Maike:
Obwohl ich dachte, dass jetzt alles gut werden müsste, schwirrte mir noch eine Frage im Kopf herum, die ich auch gleich stellte: "Wo ist Darkrai?" Stille. Ich löste mich aus Mückes Umarmung, um ihm in die Augen zu sehen. Sie blickten nicht ängstlich drein, sondern entschloßen und kampfbereit. Ich wandte mich Sunny und Ash zu. Beide zuckten mit den Achseln und als ich bedeutete, dass ich aufstehen wollte, boten beide mir gleich wieder ihre Schultern an. Langsam ließ ich meinen Blick schweifen, konnte aber nichts Ungewöhnliches entdecken. "Schau mal!", rief Sunny aufeinmal und wies mit ihrer freien Hand zum Himmel. 4 Augenpaare richteten ihre Blicke auf den Himmel, dessen Wolken sich pechschwarz färbten. Ein Angstschauer kroch mir den Rücken hoch und ich spürte auch das Unbehagen der Anwesenden, als hinge die Angst in der Luft. Mit dieser Vermutung lag ich gar nicht mal so falsch, denn einige Sekunden später erschien ein Schatten vor uns. Sunny schrie auf und Ash schob mich und die ordinäre Pokemontrainerin schützend hinter sich, als wollte er uns selbst vor feindlichen Blicken bewahren. Mücke fauchte, als er erkannte, wer hier vor uns erschienen war: Darkrai! Seine rotglühenden Augen fixierten einen nach dem anderen, bevor er seine Klauen zu Fäusten ballte und mit bösartiger Stimme sagte: "Das war das letzte Mal, dass ihr mich derart runtergemacht habt. Das ALLERLETZTE Mal! Das wird ein Nachspiel haben, verlasst euch drauf!" Diese Worte jagten mir einen Schauder über den Rücken. Was wollte Darkrai tun? Wie viele Welten wollte er noch zerstören? Wie viele Familien zerreißen? Wie viele Leben aufs Spiel setzten? "Du rührst nicht Sunny, Mücke und schon garnicht Maike an, ist das klar?", knurrte Ash und schob uns noch ein Stück hinter seinen Körper. Darkrais Augen blitzten auf. "Und was wirst du dagegen tun? Mich mit einem Fussel bewerfen?" Er lachte laut und schallend über seinen eigenen Witz, doch in meinen Ohren klang dieses Lachen grässlich bösartig. Ich spürte, wie Ash vor Wut am ganzen Körper zitterte, doch er erwiderte nichts. "Wusst ich´s doch", grinste Darkrai und machte eine Handbewegung. Es war eine immerwieder kehrende Bewegung. Wie ein Rhytmus. Immer wieder ließ er seine Hand kreisen und als Mücke knurrend seinen Blick zum Himmel richtete, sah auch ich was geschah. Die Wolken waren in den gleichen kreisenden Rhytmus verfallen und eine Windböhe riss an meinem Kopftuch und an meinen Kleidern. Ashs Haar flatterte im Wind und auch Sunny hatte Mühe damit, sich immer wieder ihre braunen Haare aus der Stirn zu streichen. "Stellt euch meiner Macht!" , brüllte Darkrai und ein kehliges Lachen übertönte fast das Brausen des Sturmes, der ausgebrochen war. "Dialga...", wimmerte ich und faltete die Hände, "Hilf uns!" Und tatsächlich, als hätte der Herscher der Zeit meine Bitten gehört, öffnete sich nur einige Meter von uns entfernt, ein Portal. Ein Zeitportal. "ASH!", schrie ich über das Brausen des Sturmers hinweg und mich verzweifelt an dem schwarzhaarigen festklammernd, "DAS PORTAL!" Ash wirbelte so schnell herum, dass ich und Sunny den Halt verloren und vom Sturm hin und her geworfen wurden. Die ganze Welt stand Kopf und dann doch wieder nicht und dann wieder. Mir wurde ganz schlecht und mein ganzer Körper schmerzte. Ich hörte Sunnys Hilfeschrei, Darkrais kehliges Lachen, Ashs verzweifelte Rufe, doch ich hörte niemanden, der uns hätte helfen können. Alleine würde ich es nie durch das Portal schaffen. Da landete ich mit einem Aufprall auf etwas. Etwas, dass mir Worte zurief: "HALT DICH GUT FEST!" Ich jubelte innerlich, als ich registrierte, dass es Mücke war. Gleich neben mir landete schließlich auch Sunny. Ihr Haar war ganz zerzaust und sie sah auch sonst sehr mitgenommen aus. Mir musste es wohl nicht anders ergehen. So klammerten Sunny und ich uns an Mückes Rücken fest, während er auf das Portal zusteuerte. Der Sturm machte ihm ganz schön zu schaffen. Obwohl er kräftig mit den Flügeln schlug und normalerweise schon ein beachtliches Tempo erreicht haben müsste, ging es nur schleppend vorran. Mücke schrie vor Schreck auf, als Ash sich mit einem Hechtsprung an seinem Schwanz festklammerte. "MÜCKE!", brüllte ich, "NUR NOCH EIN BISSCHEN!" Darkrais krankes Lachen klang mir immer noch in den Ohren, als das Libbeldra mit letzter Kraftanstrengung durch das Portal schoss und ich das Bewusstsein verlor.
Dialga:
Die Luft rauschte an meinen Ohren vorbei und übertönten die Schreie des Jungen, der sich verzweifelt auf meinem Rücken festzuklammern versuchte. Was hatte ich mir nur dabei gedacht? Vielleicht hätte es doch noch Hoffnung gegeben. Wenigstens für den Jungen. Ich richtete meinen Blick nach unten, in mein Verderben wie mir schien, doch da sah ich, dass grünes Gras rasend schnell die Fläche überzog. Genau unter mir keimte ein Baum auf, zehnmal so schnell wie gewöhnlich. Mit einem Krachen landete ich schließlich in dem Ausgewachsenen Baum, dessen Äste unter meinem Gewicht brachen. Max hatte aufgehört zu schreien, doch ich hörte manchmal ein schwaches Stöhnen, als hätte er Schmerzen. Endlich kam mein Körper zum erliegen und mit einem Seufzer sprang ich zu Boden. Der Junge rutschte von meinem Rücken, doch er war noch so mitgenommen von unserem Gemeinsamen Fall, dass er sich taumelnd gegen mein rechtes Vorderbein stützten musste. Einige Minuten verharrten wir in dieser Position, bis Max schließlich anklangend sagte: "Mach das nie wieder, klar?" Ich stupste ihn spielerisch mit der Schnauze an. "Hast du eine Ahnung", fragte ich, während ich verwirrte Blicke auf die vielen gesunde Bäume um uns herum warf, die genausoschnell wie der auf dem wir gelandet waren, aus dem Boden geschossen waren, "Warum das alles hier so schnell gewachsen ist?" "Vielleicht lebt Maike doch noch und du wolltest mich nur verar..." "Hey!", protestierte ich, "Nur Jugendfreie Zitat, bitte!" Er streckte mir muffelnd die Zunge raus. "Aber du hast halb Recht.", bestätigte ich, "Vielleicht lebt Maike ja doch noch." Wenn nicht, würde ich es mir nie verzeihen, dachte ich im Stillen und war froh, dass Max nicht wusste, dass ich an dem Tod seiner Schwester verantwortlich gewesen war. "Wollen wir mal hoffen...", murmelte Max und richtete seinen Blick zum Himmel der Wolkenlos und Blau war. Einige Flugpokemon zogen Kreise und eine entspannte Atmosphäre machte sich breit. Plötzlich hörte ich ein merkwürdiges Summen und wirbelte herum. Hinter mir hatte sich ein lilanes, von mir selbsterschaffenes, Zeitportal geöffnet und drei Personen und ein Pokemon purzelten heraus. Ich stieß einen Freudenschrei aus, als ich Maike erkannte. Das Mädchen hob den Kopf und grinste übers ganze Gesicht. Max stand da wie erstarrt, erst als seine Schwester sich aufrappelte um die Arme ausbreitete, rannte der Junge los und fiel Maike in die Arme. "Maike!", schluchzte er und das Mädchen drückte ihren Bruder fest an sich, "Ich habe dich so vermisst!" "Ich dich doch auch!", sagte das Maike und strich dem Jungen zärtlich übers Haar. "Hey, Maike", grinste ich und stupste sie mit der Schnauze an, "Wo hast du denn Mücke gelassen?" Maike hob den Kopf und strich mir über die große Nase. "Erstmal Hallo und schön dich wiederzusehen", lachte sie, "Dreh dich mal um und mach die Augen auf." Verwirrt wandte ich mein Blick zum Portal. Das Pokemon, welches mit Maike aus dem Portal gefallen war, war ein stattliches Libelldra. Seine Flügel schimmerten golden und seine Krallen blitzten auf, so scharf waren sie. "Mücke?", fragte ich verblüfft. Das Libelldra salutierte. "Zu Euren Diensten!" Ich ging auf ihn zu und schmiegte meinen großen Kopf an seinen. "Du hast es ja doch geschafft", setzte ich an, "Maike heil nach Hause zu bringen. Und du hast dich sogar entwickelt! Beachtlich!" Als ich von ihm abließ, grinste das Pokemon über beide Ohren und war etwas rot angelaufen. Er hatte sich schon immer gefreut, wenn so ein Kompliment von mir kam. "Es war auch kein Zuckerschlecken!", betonte Mücke und warf sich in die Brust. "Und wen habt ihr da noch aufgegabelt?", fragte ich und warf einen Blick auf die Leute, die vor dem, sich gerade schließenden Portal hockten. Mücke stellte sich neben das Mädchen und den Jungen und stellte sie als Ash und Sunny vor. "So, so.", sagte ich und stolzierte bedächtigen Schrittes auf Ash zu. "Du bist also Ash, ja? Der Ash, um den Maike sich hier fast die Augen aus dem Kopf geweint hat?" Ash lief rot an und Maike hieb mir mit der flachen Hand auf mein linkes Vorderbein. Ich grinste sie an. Ihr Gesicht war hochrot angelaufen. "Du bist so ein Ar...!" "Hey!", unterbrach ich sie feixend, "Jetzt weiß ich auch, voher Max diese Nicht-Jugendfreien Zitate her... Au!", lachte ich, als Maike mit beiden Fäusten wütend auf mein Knie einhämmerte. Sunny griff sich an die Stirn und schüttelte den Kopf. "Womit habe ich euch bloß verdient?", fragte sie sich seufztend. Alle lachten. Alles schien wieder in Ordnung zu sein.
Wir zogen uns in mein Höhle im Kraterberg zurück. Ho-Oh, Mew und Jirachi waren ganz aus dem Häuschen, als sie sahen, wen ich mitbrachte. Sofort wurden Geschichten ausgetauscht. Geschichten zum lachen, Geschichten zu wütend werden, aber auch Geschichten zum weinen, wie die Tatsache, dass wir unsere gute Freundin Cresselia verloren hatten. "Aber ich glaube daran", stellte Ho-Oh klar, "Das sie irgendwo dort oben, neben der rechten Arceus´ sitzt und uns in diesem Moment beobachtet."
Schließlich wurde es Abend. Mew, Jirachi und Max zogen sich zum Schlafen zurück und nur Ash, Sunny, Mücke und Maike blieben vor dem Höhleneingang sitzen und beobachteten die Sterne. "Gute Nacht!", rief ich den vieren zu und zog mich mit Ho-Oh ebenfalls zum Schlafen zurück. Dies waren anstrengende Tage gewesen. Für uns alle.
~Fortsetztung folgt...~ (keine Ahnung, wann)