Ich verfluchte mich, scheinbar hatte ich schon wieder etwas Falsches gesagt, denn Nakemos freundliches Lächeln schmolz dahin wie ultrahocherhitzte Butter. "Die Mission dient dazu, Dark Fire zurück zu holen... Das ist das Wichtigste." sagte er unsicher, brach ab, grinste dann gequält und sah mich wieder an. Konnte es sein das er einer der Teamkameraden der Überläuferin gewesen war? Wenn ich mich recht erinnerte hatte es geheißen dass war auch sie ein Genin gewesen war… "Zu Akatsuki kann ich nicht viel sagen und was sie hier wollen, weiß ich auch nicht... Da werden wir morgen wohl mehr erfahren." fuhr er fort, und schaute danach wie gehetzt über seine Schulter zurück in den Raum. Erst jetzt bemerkte ich das wir zwei die letzten waren die noch nicht zu Bett gegangen waren. Nakemo setzte ein falsches Lächeln auf, das sogar ich durchschaute, sagte noch: "Naja, ich werd mich dann mal in mein Zimmer begeben, muss noch packen.", und verschwand ein wenig schneller als nötig aus dem Raum. Zurück blieben nur ich und der fade Nachgeschmack, ein weiteres Mal versagt zu haben.
Übel gelaunt begab ich mich auf mein Zimmer, denn an dem was Nakemo gesagt hatte war etwas Wahres dran, auch ich musste mich noch auf Morgen vorbereiten. Sorgsam ordnete ich meine Ausrüstung und überprüfte den Inhalt meines Erste-Hilfe-Päckchens. Alles wie gehabt. Jetzt war noch etwas Zeit zum Trainieren, und zum Glück war ich allein. Ich zog mein Hemd aus, nahm mein Lieblings-Skalpell zur Hand, und zog es einmal quer über meine eigene Brust. Der Schmerz war wie immer scharf und stechend, aber nichts was ich nicht gewohnt wäre, denn der Schnitt war flacher als üblich, ich konnte bei der morgigen Mission keine Behinderungen gebrauchen. Während ich sorgsam darauf achtete kein Blut im Hotelzimmer zu verteilen, begann ich Fingerzeichen auszuführen. Nachdem ich leise: „Shosen Jutsu“, gemurmelt hatte, begannen meine Handflächen grün zu glühen, ich legte sie vorsichtig auf die blutende Wunde, und begann zu heilen.
Anderthalb Stunden später war mein Chakra so gut wie erschöpft. Von den flachen Schnitten, die ich mir selbst zugefügt hatte war nun nichts mehr zu sehen. Das war zwar nicht schlecht, aber ein paar Kratzer heilen zu können würde mir und meinen Teamkameraden im Kampf nicht viel bringen… Tiefe Wunden waren weiterhin ein Problem, aber ich konnte es vor einer wichtigen Mission nicht riskieren mir selbst mehr Schaden zuzufügen als ich mir sicher war wieder heilen zu können. Und der Fisch gestern Morgen hatte eindeutig bewiesen dass ich noch nicht bereit war. Und dass obwohl mein Vater mir das Jutsu schon vor knapp zwei Monaten beigebracht hatte (in einem seiner seltenen lichten Momente…). Ich war an diesem verdammten A-Rang Jutsu nach sieben Wochen beinahe verzweifelt, denn mein Vater war nicht lange genug nüchtern gewesen, um mich effektiv zu trainieren, und ich kam einfach nicht voran. Doch dann hatte ich mein eigenes Training entwickelt. Indem ich mir selbst Schmerzen zufügte, konnte ich mich sehr viel besser auf die Wunde konzentrieren, und hatte beim Heilen immer die Motivation, mein eigenes Leiden verschwinden zu lassen. Ich kam zwar seither weit besser voran als in den sieben Wochen zuvor, aber ich musste mein Training vor meiner Familie, und nun wahrscheinlich auch vor meinen Teamkameraden geheim halten. Ich wollte nicht als irgendeine Art Freak dastehen. Ganz abgesehen davon, dass ich nicht wusste wie das schwache Herz meiner Mutter die ganze Sache verkraften würde… Nachdem ich sämtliche Blutspuren vorsichtig beseitigt hatte, begab ich mich zu Bett.
Als die Genin am nächsten Morgen schon früh geweckt wurden, machte mir das im Gegensatz zu anderen wenig aus. Ich hatte noch nie viel Schlaf benötigt. Nachdem alle ihre Waffen und Werkzeuge einsatzbereit gemacht hatten, wurden wir in drei Gruppen eingeteilt. Ich war zusammen mit Yisha im Team von Sensei Yamato. Ein Ninja ganz nach meinem Geschmack. Er war still, wirkte verlässlich, und strahlte meiner Meinung nach eine Aura der Ruhe aus, die scheinbar leider nur mich beeinflusste. Yisha sah so aus, als stände sie gerade vor einem Wutausbruch, vor dem sich der Fujiyama vor Scham versteckt hätte. Ich beglückwünschte mich innerlich für meine Menschenkenntnis, und hielt etwas Sicherheitsabstand zu der Kunoichi. Wir wechselten auf unserem Weg nach Osten kaum ein Wort, was mich nicht besonders störte. Ich dachte viel nach, über Akatsuki und die Welt, wie ich mich in einem zu erwartenden Kampf zu verhalten hatte und vor allem, wie ich endlich das verflixte Shosen Jutsu hinbekommen konnte. Gegen Mittag jedoch wurde unsere stille Wanderung dann durch einen Anruf über das Mikro unterbrochen. Scheinbar hatte eines der Teams Hinweise auf den Aufenthaltsort der Akatsuki-Mitglieder ausfindig gemacht.
Sofort änderten wir die Route. Yamato, der mit einem ausgezeichneten Orientierungssinn gesegnet zu sein schien, führte uns zielsicher zum Osttor von Kirigakure, wo wir dann eine kurze Zeit auf die Gruppe von Sensei Kurenai warteten. Gemeinsam mit diesem Team, das aus dem schon wieder total übertrieben aufgetakelten Ren sowie Kyo Muramasa bestand, machten wir uns mit Höchstgeschwindigkeit auf, um Sensei Asuma, dessen Team in den Feldern vor der Stadt wartete, zu treffen. Der Jonin stand vor einem ziemlich übel zugerichteten Reisfeld, das bestimmt so bald keinen Ertrag mehr abwerfen würde. Er behauptete, dass die gesuchten Verbrecher die Anbaufläche zerstört hatten, was nicht nur mir, sondern auch einigen anderen recht seltsam erschien. Warum auch sollte eine gefährliche Bande aus Nukenin der Kategorie S ein einfaches Reisfeld zerstören?
Ohne Vorwarnung drehte der Wind, und trug Stimmen heran. Und einen Namen: Itachi. Gottverdammt. Ich fluchte innerlich. Wie jedes Mitglied einer in Konoha ansässigen Familie kannte ich die Geschichten über Uchiha Clan und seine Vernichtung. Dieser Gegner besaß das mächtigste Kekkai Genkai von allen, das sagenumwobene Dojutsu Sharingan. Vermutlich hätten nicht einmal die drei versammelten Jonin gemeinsam eine Chance gegen das letzte Genie des Uchiha Clans… Die Sensei bestimmten lautlos, das wir uns geduckt durch die Reispflanzen an unsere Gegner anschleichen sollten, und ich nutzte die Gelegenheit mich bis an das hinterste Ende unseres Zuges zurückfallen zu lassen. Nicht das ich etwa Angst gehabt hätte, nein, ich hatte meine eigene Person nur deshalb zu beschützen, weil ich der einzige, wenn auch unfertig ausgebildete Medinin im Team war. Ehrlich. Zumindest redete ich mir das ein…
Auf einmal stand ein großer, schwarzhaariger Mann direkt hinter mir, und begann Fingerzeichen zu formen. Itachi, schoss es mir noch durch den Kopf, doch schon hatte ich mich zur Seite geworfen, um dem riesigen Feuerball, den der Nukenin mit seinem Jutsu heraufbeschworen hatte auszuweichen. Erst dank Nakemo, der sich nicht vom Fleck rührte, fiel mir auf, dass ich es hier mit einem Genjutsu zu tun hatte. Normalerweise hätte ich eine so einfache Täuschung selber erkannt, aber im Angesicht eines solchen Feindes fiel es mir schwer, einen kühlen Kopf zu bewahren… In jedem Fall rief auch ich jetzt: „Kai!“, um eventuelle ungute Nebeneffekte des Genjutsus abzuschütteln. Nun nahm sich der wahre Itachi Sensei Asuma und Sensei Kurenai vor, während sein Begleiter, ein blauer Mensch mit Kiemen und einem seltsamen einbandagierten Objekt auf dem Rücken, sich Sensei Yamato und den Genin zuwand. Der Fischmensch, der sich Kisame nannte, führte mit geradezu übermenschlich schnellen Bewegungen eine Reihe Fingerzeichen aus, und begann dann aus dem Maul Wasser zu speien, was mich an einen Springbrunnen erinnert hätte, wenn es nicht so unglaublich viel Flüssigkeit auf einmal gewesen wäre. Wie viel Chakra dieser Kerl besitzen musste! Als ich die Flutwelle auf mich zurollen sah dachte ich schon, mein letztes Stündlein hätte geschlagen, doch Sensei Yamato rettete mich und die anderen Genin indem er uns in einen Schutzraum aus lebendem Holz einschloss.
Ich hatte keine Zeit, über das seltsame Jutsu meines Vorgesetzten nachzudenken (vermutlich schon wieder ein Kekkai Genkai – langsam wunderte mich gar nichts mehr…), denn dieser bedeutete uns über das Tosen der Wassermassen hinweg, nach Auflösung des Holzjutsus umgehend nach oben zu schwimmen, und uns danach in Sicherheit zu bringen. Der Plan klang vernünftig. In einem solch hochklassigen Kampf würden wir den Jonin wahrscheinlich nur im Weg stehen. Ich war zwar kein besonders guter Schwimmer, aber dank Sensei Yamatos Hilfe schaffte ich es gerade noch so an die Oberfläche. Etwas Wasser spuckend zog ich mich mithilfe von Chakra aus dem künstlichen See, und stand bald auf eigenen Füßen, was mir keine großen Schwierigkeiten bereitete. Ich hatte schon immer eine gute Chakrakontrolle, und solange ich diese Übung nicht den restlichen Tag durchhalten musste sollte es eigentlich keine Probleme geben…
Ich wollte gerade die Gelegenheit nutzen mich an der Seite der anderen in Sicherheit zu bringen, als uns plötzlich einige Wasserdoppelgänger, in Form von entweder Itachi oder Kisame in den Weg stellten. Scheinbar wollten die beiden unsere Auslöschung besonders gründlich betreiben… Während die anderen Genin ihre Gegner vergleichsweise schnell stellten – besonders im Gedächtnis blieb mir die leicht seltsame, wenn auch medizinisch äußerst interessante Gelegenheit zu beobachten wie Yisha sich eine Lanze aus Knochen aus der Schulter zog – drückte ich mich hinten herum, beobachtete, und hielt meine Hände so das ich schnell in der Lage sein würde Fingerzeichen zu formen. Irgendetwas stimmte mit diesen Bunshin nicht… Leider hatte ich nicht die Gelegenheit meine Analyse fortzusetzen, denn einer der Kisame schien ganz versessen danach mich mit dem seltsamen bandagierten Gegenstand in seinen bläulichen Fingern bekannt zu machen. Er löste sich aus den Kämpfenden, und rannte auf mich zu. Er war zu seinem Unglück zu langsam. Schnell und präzise formte ich das nötige Fingerzeichen, und sagte dann leise: „Kanashibari no Jutsu“. Ich hatte das Lähmungsjutsu absichtlich mit außerordentlich wenig Chakra versorgt, einen Bunshin eines so starken Gegners wie Kisame würde es so nicht länger als ein paar Sekunden festhalten können, aber das war auch gar nicht nötig. Der Doppelgänger stoppte seinen Ansturm abrupt, und begann von seinem eigenen nach vorne verlagerten Schwerpunkt aus dem Gleichgewicht gebracht in Richtung Wasseroberfläche zu kippen. Ich zog schnell ein Kunai aus der an meinem Bein befestigten Tasche und warf es in einer flüssigen Bewegung in Richtung meines wehrlosen Gegners. Ich traf ihn sauber im Rücken, und noch bevor sein Gesicht den See berührte hatte sich der Doppelgänger schon aufgelöst. Ich hielt kurz inne. Das war ja fast schon zu einfach gewesen…
Wie üblich hatte ich mit meinen übelsten Vorahnungen Recht. Die verfliesende Substanz der Imitation formte schnell zwei weitere Kisame, die keine Zeit verloren, und mich fies grinsend erneut angriffen. Ich war überrascht, und so wich ich den nach mir schlagenden Schwertern gerade noch so aus indem ich Chakra in meine Füße leitete und mich mit hoher Geschwindigkeit nach hinten katapultierte. Ich musste etwas Abstand von den zwei Schwertkämpfern gewinnen… Einige Fingerzeichen formend kam ich zum Stehen, und als die Bunshin mich einkreisten, entzog ich mich dem Kampf mithilfe des Shunshin no Jutsu, nur etwas Spritzwasser zurücklassend. Ich stand nun ein Stück von den anderen entfernt, im Rücken der sich vervielfältigenden Doppelgänger. Der Plan war, sich bei nächster Gelegenheit davonzumachen, und mit dem Kanashibari den Rückzug zu decken. Da ich mich leicht unwohl dabei fühlte die anderen alleine zurückzulassen, rief ich ihnen über die Köpfe der Bunshin hinweg laut etwas zu: „Hey Leute, wir haben den Befehl uns davonzumachen! Lasst euch von denen nicht lange im Nahkampf binden, Wasserdoppelgänger können sich nicht allzu weit von ihrem Schöpfer entfernen! Rückzug!“ Ich hatte besseres zu tun als einen langwierigen Kampf gegen scheinbar unbesiegbare Gegner auszufechten, zumal ich mir nicht sicher war ob ich es hier mit echten Doppelgängern oder Illusionen zu tun hatte. In jedem Fall wäre es ratsam etwas Abstand zum Wirker des Jutsus zu bekommen. Ich hoffte dass die anderen auf mich hörten, und formte schonmal vorsorglich mit meiner rechten Hand ein einhändiges Tora. Wenn ich mich konzentrierte konnte ich mit meinem Lähmungsjutsu auch mehrere Gegner auf einmal treffen, und so die Mizu Bunshin von einer Verfolgung abhalten.