Ergebnisse
Wettbewerb Nr. 17: Pokémon unter sich Information | Vote
[tabmenu][tab=1. Platz]Fröschchen
Die Suche
Leise prasselte der Regen auf den Asphalt. Auf der weiten Strasse, die mitten durch einen kleinen Wald führte, lag ein völlig durchnässtes Etwas. Es zitterte vor Kälte und sein Magen rumorte heftig. Nochmals versuchte sich das nasse Bündel mit letzer Kraft zu erheben, doch der nasse Boden bot nicht genügend Halt und so klatschte es wieder zurück auf den Boden. Dieses jämmerliche Etwas bin ich: Vulpix. Eigentlich lasse ich mich nicht so gehen und ich neige auch nicht dazu mich mitten auf der Strasse im strömenden Regen hinzulegen um ein Schläfchen zu halten. Doch im Moment war mir das egal. Ich war völlig ausgelaugt. Jedoch liessen mir die Gedanken an Sira meine Trainerin keine Ruhe. Seit drei Tagen suchte ich sie nun schon ununterbrochen. Rastlos streifte ich durch den kleinen Wald, in welchem ich sie zuletzt gesehen hatte. Doch ich konnte nichts finden! Meine sensiblen Ohren konnten nichts hören, meine feine Nase keine Fährte ausmachen und meine scharfen Augen sahen nicht den kleinsten umgeknickten Ast, der auf ihren Verbleib hinwies. Sie war wie vom Erdboden verschluckt.
Ich hatte auf ganzer Linie versagt. Drei Tage waren vergangen. Drei Tage lang habe ich nach ihr gesucht, den ganzen Wald auf den Kopf gestellt, weder gerastet noch geschlafen und ich wusste noch immer nicht, was mit meiner Trainerin geschehen war. Darf ich mich überhaupt noch als Ihre Freundin und Partnerin bezeichnen? Ich spürte wie die Trauer, die sich in diesen drei erfolglosen Tagen aufgestaut hatte, mich überwältigte. Eine Träne lief über mein nasses Gesicht und fiel mit den Regentropfen auf den schwarzen Asphalt. Wo bist du Sira?
„Hey Süsse!“, eine dunkle Gestallt hatte sich über mich gebeugt und ein Paar schwarze Augen sahen neugierig zu mir herunter, „Was soll das werden wenn’s fertig ist?“
„Lass mich…“, schnaubte ich schwach und gab meinen Beinen nochmals den Befehl die Last, die man auch Körper nennt, zu tragen. Doch meine Beine hatten anderes im Sinn. Langsam knickten sie weg und ich sass wieder im Nassen.
„Komm Süsse, ich will dir doch bloss helfen. Du musst hier nicht die Heldin spielen“, schmunzelte mein Gegenüber, „Ich hab deinen Magen genau gehört und wie ich so schön zu sagen pflege: Mägen lügen nicht.“
Mein Mit-Pokémon kramte kurz in seiner kleinen, aus Blätter gefertigten Umhängetasche und hielt mir dann eine blaue, verführerisch aussehende Sinelbeere vor die Schnauze. Ich schluckte. Es roch so lecker und mein Magen schrie mir förmlich zu, ich solle mich doch nicht so ziemen, die werde schon nicht vergiftet sein. Ich blinzelte nochmals zu dem grossgewachsenen Pokémon hoch. Er war dunkelbraun, sein Gesicht zierte eine beige, maskenförmige Färbung, die sich von dem nachtschwarzen Himmel stark abhob. mit seinen glänzenden schwarzen Augen musterte er mich neugierig und etwas amüsiert. Er hatte ein grosses hellgrünes Blatt über dem Kopf, das ihn vor dem Regen schütze. Langsam öffnete ich meinen Mund und lies mir die Beere von ihm in den Mund schieben. Er schien zufrieden und lächelte mich fröhlich an. Ich sah etwas beschämt auf den Asphalt. Das ganze war mir schon ziemlich peinlich.
„Danke.“, schmatzte ich unverständlich mit vollem Mund und versuchte ihn nicht direkt anzusehen.
„Für hübsche Damen spiele ich gerne den edlen Ritter.“ Meinte mein selbst ernannter Retter verschmitzt und verbeugte sich mit einer übertriebenen Geste vor mir, „Mein Name ist Blanas und in meiner Freizeit helfe ich gerne Damen in Not.“
Ich sah ihn mit einer Mischung aus Neugier und Verwunderung an. Er war ein komischer Kauz, doch sein unentwegt lächelndes Gesicht verriet mir, dass er das Ganze nicht annähernd so ernst meinte, wie es gerade geklungen hatte. Ich musste grinsen. Typen gab‘s…
Frech grinste er mich von unten an: „Möchtet Ihr mir nicht euren Namen verraten?“
„Oh…“, ich wurde aus meinen Gedanken gerissen, „Wie unhöflich von mir. Mein Name ist Vulpix, vielen Dank für die Beere.“
„Oh Vulpix“, fragte Blanas erstaunt nach, „Na dann hab ich hier was, dass dich bestimmt vom Hocker reissen wird.“
Wieder kramte er in seiner Blättertasche und dieses Mal zog er ein pinkfarbenes Halsband hervor.
„Woher…“, brach es ungläubig aus mir heraus. Dieses Halsband kannte ich nur zugut. Ich trug es immer bei Wettbewerben. Sira hatte es mir damals in Herzhofen gekauft und ich liebte es. Damit haben wir auch unser erstes Band gewonnen.
„Hab ich gefunden. Guck mal da steht sogar dein Name drauf.“, Blanas schwenkte mir damit vor der Schnauze herum.
„Wo?“, knurrte ich ihn an, „Wo haste das gefunden?“
Mein Puls raste auf einmal. Das Adrenalin verteilte sich in meinem noch erschöpfen Körper und gab mir wieder neue Kraft. Das war der erste Hinweis seit drei Tagen. Dieses Pokémon konnte mir vielleicht helfen Sira zu finden. Vielleicht sah ich schon bald meine Trainerin wieder.
„Also kann ich doch mitkommen?“, Blanas strahlte als hätte man ihm gerade fünf Wochen gratis Futter versprochen.
„Zeig mir, wo du das gefunden hast.“, meinte ich wiederwillig, „das heisst aber nicht, dass du mich immer begleiten darfst.“
Trotzig stand ich auf und lief ein paar Schritte in den Wald hinein. Blanas hatte bald aufgeholt und schlenderte mit unglaublich guter Laune neben mir her.
Bald hatten wir die Stelle erreicht an der Blanas mein Halsband gefunden hatte. Ein kleiner Bach plätscherte im Hintergrund und man hörte die Schwalbini kreischen. Der Regen hatte inzwischen aufgehört und überall glitzerten nun die gefallenen Regentropfen in der Sonne. Mitten auf einer Lichtung, die von riesigen Tannen umringt war, hielt Blanas an.
„Hier“, hauchte er mir leise zu, „Ich habe das Halsband bei diesem Schrein gefunden.“ Er deutete auf einen kleinen, steinernen Schrein der aussah als ob er gleich zusammen stürzen würde, wenn man ihn nur schief genug ansah. Die Sonne schien auf den Altar vor dem Schrein und ich sah etwas Kleines darauf liegen. Langsam setzte ich mich in Bewegung, um näher an den Altar heran zu gehen. Plötzlich packte mich Blanas und zog mich zurück.
„Bist du von Sinnen?“, entgeistert starrte er mich an, „Was soll das?“
Ich war verwirrt. Was war denn mit ihm auf einmal los?
„Ich wollte doch bloss…“, fing ich verwirrt an mich zu verteidigen, doch ich wurde unterbrochen.
„Willst du in die Paralleldimension verschwinden?“, vorwurfsvoll blickte er mich mit seinen schwarz glänzenden Augen an.
Jetzt verstand ich gar nichts mehr. Paralleldimension?
„Was soll das denn heissen?“
„Kennst du die Legenden denn nicht? Palkia der Gott der Dimensionen hat hier einen Schrein für sich errichten lassen und noch heute verschwinden Menschen und Pokémon, wenn sie sich dem Schrein nähern. Palkia holt sie als Sklaven in seine Dimension und noch nie ist jemand zurück gekehrt.“
Blanas beugte sich nah zu mir herunter und flüsterte: „Du tust gut daran, dem Ding fern zu bleiben.“
Mir sträubte sich das Fell. Eine Paralleldimension? Sklaven? Ein Gott der über den Raum herrscht? Wurde Sira vielleicht entführt?
Ich schluckte schwer und flüsterte leise, „Zurück kam wirklich niemand…?“
Meine Sicht verschleierte. Ich konnte es nicht aussprechen. Jede Muskel meines Körpers verkrampfte sich. Mein Atem ging nur noch stossweise. Ich zitterte.
„Sira…“, langsam rollte die erste Träne über meine Schnauze, fiel in das hohe Gras und verlor sich darin.
„Süsse, ich weiss es ist…“, Blanas legte mir beruhigend den Arm um die Schultern.
Aber ich dachte nicht daran mich zu beruhigen. Wie konnte dieser Gott sich erlauben mir meine Familie zu entreissen? Was hatte ich ihm getan, was diese Tat rechtfertigte? Nichts! Ich hab ja noch nicht mal gewusst, dass es ihn gibt. Das war so unfair.
Meine ganze Wut über diesen Gott und auch über meine eigene Unfähigkeit Sira zu beschützen sammelte sich in meinem Magen. Ich spürte die Hitze in mir aufsteigen, mein Körper brodelte und ich schmeckte den Rauch auf meiner Zunge. Diesem Gott werde ich es heimzahlen. Der soll sich auf etwas gefasst machen.
Mit Tränen in den Augen sammelte ich meinen ganzen Atem und schleuderte dem steinernen Altar alles entgegen, was ich hatte. Eine riesige Flammensäule schoss aus meinem Mund. Ich spürte die Hitze und das vertraute knistern auf meiner Zunge. Durch den Tränenschleier sah ich, wie der Altar auseinander fiel. Die alten Steine konnten der Hitze nicht standhalten und krachten zu Boden. Einige zerfurchten Steine zerbröselten und der Altar stürzte in sich zusammen.
Als ich wieder klar sehen konnte und meine Sinne sich wieder etwas beruhigt hatten, spürte ich Blanas Hand auf meinem Rücken, wie sie rhythmisch über mein schon völlig zerzaustes Fell streichelte. Ich blickte ungläubig auf den völlig zerstörten Altar. Das Gras um den Steinhaufen war verbrannt. Eine Rauchsäule stieg dunkel und zäh zum Himmel hinauf.
Plötzlich vernahmen meine Ohren ein leises Husten. In der Rauchsäule bewegte sich etwas.
„Da ist jemand!“, Blanas schien seinen Augen kaum zu trauen, „Hat Palkia vielleicht deine Wut und Trauer gespürt?“
Langsam rappelte sich die Gestalt auf und die Silhouette eines Menschen zeichnete sich durch den Rauch hindurch ab. Man konnte erkennen wie die Silhouette versuchte den Russ von ihren Kleidern zu klopfen. Dann kletterte der Mensch vorsichtig von dem Steinhaufen herunter und trat aus der Rauchsäule heraus.
„Musst du immer so übertreiben, Vulpix?“, fragte eine vorwurfsvolle Stimme.
Es war Sira. Sie ist zurück!
[tab=2. Platz]Emerald-Dude
Siho
Siho war ein guter Junge. Das sagte Meister oft. Und Meister hatte immer Recht. Siho war dumm, aber stark. Hatte einen harten Panzer. Viele Stacheln. Wenn Meister ihm befahl anzugreifen, dann griff er auch an. Bis zum Ende. Bis Meister sagte, dass Siho aufhören sollte. Dann hörte Siho auf. Denn Meister hatte immer Recht.
Sie waren gerade durch einen Wald gegangen. Meister war klein und weich. Siho passte auf Meister auf. Die Blätter hatten viele komische Farben angenommen. Blätter auf den Bäumen. Blätter auf dem Boden. Überall bunte Blätter. ''Was schaust du denn so, Rihorn? Gefallen dir die schönen Blätter? Es wird wohl langsam Herbst.'' Herbst. Meister benutzte immer solche komplizierten Wörter. Siho wusste nicht, was sie bedeuteten, aber das war egal. Denn Siho mochte Meister. Ein Windhauch rauschte durch die Bäume. Viele Blätter mit den komischen Farben verloren den Halt an ihren Ästen und wirbelten durch die letzten einfallenden Strahlen der untergehenden Sonne. Meister mochte die Sonne. Er sagte, dass sie so angenehm warm auf der Haut kribbelte. Siho spürte mit seiner Haut gar nichts. Sie war hart und kalt. Aber solange Meister glücklich war, war auch Siho glücklich. Der Wind nahm zu. Meister schien zu frieren. ''Ich denke, wir sollten hier übernachten. Es ist schon spät und ich muss noch das Zelt aufbauen. Du kannst dich ausruhen, Siho.'' Siho legte sich auf den Boden und beobachtete weiterhin das Spiel der Blätter in der kühlen Brise. Siho war müde. Er hatte heute für Meister viele Gegner besiegt. Langsam fielen ihm die Augen zu.
Schreie in der Dunkelheit. Meisters Schreie! Siho schreckte auf. Was war los? Was war los? Alles war so verschwommen. Siho blinzelte. Langsam konnte er Dinge wahrnehmen. Da war Meister! Wieso lag er auf dem Boden? Was war mit seiner Hand passiert? Oh! Da war noch etwas, nicht weit von ihm entfernt. Es hatte auch Stacheln, aber andere als Siho. Sein Gestank war ätzend und irgendwie faulig. Und seine Farbe. Wie Meisters Lieblingsfarbe. Wie nannte er sie? Lila. Genau. Das Ding war lila und es stank und es war zu nah an Meister dran. Dieser bemerkte, dass Siho aufgewacht war und brüllte ihm mit panischer Stimme einen Befehl zu:'' Schnell, Siho! Tackle-Attacke auf das Nidoking!!!'' Ah, Tekkle. Siho war sehr gut in Tekkle. Siho fixierte fest das Gesicht des ''Nidoking'' und rannte mit voller Geschwindigkeit los. Er musste es von Meister fernhalten. Er musste es besiegen.Aber dafür musste Siho noch schneller laufen. Immer schneller lief er. Wieso lief Siho eigentlich gerade? Da sah er es wieder. Meister war in Gefahr! Siho war gerade dabei, Nidoking plattzumachen, da kam etwas in den Rand seines begrenzten Sichtfeldes. Nidoking knallte ihm seinen Schweif mit derartiger Wucht in die Seite, dass Siho umkippte. Wieso war alles verkehrt herum? Wieso bewegte Siho sich nicht weiter? Wo war der Boden? Panisch grölend hörte Siho aber noch etwas. ''Siho! Besiege das Nidoki-'' Knack!! Etwas war zerbrochen. Siho hörte noch ein leises Japsen, dann war Meister stumm. Nidoking schien auf irgendwas herumzukauen, dann stampfte es in die Nacht davon.
Siho wurde panisch. Was war mit Meister? Was war mit Siho? Wieso war die Welt umgekippt?! Verzweifelt zappelte Siho mit seinen kurzen, stämmigen Beinen in der Luft herum. Nichts tat sich.Nach ein Paar Stunden wurde er müde und brach vor Erschöpfung zusammen.
Als er wieder zu sich kam, taten ihm die Beine weh. Wieso taten sie das? Siho konnte sich nicht erinnern. Verschlafen öffnete Siho die Augen. Hä? Die Welt war verkehrt herum! Plötzlich zuckten doch noch einige wenige Erinnerungen an den Vorabend in Siho auf. Meister! Diesmal konnte Siho mit einer Seite den Boden berühren. er trat lange mit voller Kraft dagegen, dass die Erde nur so unter ihm wegspritzte. Irgendwann kam er auch noch mit seinen restlichen zwei Beinen aus dem Boden auf. Als er schließlich wieder aufrecht stand, sah er sich um. Blätter. Überall lagen bunte Blätter. Da lag noch etwas auf den Blättern. Etwas komisch verdrehtes. Meister! Siho rannte zu ihm. Irgendwas war mit seiner Hand und seinem Hals. Ah! Sie waren in einer anderen Position als sonst! Meisters Augen waren irgendwie leer. Schlief er? Was sollte Siho nur tun? So sanft wie es nur konnte, stupste das Rihorn seinen Trainer an. Keine Reaktion. Noch ein Mal, ein wenig heftiger. Wieso rührte er sich nicht? Er konnte nicht so fest schlafen! Nach mehreren Versuchen gab Siho das Stupsen auf (der Körper seines Meisters war nun noch zerschundener als vorher, falls das überhaupt möglich war). Natürlich! Meister musste sauer auf Siho sein! Deshalb redete er nicht mehr mit ihm! Aber wieso? Was hatte er falsch gemacht? Da fiel es ihm wieder ein und diese Worte würde er auch nicht mehr vergessen, so lange er lebte: Siho! Besiege das Nidoki!! Das musste es sein! Besiege das Nidoki! Das Nidoki. Natürlich! Mit neugewonnener Kraft rannte Siho in den Wald hinein. Das lila Nidoki würde er besiegen, dann wäre Meister wieder froh! Nidoki war gemein zu Meister gewesen, also musste Siho gemein zu Nidoki sein! Durch das Laub führte eine Spur. Dorthin musste Nidoki letzte Nacht davongelaufen sein. Nachdem er der Spur eine Weile lang nachgelaufen war, kam er zu einer Lichtung. Überall verstreut lagen blasse Steine mit zwei runden Löchern und Zähnen. Steine mit Zähnen? Siho wusste nicht, was für komische Steine das waren, aber er hatte auch keine Zeit mehr, weiter darüber nachzudenken. In der Mitte der Lichtung lag gerade das stinkende lila Nidoki und kaute auf einem Stück Fleisch herum. Siho wusste, was zu tun war. Besiege das Nidoki! Du musst das Nidoki besiegen!! Also rannte Siho los. Nidoki war so sehr mit seinem Fressen beschäftigt, dass er den auf ihn zu kommenden, lebend gewordenen Panzer viel zu spät bemerkte. Ein Fuss traft das Nidoki am hart am Kopf, ein weiterer seinen Brustkorb. Nidoki stieß einen markerschütternden Schrei, eine Symphonie aus Schmerz, Wut und Überraschung, aus. Siho konnte aber nicht abbremsen und rannte noch in den nächsten Baum hinein, wo sein Ansturm ein abruptes Ende fand. Der Baum war von Sihos Kopf in der Mitte geteilt worden, und der einzige Grund,weshalb der obere Teil nicht abstürzte, war dass Sihos Kopf jetzt dort feststeckte und als Befestigungsschraube fungierte. Während das Nidoki versuchte sich aufzurichten, ohne seine zerschmetterten Körperteile zu belasten, zog und zerrte Siho am Baum, um seinen Kopf frei zu bekommen. Mit einem dröhnenden Heulen richtete Nidoki sich auf, und begann in Sihos Richtung zu wanken. Letzterer schaffte es endlich, seinen Kopf aus der selbstgemachten Falle zu ziehen, wodurch die obere Hälfte des Baumes das Gleichgewicht verlor und umkippte. Nidoki, jetzt nur noch einen knappen Meter von Siho entfernt, wurde zusammen mit dem Panzertier von der Baumkrone begraben. Siho war verwirrt. War ihm der Himmel auf den Kopf gefallen? Es war schon wieder dunkel. Da vernahm er den fauligen Gestank von Nidoki. Es röchelte leise irgendwo in der Dunkelheit. Bald wurde das Röcheln immer seltener, bis es schließlich ganz aufhörte. Siho war mit sich selbst mehr als zufrieden. Er hatte das Nidoki besiegt! Meister musste jetzt wieder mit ihm reden! Mit einer unvorstellbaren Kraft, wie sie nur von Verrückten und Pokemon aufgebracht werden kann, stemmte Siho sich wieder auf die Beine. Durch diesen Prozess rollte der Baum von seinem Rücken ab, und die verbliebenen Blätter wirbelten durch die Luft. Die Blätter. Was für eine komische Farbe sie doch hatten. Siho folgte ihrem Tanz in der Luft und ihrer Landung auf dem Boden mit seinem Blick. Eines der Blätter beendete seinen Flug auf einem leblosen lila Haufen. Nidoki! Siho hatte es besiegt! Er betrachtete es genauer. Seine Augen waren leer. Sein Hals stand in einem komischen Winkel ab. Es sah verdreht aus. Siho hatte es eindeutig besiegt! Er drehte sich um und stapfte zurück zu Meister. Wie der sich freuen würde!
Dort angekommen trappelte er vorsichtig zum leblosen Körper hin. Ein Stupsen. Keine Reaktion. Meisters Hals war verdreht. Genau wie der von Nidoki!! War Meister etwa...? Nein! Unmöglich! Siho hatte zwar schon jede Menge ''besiegte'' Pokemon gesehen, aber Menschen? Noch nie. Völlig unmöglich. Er war nur müde. Ganz bestimmt. Sihos Glieder wurden ihm langsam schwer. Er wollte auch schlafen. Siho kauerte sich neben seinem Trainer nieder und schlief ein. Er konnte warten. Er würde warten. Er wartete noch, als die ersten Schneeflocken vom Himmel fielen und langsam das Land einhüllten. Dann war auch Siho besiegt. Er war gestorben, wie er gelebt hatte: Als guter Junge.
Vivien
Kleiner, süßer Wirbel
Geschwind jagte Pikachu auf allen Vieren den Flur entlang, mit den Augen das Gewusel zwischen den Beinen der Menschenmassen absuchend, die sich im neuen Kaufhaus tummelten. Dabei schreckte er bei jedem kleinsten Anzeichen etwas rosafarbenen innerlich auf und untersuchte die Stelle genauer, nur um festzustellen dass es sich um eine Einkaufstüte oder Turnschuhe handelte, nie aber um das gesuchte Pokémon.
Doch die Elektromaus war niemals jemand gewesen, der schnell aufgab. Er wich überraschten Trainern und mit Kleidung und Accessoires überfüllten, bunten Einkaufstaschen aus und lugte dabei in so viele verschiedene Geschäfte wie möglich. Nur um seine Freundin zu finden, welche irgendwo in dem imposanten Gebäude herumstreunte. Pikachu wollte sich gar nicht ausmalen, was da alles passieren könnte, chaotisch und verspielt wie die Kleine war. An Maikes Stelle würde er sie wohl auch nicht immer im Zaun halten können, also machte er der Trainerin keine Vorwürfe, dass Eneco schon wieder ausgebüxt war.
Reflexartig zuckten Pikachus Ohren, als ein gedämpfter Schrei und ein Knall über das allgemeine Getöse hinweg an sein Trommelfell gelangten. Auch die umstehenden Bummler reckten neugierig die Köpfe. Schnell flitzte er weiter in die Richtung, aus der die Geräusche gekommen waren. Die feinen Härchen im Nacken aufgestellt und jedes Sinnesorgan auf die quietschenden Schreie fixiert, war der Ursprungsort der Anomalitäten schnell ausfindig gemacht. Pikachu zwängte sich zwischen den Schaulustigen Pokémontrainern durch, die den Eingang des Geschäfts versperrten und betrat den Spielzeugladen mit bösen Vorahnungen. Jetzt, wo er näher dran war, glaubte er sogar, dass ihm die Stimme der oder des schreienden bekannt vorkam.
Gehetzt lief Pikachu über den rauen Teppichboden des Geschäfts und zwischen den mit Plüschtieren und Puppen in allen Größen vollgestopften Regalen vorbei. Hie und da lagen Miniatur-Spielzeugautos oder kleinere Süßigkeiten achtlos auf dem Boden verstreut und erhöhten seine Besorgnis. Da war irgendetwas faul…
Überrascht blieb Pikachu stehen, nachdem er im vollen Tempo um die Ecke gerast war. Vor ihm versuchten zwei weibliche Verkäuferinnen in Uniformen, einen quietschenden, pinken Fellball zu fangen, der durch den Laden hüpfte wie ein wildgewordener Flummi und dabei beständig Spielzeug aus den Regalen warf. Eine der Verkäuferinnen kreischte, als der Flummi sie nur um Zentimeter verfehlte, woraufhin der Ball den alarmierenden, hohen Schrei vernehmen ließ.
„Huuuiii~! Das macht Spaaaaß~!“, trällerte der Plüschball und beim genaueren Hinsehen konnte Pikachu auch erkennen, um wen es sich bei der Kuriosität handelte.
Der hüpfende Plüschball war niemand anderes als Maikes gesuchtes Eneco, welche sich an einem übergroßen, rosafarbenen Flummi festgekrallt hatte und nun wilden Radau veranstaltete. Das zartrosa Fell des Katzenpokémon glänzte schweißnass im Licht der vielen Lampen, die von der kahlen Ladendecke hinabhingen.
„Eneco! Komm da bitte runter!“, rief Pikachu besorgt und lenkte somit die Aufmerksamkeit der Anwesenden auf sich. Würde dies so weitergehen, würde die Situation wohl nicht nur mit einigen Scherben, sondern weitaus schlimmer enden.
„Aber es macht doch so Spa-‘‘ Der Rest des Satzes wurde durch einen gigantischen Ursaring-plüschi erstickt, in dessen gelben Kreis Eneco achtlos hineingesprungen war und nun unter ihm begraben wurde.
„Eneco!“, rief Pikachu aus und rannte sofort zu dem großen Haufen braunen Stoffs, unter dem Eneco sich mühsam aufrappelte und beim Anblick der Schnauze des Plüschtiers wieder aufkreischte:
„Iiii! Hilfe, ein Ursaring, es wird Eneco angreifen!“ Damit befreite sie sich und düste weiter panisch kreischend aus dem Laden, dicht gefolgt von Pikachu, der mehr als entschlossen war, sie nicht wieder aus den Augen zu verlieren.
Wenige Minuten später war Eneco eingeholt und soweit beruhigt, dass sie nun, auf der Suche nach deren Trainern, munter hinter Pikachu her trottete. Denn Pikachu hatte in seinem heldenhaften Eifer, das vermisste Katzenpokémon wiederzufinden, leider seine zugehörige Trainergruppe verloren, welche sicher ebenfalls nach ihnen suchte.
„Hey, das riecht gut!“, trällerte Eneco und schnupperte mehrmals. Auch Pikachu war der süßliche Geruch aufgefallen, er schenkte ihm aber nicht weiter Beachtung sondern hielt weiter nach ihren Besitzern Ausschau.
„Pikachu! Riech doch mal! Eneco will wissen was das ist!“, zwitscherte sie und stupste ihren gelben Partner mehrmals in die Seite. Als dieser jedoch kein Interesse an der süßlichen Verführung zeigte, wurde die Kleine ungeduldig.
„Eneco geht jetzt nachschauen und Pikachu kommt mit! Mitkommen, mitkommen!“ rief sie, drehte sich auf den Hinterpfoten um und düste in Richtung süßlichem Wunderland. Pikachu blieb nichts anderes übrig, als ihr zu folgen.
Glücklicherweise war dies, trotz der vielen shoppenden Menschen und Pokémon, kein allzu großes Problem. Pikachu brauchte nur dem leckeren Geruch zu folgen und stieß bald auf einen kleinen Stand, den ein auffälliges Schild als Crêpe Bude entlarvte. Eneco verputzte gerade dem überraschten Crêpe Verkäufer seine Ware unter der Nase weg.
„Eneco, du kannst doch nicht einfach anderer Leute Essen stehlen! Das gehört sich nicht!“ Pikachu sprang auf die schmale Theke und versuchte seine schlemmende Freundin von ihrem Schlaraffenland zu trennen.
Die daraus resultierende kleine Rangelei zwischen den beiden, wirkte sich vor allem negativ für den Verkäufer, einen mittelgroßen Mann mittleren Alters und mittlerem Bauchumfang, aus, da die Pokémon unbewusst den kleinen Stand verwüsteten. Zucker verstreute sich auf dem Boden, Teig spritzte auf potenzielle, vorbeikommende Kunden und Marmelade flog in auf den handlungsunfähigen Verkäufer.
„Hey ihr Knirpse, was sollte das!?“, bellte eine tiefe Stimme, die Katz und Maus zusammenschrecken ließ. Neben dem Stand hatte sich ein großes, schwarzes, hundeähnliches Pokémon mit langen Fangzähnen und Krallen aufgebaut und versetzte den kleineren Pokémon einen tödlichen Blick.
Vom Kopf des Hundemons triefte der Crêpe Teig, was bei Pikachu wohl ein leichtes Grinsen entfacht hätte, da es ziemlich ulkig ausschaute. Zur gegebenen Situation war ihm allerdings überhaupt nicht nach Lachen zu Mute, und er konnte sich langsam auch denken, was jetzt folgen würde.
„Ah! Hilfe! Eneco hat Angst! Böses Hundemon will Eneco fressen!“, quietschte Eneco, sprang panisch und mit Puderzucker an den Pfoten von der Theke und sprintete auf und davon, irgendwo in die Menschenmenge. Der Trainer des zornigen Hundemons beobachtete entsetzt, wie sein Partner dem kleinen Katzenpokémon folgte und dabei knurrte wie der Magen eines Relaxo. Und dem besorgten Pikachu blieb mal wieder nichts anderes übrig als den beiden hinterher zu spurten und dabei immer wieder Enecos Namen zu wiederholen.
Eneco lief weiter um Hilfe schreiend durch das gigantische Kaufhaus, Hundemon dicht auf den Fersen. Trainer und Pokémon wurden achtlos zur Seite geschubst und gerempelt, auch über kleinere Sitzbänke wurde bei der Verfolgungsjagd gesprungen. Eneco entdeckte ihre Rettung im letzten Moment bevor der Unlichthund sie erreichte. Sie schlug einen Hacken, hetzte auf die Rolltreppe zu und sprang die Stufen aufwärts, schien aber nicht sonderlich gut voranzukommen, obwohl sie ihre kurzen Beinchen schneller bewegte denn je.
„Ich hack dich zu Brei, du frecher Knirps!“, knurrte Hundemon siegessicher hinter dem verängstigten Kätzchen. Aus dem Augenwinkel konnte Eneco ausmachen, wie er am Fuße der Treppe stehend, sein Maul leicht öffnete und kleinere Flämmchen sich darin bildeten, die in rasender Geschwindigkeit an Größe zunahmen und –
Hundemons Flammen verpufften im nichts als es vor Schmerz aufjaulend gegen das Treppengelände krachte. Kleinere gelbe Funken tanzten über sein Fell und ließen es glitzern, während es sich mit schmerzverzehrter Miene aufrappelte, dem hinter ihm aufgetauchten Pikachu einen respektvollen Blick zuwarf und in der Menge verschwand.
Die kleinen Funken umkreisten Pikachus Wangen auch noch nach der Donnerblitzattacke eine Weile. Er hatte eigentlich nicht angreifen wollen, aber in Enecos verzwickter Lage hatte er sich ein Herz gefasst und eingegriffen, bevor noch schlimmeres passieren konnte.
„Pikachu hat böses Hundemon besiegt! Pikachu ist der Größte!“, posaunte Eneco aus Leibeskräften, während sie zu ihrem Retter hüpfte, ihm einen kleinen Kuss auf die Wange spendierte und sich dann an ihn schmiegte.
„Ach, kein Problem. Aber lauf bloß nicht noch einmal weg.“, meinte er, peinlich berührt und blickte zu seiner kleinen Freundin. Diese rollte sich neben ihm zusammen und murmelte noch etwas in Richtung „Dankanya…“ bevor sie schließlich ruhig einschlief. Auch Pikachu war mittlerweile mehr als erschöpft von dem ganzen Laufen und hatte sich seine Verschnaufpause rechtlich verdient, musste aber immer noch Ash und die Anderen finden.
„Pikachu! Eneco! Da seid ihr ja!“, ertönte eine ihm wohlbekannte Stimme hinter Pikachu, den sogleich eine Welle der Erleichterung überkam. Dann war der Tag ja doch noch gerettet.
[tab=4. Platz]Paya
Die Welt der Wilden
Panferno war aufgeregt auf das, was sie wohl erwarten würde. Er war froh, endlich aus dieser Pension heraus zu sein, in die sein Trainer ihn zusammen mit seinen anderen Teampartnern vor einigen Wochen verfrachtet hatte. Er hatte wohl nicht gewollt, dass seine geliebten Pokémon die Zeit, die er in der Einall Region verbrachte, in ihren Pokebällen warten mussten. Doch die eigentlich gut gemeinte Geste war vor allem von dem störrischen Snibunna nicht gut aufgenommen worden. Eines Nachts hatte er einfach heimlich verschwinden wollen, doch war von Luxtra, dem Part mit dem wohl größten Gewissen der ganzen Truppe, aufgehalten worden. Luxtra hatte die ganze Truppe, bestehend aus Panferno, dem kampflustigen Knakrack, dem ruhigen Bojelin und dem einzigen Weibchen, einem Folipurba, zusammen getrommelt, um Snibunna zur Vernunft zu bringen. Doch es war anders gelaufen, als das Elektropokémon es geplant hatte. Snibunna hatte die gelangweilten Pokémon überreden können, die Pension heimlich zu verlassen und auf Abenteuerreise zu gehen. Das Unlichtpokémon führte seine Teammitglieder nun schon seid Tagen durch die ganze Region, bis sie vor eine große Felswand standen.
„Na super, eine Sackgasse!“, grummelte Knakrack genervt.
Doch Snibunna beachtete ich gar nicht und ging zielsicher auf einen großen Felsen zu.
„ Schafft den mal jemand zur Seite?“ fragte er und sah Knackrack vielsagend an.
„Sprich nicht so mit mir, Kleiner!“ fauchte das Drachenpokémon, benutzte jedoch dennoch seine Stärke, um den Weg frei zu machen.
Hinter dem Felsen eröffnete sich langsam der Eingang einer Höhle.
„Das wird sicher super spannend!“ lachte Folipurba, aufgeregt wie immer und huschte bereits auf den Eingang zu, als sich Snibunna in ihren Weg stellte.
„Bevor wir hinein gehen muss ich euch noch etwas sagen.“, er sah in die Augen jedes Einzelnen seiner Teamkameraden. „ Niemand von euch darf auch nur erwähnen, dass wir einen Trainer haben, verstanden?“
Sie nickten, wenn auch etwas zögerlich.
„Mir schwant nichts Gutes.“ flüsterte Luxtra an sich selbst gerichtet, als sie die Höhle betraten und von der Dunkelheit verschluckt wurden.
Während die Sechs einem langen, schmalen Gang folgten begann Knakrack, wie so oft, Panferno zu ärgern.
„Ich wette du schaffst es nicht, Panferno.“, sagte er grinsend. „Du bist ein Trainerkind.“
„Ich war mal genauso wild, wie ihr alle!“ knurrte Panferno zurück.
„Aber, Panferno.“, mischte sich Bojelin ein. „Hast du nicht mal gesagt, du wärest schon in Obhut dieses Professors aus dem Ei geschlüpft?“
Während Knakrack zu glucksen begann und sich die Wangen des Feuerpokémon so rot färbten, wie die Flammen auf seinem Kopf, weitete sich der Gang.
Schließlich tat sich vor ihnen ein riesiger Raum voller Pokémon auf.
Zahllose Illumise und Volbeat schwirrten an der Decke entlang und erzeugten ein schummrige, farbiges Licht. Auf einer Anhöhung, tanzten verschiedenste Pokémon, und bewegten sich lassiv zu der dröhnenden Musik, die wiederum von Pokémon erzeugt wurde. Einige Toxiquak quackten mit aufgeblähten Wangen, während Skorgros mit den großen Scheren klapperten und Yanmegas und ein kräftiges Magnezone mit abgeschwächten Ultraschallen dafür sorgten, dass eine Art Melodie entstand.
Ein Frosdedje erschien aus dem Nichts auf der Bühne und begann mit dunkler Stimme ein hypnotisches Lied zu singen.
„Willkommen in der „Welt der Wilden“.“, sagte Snibunna und klang dabei so begeistert, wie schon lange nicht mehr „ Oh Gott, habe ich das vermisst!“
Mit diesen Worten verschwand er in der Menge.
„Wir sollten hier schnellstmöglich verschwinden.“, sagte Luxtra besorgt.
„ Ach, komm schon! Hier ist es absolut spitze und aufregend!“ lachte Folipurba und rannte auf die Bühne zu.
„Nein, Folipurba, warte!“ brüllte Luxtra ihr hinterher und folgte dem Weibchen mit weiten Schritten.
Bojelin sah etwas hilflos zwischen Panferno und Knakrack hin und her.
„ Wenn wir schon mal hier sind…“ sagte er zögerlich.
Die anderen beiden nickten lächelnd- Aufgeregt stürzten sich die Drei in die Menge.
„Hey, schaut mal!“, Bojelin zeigte auf eine große Ansammlung an Pokémon, die einen großen Kreis gebildet hatten. „Was ist da los?“
In der Mitte des Kreises standen zwei äußerst kräftige Kampfpokémon: Ein Machomei, das mit seinen Muskeln spielte und ein Galgladia, das stolz auf die anderen Anwesenden herabblickte.
„Wer traut sich, uns herauszufordern?“, brüllte das Machomei kampfeslustig. „Wer uns besiegt, erhält diesen Fokusgurt als Preis.“
Panferno und Knakrack wendeten gleichzeitig die Köpfe dem jeweils anderen zu und grinsten sich an.
„Mir juckt es schon in den Fingern!“ brüllte Panferno und sprang regelrecht in den Kreis.
Knakrack folgte ihm und schnaubte, während er das Galgladia mit seinem Blick fixierte.
Der Kampf entbrannte augenblicklich. Das Machmomei stürmte überraschend schnell auf Panferno zu und holte zu einem mächtigen Megahieb aus. Doch Panferno sprang blitzschnell in die Luft und schlug mit einem Feuerfeger zurück, der seinen Gegner tief in den Boden rammte.
Das Galgladia erkannte die Gefahr, die von Panferno ausging, der immer wieder mit Tempohieb auf seinen Partner einschlug. Es machte sich bereit, eine Psychokinese einzusetzen, als Knakrack plötzlich aus dem Boden schoß.
„Ich bin dein Gegner!“ brüllte er und schlug mit einer Drachenklaue zu.
Es war ein glatter Volltreffer. Das vollkommen überrumpelte Galgladia hatte nicht den Hauch einer Chance, sich zu verteidigen und sackte auf dem Boden zusammen.
Panferno sprang neben seinen Teampartner und sah, fast enttäuscht, auf ihre besiegten Gegner hinab, während ein tosender Jubel in der Menge ausbrach.
„Sieht so aus, als könnten wilde Pokémon uns trainierten doch nichts entgegensetzen, was mein Freund?“
Panferno bemerkte seinen Fehler zu spät. Ein Raunen ging durch die Menge und stieg mehr und mehr zu einem Knurren an. Bojelin reagierte zuerst und schoß mit einem blitzschnellen Wassertempo auf die wilden Pokémon zu, die so gezwungen wurden, den Weg frei zu machen. Knakrack und Panferno nutzten ihre Chance und rannten aus dem Kreis heraus.
„Wir müssen sofort von hier verschwinden!“, brüllte das Feuerpokémon. „Wo sind die anderen?“
Gleichzeitig warfen die drei einen Blick auf die Bühne, auf der Folipurba inzwischen zusammen mit Luxtra tanzte und mit wunderschöner Stimme sang. Knakrack brüllte Luxtras und Folipurbas Namen. Alarmiert sahen die beiden auf und erkannten sofort, wie ernst die Situation war. Luxtra setzte einen mächtigen Donner ein. Folipurba unterstützte ihn mit Strauchler. Dann sprangen die beiden von der Bühne und hetzten zu ihren Freunden.
„Was habt ihr angestellt?“ rief Luxtra gegen den Lärm der wütenden Pokémon an, die sie verfolgten.
„Wir?!“, fragte Knakrack aufgebracht. „ Panferno ist das Problem. Er ist ein Idiot, der seinen Mund einfach nicht halten kann.“
„ Du übertreibst maßlos!“ wehrte sich Panferno.
„ Könnt ihr das vielleicht später ausdiskutieren?“ brüllte Folipurba. „Wir bekommen da vorne nämlich ein Problem!“
Eine Gruppe Piondragi blockierte den Ausgang und wackelte drohend mit ihren giftigen Ruten.
In diesem Augenblick zerriss ein äußerst starker Nachthieb die Luft und ließ die Piondragi erstarren. Snibunna sprang aus dem Schatten hervor und winkte die anderen zu sich.
„Beeilt euch! Wir können es nicht mit allen aufnehmen!“
Sie stürzten in der Gang und aus der Höhle heraus, doch die riesige Menge wilder, aufgebrachter Pokémon ließ nicht von ihnen ab.
Folipurba sah sich suchend um und hielt die Nase in den Wind.
„Folgt mir!“, rief sie. „Ich weiß, was wir tun können!“
Sie folgte dem Geruch, der ihr in die Nase gestiegen war und machte eine scharfe Biegung nach Links. Die Sechs rannten in einen Wald, bis Folipurba plötzlich abrupt stehen blieb und laut schrie.
Ein großer Schwarm Staraptor flog, angelockt von dem Lärm, aus ihren Nestern. Sie waren bereit für einen Kampf.
„Gebt mir Rückendeckung, Jungs!“ brüllte Folipurba und setzte Anziehung ein.
Augenblicklich landeten die männlichen Staraptor vor ihr auf dem Boden, vollkommen verzaubert von ihrem Charme. Während ihre Teamkameraden die anderen Pokémon in Schach hielten, bat sie die Verliebten um Hilfe. Sie hörten sofort auf sie und griffen mit ihren mächtigen Krallen nach Folipurba und den anderen Fünf und zogen sie in die Lüfte. Die wenigen Flugpokémon, die ihnen folgen konnten, hatten keine Chance gegen Luxtras mächtige Elektroattacken. Nur langsam wurde ihnen allen klar, wie knapp ihnen die Flucht gelungen war.
Folipurba wartete, bis sie nur noch einige hundert Meter von der Pension entfernt waren, an der der Ausflug der sechs Freunde begonnen hatte, bevor sie sie aus ihrem Bann entließ.
„Oh man, war das knapp!“ keuchte Panferno.
„Ja!“, brüllte Knakrack wütend. „ Das hätte ganz schön ins Auge gehen können! Du Idiot!“
Bevor sie wieder anfangen konnten, sich zu streiten, trat Luxtra zwischen sie.
„Ich hoffe, ihr hattet jetzt alle genug Spannung!“
Die anderen nickten, leicht beschämt, nur Snibunna sah desinteressiert zur Seite.
„Meint ihr nicht, wir sollten langsam zurückgehen?“, fragte er. „ Ich hatte genug Spaß und wäre jetzt ehrlich gesagt, gerne wieder in meinem Bett in dieser stinklangweiligen Pension.“
Die anderen fünf sahen ihn erstaunt an. Sie hätten niemals erwartet, so etwas gerade von ihm zu hören.
Währenddessen langweilte sich ein mächtiges Admurai, irgendwo in einer kleinen Pension in Einall. Ihr Trainer hatte sie vor wenigen Tagen verlassen, um zurück zur Region zu reisen und seine anderen Pokémon zu besuchen.
Die Stimme seines Freundes, eines starken Trikephalo, weckte ihn aus seinen Gedanken.
„Hey, Admurai.“
„Was ist denn?“
„Ich langweile mich. Verschwinden wir von hier?"
[tab=5. Platz]Buxi3
Mit samtenen Pfoten auf krummen Pfaden
„Ihr passt hier schön auf! Besonders auf die Rucksäcke!“ Schon war der Trainer verschwunden. Seine zurückgelassenen Pokémon standen etwas verdattert auf der grünen Wiese, wo die Rucksäcke standen. Kämpfen konnten sie, aber auf etwas aufpassen? Sie waren alle kleine, unerfahrene Pokémon. Es war kein entwickeltes Pokémon dabei, auch keiner, der einen solchen Job schon einmal ausführen musste. Sie sahen sich fragend an, Pikachu, Natu und Fiffyen. Jedoch wusste keiner, was genau sie tun müssten. Sie setzten sich nebeneinander zu den Rucksäcken, schauten sich die farbigen Blumen an, auf denen hin und wieder ein Smettbo landete, um sich einen Schluck Nektar zu ergattern, sie betrachteten den nahen Fluss, welcher ruhig vor sich hin floss, aus dem immer wieder ein Karpador sprang. Nach einer Weile war ihnen schlicht langweilig. Eine Konversation zu beginnen, war schlicht sinnlos, da keiner Lust darauf hatte. Die nahe Strasse störte die eigentlich idyllische Anhöhe, wo drei Pokémon bei ein paar Rucksäcken sassen und auf die Rückkehr ihres Trainers warteten, der sich ins Getümmel der Grossstadt gestürzt hatte.
Plötzlich, hinter ihnen raschelte ein Busch und ein bildhübsches Felilou stand vor den Dreien. Pikachu, der sich auf den ersten Blick verliebt hatte, stand einfach nur stocksteif da und starrte das Kätzchen an. Natu und Fiffyen hingegen stürmten sofort hin. „Ich habe sie zuerst gesehen!“ Fiffyen schubste den Vogel weg. „He, was soll das denn?“, regte sich Natu auf, „Du bist ja nur eifersüchtig, weil sie eher auf hübsche Vögel als auf hässliche Kleinwölfe wie dich abfährt!“ Fiffyen knurrte Natu an. „Ja, genau! Katzen haben alle hübschen Vögel zum Fressen gern. Mich hingegen können sie nicht essen. Hey Süsse“, Fiffyen wandte sich an das Felilou, „heute Abend schon ‘was vor? Wir könnten…“ Doch sein Satz wurde von einigen Schnabelhieben des anderen Verehrers sofort unterbunden. Pikachu war unterdessen umgekippt und lag geifernd neben den Rucksäcken im Gras, seine Augen vor Bewunderung ganz glänzend.
„Och, streitet euch doch nicht wegen meiner Wenigkeit. Ich kann doch mit euch beiden etwas machen, nicht?“, schaltete sich das Felilou nun ein. „Klar könntest du das, aber“, der Wolf zeigte auf Natu, „dieser psychopatische Vogel hier ist eher störend.“ Natu, der sich selbst natürlich überhaupt nicht für psychopatisch hielt, plusterte sich auf und sprach: „Ich bin Natu, grosser Psychologe, einfühlsamer Mitstreiter und der ideale Partner fürs Leben jedes Felilous. Dieser heruntergekommene Strassenköter ist nur ein kleiner Macho, der jede Biene aufreisst, die seinen Weg kreuzt. Er wird dich nach drei Tagen fallen lassen. Papageien hingegen führen Beziehungen bis ans Lebensende, werden nie untreu und freuen sich über jeden Nachwuchs.“ In der Ferne zogen langsam Gewitterwolken auf. Ein heftiger Windstoss fuhr über die kleine Anhöhe, wo Natu stand. Fiffyen, der das süsse Kätzchen für sich allein haben wollte, nahm seine majestätischste Haltung ein und hielt seinerseits eine Rede: „Höre nicht auf ihn, meine Süsse, er gibt nur an. Ich bin kein heruntergekommener Strassenköter, ich bin ein prächtiger Wolf und dazu noch ein vortrefflicher Rudelführer, ich würde die Kontrolle über unseren Nachwuchs nicht verlieren und im Übrigen ist dieser Vogel hier voller verdorbener Gedanken. Sobald er mit dir alleine wäre, würde er dich mit seinen gefährlichen Psychokräften hypnotisieren und dich zu seinem Sklaven machen und was weiss ich noch mit dir anstellen. Ich hingegen bin ein ehrbarer und ehrlicher Wolf!“ Felilou hörte sich beide Lobeshymnen auf die eigene Person ihrer beiden Verehrer ungerührt an. Erst jetzt regte sie sich. Ein Klimpern mit ihren langen Wimpern verschlug gerade beiden die Sprache. „Ach, was seid ihr für süsse, kleine Typen. Ihr könnt doch beide… Oh, waren das eure Rucksäcke, die neben diesem gelben Ding lagen? Die sind weg.“
Tatsächlich. Die Rucksäcke waren verschwunden. „Pikachu! Kannst du denn nicht aufpassen? Das war ganz wichtig für unseren Trainer“, schrie Fiffyen die sich aufsetzende Elektromaus an. „Kannst denn du aufpassen? Nein, auch nicht wirklich! Als diese heisse Katzendame kam, musst du sofort gehen und sie anmachen. Ist das besser? Nein, oder?“, gab Pikachu wütend zurück. „Und du Natu? Auch du kannst deinem sexuellen Trieb nicht wiederstehen und auf die Rucksäcke des Trainers aufpassen. Unfähig seid ihr alle!“ Natu blickte Pikachu empört an. „Wer lag da im Gras, mit Schaum im Mund, weil er bezirzen liess? Du und niemand anders!“ Pikachu, welcher sich mittlerweile aufgerichtet hatte, überlegte und sagte schliesslich: „Eigentlich sitzen wir alle im selben Boot. Wir müssen die Rucksäcke wiederfinden und wenn ich mich recht besinne, haben wir alle nicht mitbekommen, wer sie gestohlen hat. Und das, weil dieses Weib hier aufgetaucht ist!“ Pikachu zeigte auf Felilou, „Darum vermute ich, dass sie mit dem Dieb unter einer Decke steckt.“ - „Was fällt dir ein, mich als Diebin zu beschuldigen? Ich doch nicht!“, schrie die Katze empört auf. „Die Diebe sind extrem raffiniert vorgegangen, mit diesem Ablenkungsmanöver“, argumentierte Pikachu weiter. „Aber wenn du und dieser dämliche Vogel richtig aufgepasst hätten, wäre alles das nicht passiert!“, meinte Fiffyen giftig. „Nein, es ist alles deine Schuld, du hättest“, begann Natu, doch er wurde von Pikachu unterbrochen. „Die Rucksäcke sind weg. Wir müssen den Dieb suchen. Teilen wir uns auf. Ich behalte Felilou bei mir, damit sie nicht abhaut“, befahl Pikachu. „Du willst sie doch nur nahe bei dir haben, du Egoist!“, rief der kleine Wolf trotzig, „Felilou, du… Felilou? Sie ist weg!“ Auch Pikachu und Natu bemerkten nun, dass sich die hinterlistige Katze aus dem Staub gemacht hat. „Mit samtenen Pfoten auf krummen Pfaden“, sagte die Elektromaus kopfschüttelnd, „kommt, wir teilen uns auf beim Suchen.“ Der Wind hat unterdessen noch zugelegt und auch erste Tropfen kündigten das baldige Unwetter an. Die grauen Wolken waren schon weit vorgerückt, die höchsten Gewittertürme hatten die Anhöhe aber noch nicht erreicht.
Die drei Pokémon gingen in entgegengesetzten Richtungen auseinander, um das Felilou und die anderen Diebe zu finden. Plötzlich erklang vom Fluss her die Stimme der Katzendame: „Jungs kommt her! Ich habe hier etwas, das euch interessieren könnte!“ Sofort eilten Pikachu, Natu und Fiffyen zum Strom hinunter. „Achtung, das könnte auch eine Falle der Diebe sein, wir müssen zuerst Felilou ausschalten“, meinte Pikachu. Als Felilou merkte, dass sie angegriffen wurde, rief sie: „Aber Jungs, jetzt hört doch…“
Sie wurde von einem Blitz Pikachus getroffen und kippte um. „Ich wollte nur sagen, dass dort eure Rucksäcke liegen, vom starken Wind heruntergeblasen“ presste die Katze noch aus sich heraus, bevor sie entgültig das Bewusstsein verlor.[/tabmenu]