Geduldig wartete Aaron darauf, dass Falk mit seinen geheilten Pokémon zurückkehren würde, um gegen ihn zu kämpfen. Während er gemeinsam mit Hera und Hades wartete, konnte er einmal mehr wahrnehmen, wie hingezogen Tara sich zu dem anderen Hunduster fühlte. Und es war offensichtlich, dass sie sich vor ihm beweisen wollte – auch wenn Aaron insgeheim dachte, dass sie so etwas überhaupt nicht nötig hatte; Hades schien auch so im wahrsten Sinne des Wortes „Feuer und Flamme“ für sie zu sein.
Es dauerte nicht lange, bis Falk wieder in der Arena erschien.
„Okay, Aaron, ich wäre dann so weit“, rief er ihm zu und stellte sich ans andere Ende des Kampffeldes. Aaron nickte, versuchte, Tara von Hades loszureißen (was ihm nur mit Mühe gelang) und begab sich dann ebenfalls auf seinen Platz.
„Auf einen guten Kampf“, sagte Falk lächelnd und schickte sofort sein Schwalbini in den Kampf. Aaron überlegte einen Moment. Sichlor kam für keines der drei Pokémon des Arenaleiters als Gegner in Frage, als Käferpokémon würde er einen gravierenden Nachteil haben. Mit Pionskora verhielt es sich ähnlich, zudem hatte er mit diesem Pokémon noch kein einziges Mal gekämpft, sodass es während des Kampfes leicht zu Missverständnissen führen könnte. Allerdings war er sich sicher, dass Tara es keinesfalls schaffen würde, drei Pokémon ohne Pause hintereinander zu besiegen.
„Gib erst mal dein Bestes, okay?“, raunte er ihr zu und tätschelte sanft ihren Kopf.
Als Reaktion bellte sie einmal laut, warf Hades einen Seitenblick zu und sprang dann in die Arena. Zähnefletschend stand sie dort dem Schwalbini gegenüber und zuckte bedrohlich mit dem Schwanz.
„Dein Hunduster scheint aber ziemlich aggressiv zu sein“, bemerkte Falk stirnrunzelnd.
Aaron zuckte entschuldigend mit den Schultern. „Normalerweise ist sie nicht so…“, meinte er.
„Na dann… Schwalbini, setze Flügelschlag ein“, befahl der Arenaleiter seinem Pokémon. Sofort stürzte dieses Tara entgegen und breitete seine Schwingen weit aus.
„Ausweichen!“, rief Aaron, und kurz bevor die Schwingen Tara treffen konnten, wich diese blitzschnell aus, drehte sich um und schickte dem Flugpokémon eine Glutattacke hinterher. Schwalbini war zu langsam, um dem Überraschungsangriff auszuweichen und wurde hart getroffen. Ärgerlich zwitschernd erhob es sich unter einigen Anstrengungen wieder in die Lüfte und schwebte nun einige Meter über Tara.
„Nicht schlecht“, meinte Falk, doch das Lächeln auf seinen Lippen war um keinen Deut schmaler geworden.
Jetzt ergriff Aaron die Initiative. „Tara, Jauler!“, rief er. Das Hunduster streckte sofort den Kopf in die Höhe und gab ein hohes lautes Jaulen von sich. Schwalbini raschelte verärgert mit den Flügeln und stürzte nach kurzer Zeit auf Tara herab. Es hielt genau auf ihren Kopf zu, bemerkte jedoch zu spät, dass das Jaulen mittlerweile verstummt war. Stattdessen schoss eine erneute Glut aus ihrem Maul heraus, die das Schwalbini erneut traf. Kampfunfähig kam das kleine Pokémon auf dem Boden auf.
Während er sein Pokémon zurück in den Pokéball beförderte, nickte Falk anerkennend. „Dein Hunduster hat was drauf. Ich denke, ich werde meine Taktik ändern müssen.“
Als nächstes kam Hoothoot an die Reihe. Im Gegensatz zu Schwalbini flog es allerdings nicht in die Luft, sondern blieb auf dem Boden stehen, neigte den Kopf, plusterte sich Aufmerksamkeit heischend auf und schloss dann die Augen.
Tara gab ein verachtendes Bellen von sich, blickte wieder einmal zu Hades und wollte auf das Hoothoot losstürmen – dieses öffnete jedoch schlagartig die Augen und starrte Tara an. Prompt stoppte diese, gab ein Winseln von sich, wankte und brach dann auf dem Boden zusammen.
Hypnose… nicht schlecht. Tara ist viel zu abgelenkt von Hades, dachte Aaron und biss sich nervös auf die Lippen. Angestrengt sandte er seinen Geist nach seinem Pokémon aus. Er fand ihn, auch wenn seine Präsenz sehr schwach war.
„Tara, wach auf!“ rief er in Gedanken, so laut er konnte. Keine Reaktion. Währenddessen machte sich Hoothoot bereits zum Angriff bereit, erhob sich nun in die Lüfte, klackerte mit dem Schnabel und flog auf Tara zu. „WACH AUF!“, rief Aaron noch einmal, und jetzt funktionierte es. Tara schlug die Augen auf und blickte zu dem Hoothoot empor, welches unangenehm überrascht schien. Nichtsdestotrotz stoppte es seinen Angriff nicht und Tara war auch nicht mehr in der Lage, ihn abzuwehren. Es wurde von der Schnabel-Attacke getroffen und jaulte schmerzerfüllt auf.
„Ist alles in Ordnung?“, rief Aaron besorgt, doch Tara war bereits wieder auf den Beinen, blickte zu ihm zurück und gab ein beruhigendes Bellen von sich. Es war trotzdem ersichtlich, dass es ihr nun bereits deutlich schwerer fiel, sich auf den Beinen zu halten.
„Halt durch. Greif Hoothoot mit Rauchwolke an!“
Tara gehorchte und hüllte das gegnerische Pokémon mit dichten Rauchschwaden ein. Falk reagierte prompt. „Verteile den Rauch mit deinen Flügeln!“, befahl er. Sofort begann Hoothoot, mit den Flügeln zu schlagen und löste so den Rauch auf. Tara hatte sich jedoch bereits unbemerkt weiter in Hoothoots Nähe gestohlen, sodass sie nun in der perfekten Position für einen Angriff war.
„Tackle!“, rief Aaron und Tara sprang auf das Hoothoot zu. Dieses konnte nicht mehr ausweichen, griff jedoch seinerseits mit Schnabel an. Die beiden Pokémon prallten aufeinander, stießen sich gegenseitig ab und wurden zu Boden geworfen. Sofort wurde jedoch ersichtlich, welches Pokémon den Sieg davongetragen hatte, denn während Tara reglos auf dem Boden lag, gelang es dem Hoothoot, sich langsam wieder aufzurichten.
„Wunderbarer Kampf, Tara“, sagte Aaron, holte Taras selten verwendeten Pokéball hervor und ließ sie darin verschwinden.
Nun war also der unvermeidbare Fall eingetreten, dass er nur noch zwei Käfer-Pokémon zur Verfügung hatte. Er wusste, dass Sichlor vielleicht noch die größere Chance der beiden hatte, vor allem, weil er Pionskoras Kräfte zu schlecht einschätzen konnte. In einem Arenakampf musste man seine Pokémon ganz genau kennen.
Seufzend holte er sein Sichlor aus dem Pokéball hervor, welches sich drohend vor seinem Trainer aufbaute und das Hoothoot anfunkelte. Aaron konnte die Zuversicht spüren, die sein Pokémon ausstrahlte und die ihn motivierte. Sichlor war ein verdammt guter Kämpfer und konnte sicherlich auch den Typnachteil ausgleichen – zumindest beinahe.
„Also gut, Sichlor. Fang mit einem Ruckzuckhieb an!“, sagte Aaron. Rasend schnell rannte das Sichlor auf seinen Gegner zu, doch Hoothoot hatte genügend Zeit, um auszuweichen und schwang sich erneut in die Lüfte empor.
„Schnabel“, kam der Befehl von Falk. Aaron biss die Zähne zusammen und reagierte: „Zornklinge!“
Die Taktik ging auf. Hoothoot flog direkt in die ausgestreckten Klingen von Sichlor hinein. Auch wenn es gegen Käfer-Attacken einigermaßen resistent war, war dieser Treffer zu hart und Hoothoot ging kampfunfähig zu Boden. Nun hatte Falk nur noch ein Pokémon, er selbst aber zwei. Das war zwar eigentlich ein Vorteil für ihn, doch das letzte Pokémon des Arenaleiters war stärker als die beiden vorigen – und nicht zuletzt eines vom Typ Flug.
„Nun denn… Tauboga!“, rief Falk und schickte sein letztes Pokémon in den Kampf. Es erschien und flog sofort hoch in die Luft, sodass Sichlor es unmöglich erreichen konnte.
„Tauboga, Wirbelwind!“ Das Flugpokémon begann, rasend schnell mit den Flügeln zu schlagen und produzierte so einen starken Gegenwind, mit dem Sichlor sichtlich zu kämpfen hatte. Es versuchte, sich mit seinen Scheren zu schützen, wurde letztendlich jedoch umgeworfen. Während es noch damit beschäftigt war, sich wieder aufzurichten, kam Tauboga bereits angeschossen und schickte sich an, es mit einem Flügelschlag zu treffen.
„Sichlor, weich mit Agilität aus“, rief Aaron seinem Pokémon zu. Sekundenbruchteile bevor der Angriff des Tauboga Sichlor treffen konnte, wich dieses unglaublich schnell aus und richtete sich vollständig auf.
„Tauboga, flieg hoch und setz Windstoß ein!“ Aaron schüttelte verzweifelt den Kopf. Gegen solche Attacken konnte Sichlor nichts ausrichten. Doch noch während Tauboga in die Lüfte stieg, kam ihm eine Idee.
„Verfolgung, Sichlor!“, rief er. Und tatsächlich funktionierte es. Sichlors Erscheinungsbild verschwamm für einen Augenblick, es sprang meterhoch in die Luft und klammerte sich an Tauboga fest. Dieses versuchte, Sichlor abzuschütteln, doch das Käferpokémon konnte sich irgendwie halten und zog Tauboga immer weiter herunter.
„Tut mir leid, Aaron“, sagte Falk und lächelte schief. „Tauboga, Agilität.“
Aaron riss die Augen auf und rief Sichlor eine Warnung zu, doch es war bereits zu spät. Tauboga schoss plötzlich pfeilschnell in die Lüfte und Sichlor war nicht in der Lage, sich festzuhalten. Es flog dem Boden entgegen und kam mit einem schmerzhaften Aufprall an.
„Sichlor!“, rief Aaron entgeistert, konnte jedoch noch die Präsenz seines Pokémon spüren. Sofort kam jedoch Tauboga auf Sichlor zugeschossen und griff mit einem Ruckzuckhieb an. Das war zu viel für Sichlor – es war kampfunfähig.
„Für ein Käferpokémon hat es wirklich gut gekämpft“, meinte Falk anerkennend. Aaron jedoch schüttelte resigniert den Kopf.
„Ich gebe auf“, sagte er. Falk runzelte die Stirn und blickte ihn fragend an. „Du hast aber noch ein Pokémon, oder nicht?“
„Ja, aber ich glaube nicht, dass ich dich mit ihm besiegen kann“, erwiderte Aaron und zuckte mit den Schultern.
"Du hast noch nie mit deinem neuen Pokémon gekämpft, gib ihm eine Chance", rief Hera da von der Seite herein, "Du kannst das schaffen, Aaron!"
Unschlüssig stand er in seinem Kreis und blickte auf den Pokéball mit Pionskora. Eigentlich war er sich sicher, dass es keinen Sinn machen würde, mit ihm zu kämpfen, doch andererseits hatte Heras Versuch, ihn zu motivieren, irgendein Gefühl in ihm ausgelöst – ein Gefühl, das ihn dazu ermutigte, nicht aufzugeben.
„Nun gut, ich werde es versuchen“, sagte er und warf den Pokéball in die Lüfte. Einen Moment lang passierte nichts, dann erschien Pionskora vor ihm.
„Du schaffst das!“, presste Aaron hervor. Soeben war ihm seine eigentliche Sorge in den Sinn gekommen: er wusste nicht, ob er sich sofort problemlos mit Pionskora würde verständigen können. Zwar konnte er die Präsenz des Pokémon spüren, doch sie war ihm nicht so sehr vertraut wie die Taras oder Sichlors. Nun, jetzt musste er es einfach versuchen.
„Na dann – viel Glück“, rief Falk ihm lächelnd zu. „Tauboga, greif mit Windstoß an!“
Tauboga begann erneut, mit den Flügeln zu schlagen. Schon wurde der Wind stärker, und Pionskora war ein kleines, leichtes Pokémon, weshalb es ihm nicht lange würde standhalten können.
Aarons Blick fiel auf den Boden der Arena – er bestand aus Erde.
„Pionskora, grab dich ein!“, rief er. Pionskora reagierte sofort, schlug die Scheren in den Boden und grub in Sekundenschnelle ein Loch. Bevor der Wind zu stark werden konnte, sprang es hinein. Der Windstoß strich wirkungslos über es hinweg.
„Gut gemacht“, sagte Aaron. Er war froh, dass Pionskora die erste Attacke überstanden hatte, doch irgendwann musste es auch in die Offensive übergehen. Nur zu verteidigen war keine Taktik, die ihnen den Sieg bringen würde.
„Pionskora, setz Nadelrakete ein“, befahl er. Das Pokémon sprang aus dem Loch, öffnete die Scheren und schoss blitzschnell mehrere Dutzend Nadeln auf das Tauboga ab.
„Tauboga, ausweichen“, rief Falk und Tauboga flog zur Seite, sodass die Nadeln ihn verfehlten.
„Weiter, Pionskora“, ermutigte Aaron sein Pokémon und es feuerte noch mehr Nadeln auf Tauboga ab, welches ihnen jedoch fast spielend ausweichen konnte.
Verdammt… Pionskora kann keine Attacke, die überraschend genug kommen würde, damit Tauboga ihr nicht ausweichen könnte…“, dachte Aaron. Was sollte er machen? Tauboga würde jeder Attacke ausweichen und irgendwann Pionskora besiegen.
Bevor er seinen Gedanken vollenden konnte, griff Tauboga auch schon an. Es flog pfeilschnell auf Pionskora zu und breitete die Schwingen aus.
Flügelschlag…, bemerkte Aaron. „Ausweichen, Pionskora!“
Pionskora sprang zur Seite, doch Tauboga machte kehrt und flog wieder auf den Skorpion zu. Wieder und wieder versuchte dieses, seinem Gegner auszuweichen, welcher jedoch mit jedem Ausweichmanöver näher herankam. Hera war aufgesprungen und verfolgte den beinahe schon wie ein Tanz wirkenden Kampf der beiden Pokémon.
Das hat so keinen Sinn… Ich muss es anders versuchen!
„Pionskora?“
Eigentlich hatte er keine Reaktion auf diesen Versuch, mit dem Geist seines Pokémon Kontakt aufzunehmen, erwartet, weshalb ihn das Ergebnis wie ein Schlag in den Magen traf.
Die Präsenz, die von Pionskora ausging, verstärkte sich plötzlich um ein vielfaches und erfüllte sein ganzes Bewusstsein. Er dachte seine Gedanken, fühlte, was sein Pokémon fühlte – die Verbindung war fast so stark wie die zu Tara.
„Du musst es mit einem Gegenangriff versuchen“, sagte er zu seinem Pokémon, doch er konnte spüren, dass seine Kraft nicht mehr ausreichen würde. Er musste Pionskora unterstützen, den Angriff mit ihm zusammen ausführen.
„Wenn es auf dich zukommt, weichst du aus und setzt sofort Biss ein“, fuhr Aaron fort. Er spürte den zustimmenden Gedanken Pionskoras, als Tauboga auch schon direkt vor ihm auftauchte. Der Skorpion sprang zur Seite und verbiss sich sofort in seinen Gegner. Das Tauboga schrie entsetzt auf und versuchte, es abzuschütteln.
„Und jetzt Giftstachel!“ Aaron unterstützte sein Pokémon, gab ihm die Kraft, die es aufbringen musste, um den Kampf zu beenden. Er schloss die Augen, verkrampfte sich und fühlte sich beinahe, als würde er selbst die Giftstacheln aus seinen Händen abfeuern.
Als er die Augen wieder öffnete, sah er zuerst sein Pionskora, welches zitternd vor ihm stand und sich mühsam aufrecht hielt. Dann fiel sein Blick auf Tauboga. Das Flugpokémon lag reglos auf dem Boden, Falk starrte es entsetzt an. Pionskora hatte seinen Gegner tatsächlich geschlagen.