Nun dann könnte sie ihre Verantwortung ja anfangen wahrzunehmen als allererste. Natürlich crazy in 2025 von Menschen zu erwarten erstmal sein eigenes Verhalten zu reflektieren bevor ich auf alle anderen zeige vor allem wenn man Teil der Situation ist als Erwachsene. Denkst du ihr Video danach war dafür da um Verantwortung zu übernehme? Ich hatte nicht den Eindruck.
Wie sollte ihre Reaktion denn in Deinen Augen aussehen? Wie sollte sie kommunizieren, dass sie für ihr Verhalten denn die Verantwortung übernimmt? Hat sie überhaupt etwas getan, weshalb sie sich als Content Creatorin in dem Metier, in dem sie sich bewegt, rechtfertigen müsste? Warum wird hier eigentlich wieder über Verantwortung, Schuldfrage, mögliche Empathielosigkeit diskutiert? Warum wird ein Sachverhalt mal wieder in Schwarz und Weiß eingeteilt?
So wie sich der Sachverhalt darstellt, hat sich ein OnlyFans - Model für ein Experiment entschieden, indem sie mit 100 Männern in 24 Stunden schlafen will. Das ganze tat sie nach eigenen Aussagen freiwillig, sogar mit der Motivation, ihrer Community, die sie schon so lange, so tatkräftig unterstützt, etwas zurückzugeben zu können. Sie hatte ein Orgateam und einen Sicherheitsdienst, der die Personalien checkte, auch um sicherzugehen, dass keine Minderjähigen teilnahmen.
Eine Sache, die ich sehr kritikwürdig fand, war das Thema Geschlechtskrankheiten: Einen Tag vor dem eigentlichen Event hätten wohl viele Männer abgesagt. Da man noch versuchte, Ersatz zu finden, konnte man beim Ersatz naürlich nicht nachprüfen, dass die Herren nicht an möglichen Geschlechtskrankheiten litten. Weiterhin ist eine hohe Mentale und Körperliche Belastung der Darstellerin zu erwarten, weshalb natürlich das Risiko besteht, dass Kondome nicht benutzt oder falsch benutzt werden. Ein gewisses gesundheitliches Risiko geht man folglich für die Darstellerin aber auch für die 100 Männern ein.
Allerdings ist es auch verständlich, dass sie das Risiko eingegangen sind, weil eben eine Absage dieses "Events" einen solchen Skandal auslösen könnte, mit dem sie ihre Karriere bei OF hätte beerdigen können. Immerhin werden einige der Typen viel Geld bezahlt haben, um überhaupt teilnehmen zu können, bspw. für Flüge oder Übernachtungen. Ein solch derartiger Vertrauensbruch ist auf einer Plattform, wo man von Abos und "Trinkgeld" abhängig ist, pures Gift. Irgendwann gibt es keinen Weg zurück mehr, weshalb man es durchziehen muss oder man halt riskiert, dass die eigene Karriere mitunter erheblichen Schaden nimmt. Das ist natürlich ein wahnsinniger Druck.
Hinzu kommt, dass solche Aktionen auch noch erfolgreich sein müssen, damit sie die eigene Karriere voranbringen. Das schließt natürlich ein, dass es den Typen gefallen muss, nicht nur, damit es keine schlechte Werbung gibt, sondern auch, damit sie eine Aussicht drauf hat, beim nächsten Mal eine Schippe drauflegen zu können. Da OnlyFans sich nicht über Werbung finanziert, sondern die Creator darauf angewiesen sind, dass die Zuschauer Geld für Abos ausgeben und eben auch mal ein "Trinkgeld" springen lassen, brauche ich nicht nur die Aufmerksamkeit der Leute, sondern ich muss auch so interessant sein, dass die Leute ihr Geld bei mir lassen und nicht bei den anderen OF-Models, von denen es da ja nicht gerade wenige gibt. Dadurch muss man sich immer wieder etwas Neues ausdenken und das Neue muss auch noch besser, spektakulärer und aufsehenerregender sein, als das zuvor produzierte. Deshalb verwundert es mich auch nicht, dass sie kurz danach die nächste Challenge mit 1000 Männern in 24 Stunden ausgerufen hat, auch wenn ich finde, dass sie sich das nochmal überlegen sollte. Allein, dass sie zu so einer Challenge ausruft, zeigt aber wie krank und zerstörerisch dieses System an sich ist. Letztendlich ist der Druck, den sie als Model hat, schon sehr hoch, wenn nicht sogar schon zu hoch. Diese Aktion mit den 100 Männern führte am Ende auch dazu, dass sie sich zwischendurch "Mental ausgeklinkt" hat, , was zeigt, dass sie mental ihre Grenzen überschritten hat.
Wenn man überlegt wie das Geschäfft da funktioniert, kann ich durchaus ihr Handeln verstehen. Nach eigenen Aussagen ist das auch ihre eigene Entscheidung gewesen, die sie freiwillig getroffen hat. Dass sie zu was gedrängt wurde, ist zwat theoretisch möglich, allerdings liegen mir hierfür keine eindeutigen Belege vor. Ich bleibe demnach dabei: Sie hat sich aus freien Stücken für diese Aktion entschieden, folglich muss sie auch mit den Konsequenzen eigenverantwortlich leben. Das ist am Ende der Preis, den man dafür bezahlt eigene Entscheidungen zu treffen. Aber sind wir mal ehrlich, dass wird auch von ihr nicht wirklich in Frage gestellt.
Es sind diese kleinen Gesten, die zu roboterhaft wirken und die Antworten, die zwei Sekunden später kommen, man sieht am Blick wenn jemand weiter weg ist, und solche Dinge, wie ich schon an einer Freundin erlebt habe. Natürlich erstarren die meisten Leute nicht komplett.
Und natürlich ist das leichter bei Leuten, die man kennt, aber wenn die uhm... Vibes off sind, merkt man das für gewöhnlich auch bei Fremden. Wenn man das möchte, that is.Wenn jemand hingeht und nur ein Entertainment Product sieht, an dem man fünf Minuten Spaß haben kann, dann eher nicht.
Eins muss ich mal vorweg loswerden, für jemanden, der sehr häufig die angebliche Empathielosigkeit der anderen Menschen ankreidet, scheinst Du im Gegenzug sehr selten die Perspektive zu wechseln um die Gefühle anderer Menschen nachzuvollziehen. Um zu verstehen, warum etwas so passiert ist, wie es passiert ist, muss man auch versuchen zu verstehen, warum die Menschen so gehandelt haben oder eben versuchen zu rekonstruieren, wie sich die Situation für sie dargestellt hat. So kann man durchaus zu dem Schluss kommen kann, dass deren Verhalten in einer speziellen Situation schlichtweg menschlich ist und ein Erkennen von bestimmten Auffälligkeiten gar nicht mal so einfach so ist. Als Beobachter von Außen ist es immer leicht, den Zeigefinger zu heben und zu urteilen, nur sind die Menschen nicht alle gleich und unsere Wahrnehmung unterscheidet sich stark von der Situation in der man sich selbst gerade befindet.
Wie Du richtig anmerkst: es sind es eher kleine Gesten. Die Frage ist nur: Erkennt man diese Gesten in dieser speziellen Situation und ordnet man diese auch so ein? Es stellen sich also die Fragen: Werden die kleinen Gesten in diesem Moment wahrgenommen? Ist die Anzahl der erkennbaren kleinen Gesten ausreichend um zu erkennen, dass sich eine Person gerade Mental ausgeklinkt hat und deutet man diese Signale auch so?. Ich meine, wenn Antworten zwei Sekunden später kommen, kann das auch einfach bedeuten, dass Menschen gerade in anderen Gedanken versunken sind, oder sich gerade schwer konzentrieren können, was aber auch an einer Ermüdung liegen kann, die mit einer kurzen Pause auch behoben werden kann. Vlt. kommt das Erscheinungsbild auch durch irgendwelche Drogen/Aufputschmittel, die sie eingenommen hat, um die Aktion durchzustehen, zustande. Das was Du oben also beschreibst, kann auf viele Dinge hindeuten. Hinzu kommt, dass man die individuelle Situation der Männer auch berücksichtigen muss, die natürlich auch die Wahrnehmung beeinflusst. Letztendlich gehe ich mal davon aus, dass die meisten Männer dort auch zu einem großen Teil mit sich selbst beschäftigt waren und demnach sich nicht so stark auf das Model und die Emotionen des Mpdels fokussieren konnten, dass sie eine solche extrem Situation des "Dissoziierens" zuverlässig erkennen und von anderen teilweise auch harmloseren Gemütszuständen abgrenzen können. Mal so ein paar Dinge, die einem da durch den Kopf gehen könnten:
- Zum einen werden sie selber auch unter einer gewissen Anspannung/Aufregung gestanden haben, weil sie jemanden treffen, den sie aktiv im Internet supported haben und wo sie glauben, eine Art Beziehung aufgebaut zu haben. Dies ist in sofern etwas besonderes, weil sie sich die sexuelle Befriedigung nicht einfach auf einschlägigen Internetseiten suchen, sondern Geld dafür bezahlen um sich diese sexuelle Befriedigung von einer bestimmten Person zu besorgen.
- Weiterhin werden sie auch in gewisser Weise angespannt sein, weil sie nicht wirklich wissen, was eigentlich genau passieren wird. Sie wissen nicht wie es ablaufen wird. Am Ende entsteht daraus auch Content für Only Fans, was unter Umständen auch eine neue Erfahrung ist.
- Das nächste wird mit dem Content für OF zusammenhängen: Das, was man im Schlafzimmer abliefert, wird mitunter im Internet zu sehen sein, weshalb natürlich auch für die Männer ein gewisser Druck entsteht, dass sie auch dort performen müssen. Das Zeigen von Schwäche, auch in sexueller Hinsicht, bspw. durch eine plötzliche Erektionsstörung ist immernoch ein Thema, worüber nicht so offen gesprochen wird, wie man es eigentlich könnte.
- Dann kommt bei der Aktion noch Zeitdruck hinzu, immerhin hat man nur 5 Minuten Zeit und diese Zeit will man natürlich selber auch effektiv nutzen.
All diese Anspannung und evtl. noch viele andere Emotionen, die einen da gerade durch den Kopf schießen, werden dafür sorgen, dass die Männer dort auch bis zu einem gewissen Teil, verständlicherweise, mit sich selbst beschäftigt sein werden. V Hierdurch fehlt der Fokus, um wirklich alle kleinen Signale wahrzunehmen, zu erkennen und diese einzelnen Signale wie bei einem Puzzle auch richtig zusammenzusetzen. ielleicht wurde ihnen auch vorher gesagt, dass man alles im Griff hat und die Männer einfach ihr Ding, unabhängig von ihrer Wahrnehmung, durchziehen sollen. Zudem ist Empathie nicht bei jedem Menschen gleich stark ausgebildet: Manche Menschen erkennen schnell die Emotionen anderer, andere brauchen länger und manche liegen ständig daneben. Unsere Empathie hängt von vielen Faktoren ab, unter anderem unseren Genen, der Erziehung oder eben auch dem eigenen Umfeld. Auch die Beziehungen und die Situation spielen bei der Empathie eine wichtige Rolle. Ebenso spielen Erfahrungen eine wichtige Rolle, wenn ich bspw. schonmal jemanden erlebt habe, der "Dissoziiert" ist, fällt es mir leichter, dies auch in Zukunft bei anderen zu erkennen. Ebenso spielt die Erwartungshaltung selbst eine Rolle, soll heißen: "Erwarte ich in dieser Situation diesen Zustand?". Wir reden hier von einer Frau, die das freiwillig macht und diese Aktion ins Leben gerufen hat. Sie signalisiert durch ihre Videos etc. pp., dass es ihr gefällt, was sie tut und ihr dies auch Unabhänigkeit verschafft, weil sie selbstbestimmend ihr eigenes Geld verdient. Wenn man also eher davon ausgeht, dass sie das freiwillig macht, stuft man diese kleinen Gesten nicht unbedingt als den Worst Case ein. Hinzu kommt, dass Menschen, die Dissoziieren ihren Job am Ende trotzdem wahnsinnig gut machen. Mein Vater war, als er noch bei der Autobahnpolizei war, mal für einen wirklich schlimmen Unfall draußen an der Unfallstelle. Es gab viele Tote und wirklich schöne Leichen waren das auch nicht gerade. Während des Einsatzes hat er sich ab einem gewissen Punkt auch Mental ausgeklinkt, er konnte sich, als er zuhause ankam und nervlich zusammenbrach, ab dem Zeitpunkt der Ankunft am Unfallort bis zur Freigabe der Autobahn an gar nichts mehr erinnern. Die Erinnerungen kamen erst Tage danach langsam wieder. Laut Aussagen seiner Kollegen, war der auf der Autobahn allerdings wie immer: fachlich klar, in seiner Art bestimmend, gespickt mit ein paar dummen, flappsigen Sprüchen. Er hat in der Situation funktioniert wie man es auch sonst von ihm kennt und erwartet, man hat nicht gemerkt, dass da was nicht stimmte. Ähnlich wird es bei ihr gewesen: Sie hat einfach so gut funktioniert, dass die Männer vlt. auch nichts auffälliges beobachtet haben. Zwar kann man sicherlich Kleinigkeiten erkennen, diese erkennt man aber mitunter auch nur, wenn man wirklich sehr stark auf die Person, seine Reaktionen und seine Körpersprache fokussiert ist. Das ist in einer Situation, wo man als Mensch den Beischlaf vollzieht, nicht möglich, das liegt an der Sache an sich. Ich komme folglich zum Schluss: So einfach, wie Du das hier behauptest ist es am Ende nicht gewesen. Gemessen an der schnelllebigen und der auch für die Männer durchaus angespannten Situation, ist es anhand der von Dir genannten kleinen Gesten nicht möglich, zuverlässig zu erkennen, ob jemand in dieser speziellen Situation gerade "Dissoziiert" ist. Demnach ist in meinen Augen, das, was Du hier behauptest schon ne ziemlich steile These.
Un bevor einer ankommt, dass ich die Typen in Schutz nehmen möchte: Das mache ich nicht. Letztendlich gibt es bei der Aktion wirklich nichts, was man in Schutz nehmen muss, da es nichts gibt, was man an der Aktion auch Verurteilen müsste. Sie ist ein OF-Model, die das nach eigenen Aussagen freiwillig und gerne macht. Die Aktion wurde von ihr und ihrem Management organisiert, mit dem Ziel Content für OF zu kreieren, womit sie am Ende viel Geld verdienen kann, so ganz uneigennützig war die Aktion also nicht. Sie hat niemand unbeteiligten geschadet, bzw. hatten die anderen Teilnehmenden auch die Möglichkeit ihre eigene Teilnahme zu reflektieren. Dass bspw. eine gewissen Gefahr besteht, sich bei solchen Aktionen mit irgendwelchen Krankheiten anzustecken, fällt unter die Rubrik gesunder Menschenverstand. Direkt hat sie also erstmal nur sich selbst geschadet, weil die Aktion vor allem ihrer mentalen Gesundheit anscheinend nicht so gut getan hat. Sich für den eigenen Erfolg selber auszubeuten ist am Ende auch eine Entscheidung, die man selber trifft, ich selbst finde es zwar nicht so geil, aber wer das im Umkehrschluss machen will, bitteschön.
Dass sich am Ende da auch 100 Kerle gefunden haben, die bei der Aktion mitmachen, verwundert mich ehrlich gesagt auch nicht: Wir sind hier bei OF und die Darstellerin verdient ihr Geld nicht mit Reiseblogs, sondern mit dem Befriedigen von sexuellen Bedürfnissen anderer Männer. Die Männer supporten sie aktiv mit Geld, entscheiden sich also bewusst dafür, dieser Person ihr Geld zu geben. Dass da natürlich ein gewisses sexuelles Interesse gibt, ist logisch. Zudem fördert OF aufgrund der Kommunikationswege analog zu sozialen Netzwerken durch PNs oder öffentliche Kommentare, dass Männer das Gefühl entwickeln, eine persönliche, wenn nicht sogar intime Beziehung zu ihr zu haben. Dass sich folglich problemlos hundert Männer gefunden haben, wundert mich nicht und erschreckend find ich es auch nicht.
Letztendlich verstehe ich mal wieder den ganzen Wirbel, die Empörung und den Hate bzgl. dieses Themas nicht. Nüchtern betrachtet wurde seitens der Organisation sicherlich so manches nicht richtig gemacht. Gerade das Thema, dass sie zwischenzeitlich dissoziierte und es anscheinend vom Orgateam kaum einen gab, der regelmäßig nach ihr sah und sich nach ihrem körperlichen und geistigen Zustand erkundigt hat, finde ich nicht richtig.
Diese ganzen Schuldzuweisungen und der Hass, der im Netz mal wieder gelebt wird, führt im Endeffekt nur dazu, dass dieses kranke System unserer Medienlandschaft immer weiter befeuert wird. Damit man heutzutage erfolgreich ist, muss man sich immer wieder etwas neues ausdenken. Dieses Neue muss spektakulärer sein als das vorherige und am besten ist es auch noch so kontrovers, dass sich das Internet schön über die Aktionen empören kann, in den Schwarz-Weiß-Modus übergeht und dadurch diese Inhalte noch mehr pusht. Dadurch fördert man immer mehr dieses durchaus problematische Bild, dass man für den Erfolg bereit sein muss, alles zu geben, selbst wenn es einen auf lange Sicht körperlich und Mental zerstört.
Letztendlich gab die Dokumentation dieses Experimentes durchaus einen Einblick in diese kranke Welt: Ein Mensch geht körperlich und mental so weit, dass der Körper seine Schutzfunktionen aktivieren muss, sodass der Mensch kein Trauma erleidet. Statt auf diese Signale zu hören, macht sie weiter und will noch eine Schippe drauf legen. Das macht sie aber auch, weil ihr die Konsumenten das Gefühl geben, dass sie es muss, weil sie sonst riskiert in die Bedeutungslosigkeit abzurutschen. Statt uns mal über unsere Sensatiosngeilheit und die Art, wie wir Medien konsumieren, Gedanken zu machen, beschäftigt sich das Internet viel lieber mit der Frage, ob mit den 100 Männern noch alles in Ordnung sei und beschäftigen uns mit kindischen Schuldzuweisen, die völlig deplatziert sind, wodurch das eigentliche Problem, welches hinter solchen Content steht völlig ins hintertreffen gerät.