Der Motor brummte laut auf, als das eiserne Beförderungsmittel anfuhr und ein wenig knatternd eine weitere Ampel hinter sich ließ. Die Luft war ein wenig stickig in dem Gefährt, trotz der kühlen Abendluft draußen. Vergeblich versuchte sie durch mehrere kleine Fenster, die einen Spalt offen standen, ihren Weg hinein zu finden und musste sich doch der Mischung aus Schweiß verbrauchter Luft und anderer "Düfte" des schon etwas in die Jahre gekommenen Busses geschlagen geben. Er fasste insgesamt sieben Fahrgäste, die alle eine gewisse Erregung ausstrahlen, sei es Anspannung oder Erwartung. Die Landschaft hinter den Fenstern bewegte sich immer mehr fort von den freien Flächen des Landes hin zu den grauen Einöden der Stadt, während sie die ersten Vororte hinter sich ließen. Auch immer mehr Menschen wurden auf den Gehwegen sichtbar, je häher sie der Stadt kamen, was für die meisten der Anwesenden nicht gerade ein Grund zur Vorfreude war. Sie alle wussten, was sie erwarten würde, wenn sie erst einmal ausgestiegen waren. Aus flüchtig interessierten Blicken, die dem Bus zugeworfen wurden, würden Blick mit aufblitzender Abneigung, erhöhtes Schritttempo und Grimassen werden. So war es schließlich der Alltag, unter den "normalen" Menschen. Daher brachte die Vorstellung der Stadt nur den einen oder anderen ergebenem Seufzer hervor. Einer der Leute war ein junger Mann, der durch sein schon priesterliches Gewand bereits den einen oder anderen Blick auf sich gezogen hatte. Der einzige Teil seines blauen Haares, der nicht von einer langen weißen Haube verdeckt wurde, fiel ihm über das rechte Auge und machte so jeden Blick darauf nutzlos. Sein sichtbares Auge war halb geschlossen und seine Mundwinkel waren zu einem melancholischem Lächeln verzogen, während seine Aufmerksamkeit vollkommen auf einem Tarotdeck in seinen Händen lag. Eine kleine Ewigkeit schien er dieses bereits zu mischen, bis er schließlich doch stoppte und die oberste Karte aufdeckte. "Die umgedrehte Drei der Münzen warnt vor Misserfolg und Reinfall. Harte Arbeit kann sich als sinnlos erweise. Es wird dazu geraten genau darauf zu achten, worauf man hinarbeitet. Vorurteile und voreilige Schlüsse sind zu vermeiden", sinnierte er leise, doch in seinem Ton schwang eine Portion Anpannung und Aufregung mit. "Anscheinend müssen wir auf der Hut sein, was wir tun, nicht wahr Tomomi?"
Tomomi saß eine Reihe weiter hinten und schien im ersten Moment die Frage nicht mitbekommen zu haben. Viel mehr betrachtete sie ruhig die hochgehobene Karte, als sei sie deutlich wichtiger als die Menschen um sie herum. Sie saß etwas abgeschottet vom Rest der Fahrgäste, wippte mit ihren Beinen hin und her und antwortete schließlich zögerlich: "Mama möchte, dass wir zurückkommen, also tun wir das auch."
Das Mädchen betrachtete nochmal den ganzen Bus. Vorne saß Simon, der leibliche Sohn von Alicia, die Tomomi Mama nennt, seit sie sich dieser Gruppierung angeschlossen hat. Da wäre noch Mara, eine der Zwillingsschwestern, Kasumi und zwei andere Erleuchtete. Den Busfahrer hingegen beachtete sie gar nicht, stattdessen wippte sie weiter mit den Beinen und atmete etwas schwer. Da ihr ganzer Körper von Bandagen eingewickelt war und sie noch diesen braunen Mantel mit Kapuze an hatte, konnte von Kühlung überhaupt keine Rede sein.
"Warm...", seufzte sie nur leise.
Der Blauhaarige blieb einen Moment still, da er überhaupt nicht mit einer Antwort gerechnet hatte. Schließlich lachte er jedoch leise, was jedoch die Stimmung im Bus nichtmal ansatzweise durchbrach. "Wohl war, wohl war", murmelte Zanza, wobei jedoch nicht ganz klar war, welcher Aussage er zustimmte. Die Karten in seiner Hand mischte er wieder zusammen, bevor er sie in seinn sehr breiten Ärmeln verschwinden ließ und diese zusammenführte. Wenn ihm in seinem eigenen Gewand, das auch nicht gerade das kühlste war, warm war, ließ er sich es nicht anmerken. Der Wahrsager ließ seinen Blick nach draußen wandern, wo mittlerweile die Betonwüste langsam ihre Vorherrschaft zeigte. Die Luft um ihn herum begann zu flimmern, als sich mehrere violett-schwarze Flammen in seiner unmittelbaren Nähe entzüdeten. Die Lichter schwebten entweder ruhig in der Luft ihre Bahnen oder tanzten makabere Tänze, deren Sinn nur Leute wie Zanza verstanden. Dieser erhob wieder ein leises Lachen, als er die Irrlichter aus den Augenwinkeln beobachtete ohne den Kopf zu drehen. "Anscheinend ist wirklich jeder hier darüber aufgeregt, was vor uns liegen mag", meinte er amüsiert über die Gäste der anderen Sorte. Allerdings zeigten sie sich nur seinem Blick oder in seiner Nähe.
Tomomi gab nur ein leises Summen von sich während sie nun gespannt die kleinen tanzenden Flammen beobachtete. Normale Kinder konnten in ein Puppentheater gehen, doch da das bandagierte Mädchen es nicht konnte, hatte sie eine Alternative bei den Irrlichtern gefunden. Sie sprach mit Zanze jedoch nie darüber, sondern beobachtete die Flammen beim Tanzen und dachte sich immer wieder eine Geschichte dazu aus, passend zu den Bewegungen. Wie immer neigte sie den Kopf dabei links und rechts und summte ganz leise eine zufällige Melodie, um dem Stück eine besondere Note zu geben.
Plötzlich sprach Simon: "Wir sind ganz nah"
Mit einem lauten Quitschen hielt schließlich das Fahrzeug an: "Endstation, kein Meter weiter. Macht ihr nur euer 'Erleuchtetending', ich mach mein 'Normalding' und geh trinken. Kommt hierhin zurück, wenn ihr fertig seid.", sagte der Busfahrer mit fester Stimme und sein Ton lies klar heraushören, was er von dem ganzen Zeug hielt. "Hmm", gab Tomomi von sich und hüpfte etwas verspielt aus dem Bus. Sie alle wussten, wo es lang ging. Ihre Gefühle wirkten wie ein unfehlbarer Kompass, der direkt auf das Ziel gerichtet war. Es war draußen deutlich angenehmer als in dem stickigen Bus, jedoch waren die leicht abfälligen Blicke der vorbeigehenden Passanten nicht sehr angenehm. Tomomi war das jedoch egal. Sie ignorierte wie immer ihre Umwelt und streckte ihre Arme zu den Seiten aus, sodass sie wie ein Flugzeug aussah. Dabei konnte man ihre umwickelten Unterarme und Hände deutlich erkennen. Stumm bewegte sich das Mädchen nach vorne, mit dem unverbundenen Auge die Zielrichtung fest im Blick.
Zanza erhob sich aus dem mehr als unbequemen Sitz des Stahlgefährts und tauschte nur zu gern die stickige Luft gegen den frischen Abendwind aus. Die Irrlichter um ihn erloschen, als sie den Umkreis der Kraft des Blauhaarigen verließen. Auf seinem Weg nach draußen flammten immer mal wieder Funken, als die Geister die Ränder berührten. Doch hielten sie sich alle davon ab, näher an ihn heran zu kommen, da sie wussten wie die anderen Menschen darauf reagieren würden. Sobald diese die Erleuchteten erblickten tauchten sofort die vorausgesehenen Reaktionen auf und sie machten sich daran, den Blick woanders hin zu richten und sich zu beeilen schneller von ihnen zu entfernen. Dabei zogen manche auch Kinder oder Hunde mit sich, wobei letztere ebenfalls ein wenig eingeschüchtert Schritt machten. Dies lag an Zanza, dessen Aura sich selbst von der anderer Erleuchteter unterschied. Anstatt sich daran aber zu stören, nach 15 Jahren spührt man es nicht mehr allzu stark, blickte der Wahrsager zum sich verdunkelnden Abendhimmel auf und konzentrierte sich auf das Gefühl, dass sie alle durchfuhr. Nichtmal wirklich Konzentration war nötig, um es hervorzurufen, konnten sie es ja nicht abstellen. Der Grund warum sie überhaupt hier waren. Der Kartenleger atmete einmal tief ein und aus, bevor er in dieselbe Richtung wie Tomomi blickte und sich ebenfalls in Bewegung setzte. "Sehen wir, was das Schicksal für uns bereit hält", murmelte er leise, sein Lächeln verzog sich nicht eine Sekunde.
Es verging knapp eine Stunde, während der Ort der Zivilisation sich immer weiter entfernte. Die Wanderer sprachen kaum oder gar nicht. Ob es an der Anspannung oder Konzentration auf das noch unbekannte Bevorstehende lag, war nicht zu sagen. Für Tomomi hingegen war es leicht erklärt: Sie redete sowieso so gut wie gar nicht, nur mit Alicia bzw. Mama.
Die Sonne berührte schließlich den Horizont und verschwand allmählich darin, als die Gruppe endlich ihr Ziel erreichten: Eine Wiese. Aber sie waren nicht alleine! Tatsächlich haben sich Personen in der gleichen Altersgeneration hier versammelt. Für die Mitglieder der Bruderschaft war das leichter zu erklären, als womöglich für die anderen Erleuchteten.
Ohne Verzögerung began auch das Schauspiel des Rosetta Liuroum im Himmel. Sogar Tomomi, die normalerweise alles um sich herum ausdruckslos beobachtete, öffnete den Mund leicht und ihr rechtes Auge weitete sich ein wenig. So viele schöne Farben und Flammen bekam man wirklich nicht zu sehen. Dieser Moment würde wohl zu den schönsten Erinnerungen werden, die das Mädchen mit den hell-blauen Haaren hat, was bei ihrer Vergangenheit auch nicht schwer war. Aber nicht nur der Himmel leuchtete! Auch auf dem Boden fingen die Erleuchteten an in allen möglichen Farben zu leuchten, wobei die Positionen am Körper verschieden waren. Tomomi betrachtete interessiert ihr Zeichen, dass auf dem Handrücken ihrer rechten Hand so intensiv leuchtete, dass sogar die Bandagen es nicht abhalten konnten. Während also einige geschockt schauten und verwirrt umherblickten, blieb Tomomi ganz ruhig und beobachtete weiter interessiert das Farbspiel kommentarlos.
Die Wanderung verlief kommentarlos und ereignislos, nur immer wieder die gleichen Reaktionen um sie herum. Menschen machten schritt, blickten sie abgeschreckt an oder versuchten sie wie Luft zu behandeln und in Zanza's Fall nahmen Tiere reiß aus. Doch der Wahrsager schüttelte nur den Kopf und zuckte mit den Schultern, allerdings bezogen darauf, das die grauen Betonkötze um sie herum alle gleich aussahen. Wie Menschen wirklich in so einer Umgebung leben konnten war ihm ein Rätsel. Als sie schließlich die Stadt langsam wieder verließen, Pflaster und Teer durch festgetretene Erde ausgetauscht wurde und sich der Nachthimmel über sie legte, sagte dem jungen Mann ihr gemeinsames Gefühl, dass sie deutlich näher kamen. Plötzlich schob sich ein goldenes Bein über die Schulter des Wahrsagers und eine Sekunde später wurden die Kauwerkzeuge einer riesigen goldenen Spinne sichtbar, aber ohne das er irgendeine abgeneigte Reaktion zeigte. Wir sind fast da, oder? fragte das Wesen in Gedanken, während seine acht Augen scheinbar auf Zanza gerichtet waren. Dieser drehte seinen Kopf etwas, um die Spinne zu mustern, bevor er genauso innerlich antwortete: Das ist richtig. Wenn dieses Gefühl uns nicht täuscht. Sein ungewöhnlicher Gesprächspartner schwieg eine Zeit nachdenklich, bevor er fortfuhr: Was glaubst du erwartet uns genau? Dem Blauhaarigen entfuhr ein kleiner Seufzer und trotz des immergleichen Gesichtsausdruckes ging eine Spur von Nervosität von ihm aus. Keine Ahnung, aber alleine dass ich eine Vision über dieses Ereignis hatte, ist ein schlechtes Omen. Die Spinne nickte und verschwand dann in goldenem Staub.
Als sie ihr Ziel erreichten, eröffnete sich vor ihnen eine große freie Wiese, auf der sich bereits mehrere Leute um ihr Alter herum eingefunden hatten. Schätzungsweise alle geführt von dem unbestimmten Gefühl, dass auch sie geführt hatte. Das Lächeln des Kartenlegers gewann einen Funken mehr an Aufrichtigkeit, als ihn bei dem Anblick dasselbe Gefühl erfüllte, dass er empfunden hatte, als Alicia Young seiner neuen Familie (seiner Meinung jedenfalls) vorgestellt hatte. Zeit die ganze Sache wirklich zu verdauen hatte jedoch keiner, da in diesem Moment der Himmel beschlossen hatte zu explodieren. In Farben. Direkt über ihnen floss der Himmel in allen Farben des bekannten und unbekannten Spektrums und verschaffte ihnen einen Anblick unvergleichlichen Ausmaßes. Zum ersten Mal an diesem Abend, veränderte sich auch der Gesichtsausdruck des Wahrsagers, als sein Gesicht nur noch Erstaunen verriet. Schließlich gab auch Rosetta Liuroum ihnen die Ehre, in einem Glanz, wie er es noch nie erlebt hatte. Zanza breitete beide Arme aus, als ob er die ganze Farbenpracht in sich aufnehmen wollte. Seine Ecstase wurde allerdings unterbrochen, da nun auch die Erde das Himmelsleuchten erwidern wollte. Bei allen Personen auf der Wiese fingen die Zeichen an zu leuchten und zu strahlen und zeigten, dass nicht ein einziger Mensch unter ihnen war. Nun ein echtes Lächeln auf den Lippen wank der Blauhaarige seine toten Freunde heran, welche nun wieder neben ihm aufflammten und ihr Spiel fortsetzten. Währendessen amüsierte sich Zanza innerlich ein wenig über die erschrockenen Reaktionen der anderen Erleuchteten, die keine Ahnung was los war. Er selbst streifte die Haare über seinem rechten Auge, das genauso strahlte wie die Zeichen der anderen, etwas zur Seite und betrachtete neugierig das giftgrüne Leuchten, welches sich auf seine Hand auftraf.
"Der Stern des ewigen Lichts hat uns gerufen.", sprach Simon und beantwortete damit die oft gestellte Frage der Unwissenden, während hinter ihm die Mitglieder der Bruderschaft standen, wobei Tomomi sichtbar einen etwas größeren Abstand zu ihren Gefolgsleuten hielt.
OT: Damit haben ich als Co-Leiter und snake auch ihren Einstiegspost geschafft. Auf ein gutes RPG!