so, hier kommt das kapitel 2. :)
Kapitel 2: Team Rocket auf der Spur! (Kotone)
„Krass…“, stammelte Kisho neben mir. „Das ist der absolute Wahnsinn!“, brüllte Takumi und sprang förmlich von der Ledercouch. „Das ist schrecklich, du hohle Nuss!“, fuhr ich meinen Bruder an. „Aber endlich ist hier mal was los, Koto!“, gab der Junge aufgeregt zu bedenken. „Da hat der kleine Recht“, bestätigte Kisho neben mir mit einem Nicken und verschränkte die Arme. Klar, die Beiden hatten sich spontan gegen mich verbündet. Als er meinen zornigen Blick bemerkte warf der Blondhaarige mir wiederum einen entschuldigenden zu.
„Team Rocket, schon wieder! Diese miesen Verbrecher terrorisieren Johto schon seit Monaten! Für mich ist die Sache klar: Wir besuchen den Ort des Geschehens!“, rief ich wild entschlossen. „Moment…heißt das etwa, dass du es mit einer Bande von Schwerkriminellen aufnehmen willst?“, fragte Kisho ungläubig und starrte mich fassungslos an.
„Ja, genau das heißt es. Irgendwer muss Team Rocket doch das Handwerk legen! Oder willst du etwa, dass diese Halunken weiterhin ihr Unwesen treiben?!“, versuchte ich, Kisho zu überzeugen und gestikulierte wild mit meinen Armen. „Ganz wohl ist mir bei der Sache ja nicht, aber wenn du dich einmal für etwas entschlossen hast, kann man es dir nicht mehr ausreden. Erkunden wir die Alph-Ruinen“, gab Kisho dann endlich nach und seufzte. Gestresst fuhr er sich mit den Fingern über die Stirn.
„Super!“, jubelte ich und stürmte zur dunkelbraunen Haustür, wobei meine orange Tasche wild umher schwang. „Takumi, wenn Mama und Oma nach Hause kommen, sag ihnen, wir wären bei den Ruinen, ok?“, rief ich hastig zurück. Sofort danach stürmte ich hinaus auf die mit Kopfsteinpflaster ausgelegte Straße, an der ich wohnte, und dann quer durch das alte Teak City in Richtung der Route 37, welche zur Route 36 führte. Und über diese wiederum gelangte man direkt zu den Alph-Ruinen, wenn man auf der halben Strecke richtig abbog.
Mein Herz schlug schnell vor Anstrengung und Aufregung, meine Füße flogen schon fast über den Boden, während ich eine Gasse und eine Straße nach der anderen durchquerte. Ich hetzte vorbei an dutzenden Menschen in unzähligen von traditionellen Holzhäusern gesäumten Straßen, von denen mir manche verwundert hinterher blickten, vorbei am blau bedachten Haus mit der Bühne für die Kimono-Girls. Das so wichtige und gut zu erkennende Pokémon-Center der Stadt und auch der Pokémon-Markt tauchten auf und verschwanden recht bald wieder aus meinem Blickfeld.
„Kotone, warte!“, hörte ich dann plötzlich eine vertraute Stimme hinter mir. Ich stoppte abrupt, drehte mich um und entdeckte so ein paar Meter hinter mir einen völlig aus der Puste geratenen Kisho. Mein bester Freund war zwar schlank, aber sportlich war er nicht, schon gar nicht was Ausdauer anging.
„Wieso kannst du nur so schnell rennen, Koto?“, fragte er genervt, blieb ebenfalls stehen und lehnte seinen Oberkörper nach vorne, wobei er seine Hände auf den Oberschenkeln abstütze. Sein ganzer Körper zitterte aufgrund der Belastung und sein Atem ging schnell. Wie hatte ich denn nur meinen besten Freund vergessen können?!
„Tut mir Leid, dass ich dich einfach zurück gelassen hab, Kisho“, bat ich um Entschuldigung, stellte mich neben den flach atmenden Jungen und legte eine Hand auf dessen Schulter. An ihn hatte ich ja zuerst gar nicht gedacht! Na ich war ja eine tolle Freundin… „Schon gut. Takumi hat erst gemeckert, dass er nicht mit durfte, deswegen musste ich noch mehr hetzen, da mir der kleine Racker Zeit gestohlen hat und du einen gewaltigen Vorsprung hattest.“ Kisho schüttelte den Kopf und schnappte wenig später noch hörbar nach Luft. Hastig wischte er sich den Schweiß vom Gesicht.
Aber trotzdem fragte ich: „Können wir weiter? Denn sonst hat die Polizei schon alles versperrt und wir kommen nicht hin, um uns alles von Nahem anzusehen.“ „Puh, du hältst einen ganz schön auf Trab“, stöhnte der blondhaarige Junge und wischte sich erneut ein paar salzige Schweißperlen von der Stirn. Dann aber begann er, zu rennen, und ich folgte ihm.
Mit einem Taxi wollten wir uns bis zum Eingang der Route 36 fahren lassen, von dort aus war es nur ein Katzensprung bis zu den Ruinen. Leider war das Ganze dann ziemlich teuer, aber na ja…
Als wir nach einer gefühlten halben Ewigkeit die Strecke mit dem Taxi geschafft und dann den Weg vom Anfang der Route 36 zu den Ruinen bewältigt hatten, sahen wir endlich das dunkelgrüne Schild, welches uns in den so bekannten Alph-Ruinen willkommen hieß. Diese alten Ruinen stellten mit das wichtigste Kulturgut der ganzen Johto-Region dar, da sie Einblick in die Ursprünge der Gegend gaben.
„Es scheint so, als wäre die Polizei noch nicht da“, bemerkte ich nach einigen stillen Momenten. Kisho und ich betraten vorsichtig die Anlage. Unser Blick fiel auf die mysteriösen braunen Felshöhlen der Alph-Ruinen, die aus einer alten Kultur stammten und erst vor 45 Jahren aus dem Erdreich ausgegraben worden waren, welches sie Jahrhunderte lang verschüttet hatte. Und selbst unzählige Jahre nach Ausgrabungsbeginn hatte man erst etwa ein Drittel der Gesamtanlage freigelegt. Aufmerksam und gespannt schritten wir bedächtig voran, bemüht, so wenig Lärm wie möglich zu machen. Nur durch unsere Schritte auf dem Schotterweg, auf welchem wir uns bewegten und neben dem sich grüne Grasflächen befanden, knirschte es. Teilweise war es aber auch einfach festgetretene Erde, auf der wir gingen.
Erst hörte man nichts zwischen den alten Tempeln und Höhlen, sodass ich vermutete, alle wären schon verschwunden. Doch als wir ein Stück durch die Ausgrabungsstätte gingen, waren plötzlich Stimmen zu vernehmen.
„Pst, hör mal. Das scheint ein Gespräch von Team-Rocket-Rüpeln zu sein“, flüsterte Kisho und zog mich ein Stück mit sich über die Grasflächen abseits der Wege. Wir versteckten uns wenig später hinter einem hohen, senkrecht stehenden, ockerfarbenen Stein, um in Deckung zu bleiben. Allerdings konnten wir nicht die Gesichter der Männer sehen, denn kämen wir hervor, hätte man auch uns bemerken können. Plötzlich hörte man die Rüpel wieder reden.
„Ich frage mich, was die Icognito für ein Geheimnis bergen sollen. Ich glaube, der Boss spinnt“, vernahm ich eine Stimme. Sie klang wirklich gestresst und genervt. „Pass auf, dass das niemand hört. Beleidigungen über den Boss würden dich bei den Anderen unbeliebt machen“, ermahnte eine zweite, tiefere Stimme, welche um einiges rauer war als die erste.
„Hier nach Geheimnissen von Icognito zu suchen, in der Hoffnung auf einen Fund, der uns den legendären Pokémon Ho-Oh und Lugia näher bringen soll – Schwachsinn. Ehrlich: Für wie blöd hält Giovanni uns?“, sprach die erste Stimme weiter, diesmal lauter und mit zornigem Ton. „Wozu bin ich Team Rocket denn überhaupt nur beigetreten…“, seufzte der Rüpel niedergeschlagen. „Man sollte die Hoffnung nicht aufgeben, mein Freund. Giovanni wird schon seine Informationen und Gründe haben“, verteidigte die zweite Stimme ihren Boss.
Nun wussten wir wenigstens, was Team Rocket hier wollte. Hinweise auf die legendären Vögel Johtos! Aber wieso brauchten sie diese Informationen? Verhökern könnte und würde diese Pokémon niemand. Unweigerlich musste ich an Takumi denken. Er hätte nach der heutigen Sendung sicher mehr über Icognito berichten können.
Da ich die Gesichter der Männer sehen wollte, stellte ich mich auf einen nahe gelegenen Stein, der horizontal vor dem Brocken lag, hinter dem wir uns versteckten, und der eine flache Oberseite besaß. An sich sollte er wie eine Art Hocker fungieren, allerdings wackelte der Fels und ich drohte, wegzurutschen. Ich schwankte und landete rücklings mit dem Hinterteil auf dem Gras, was natürlich zu hören war. Das Rascheln auf dem pflanzenbewachsenen Boden war deutlich zu vernehmen gewesen.
„Ist da wer?“, hörte man den zweiten Rüpel mit der tieferen Stimme wachsam fragen. Zum Glück lag ich direkt hinter dem Stein, sodass ich nicht sofort entdeckt werden konnte. „Ich glaube, es kam von dem großen Brocken da hinten. Hat sich etwa dahinter jemand versteckt?“, fragte der erste Rüpel nervös und man hörte langsam aufeinander folgende Schritte auf dem Grün.
„Angriff?“, flüsterte ich aufgeregt zu meinem blondhaarigen Freund, woraufhin dieser mit grimmigen Blick nickte. Seine Hände ballten sich zu Fäusten, so wirkte er genauso angespannt und aufgeregt wie ich selbst. Wir hatten keine andere Wahl mehr und vielleicht konnten wir so ein wenig Zeit für die Polizei schinden, ehe Team Rocket sich verzog. Kisho zuckte, bereit zur Aktion. Sein Blick drückte weiter Entschlossenheit aus.
„Wir haben euch enttarnt, Team Rocket!“, rief ich und sprang hinter dem Stein hervor, Kisho hinterher. Der erste Rüpel, welcher, dünn wie eine Bohnenstange, direkt vor mir stand, erschrak und machte vor Schreck einen Satz in die Luft. „Also hatte ich Recht! Wir haben hier ein paar Spione!“, brüllte der zweite Rüpel, welcher, die Schaufel in der Hand, Schutt wegräumte, den die Sprengung produziert hatte. Nun ließ er das Gerät mit einem schrillen, metallischen Klingen fallen.
„Ihr habt gelauscht! Dumme Bälger!“, schrie der schmächtige mit der höheren Stimme und deutete mit seinem Zeigefinger auf uns. Hinter dem anderen Verbrecher war eine große Höhle zu sehen. Wahrscheinlich hielten sich dort höherrangige Mitglieder von Team Rocket auf und untersuchten, ob es Anzeichen auf die Pokémon Ho-Oh und Lugia gab. Hatten sie wirklich so viel Sprengstoff verbraucht um diesen Tunnel freizulegen, dass eine gewaltige Explosion stattgefunden hatte, welche noch in Kilometer Entfernung zu spüren gewesen war?
Nun nahm ich die Männer näher in Augenschein. Der erste Handlanger, der inzwischen zu seinem Kollegen ging, war dünn und wirkte sehr zerbrechlich. Der zweite Rocket war recht dick und derjenige mit der tiefen Stimme. Die einzige Gemeinsamkeit der Beiden war das kurz geschnittene, braune Haar. Außerdem trugen beide eine schwarze Uniform mit einem riesigen roten R und gelben Verzierungen auf dem Oberteil, schwarzen Handschuhen und auch einer schwarzen Mütze.
Der große, schwergewichtigere zückte nun wütend einen Pokéball und sprach zu seinem Kollegen: „Geh in die Höhle und gib Alarm!“ Das ließ sich der Dünne nicht zwei Mal sagen und eilte in die Höhle. „Nun also zu euch, ihr Kinder“, sagte der Dicke und grinste hämisch.