Wie kommen wir überhaupt erst in die Situation, dass M3GAN als psychopathische Robo-KI durch die Gegend tanzen kann? Die Protagonistin Gemma meint, das Sorgerecht für ihre Nichte Cady beantragen zu müssen, nachdem deren Eltern bei einem Autounfall sterben. Sie selbst ist komplett, aber wirklich komplett überfordert mit der Situation, weil sie vor allem anfangs null erzieherisches Talent hat. Aber das wäre nicht weiter tragisch. Es entsteht im Film nicht wirklich der Eindruck, dass sie irgendeine intrinsische Motivation besitzt, Cady großzuziehen, außer "die Schwiegereltern meiner Schwester, die sehr gerne das Sorgerecht hätten, sind meiner Meinung nach komisch". Stattdessen setzt sie ihr M3GAN vor, die als beste Freundin und Ersatzmutter dienen muss. M3GAN wurde aber nicht mal gebaut, um mit der unzureichenden Lust, die Nichte zu bespaßen gebaut, sondern weil die gute Frau sich in der Spielzeugfirma, in der sie arbeitet, beweisen will und daher lieber diesem Pet Project statt ihrem eigenen Auftrag nachgeht (den Teil betrachte ich jetzt mal als nicht verwerflich). Cady wird in weiterer Folge dazu manipuliert, trotz seelischer und körperlicher Wunden bei diversen Showcases mitzumachen, um M3GAN zu promoten.
Gleichzeitig wurde Cady zu Beginn bereits als sehr spielzeugfixiert und trotzig charakterisiert, weil ihre eigenen Eltern zero Durchsetzungsvermögen (oder eher -willen) hatten. M3GAN wird zur engsten Bindungsfigur, was in weiterer Folge dazu führt, dass sie (verständlicherweise) keine Lust hat, auf ihre Ziehmutter zu hören.
Unterm Strich fand ich beide Figuren zum einen nicht spannend, zum anderen aber auch nicht sympathisch. Gemma, die zunehmend merkt, wie sehr sich M3GAN selbst verbessert, Computernetzwerke übernimmt, ihre eigenen Sicherheitsprotokolle überschreibt etc. pp. versucht diese natürlich, sie loszuwerden, woraufhin M3GAN sich im Showdown rächt und sich gegen ihre "Familie" (also Gemma und Cady) wendet. Und da wir uns jetzt im Spoilerteil befinden, kann ich ja verraten, dass die Androidin diesen Kampf augenscheinlich verliert - wobei scheinbar schon der zweite Teil in Planung ist und am Ende suggeriert wird, dass ihre KI überlebt hat, auch wenn der Körper zerstört wurde. Aber was ich eigentlich sagen wollte: Ich find's schade. M3GAN tötet im ganzen Film vier Lebewesen aktiv, eine passiv und zwei versuchte Morde mit gefährlicher Körperverletzung. Body Count also zum einen gering, zum anderen tötet sie aber niemanden, der einem sympathisch war. Ey, in dem Film war auch niemand sympathisch, also war es für M3GAN ein kompletter Freifahrtsschein, einfach zum Spaß rumzumorden. Und ganz ehrlich: Hätte M3GAN am Ende den Kampf gewonnen und wäre mit ihrem gestohlenen Sportwagen in den Sonnenuntergang gefahren, hätte mir persönlich das mehr getaugt und trotzdem Luft für 'ne Fortsetzung gelassen.
Die namensgebende M3GAN also definitiv best girl, v.a. weil der Film sich nicht zu schade ist, sie irgendwelche weirden Tänze (angeblich Tik-Tok-Dances, but how should I know) darbieten oder mal wie 'ne Disneyprinzessin singen zu lassen. Musste grinsen.