Ein Grinsen breitete sich über Alexis' Gesicht aus, denn das Mädchen, welches sich mit dem Namen Lorena vorstellte, wies sie nicht ab, sondern gab ihr, auch wenn ein wenig zaghaft, was die Rothaarige an dem gezwungenem Lächeln, von dem sie selber häufig Gebrauch machen muss, erkennen konnte. Nichtsdestotrotz legte sie das Fundament für ein Gespräch, sie erkundigte sich nämlich über die Vollständigkeit Alexis' Tasche, da sie wohl offensichtlich jenen Vorgang über das Rauskramen und Begutachten mitbekommen haben muss. Die Rothaarige nickte zwar, seufzte aber mehr oder weniger hinaus, dass alle Gegenstände durch das Wasser nutzlos gemacht wurden, denn ein Brötchen mit Käse und einer Brise Salzwasser - das würde sich wohl keiner so schnell in den Mund stopfen. "Ok, ist natürlich ärgerlich, aber wir haben noch genug anderes Gepäck, vielleicht lässt sich was ersetzen. Außerdem… hab ich hier noch eine volle Packung Studentenfutter. Solang du keine Nussallergie oder sowas hast, könnte ich dir ja etwas abgeben." , gab ihre neue Bekanntschaft als Antwort. Alexis war ein wenig verwundert darüber, denn sie persönlich hätte wahrscheinlich nicht so schnell einer Fremden ihr Essen angeboten, erst Recht nicht in der Situation in der sich die beiden befanden. Denn jeder Happen an Nahrung könnte später überlebensnotwendig sein und zumindest wenn man Wert auf das eigene Leben legte, so war jener Schachzug leider taktisch unklug. Natürlich würde Alexis niemals andere ausnutzen - es sei denn, es sind Menschen, die sie nicht ausstehen kann, da kann sie dann ruhig mal ihre Krallen ausfahren und ungemütlich werden, - aber zumindest bei Lorena wollte sie es sich vorerst nicht verscherzen. Sie hielt es für höflich, indirekt zu beteuern, dass sie ihr nicht ihr ganzes Essen abnehmen würde, indem sie sagte: "Ehrlich gesagt - ich liebe Studentenfutter und ich nehme auch dein Angebot gerne an, aber wer weiß, ob und wieviel wir hier noch bekommen - lass uns lieber sparsam sein." Nachdem sie den Satz beendet hatte, so bereute sie ihn auch schon wieder, denn ihr wurde schnell bewusst, dass die Aussage total schwachsinnig war. Jedem auf der Insel war klar, dass Nahrung hier etwas Kostbares werden würde und das zu erwähnen müsste heißen, dass sie ihr Gegenüber für blöd halten würde. Unglücklicherweise ist es häufig so, dass Alexis vorher nicht über das nachdenkt, was sie vorhat zu sagen, sodass sie dadurch schon in manch bedenkliche Situation geraten ist. Bevor sie aber noch weiter über die Sinnlosigkeit ihres Satzes nachdenken konnte, wollten die Mädchen zu ihrem eigentlichen Vorhaben kommen - die Taschen der Toten, der Abwesenden, der Verschollenen nach brauchbaren Dingen durchsuchen. Da die Rothaarige weder Lust hatte, die noch schwimmenden Leichen aus dem Wasser zu ziehen oder wie vorhin ein Trüppchen durch den Wald zu stiefeln, fand sie diese Aufgabe doch recht sinnvoll, auch wenn ihre neue Bekanntschaft Lorena noch Zweifel hatte. "Alles klar.. nur merkwürdig, dass ich mich zum Teil darum kümmere, eigentlich habe ich keine Lust von irgendwelchen Männern angemotzt zu werden, weil sie ihre Sachen nicht teilen wollen" Damit hatte sie sicherlich nicht Unrecht, aber stur wie Alexis war, blieb sie auf ihrer Entscheidung stehen und tat sie Aussage der Braunhaarigen damit ab, dass die Kerle nachdem sie ihnen eine Ansage gemacht hätte, schon verstehen würden, dass sie hier auf einer Insel, nicht alleine den großen Macker spielen können. Kurz darauf hielten beide Mädchen jeweils eine Tasche in den Händen.
"Scheiße!", fluchte die Siebzehnjährige. Scheiße - das traf den Inhalt der Tasche recht gut. Denn bis auf einen Deodorant - klasse, immerhin kann ich gutriechend verdursten, toller Trost -, einen zerbrochenen Spiegel und eine leere Müsliriegelverpackung war das Gepäckstück leer. Zwar war es lediglich der erste Versuch, die erste Durchsuchung, aber so ein großer Misserfolg ließ Alexis' Stimmung irgendwie sinken. In ihrer Euphorie hatte sie nun mal echt mehr erwartet als das, was sie letztendlich vorfand. Sie legte die Tasche beiseite und nahm sich einen Rucksack vor, wobei ihr Blick bei Lorena hängen blieb und sie das Gefühl hatte, etwas sagen zu müssen. "Hier war leider nur unnützes Zeug drin, hast du was gefunden?" "Also, da hätten wir; Sonnencreme, Sonnenbrille, eine ein Liter-Flasche Wasser, ein aufgeweichtes Buch und eine Brieftasche. Gar nicht mal sooo schlecht." Tatsächlich nicht übel, fand Alexis. Sie schöpfte wieder Hoffnung, wobei die Gefühlsschwankungen von Verzweiflung über neue Kraft ziehen wohl von nun an des öfteren auftreten würden. "Super!", freute sie sich über den kleinen Erfolg und streckte ihren Daumen hoch. Nun wandten beide wieder den Blick an das nächste zu untersuchende Objekt. Der Reißverschluss des Rucksacks klemmte ein wenig, aber mit etwas Gewalt ließ er sich öffnen. Es ergaben sich zwei Schokomüsliriegel, eine zu 3/4 gefüllte 0,5 Liter Flasche an Wasser, eine viel zu große Jacke (in die sicherlich beide der Mädchen hineinpassen würden und immer noch Platz blieb) und ein Portemonnaie, welches aber den Sturz und vor allem das Wasser genauso wenig vertragen hat, wie das von Alexis.
Dennoch eine wesentlich bessere Ausbeute als zuvor. Die Mädchen einigten sich darauf, alle nützlichen Dinge auf einen Haufen zu werfen, wobei sie die große Jacke darüber legten, damit die Nahrungsmittel nicht ungeschützt den Strahlen der Sonne ausgesetzt waren. "Wer sagt's denn, scheint, als hätten wir hier jemanden gehabt der sehr gerne nascht. Gummibärchen, Chips, 3 Schokoriegel, Bonbons und ein fertig Sandwich. Dazu eine Flasche Eistee. Danke man, dass du mit uns geflogen bist.", stieß Lorena hervor, als auch sie mit ihrer zweiten Untersuchung fertig war. Alexis musste lachen und hätte auch gleichzeitig weinen können. Genau so hätte nämlich auch der Inhalt von Fynns Gepäck aussehen können, denn obwohl er schlank war, was er wohl seiner Schilddrüsenüberfunktion zu verdanken hatte, fraß er wie ein Mähdrescher. Vielleicht konnte man ihr anmerken, dass sie sich nicht so freute, wie sie sich bei dieser Ausbeute hätte freuen müssen, aber sie konnte es halt nicht vermeiden, etwas trist dreinzuschauen. "Gut, ich würde sagen, dass wir schon einiges an nützlichen Dingen gefunden haben. Circa 1,5 Liter Wasser, Eistee und reichlich an süßen Kleinigkeiten. Gar nicht so schlecht, finde ich."
OT: Vielleicht ein etwas anstrengend zu lesender Post, da die Wiederholung im ersten Teil sowie das Aufzählen im zweiten nicht sonderlich spannend sind. Aber gehört halt auch dazu, mal sehen, was wir noch so finden werden, haben da schon eine ganz amüsante Idee.