Attack on Titan ist der Wahnsinn. Ich mochte schon Staffel 1 damals sehr aber so richtig stark fand ich den Anime dann so ab der dritten Staffel. Ich werde nie die Wartezeiten auf die die Final Season vergessen und der Anime hat es immer wieder geschafft mich zum Nachdenken zu bringen und ich war oft am Überlegen wie der Anime enden könnte. Ich war bzw. bin total emotional investiert in diesen Anime seit einiger Zeit. Das liegt an so vielen Sachen.
1. Das Setting/die Story
Attack on Titan ist in meinen Augen primär eine (Anti-)Kriegsgeschichte. Es geht um Konflikte, Verluste, Angst, Wut und das alles in einer grausamen und teilweise schockierend ,,realistischen'' Welt. Es gibt jedenfalls sehr viele Parallelen zur echten Welt, was grade nochmal beim Ende stark hervorgehoben wird. Dadurch, dass es bei der Serie um Krieg geht, fand ich die Inszenierung grade als Anime hervorragend. Wenn man das als Live Action-Film drehen müsste, würde das sicherlich einige der Schauspieler verstören. Es gibt so viele Szenen, die wirklich hart an der Grenze sind und die extrem unangenehm anzuschauen sind (besonders das Rumbling gegen Ende). Es ist harter Tobak und einer der Gründe, wieso ich die Story immer sehr spannend fand. Eine Story ist aber nur so gut wie ihre...
2. Charaktere
Besonders am Ende von AoT ist mir aufgefallen wie viele gut ausgearbeitete Charaktere es eigentlich gibt. Es würde hier noch weiter den Rahmen sprengen, wenn ich über jeden erinnerungswürdigen Charakter schreiben würde, deswegen das Wichtigste grob zusammen gefassst: LEVI IST DER GEILSTE!!!
Ich fand es besonders am Ende extrem befriedigend, dass alle Charaktere ein würdiges Ende bekommen haben. Levi erfüllt seine letzte Aufgabe, seinen letzten Wunsch und stirbt tatsächlich nicht im Kampf, was ich zuvor befürchtet hatte. Bei Rainer dachte ich auch, dass er sich vielleicht opfern würde und/oder dass er ne harte Zukunft haben wird, weil der Typ einfach der Inbegriff von ner posttraumatischen Belastungsstörung ist aber nein, er findet zu seinen Freunden und zu einer doch recht friedlichen Welt (zumindest in seiner verbleibenden Lebenszeit) zurück. Armin hatte ein absolut starkes Charakter-Development und dadurch dass die Story literally aus seiner Perspektive erzählt wird, wirkt er so nahbar und fast schon wie der Main Charakter bzw. Held am Ende. Armin sagt ja sogar am Ende, dass er die Geschichte, den Leuten genau erzählen möchte und genau das tut er seit der ersten Folge ,,To you, 2000 years from now''. Wie gesagt, könnte ich hier noch über alle halbwegs wichtigen Charaktere reden aber abschließend bleibt für mich nur zu sagen, dass ich mit einigen von ihnen sehr viel Mitgefühl hatte und ich fand beispielsweise Jean extrem menschlich, nachvollziehbar und er ist wohl der mit dem ich mich persönlich am meisten identifizieren kann.
3. Das Audiovisuelle
Die Optik ist dabei bis auf ein paar awkard 3D-CGI-Modelle wirklich sehr schön. Die Umgebungen sind wunderschön gezeichnet und die Charaktere haben sehr viel Wiedererkennungswert und Emotionen in ihren Augen sowie ihrer Mimik. Einige Shots bzw. ganze Szenen haben sich bei mir regelrecht im Kopf eingebrannt. Als Levi und Erwin auf dem Ast stehen und kühn über den weiblichen Titanen sprechen. Levi gegen den Beast Titan. Als Eren Willy Tybur verschlingt und ein absolutes Blutbad anrichtet. Als Mikasa Eren küsst und Ymir im Hintergrund zuschaut... während sie in einem Titanenmaul sind! Allein diese Szene, man... WIT Studio und Mappa haben hier wirklich hervorragende Arbeit geleistet und ich kann mir gut vorstellen, dass aufgrund der Animationen, den schönen Umgebungen und der Farbauswahl AoT auch in Zukunft optisch nicht altern wird.
Ja und der Soundtrack... Das ist einfach absolute Königsklasse. Der Soundtrack ist perfekt. Die Musik hat mir sehr oft Gänsehaut, Tränen in den Augen und ein pulsierendes Herz beschert. Ich hab beispielsweise mal Staffel 4 Part 1 mit einer Freundin geschaut. Wir saßen beide so Löffelchen-mäßig auf der Couch und als das Intro zur vierten Staffel kam, kam sie nicht darauf klar wie krass mein Herz schlägt. Aber was soll ich sagen? Ich war so oft absolut hyped und das mental sowie physisch. Ich wusste nicht, dass irgendeine Art von Medium solche krassen Gefühle bei mir erzeugen kann aber es ist herrlich und genau dafür schauen wir doch Serien, spielen Spiele, lesen Bücher usw.
4. Das Ende
Ich hatte so Angst, dass Isayama es nicht schafft sinnvoll einen Punkt hinter AoT setzen zu können aber er hat es in meinen Augen geschafft. AoT war für mich nicht nur ein Anime, eine Reise mit interessanten Charakteren sondern hat auch mich persönlich sehr begleitet. Es hat viele Fragen in mir hervorgerufen. ,,Wer sind die Bösen? Was ist eigentlich Böse? Handle ich egoistisch? Wer hat Recht? Sind wir Menschen immer im Konflikt früher oder später?'' Das Ende lieferte nicht nur eine Antwort für nahezu jeden Charakter der Serie, sondern auch viele Antworten an mich. Ich habe nach dem Ende mir auch das Kritik der Community durchgelesen/angehört und hier muss man tatsächlich sehr differenzieren. Ein beachtlicher Teil der Manga-Leser schien mit dem Ende gar nicht zufrieden zu sein und ich habe schon im vornherein (zum Glück spoilerfrei) erfahren, dass das Manga-Ende kontrovers ist. Als ich als Anime-Only-Watcher dann das Ende vor ein paar Tagen gesehen habe, konnte ich das gar nicht nachvollziehen. Ich konnte dann ein paar der Kritikpunkte der Manga-Fans nachvollziehen, besonders die Unterhaltung mit Eren und Armin bei den letzten Seiten aber ich kann beim besten Willen die großen Kritikpunkte nicht nachvollziehen. Es wird sich z.B. beschwert, dass der Junge mit dem Hund am Ende doch wieder zum angeblich zum Titanen wird und Eren hätte das doch eigentlich sehen sollen. Oder dass Charaktere wie Christa und Yelena gegen Ende unwichtig sind. In meinen Augen möchte uns AoT mit dem Ending, also mit der After Credits-Szene Folgendes sagen: Der Zyklus zwischen Frieden und Krieg (Ordnung und Chaos) wird sich immer in irgendeiner Form wiederholen. Wir sehen ja am Ende, dass nicht Titanen die Stadt zerstören, sondern Raketen. Es wird also immer neue Waffen geben und auch Titanen waren nichts anderes als menschliche Waffen. Eren konnte die Zukunft des Jungen mit dem Hund nicht sehen, da dieser Junge nicht zum klassischen AoT-Titanen wird. Er wird aber eventuell eine ähnliche Macht erlangen. Es wird aber keine 1:1 Wiedergeburt von Ymirs Founding Titan. Fakt ist, dass sich der Zyklus wiederholt und obwohl das durchaus traurig ist, ist es eben auch real. Ich habe mich in den letzten Jahren sehr viel mit Philosophie beschäftigt und ich sehe hier sehr viele Parallelen zu Yin und Yang bzw. Ordnung und Chaos. In jeder Ordnung steckt ein kleines Stück Chaos. Ein Stück, welches das Potenzial hat alles zu vernichten und Neues zu kreieren. (Eren in den Mauern auf Paradis) Wenn Chaos die Überhand nimmt, dann steckt in Chaos ein kleines Stück Ordnung, welches wieder Neues hervorbringt. Das Leben findet auf der Grenze zwischen Ordnung und Chaos statt. Man darf nie denken, dass das Leben eines Tages frei von Chaos, frei von Negativem sein wird. Das gilt für die große, weite Welt aber auch für uns und unser Umfeld. Wir selbst rufen oftmals das Chaos hervor, ohne dass es uns bewusst ist, weil das Chaos oftmals verlockend süß und versteckt ist. Beispielsweise bei Rache, also ähnlich wie bei Eren aber auch z.B. auch bei Süchten, Hochmut und vielem mehr. (Selbst Kenny sagte bei Season 3 zu Levi, dass jeder etwas braucht, womit er sich berauschen kann)
Attack on Titan hat mir jedenfalls noch mal einige philosophische Fragen gegeben und auch beantwortet. Ernsthaft, der Talk zwischen Zeke und Armin bei den Pfaden ist wunderschön und bringt den Sinn des Lebens auf den Punkt. Es ist nicht ausschließlich das große Gesamtbild, nicht das scheinbar triviale ,,Wir vermehren uns, konsumieren, sterben und es ist sinnlos'', sondern das im Moment leben. Atmen, bewusst fühlen, spielen und mit anderen lachen. Das hat Attack on Titan perfekt gezeigt und deswegen ist es die wichtigste Geschichte, die ich je gesehen habe.