und es wird weiter gekämpft, als würde einfach nur ein neues Pokémon eingewechselt. Damit es fair bleibt, sucht Ihr euch nun zwei Pokémon aus, und nur diese dürft Ihr einsetzen.“ Mein Blick wanderte hinunter zu meinem Gürtel mit den Pokébällen. Aquana und Psiana… Wenn ich die Vorteile bestimmter Typen beachtete... Ja, dann fiel die Wahl nicht mehr so schwer.


    „Gut, dann wähle ich aus meinen vier Pokémon nun diese“, meinte ich und nahm zwei Bälle von meinem Gürtel in die Hand. Umeko nickte zufrieden und verschränkte die Hände in den Ärmeln ihres Kimonos. „Sehr schön. Gehen wir doch nun zum Kampffeld“, erwiderte die junge Frau lächelnd und schritt voran. Gesagt, getan – nur wenige Augenblicke später standen wir auf dem gepflasterten Boden. Ein Schiedsrichter stand zur Kontrolle am Rand des Kampffeldes bereit. Die Fläche war eben, keine Hindernisse für Attacken standen im Weg. Hier ging es wirklich um einen direkten Kampf, Pokémon gegen Pokémon.


    „Nun lassen wir den Münzwurf entscheiden. Liegt Zahl oben, ist Komomo eure erste Gegnerin. Wenn nicht, dann bin ich es“, sagte Umeko und warf eine Münze. Diese drehte in der Luft ein paar Runden, während sie immer weiter zu Boden fiel. Schließlich gab es ein metallisches Klingen und das Ergebnis wurde erkennbar. „Zahl! Komomo wird den ersten Kampf bestreiten“, stellte ich fest und vergrößerte den ersten meiner Pokébälle. Da ich nun meinen Gegner wusste, konnte ich auch eine Entscheidung bezüglich meines Kampfpartners treffen. „So sei es. Macht Euch bereit!“, rief die schwarzhaarige junge Frau und stellte sich mir auf der anderen Seite des Feldes gegenüber, nachdem sie den kurzen Weg von der Bühne zu uns geeilt war. Ihre Hand wanderte hinab zu einem kunstvoll verzierten Beutel, aus welchem sie einen rot-weißen Pokéball holte.


    „Aquana, los!“ Begleitet von diesem Ausruf warf die Trainerin den Pokéball und die Weiterentwicklung des Evoli formierte sich aus einem weißen Lichtstrahl. Das motivierte Pokémon machte einen Satz in die Mitte des Feldes, wobei kleine Wassertropfen von seiner Haut flogen. Funkelnd im Licht fielen sie zu Boden und zerplatzten. Aquana besaß eine blaue Färbung sowie zusätzlich zu seinen vier Beinen eine fischähnliche Flosse und einen Kranz um den Hals. Sein Blick war entsprechend der Natur seiner Attacken kühl und gab keinen Einblick in seine Gedankenwelt.


    „Magnetilo, auf in den Kampf!“, rief ich und schickte meinen Kampfpartner ins Geschehen. Schon erschien mein metallisch graues Pokémon vor mir, welches große Ähnlichkeit mit einem Magneten hatte. Aufgeregt stieß es einen unnatürlichen, metallischen Laut aus und schwebte rund eineinhalb Meter über dem Boden. Vom Typ her war ich leicht im Vorteil, doch mal sehen, wie gut mein Gegner wirklich war… „Der Kampf möge beginnen!“, gab Umeko das Signal und sofort befahl ich Magnetilo, seinen Superschall einzusetzen. Verwirrt war ein Gegner wesentlich einfacher zu schlagen. „Weich aus, danach kommt ein sofortiger Konter mit der Aquaknarre!“, kommandierte Komomo. Wie befohlen sprang das Wasserwesen flink zu Seite, als sich ihm der gebündelte Strahl aus kleinen, kreisförmigen und schnell aufeinander folgenden Schallwellen näherte. Gleich darauf fing es an, einen Wasserstrahl mit hohem Druck freizusetzen. Doch dieser war nicht direkt, so wie ich es erst vermutet hatte, auf Magnetilo gerichtet, sondern auf den Boden unter ihm. Die Erde wurde nicht etwa durchgeweicht, nein, sondern flog durch den hohen Wasserdruck regelrecht davon. Eingeschlossene Gesteinsbrocken wurden ebenfalls aufgewirbelt und trafen mein Pokémon hart. Dies sorgte dafür, dass Magnetilo seine Attacke einstellte und mitgenommen für einen Moment trudelte.


    „Wirklich eine gute Idee!“, lobte ich, während Magnetilo ein paar wütende Geräusche von sich gab. „Doch nun bin ich am Zug! Magnetilo, Ultraschall!“ Sofort wurde die Attacke gestartet, sodass breite, weißlich glänzende Schallwellen auf das Wasser-Pokémon meiner Gegnerin zuflogen. Allerdings wich das Wasser-Pokémon meiner Gegnerin geschickt mit ein paar eleganten Sprüngen aus und bereitete sogleich seinen Gegenangriff vor. Im Lauf öffnete sich sein Maul, woraufhin ein energiereicher Strahl in den Farben des Regenbogens ausgesandt wurde. Das Farbspiel erinnerte an typische Nordlichter, daher war die Aktion nur unschwer als ein Aurorastrahl zu identifizieren.


    Magnetilo gab überraschte Laute vor sich, ehe es Stück für Stück einfror. Erst breitete sich die Hülle aus Eis nur über die äußeren Bereiche seines Körpers aus, sodass seine Seitenarme unbeweglich wurden. Das Schweben fiel meinem Pokémon zusehends schwerer und es sank durch das zusätzliche Gewicht hinab. Das von ihm produzierte Magnetfeld reichte einfach nicht aus. Grimmig musste ich mit ansehen, wie Aquana mehr und mehr die Oberhand gewann und Magnetilo zu Boden sank. Es bewegte sich nicht mehr, mein Partner war zu einer runden, starren Eiskugel mutiert. Komomo lachte zufrieden, lobte ihr Aquana für seinen erfolgreich ausgeführten Angriff und zögerte nicht lange, um den Sieg endgültig zu besiegeln: „Also los, Aquana! Zeig uns deine Hydropumpe!“ Sofort darauf sah man, wie das Wasser-Pokémon grinste und siegessicher seinen Kopf zurück lehnte. Sobald es ihn wieder nach vorn neigte, verließ, ähnlich wie bei einer Aquaknarre, ein wahrlich beeindruckender Wasserstrahl seinen Körper. Dieser war um Unmengen breiter als bei seiner vorhin eingesetzten Attacke, was deutlich für den Unterschied zwischen den Kräften der beiden Angriffe sprach. Das Eis, welches Magnetilo umhüllte, barst und sprang in dutzende verschieden große Kristalle, welche funkelnd das Licht in der Halle reflektierten. War dies geschehen, wurde mein Partner schon durch die Wassermassen nach hinten gedrückt, hinterließ im Boden eine tiefe Schneise und landete schlussendlich an der Wand, an welche er durch den Wasserdruck gepresst wurde.


    Doch urplötzlich sah ich, wie die Flüssigkeit anfing, sich komisch zu verhalten. An manchen Stellen spritzte es leicht, dann schrie Aquana auf. Was war geschehen? Bevor ich eine Antwort auf meine Frage fand, bemerkte ich erfreut, dass Aquana seinen Angriff unterbrochen hatte und sich wegen seiner großen Erschöpfung hinlegte. Magnetilo lehnte mitgenommen an der Wand, wobei von ihm knisternde Geräusche ausgingen. Nun konnte ich mir zusammen reimen, was vorgefallen war: Aquana hatte durch mein Pokémon einen Stromschlag bekommen! Die Elektrizität war über den Wasserstrahl zu Aquana geleitet worden!


    „Guter Einfall, Magnetilo!“, lobte ich. Auf dem Feld herrschte für einen Moment Stille, während sich die Kontrahenten ein wenig erholten. Beiden war ihre Erschöpfung anzumerken, da sie schwer atmeten. Außerdem stand Aquana nach seinem Aufstehversuch sehr wackelig auf seinen Beinen und Magnetilo schwebte nur ein kleines Stück über dem Boden. „Komm schon, Magnetilo! Streng dich an!“, kommandierte ich energisch. Das metallene Wesen gab summende Laute von sich und flog unter großer Anstrengung ein wenig höher und näher an seinem Gegner. Plötzlich sah man seinem Blick einen Kampfeswillen an, der just in diesem Moment so aufflammte, wie ich es bei dem Magneten nur selten gesehen hatte. Anscheinend hatte es sich meine Worte zu Herzen genommen und wirkte auch wieder energiegeladener. Durch den Magneten angestachelt, versuchte nun auch Aquana, wieder fester auf seinen Pfoten zu stehen. Es biss die Zähne zusammen und lief ein paar Schritte auf mich zu. Ich sah an Komomos Lächeln, wie zufrieden sie mit ihrem Pokémon war.


    „Also, weiter geht’s! Ultraschall, los!“, befahl ich zufriedener. Gleich darauf flogen erneut schnelle, große Schallwellen durch die Luft. Diese wurden allerdings von Aquana mit einem interessanten Kniff abgeblockt: Es machte sich so klein wie möglich und ließ seinen Kopf kreisen, während es einen Wasserstrahl von sich gab. Es entstand ein Schutzschild aus einer sich stark bewegenden Wassersäule, an dem die breiten Ultraschallwellen abprallten, ohne Schaden anzurichten. Funkelte Wassertropfen rieselten hinab. Ein schönes Bild, doch verhinderte diese Taktik meinen Sieg.


    Da kam mir eine zündende Idee: Wasser leitete ja Strom! Und Elektrizität wurde von Magnetilo genutzt! Günstig für mich war auch, dass sich Aquana so weit wie es ging zusammengerollt hatte, denn so könnte mein Angriff noch effektiver werden.


    „Weiter Ultraschall! Nähere dich Aquana!“ Wie aufgetragen kam mein Pokémon seinem Gegner immer näher. Dabei unterbrach es seine Attacke nicht, die nach wie vor von der Wasserblockade abgeleitet wurde. Aquana musterte mein Pokémon argwöhnisch, eine neue Form der Attacke abwartend. Sein Schweif zuckte nervös, seine Augen fixierten keinen anderen Punkt als den fliegenden Magneten. „Gut, Magnetilo! Schick nun einen Donnerschock auf deine Schallwellen!“ Magnetilo stoppte seinen Beschuss, um die als letztes abgesonderten Ultraschallwellen mit seinem Donnerschock zu treffen und somit zu verstärken. Ein gelbes Funkeln umgab die abgesonderten Attacken und ein knisterndes Geräusch war zu vernehmen. Nun waren die Schallwellen elektrisch geladen, und als diese dann den Wasserschild trafen, ging die Elektrizität direkt über den Wasserstrahl zum Ursprungsort zurück – Aquana. Das Pokémon wurde von einem starken elektrischen Schock getroffen und schrie vor Schreck und Schmerz auf. Gleichzeitig verschwand der Wasserschild, da Aquana seinen ungewöhnlichen Einsatz der Aquaknarre unterbrach, sodass Magnetilo schnell noch auf mein Geheiß hin eine Salve Superschallwellen hinterher schicken konnte. Auch diese Aktion verfehlte seine Wirkung nicht. Das Wasser-Pokémon taumelte und blickte sich benommen um. Sein Gleichgewichtssinn geriet aus dem Ruder. Nun, geschwächt und völlig neben sich stehend, war Aquana ein leichtes Ziel.


    „Noch einmal den Ultraschall und dann haben wir es!“, sprach ich siegessicher. Der Magnet gab ein lautes, summendes Geräusch von sich und startete den Angriff auf das sich gerade aufrappelnde Wasser-Pokémon. Aquana reagierte aufgrund seiner Verwirrtheit nicht schnell genug, wurde durch den harten Aufprall der Wellen weggeschleudert, landete daraufhin hart auf dem Boden und war sofort kampfunfähig. „Überraschend schnell…“, murmelte Komomo, rief ihren Schützling zurück in seinen Ball, lobte ihn trotzdem für seinen Einsatz und verließ ihren Platz, um den weiteren Kampfverlauf Umeko zu überlassen. Diese nahm nun ihre Position ein. Auch sie zog eine rot-weiße Kapsel aus einem verzierten kleinen Beutel und hielt ihn vor sich, um ihn mir energisch zu präsentieren. Der Ball glänzte im Licht, so als wäre er erst poliert worden.


    „Gut, nun habe ich gesehen, dass Ihr eine originelle Strategie verfolgen könnt. Wirklich interessant. Doch ob euer Magnetilo auch gegen meinen Partner bestehen kann? Das wird sich nun zeigen! Psiana, los!“ Sofort warf das zweite Kimono-Girl einen Pokéball in die Luft, aus welchem dann ihr Psycho-Pokémon erschien. Seidig glänzte sein Fell im hellen Licht und Psianas blau-violette Augen waren wirklich unheimlich. Sie wirkten, als wären sie so tief wie das Meer, doch komischerweise schienen sie auch wie eine schützende Eisschicht zu sein, die alles abblockte. Jeglicher Zugriff zu seinem Inneren wurde wie auch schon bei Aquana total verweigert. Das majestätische, elegante Wesen wirkte schon fast kalt und auch emotionslos. Trotzdem, jedes Pokémon war irgendwie zu schlagen!


    „Gut, ich lasse Magnetilo auf dem Feld!“, entschied ich. „Der erste Zug gebührt Euch“, antwortete Umeko daraufhin. Wie sie wollte… Dann würde es so sein. „Magnetilo, Donnerwelle! Doch bewege dich vorsichtig!“ Geschickt näherte sich mein Kampfpartner dem Gegner und umkreiste diesen sehr schnell. Psiana wusste nicht, woher der Angriff kommen würde und folgte mit seinem Blick Magnetilo. „Jetzt!“, rief ich und ein Strahl elektrischer Ladung bewegte sich auf das Psycho-Pokémon zu. Doch dann kam die Überraschung: Anders als vermutet, hatten das Pokémon und seine bekannte Trainerin doch eine Lösung gefunden, denn schon ließ Psiana auf Umekos Anweisung hin ein gelb glänzendes Lichtschild erscheinen, das sich wie eine Box um seinen Anwender formierte und an welchem die Donnerwelle einfach abprallte.


    „Wow!“, entfuhr es mir. Auch Magnetilo wirkte überrascht. Es hielt in seiner Bewegung inne und fixierte seinen Gegner. Das stählerne Wesen schien geradezu fasziniert. Doch dann startete es plötzlich einen Versuch im Alleingang – hatte sich nun etwa erneut sein Kampfgeist aktiviert? Blitzschnell schwebte der Magnet mit einem verärgerten Summen auf die Katze zu. Er war wütend, weil seine Attacke so einfach gekontert worden war. Nun wollte es beweisen, was es konnte! Seine Geschwindigkeit vergrößerte sich immer weiter, während es sich in einer Art Sturzflug der Katze näherte. Ehe Psiana sich versah, und kaum dass das Lichtschild verschwunden war, wurde es von einem harten Tackle Magnetilos erwischt und flog ein paar Meter durch die Luft.


    „Psiana, behelfe dir mit deiner Konfusion!“, rief Umeko daraufhin aufgeregt und besorgt zugleich. Ohne selbst Schaden zu nehmen wendete ihr Pokémon seine psychischen Kräfte an, um sich in der Schwebe zu halten, so zum Stehen zu kommen und den Aufprall gegen die Wand zu vermeiden. Man sagte wirklich nicht umsonst, dass Psycho-Pokémon mit die härtesten Gegner seien. Schade, das hätte gut klappen können… Auch Magnetilo brummte wütend. „Und nun Psystrahl auf deinen Gegner!“, rief das Kimono-Girl energisch. Eine lilafarbene Welle aus Energie wurde von dem roten Stein auf Psianas Stirn ausgesendet, welche meinen Partner traf und dieses sogar so mitnahm, dass das Elektro-Pokémon zu Boden sank. Es vergingen ein paar Augenblicke, doch der Magnet rührte sich nicht mehr.


    „Ist Magnetilo besiegt?“, fragte ich mich erstaunt. So schnell war es kampfunfähig? Hmpf. Na toll… „Es scheint tatsächlich so, als würdet Ihr ein neues Pokémon aufs Feld rufen müssen“, sagte Komomo und zeigte mir ein zufriedenes Grinsen. „Da habt Ihr Recht“, gab ich verbissen zu und rief das geschlagene Wesen zurück in seinen Pokéball. Nun galt es, mein zweites Pokémon strategisch clever einzubringen. Psiana war sicherlich ein härterer Brocken, als ich vermutet hatte, aber ich würde das Kind schon schaukeln. Glücklicherweise hatte ich von meinem Vater das Pokémon bekommen, welches ich nun einsetzen würde. Mein neuer Partner kam aus der großen Sinnoh-Region, und war für mich rausgesprungen, nachdem Team Rocket einmal für kurze Zeit einen Pakt mit dem Team Galaktik eingegangen war. Für mich waren diese Typen nur übermütige Trainer mit komischen Frisuren, aber na ja. Wenigstens hatte ich nun…


    „Snibunna!“ Ein schwarzes, auf zwei Beinen sehendes Wesen mit rotem Kopfschmuck erschien vor mir und grinste hämisch. Mit seiner verschlagenen Art hatte es seinen Gegner, Psiana, schon ins Visier genommen und ließ seine langen Krallen im Licht aufblitzen. Als ich das Pokémon bekommen hatte, war es, im Gegensatz zum Exemplar meines Vaters, bereits in der weiterentwickelten Form gewesen, weshalb Snibunna anfangs auch schwerer zu handhaben gewesen war. Doch mit Disziplin, wachsender Erfahrung und vergehender Zeit hatten wir uns immer besser aufeinander eingestimmt. „Interessant, das ist ein seltenes Pokémon hier in Johto. Es ist mir eine wahre Ehre, gegen eine solche Besonderheit anzutreten“, schwärmte Umeko sofort. „Danke, aber trotzdem solltet Ihr euer Bestes geben“, antwortete ich. Daraufhin wurde der Blick der jungen Frau grimmig und entschlossen. Sie ballte ihre Hände zu Fäusten und versteifte sich. „Das hatte ich auch vor. Psiana, nutze dein Psycho-Plus!“, befahl sie kühl. Auf diese Anweisung hin bildete sich um Umekos Pokémon eine violett schimmernde Aura, welche nicht nur dessen Fell wunderbar funkeln ließ, sondern auch noch seine psychischen Fähigkeiten verstärkte.


    „Jetzt scheint sie wirklich aufs Ganze zu gehen. Umeko will den Kampf anscheinend schnell beenden“, erkannte ich.


    „Deine Konfusion, los!“ Die Katze konzentrierte ihre Kräfte in dem roten Stein auf seinem Kopf, bevor es seinen Angriff aktivierte. Das machte Snibunna zwar wütend, als sich die lila schimmernde Hülle um es legte, fügte aber dank seinem Typanteil Unlicht dem Pokémon keinen Schaden zu. Wütend versuchte sich mein Partner, aus der Bewegungslosigkeit zu befreien, und ich sah, wie sich seine Muskeln anspannten. Doch am Ende rührte es sich keinen Millimeter und vermochte nicht, die Barriere zu durchbrechen. „Nun Eisenschweif!“, befahl das Kimono-Girl. Und damit hatte sie mich. Mist! Snibunna konnte nicht ausweichen, und aufgrund des Eis-Anteils in Snibunnas Typenkombination war das Ganze auch noch relativ effektiv. Was blieb mir nun? Es musste doch eine Konterattacke geben, die keine Bewegung des Anwenders brauchte, anders als Spukball oder dergleichen!


    „Aber klar!“, rief ich erfreut aus, als mir endlich die rettende Idee kam. Ich wartete, bis Psiana kurz davor war, meinen Partner mit seinem nun silbrig glänzenden Schweif zu treffen. Das Psycho-Pokémon kam uns immer näher und ich sah seine Zähne hervor blitzen. Es war wohl seine Art eines hämischen Lächelns. „Snibunna, Dunkelklaue!“, gab ich nun mein Kommando zum Konter. Diese Attacke brauchte zwar normalerweise eine kräftige Armbewegung, um sie auszuführen, doch dieses Mal brauchte Psiana nur in die Klaue zu rennen. Blitzschnell sammelte mein Pokémon einen Teil seiner Energie und eine schwarze Aura legte sich wie ein Mantel um Snibunnas Hand, deren Form sie vergrößert nachahmte. Aus dieser Ummantelung bildeten sich so ebenfalls lange Krallen heraus. Psiana wurde von dem Konter so überrascht, dass es den eigenen Angriff aus Furcht abbrach und versuchte, zum Stehen zu kommen. Hektisch bemühte es sich, die Richtung zu wechseln und einen erneuten Versuch zu wagen. Doch es war zu spät: Das Psycho-Pokémon rannte direkt auf Snibunna zu und wurde von dessen Dunkelklaue schwer getroffen. Die aus Energie geschaffenen Krallen gruben sich in die Flanke der Katze. Mit schmerzverzerrtem Gesicht rannte Psiana weiter, kam zur Ruhe und fiel schwer atmend auf die Erde.


    „Oh nein, Psiana!“, rief dessen Trainerin besorgt. Mühsam versuchte das Pokémon, welches vorhin noch so überaus elegant verhalten hatte und nun total zerzaust wirkte, wieder aufzustehen. Sein Wille zum Sieg half ihm und es schien so, als könne es vielleicht gerade so noch einen Angriff starten. Doch die Möglichkeit wollte ich ihm gar nicht erst lassen. Inzwischen hatte sich auch die Wirkung der Konfusion aufgelöst und Snibunna war voll handlungsfähig. Ein fieses Grinsen breitete sich auf seinem Gesicht aus. Es wollte den Triumph!


    „Snibunna, gib ihm erst gar keine Chance mehr!“, befahl ich meinem Partner. Es lachte unheimlich, sprang nach oben, formierte einen Teil seiner Kraft zu einem Ball dunkler Energie und schoss diesen dann auf seinen Gegner ab. Es gab einen Knall, Rauch stieg auf. Damit waren Umeko und ihr Kampfpartner wohl besiegt, denn deren Pokémon blieb bestimmt regungslos auf dem Boden liegen. Ich glaubte nicht, dass der Kampf noch fortgesetzt werden würde. Doch als sich der Rauch verzog, bildete sich langsam ein Schemen heraus. Wenig später war Psiana sichtbar, auf allen vier Pfoten stehend. Sein Schweif glänzte silbern und zuckte. Die Katze hatte ihre Krallen ausgefahren und knurrte Unheil verheißend. Snibunna staunte und auch ich guckte nicht schlecht. Anscheinend hatte es unser Gegner doch noch geschafft, mit einem Eisenschweif den Spukball abzuwehren. Und bevor wir damit rechneten, spurtete Psiana auch schon auf seinen Kontrahenten zu. Aber anstatt sich einer seiner psychischen Attacken zu bedienen, setzte es Snibunna mit einem gehörigen Tackle zu, woraufhin sich dieses mit seinen Krallen im Boden verankerte um nicht umgeworfen zu werden. Ohne dass irgendjemand von uns eine Attacke befehlen musste, griffen sich die Wesen erneut an. Während sich die Katze mit ihren Krallen im schwarzen Fell meines Pokémon festhielt, wurde ihr mit einem Biss zugesetzt, den Snibunna in den Nacken des Wesens ausführte. Kampfschreie waren zu vernehmen, bevor die Kontrahenten wieder auf dem Boden landeten.


    Beide rappelten sich auf und gingen erneut aufeinander los. Doch bevor das Wesen der Nacht von Umekos Pokémon getroffen wurde, tänzelte es an seinem Gegner vorbei und boxte diesem in die Flanke. Psiana, welches ursprünglich hatte einen Psystrahl einsetzten wollen, fiel und rollte über den Boden. Snibunna eilte ihm hinterher, wobei es eine Dunkelklaue vorbereitet hatte. Es wollte gerade auf das gestürzte Pokémon einstechen, als plötzlich Umeko dazwischen rief.


    „Es ist genug! Ich darf euch gratulieren, der Sieg gebührt wahrlich euch!“ Umeko ging über das Kampffeld zu ihrem Pokémon und streichelte dessen Kopf. Schweigend, doch mit einem lobenden Lächeln rief sie Psiana in dessen Ball zurück. „Nach diesem Angriff war absehbar, dass wir verlieren würden. Kein Pokémon sollte unnötig Schmerzen erleiden. Von daher schenken wir euch den wohlverdienten Sieg.“ Umeko und Komomo verbeugten sich. „Danke“, reagierte ich und schickte überrascht auch meinen Kampfpartner zur Ruhe. Nun wusste ich also, dass es garantiert Snibunna war, welches momentan das wenigste Training brauchte. Seine Attacken waren stark und sein Kampfeswille sowieso ausgeprägt. Interessant, zu beobachten, welche Kampfstrategien es gab. Umeko und Komomo hatten sicher viel Arbeit in ihr Training gesteckt. Als Trainer schien ich meine Pokémon doch auf ein hohes Level gebracht zu haben, was ihre Stärke anging. Schließlich hatten wir sie trotz allem beide geschlagen.

    Kapitel 15: Nachmittag (Silver)


    Inzwischen war es Nachmittag und ich wusste nichts zu tun. Mit einem Trupp von Rockets war ich nach Teak City gekommen, da wir Freizeit und Lust auf einen Ausflug in die Stadt nahe des HQ bekommen hatten. Mit einem der Hubschrauber waren wir bis kurz vor den Ort geflogen und im nahe gelegenen Wald gelandet. Von dort aus waren wir dann getarnt (zumindest die Rockets, da ich sowieso keine Uniform besaß) in die Stadt gegangen.


    Was ich nun in Teak City tun sollte, bis es Zeit zum Aufbruch ins HQ war, musste ich mir noch überlegen. Ursprünglich hatte ich nur ein wenig frische Luft schnappen wollen, bis mich die Rockets überredet hatten, die antike Stadt zu besuchen. Ich konnte vielleicht ins Theater gehen, denn dort sollten die bekannten Kimono-Girls auftreten. Diese waren nicht nur als Schönheiten und talentierte Tänzerinnen bekannt, sondern auch als begabte Trainerinnen von verschiedenen Entwicklungen eines Evoli. Jede hatte ihr eigenes aufgezogen und in eine andere Form weiterentwickelt. Ja, dort würde ich hingehen. Eifrig trainiert hatte auch ich oft, und ich wollte sehen, wie gut meine Pokémon im Kampf bestehen konnten. Ich hatte mir als Trainer auch gewisse Ziele gesteckt, und dafür mussten wir als Team, meine Pokémon und ich, top in Form sein.


    Sicher konnte mir hier so ziemlich jeder sagen, wo sich das Theater befand. Es war als eine der Hauptattraktionen der Stadt bekannt. Dutzende Personen besuchten Teak City nur, um die Kimono Girls zu sehen. Also sprach ich den nächstbesten Mann an und befragte ihn. Er war bereits etwas betagter, was durch seine Kleidung und sein weißes Haar deutlich bemerkbar wurde. Bestimmt hatte er daheim eine Familie und Enkelkinder. Ob er wohl noch arbeitete?


    „Ah, das Theater! Natürlich kannst du es besuchen, es ist heute geöffnet! Das Gebäude ist ganz in der Nähe der beiden Türme. Diese befinden sich auf dem Hauptplatz der Stadt. Folgen Sie einfach dieser Straße hier, welche die breiteste und somit auch die Hauptstraße von Teak City bildet. Vom Hauptplatz aus müssen Sie einfach nach rechts abbiegen und durch die Marktstraße gehen, bis Sie zu einem kleineren Platz kommen. Auf diesem ist dann das Theater zu finden.“ „Haben Sie Dank“, antwortete ich dem Mann mit weißem Schnurrbart in elegantem Smoking und Melone, welcher mir die Wegbeschreibung geliefert hatte, und lief zügig in Richtung der Türme.


    Schon am Horizont waren sie deutlich auszumachen. Wie eine mächtige Säule im Zentrum der Stadt, die alles in der Stadt anzuziehen und zusammen zu halten schien, ragte der rechte Turm in die Höhe. Prächtig, wie der alte Turm aus Holz mit seinem reich verzierten blauen Dach in der Sonne schillerte. Zügig ging ich voran und schaute mich ein wenig in der mir fremden Stadt um. Sie besaß wirklich ein paar schicke, antike Häuser und an den Straßenrändern tummelten sich kleine Geschäfte für Allerlei. Kleine Kinder tollten durch die Straßen, fröhlich kichernd und kreischend, und wurden dabei oft von Pokémon wie Marill oder Taubsi begleitet. Je näher ich jedoch dem Hauptplatz kam, desto leiser wurde es. Das Ganze war wie eine gespenstische Aura rund um die Türme herum – durfte bei den Türmen etwa nur Ruhe herrschen? Komisch, anscheinend hatten die alten Legenden und das Altertum bei den Bewohnern dieser Stadt eine große Rolle. Genau das hatten mir ja auch Kotone und Kisho erzählt.


    Vor mir bewegten sich schweigend ältere Personen in Richtung des Hauptplatzes. Sie hatten schon fast golden aussehende Blumen in den Händen. Dies verwunderte mich noch mehr. Was sollten diese Blumen? Doch ich traute mich nicht, die fremden Personen auf ihre Blumen anzusprechen, denn sie wirkten ziemlich ernst und vielleicht würde das auch nur zu einer peinlichen Situation führen. Am besten, ich folgte ihnen einfach nur zum Platz.


    Während der letzten Minuten schienen die Türme immer höher gewachsen zu sein, denn wir kamen ihnen immer näher. Nun erkannte ich auch langsam das Ausmaß der Zerstörung des zweiten Turmes. Dieser hatte schon von weitem irgendwie mitgenommen gewirkt. Ein paar Holzbretter ragten hinaus aus der alten Ruine, hinein in den strahlend blauen Himmel. Langsam begann ich mich zu fragen, was dort wohl vorgefallen sein sollte.


    Irgendwann, ich hatte vor lauter Grübelei mein Zeitgefühl verloren, kam ich zusammen mit dem Trupp älterer Menschen auf dem Hauptplatz an. Und was ich hier sah, nahm mir den Atem: Der intakte Turm ragte in seiner ganzen Schönheit in die Höhe und man sah sogar, wenn man genau hinsah, das Funkeln kleiner Glocken in der Sonne. Links neben dem herrlichen Bauwerk sah ich eine Turmruine, welche nur noch aus angekokelten Holzbrettern bestand. Seine einstige Schönheit hatte dieses Gebäude wohl durch einen Brand verloren. Schade um den Turm.


    Doch jetzt galt meine Aufmerksamkeit den Personen, mit denen ich hergekommen war. Sie legten ihre goldenen Blumen vor dem intakten Turm ab und knieten sich zu einem kurzen Gebet auf den Boden. Komisch - war dies ein Turm, um Verstorbenen zu gedenken? Leise und langsam begab ich mich zu ihnen und betrachtete den Platz. Er war komplett quadratisch, genau wie die Türme. Kein Restaurant säumte die freie Fläche - es sollte wohl nicht unnötig Touristen hier geben. Sämtliche Bauten hier schienen wirklich Wohnhäuser zu sein. Ungewöhnlich für den wohl bekanntesten Platz der Stadt, welcher doch am ehesten Touristen anlocken und der Stadt Einnahmen bescheren sollte.


    Ganz in der Nähe fand ich einen recht kleinen und schon älteren Herrn vor, welcher von einer Gruppe kleiner Kinder umgeben war. Er trug ein weißes, ärmelloses Hemd und einen Strohhut. Vielleicht wusste er ja etwas über die alten Gebäude? Er schien sympathisch zu sein, er lächelte und kümmerte sich liebevoll um die Gruppe. Ihn konnte ich bestimmt einfach ansprechen. Die Kinder verhielten sich für ihr Alter relativ leise und der Mann verweilte an seinem Platz, um den interessierten Kleinen wohl etwas über den Ort mit seinen Bauwerken zu berichten. Die Distanz war schnell zurück gelegt und der Mann hatte gerade seinen kurzen Vortrag beendet.


    „Entschuldigen Sie, ich bin nicht von hier. Könnten Sie mir vielleicht etwas über die Türme erzählen?“, fragte ich nach rund fünfzehn gelaufenen Metern den Fremden, welcher nachwievor von den Kindern umringt war und sich seinen Weg zu mir erkämpfen musste. Er war wirklich schon etwas betagter – weiße Haare umspielten seine etwas weiter abstehenden Ohren und ein paar Leberflecken waren auf seiner durch die Sonne dunkel gebrannten Haut zu erkennen. Vielleicht arbeitete er als Farmer in der Nähe der Stadt? Des Weiteren trug der Mann eine graue, etwa knielange Hose aus robustem Stoff, was man oft bei Farmern sah.


    „Mein Freund, schön, dass du dich für unsere antiken Bauwerke interessierst. Ich zeige auch gerade diesen Kindern unsere schöne Stadt. Es sind meine Enkel mit ein paar Freunden, alle aus anderen Städten kommend. Da kann ich dich auch gleich erleuchten“, lachte mein Gegenüber und irgendwie fand ich ihn interessant. Er schien eine besondere Art zu haben. So anders als all die älteren Leute denen ich begegnet war.


    „Ich würde gerne wissen, was es mit den goldgelben Blumen auf sich hat, welche die Personen dort vor dem Turm niedergelegt haben.“ „Oh, diese Blumen sind für Ho-Oh gedacht. Die Menschen hier beten für Ho-Ohs Rückkehr. Dieses legendäre Wesen ist schon vor Jahren aus der Stadt verschwunden. Und die Blumen sollen so golden sein wie das Funkeln bei jedem Flügelschlag des Pokémon.“ „Wie bitte? Ho-Oh hat hier gelebt?“, fragte ich erstaunt. „Ja, kennst du etwa nicht die alten Legenden?“, erwiderte der ältere Herr. „Nein“, gab ich zu. Dies brachte den Greis zum Lachen.


    „Dann lass dich durch mich in die Legenden einführen. Die bekanntesten Legenden Johtos sind wohl die über Ho-Oh und Lugia. Es existieren viele kleinere Legenden, die sich im Allgemeinen zu einer größeren Geschichte vereinigen lassen. Diese geht in etwa folgendermaßen: Den Vögeln zu Ehren wurden der Bronzeturm, heute bekannt als die Turmruine, und der Zinnturm direkt in dieser Stadt errichtet. Einer Sage nach lebte Lugia auf dem damaligen Bronze- und Ho-Oh auf dem heute noch stehenden Zinnturm. Doch durch einen Blitzeinschlag fing das Gebäude, welches zu ehren Lugias erbaut worden war, an zu brennen. Das mächtige Pokémon floh und nun erzählt man sich, es würde am Meeresgrund leben. Es schickte einen Regen, um den Brand zu löschen. Während des Feuers kamen aber trotzdem drei Pokémon ums Leben. Aber Ho-Oh hauchte ihnen mit seiner Zauberasche wieder Leben ein, nachdem der Regen den Brand gelöscht hatte. Diese Wesen kennen wir heute als die Raubkatzen Entei, Raikou und Suicune, welche angeblich quer durch unsere Region streifen. Gleichzeitig symbolisieren sie auch die Teile der Geschichte: Raikou steht für den Blitz, der einschlug, Entei für das darauf folgende Feuer und Suicune für den Regen, welcher den schrecklichen Brand löschte.“


    Der alte Mann beendete seinen Vortrag und ich musste zugeben, dass ich nie gedacht hätte, dass solche Legenden ihre Runden machen würden. Erstaunlich! Teak City wurde für mich immer mysteriöser.


    „Nun, mein Junge, dann weißt du ja nun mehr“, meinte mein Gegenüber und klopfte mir die Schulter. „In der Tat, danke“, antwortete ich. Ich drehte mich herum und blickte die Türme an. Wie hatte der Bronzeturm wohl ausgesehen als er noch ein prächtiger, kompletter Turm gewesen war? Waren die großen Gebäude identische Bauwerke gewesen?


    „Und die Turmruine war einmal das Heim von Lugia?“ Der Greis lächelte bestätigend. „Richtig. Du siehst also, dass in dieser Stadt wirklich der Geist der Antike lebt.“ Ich nickte und musste zugeben, dass ich Teak City nun viel interessanter fand als vorher. Doch da gab es ja auch noch einen anderen Aspekt. Plötzlich dachte ich an meinen Vater, der ja in den Alph-Ruinen nach Hinweisen auf die Vögel hatte suchen lassen.


    „Was ich gehört habe, ist, dass die mysteriösen Icognito eine Verbindung zu den Vogelwesen haben sollen“, sprach ich deshalb das Thema an. Man hörte oft von einer angeblichen Verbindung der Wesen zueinander. Vielleicht wusste er ja mehr darüber. Wenn ich schon hier war und so viele antike Dinge zu finden waren, konnte ich ja gleich so viele Informationen wie möglich für meinen Vater sammeln.


    „Ja, das hört man oft. Doch halte ich nicht viel davon. Sicher sind diese Pokémon noch sehr unerforscht und sehen aus wie Schriftzeichen, doch ob sie wirklich mit für die Überlieferung von Texten über Ho-Oh und Lugia verantwortlich waren, wage ich zu bezweifeln.“ Doch genau davon war wohl mein Vater ausgegangen, als er die Alph-Ruinen erkunden ließ. Vielleicht hatte er sich doch geirrt?


    „Trotz ihrer psychischen Fähigkeiten?“, fragte ich. „Ja, trotz dieser Tatsache. Ich glaube erst an eine außergewöhnliche Beziehung zwischen den Vögeln und den Icognito, wenn es wissenschaftlich nachgewiesen wurde.“ Das brachte mich zum Lächeln. Ein Mann der Forschung also… Ein Analytiker, wie es schien. Manchmal war ich genauso.


    „Mein werter Herr, dann sind sie wohl ein sehr misstrauischer Mann“, stellte ich fest. Mein Gegenüber kratzte sich lächelnd den weißbehaarten Kopf und erwiderte: „Nun, der Wissenschaft kann man oft vertrauen. Außerdem, glaubst du sofort alles? Nun denn, dann wünsche ich dir noch einen schönen Tag.“


    „Danke, gleichfalls“, bedankte ich mich und ging von dannen. So wusste ich also ein paar entscheidende neue Fakten, die vielleicht meinem Vater helfen könnten. Sicher konnte er Untersuchungen in Teak City in die Wege leiten. Doch wichtigere Dinge warteten im Moment auf mich. Es war Zeit, dass ich zu den Kimono-Girls kam!


    Am Platz musste ich ja die Abbiegung nach rechts nehmen, hinein in die Marktstraße. Und diese Gasse machte ihrem Namen alle Ehre – selten hatte man so viele Händler und unterschiedliche Waren an einem Ort gesehen. Vielleicht waren die Läden durch ihre gute Lage die umsatzstärksten der ganzen Stadt! Ob nun Spielzeug, einen Markt für Pokémon-Trainer oder Lebensmittel… Das Warenangebot hier war unglaublich groß und wesentlich vielfältiger als in den Läden an der Hauptstraße. Wahrscheinlich wollte auf dieser niemand einkaufen da sie so voll war. Trotzdem warf ich nur kurze Blicke in die Geschäfte, denn ich wollte keine Zeit bis zu meinem Kampf verlieren. Meine Schritte wurden immer größer und schneller, je mehr meine Vorfreude wuchs.


    Dann, endlich, kam das Theater in Sicht!

    so, nach einer diesmal längeren wartepause kommt nun der zweite teil von kapitel 14 hier hinein editiert.
    wie immer wüsche ich euch viel spaß beim lesen und würde mich sehr über kommentare freuen.


    Kapitel 14 Teil 2


    (Clarice)
    Ich hatte bereits das im Norden befindliche Büro des Unterbefehlshabers in der zweiten Ebene erreicht und war nun in einem Raum mit einer der furchterregendsten Personen, die mir je begegnet waren. Mr. Smith war ein groß gewachsener Mann – ich schätzte ihn auf 1,90m, mindestens – mit kurzem braunem Haar und einer tiefen Narbe, senkrecht über seine linke Gesichtshälfte verlaufend. Viele Rüpel meinten, es wäre schwer, nicht auf seine Narbe zu starren und ihn damit zu verärgern – da musste ich ihnen eindeutig Recht geben. Woher er diese Verletzung wohl hatte? War sie bei einem Einsatz für Team Rocket entstanden? Ich hatte keine Ahnung, aber das zu fragen wäre auch unhöflich gewesen. Momentan saß ich auf einem gepolsterten Stuhl und gegenüber von Smith, welcher sich auf seinen Schreibtisch eine dicke Akte gelegt hatte und sie sorgfältig studierte. Nach was er wohl suchte? Hatte dieser Ordner etwas mit mir zu tun oder vielleicht mit der Mission in Rosalia City?


    „Interessant“, entfuhr es dem Unterbefehlshaber plötzlich, und ich schrak auf. „Wenn ich fragen darf, Sir, was genau ist interessant?“ „Nun, ich lese hier gerade Ihre Akte.“ Also doch meine Akte! Aber wieso um Himmels Willen war die so dick? Welche Informationen über mich waren so interessant für die Organisation?


    „Mir ist aufgefallen, dass Sie schon relativ früh an Aktionen dieser Organisation mitgewirkt haben. Stimmt es, dass Ihre Eltern auch Kontakt zum Boss haben und eng mit ihm befreundet sind?“ „In der Tat, das ist korrekt. Ich habe so schon sozusagen mein ganzes Leben lang mit Team Rocket zu tun gehabt“, antwortete ich ehrfürchtig und schloss meine Hände um die Armlehnen des Stuhles.


    Nun stand er auf, weiterhin die Akte in der Hand haltend, und ging um seinen Schreibtisch herum. Dann drehte der groß geratene Mann seine Runden hinter mir, mitten im Raum. Smith verweilte wenig später direkt hinter meinem Stuhl. Meinem Gefühl nach war er wirklich nah bei mir und ich traute mich nicht, zu ihm hinter zu blicken. Alles kribbelte in mir vor Adrenalin. Dieser Mann machte mir wirklich Angst.


    „Und sie waren zuerst in Mahagonia City stationiert, wie ich hier lesen kann und waren sogar Assistentin des Unteroffiziers. Beachtlich, in den jungen Jahren schon so weit zu kommen. Nun, eigentlich müssten Sie dann ja mit ihrer Position als Teamleiterin vertraut sein, Clarice.“ „Ja, ganz unerfahren bin ich nicht in meiner derzeitigen Position.“ „Dann gehe ich davon aus, dass sie mit Commander Sherman und den zwei anderen Einheiten die Mission in Rosalia City erfolgreich durchführen. Verstanden?“ „Jawohl, Sir!“, stieß ich eingeschüchtert aus, als Mr. Smith sich hinter seinem Schreibtisch aufbaute und die Akte auf den Tisch knallte. Ich zuckte zusammen, der Mann war mir nicht geheuer.


    „Nun denn, Clarice, sie gehen jetzt zu den Ausgängen im Ostsektor, wo die anderen Operationsteilnehmer inklusive Commander Sherman bereits auf Sie warten. Ihr Team ist schon versammelt.“ „Verstanden“, stieß ich aus und wurde ganz hibbelig. Smith wandte seinen Blick von mir ab und schaute aus dem Fenster.


    „Viel Erfolg, und beeilen sie sich, Mittwoch fertig zu sein. Sie können gehen.“ Ich nickte nur und verließ den Raum, Schweißtropfen rannen meine Stirn hinab. Bloß schnell weg von diesem Büro und diesem Mann!


    Wie von der Tarantel gestochen rannte ich quer durch die Gänge, in Richtung der östlichen Ausgänge im ersten Sektor. Wahrscheinlich würden die beiden anderen Teamleiter und ich gleich vom Commander nähere Informationen zum Vorgehen in den nächsten Tagen erhalten und den Handlangern danach die nötigen Anweisungen geben. So lief es im Allgemeinen immer ab, ich hatte es schon oft gesehen.


    *


    Völlig außer Atem erreichte ich die Ausgänge, welche an die Oberfläche führten. Wenn man sich in die Kapsel stellte, schoss diese durch die Röhre hoch nach oben, um einen Sekunden später auf der Erdoberfläche abzusetzen. Wie freute ich mich schon darauf, die Sonne zu sehen! Sehnlich erwartete ich den Moment, in dem ich die Wärme auf meiner Haut spürte und den grünen Wald vor mir sah.


    „Ah, da sind sie ja, Clarice“, wurde ich vom weiblichen Commander begrüßt. Anscheinend war ihr mein Name im Vorfeld bekannt gegeben worden. Sie hatte langes braunes Haar und trug die für ihren Rang übliche Uniform in Weiß mit roten Streifen, welche neu eingeführt worden war. Ihr Blick war besitzergreifend und angsteinflößend. Gleichzeitig drückte er Stärke und Macht aus – der Blick hätte von einem Snobilikat sein können.


    „Da ihr Team und auch alle anderen soweit versammelt sind, schlage ich vor, dass Sie sich zu ihrer Mannschaft gesellen und ich dann die Mission erklären kann.“ „Sehr wohl“, erwiderte ich und stellte mich neben die anderen Teamführer. Diese kannte ich allerdings nicht. Es waren zwei Männer, vielleicht so um die 25 Jahre alt. Der eine hatte sich seine kurzen Haare grün gefärbt, der zweite Rocket besaß schulterlanges schwarzes Haar, passend zu seiner Uniform. Neugierig richteten sie ihre Blicke auf mich und grinsten. Wieso grinsten die so? Das machte mich nervös und ich warf den jungen Männern einen wütenden Blick zu. Daraufhin vergrößerte sich ihr Grinsen noch mehr, und ich wandte den Blick ab.


    „Nun denn, alle gut aufpassen! Kommen wir nun zu den Details“, schallte Shermans Stimme zu uns. „Unser Ziel ist Rosalia City, ein kleines Dorf zwischen Viola City und Neuborkia. Der Grundauftrag sollte bekannt sein, die Teamleiter geben Ihnen die Anweisungen. Wir gelangen mit Hubschraubern in die Nähe der Stadt und werden dann getarnt damit beginnen, die nötigen Vorbereitungen zu treffen. Der heutige Tag wird in der Basis im Wald nahe dem kleinen Dorf verbracht, wo wir die Mittel ansehen können, welche wir zur Verfügung haben. Des Weiteren wird für jedes Team die jeweilige Strategie bekannt gegeben. Am Dienstag werden wir getarnt im Freien sein und alles in Position bringen. Außerdem haben wir bereits Mitglieder in die Veranstaltung von Professor Eich eingeschleust, welche am Mittwoch stattfindet und während der wir unseren Coup starten. Noch irgendwelche Fragen?“


    Niemand meldete sich zu Wort, also gingen wir der Reihe nach durch die Röhren aus der Basis. Der Commander und die Teamleiter verließen die Basis zuerst. Mit einem mulmigen Gefühl stieg ich in die Kapsel, und kaum war ich komplett in ihr, schloss sich schon automatisch die Tür. Mit schwindelerregender Geschwindigkeit schoss ich nach oben. Mein Magen wurde nach unten gepresst und generell schien alles in mir ein oder zwei Stück nach unten zu rutschen.


    Zum Glück war das Ganze schnell vorbei und ich kam auf der Oberfläche an. Taumelnd verließ ich die Kapsel und ließ mich auf die Knie fallen. Nach der Tortur musste ich erst mal kurz durchatmen, mir war übel. Meine Finger gruben sich in die Erde, als müsste ich mich festkrallen um nicht herum geschleudert zu werden,


    „Puh, hoffentlich ist nun wieder alles an seinem Platz“, murmelte ich und meinte damit meine Organe, denn diese hatten sich meinem Gefühl nach richtig zu einem Bündel zusammen gepresst. Allzu oft würde ich das nicht überstehen, das wusste ich jetzt schon.


    Nach und nach kamen dann auch die restlichen Rüpel, für jedes der drei Teams zehn Leute, oben an - und den meisten von ihnen schien der Aufstieg genauso wenig gefallen haben wie mir.


    „Alle da? Gut, dann weiter!“, sprach Commander Sherman, kaum dass alle angekommen waren, und schien selbst topfit zu sein. Oder sie überspielte es einfach recht gut, als ranghöchste Person hier musste sie ja Stärke demonstrieren. Zeigte sie nicht ihre Disziplin und Überlegenheit würde sie trotz ihres Ranges niemand mehr entsprechend ernst nehmen.


    Eilig begaben wir uns zu den im Wald versteckten Hubschraubern in der Nähe, mit welchen wir nach Rosalia City gelangen sollten. Der Fußweg war nicht weit - gerade mal drei Minuten liefen wir über feste Walderde, auf der wir keine Fußspuren hinterließen. Für uns waren mehrere Hubschrauber vorgesehen, welche uns transportieren sollten. Dies stellte ich fest, nachdem wir unser Ziel erreicht hatten. Die Fluggeräte waren alle blaugrau getarnt, so konnte man sie wohl am Himmel schlechter sehen. Clever.


    „Gut, jedes Team steigt, soweit es geht, zu seinem Teamleiter. Der Rest muss sich dann verteilen, verstanden?“ „Jawohl!“, schallte es von den Handlangern. Sofort setzte ich mich mit meinem Tross an Rüpeln in Bewegung, und wie ich durch die Fensterscheiben sah, erkannte ich zwei Piloten. Dementsprechend musste das auch in den anderen Fluggeräten so sein.


    Diejenigen aus meinem Team, welche nicht in die Hubschrauber passten, gingen in den zuletzt übrig geblieben Hubschrauber und mischten sich mit den Übrigen aus den Teams 2 und 3. Zu guter Letzt gab es kein Gerangel mehr, und wir flogen los. Jeder Hubschrauber nahm eine andere Route zum gleichen Ziel, weshalb wir uns aufteilten. Mein Herz schlug schnell und meine Hände wurden leicht nass von Schweiß. Das war meine erste Mission als Teamleiter im HQ, und ich musste meine Arbeit gut machen. Dies war meine erste Bewährungsprobe! Schaffte ich diese Mission nicht, dann stand ich logischerweise schlecht da. Doch ich wusste, dass ich mich durchkämpfen konnte, hatte ich doch schon höhere Ränge in Mahagonia City zu bewältigen gewusst.


    (Kotone)
    Wir waren nun schon eine ganze Weile unterwegs, und so langsam merkte man die aufkommende Schwüle. Diese hatte sich den Vormittag immer weiter verstärkt, je höher die Sonne gestiegen war, und immer wieder griffen Kisho und ich zur Wasserflasche. Außer uns war niemand auf unserer Route zu sehen, welche durch weite Grasflächen führte. Neben uns wuchsen die Halme kniehoch. So wie die Sonne am Himmel stand, musste es ungefähr Mittag sein, und ich brauchte eine Pause.


    „Kisho, halten wir mal kurz an?“, fragte ich nun. „Klar, warum nicht? Wir sind nun schon seit Stunden unterwegs und ein bisschen durchzuatmen kann nicht schaden.“ Kisho lächelte, sicher auch ein wenig geschafft. Ich wischte mir erfreut den Schweiß mit einem Taschentuch von der Stirn und hielt Ausschau nach einem Rastplatz.


    Schon bald hatten wir uns auf eine Grasfläche gesetzt und genossen die erholende Pause. Hinter uns war ein kleiner grasbewachsener Hügel und wir stützten uns mit unseren Ellbogen ab. Auch Feurigel und Karnimani waren froh über die Auszeit.


    „Hey, Kotone, magst du einen Schluck Wasser?“, fragte mich mein blondhaariger Freund. „Ja, gerne“, antwortete ich und bekam die Wasserflasche gereicht. Durstig wollte ich ein paar kräftige Schlucke nehmen, doch dummerweise kam nicht ein einziger Tropfen auf meine Zunge.


    „Mist, unser Wasservorrat ist alle. Na super.“ „Das ist schlecht. Ich wüsste nicht, wo wir die Flasche schnell wieder auffüllen könnten“, stimmte mir Kisho zu. Sehnsüchtig aufgrund meiner nicht zu beseitigenden Durstigkeit betrachtete ich Karnimani. Als ein Wesen des Wassers hatte es nicht oft Durst und musste dementsprechend keinen leiden, anders als Kisho und ich. Da sah mich das Krokodil voller Mitleid an und ich warf ihm einen bedeutungsvollen Blick zu.


    „Und wie lösen wir nun das Problem mit dem Wasser?“, fragte Kisho und ich konnte nicht anders, als ihm mit einem Achselzucken zu demonstrieren, dass ich selber keine Lösung wusste. Da plötzlich kam mir ein klarer Wasserstrahl direkt ins Gesicht geschossen, welcher meinen Oberkörper auf die Grasfläche drückte.


    „Huch?“, reagierte Kisho verdutzt.


    Da endete der Wasserbeschuss genauso schnell wie er gekommen war. Ich prustete, setzte mich auf und schaute verblüfft. Nun waren mein Gesicht und meine Haare nass, aber es war unglaublich erfrischend. Quakende Laute lenkten die Aufmerksamkeit auf das blaue Krokodil, mit dem ich befreundet war, denn dieses kullerte sich vor Lachen.


    „Karnimani, warst du das?“, fragte ich. Ich ging auf das Krokodil zu und hielt das Pokémon in die Höhe. Wassertropfen fielen von meinem Haar oder auch von meinen Wangen hinab auf mein rotes T-Shirt. „Ich würde davon ausgehen“, warf Kisho ein. „Danke für die kleine Erfrischung“, lachte ich und knuffte das Krokodil.


    Gerade als ich mich wieder zu Kisho gesetzt hatte, ergoss sich schon ein Regen über meinen Freund und mich. Ich quiekte vor Überraschung und Kisho zuckte zusammen. Er sah aus wie ein klatschnasses Fukano - seine Haare klebten ihm am Kopf und Wasser lief ihm über das Gesicht. Wahrscheinlich sah ich kaum besser aus. Der Regen hatte wieder geendet und ich grinste Karnimani an. Ich schmiss meine Mütze weg und das Wasser-Pokémon schickte den nächsten Regen. Lachend breitete ich meine Arme aus. Wie das doch erfrischte! Herrlich während dieser Mittagshitze! Erneut verzog Kisho das Gesicht als das Wasser ein zweites Mal auf ihn herab prasselte. Er pustete überschüssiges Wasser von seinen Lippen und wischte seine Augen trocken.


    „Genug davon“, meinte er missmutig. Ich kicherte nur und meinte: „Komm schon, es ist doch nur Wasser! Und sag, wärst du lieber schweißgebadet wegen der Hitze oder von Karnimani nass gespritzt und erfrischt? Du wirst schon wieder trocken.“ Kisho wechselte einen vielsagenden Blick mit Feurigel. Klar, dass die beiden sich gefunden hatten – beide wurden nicht gern nass wenn es nicht sein musste. Beschwichtigend klopfte ich meinem Freund auf die Schulter. Sanft strich ich einige seiner Haarsträhnen aus dem Bereich seiner Augen.


    Unsere Gesichter kamen sich ein wenig näher, da ich mich vorbeugte. Kishos blaue Augen fixierten meine haselnussbraunen intensiv. Sie zeigten nicht wirklich was in ihm vorging, doch sein Blick war stark genug um mich in meinen Bewegungen stoppen zu lassen. Doch ich fragte nichts. Nach einem weiteren Moment der Stille wendete mein blondhaariger Freund seinen Kopf und blickte peinlich berührt zur Seite.


    Er richtete den Rest seiner nun nassen, zweitweise braunen Haare und meinte: „Ich wäre dafür, dass wir nun wieder weiter ziehen.“ „Na dann los. Vielleicht kann Karnimani ja unseren Wasservorrat auffüllen und dann gehen wir weiter“, schlug ich vor. Bestätigend quakte mein blauer Freund und tapste zu mir.


    „Dann los!“, meinte ich lächelnd und hielt Karnimani die Wasserflasche hin. Schon bald darauf feuerte Karnimani eine schwache Aquaknarre ab, welche zielgenau in die Flasche spritzte. Wenig später war im Trinkgefäß klares Trinkwasser, und durstig nahm ich sogleich ein paar Schlucke. Auch Kisho trank etwas und dann verpackte mein Freund die Flasche im Netz an der Außenseite seines Rucksackes.


    „Feurigel, Karnimani, wollen wir?“, fragte Kisho die Pokémon und diese erklärten sich lautstark zum Aufbruch bereit. Und so setzten wir uns wieder in Bewegung.

    da kapitel 13 recht kurz geworden ist, stelle ich noch den ersten teil von kapitel 14 hinterher.
    ich wünsche viel spaß und hoffe auf kommentare. :)



    Kapitel 13: Der Beginn (Kisho)


    Gespannt trat ich aus der Haustür und blickte auf den hell erleuchteten Platz, an welchem ich wohnte. Ein herrlicher Morgen für ein neues Abenteuer! Rattfratz und Taubsi huschten umher, und auch das Hundemon meines Nachbars bellte. Viele Leute saßen in ihren Vorgärten und genossen die Sonneneinstrahlung.


    „Mach´s gut, Kisho!“, riefen mir meine Eltern hinterher und winkten, als ich grinsend meinen neuen, eigenen Weg begann. Diese Reise würde mich verändern, das wusste ich schon jetzt. Sicher würden große Dinge passieren. Aufregende Ereignisse warfen ihre Schatten voraus – das hatte ich im Gefühl. Pünktlich zum Start warf ich auch meinen einzigen genutzten Pokéball nach oben und ließ Feurigel frei neben mir laufen. Fröhlich formierte sich der blau- und beigefarbene Igel neben mir und hüpfte aufgeregt. Mit einem Winken entfernte ich mich immer weiter von meinem Zuhause, einem weiß gestrichenen Haus mit rotem Ziegeldach, und die kleinen hellgrauen Pflastersteine auf dem Boden klackten bei jedem Auftritt meiner Füße. Nun galt es, die Stadt zu durchqueren, um zu Kotones Haus zu kommen. Schließlich wollte ich sie ja abholen. War sie heute vor lauter Aufregung früher aufgestanden? Hatte sie überhaupt ordentlich essen können? Ich selbst hatte kaum schlafen oder etwas zu mir nehmen können, so wie es in mir kribbelte.


    (Kotone)
    Nun war es schon fast Zeit zum Abschied. Gerade hatte ich auf meine Uhr geschaut, und diese hatte mir fünf Minuten vor neun angezeigt. Ayumi und meine Mutter waren inzwischen natürlich wach und auch Takumi leistete mir weiterhin Gesellschaft. Zusammen saßen wir am Küchentisch und Karnimani fraß sein Futter. Ich hatte bereits gegessen und trank eine Tasse Apfeltee. Takumi aß eine Schüssel Müsli und trank Kakao, Oma und Setsuna schmierten sich Marmeladenbrötchen. Dazu tranken sie jeweils Kaffee, die Eine mit Zucker, die Andere schwarz. Gedankenverloren schaute ich auf das Muster der Tischdecke, denn mir fiel auch kein Gesprächsthema ein.


    Dies würden vorerst die letzten Minuten für mich in diesem Haus sein, das wurde mir erst jetzt in vollem Umfang klar. Wie lange würden Kisho und ich wohl brauchen, um Johto komplett ausgekundschaftet zu haben? Eine interessante Frage eigentlich. Aber letzten Endes auch nur unwichtig, es war doch an sich völlig egal. Wir würden zurückkehren, wenn wir fertig waren, und nicht vorher. Vertrauten Gesichtern würde ich so oder so lange nicht mehr begegnen, aber vielleicht lernte ich ja neue kennen? Silver hatte ich ja schließlich auch schon kennen gelernt, bevor wir überhaupt losgegangen waren. Und ich war mir sicher, es würden noch mehr überaus interessante Figuren in mein Leben treten.


    Fragte sich nur, welche es sein würden. Allein bei Silver waren noch so viele Fragen ungeklärt, denn dieser war ja Kisho und mir gegenüber auch sehr verschlossen. Welche Pokémon würde ich später fangen? Sollte ich mir jetzt schon eine Liste erstellen? Nein, auf keinen Fall. Ich würde nicht nach dem Pokémon gehen, sondern danach, inwiefern es sich zwischen mir und diesem Wesen verhalten würde. Wenn ich es einfach fangen musste, dann würde ich es wissen. Nur so fand man am ehesten die Pokémon, die zu einem passten. Zumindest war ich dieser Meinung. Mir schwirrten viele Gedanken und Pokémon durch den Kopf und ich war so weggetreten, dass ich durch die Türklingel regelrecht aufgeschreckt wurde.


    „Ist das etwa schon Kisho?“, fragte ich, nachdem ich aufmerksamer geworden war, und begab mich zur Haustür. Als ich diese öffnete, erblickte ich tatsächlich meinen alten Freund. Grinsend blickte er mich an, in seinem schwarzen Hemd, weißen Shirt und Jeanshose.


    „Na, bereit zum Aufbruch?“, lachte der Blondhaarige, wobei ein paar kleine Strähnen umher wirbelten, als ein kurzer Windhauch vorbeikam. „Klar, ich will mich nur noch schnell verabschieden“, antwortete ich und Kisho folgte mir ins Haus. Schweigend kam er mit mir in die altertümlich eingerichtete Küche, in welcher noch immer Takumi, Ayumi und Setsuna saßen. Diese blickten mich forschend an, auch ein wenig traurig. Dennoch überwanden sich meine Mutter und Großmutter dazu, mir ein kleines Lächeln zu schenken.


    „Also, dann geht es jetzt wohl los…“, murmelte ich zu meiner Familie und griff meine orange Tasche von der Rückenlehne des Stuhles, auf dem ich gerade eben noch gesessen hatte. Plötzlich breitete sich eine Enge in mir aus und schien mir die Luft abzuschnüren.


    „Mach´s gut, Schwesterherz“, meinte mein Bruder zu mir, stand von seinem Stuhl auf und wir umarmten uns. Auch meine Mutter und Ayumi verabschiedeten sich mit einer Umarmung und besten Wünschen von mir.


    „Vielleicht meldest du dich mal bei uns, Kotone. Deine Mutter und ich würden uns sehr freuen, von dir zu hören“, sagte meine Großmutter und legte mir eine Hand auf die Schulter. „Pass auf dich auf, Kotone. Aber hab trotzdem viel Spaß“, sprach Setsuna und machte einen tiefen Atemzug. Auch ich musste tief durchatmen, damit sich endlich der Kloß in meinem Hals löste.
    Tatsächlich war ich den Tränen nahe und nickte deswegen nur, anstatt zu antworten.


    „Nun denn, nutzt die Zeit gut und jetzt geht schon, bevor wir euch noch weiter aufhalten“, lachte Ayumi. „Schließlich soll das doch eure große Zeit werden!“, fügte meine Mutter Setsuna hinzu. Und so sollte das große Abenteuer beginnen…




    Kapitel 14: Aufbruch! (Kisho)
    Kotone und ich waren nun unterwegs in Richtung Stadtausgang. Wir wollten die Stadt im Süden verlassen und somit auf die Route 37 einkehren, welche uns zur Route 36 und dann über Viola City sowie die Pfade 31 und 30 nach Rosalia City leiten würde. Übernachten wollten wir dann im Pokémon-Center Viola Citys, da es so einfach am komfortabelsten war. Außerdem hatten wir die erste Hälfte des Weges heute zu bewältigen, damit wir noch rechtzeitig ankommen würden. Schließlich brauchten wir alle Zeit, die wir bis zum Event in Rosalia City noch hatten. Fröhlich liefen Feurigel und Karnimani vor uns her, und sie erreichten somit auch als erste das Ortsausgangsschild.


    „Nun denn, hinaus in die weite Welt!“, lachte Kotone und übertrat symbolisch dazu die Grenze zwischen Stadt und weiter Landschaft. Vor uns ersteckte sich ein breiter Schotterpfad, umgeben von grün leuchtenden Grasflächen, in denen sich vermutlich dutzende Pokémon tummelten. Auch ein paar Bäume waren zu sehen, in denen Vogel-Pokémon wie Habitak oder Taubsi ihre Nester gebaut haben mussten. Das merkte man daran, dass von diesen Bäumen immer ein großer Lärm ausging, wenn die Vögel zwitscherten. Von diesen Brutplätzen hielt man sich dann besser fern, ehe man von den angriffslustigen Eltern verfolgt wurde und sich dutzende schmerzhafte Schnabelpiekser einfing. Das wäre wirklich kein guter Start für die Reise. Auf dem Schotter gingen wir nun Schritt für Schritt unter dem strahlend blauen Himmel vorwärts. Heute sollte es noch sehr heiß werden, zumindest laut Wetterbericht. Zum Glück hatten wir ein wenig Wasser dabei.


    „Du, Kotone?“ „Ja?“, fragte diese und drehte ihren Kopf zu mir. „Welche Ziele hast du eigentlich für unsere Erkundungstour?“ „Nun, ja, das ist eine gute Frage“, meinte das Mädchen und tippte nachdenklich mit ihrem Zeigefinger an ihre Unterlippe.


    „Für Arenakämpfe und Wettbewerbe bin ich nicht geschaffen, und da ich momentan sowieso nur Karnimani habe, würde sich das eh als schwierig gestalten.“ Klang logisch – man brauchte wenigstens zwei Pokémon, um sich in diesen Branchen zeigen zu können. Was hast du dir denn vorgenommen?“, fragte sie mich dann. Tja, was hatte ich mir zum Ziel gesetzt? „Ich möchte so viel wie möglich sehen, Neues erfahren und interessante Menschen kennen lernen“, antwortete ich. Nun lächelte mich meine Freundin an und kleine Grübchen bildeten sich um ihre Mundwinkel.


    „Was?“, fragte ich verwundert aufgrund ihres Grinsens. „Na ja, ich hab nur gerade überlegt, wie du Team Rocket die Hölle heiß machen würdest.“ „Äh… Wie bitte?“, stotterte ich. „Na ja, Team Rocket entgegenzutreten ist sicher ein Ziel, welches wir beide verfolgen, oder?“, lachte die Braunhaarige. „Wohl war, Kotone“, grinste ich. Überraschend, dass sie das Thema von selbst ansprach… Anscheinend war sie nun doch auch interessiert, Team Rocket entgegen zu treten.


    „Das heißt, du hilfst mir?“ „Na logisch, oder was meinst du denn? Du kennst mich doch, Kisho, und weißt, dass ich mir diese Typen genauso gern vornehmen möchte wie du.“ Eine eindeutige Antwort. Sie brachte es tatsächlich auf den Punkt, denn in der Tat war es bei ihr gut möglich, dass sie wieder einmal ihr Temperament und ihre Abenteuerlust ins Spiel brachte. Außerdem hatte sich in den Ruinen schon gezeigt, dass wir Team Rocket beide nicht mochten.


    Wir liefen ein paar Schritte weiter und schwiegen, bis mir plötzlich meine Freundin bedeutete, anzuhalten.


    „Was ist denn los?“, reagierte ich verwundert und wir blieben stehen. Eine kurze Brise wehte durch die Blätter der Bäume und durch unsere Haare.


    „Bis zum bitteren Ende und mit aller Kraft?“, fragte sie und hielt mir ihre Hand hin. „Was?“ Ich verstand nicht recht. Was meinte sie? „Bekämpfen wir Team Rocket bis zum bitteren Ende und mit aller Kraft?“ Kotone lächelte mich entschlossen an und in ihren schönen haselnussbraunen Augen funkelte der Abenteurergeist. Diese Frage war nicht schwierig zu beantworten.


    „Klar!“, antwortete ich lächelnd und schlug ein. Natürlich würden wir in diesem Kampf nicht aufgeben! Es war klar, dass keiner von uns diesen Schwur brechen würde.

    Kapitel 12: Ein neuer Morgen oder Die Reise beginnt! (Kotone)


    Es war Samstagmorgen und ganz Teak City erwachte nach und nach aus seinem Schlaf. Auch ich streckte mich in meinem Bett und versuchte, langsam wach zu werden. Lächelnd, weil ich gut geschlafen hatte und entspannt war, drehte ich mich zu meinem Nachttisch, um auf meinen Wecker zu gucken. Doch achtete ich gar nicht auf die Zeit und erfuhr sie so auch nicht, denn vorher sprang mir auf dem Display meines Weckers eine andere Information förmlich in die Augen. Es war Samstag, und das hieß: Auf ins Abenteuer!


    Voller Enthusiasmus sprang ich aus meinem Bett und auch Karnimani wurde langsam aber sicher wach, da ich aufgeregt rief: „Karnimani, wach auf! Es geht los!“ Verschlafen gab es ein paar quakende Laute von sich und setzte sich müde auf sein blaues Hinterteil. „Los, Karnimani, wir müssen uns beeilen!“ Ich zog die Vorhänge auf und ließ die bereits hell strahlende Sonne in mein Zimmer scheinen. Protestierend hielt sich das Krokodil seine Pfoten vor die Augen.


    Schnell machte ich mich fertig, zog meine Strümpfe, ein rotes T-Shirt und meine geliebte Latzhose an, legte meine weiße Mütze auf meinen Kopf und schnappte meine orange Umhängetasche. In ihr war schon alles was ich brauchte verpackt. Karnimani hatte es aufgegeben und glaubte nicht daran, noch einmal einschlafen zu können, dementsprechend war es nun vollends wach. Ich rannte mit dem blauen Krokodil die Treppe hinunter ins Erdgeschoss, wo ich allerdings nur meinen Bruder vorfand. Heute trug er ein grünes T-Shirt und seine blaue Lieblingsjeans.


    „Hey, Kleiner, wo sind Mama und Ayumi?“, fragte ich Takumi verwundert. „Erstens: Nenn mich nicht ‚Kleiner‘, Schwesterherz. Zweitens: Hast du mal auf deine Uhr geguckt? Es ist halb acht! Da schlafen noch Leute!“, entgegnete mein Bruder. „Oh, ehrlich?! Ist es noch so früh? Entschuldige, das hab ich wirklich nicht bemerkt. Wenigstens du als eiserner Frühaufsteher bist wach, um mich zu verabschieden“, grinste ich und zwinkerte meinem Bruder zu.


    „Wie, du willst doch nicht schon los?! Obwohl du dich nicht von allen verabschieden kannst?“, reagierte Takumi perplex und wedelte wild mit seinen Armen. „Ach Quatsch, ich gehe noch nicht sofort. Kisho und ich haben uns für neun Uhr verabredet“, meinte ich gelassen und setzte mich auf das blaue Wohnzimmersofa. „Na wenn du das so sagst…“, sagte Takumi nur dazu und setzte sich neben mich.


    Es kam zu einem kurzen Moment der Stille. Takumi und ich saßen da, nicht wirklich wissend über was wir reden sollten. Dies war der Tag an dem ich meine Familie verlassen würde. Mein kleiner Bruder und ich würden uns länger nicht mehr sehen…


    „Sag, bist du schon sehr aufgeregt?“, fragte der Junge dann. „Oh, Takumi, und wie! Ich bin schon gespannt, welche Pokémon und Menschen ich kennen lernen werde. Und stell dir vor, was es alles zu entdecken geben wird! Dutzende Sehenswürdigkeiten und einzigartige Erlebnisse warten auf Kisho und mich!“, erwiderte ich und gestikulierte dabei stark mit meinen Armen. „Ja, am liebsten würde ich euch ja begleiten…“, meinte Takumi betrübt.

    Da nahm ich meinen Bruder in den Arm und meinte zu ihm: „Komm schon, Bruderherz… Du wirst auch noch deine Zeit bekommen. Wenn du erst einmal ein Pokémon hast, kannst du auch unterwegs sein und Abenteuer erleben.“ Ich knuffte meinen Bruder in die Seite. „Bald ist doch auch schon dein 10. Geburtstag. Apropos, welches Pokémon willst du dir dann eigentlich aussuchen?“ „Ich glaube, ich wähle ein Endivie“, lächelte der schwarzhaarige Junge. „Oh, klingt doch gut. Schön, dass du dich schon entschieden hast“, lächelte ich. Wahrscheinlich würde er bereits sein Pokémon haben wenn ich zurückkam, denn zu seinem Geburtstag würde ich dieses Mal nicht da sein. Es würde komisch sein ihn als Trainer zu sehen…


    Da grummelte plötzlich mein Magen, was mich aus meinen Gedanken brachte. „Nun, es wird wohl Zeit, dass ich was esse“, lachte ich, ließ Takumi auf dem Wohnzimmersofa zurück und machte mich daran, mir ein Frühstück zuzubereiten.


    (Clarice)
    Mein Wecker war auf acht Uhr morgens gestellt und klingelte pünktlich wie immer. Da mich das Piepen immer sehr nervte, wachte ich schnell auf und klickte meinen grauen Wecker aus. Dann blieb ich noch einen Moment im Bett liegen und streckte mich. Mein Blick schweifte quer durch den Raum, welchen ich nach besten Möglichkeiten eingerichtet hatte. Ein Nachttisch, mein kuscheliges ockerfarbenes Sofa, dazu ein großes warmes Bett und ein eleganter Holzschrank waren in meinem Zimmer zu finden. Die Wände waren weiß gestrichen, daran hatte sich seit meinem Einzug nichts verändert, doch ich hatte ein Holzbrett an die Wand gebracht, um Bücher darauf zu verstauen. Und mit ein paar kleinen dekorativen Elementen sah es sogar ganz schön aus. Nur kein Sonnenlicht fiel herein.


    Das hasste ich an diesem verdammten Hauptquartier – fehlendes Sonnenlicht stimmte jeden Menschen missmutig! Genau wie die Situation, welche mich dazu gezwungen hatte, hier zu bleiben. Ich wusste nicht, wie ich dazu kam, aber ich ließ den gestrigen Tag Revue passieren. Momentan war manches wirklich gut: Auch wenn ich mit Giovannis Plänen nicht übereinstimmte und ich hier nicht wirklich sein wollte, so verdiente ich doch ganz gut und außerdem hatte ich wieder Silver in der Nähe. Silver… Ich freute mich wirklich tierisch, ihn wieder gesehen zu haben – zumal ich auch wegen ihm hier war. Nur wie sollten wir wieder längere Zeit miteinander Zeit verbringen können, wenn er Team Rocket übernehmen und ich es sobald wie möglich verlassen würde? Schon immer hatten wir sehr aneinander gehangen und hatten uns immer sehr vermisst. Nicht mal Briefe hatten wir uns öfters schreiben können, weil Silver immer woanders gewesen war. Es war schwierig, Kontakt zu halten.


    „Ach, es ist so unglaublich kompliziert…“, seufzte ich und drehte mich in meinem Bett auf die Seite. Wieso musste es so unglaublich kompliziert sein?! Und dann noch dieser Ort! Im Untergrund zu leben machte mich depressiv! Ich hasste diese Basis, ich wollte hier weg! Doch ich konnte nicht gehen. Dafür lagen mir allein zu große Hindernisse im Weg. Ich brauchte doch die Organisation für Informationen… Konnte überhaupt jemand nachvollziehen, wie es mir ging? Wie es war, wenn einem das Leben vorbestimmt sein sollte? Wenn man kaum eigene Entscheidungen fällen konnte, weil andere von einem erwartet wurden?! Ich stand auf, schniefte und wischte mir eine Träne aus dem Gesicht. Im Bad, welches über einen Durchgang von meinem „Wohnzimmer“ aus zu erreichen war, spritzte ich mir Wasser ins Gesicht, um mich endgültig wach zu machen.


    „Gut, Zeit für die Arbeit. Ich habe keine Zeit für Trübsal“, redete ich mir selbst verbissen ein, machte mich fertig und zog mich für die Arbeit um. Mein Nachthemd legte ich sauber gefaltet auf mein Bett. Danach wollte ich noch schnell frühstücken gehen. Dabei stand ich nun mächtig unter Zeitdruck, denn in 40 Minuten würde ich mich schon beim Unterbefehlshaber melden müssen. Ich hatte die Informationen bekommen, dass mein Team und ich heute eine Operation vorbereiten sollten.


    Von meinem Zimmer aus machte ich mich auf den Weg zum nördlichen Frühstückssaal, welcher sich am nähesten an meinem Zimmer befand. Dort angekommen fand ich eine reiche Palette an Gerichten vor. Angefangen von Pfannkuchen bis hin zu Rührei war so ziemlich alles zu finden. Und auch mein Magen schien sich angesprochen zu fühlen, denn er begann zu grummeln wie verrückt. Schnell packte ich mir drei Pfannkuchen und Sirup auf meinen Teller, und nachdem ich auch noch ein Glas mit Orangensaft füllen konnte, versuchte ich, einen Platz zu finden.


    Zum Glück fand ich einen Tisch, an dem ich allein war, denn ich war nicht davon begeistert, mit wildfremden Menschen essen zu müssen. Erst jetzt, wo ich auf dem Tisch meine dampfenden Pfannkuchen liegen sah, merkte ich, welchen Hunger ich hatte und schnitt gierig ein Stück vom Teigkreis ab. Ein bisschen Sirup lief über meine Unterlippe zu meinem Kinn, was ich schnell behob, und kaum hatte ich dies getan, nahm ich schon den nächsten Bissen. Wie gut das Essen hier doch schmecken konnte, wenn man solchen Hunger hatte!



    (währenddessen bei Silver)
    Diese Nacht hatte ich recht gut geschlafen. Clarice hatte Recht behalten, mein Vater und ich bewohnten die Mitte der Basis zusammen. Während Giovanni noch viel zu tun gehabt hatte und vermutlich erst sehr spät in seinem Zimmer schlafen gegangen war, war ich gestern Abend etwa gegen 23 Uhr eingeschlafen. Nun war es 8:15 Uhr am Morgen und ich stand auf. Meine Nachttischlampe würde mir für den ersten Moment etwas Licht spenden, also wollte ich sie anknipsen. Als ich die Lampe anschaltete, fiel mir der Plan der Basis ins Gesicht, welchen mir Clarice gestern Abend noch kopiert und erklärt hatte.


    Die Basis war kreisförmig geformt und in drei Segmente eingeteilt: Ganz innen waren das Büro meines Vaters und die Wohnräume Giovannis sowie ein Bereich für mich. Dann, im zweiten Bereich, waren die Vorstandsmitglieder untergebracht und hatten dort auch Tagungsräume.


    Diese würden oft benötigt werden, denn auch die Commander sowie der Unter- und Oberbefehlshabervorsitzende (einfach Unter- bzw. Oberbefehlshaber, sie waren nur wegen ihrem Sitz im HQ so besonders) wohnten im zweiten Sektor. Immer wieder trafen sich alle Unter- und Oberbefehlshaber ganz Johtos zu Besprechungen. Schon bald würde das erste Meeting im neuen HQ sein. So hatte es mir zumindest Clarice erzählt – die alten Regelungen von damals wurden wohl beibehalten. Des Weiteren waren hier die Caféterien zu finden.


    Und dann, ganz außen, waren die normalen Rüpel und Teamleiter untergebracht.


    An sich war das also recht logisch aufgebaut. Clarice hatte mir auch ihr Zimmer eingezeichnet, damit ich den Weg finden würde, wenn ich sie besuchen wollte. Dies würde ich bestimmt auch tun, sobald sie wieder mehr Zeit hatte, denn solange wir uns sehen konnten versuchte ich immer, so viel Zeit wie möglich mit ihr zu verbringen. Aber sie hatte mir gestern schon erklärt, dass ihr Team und sie eine Operation vorbereiten sollten. Dies würde wohl auch zeitaufwendig werden.


    Am besten, ich aß erst mal eine Kleinigkeit.


    Schnell streifte ich mir ein schwarzes Hemd über, schlüpfte in meine Jeans und dann in meine Turnschuhe. Danach ging ich ins Bad und brachte Haare und Zähne in Ordnung. Nun war ich bereit, das Zimmer zu verlassen.


    Der nördliche Speiseraum lag mir am nähesten. Eigentlich waren ja alle gleich weit weg, aber meist wurde die nördliche Caféteria von Clarice genutzt, einfach weil sie für meine Freundin am besten zu erreichen war. Ich wollte sehen, wie es ihr heute ging, denn sicherlich würde sie auch etwas essen wollen und ich würde ihr dann begegnen. Nach unserer Konversation gestern machte ich mir Sorgen um sie. Wenn ich mich beeilte, konnte ich sie noch abpassen.


    Ich durchquerte also mit Hilfe meines Planes den zweiten Sektor in Richtung Norden und kam so schließlich zu meinem Ziel. Und das sogar schneller als gedacht! Nun galt es, Glück zu haben und Clarice abzupassen. Ich wollte ihr noch Erfolg wünschen und mich erkundigen, wie es ihr heute ging. Nach Betreten des Raumes ließ ich meinen Blick schweifen. Irgendwo zwischen diesen vielen Menschen, Tischen, weißen Wänden und Buffettafeln musste sie doch sein! Ein paar Schritte zur Mitte des Raumes würden mir sicherlich einen besseren Überblick verschaffen. Immer wieder musste ich mich zwischen Personen hindurchquetschen. Also so würde ich garantiert nicht essen wollen. Hier war ja alles total überfüllt!


    Da rempelte ich aus Versehen jemanden an und wollte mich umdrehen, um mich zu entschuldigen.


    „Hey, Vorsicht!“, rief da auch schon eine mir sehr bekannte Stimme. Und als ich mich dann umdrehte, sah ich in das Gesicht von Clarice. „Clarice, ich hab dich gefunden!“, antwortete ich erfreut. „Oh, Silver, du bist das! Was tust du denn hier?“, fragte die erstaunt. „Ich wollte dich noch abpassen und dir Erfolg wünschen. Außerdem wollte ich mich erkundigen, wie es dir so geht.“ Clarice kam ein paar Schritte auf mich zu und drückte sanft meine Hände.


    „Danke dass du hier bist. So kann ich dich zumindest noch einmal sehen bevor ich die nächsten Tage wieder weg bin. Heute müssen wir die Übernahme von Rosalia City vorbereiten. Die eigentliche Mission startet dann am Mittwoch. Wir hoffen auf einen satten Fang von Pokémon, aber fangen erst mal kleiner an, setzten Marken. Irgendwann werden dann größere Coups kommen. So ist zumindest der Plan deines Vaters, den wir umsetzen sollen.“


    Richtig. Der Plan. Missionen. Und Clarice war nun tatsächlich ein Mitglied Team Rockets und somit involviert. Ich hatte sie nie in der Organisation gesehen. Das Leben im Untergrund war nichts für sie. Und ich glaubte nicht, dass sie sich hier für den Rest ihres Lebens sah. Sie war zu gutherzig um eine Verbrecherin zu sein.


    „Ich verstehe. Dir geht es soweit aber gut?“ Clarice setzte ein eher schiefes Lächeln auf und antwortete: „Na ja, mehr oder weniger. Ich bin wirklich froh, dass ich heute an die frische Luft komme, denn der Untergrund macht mich depressiv. Und ein Morgenmuffel bin ich auch. Hier wird also jeder Morgen bei Team Rocket eine neue Überwindung.“ „Du packst das schon. Das kann ich dir versichern, auch wenn ich deine genauen Probleme nicht kenne. Und Clarice – wenn du reden magst, komm einfach zu mir. Ich mache mir ernsthaft Sorgen um dich.“


    Da lächelte Clarice und erwiderte: „Ich werde es mir merken. Du bist ein wirklich guter Freund. Danke dafür.“
    Ihre Augen fixierten mein Gesicht und ich sah, dass das Funkeln wieder ein wenig zurückgekehrt war. Das hieß dass es ihr besser ging – gut so. Wenn ich ihr doch nur irgendwie helfen konnte… Da fing sie plötzlich an ein wenig zu kichern.


    „Silver, du bist wirklich süß“, lachte Clarice. „Es ist nett von dir, dass du dich um mich sorgst, aber ich schaue erst mal, wie ich das alleine schaffe. Okay?“ „Wie du möchtest. Es ist deine Entscheidung“, sagte ich. Ich konnte ihr ja nichts vorschreiben und wollte das auch nicht. Nun sah Clarice auf die Uhr und zuerst schien alles in Ordnung zu sein. Doch sofort danach stockte sie, drehte sich um und rannte davon.


    „Clarice, bleib da!“, rief ich ihr hinterher, doch sie sagte noch „Ich muss los, sonst macht mir der Unterbefehlshaber die Hölle heiß! Tschüss!“ zurück und war augenblicklich verschwunden.


    (Kisho)
    Inzwischen war es halb neun und ich bereit für die Abreise. In etwa einer Viertelstunde würde ich mich auf den Weg zu Kotone machen, und dann würden wir sicher ein Abenteuer ohnegleichen erleben! Feurigel war auch schon sehr aufgeregt und hüpfte freudig in meinem Zimmer hin und her. In diesem befanden wir zwei uns nämlich. Ich schaute aus meinem Fenster und genoss das warme Sonnenlicht. Selber konnte gar nicht beschreiben, was momentan in mir vorging. Konnte man es als „Sturm der Gefühle“ bezeichnen? Eventuell. Vorfreude, Anspannung und Abenteuerlust stauten sich in mir an und ich meinte, ich könne bersten vor lauter Emotionen.


    Inzwischen waren meine Eltern auch wach und würden frühstücken, doch ich hatte schon gegessen. Es kam mir schon komisch vor, dass ich nun wirklich dieses Haus für sehr lange Zeit verlassen und meine Eltern vorerst nicht mehr sehen würde. Aber ich reiste ja auch nicht allein, außerdem kam mit Kotone nie Langeweile auf. Unser erstes Ziel war also Rosalia City, von dort aus würden wir nach Neuborkia gehen können. Dort sollte auch der berühmte Professor Lind wohnen! Ihn musste ich einfach kennen lernen! Aber das würde ich zur richtigen Zeit mit meiner Freundin abklären. Schließlich würden wir natürlich unsere Route zusammen entscheiden.


    „Feurigel, diese Reise wird uns viel bringen, glaub mir. Das wird klasse!“ „Feurigel, Feu!“, stimmte der Igel mir zu, welcher neben mir stand und mit mir zusammen aus dem Fenster sah. Nun war es aber wirklich Zeit, dass ich zu meinen Eltern ging und die letzten Minuten mit ihnen verbrachte, bevor ich mich gleich verabschieden musste. Gesagt, getan: Ich schnappte mein Gepäck und rief Feurigel in seinen Ball zurück, dann begab ich mich ins Erdgeschoss. In der Küche traf ich dann auf meine Mutter. Der Raum hatte viele dunklere Holzmöbel und wirkte somit sehr antik, aber stilvoll. Ich trat näher an meiner Mutter heran. Sie bereitete gerade ihr eigenes Frühstück zu und hatte eine Tasse mit dampfendem Kaffee neben sich stehen.


    „Kisho, hallo! Na, schon aufgeregt?“, fragte mich Sakura und umarmte mich. Ich legte meine Arme um sie. Wann würde ich meine Eltern das nächste Mal umarmen können? „Ja, sehr sogar. Feurigel ist auch ganz hibbelig.“ „Das war es ja die letzten Tage auch schon“, lachte meine Mutter.


    „Hey, Kisho, mein Junge!“, kam nun auch mein Vater in mein Blickfeld. Er besaß ebenfalls blonde Haare und blaue Augen, war etwa 1,85m groß und seit 11 Jahren mit meiner Mutter verheiratet. „Hallo, Dad!“, grüßte ich ihn.


    „Nun geht es also los für dich… Was hast du denn jetzt eigentlich alles eingepackt?“, fragte er mich. „Ich habe Medizin, Geld, Pokébälle und Wechselklamotten sowie meinen Pokécom. Und dann noch die eine oder andere Sache was zum Beispiel Proviant betrifft. Weshalb fragst du?“ „Na ja, ich wollte nur sehen, ob du auch gut vorbereitet bist und alles dabei hast“, versicherte mir mein Vater. Da verließ plötzlich meine Mutter lächelnd die Küche.


    „Wo will sie denn hin?“, fragte ich meinen Vater. „Lass dich überraschen“, zwinkerte dieser mir zu.


    Einige Minuten später kam Sakura zurück und drückte mir grinsend ein kleines Päckchen in die Hand.


    „Los, mach es schon auf“, drängte mich meine Mutter, und ich ließ mir das nicht zwei Mal sagen. Gespannt riss ich das blaue Papier ab und fand eine rechteckige Schachtel vor. Diese öffnete ich und sah in ihr ein rotes Gerät. Es ließ sich aufklappen und besaß eine Tastatur sowie einen Bildschirm.


    „Ist das etwa ein Pokédex?“, fragte ich baff und meine Mutter nickte nur. „Wow, klasse! Der wird sicher sehr nützlich sein! Danke!“ „Freut mich, wenn er dir gefällt“, grinste Sakura und ich umarmte sie. Ich konnte es kaum glauben! Ein Pokédex war eines der hauptsächlichen Dinge die reisende Trainer brauchten. Es würde mir sehr helfen, schneller mehr über Pokémon zu lernen.


    „Vielleicht suchst du mal Informationen zu deinem Feurigel und zu Kotones Karnimani, denn dieses wirst du gleich treffen. Du musst nämlich langsam los“, fügte mein Vater hinzu. „Wirklich?“, fragte ich und ein Kloß schien in meinem Hals zu stecken. Wir würden uns erst in gewisser Zeit wiedersehen… Und der Moment des Abschieds war schon da? usammen gingen wir zur Haustür, wo ich mein Reisegepäck abgestellt hatte. Ich schwang mir meinen Rucksack auf die Schultern.


    „Okay, dann muss ich mich jetzt wohl verabschieden… Ich werde euch vermissen“, sagte ich traurig. Auch wenn viel Tolles vor mir lag, so tat der Abschied weh. „Wir dich doch auch, aber es wird sich für dich lohnen. Gib einfach immer dein Bestes, okay?“ Der Blick meiner Mutter trübte sich bei dem Gedanken, mich gehen zu lassen. Nervös knetete sie ihre Hände. Dies vergrößerte nur meine Atemprobleme durch den Kloß im Hals. „Versprochen“, antwortete ich meiner Mutter und mein Vater knuffte mich in die Seite.


    „Bleib clever, mutig und hab Spaß, ja?“ „Klar, Dad“, grinste ich und trat hinaus durch die offene Haustür.

    Name der FF:
    Troubled hearts - Dunkle Wolken über Johto



    Bereich, in dem sich die FF befindet:
    Pokémon Fanfictions --> Shipping und Reise


    Genre der FF: Shipping, Adventure, Fantasy


    Bisherige Kapitelanzahl: 30


    Letztes Kapitel am: 04.03.2012



    Inhalt der FF:




    Besondere Anmerkungen/Sonstiges:


    "Dunkle Wolken über Johto" ist der erste Teil meiner "Troubled hearts"-Reihe.
    Diese soll am Ende zwei bis drei Fss umfassen.


    Die Inspiration erfolgte teilweise durch die Spiele HG und SS, allerdings richtet sie sich nicht nach dem Spielverlauf.
    Die ersten 30 Kapitel von bisher 39 verfassten Kapiteln sind schon im BB erschienen.
    Jede Kritik hilft, festzustellen, wo die Stärken und Schwächen liegen. Deswegen würde ich mich sehr über Einschätzungen freuen. :)

    hier ist nun kapitel 11.
    ich habe beschlossen, dass die kapitel doch in einem etwas längeren zeitraume erscheinen werden, irgendwann nach 5-7 tagen.
    einfach, damit der ganze lesestoff nicht zu schnell verpulvert ist.


    aber nun geht es los!
    wieder wünsche ich euch viel spaß und bitte um kommentare. :)



    Kapitel 11: Clarice (Silver)
    „Wie lang haben wir uns schon nicht mehr gesehen? Das muss ja Ewigkeiten her sein!“, rief ich erfreut und überrascht aufgrund unseres unerwarteten Treffens. „Silver, Silver, Silver… Ich habe dich sofort erkannt. Dein Auftreten hat sich nicht im Geringsten geändert.“ Ich lachte.


    „Da bin ich mir sicher. In den letzten zwei Jahren hat sich bei mir auch nicht so viel getan. Der gleiche Alltag als Sohn eines Rocket-Bosses.“ Ich musterte Clarice. Gut sah sie aus. Ihre blaugrünen Augen leuchteten sehr, genau wie ich sie in Erinnerung hatte, und ihr schien es so weit gut zu gehen.


    „Ich wusste gar nicht, dass du Team Rocket als Mitglied beigetreten bist?“, meinte ich fragend und legte den Kopf schief. „Sag bloß du hast das nicht erwartet?“, meinte meine alte Freundin frech und tippte mir mit ihrem Zeigefinger auf die Brust. „Unsere Eltern kannten sich lang und wir haben schon seit Beginn unseres Lebens viel Zeit miteinander verbracht. Meinst du nicht, dass man da auf Team Rocket geeicht wird?“, antwortete sie. „Äh... Ich denke schon…“ Daraufhin wurde ihr Grinsen nur breiter.


    „Naja, inzwischen hab ich es sogar ins Hauptquartier geschafft. Aber auch wenn ich nun ein Teamleiter für zehn Rüpel und wenigstens kein Handlanger mehr bin, so habe ich doch noch einen Recht niedrigen Rang. Aber trotzdem habe ich es schon weit gebracht und hoffe auf eine kleine Beförderung.“ „Clarice, schon ins Hauptquartier zu kommen war sicher eine große Beförderung, aber bestimmt kommt auch bald eine im Rang“, meinte ich und legte ihr beschwichtigend eine Hand auf die Schulter.


    „Na du hast gut Reden. Du musst dir um so etwas keine Sorgen machen“, entgegnete meine Freundin und verschränkte übertrieben schnippisch die Arme.
    „Ach, Clarice, vertagen wir das Thema. Lass uns bei einer Limo reden. Ich hoffe nur, du kennst dich hier besser aus als ich“, versuchte ich, das Thema zu verschieben. „Gute Idee, ich habe auch Durst. Komm, ich kenne mich hier tatsächlich schon etwas besser aus als du. In dem Punkt hattest du Recht. Aber eigentlich hat fast jeder Mensch des Planeten einen besseren Orientierungssinn als du“, neckte sie mich, packte mich an der Hand und zog mich mit sich.


    Und so rannten wir schon fast zu Caféteria, was aber trotzdem ganze sechs Minuten dauerte. Wie gesagt, das HQ war unglaublich groß und in jedem Gang waren fast nur Büros zu sehen gewesen. Hier waren die besten Rockets aus ganz Johto vereint. An der Caféteria-Tür angekommen, verlangsamten wir unser Tempo und betraten den recht großen Raum, der sehr hoch war und so auch eine Empore besaß, in dem dutzende Tische und Rüpel versammelt waren. An ihren Marken konnte ich auch ein paar Commander der Basis erkennen.


    „Sag, Clarice, gibt es in der ganzen Basis nur eine Caféteria? Denn ich stelle mir das schon sehr unangenehm vor, wenn man 20 Minuten für einen Kaffee laufen muss.“ „Quatsch, natürlich nicht. Es gibt insgesamt vier Caféterien in der ganzen Basis. In jeder Himmelsrichtung eine. Wir sind in der östlichen.“


    „Verstehe“, antwortete ich und blickte mich um. Jede Menge Leute scharten sich hier, sodass viele schon missmutig in den Reihen standen und auf ihr Essen warteten. „So, ich sehe eine Schlange beim warmen Essen, eine bei den Snacks und dann sehe ich noch den Bereich für Getränke… Da stehen zum Glück nicht ganz so viele Menschen wie in den anderen Schlangen. Schnell!“ Da die Reihe kürzer war hatten wir Glück, denn trotzdem mussten wir knappe zehn Minuten anstehen. Ich wollte mir gar nicht vorstellen, wie lange wir woanders hätten warten müssen. Wenigstens die Suche nach einem Tisch gestaltete sich etwas kurzweiliger.


    Nachdem wir uns also an einen Tisch gesetzt und einen Schluck von unseren Limos genommen hatten, begann Clarice das Gespräch: „Und, soll ich dir mal einen Plan der Basis geben? Jedes Mitglied hat einen bekommen, ich kann ihn dir ausdrucken. Wenn du ihn nicht verlierst solange du ihn brauchst…“ „Wie, solange ich ihn brauche?“, fragte ich verwundert und setzte von meiner Limo ab, von der ich bis kurz zuvor noch getrunken hatte. „Na ich nehme doch mal stark an, dass der Boss und du ab jetzt hier wohnen, oder? Schließlich ist es Tradition, dass der Boss im Hauptquartier wohnt. Warum du also nicht auch?“, lächelte Clarice erfreut. „Wir können uns nach langer Zeit mal wieder öfters sehen! Und da wir sonst nie wirklich die Gelegenheit dazu haben, ist das fantastisch!“ „Ja, wundervoll“, grinste ich und nahm einen Schluck von meiner Limo.


    Es entstand eine kleine Pause und Clarice spielte gedankenverloren an ihrem Strohhalm herum, wobei das Mädchen einen nachdenklichen und zugleich betrübten Blick aufsetzte. Was sie wohl hatte?


    „Clarice, du musst mir unbedingt erzählen, was in den letzten Jahren bei dir passiert ist!“, drängte ich. Wir hatten uns so lange nicht mehr gesehen und ich musste einfach wissen was in ihrem Leben vorgefallen war. Meine Freundin blickte nun wieder zu mir auf. Ihr Blick verweilte für einen Moment weiter auf ihrem Getränk, dann machte sie einen tiefen Atemzug und lehnte sich zurück.


    „Also, vor fünf Jahren war ich noch eine einfache Handlangerin in Mahagonia City. Es wurde oft ziemlich kalt dort, war nicht gerade schön.“ Clarice seufzte. „Anfangs war ich im Trainingslager, damit ich geschult werden konnte. Ich war ja erst 12 Jahre alt. Nun ja, ich habe meine Aufträge für den dortigen Oberbefehlshaber der Basis wohl gut erfüllt und habe mich so hochgearbeitet. Ich war sogar Assistentin des Unteroffiziers. Danach kommen ja nur der Oberoffizier und der Unter- sowie der Oberbefehlshaber. Ich war also ein Recht angesehenes Mitglied und in der Basis damals auch halbwegs beliebt. Dann erfuhr ich von dem Niedergang Team Rockets durch Rot und war zuerst reine Tagelöhnerin. Ich suchte mir immer einen kleinen Job und versuchte, mich ein wenig über Wasser zu halten. Aber das funktionierte nicht, denn welche Arbeiten sollte jemand so junges wie ich auch übernehmen? Ich wohnte später bei meinem älteren Cousin in Dukatia City, welcher für mich netterweise verschwieg, dass er mich beherbergte. Ich glaube du verstehst, wieso.“


    Ja, ich konnte es erahnen. Ich wusste aus Briefen, die sie mir vor langer Zeit geschrieben hatte, dass die Beziehung zwischen Clarice und ihren Eltern sehr gelitten hatte. Die Drei waren zerstritten – komplett und nahezu unmöglich zu versöhnen wie es schien.


    „Es folgte irgendwann wieder eine Phase, in der ich allein für mich sorgte. Dann wurde ich zum Comeback hierher berufen und direkt als Teamleiterin für zehn Rüpel eingesetzt. Das ist alles.“


    Für mich wies diese Geschichte noch einige Lücken auf. In ahnte, dass sie bei ihren Eltern nicht glücklich geworden wäre, da sie diese nicht leiden konnte. Doch wusste ich aber auch, dass sie eine 2 Jahre ältere Schwester hatte - Emily. Also musste diese 19 sein…Was war mit ihr? Besaß sie keinen Kontakt mehr zu ihrer Schwester? Wieso war sie trotz Emily, zu der sie eigentlich früher so eine enge Bindung gehabt hatte, im Geheimen zu ihrem Cousin gegangen? Und weshalb war sie nicht bei ihrem Cousin geblieben, sondern später wieder allein losgezogen? Wie war es dann auch wieder dazu gekommen, dass Clarice von Team Rocket erneut aufgestöbert worden war? Viele Fragen standen für mich offen, doch Clarices Blick bedeutete mir, nicht weiter nachzufragen.


    Also sagte ich: „Aber schön, dass du damals in Mahagonia so einen hohen Rang hattest.“ „Ja, ich verdiente auch ganz gut. Deswegen bin ich auch bei den Rockets. Hier wird Leistung auch mal honoriert. Wer seine Arbeit ordentlich macht, ist angesehen und wird belohnt. Aber mal unter uns…“, sagte meine Freundin und beugte sich zu mir vor.


    „Ehrlich gesagt, an Giovannis Plänen zweifle ich sehr. Es ist nicht böse gemeint, aber an sich bin ich nur wegen des Geldes hier.“ „Ja, aber… Wieso bist du dann nicht als Assistentin eines Professors in die Lehre gegangen, wie du es ursprünglich machen wolltest? Dort, meintest du, würde man auch nicht schlecht verdienen und später hättest du gute Chancen, auch eine Professorin zu werden. Das war doch mal dein großer Traum!“, reagierte ich völlig verdutzt. „Ja, eigentlich hatte ich das später auch vor, wenn ich alt genug bin.“ „Clarice, wir sind 17 Jahre alt! Nicht, dass ich mich nicht wahnsinnig freue, dich hier zu haben, aber so bist du an die Ideale meines Vaters gebunden! Und du bist meine Freundin - ich hasse es natürlich, wenn du etwas gegen deinen Willen tun musst.“


    „Ich konnte nicht so wie ich wollte…“, meinte Clarice und schaute dabei sehr niedergeschlagen aus. „Aber vorhin meintest du doch, es würde dich freuen, bei Team Rocket und im HQ zu sein! Wieso hast du gelogen?“ Was war der fehlende Teil ihrer Geschichte?


    „Ja, das habe ich gesagt. Ich bin hier, weil ich so einen Ort habe, an den ich zurück kann…“


    Betroffen schaute sie zur Seite, und wie ich sie kannte gingen ihr da viele Gedanken und Erinnerungen durch den Kopf. Und wenn sie dann noch die Lippen zusammen presste – und genau das tat Clarice just in diesem Moment – stand sie ganz nah am Wasser. Nun stand ich auf und ging auf die andere Seite des Tisches.


    „Hey, Clarice… Was ist los? Du weißt doch – wir haben immer ein offenes Ohr für den Anderen. Du kannst mir deine Sorgen anvertrauen.“ Doch Clarice sah mich nicht mal an. „Clarice“, sagte ich ein weiteres Mal und nahm ihre Hand. „Clarice.“ Wieder keine Reaktion ihrerseits.


    „Verdammt, Clarice! Schau mich doch wenigstens mal an!“, schrie ich und dann sah sie endlich zu mir. Ihre Augen hatten das Leuchten eingebüßt und wirkten trüb.


    „Wieso bist du dann nicht einfach bei deinem Cousin geblieben?“ Sie drehte ihren Kopf weg von mir und blickte die Tischplatte an. „Reden wir nicht darüber. Nicht jetzt, Silver… Nicht jetzt. Es ist auch nicht so wichtig. Lassen wir das Thema, ja?“, sagte sie zu mir. Ihre Stimme war leise und klang erschöpft. Da wusste ich, dass es zwecklos war. Ich ließ ihre Hand los und setzte mich wieder auf meinen Platz. Wenn sie irgendwann darüber reden wollte, würde sie zu mir kommen und ich würde für sie da sein.


    „Trink erst mal einen Schluck Limo, dann geht´s dir wieder besser“, meinte ich nur zu meiner Freundin und diese nickte. „Gute Idee“, antwortete Clarice und griff nach dem Glas. In einem Zug leerte sie die letzte Hälfte des Glases, sodass dieses nun leer war. Das Mädchen mit rotblondem Haar stieß einen zufriedenen Laut aus und versuchte sich an einem kleinen Lächeln. Ich grinste und leerte ebenfalls mein Glas.


    „Na komm, lass uns gehen. Mir ist das hier zu voll“, schlug ich vor und stand demonstrativ auf. „Wie du meinst. Möchtest du mit auf mein Zimmer kommen? Dort habe ich einen Kopierer und kann dir dann einen Plan der Basis mitgeben“ „Klingt nach einem guten Einfall. Also los“, antwortete ich und wir machten uns auf den Weg.

    so, ihr lieben. langsam kommen wir zu hauptgeschichte. ;)




    Kapitel 10: Eine neue Zeit (Silver)


    Seufzend lief ich noch immer in der Basis umher. Wann würde ich nur endlich zu meinem Ziel gelangen?! Da stand ich nun, ich armer Tor. Schon eine ganze Weile war ich unterwegs, immer gründlich nach den Wegweisern suchend. Das konnte ja noch ein Weilchen dauern.


    „Meine Güte, wie groß ist diese Basis denn nur?“, schoss es mir frustriert durch dem Kopf. Anscheinend war die Anlage wirklich gigantischen Ausmaßes und überall schienen sich Wege zu kreuzen. Allein ich war bisher schon an dutzenden Weggabelungen vorbei gekommen und Wegweiser waren wirklich notwendig. Nicht, dass man sich hier verlaufen konnte, wenn man die Wegweiser bemerkte, aber der Fußweg war gewaltig. Und deswegen würde ich bestimmt auch zu spät kommen, da noch immer kein Ziel in Sicht war.


    „Na ja, einfach mal drauflos“, meinte ich. Entschlossen machte ich mich wieder auf den Weg, zumal ich bei der Masse der hier versammelten Mitglieder sowieso nicht der Letzte sein würde.


    Nach schier endloser Lauferei war ich endlich an meinem Ziel angelangt. Ich stand vor einer riesigen Doppeltür, die metallisch und schwarz gefärbt war. Entschlossen und freudig die Begegnung mit meinem Vater erwartend, betrat ich das riesige Auditorium der Basis. Viele Handlanger hatten sich hier versammelt und auf einem schwarz verkleideten Podest aus Holz waren ein Mikrofon und ein Pult aus Glas und Metall bereit gestellt. An der Wand hinter dem Pult waren drei Stühle platziert: zwei bereits mit in schwarz gekleideten, bulligen Männern besetzte - für Giovannis persönliche Security, wie ich annahm - und ein leerer in der Mitte. Konnte der eventuell für mich sein? Gespannt lief ich an den Zuschauersitzen vorbei auf die verkleidete Holzbühne zu den Männern in schwarz und mit großen aber dennoch stylischen Sonnenbrillen.


    „Hey, Jungs, ist der Stuhl hier eventuell für mich?“, fragte ich. Der eine zog seine Sonnenbrille ein Stück hinunter und blickte mich misstrauisch an. „Tja, wenn du Silver bist, dann ja. Ansonsten müssten wir dich leider auf die mehr oder die weniger freundliche Art bitten, zu gehen.“ Bei diesem Satz fing der andere geheimnisvoll an zu grinsen und ließ seine Finger knacken.


    „Das wird nicht notwendig sein, denn zufällig lautet mein Name Silver“, sagte ich daraufhin gelassen. Auch wenn die Beiden bedrohlich aussahen, so log ich ja nicht. Was hatte ich da schon zu befürchten? „Du bist also der Sohn des Bosses? Dann bitte, setz‘ dich hier hin. Dein Vater wird gleich kommen.“ „Na dann…“, meinte ich und setzte mich zwischen die bulligen Typen.


    Genau in diesem Moment ging die Tür auf, durch die ich auch gekommen war, und Giovanni betrat den Raum (natürlich mit zwei weiteren Security-Muskelprotzen). Sofort setzte tosender Applaus ein und ich musste zugeben, dass meinem Vater die Genugtuung bei dem vielen Jubel und Ruhm durchaus anzusehen war. Zufrieden mit sich und der Welt lächelte er und stolzierte zum Podest, auf dem ich mit den zwei Bullen aus der Security saß.


    Nach endlosem Händeschütteln (viele Rüpel hatten ihren Boss noch nie in Natura gesehen und wollten unbedingt einmal mit ihm gesprochen oder ihm zumindest einmal die Hand gegeben haben) und dutzenden Grüßen zum hohen Vorstand, aus den Beratern des Bosses bestehend, welcher sich auf den VIP-Plätzen in der ersten Reihe niedergelassen hatte, kam mein Vater nun endlich dazu, sich hinter das Rednerpult zu stellen. Oder sagen wir eher, er wäre eigentlich dazu gekommen, denn dann sah er mich dort sitzen und schon huschte ein noch breiteres Grinsen über sein Gesicht.


    „Silver, mein Junge! Schön, dass du gekommen bist! Ich habe schon gedacht, du würdest gar nicht kommen! Wir reden nachher, okay?“ Ich nickte nur und mein Vater Giovanni, der Gründer Team Rockets trat an das Pult. Sofort wurde es mucksmäuschenstill im bis auf den letzten Platz gefüllten Saal.


    „Liebe Mitglieder, werter Vorstand! Heute ist ein großer Tag! Nachdem Team Rocket sich in den letzten drei Jahren nur kleineren Aufträgen widmen konnte, sind wir ab heute wieder da! Wir haben unsere neue Hauptbasis errichtet und ihr alle, die ich heute zu mir gerufen habe, werdet hier arbeiten dürfen!“ Tosender Beifall folgte, Giovannis eben gesprochene Worte und hunderte glückliche Gesichter erfüllten den Raum mit einer epochalen, einen großen Neuanfang verkündeten Aura.


    „Dieser verdammte Trainer Rot hat damals versucht, die Machenschaften unserer Organisation zu unterbinden und es war ihm auch gelungen. Doch nun, nach drei langen Jahren starten wir das Comeback! Nachdem wir fast am Boden lagen, waren wir weiteren Angriffen ausgesetzt. Die Versuche anderer Organisationen, wie zum Beispiel Team Magma, unser Gebiet zu übernehmen, sind zwar hart für uns gewesen, aber immer gescheitert. Team Rocket hat sich nie ergeben und nun komplett regeneriert. Der Vorstand und ich haben schon einen neuen Plan entworfen, welcher uns unserem Ziel näher bringen soll: Macht über die Pokémon und so die Kontrolle über die ganze Welt! Mit eurer Hilfe haben wir wieder Basen errichtet, von denen aus wir unsere Operationen leiten können. Und das in ganz Johto!“


    Sämtliche Mitglieder johlten. Viele klatschten oder stießen euphorisch ihre Fäuste in die Luft. Sogar ein Chor wurde angestimmt, die Organisation lobpreisend. Mein Vater hatte ein zufriedenes Lächeln auf den Lippen und sein Blick drückte Entschlossenheit aus. Energisch schlug er mit seiner Hand auf das Pult:


    „Machen wir diese Zeit die Ära Team Rockets! Für Macht und Ruhm!“


    Erneut brandete der Applaus auf und es herrschte eine unglaubliche Euphorie. Jeder schien bereit seinen Teil zum Gelingen des Gesamtplans zu geben. Für alle hier hatte die Organisation größte Priorität.


    *


    Nach der großen Rede meines Vaters machten sich alle begeistert an ihre Arbeit. Schließich blieben und operierten alle hier anwesenden Mitglieder in und um die Basis herum, welche, wie Giovanni erwähnte, ja auch das neue Hauptquartier war, und jeder war glücklich über die ihm zuteil gewordene Ehre, ins HQ gerufen worden zu sein. Ich verabschiedete mich von meinem Vater und meinte, wir würden uns später sprechen. Zuerst wollte ich weiter die Basis erkunden, da ich bestimmt oft hier sein würde und mich besser auskennen musste. Giovanni war damit einverstanden, dass ich verschwand und so folgte ich allen Rüpeln nach draußen, während mein Vater in sein Büro ging.


    Ich war gerade dabei, durch die Gänge des unterirdischen Baus zu streifen, als mir plötzlich von hinten jemand seine Hände vor die Augen hielt.


    „Wer ist das? Das ist nicht lustig!“, rief ich entrüstet, riss die Hände von meinen Augen und drehte mich um. Als ich die Person vor mir erblickte, stockte mir der Atem. Vor mir stand ein Mädchen in der neuen Rocket-Uniform und (orange aussehenden) rotblonden Haaren, welche lang und glatt waren. Dazu lächelte sie mich freundlich an, was kleine Falten um ihre blaugrünen Augen entstehen ließ. Dieses Mädchen war etwa einen halben Kopf kleiner als ich, aber genauso alt und ziemlich klug.


    „Na, erkennst du mich noch?“, kicherte sie.


    „Clarice?“, fragte ich völlig baff. Das Mädchen nickte nur und sofort huschte mir ein Lächeln über das Gesicht.

    Kapitel 9: Team Rocket lebe hoch! (Silver)


    Puh, diese beiden konnten einem ganz schön lästig werden, wenn sie erst mit ihrer Fragerei anfingen. Allerdings musste man ihnen zugutehalten, dass sie meine Bedingung akzeptierten und mich nichts weiter Privates fragen.
    Stattdessen nannten sie mir ihre Namen und erzählten mir, dass sie in dieser alten Stadt Teak City tatsächlich zu Hause waren, die sie aber bald wegen einer Pokémon-Reise verlassen würden. Ab da verlief die Arbeit nun sehr schweigsam, aber da uns Kotone geholfen hatte, war schnell wieder alles ordentlich und wir konnten nach einer Kontrolle des Wirtes den Platz verlassen. Trotzdem war dieser noch mächtig sauer gewesen und hatte uns nur widerwillig gehen lassen.


    „Nun aber nichts wie weg“, dachte ich mir und wollte mich gerade verdrücken, als mir das braunhaarige Mädchen hinterher rief: „Silver, warte!“ Sofort blieb ich stehen. Was wollte sie?


    „Was ist denn?“, fragte ich und drehte mich genervt um. Meine Hände ruhten lässig in meinen Jackentaschen. „Wir wollten uns noch verabschieden“, entgegnete Kotone verwundert aufgrund meiner gereizten Reaktion.


    „Was? Wieso das denn?“, dachte ich, denn so eine Reaktion war bei mir sonst nicht vorgekommen.


    „Also gut… Bis dann“, grummelte ich und hob kurz die Hand zum Abschied. „Sei nicht so missmutig, das macht einem ja schon fast Angst. Wie dem auch sei… Bei den bisherigen turbulenten Treffen gehe ich fest davon aus, dass wir uns noch öfters über den Weg laufen werden“, meinte Kotone und schüttelte lächelnd ihren Kopf. „Ja, das könnte man meinen…“, sagte ich, setzte ein eher krummes Lächeln auf und spazierte davon.


    „Hoffentlich hat sie nicht Recht. Wie sollte ich es auf die Dauer schaffen, meine Identität vor ihnen geheim zu halten? Schließlich ist mein Vater der Boss von Team Rocket, und so wie sie in den Ruinen wirkten sind die Beiden garantiert nicht gut auf ihn zu sprechen. Na das kann ja was werden...“


    Seufz. Nun ließen sie mich anscheinend wenigstens gehen.


    *


    Inzwischen hatten sich Kisho und Kotone auch auf den Weg gemacht und waren schon ein bisschen weiter entfernt. Auch ich war schon ein Stück gelaufen und stand mitten in einer Allee mit grünblättrigen Laubbäumen. Ein paar Sonnenstrahlen fanden ihren Weg durch das Blättergewirr und erleuchteten ein paar Stellen des Kopfsteinpflasterweges. An sich ein recht idyllischer Anblick, da auch noch ein paar Griffel und Taubsi durch die Bäume wuselten.


    Da fiel mir ein, dass Giovanni mich ja für heute Nachmittag zu sich gerufen hatte. Nun, wo konnte sich mein Vater gerade aufhalten…? Ach ja, heute sollte ja die neue Basis im Wald um Teak City eröffnet werden, deswegen waren er und ich ja überhaupt hergekommen. Also gut… Da musste ich hin. Nur wie? Wo sollte denn nun diese Basis sein? Ich grübelte und grübelte – Giovanni würde mich ja nicht ohne einen Hinweis beauftragt haben, die Basis zu finden. Wie war das noch gleich? Ja, genau!

    „Lasse dein Golbat hoch in den Himmel steigen und genau nach Süden fliegen. Deine Karte im Pokécom wird dir helfen. Fünf Kilometer nach dem Ortsausgangsschild von Teak City wirst du ein eindeutiges Zeichen finden“
    , hatte mir mein Vater eingeschärft.


    Da Golbat aber kampfunfähig und zu erschöpft um zu fliegen war, nahm ich wohl doch besser mein Magnetilo. Dieses konnte sich anhand des Erdmagnetfeldes orientieren und mich sicher zur Basis führen.


    „Also dann, Magnetilo, los!“, rief ich, schleuderte den entsprechenden Pokéball nach oben und schon schwebte mein Pokémon vor mir.




    (Kotone)


    Kisho und ich waren inzwischen schon ein ganzes Stück vom Lokal entfernt, an dem der Kampf getobt hatte. Momentan befanden wir uns auf dem Weg zum Stadtzentrum und kamen an einer langen Häuserreihe vorbei. Viele Menschen waren bei dem guten Wetter in ihren Vorgärten anzutreffen. Dieser Tag ließ sich wirklich genießen, und auch ich ließ mir die warme Sonne in Gesicht scheinen. Doch da fiel mir doch glatt wieder ein, dass es ja noch etwas zu berichten gab!


    Also wandte ich mich zu meinem Begleiter: „Du, Kisho, ich muss dir ja noch erzählen, was ich herausgefunden habe!“, bemerkte ich. Mein Freund schaute mich im ersten Moment fragend an, doch dann schien es ihm wieder einzufallen und er nickte.


    „Ach ja, genau. Dann schieß mal los, Koto“, lächelte mein Begleiter. „Also, der Ansager meinte zu mir, dass Professor Eich am Dienstag in Rosalia City auftreten würde. Da wir morgen, also am Samstag, starten wollen, wären wir gegen Montagabend am Ziel.“ Ich machte eine Pause und blickte Kisho an. „Dann schaffen wir es also bestimmt noch rechtzeitig dorthin. Sehr gut! Ich freue mich schon darauf, mir ein Autogramm von Professor Eich ergattern zu können.“ Kisho grinste wegen seiner Vorfreude über beide Ohren. Auch ich stellte es mir sehr interessant vor, den bekannten Wissenschaftler kennen zu lernen.


    „Gibt es sonst noch etwas?“, fragte der Blondhaarige nun.


    „Äh, na ja… Professor Eich möchte auch ein Quiz veranstalten, über Pokémon. Da er ja Kanto-Pokémon präsentiert wird es wahrscheinlich um diese gehen. Ich würde da gerne teilnehmen. Du auch?“, fragte ich. „Klar, warum denn nicht?“, antwortete mein Freund und zeigte mir ein Thumbs-Up. Ich lächelte leicht, wobei mir aber trotzdem ein Hintergedanke im Kopf herum geisterte. Meine Finger verschränkten sich ineinander und ich blickte nach vorn auf das Kopfsteinpflaster.


    „Könntest du mir dann trotzdem… na ja… „Nachhilfe“ geben? Denn… Auch wenn ich einiges über Kanto und seine Pokémon weiß, so hätte ich so doch noch mehr Sicherheit“, fragte ich nervös. „Hey, Kotone, das ist doch kein Problem. Auf unserem Weg haben wir genug Zeit, um noch einmal richtig zu lernen und am Ende wird das schon, keine Bange“, erklärte sich Kisho einverstanden und legte mir eine Hand auf die Schulter.




    (später bei Silver)


    Mein Magnetilo leitete mich sicher nach Süden und mein Pokécom verriet mir auch, dass ich schon relativ bald ein Zeichen finden musste und die fünf Kilometer geschafft waren. Aufmerksam ließ ich meinen Blick umher schweifen. Erst mal – logisch im Wald – sah viele Bäume. Dutzende Steine und Pilze säumten den Weg, auf dem ich lief, und man hörte ein paar Taubsi. An sich gab es auf den ersten Blick nichts Auffälliges… Es war also wirklich Denkarbeit gefragt. Für Team Rocket stand im Allgemeinen ein R, deswegen würde das „eindeutige Zeichen“ sicherlich mit einem R zu tun haben. Nur wo war dieses R?


    „Magnetilo, siehst du etwas?“ „Mag, Magnetilo… Bzz!“, meinte dieses und begutachtete alles im Umkreis von 30 Metern. Da plötzlich schrak es während seines Rundfluges auf und gab aufgeregte Laute von sich. „Sag bloß du hast wirklich etwas entdeckt!“, rief ich erfreut und eilte zu meinem Pokémon.


    Da waren ein tiefes R und darunter die Zahl 50 mit einem Pfeil nach oben in die Oberseite eines, wie man bei näherem Hinsehen feststellte, künstlichen Baumstumpfes geritzt worden. In die Vorderseite war auch ein deutlich zu erkennender Pfeil nach unten eingearbeitet worden.


    „Na toll, nun haben wir zwar das Zeichen, wissen aber nicht wirklich etwas damit anzufangen“, seufzte ich und wischte mir genervt eine Haarsträhne aus dem Gesicht. Das R stand eindeutig für die Rocket-Basis, das war sicher. Nur die 50 mit dem Pfeil nach vorwärts machte mir Kopfzerbrechen. Pfeile waren ja eine Richtungsangabe, also war die 50 dann was…?


    „Na klar!“, rief ich, als mir der entscheidende Gedanke gekommen war. „Der Pfeil zeigt bestimmt die Richtung an und die 50 soll wahrscheinlich die Anzahl der Schritte sein, die wir gehen müssen. Wenn ich das richtig interpretiert habe sollte das so hinkommen. Nun brauchen wir nur noch den Pfeil nach unten zu entschlüsseln… Er zeigt Richtung Boden… Unten, Boden… Vielleicht soll das heißen, das die Basis unterirdisch ist?“, rätselte ich. „Dann müsste sich noch irgendwo ein Schalter finden lassen, der einen Zugang in den Untergrund öffnet. Nur wäre dann dazu kein Hinweis darauf auf dem Baumstumpf zu finden…“

    „Oder das soll gleichzeitig auch ein Hinweis auf den Schalter sein, wäre das möglich? Dann bekäme das mit dem Boden auch eine neue Bedeutung. Wahrscheinlich müssten wir dann auf dem Boden nach irgendeinem Mechanismus suchen. Na das kann ja was werden...
    "


    „Gut, Magnetilo, vorwärts!“ Wir beide gingen also weiter voran und nach exakt 50 Schritten tiefer in den Wald hinein blieb ich stehen. Nur wie sollte ich auf der Bodenfläche um mich herum den Schalter finden? Nun schien ich also kurz vor dem Eingang zu Basis und kam trotzdem nicht weiter. Auch Magnetilo wusste sich nicht zu helfen und schwirrte einfach kreuz und quer über den Boden, in der Hoffnung, irgendetwas zu finden.


    „Das ist doch zum verrückt werden! Das muss man den Rüpeln lassen, diesmal haben sie wirklich sicherer gebaut. Nicht schlecht, zumindest besser als die Ideen bei den mittlerweile geräumten Basen zuvor“, murmelte ich. Moment, Basen? Na klar, das würde es sein! Team Rocket verwendete für Vieles Metall, auch die Basen bestanden zum Großteil daraus. Warum dann nicht auch diese hier, zusammen mit ihrem zugehörigen Schalter?


    So kam mir die zündende Idee: „Magnetilo, Umgebungsscan! Wenn hier irgendwo etwas Metallisches ist, dann findest du es garantiert. Ich gehe davon aus, dass der Schalter aus Metall ist.“


    Sofort machte sich der Magnet an die Arbeit und flog um Bäume herum, achtete auf kleinste Unregelmäßigkeiten auf dem Boden und schien sich seiner Sache sicher. Also blieb ich stehen und wartete, bis Magnetilo nach etwa einer Minute ein Signal gab. Es schwebte über einer bestimmten Bodenstelle, bedeckt mit Laub und Erde.


    „Gut, Magnetilo. Ich glaube, du kannst nun wieder in deinen Pokéball zurück.“ Ich zückte den Ball des Magnet-Pokémon, woraufhin dieses in einem roten Strahl verschwand. Dann grub ich kurz mit meinen Händen unter den Blättern und stieß auf etwas Metallisches: einen Hebel. Prompt zog ich daran. Nur was dann kam, damit hatte ich wirklich nicht gerechnet.


    Plötzlich öffnete sich eine Klappe unter meinen Füßen und ich fiel schreiend vor Überraschung in eine Kapsel, die sich in einer Röhre rasend schnell bewegte und mich nur Sekunden später mehrere Meter unter der Erdoberfläche in der Basis absetzte.


    „Meine Güte, das ist ja schlimmer als jede Achterbahn“, ächzte ich. Mir war schwindelig und so taumelte ich zu Anfang leicht. Als ich meine Orientierung zurück hatte, begutachtete ich die Basis.


    Alles wirkte sehr modern, viele weiße und schwarze Möbel waren platziert worden. Edle Holztische waren verteilt. Braun und glänzend im Licht der Lampen wirkten sie sehr geschmackvoll. Sogar ein paar Blumen hatte man verteilt und wie ich an den vorbei laufenden Mitgliedern bemerkte, gab es auch neue Uniformen.


    Sie waren schwarz, wie bei den meisten Rüpeln vorher auch, doch die Verbrecher trugen keinen Overall mehr, sondern moderne langärmelige Oberteile mit dem berüchtigten roten R und gelben Verzierungen, sowie dazu passend eine schwarze Hose. Die Schuhe waren schwarz, genau wie die neuen Mützen. Bei den Frauen gab es ein ähnlich designtes Oberteil mit kurzen Ärmeln sowie einen schwarzen Rock und schwarze Schuhe. Natürlich sollte auch eine Mütze nicht fehlen. Alles in allem hatte diese Basis etwas Neues und Modernes. Sollte das vielleicht auch eine Art Umbruch bedeuten? Ich beschloss, die Basis weiter zu erkunden und meinen Vater zu finden.


    „Am besten ich frage ein paar Rüpel.“


    Gedacht, getan. Ich ging auf den erstbesten Rüpel zu und fragte ihn nach Giovanni.


    „Tja, der Boss begibt sich bestimmt gerade zum großen Versammlungssaal, gleich soll er eine Rede halten. Du kannst den Raum nicht verfehlen, er ist überall ausgeschildert“, erwiderte der Handlanger, nachdem er Haltung angenommen hatte. Als Sohn des Bosses wurde man eben gleich respektiert.


    „Danke für die Info“, erwiderte ich und ging weiter, auf der Suche nach einem Wegweiser, welcher mich meinem Ziel näher bringen sollte. Immer wieder begegnete ich auf meinem Weg durch die von blau gestrichenen Wänden gesäumten Flure Rüpeln, in guter Laune wegen der Eröffnung der Basis, die grölten: „Team Rocket lebe hoch! Team Rocket lebe hoch!“

    so, heute melde ich mich mal erneut. :)
    ihr merkt, ich versuche eigentlich immer das ganze so ungefähr im drei- oder vier-tage-abstand zu halten.
    ich hoffe, da habt ihr genug zeit zum lesen.


    nun gut, soweit erstmal dazu.
    hier ist kapitel 8. :)



    Kapitel 8: Klärungsbedarf (Kisho)


    Die Fledermaus stürzte zu Boden, bestimmt würde sie sich schwere Verletzungen zuziehen… Doch halt! Golbat landete gar nicht auf dem Boden, sondern wurde von einem Mann mit höherem Gewicht aufgefangen. Er sprang ab und schnappte sich die Fledermaus mitten im Flug. Dann landete er auf der Seite und mit dem Gesicht zu mir. Nun drehte er sich auf den Rücken. Er grinste zufrieden und streichelte das Pokémon in seinen Armen. Das Golbat meines Gegners war hilflos zu Boden gestürzt, und keiner von uns beiden hatte reagiert. Meinem Gegenüber schien die Gefährdung seines Pokémon völlig egal zu sein, ich hingegen war vor Schreck zu gelähmt, als das ich hätte reagieren können.


    „Lassen Sie mich durch!“, hörte ich plötzlich eine vertraute Stimme – Kotone! Sie kam auf das „Kampffeld“ gelaufen, kniete sich hin und kümmerte sich um den Retter Golbats.


    „Ist alles in Ordnung bei ihnen?“, fragte sie fürsorglich und Sorgenfalten standen ihr auf die Stirn geschrieben. „Keine Sorge, mein Mädchen, es geht mir gut“, beruhigte der Mann meine Freundin und lächelte. „Da bin ich aber erleichtert“, meinte Kotone und seufzte, dann stand sie auf und guckte meinen Gegner und mich ernst an.


    „Und nun ist Schluss mit eurem Kampf! Ihr habt hier alles verwüstet!“, brüllte sie und deutete auf das Chaos der umgefallenen weißen Tische und Stühle um uns herum. Tatsächlich hatten der Fremde und ich mit unseren Pokémon im Eifer des Kampfes hier so einiges umgeworfen.


    „Wieso habt ihr euch überhaupt bekämpft?!“, fragte sie aufgebracht. „Das kann ich erklären“, meldete ich mich zu Wort und betrachtete meinen Gegner wütend. „Dieser rothaarige Typ hier ist uns doch schon mal begegnet.“ „Da liegst du richtig“, kommentierte meine braunhaarige Weggefährtin. „Ich war neugierig und wollte ihn fragen, was er damals in den Alph-Ruinen getrieben hat, als wir Team Rocket verfolgt haben.“ „Und dann?“ „Er reagierte sofort gereizt auf mich, meinte, das Thema würde mich nichts angehen und hat mich richtig beschimpft. Ich meinte, das wäre doch gar nicht so schlimm, wenn ich ihn das fragen würde, doch dieser Kerl dort“ – ich zeigte auf den Fremden - „hat sofort sein Golbat gerufen. Und ich musste entsprechend reagieren.“


    „Einerseits müsste ich dir jetzt eigentlich entgegen werfen, dass du nicht so neugierig sein sollst, allerdings würde mich auch interessieren, was du uns verheimlichen willst, wenn du sofort einen Pokéball zückst“, meinte Kotone und warf dem Unbekannten einen schrägen Blick zu. Angespannt schaute der rothaarige Junge zu ihr und mir und es sah so aus, als wolle er jeden Augenblick verschwinden, da er unruhig mit den Beinen zuckte.


    „Das geht euch einen feuchten Kehricht an!“, brüllte der merkwürdige Typ.


    „Wie ist überhaupt dein Name?!“, rief ich immer aufgebrachter, da der Rothaarige echt nervig war. „Pah, was sollte euch das interessieren? Wir haben doch nichts miteinander am Hut!“, grinste der Fremde nun wieder überheblich und stellte sich mit verschränkten Armen zu seinem Golbat, welches der übergewichtige Mann nun wieder freigelassen hatte.


    „Aber gut, wenn ihr ihn unbedingt wissen wollt… Mein Name ist Silver.“ Nebenbei rief er lässig sein Pokémon mit einem roten Lichtstrahl in den Ball zurück.


    „Silver? Wie kommst du denn an den Namen?“, fragte ich völlig perplex. Schließlich hatte ich noch nie davon gehört, dass so ein Wort als Name üblich gewesen wäre. „Ist doch völlig Schnuppe. Und außerdem weiß ich selbst nicht mehr, wie ich an diesen Spitznamen gekommen bin“, meinte der Flammenkopf. „Schräger Vogel…“, murmelte ich.


    „Nun ist aber mal Schluss, ich will auch nochmal zu Wort kommen!“, meinte der Retter des Golbats und trat an Silver heran. „Hör mir mal genau zu, Freundchen. Du hast den Außenbereich meines Lokals komplett verwüstet und weißt du nun, wie du das wieder gut machen willst? Die Frage geht auch an dich, Bursche!“, meinte er und deutete bei seinen letzten Worten auf mich.


    „Ich kann Ihnen ja helfen, alles wieder ordentlich hinzustellen…“, bot ich leicht eingeschüchtert an. „Richtig, ihr Jungen macht hier wieder alles schön ordentlich. Ich gehe jetzt ins Lokal zurück und wehe, hier ist nicht wieder alles so wie vorher!“, wetterte der Wirt und so machte ich mich an die Arbeit. Und auch Silver befolgte die Anweisung des Mannes, denn er begab sich zu einigen umgestoßenen Tischen, welche total zerstreut herumlagen.


    „Na gut, auch wenn ich es eigentlich nicht müsste, gehe ich euch mal zur Hand“, meinte Kotone seufzend, wobei sie auch noch die Augen rollte, und so stellten wir zu Dritt wieder alles so auf wie es sein sollte. Während unserer Arbeit fragte ich Silver: „Woher kommst du eigentlich?“ „Hm?“ Mein Gegenüber blickte mich nur komisch an.


    „Na ja, ich hab eigentlich selber keine Ahnung, woher ich komme… Hab die letzten Jahre immer woanders gelebt.“ „Ehrlich? Klingt einerseits nicht so toll, aber andererseits siehst du so viel mehr Gegenden der Region“, sprach Kotone. „Ja, ein lachendes und ein weinendes Auge, wie man so schön sagt“, bestätigte Silver und zu meiner großen Überraschung lächelte er sogar mal ehrlich. Ich hätte erst gar nicht gedacht, dass das bei ihm überhaupt möglich gewesen wäre. Trotzdem war er total mysteriös. Er wusste nicht, woher er kam, hatte einen eigentümlichen Spitznamen und wusste seinen eigenen vielleicht nicht mehr, und dann war da noch sein Drang, kaum etwas von sich Preis zu geben. Welche Umgebung formte einen Menschen nur so?


    „Als was verdient eigentlich deine Familie ihr Geld, wenn ihr ständig umher reist?“, stellte Kotone die nächste Frage. „Ja, das würde mich auch mal interessieren.“ „Was meine Mutter macht, weiß ich nicht, ich bin ihr seit meiner frühesten Kindheit nicht mehr begegnet. Und mein Vater ist… sagen wir, der Boss einer großen und bekannten Firma.“ „Wow, dann kann er dir bestimmt jeden Wunsch erfüllen den du hast!“, meinte Kotone. „Ja, und das tut er ehrlich gesagt auch. Aber es hält sich in Grenzen, da ich eigentlich nicht wirklich viel brauche“, erwiderte Silver und zuckte mit den Achseln.


    „Erstaunlich, dass du auf einmal so viel von dir Preis gibst“, warf ich ein. „Na ja, allzu viel war es ja noch nicht. Das sind noch Informationen, die ich noch ab und zu erzähle, wenn danach gefragt wird. Private Fragen sind aber bei mir Tabu, also fangt gar nicht erst mit solchen Dingen an, okay? Ihr löchert mich so schon genug.“

    so, pünktlich zu meinem heutigen 16. geburtstag sozusagen mein geschenk an euch. ^^
    natürlich wären kommis auch nett. ;)


    viel spaß :)


    Kapitel 7: Eine Menge Chaos (Kotone)


    So hatten wir nun unser Reiseziel gefunden.


    „Also, Rosalia City“, meinte ich und streckte Kisho die Hand aus. „Rosalia City“, sagte er und schlug ein. Ein Lächeln stand uns beiden auf das Gesicht geschrieben. Obwohl ich mich heute Morgen nicht sonderlich für dieses Unternehmen hatte begeistern können, so freute ich mich nun umso mehr darauf. Nun konnte ich Kisho nachvollziehen: Endlich weg von daheim, lauter neue Erfahrungen sammeln und viel Spaß zusammen haben… Ja, ich glaubte in diesem Augenblick wirklich daran, dass es gar nicht so schlecht gewesen war, einzuwilligen.


    „Professor Eich in Rosalia City… Wird interessant sein, ihn zu treffen. Er ist ja ein Spezialist in Sachen Pokémon-Forschung, genau wie Professor Lind in Neuborkia. Allerdings beschäftigt sich Eich mehr mit den verschiedenen Arten der Pokémon, während Lind sich mit der Entwicklung befasst“, erzählte mein Gegenüber. „Als ob ich das nicht wüsste“, erwiderte ich und verleierte etwas übertrieben die Augen. „Schon gut, schon gut. Ich weiß, ich mach schon wieder zu viel einen auf Besserwisser“, grinste Kisho. „Eindeutig“, antwortete ich und nickte.


    Sofort darauf zog ich meinen Pokécom abermals aus meiner Tasche und rief die Karte Johtos auf. Aufmerksam studierte ich die großen Routen, die sich über die ganze Region zogen. Reisende Trainer nutzten sie immer, da sie meist zu Fuß unterwegs waren.


    „Tja… Um nach Rosalia City zu kommen, müssen wir uns auf den Weg in Richtung Viola City machen und dann auf der Route 30 nach Süden gehen. Dieser Weg führt direkt dorthin. Wie lange werden wir ungefähr brauchen, um die Stadt zu erreichen?“, fragte ich mich. „Ich nehme mal an, dass wir schon zweieinhalb Tage unterwegs sein werden.“ „Fragt sich nur, ob der gute Professor nicht schon morgen dorthin kommt. Wir würden sonst seinen Auftritt verpassen, würden wir zu spät, sprich morgen, starten und er käme bereits einen Tag früher.“ „Koto, da muss ich dir Recht geben“, meinte Kisho und kratze sich grimmig guckend und überlegend am Kopf.


    „Ich hab da eine Idee, wen wir fragen könnten“, verkündete er dann plötzlich mit einem wieder freundlicheren Gesichtsausdruck. „Und die Person wäre?“, fragte ich. „Den Mann mit dem Megaphon natürlich! Er verkündet das Event, also muss er auch wissen, wann es ist.“ Logisch, wieso war ich da nicht selber drauf gekommen? Schnell suchten wir mit unseren Blicken den Platz nach der gesuchten Person ab.


    „Da, er geht in diese Straße dort hinten!“, entdeckte mein Freund den Mann, der gerade auf dem Weg zu einer Seitenstraße zwischen alten Holzhäusern war, die nach Norden führte, und zeigte aufgeregt mit dem Zeigefinger auf den Gesuchten. Wir rannten wie der geölte Blitz, Karnimani und Feurigel kamen kaum hinterher. Wir hatten noch den halben Platz zu überqueren, während der „Ansager“, wie ich ihn stumm getauft hatte, eine weitere Abzweigung nach rechts nahm.


    „Schneller!“, keuchte ich, während meine Füße nur so über den Boden zu fliegen schienen. „Ich kann nicht mehr so schnell rennen, Kotone!“, japste Kisho hinter mir. „Dann warte hier und ich verfolge ihn!“, kommandierte ich und flitzte weiter davon. In der Tat sah ich aus dem Augenwinkel, wie Kisho seine Schritte verlängerte, sozusagen das Ganze ruhig auslief und so auch sein Tempo verkleinerte, um schließlich zum Stehen zu kommen. Feurigel und Karnimani taten es ihm nach und so war ich nun allein unterwegs. Ich bewegte mich weiter über den mit Kopfsteinpflaster ausgelegten Platz, welcher kreisrund war und von alten Häusern, teils noch mit Pagodendächern, gesäumt wurde.


    Ich kam jetzt in die Seitenstraße, die zuvor der Mann genommen hatte und gelangte an eine Weggabelung. Ich stoppte und überlegte, welchen Weg ich nehmen sollte: den nach links oder den nach rechts. Geradeaus konnte er nicht gegangen sein, dann hätte ich ihn auf dem längeren Weg noch gesehen.

    „Weibliche Intuition bräuchte ich jetzt…“
    , dachte ich ernüchtert. Ich fuhr mir durch die braunen Haare und seufzte.


    „Da hilft wohl nichts…“, sagte ich zu mir selbst und suchte eine Geldmünze aus meiner Hosentasche heraus. „Lugia ist links, Zahl rechts“, legte ich fest, nachdem ich ein golden schimmerndes Geldstück gefunden hatte. Ich schippte, die Münze flog nach oben und fiel dann, das Bild Lugias zeigend, mit einem hellen „Pling“ auf das Kopfsteinpflaster.


    So bog ich nach links ab und sah nach den nächsten dutzend Schritten und einer Abzweigung nach rechts tatsächlich den Mann, denn glücklicherweise war dieser anscheinend in ein kurzes Gespräch verwickelt gewesen, als ich in die Gasse sprintete und plötzlich außer Atem direkt neben ihm anhielt. Sein vermeintlicher Gesprächspartner ging gerade davon, als ich eine waschechte Vollbremsung hinlegte.


    „Nanu, junge Dame. Sind Sie mir etwa die ganze Zeit gefolgt?“, fragte er erstaunt. „Ja,-denn-ich-habe-eine-Frage“, stieß ich die Wörter jeweils zwischen zwei flachen Atemzügen hervor. „Und die wäre?“ „Ein guter Freund von mir und ich haben gehört, dass Professor Eich demnächst nach Rosalia City kommen soll. Wir wollten morgen starten, und da wir zu Fuß reisen, würden wir etwa zweieinhalb Tage brauchen. Würden wir ihn da noch sehen können?“ Der Ansager lächelte und nickte.


    „Sicher! Wenn man Samstag früh startet und den ganzen Tag durch läuft, die Pausen einbezogen, ist man Montagnachmittag beziehungsweise Montagabend in Rosalia City. Und Professor Eich will am Dienstag gegen elf Uhr auftreten. Da braucht ihr nicht zu hetzen. Wenn ihr da seid, findet ihr ihn auf dem größten Platz der Stadt, auf dem auch das Rathaus steht. Wenn ihr jemanden fragt, wird er euch garantiert den Weg weisen können“, gab der Mann eine freundliche und sehr detaillierte Antwort. Er grinste mich zufrieden an und schien eigentlich einen recht sympathischen Eindruck zu machen. In seinem grauen Anzug und mit seiner blauen Krawatte sah er sehr gepflegt aus und der relativ kurze Haarschnitt seiner blonden Haare stand ihm ausgezeichnet.


    „Vielen Dank für die Auskunft. Sie haben uns sehr geholfen“, bedankte ich mich und war dabei, mich umzudrehen und wieder zurück auf den Platz zu gehen. Ich erschrak ein wenig, als mir der Mann kurz hinterher lief und sich vor mich stellte. „Wenn ich dir noch einen kleinen Tipp geben darf, kleines Fräulein: Versuche, auf deiner Reise möglichst viel über Pokémon zu lernen, denn der Professor veranstaltet ein kleines Quiz mit einem tollen Gewinn. Ich bin mir, dass du da was reißen wirst“, zwinkerte er mir zu. „Wow, das klingt klasse! Danke!“, rief ich erfreut und ging nun wieder zurück zu Kisho.

    „Bis auf die Tatsache, dass ich kaum Allgemeinwissen über Pokémon habe, stehen meine Chancen, dort zu gewinnen, gar nicht schlecht“
    , dachte ich ironisch. Ich würde versuchen, viel von Kisho zu lernen, denn egal was das für ein Preis war, ich wollte mich auf keinen Fall total blamieren. Wenn mein blondhaariger Freund auch teilnahm, dann stünden meine Chancen noch schlechter, da er sicher unter den besten Teilnehmern sein würde… Das Bild von einem grinsenden Kisho und meiner deprimierten Wenigkeit daneben schlich sich in mein Bewusstsein und ich biss mir auf die Lippe. Dabei merkte ich gar nicht, dass ich leicht Blut schmeckte. Metallischer Geschmack machte sich auf meiner Zunge bemerkbar. Ich war ganz verwundert, als ich plötzlich wieder auf dem großen Platz stand, auf welchem ich Kisho und die Pokémon vorhin zurück gelassen hatte.

    „Wow, da war ich wohl echt in Gedanken versunken“
    , dachte ich erstaunt und suchte den Platz nach Kisho, Karnimani und Feurigel ab. Auf den ersten Blick waren die Beiden nirgends zu entdecken, also ging ich ein wenig auf dem Platz auf und ab, um weiter zu suchen.


    Da vernahm ich plötzlich laute Aufschreie von Menschen von der Seite des Platzes, auf die ich gerade zusteuerte und wunderte mich, was wohl die Leute so in Aufregung versetzt haben konnte. Die laute, tiefe Stimme eines wütenden Mannes drang an mein Ohr, sodass ich ihm den Kopf zuwandte.


    „Hey, Bursche, ihr zwei zerstört mir noch alle Tische hier draußen!“, brüllte der doch etwas füllige Mann mit kurzem schwarzen Haar und wedelte wild mit seinen Armen umher. Ich drängte mich in die Menge der Schaulustigen und sah sofort die Ursache für das Chaos, welches den Mann so erzürnte. Als Erstes sah ich Kisho, der sein Feurigel anscheinend in den Kampf geschickt hatte, da sich das Pokémon vor seinem Trainer postiert hatte. Hinter ihm stand mein geliebtes Karnimani, welches Kisho wahrscheinlich nicht gefährden wollte.


    Dann entdeckte ich den zweiten Trainer und betrachtete ihn genauer. Und schon erkannte ich sein markantes Haar, das eine leuchtend rote Farbe hatte, und dann noch dieses Gesicht mit dem spitzen Kinn… Es war der Junge, den Kisho und ich in den Alph-Ruinen gesehen hatten, nachdem die Rocket-Rüpel geflohen waren! Er trug eine schwarze Jacke, die an einigen Stellen einen roten Streifen besaß. Dazu hatte der Rothaarige eine Jeanshose und schwarze Turnschuhe an.


    Er hatte sein Golbat in den Kampf geschickt, welches nun versuchte, Feurigel aus dem Konzept zu bringen, indem es den Superschall einsetzte. Feurigel schaffte es mit einem Sprung und einem gewaltigen Sprint, dem Strahl, welcher aus kleinen kreisförmigen Schallwellen bestand, auszuweichen und sich seinem Gegner zu nähern, den es daraufhin mit einem satten Tackle traf. Golbat taumelte benommen zurück und vollführte ein paar abenteuerliche Drehungen in der Luft.


    Das Feuer-Pokémon meines besten Freundes nutzte die Chance des unkontrollierten Fluges seines Gegners und sprang hoch in die Luft, um der Fledermaus mit einer Glut-Attacke ordentlich Hitze zu geben. Heiß, glühend und rot gefärbt bewegten sich dutzende Geschosse auf die Fledermaus zu und schlugen auf diese wie kleine Meteore ein.


    „Klasse gemacht, Feurigel!“, lobte Kisho sein Pokémon, nachdem die Attacke ihr Ziel getroffen hatte, und grinste siegessicher. Golbat war inzwischen mehr schlecht als recht auf dem Boden gelandet und schwankte gehörig auf seinen Beinen. Es zischte wütend und orientierungslos.


    „Komm schon, Golbat, rappele dich auf und schlag zurück! Lass dir das nicht gefallen!“, brüllte der rothaarige Fremde sein Pokémon an.
    Als dieses nicht reagierte, lief er zu dem geflügelten Pokémon. Dann hob er es mit grimmiger Miene auf und warf es energisch in Richtung Himmel, um Golbat zum Flug zu zwingen, da dieses ganz bestimmt nicht noch einmal unsanft landen wollte.


    „Was stellst du denn da mit deinem Pokémon an, Junge?“, brüllte der Mann, der schon vorhin gezetert hatte und fuchtelte erbost mit seinen Armen. Da verzog sich sein Gesicht erst zu einer erstaunten, dann erneut zu einer wütenden Miene und er stürmte auf die Mitte des Feldes zwischen den kämpfenden Jungen zu. Ich konnte gar nicht so schnell folgen, als dass ich gesehen hätte, weshalb nun auch sämtliche Menschen mit großen Augen auf die Szenerie starrten.


    Nach einer Ewigkeit, so schien es, war mein Blick dann an der Stelle angelangt, zu der der massige Mann gelaufen war. Er lag seitwärts und mit dem Rücken zu mir gedreht auf dem Boden und seine Arme waren anscheinend um seinen Oberkörper geschlungen. Da drehte er sich um, sodass er nun auf dem Rücken lag und ich sah, dass er das Golbat des rothaarigen Typen in seinen Armen beherbergte.


    Anscheinend hatte das geflügelte Pokémon vor Erschöpfung nicht mehr fliegen können und war hilflos zu Boden gestürzt. Der Mann hatte es also beschützen wollen! Ich zwängte mich durch die Menge in Richtung des verwüsteten Kampffeldes, um das sich alle scharten.

    Kapitel 6: Die Besprechung (Kisho)


    Ich war schon sehr nervös gewesen, als ich gestern nach Hause gekommen war, aber so schnell wie mein Herz jetzt klopfte, hatte ich es noch nie schlagen gespürt. Kotone und ich standen kurz vor dem vielleicht größten Abenteuer unseres Lebens! Neue Entdeckungen, neue Pokémon, neue Bekanntschaften, neue Erfahrungen… Es verbarg sich so vieles hinter dem Wort Pokémon-Reise. Als ich letzte Nacht Rede und Antwort stehen musste, wo ich denn um Himmels willen gewesen war, hatte ich erwähnt, dass ich Kotone zu dem Trip quer durch Johto hatte überreden können. Meine Eltern hatten mich teils erfreut, dass ihr Sohn nun die Welt entdeckte, und teils traurig und besorgt angesehen.


    Sie hatten eindringlich mit mir über die Reise gesprochen, was ich zu beachten hatte und dutzende andere Sachen. Die üblichen Dinge halt: Nicht mit Fremden mitgehen, gut um Feurigel kümmern, wenn möglich über Nacht in ein Pokémon-Center einkehren, Vorsicht mit einem Lagerfeuer… Ich war noch nie ohne meine Familie verreist und ich konnte ihre Sorgen nachvollziehen, aber - mein Gott! Ich war bereits 16 Jahre alt und außerdem hatte ich Kotone, ihr Karnimani und Feurigel an meiner Seite. Uns würde schon nichts passieren, wir wollten doch einfach nur Johto erkunden… Ich seufzte und fuhr mir mit den Fingern durch meine blonden Haare. Momentan stand ich auf dem Balkon, den man von den beiden Schlafzimmern im ersten Obergeschoss des Hauses aus betreten konnte. Eine leichte Brise frischen Windes aus den Bergen nahe der Stadt wehte durch meine Haare und wirbelte mein weißes Hemd, welches ich offen über einem schwarzen T-Shirt trug, leicht herum.


    Gedankenverloren lehnte ich über dem Geländer und blickte auf die Stadt hinab. Es eröffnete sich mir ein wunderbarer Blick auf die Altstadt. Es war wunderschönes Wetter, kein einziges Wölkchen war am Himmel zu sehen. Ein paar Frauen waren mit ihren Kindern unterwegs, andere wiederum waren in Anzügen und Aktenkoffern auf den Straßen zu sehen. Sie mussten ja wie viele am Freitag arbeiten. Und das bei diesem wunderbaren Wetter, eine Schande.


    Inzwischen war es 10:40 Uhr vormittags. Schon bald würden Kotone und ich die letzten Details unseres Vorhabens besprechen. Wann wir morgen starten und welche Stadt wir als erstes ansteuern würden, wer was an Verpflegung und Medizin mitnähme… Es gab noch eine Menge zu bereden.


    Nun grinste ich. Auch wenn es viel zu organisieren gab, es würde bestimmt ein höllischer Spaß werden. Entschlossen ballte ich meine Hände zu Fäusten, stellte mich gegen den Wind und stieß ein lautes „Juhu!“ aus, womit ich mir leider verwirrte Blicke der Menschen auf der Straße einfing. Aber so hatte ich wenigstens meiner riesigen Freude Platz geschafft. Noch immer strahlend wie ein Honigkuchenpferd ging ich zurück in mein Zimmer und schloss die Balkontür ab.


    Mein Zimmer hatte weiß gestrichene Wände und natürlich auch ein kuscheliges Bett mit momentan rotem Bettbezug. Im Gegensatz zu Kotone besaß ich keinen Teppichboden, sondern einen einfachen Holzboden.
    Außerdem stand auch noch ein blauer Sessel im Raum, welcher direkt gegenüber einem kleinen Fernseher positioniert worden war. Dann standen da noch ein Schreibtisch und mein Laptop.


    „Kisho, warst du nicht elf Uhr verabredet?“, hörte ich plötzlich die Stimme meiner Mutter Sakura, welche durch einen Türspalt in mein Zimmer lugte. „Ja, ich mache mich in zehn Minuten auf den Weg. Zum Center ist es ja nicht weit“, sagte ich ihr. „Feurigel ist auch schon ganz hibbelig, dabei macht ihr euch erst morgen auf den Weg“, grinste Sakura und die kleinen Strähnen, die sie nicht in ihre Frisur, kompliziert hochgestecktes blondes Haar, hatte einarbeiten können, wedelten leicht herum, als sie sich umdrehte und die Tür hinter sich schloss.

    Plötzlich kam ich ins Grübeln, ob ich mir weitere Pokémon auf der Reise fangen sollte. Bisher hatte es immer nur das Team Kisho und Feurigel gegeben. Hätte Feurigel dann Probleme damit, dass es plötzlich auch andere Pokémon gab, die meine Zeit einnahmen? Der kleine Igel war schon immer sehr darauf bedacht gewesen, im Mittelpunkt des Geschehens zu stehen. Aber das Pokémon musste sich auch mal damit abfinden, dass es nicht nur es in meinem Leben gab.


    „Am liebsten hätte ich ja ein legendäres Pokémon im Team, dann wäre ich unbesiegbar! Aber ich werde wohl nie einem begegnen…“, dachte ich ernüchtert. Seufz.


    Mein Blick wanderte zu meinem Bücherregal aus dunklem Holz und zu meiner riesigen Büchersammlung. Pokémon hatten mich schon mein ganzes Leben lang fasziniert und so hatte ich ein Buch nach dem anderen über sie gewälzt. Mein größter Schatz war aber ein Buch, das vor drei Jahren in meine Sammlung gekommen war. Der Titel des Buches, welches mir mein Vater während eines Besuches in der Bücherei von Fleetburg in Sinnoh gekauft hatte, lautete „Die Mythen der Pokémon“. In der Nähe der Bücherei der altehrwürdigen Hafenstadt gab es nämlich auch einen Buchladen, in den ich bei unserem Urlaub in Sinnoh unbedingt mal einen Blick hatte werfen wollen. Schließlich kamen viele bekannte Schriftsteller aus Sinnoh und so war es kein Wunder, dass die dortigen Buchläden die beste Lektüre bereithielten. Dann war mein Blick auf dieses Buch gefallen und es hatte nur Sekunden gedauert, bis ich zu meinem Vater geflitzt war und ihm dieses Buch gezeigt hatte.

    Nachdem meine Mutter und ich ihn zu diesem Kauf hatten überreden können, hatte ich das Buch breit grinsend in einer Tüte getragen. Zu Hause hatte ich immer wieder in diesem Buch gelesen, welches von den legendären Pokémon, deren übernatürlichen Kräften und den alten Legenden über diese majestätischen Wesen handelte. Und immer wenn ich an eine bestimmte Stelle im Buch kam, hatte ich minutenlang nur auf das Bild des Pokémon gestarrt und seine Gestalt bewundert. Es handelte sich um Suicune, die Verkörperung des Nordwindes, welches mich in seinen Bann gezogen hatte.


    „Ein Löwe des Eises, schnell wie der Wind… Ich wüsste kein anderes Pokémon, welches mit ihm vergleichbar wäre. Wenn ich ihm doch nur einmal begegnen könnte…“, dachte ich vor mich hin.


    Ich zog das Buch mit weißem Einband aus dem Regal und blätterte die Seite mit Suicune auf. Gedankenverloren las ich den Text über den Löwen, welcher sich über eine Seite erstreckte. Natürlich wusste ich ihn schon auswendig, so oft wie ich das Buch bisher gelesen hatte.


    „Es hat die Macht, Wasser zu reinigen“, las ich laut, „und wird im Allgemeinen als die Verkörperung des Nordwindes bezeichnet. Zusammen mit Raikou und Entei entsteht ein Trio aus Eis, Donner und Feuer, welches quer durch die Region Johto streift. Bisher wurden sie aber noch nie zusammen gesichtet.“ Es folgten weitere Daten über Forschungsergebnisse und die erste Sichtung des Löwen. „Allerdings wurde bisher, wie bei allen legendären Pokémon, nur wenigen das Glück zu Teil, Suicune zu sehen“, stand im Buch geschrieben. Einer meiner größten Wünsche war es, zu diesen glücklichen Menschen zu gehören, welche Suicune bereits gesehen hatten.


    Ich schreckte auf, als ich ein schabendes Geräusch an meiner Zimmertür vernahm. „Nanu?“, sagte ich und stellte das Buch zurück ins Regal. Kurz darauf hörte ich mein Pokémon durch die Tür schreien. Schnell ging ich zur Tür und öffnete diese.


    „Feurigel!“, rief es entrüstet und blickte mich böse an. „Hey, kleiner Freund. Was ist los?“ Der Igel fuchtelte aufgeregt mit den Armen, hüpfte ein paar Mal auf und ab und deutete energisch auf die Uhr an meiner Zimmerwand. Sie zeigte 10:53 Uhr an.


    „Verdammt, wir kommen noch zu spät!“, fluchte ich. „Danke, Feurigel. Schnell!“ Das Pokémon und ich hetzten die Treppe hinunter und dann in Richtung Haustür.


    „Ich bin dann mal auf dem Weg!“, brüllte ich auf der Türschwelle zurück ins Haus und knallte die Tür hinter mir zu.




    (Kotone)


    Ich stand bereits, leicht schwitzend in der prallen Sonne, vor dem Pokémon-Center und wartete zusammen mit Karnimani auf Kisho, mit dem wir uns für elf Uhr verabredet hatten. Das rote Dach des Gebäudes schillerte im Licht der Sonne und ich war neidisch auf die darin stehenden Menschen, welche die kühle Luft im Haus genossen, die durch Klimaanlagen reguliert wurde.


    „Wo bleibt er denn nur?“, fragte ich mich und blickte auf meinen grün-weißen Pokécom, welcher mir die Uhrzeit anzeigte. „Schon 11:02 Uhr. Es ist unhöflich, zu spät zu kommen“, grummelte ich. Karnimani grummelte zustimmend, fletschte die Zähne und stampfte mit dem Fuß auf.


    Da hörte man plötzlich Schritte auf dem Kopfsteinpflaster. In nur kurzem Abstand erklangen die klackenden Geräusche, also rannte die Person wahrscheinlich. Karnimani gab ein paar gespannte Laute von sich und dann kam tatsächlich Kisho um die Ecke gerannt. Sein blondes Haar wirbelte wild bei jedem seiner schnellen Schritte umher, genau wie das weiße Hemd über seinem schwarzen T-Shirt. Wie immer trug er noch Jeans und bequeme Turnschuhe in Weiß. Dann hielt er direkt vor mir und hustete kurz.


    „Entschuldige, ich hab geträumt und die Zeit vergessen“, keuchte er. Neben ihm stand sein kleines Feurigel, welches daraufhin nur die Augen verleierte. Sein Trainer lehnte sich an die weiße Hauswand des Centers und holte tief Luft. „Bist du so aufgeregt, dass du nur noch an die Reise denken kannst und deswegen die Zeit verträumst?“, grinste ich.


    „Na ja, ich habe ein wenig in einem Buch gelesen und bin mit den Gedanken abgeschweift“, meinte der Blondhaarige kleinlaut, während er sich den Schweiß von der Stirn wischte. „Verstehe. Kommen wir nun aber am besten zum Organisatorischen“, meinte ich und verschränkte die Arme. Ich war nun mal ungeduldig und wollte schnell zur Sache kommen.


    „Ist gut. Also…, begann Kisho, nun langsam wieder normal atmend. „Ich hab es gestern gegenüber meiner Mutter erwähnt, als ich nach Hause kam. Sie war nicht gerade begeistert, dass ich fort gehe, aber sie hat mich nicht aufgehalten.“ Ich seufzte, als ich mich an den gestrigen Abend zurück erinnerte. Es kam immer wieder vor, dass wir uns in die Wolle bekamen, doch ohne einander konnten meine Mutter und ich auch nur schwer.


    „Meine Eltern wissen natürlich auch bescheid. Was glaubst du, was die für einen Wirbel gemacht haben?“ „Du hast doch auch einen Riesenwirbel um das Thema gemacht“, entgegnete ich grinsend. „Stimmt auch wieder“, meinte Kisho verlegen.


    „Wer nimmt was an Verpflegung mit?“, fragte der blondhaarige Junge. „Ich würde sagen, ich kümmere mich um das leibliche Wohl, sprich Proviant, und du um die Medizin für die Pokémon“, schlug ich vor. „Also gut, einverstanden. Ich glaube, dass ist auch besser so, denn ich als Junge kann gar nicht kochen“, antwortete mein Freund daraufhin und kratzte sich leicht verlegen am Kopf. „Das war mir so was von klar“, lachte ich. „Ich weiß, wo unsere Vorräte sind, da werde ich mir was mitnehmen.“


    „Und Geld müssen wir auch parat haben, denn so ein Unterfangen ist nicht billig“, erinnerte Kisho mit ernstem Blick. „Hast du denn genug Geld?“, fragte ich interessiert nach. „Ich habe mir in letzter Zeit nichts gekauft und außerdem hatte ich den Job, sodass ich recht viel Taschengeld habe.“ Ich nickte und antwortete: „Ich habe mir seit längerer Zeit auch nichts mehr gegönnt, ein bisschen was dürfte ich noch haben. Aber ich glaube, die Brieftasche meiner Mutter muss trotzdem etwas geleert werden.“ „Das Geld bekommst du sicherlich“, lächelte Kisho. „Da bin ich mir sicher“, meinte ich zwinkernd.


    „Aber zu welcher Stadt wollen wir denn aufbrechen?“, stellte ich die wohl wichtigste Frage. Schließlich konnten wir ja nicht ohne Ziel losgehen! „Wenn ich ehrlich bin, ich habe keine Ahnung“, sagte Kisho und zuckte mit den Schultern.


    Da half uns das Schicksal mit einem unerwarteten Zufall: „Kommt nach Rosalia City! Kommt nach Rosalia City und trefft den berühmten Professor Eich aus Alabastia! Er kommt exklusiv nach Johto, um die Pokémon aus Kanto zu präsentieren!“, hörten wir plötzlich einen blondhaarigen Mann, welcher einen grauen Anzug trug und gerade mit einem Megafon durch die Straße lief, brüllen. Ein dickes Grinsen breitete sich auf unseren Gesichtern aus.


    „Auf nach Rosalia City!“, riefen wir zusammen.

    nachdem ich nun also wegen des kommis von maj meine ersten kapitel nebenbei überarbeite, schicke ich euch nun das fünfte kapitel. über dieses nun neu online vorkommende kapitel habe ich vorher auch noch einmal drüber geschaut und hoffe, dass es von der beschreibung her in ordnung ist. wieder würde ich mich ausgesprochen über kommentare eurerseits freuen, denn schließlich hat die fs über 350 aufrufe und trotzdem nur zwei kommentare... es freut mich zwar, leser zu haben, aber wenn ihr etwas zu sagen habt, damit ich mich verbessern kann, bitte lasst es mich mit einem kommi wissen. auch positive äußerungen sind natürlich willkommen. ;)


    aber nun wie immer viel spaß. :)


    Kapitel 5: Gespräch am Tisch (Kotone)


    Ich schloss die Haustür auf und blickte mich mit müden Augen um. Ich war wirklich fix und fertig, und was nun geschah bekam ich zuerst wegen meiner Müdigkeit nur schwer mit. „Kotone?“, hörte ich oben die Stimme meiner Mutter. „Hm…“, brachte ich nur heraus. Schon eilte Setsuna die Treppe hinunter und blickte mich streng an. „Takumi hat mir erzählt, dass du mit Kisho in den Alph-Ruinen warst. Und als ich dann noch erfuhr, dass von dort die Explosion kam, da habe ich mir riesige Sorgen gemacht! Mach so etwas nie wieder, verstanden, Fräulein?!“, wies sie mich zurecht und legte die Hände in die Hüfte. Ich hingegen blickte sie nur schläfrig an.


    „Ja, ist gut“, brummte ich schlecht gelaunt. Ich wollte doch einfach nur in mein Bett! Ich konnte sie zwar verstehen, aber andererseits kaum noch klar denken und war jetzt absolut nicht in der Lage, eine Standpauke über mich ergehen zu lassen. Deshalb ging ich zur Treppe, damit ich endlich zu meinem Bett kam.


    „Junge Dame, du bleibst schön hier!“ „Ich bin müde. Können wir nicht morgen darüber sprechen?“, murmelte ich immer missmutiger. Nun wurde meine Mutter komplett rot im Gesicht, so wütend war sie. Allerdings kümmerte mich das im Moment wenig. Zu viele Gedanken schwirrten in meinem Kopf herum, sodass er zu summen schien wie ein Schwarm Bibor. Wer war der Junge gewesen? Hatte Team Rocket etwas gefunden, was es den legendären Pokémon näher brachte? Konnte die Polizei die Verfolgung aufnehmen?


    Plötzlich spürte ich, wie ich von Setsuna einen Klaps auf den Hinterkopf bekam und dadurch leicht wacher wurde. „Mensch, Kind! Begreifst du denn nicht, wie ernst mir das ist?!“ Der Blick meiner Mutter schwankte zwischen verwirrt, verärgert, stocksauer und besorgt, aber ihre laute Stimme zeugte nur von Wut. „Doch, schon. Aber die Rüpel sind nur halb so wild, und außerdem war ich schon immer schlecht auf Team Rocket zu sprechen. Sollte ich denn einfach zulassen, dass die Ruinen zerstört werden?!“, sagte ich, wobei mein Ton ebenfalls um einiges lauter wurde. „Wenn du auf einer Reise wärst, würdest du dich wahrscheinlich in dutzende Schwierigkeiten stürzen“, seufzte meine Mutter gestresst und pustete sich die langen Haare, die ihr ins Gesicht gefallen waren, von der Stirn. „Keine Ahnung. Ich werde es ja übermorgen erfahren“, meinte ich daraufhin.


    „Übermorgen?“ Der Blick meiner Mutter wandelte sich nun das erste Mal in pure Ahnungslosigkeit. „Ja, Kisho hat mich nach gefühlten Monaten dazu überredet, mit ihm auf eine Reise zu gehen.“ „Kotone, dieser Junge ist eindeutig nicht gut für dich, wenn er zulässt, dass ihr solche waghalsigen Aktionen unternehmt“, meinte meine Mutter kopfschüttelnd. „Er ist mein bester Freund!“, entgegnete ich zornig. Setsunas Augenausdruck hätte mich hundert Mal umgebracht, würden Blicke töten können.


    „Na ja, ich gehe jetzt jedenfalls ins Bett“, gähnte ich und stapfte die Treppe hoch in mein Zimmer. Dort angekommen legte ich nur noch meine Tasche zur Seite, warf die Mütze in eine Ecke des Zimmers, legte mich aufs Bett und schlief in meinen leicht verstaubten Klamotten ein. Während mein Kopf in den weichen Tiefen des Kissens versank, tat ich gleiches in den Träumen…


    *


    Es kam mir vor, als hätte ich erst eine Sekunde geschlafen, als ich etwas auf meinen Bauch hüpfen spürte. Vor Schreck und vor Schmerz fuhr ich hoch und blickte in das strahlende Gesicht meines Karnimanis. „Du…!“, fuhr ich es an. „Tu das nie wieder!“, fluchte ich und hielt mir mit schmerzverzerrtem Gesicht die Hände vor den Bauch. Vor mir saß mein Freund auf der Bettdecke. Das Krokodil schaute bedrückt zu Boden und ein trauriges Geräusch entfuhr ihm. Dieser Blick sah immer so niedlich aus, dass ich grinsen musste und so ziemlich alles vergab.


    „Ach, Karnimani, jetzt komm schon her“, meinte ich lächelnd und nahm es in meine Arme. Nun blickte ich mich um. Durch das Fenster fiel das warme Licht der Sonne in den Raum und erhellte ihn. Dann fiel mein Blick auf meinen Wecker. 9:47 Uhr. Ich streckte mich und gähnte kurz. Dank Karnimani komplett wach fuhr ich mir mit der Hand durch die braunen Haare und stand auf, das Krokodil hüpfte neben mir vom Bett auf den Boden. Ich hob meine weiße Mütze auf und verließ das Zimmer. Im Gegensatz zu mir flitzte Karnimani die Holztreppe hinunter und ich ging ins Bad. Nachdem ich mir ein wenig kaltes Wasser ins Gesicht gespritzt, meine Haare gekämmt und die Zähne geputzt hatte, folgte ich Karnimani langsamen Schrittes ins Erdgeschoss des Hauses.


    „Da stehst du Schlafmütze ja auch mal auf“, grinste Ayumi, meine Großmutter, die zusammen mit meinem kleinen Bruder am hölzernen Küchentisch saß. „Schwesterherz, du hast geschnarcht! Ich konnte es bis in mein Zimmer hören!“, murrte Takumi. „Entschuldige bitte“, sagte ich und setzte mich neben meinem kleinen Bruder an den Tisch. Auf diesem stand eine Blumenvase, gefüllt mit einem bunten Strauß – ein Mix aus den Farben Rot, Orange und Gelb. Er verbreitete eine warme Atmosphäre auf dem sonst recht kühl wirkenden Tisch.


    „Wo ist Mama?“, wollte ich nun wissen. „Sie ist auf dem Markt und kauft ein“, antwortete mir mein kleiner Bruder monoton. „Na komm, Kotone. Du hast uns noch nicht erzählt, was du gestern mit Kisho erlebt hast“, begann Ayumi ein Gespräch. Wenigstens meine Großmutter hatte scheinbar Verständnis für meine gestrige Aktion.


    Ich erzählte, was Kisho und ich gestern auf dem Polizeirevier berichtet hatten. Allerdings nahm ich dieses Mal den rothaarigen Jungen mit hinein: „Und als die Rüpel und Giovanni durch den Ausgang verschwunden waren, rannten wir ihnen hinterher. Allerdings lief uns ein rothaariger Junge in den Weg, mit dem wir fast kollidiert wären. So ein Spinner“, sagte ich und schüttelte den Kopf.


    „Ob er etwas mit Team Rocket zu tun hat?“, setzte ich eine neue Überlegung an. „Das denke ich eher weniger. Die Organisation will nicht wirklich Kinder oder Jugendliche unter vierzehn in seiner festen Truppe“, meinte Takumi. „Und woher weißt du das?“, fragte ich verdutzt. „Ich kenne jemanden, dessen Freund hat mal versucht, in diese Organisation zu kommen. Er war kurze Zeit das Gesprächsthema der ganzen Schule. Ist gar nicht lange her.“ „Was es nicht alles für Übermütige gibt“, seufzte ich. „Träumen davon, Karriere und viel Geld bei Team Rocket zu machen, aber wem gelingt das schon?“ „Gut gesprochen, Schwesterherz“, gab Takumi seinen Senf dazu.


    „Jedenfalls kann ich diesen Jungen nach wie vor nicht leiden. Wäre er nicht gewesen, hätten wir vielleicht noch rechtzeitig zum Hubschrauber von Team Rocket gelangen können…“ „Nun ist es eh zu spät. Da können wir nichts mehr machen“, meldete sich meine Großmutter zu Wort. Dann erschien ein Lächeln auf ihrem Gesicht, was kleine Falten um ihre Mundwinkel entstehen ließ. „ Was hältst du von einer heißen Schokolade? Wir haben schon gefrühstückt und wollten dich nicht wecken.“ „Ja, das wäre lieb. Man sagt ja, Schokolade macht glücklich.“ Ayumi grinste, stand auf und schüttete etwas Milch in einen Kochtopf, um sie zu erhitzen.


    „Du, Kotone?“, sprach mich mein kleiner Bruder an. „Was gibt´s?“ „Mama hat mir gesagt, du hättest erzählt, dass du mit Kisho Johto erkunden willst?“ „Ja, er hat mich nach langem Kampf dazu überredet, mit ihm auf Entdeckungsreise zu gehen.“ „Hm…Und ich darf natürlich wieder nicht mit, da ich noch kein eigenes Pokémon habe“, grummelte Takumi und verschränkte die Arme. Da hatte er mal wieder Recht. Wenigstens hatte ich durch diese Reise Ruhe vor meinem Bruder. Aber trotzdem, er, Setsuna und Ayumi würden mir fehlen. Elf Uhr würde ich mich mit Kisho treffen und dann musste ich eigentlich sofort packen.


    Wie ich mich kannte, würde die Reise bei mir in einem organisatorischen Chaos galaktischen Ausmaßes enden, während Kisho alles perfekt durchorganisiert hatte. Das war bei uns beiden schon immer so gewesen. Na das konnte ja was werden, puh… Entmutigt pustete ich Luft aus und trommelte mit den Fingern auf der Tischplatte - Stressabbau.


    „Wird schon werden“, riss mich Ayumi aus meinen Gedanken und stellte mir nach einigen Minuten eine heiße Schokolade hin. Meine Großmutter war neben Kisho der Mensch, der mich am besten kannte. Ich fragte mich immer wieder, ob sie meine Gedanken lesen konnte, so gut verstand sie meine Körpersprache, aus der sie meine Gedankengänge herleitete. Ich lächelte sie schwach an und nahm einen Schluck aus der Tasse. Der süße Geschmack und die Wärme taten mir gut, denn obwohl es nicht kalt war, fühlte ich mich total unterkühlt.

    danke für deinen kommi. :)
    ich kann immer gut einschätzungen gebrauchen.


    erstmal zu den bildern:
    ich habe keine ahnung, wie ich diese grauen streifen wegmachen kann. sie stören mich ja selber. ^^"
    ebenfalls versuchte ich, die bilder größer zu bekommen, doch dann überstiegen sie wieder die erlaubte dateigröße beim hochladen.


    tja, zu den links:
    ich wollte die übersicht auch verlinken, muss mal ausprobieren wie ich es hinbekomme.
    wenn ich die profile verlinke, da frage ich lieber erstmal die person selbst, ob sie das will.
    und danke zu dem tipp mit den schriftfarben. ^^


    zum titel:
    das ist reiner zufall. ich habe wirklich nicht von dieser fs "dunkle wolken über sinnoh" gehört, das war ursprünglich nur eine art arbeitstitel, den ich dann beibehalten habe.
    ja, vielleicht nehme ich das "heart gold und soul silver" aus dem titel raus.




    nun, deine kritik schneidet sicher viele punkte an, über die ich mir teilweise eher weniger gedanken gemacht habe.



    zur beschreibung:
    ich gebe zu, da habe ich, nun da du es erwähnst, wirklich gemerkt, dass ich bei beschreibungen defizite habe.
    es fehlte mir wirklich immer wieder der letzte kniff, aber wenn ich mir das kapitel dann mal durchlas wusste ich am ende doch erstmal nicht, wo ich noch etwas verbessern sollte. umgebungsbeschreibungen mache ich eigentlich eher selten und nicht wirklich gerne, aber ich werde sehen, was sich machen lässt. bei den pokémon und attacken denke ich ist es aber absolut dringend, dass ich nochwas mache. ich konzentrierte mich eher auf das "wesentliche", also eher weniger auf die umgebung oder die kleidung von personen. dann eher attacken oder das aussehen von personen oder pokémon, und daran will ich mich vor allem setzen. ^^


    ach ja, anfängerin bin ich nicht ganz. ;)
    dies ist die fünfte fs, an der ich mich versuche, und nun konzentriere ich mich wirklich nur ganz auf diese, weil ich endlich mal die komplette story im kopf habe.
    wahrscheinlich liegt die ursache meiner beschreibungsdefizite darin, dass ich so schnell wie möglich zum nächsten storyhöhepunkt kommen möchte. ^^"
    zumindest bei meinen letzten kapiteln. ich werde die letzten kapis nochmal überarbeiten, nun da ich spezieller weiß, wo ich ansetzen muss.



    jedenfalls nochmal danke für deinen wirklich detaillierten kommi. :)
    er hat mir sehr geholfen, und ich werde mich nochmal an die arbeit machen.
    ein paar sachen sind vielleicht etwas unlogisch, mir ging es letztes jahr eher erstmal darum, die story voran zu treiben.
    ich hoffe, dass die kapitel, welche später kommen, besser sind.
    die anfangskapitel sind auch diejenigen, mit welchen ich am meisten gehadert habe.


    bisher ist deiner tatsächlich der detaillierteste kommi von denen, die ich bisher bekommen habe, denn ich habe schon zwei anderen usern meine fs gezeigt.
    ich hoffe auf weitere einschätzungen. :)


    lg haru

    Kapitel 4: Der Bericht im Präsidium (Kotone)


    Wir sahen den Hubschrauber verschwinden und ärgerten uns ein Loch in den Bauch. Da hatten Kisho und ich schon versucht, Zeit für die Polizei zu schinden, und dann kamen diese Beamten doch zu spät! Die zwei großen Fragen, die für mich im Raum standen, waren aber immer noch, ob die Rockets etwas gefunden hatten und wer dieser mysteriöse rothaarige Junge gewesen war, den die Polizei nicht gesehen hatte.


    „So, ihr zwei, ihr kommt erst mal mit mir aufs Polizeipräsidium, während meine Männer hier die Umgebung erkunden“, befahl der Officer und zog Kisho und mich an den Händen mit sich. Mit einem Streifenwagen fuhren wir zum Revier. Ich kam mir vor wie ein richtiger Schwerverbrecher, obwohl ich gar nichts angestellt hatte. Kisho blickte während der ganzen Fahrt stumm aus dem Fenster, sein Blick sprach Bände. Er war wütend, weil Team Rocket ungestraft entkommen war, und genau so dachte ich auch. Wir hatten wirklich versucht, Zeit zu schinden und uns mit einem Rüpel einen Kampf geliefert! Aber dann war doch alles umsonst gewesen.


    Dann endlich hielten wir und Rocky sowie ihr Fukano führten uns in einen karg bestückten Raum – nur ein hellbrauner Holztisch und vier Stühle waren hier zu finden – welcher graue Wände besaß.


    „Ich will nur wissen, was ihr im Gebiet der Ruinen zu suchen hattet“, sprach die türkishaarige Frau in blauer Polizeiuniform mit ruhiger Stimme. „Habt ihr Team Rocket beobachtet und etwas ist passiert?“ Ich schwieg. So gern ich alles erzählt hätte, aber aus meinem Mund kam vor Wut keine Silbe.


    Bei Kisho war das wohl anders, denn er fing an zu erzählen: „Gegen Viertel nach drei gab es diese Explosion, ich war gerade zu Kotones Haus gekommen. Im Fernsehen hörten wir, dass diese aus dem Gebiet der Alph-Ruinen kam und Team Rocket dahinter steckte. Kotone wollte sich den Ort des Geschehens näher anschauen und so besuchten wir die Stelle der Explosion, hielten uns aber versteckt.“ Rocky schien nun hellhörig geworden zu sein.


    „Durch ein Gespräch zweier Handlanger bekamen wir mit, dass der Boss von Team Rocket glaubte, die Icognito innerhalb der Ruinen könnten einen Hinweis auf Ho-Oh und Lugia verbergen. Zwei Rüpel hielten draußen Wache und räumten Schutt von der Explosion aus dem Weg. Sie entdeckten uns und wir lieferten uns mit einem der beiden Rüpel einen Kampf, während der andere in den Tunnel ging, um die anderen Rüpel zu warnen, dass es Eindringlinge gab. Schließlich hörte man Polizeisirenen und die Rüpel machten sich auf zu ihren Hubschraubern, also aus dem Staub. Dann kam die Polizei - mal wieder zu spät“, knirschte er zwischen den Zähnen hervor und seine Hand, welche auf dem braunen Holztisch lag, spannte ich zu einer Faust an.


    Das Ganze hatte ihn ganz schön mitgenommen – so verärgert hatte ich Kisho noch nie erlebt. Rocky überhörte den letzten Kommentar bewusst – niemand sollte die Polizei kritisieren - und fragte: „Gab es noch etwas außergewöhnliches?“ „Wir haben noch einen braunhaarigen Mann in einem orangen Anzug gesehen“, antwortete ich - jetzt kamen endlich Worte aus meinem Mund. „Was, einen Mann mit braunen Haaren und in einem orangen Anzug?! Ich gehe jede Wette ein, das war Giovanni höchstpersönlich!“, rief Rocky aufgebracht. „ Genau so wurde er nämlich immer bei Vernehmungen beschrieben. Hat er euch entdeckt?“, fragte sie, plötzlich voll bei der Sache. Sie stützte sich auf dem Tisch auf und starrte mir direkt in die Augen.


    „Wir standen gut sichtbar da, aber er hat uns keine Beachtung geschenkt“, erzählte ich, leicht nervös aufgrund des eingehenden Blickkontaktes mit dem Officer. „Er ging seelenruhig an uns vorbei und beachtete uns nicht, während all seine Handlanger panisch zum selben Ausgang liefen.“ Von dem rothaarigen Jungen erzählte ich besser nichts, denn mit Team Rocket hatte er wohl kaum was zu tun. Ich wollte ihn nicht in Schwierigkeiten bringen, selbst wenn er ein ungehobelter Klotz gewesen war.


    „So ist das also. Ich fasse zusammen: Team Rocket sucht nach den legendären Pokémon, ihr platzt dazwischen und lasst euch auf einen Kampf ein. Als die Polizeisirenen zu hören sind, geraten die Rüpel in Panik und flüchten zu versteckten Fluchthubschraubern, die fix davon fliegen und Team Rocket entkommt.“ „So war es“, bestätigte Kisho die Aussage Rockys. „Nur schade, dass die Polizei wie immer einen Tick zu spät dran war“, fügte mein blondhaariger Freund mit bissigem Unterton hinzu.


    Rocky funkelte ihn böse an und entgegnete: „Es geht hier nicht um die Polizeiarbeit, sondern um Team Rockets Pläne.“ Es war klar abzusehen, dass Kisho noch einige Male einen fiesen Kommentar von sich geben wollte. Ich fragte mich, wie oft er sich so etwas noch erlauben würde. Mit dieser Wut im Bauch war Kisho gleich ein ganz anderer Mensch. Ansonsten regte er sich doch wegen nichts auf? „Das mag zwar richtig sein, Officer, aber man sollte das nicht unerwähnt lassen.“ „Es reicht!“, brüllte Rocky, nun vor Wut völlig aus dem Häuschen. Wütend schlug sie ihre Fäuste auf den Holztisch und funkelte Kisho böse an. Sie schloss die Augen und atmete tief durch. „Eins…Zwei…Drei…Vier…Fünf…“, konnte ich mitzählen. Die Polizistin seufzte und lehnte sich an die Wand.


    „Na gut. Anscheinend war es das mit den Fragestellungen“, sagte sie dann wieder ruhiger. „Nun geht schon nach Hause“, seufzte sie und fasste sich mit der Hand an die Stirn. Sie sah ganz schön geschafft aus – die Polizei hatte schließlich dutzende Fälle am Tag und ein Officer kam da erst Recht nicht zu Ruhe. Verwundert aber stumm standen Kisho und ich auf und verließen das Gebäude.


    *


    „Kisho, was hast du denn da abgeliefert?“, fragte ich, nachdem wir das Gebäude verlassen hatten und den Bürgersteig entlang liefen. „So wütend habe ich dich ja noch nie erlebt.“ Mein Blick drückte meine Besorgnis aber auch meine dutzenden Fragen aus, die ich auf dem Herzen hatte. „Ich bin ja auch stocksauer, Koto. Team Rocket zerstört die wertvollste kulturelle Stätte Johtos und diese Typen von Polizeibeamten trödeln herum! Und wir schinden noch extra Zeit für die!“, brüllte Kisho. „Du meinst, wir sollten die Sache nicht der Polizei überlassen?“, fragte ich mit leiser Stimme. So machte mir Kisho richtig Angst. „Ja, genau das meine ich“, sagte der Blondhaarige, während er mit gerade nach vorn gerichtetem und wütendem Blick voran stapfte. Es herrschte für eine Minute schweigen, nur die Schritte auf dem Bürgersteig waren zu hören.


    „Koto…?“, brach dann Kisho das Schweigen. „Was ist?“ „Was würdest du davon halten, auf eine Reise zu gehen?“ Nicht wieder diese Frage. Ich verleierte die Augen. „Kisho, darüber haben wir doch schon so oft gesprochen“, entgegnete ich. Meine Aussage entsprach der Wahrheit – schon seit zwei oder drei Wochen fragte er mich immer wieder. „Ich weiß, aber ich muss raus aus Teak City. Und alleine macht es keinen Spaß.“ „Mir gefällt es aber in Teak City“, seufzte ich. Dieses Thema hatte sich schon so fest eingebrannt… wahrscheinlich würde es noch ewig immer wieder erwähnt werden.


    „Willst du denn gar nichts von der Welt sehen?“, fragte mein Freund, sein Ton war schon fast flehend. „Schon, aber ich will momentan nicht auf eine Pokémon-Reise gehen. Ich reise später viel, wenn ich älter bin“, antwortete ich. „Überleg mal… Wir fangen neue Pokémon, sehen die Welt...“ „Ich gebe zu, es ist verlockend, aber…nein“, lehnte ich weiter ab. „Koto…“ Kisho blickte mich mit einem Blick an, dem man nichts abschlagen konnte.


    „Och Mensch, Kisho…hör auf, mich so anzusehen“, sagte ich, denn sonst, das wusste ich, würde ich nach hartem Kampf nachgeben. Doch Kisho blickte mich weiter mit diesem flehenden Hundeblick an, und wenn ich dann noch bedachte, dass ich genau wie er Team Rocket das Handwerk legen wollte, blieb mir nichts weiter übrig. Eigentlich hatte mich eine Reise mit Kisho schon von Beginn an immer mal beschäftigt, aber ich traute mir zu oft noch nicht zu, so etwas allein zu organisieren. Und meine Mutter… Na ja, so ganz einverstanden war sie auch nicht damit. Mein Gott, aber Kisho konnte man ja nichts abschlagen!


    „Na gut“, grummelte ich. „Danke, Kotone, danke!“, jubelte mein Freund und sprang in die Luft. „Du wirst es bestimmt nicht bereuen!“ Kisho stellte sich vor mich und legte mir sanft seine Hände auf die Schultern. Seine Augen funkelten vor Freude und aufgrund des Lichtes der nahen Straßenlaterne. Ein intensives aber trotzdem helles blau machte seine Augen aus. „Aber wann willst du los?“, fragte ich. „Am liebsten morgen“, meinte der Blonde grinsend. „Was?! Es ist Abend, ich bin fix und fertig und da soll ich noch packen, damit wir in aller Frühe aufbrechen können? Nein, Kisho, das kommt nicht in die Tüte“, entgegnete ich. Ich war so müde, dass ich hätte im Stehen einschlafen können, und da sollte ich wirklich noch packen? „Du hast zugestimmt, Koto. Kneifen gilt nicht.“ „Kerl, du machst mich noch wahnsinnig“, murrte ich. „Na ja, eigentlich müssen wir eh erst noch packen. Also übermorgen.“ Na das war doch wenigstens mal ein Fortschritt.


    *


    Schnell waren wir vom Polizeipräsidium zu meinem Haus gelaufen. Vor meiner Haustür hielten wir an und Kisho drückte meine Hand zum Abschied.


    „Na dann, gute Nacht. Wir treffen uns morgen elf Uhr vor dem Pokémon-Center, um die letzten Dinge zu bereden.“ Mit diesen Worten eilte Kisho lächelnd davon in die Dunkelheit der Nacht.



    Wie immer würde ich mich wirklich sehr über Kommis freuen.
    Leider sind diese ja noch nicht häufig vertreten. Wenn ihr irgendwelche Verbesserungsvorschläge habt, nur her damit! :)