so, es geht wieder weiter.
wünsche viel spaß beim lesen und hoffe auch vielzählige kommentare als feedback. :)
Kapitel 21: Betrübt (Kotone)
Mitgenommen stand ich auf und lief zurück zu meinem blondhaarigen Freund und seinem Pokémon. Unterwegs gingen wir viele Fragen durch den Kopf: Was wurde nun aus dem Shiggy? Welchen Plan verfolgten die Rockets? Und wie ging es Kisho? Sorgen machten sich in mir breit und ich kam mir nervlich total zermürbt vor. Wie lange würden mich diese Fragen verfolgen? Als ich wieder am Waldweg und an dem Anstieg angekommen war, bemerkte ich, dass Kisho noch immer regungslos auf dem Boden lag und der Tränenfluss verschlimmerte sich wieder. Wie schwer war er angeschlagen? Wann kam er wieder zu sich?
„Kisho!“, rief ich und rannte zu dem Jungen. Als ich ihn erreichte, ließ ich mich hilflos auf die Knie fallen. Er lag auf dem Bauch, sodass ich seinen Nacken sehen konnte. Dort hatte Golbat meinen Freund verletzt. Ich beugte mich hinunter und strich seine Haare weg. Es waren zwei Einstiche sichtbar, welche lila verfärbt waren und aus denen ein klein wenig Blut lief. Es waren wohl die sichtbaren Folgen durch den Biss Golbats. Aber was setzte ihm so zu? Wenn ich die Farbe der Einstiche betrachtete, kam da schnell ein dringender Verdacht infrage. War das etwa… Eine schlimme Vermutung kam in meinen Gedanken auf und ich wurde panisch. Schnell drehte ich den Jungen auf den Rücken und legte seinen Kopf auf meinen Schoß. Ich schüttelte ihn und gab Kisho Ohrfeigen, um ihn wieder zu Bewusstsein zu bringen. Doch es half nichts. Immer verzweifelter und verzweifelter versuchte ich, Kisho wach zu rütteln, aber mein Freund blieb weiter regungslos.
„Jetzt werde doch endlich wach!“, schrie ich und legte meine Stirn auf die des Jungen. Noch immer liefen salzige Tränen über mein Gesicht, und inzwischen realisierte ich, wie schlecht es um den Blondhaarigen stand. So wie es aussah war er vergiftet worden. Wie schlimm er davon beeinflusst werden würde hing von der Art des Giftes ab. War es vielleicht sogar lebensbedrohlich?
„Ich muss ihn zu einem Arzt bringen!“
Ich stand auf und rief: „Glumanda, Karnimani! Ich brauche euch!“ Gleichzeitig warf ich die entsprechenden Pokébälle. Aus den weißen Lichtstrahlen erschienen eine kleine rote Echse sowie ein blaues Krokodil. Des Weiteren warf ich den Pokéball, in welchem sich Kishos Bisasam befand und den ich verteidigt hatte. Ein grünes Pokémon mit einer Knospe auf dem Rücken formierte sich schon bald neben mir. Die Blicke der kleinen Wesen wanderten sofort herüber zu ihrem verletzten Trainer mit seinem Pokémon, wobei sie immer besorgter wurden. Zögerlich gingen sie zu dem Blondhaarigen und betrachteten ihn mitfühlend. Bisasam legte sogar seine Pfote an die Wange des Jungen.
„Ihr müsst mir helfen, Kisho zu einem Pokémon-Center zu bringen! Wahrscheinlich sind er und Feurigel vergiftet“, sprach ich dann dazwischen und die Pokémon wandten sich wieder mir zu. Entschlossen wollten sie sich an die Arbeit machen, nachdem ich noch einen Ball von Kishos Gürtel genommen und dessen Feuer-Pokémon zurück gerufen hatte. Dann gab ich Kisho die Kapsel zurück, indem ich sie wieder an seinen Gürtel um den Hosenbund steckte. Bisasam hob Kisho mit seinen Ranken hoch, sodass es sozusagen das Fundament bildete. Dann postierten sich die anderen zwei Pokémon um den Jungen herum, wobei sie dessen Arme und Beine hielten. Zügigen Schrittes, so schnell es eben ging, machten wir uns auf den Weg zurück zum Dorf.
(Clarice)
Inzwischen war eine ganze Weile vergangen, nachdem die Truppe mit den Pokémon im Wald verschwunden war. Ich selbst befand mich inzwischen am Treffpunkt, und nach und nach trudelten alle Rüpel ein. Doch noch immer fehlte die Truppe mit den Pokébällen! So langsam mussten wir los, ehe wir noch entdeckt wurden. Ich wurde immer nervöser. Da, endlich, kamen die fünf Rockets zwischen den Bäumen hervor gelaufen. Sofort wandte ich mich ihnen zu und ging ihnen entgegen.
„Gut, da seid ihr ja. Wieso habt ihr so lange gebraucht?“, fragte ich sie neugierig. „Nun, wir wurden verfolgt und mussten uns einen Kampf liefern“, meinte die Gruppenleiterin verlegen. „Aber ein Kampf dauert doch nicht so lange“, entgegnete ich verdutzt und verschränkte die Arme vor meinem Oberkörper. „Nun, das braunhaarige Mädchen, diese Finalistin, hat sich die Bälle geschnappt und ist davon gerannt. Wir haben sie verfolgt, doch nicht gefunden. Sie hat unterwegs den Ball mit dem Shiggy verloren, sodass wir ihn nun haben.“ „Aber mehr auch nicht“, meldete sich nun ein junger Mann aus der Gruppe zu Wort, wobei er nervös war und nicht wusste, wohin er blicken sollte. Da hörte ich hinter mir schnelle Schritte auf dem Kies.
„Was?“, rief Kaito wutentbrannt, nachdem er zu mir gekommen war und das Gesagte gehört hatte. „Ihr wagt es, diese Mission scheitern zu lassen? Nun müssen wir dem Boss sagen, dass er sich mit nur einem Drittel des Gesamtziels zufrieden geben werden muss! Der dreht uns doch die Hälse um!“ Energisch schlug er die Hände über dem Kopf zusammen. Ich hörte, wie er tief durchatmete. Nach einem Moment nahm er die Arme wieder herunter und ballte seine Hände zu Fäusten. „Hört mir genau zu, ihr nutzlosen Amateure! Wenn ihr noch einmal euren Job vergeigt, dann zieht euch warm an! Ich lass mich doch von Giovanni nicht wegen euch Idioten fertig machen!“ Die Handlanger bekamen es mit der Angst zu tun und wichen ein paar Schritte zurück. Selbst ich musste zugeben, dass mir Kaito im Moment Angst machte. Da gesellte sich auch Justus zu uns.
„Aber Kaito… Uns werden doch gar nicht die Hälse umgedreht, sondern Clarice. Sie muss sich verantworten, denn sie ist ebenfalls eine Debütantin. Wir können ganz einfach ihr die Fehler unterschieben!“ Beschwichtigend legte der Grünhaarige seinem Freund eine Hand auf dessen Schulter. „Hä? Was erzählst du da wieder für Mist?“, reagierte ich erzürnt und warf Justus einen wütenden Blick zu. „Ganz einfach. Du bist die Jüngste und Amateurin. Deswegen können wir dir das ganz einfach als Anfängerfehler unterschieben. Habe ich eben bereits gesagt. Und da du in deiner ersten HQ-Mission versagt hast, wird der Boss bestimmt sauer auf dich sein. Wir hingegen haben doch alles richtig gemacht und sind die Guten. Unsere Teams haben getan, was sie tun sollten. Erzähl du es doch Giovanni!“ Ich hätte platzen können vor Wut, als Kaito und Justus lachten und glücklich von dannen gingen. Die Gruppe, welche die Bälle hatte bringen sollen, hatte aus Mitgliedern aller drei Teams bestanden! Ich würde garantiert nicht die ganze Schuld allein auf mich nehmen - keine Chance! Meine Hände ballten sich vor Wut zu Fäusten. Was hatte ich ihnen getan, dass sie versuchten, mir Ärger zu machen?!
Langsam stiegen alle in die Hubschrauber, und auch ich machte mich auf den Weg, in der Hoffnung, so schnell wie möglich ins HQ und zu Silver zu kommen. Ich wollte gerade in eines der Fluggeräte einsteigen, als einer der zu meinem Team gehörenden Handlanger zu Tür kam.
Er sagte: „Clarice, leider können Sie nicht mit einsteigen. Gerade kam eine Meldung aus dem Hauptquartier. Sie erhalten eine neue Mission, wobei Sie wohl von einem anderen Hubschrauber zum Einsatzort geflogen werden. Sie bekommen auf dem Flug nähere Informationen von Commander Sherman, welche von der Basis, in welcher wir die letzten Tage waren, herkommen wird. Bleiben Sie einfach hier stehen.“
„Äh… Danke für die Information…“, antwortete ich relativ überrascht und sprachlos. Was sollte ich denn noch erledigen? Ich wollte keine Missionen mehr ausführen! Und warum ausgerechnet ich? „Ach so, nebenbei sollen Sie auch Bericht erstatten.“ „Sicher“, seufzte ich missmutig. Klasse. Selbst wenn ich Sherman und Giovanni erklärte, was geschehen war, so würde doch ich alleine gerade stehen müssen. „Guten Flug ins HQ“, meinte ich nüchtern. „Danke, und viel Glück in ihrer Mission.“ Dann schloss sich die Tür, ich ging ein paar Schritte zurück und schon starteten die Hubschrauber. Allein blieb ich also im Wald zurück. Silver würde wohl warten müssen…
(Kotone)
Inzwischen waren wir auch in Rosalia City angekommen, wobei es nun galt, das Pokémon-Center aufzusuchen, damit zumindest eine medizinisch geschulte Kraft in der Nähe war, die sich um meinen Freund kümmern konnte. Wenigstens schienen die Rockets inzwischen wieder aus der Stadt verschwunden zu sein. Doch da, wo ursprünglich eine saubere Grasfläche und die Bühne gewesen waren, standen nun verwirrte Menschen, lagen kaputte Dinge herum und war alles zertrampelt. Wütend blickte ich mich um. Wie konnten diese Menschen, wenn sie das überhaupt noch waren, nur dieses idyllische Dorf verwüsten? Meine Hände ballten sich zu Fäusten, während ich immer weiter in den kleinen Ort hinein ging und später auch das ersehnte Pokémon-Center erreichte. Mit dem noch immer leblos wirkenden Kisho betrat ich das Gebäude, woraufhin Schwester Joy gleich auf mich aufmerksam wurde.
„Oje, wir haben heute so viel zu tun, nachdem die Rüpel zugeschlagen haben…“, kam sie vom Empfangstresen auf mich zu und sprach gleich drauflos, während die Zöpfe ihrer rosafarbenen Haare bei jedem der schnellen Schritte umher schwangen. Wahrscheinlich hatte mich die junge Frau bitten wollen, mich mit einer etwas längeren Wartezeit abzufinden, doch dann bemerkte sie Kisho neben mir und stockte mitten im Satz. Ihr Blick zeigte ihre Erschrockenheit.
„Was ist denn hier passiert? Ist das ein Freund von dir? Ich glaube, ihr seid gestern Abend hier angekommen, nicht?“ „Ja“, antwortete ich, „aber das tut jetzt nichts zur Sache. Ich nehme an, er ist vergiftet – durch den Biss eines Golbats.“ Die Krankenschwester nickte. „Ich verstehe. Komm mit. Ich werde mich um deinen Freund kümmern, während du mir erzählst, was passiert ist. Dies ist eher ein akuter Notfall als irgendetwas Anderes“, erwiderte die Ärztin, drehte sich gleich um und eilte über den Holzboden davon. „Geht klar“, sagte ich daraufhin, woraufhin die Pokémon und ich der ausgebildeten Medizinerin folgten. Diese führte uns zu einem blau gefliesten Behandlungszimmer, wobei sie erst allgemeine Untersuchungen mit Kisho machte und mich nebenbei ausfragte. Joy kontrollierte den Herzschlag und den Atemrhythmus, fühlte, ob die Temperatur des Blondhaarigen erhöht war oder etwas Anderes auf den ersten Blick ungewöhnlich schien. Nebenbei hörte sie mir gespannt zu, als ich die Verfolgung der Rockets und den ganzen Kampf schilderte, bei dem ja Kisho und sein Feurigel verletzt worden waren.
„Seine Körpertemperatur ist stark erhöht, aber sonst kann ich erst mal nichts Besonderes feststellen. Ich nehme an, dass Golbat Kisho kein lebensgefährliches Gift verabreicht hat, wobei es wahrscheinlich trotzdem stark ist und Beschwerden verursachen kann. Zumindest scheint es nicht zu lähmen, aber trotzdem müssen wir ihn im Auge behalten und sehen, wie sich seine Symptome entwickeln. Hoffen wir mal auf das Beste. Ich kann vorerst auch nichts anderes tun, als ihm die Standarttherapie zu verschreiben. Erst wenn feststeht, welches Gift es ist, kann ich ein genaues Gegengift verabreichen. Dazu muss ich eine Blutprobe für das Labor entnehmen“, erklärte mir die junge Frau und tat Gesagtes. Schnell nahm sie eine Spritze aus einer der Schubladen, wobei ich gleich aufgrund meiner Abneigung gegenüber Nadeln Gänsehaut bekam, und stach sie in die linke Armbeuge meines besten Freundes. Der Hohlraum der Spritze füllte sich mit der roten Flüssigkeit, bevor Joy den Vorgang beendete und mit einem Tupfer das noch kurz darauf austretende Blut abwischte.
„Und was ist mit Kishos Feurigel? Dieses ist auch vom Gift infiziert worden“, fragte ich. „Dieses kann ich leider auch nicht anders behandeln. Kannst du es bitte aus dem Ball schicken, während ich kurz noch den Jungen fertig behandle?“ „Sicher“, meinte ich, nahm den Ball vom Gürtel meines Freundes und ließ den Igel erscheinen. Dieser wirkte, nachdem er sich aus einem weißen Lichtstrahl geformt hatte, ebenso schwach wie sein Trainer. Aber was hatte ich auch erwartet? Dass es mit ein paar Salti durch den Raum hüpfen würde? Nein, wohl nicht, aber trotzdem hätte es gut getan, wenigstens Feurigel etwas gesunder vorzufinden.
Nun behandelte Schwester Joy auch das Feuer-Pokémon und ließ es von einem Chaneira zur Pokémon-Krankenstation bringen, bevor die Rosahaarige auch noch die anderen drei Pokémon durchcheckte und die eine oder andere Schramme desinfizierte. Bei Bisasam, Glumanda und Karnimani hatte sie zum Glück nicht ganz so viel vorzufinden, was behandelt werden musste. Bei mir desinfizierte sie schnell meine aufgeschürften Hände, was ziemlich brannte, und befreite sie von Dreck. Kisho sollte auf eines der Krankenzimmer gebracht werden, wobei er dort an eine Infusion angeschlossen wurde. Vielleicht half das Ganze gegen seine Schmerzen? Schließlich fieberte er schlimm und garantiert tat ihm manches ziemlich weh.
„Hoffentlich geht es dir bald wieder besser“, dachte ich traurig, während ich ihn durch die Glasscheibe der Tür seines Krankenzimmers beobachtete, und setzte mich dann in den Eingangsbereich des Centers, wobei ich, dort angekommen, viele andere Menschen und Pokémon sah, welche verletzt waren oder ebenso nervös wie ich auf gute Nachrichten warteten. Ihnen ging es eigentlich fast wie mir: Es gab einen unvorhersehbaren Zwischenfall, für den keiner von uns etwas konnte, und trotzdem mussten wir nun leiden, bangen und hoffen, dass alles gut ausging. Müde nahm ich meine Mütze ab und fuhr mir mit den Fingern durch das Pony. Ich würde Kisho immer wieder besuchen kommen, um zu sehen, wie es ihm ging. Solange wusste ich eigentlich eher weniger etwas mit mir anzufangen, weshalb ich einfach resigniert und statisch auf der Sitzbank verweilte. Irgendwann nickte ich dann im Sitzen ein.