Beiträge von Finnea

Wir sammeln alle Infos der Bonusepisode von Pokémon Karmesin und Purpur für euch!

Zu der Infoseite von „Die Mo-Mo-Manie“
    Zitat

    Es werden in allen Fanwork-Kategorien 3 Runden mit Pokémonthemen gespielt und 2 ohne.


    Pokemon bleibt, verleg deine übergebliebene Kreativität auf ein anderes Thema =).
    Mit den Rendern kann ich dir leider nicht helfen =/

    Juchu, es geht los!
    Wünsche allen viel Erfolg!


    Zitat

    Das Wichtigste an den Olympischen Spielen ist nicht der Sieg, sondern die Teilnahme, wie auch das Wichtigste im Leben nicht der Sieg, sondern das Streben nach einem Ziel ist. Das Wichtigste ist nicht, erobert zu haben, sondern gut gekämpft zu haben.

    - De Coubertins (Gründer des Internationalen Olympischen Komitees)

    Soo, ich drücke mich gerade vor meinen eigentlichen Aufgaben, deshalb krame ich mal ein Topic vor *in die Runde lins*
    Ich hoffe ich werde dafür nicht verhaun *duck*


    Ist es wichtig alles allein zu lernen, um einen "eigenen Stil" zu entwickeln?


    Ich weiß nicht so wirklich wie man einen Schreibstil lernen soll, schließlich konzipiert man bei eignenen Geschichten das Konstrukt jedes Satzes selbst. Die Wörter, Beschreibungen, wie die Charaktere Reden und natürlich auch ihre Handlungen, welche Wörter in welcher Reihenfolge man wählt, kann man jetzt nicht wirklich lernen, da es ja wie glaube ich schon erwähnt nicht "den einen Stil" gibt an dem man sich orientiert. (Abgesehen von der deutschen Rechtschreibung und Grammatik, die ich zugegebenermaßen weniger studiert habe als nötig).
    Meiner Meinung nach ist für die Stilabteilung beim Schreiben wichtig, dass man Bücher liest, um erst einmal herauszufinden was einem gefällt. Genre, Gewichtung von Beschreibungen und gesprochener Text, Thematik, Erzähltempo, Reihenfolge, Sprachniveau, etc. Bei mir ist das so, dass ich beispielsweise beim Lesen automatisch irgendwann angefangen habe zu denken: "Das und das würde ich so und so machen, so wie der Author das gemacht hat bin ich unzufrieden damit" oder "Das ist ja richtig gut, wieso lesen sich meine Texte nicht so?" und da ist ein Punkt wo man selbst anfängt mit seiner eigenen Schreibweise zu experimenteren.
    Sprich lernen von den Großen aber auch von den subjektiven Fehlern dieser. Oder anderen Werke von sich zeigen und sie um Feedback bitten, so kann man sehen wie was bei jemand anderem ankommt und dann kann man überlegen, ob man es geschafft hat, seine Gedanken so zu übermitteln, wie man es beabsichtigte.
    Also das würde glaube ich zu Folge haben, dass niemand ein Buch schreiben sollte, finde ich, der selbst keine Bücher liest. Sowas wie ein eigener Stil kommt auf natürliche Weise, sonst hätten ja alle denselben.


    Gibt es "richtig" oder "falsch" beim Schreiben?


    Auf subjektiver Ebene, aber im generellen nicht. Für jede Art des Schreibens werden sich Liebhaber und Kritiker finden. (Ausnahme: Regelwerke der Rechtschreibung und Grammatik)


    Was haltet ihr von Schreibkursen und ähnlichen Angeboten?


    Ich denke es gibt Leute die brauchen sowas und Leute die das natürlich lernen.
    Nehmen wir zum Beispiel einen kreativen Menschen, den Kopf voller fantastischer Ideen für eine Geschichte, aber keine Ahnung von Struktur, dem täte es gut an einem Kurs teilzunehmen, um sich zeigen zu lassen, wie man Ordnung schafft. Genauso gibt es Menschen, die generell ordentlich denken, die werden ganz von sich aus einen Roman struckturieren können. Es gibt eben Chaoten und Systematiker (hoffentlich habe ich das halbwegs verständlich ausgedrückt). Letzterer kann problemlos komplexe Aufgaben aufschlüsseln, die Essenzen extrahieren und in anderem Kontext umsetzen und berechnen, während der vorige nach der ersten Hälfte den Faden verloren hat, weil ihr stupide Datenabfrage zuwieder ist und zwischenzeitlich Männikins auf dem Blattrand kritzelt und sich fragt was wohl die Essenz von Muttis leckerem Mittagsbraten ist. Um einen Roman schreiben, muss der Chaot lernen, dass man bei aller Kreativität auch eine sinnvolle Reihenfolge braucht, dafür muss er hart an sich arbeiten. Trotzdem können beide ebenbürtige Authoren sein, wenn auch der logisch affine Mensch genug Ideen in sich birgt.


    Talent?


    Also für mich ist Talent die Fähigkeit eine Sache leichter zu erlernen als der Durchschnitt. Wenn derjenige sich gehen lässt, wird er dennoch nie zu den Großen in dieser Sache gehören, aber eben immer schneller Fortschritte machen als andere Leute auf dem gleichen Leistungsstand, gemäß den Fall dieser Mensch strengt sich an.


    Aber natürlich gibt es diese Ausnahmemenschen. Wo viele sagen würde "Was für ein Ausnahmetalent" Ich würde sagen sie sind auf ihrem Spezialgebiet vll so etwas wie ... (R)Evolutionäre, mir fällt kein besseres Wort dafür ein.
    Sie machen im Endeffekt etwas neues, brechen mit Regeln, die andere aufgestellt haben und der Konsenz sich dem ergeben hat und schaffen Etwas was es so einfach vorher noch nicht gab (oder durchgesetzt hat). Diese Menschen werde vielleicht als Virtuosen an die Weltspitze steigen, oder als Verrückt abgestempelt, als Spinner betitelt, je nachdem für was sich die Mehrheit entscheidet.
    Und mancher einer Einzigartigkeit wird erst erkannt nachdem dieser Jemand verstorben ist. Diese Menschen leben dann vielleicht ihr ganzes Leben in Armut und werde irgendwann nach ihrem Tod zu Pionieren erklärt.


    Das gewisse Etwas?


    Ist glaube ich ein Mythos. Und letztendlich völlig subjektiv, wobei sich aufgrund gespaltener Leserschaften wohl auch einen gewissen subjektiven Konsenz gibt. Manche bewundern einen locker leichten Schreistil wie eine Sommerbrise, die an einem vorbeifegt, vielleicht manchmal etwas verwirrend spontan, andere schreien dahingehend "Buh, wie dahingesagt und platt" und verteidigen einen sehr ausführlichen Schreibstil wie einen empor wachsenden Keimling bis zur großen entfaleten Baumkrone, jede Zelle Stück für Stück aneinander gereiht, den andere wiederum als "nicht auf den Punkt kommend" oder "künstlich in die länge gezogen" verschreien.
    Jede der beiden Parteien, würden sich sicherlich kaum davon abbringen lassen, dass "ihr Author" das gewisse Etwas habe. Und jeder kann damit Recht haben, denn sie haben alle ihre Prioritäten, was ein Schreibstil ihrer Meinung nach haben sollte.



    Genau wie ich.


    Noch mehr Monster



    „Hicks!“
    „Oh, da denkt jemand an dich Monchen“, lächelte Bell, die sich noch zuvor die Ohren rieb, um sie warm zu halten. Sie lief zusammen mit Dimon und Cheren auf den Stadtrand zu. Eine Straße führte aus dem Ort zur Stadt und jeder, der noch ganz bei Sinnen war nutzte ein Auto, um von hier wegzukommen. Ein Anhalter würde sie höchstwahrscheinlich nicht mitnehmen, sobald sie sahen, dass sie in monströser Begleitung waren und jetzt hatten sie es zu eilig wegzukommen, um noch ein familiäres Auto zu rekrutieren. Allen voran Dimon, denn die war sich ziemlich sicher, wenn es einen derartigen Überfall auf die Professorin gab, waren sie garantiert die Nächsten.
    Dimon schaute Bell daraufhin wortlos an.
    Die stöhnte. „Na gut, und küsst eine andere. Dass du’s aber auch nicht beim’ Positiven belassen kannst. Du bist viel zu pessimistisch!“
    Ich bin nicht pessimistisch, ich bin realistisch!
    Entschuldigend zuckte die braunhaarige die Schultern und zog ihre rote Pudelmütze weiter nach unten, so dass sie ihr fast schon auf den Augen saß. Ein wenig nervig, doch immerhin warm.
    „Hicks!“
    „Dimon, hör auf, das nervt“, bemerkte nun Cheren, der ein paar Schritte vor den beiden Mädchen lief.
    „Ich…“, setzte Dimon an. Lies es dann doch auf sich beruhen, nachdem sie einen Blick auf Bell geworfen hatte, die schon wieder nervös wurde. Stattdessen versuchte sie nun mit Luftanhalten dem Schluckauf entgegen zu halten.
    … 18, 19, 20. Ahh, geschafft!
    „Leute, also ich weiß wir haben es eilig, aber würde sich vielleicht jemand erbarmen, mir was von dem Gepäck abzunehmen?“
    Bellatrix deutete auf ihren vollgepackten Rücken, mit dem sie es derzeit tatsächlich schaffte, ihren Rucksack, drei Schlafsäcke und einen riesigen Sack Pokemonfutter zu stemmen.
    Woher nimmt sie nur diese Kraft? Ich würde den Sack nicht mal auf meinen Rücken bekommen. Sind wohl die Gene, der Vater hat ja früher regelmäßig bei einem seiner Anfälle, die Möbel durch die Gegend geschoben. Und nahezu immer flog der Schlafzimmerfernseher aus dem Fenster, keine Ahnung was der mit dem hatte...
    Schnell machten sie sich daran, Schlafsäcke und Pokemonfutter aufzuteilen, so dass jeder seine eigene Futterration in einem Beutel und Schlafgelegenheit selbst trug.
    Schneller als dem weiblichen Anteil der Truppe lieb war, hatte sie den Forst erreicht, der das ganze Dorf umschloss. Indes der hintere Part des Grüppchens zögernd immer mehr das Tempo verhielt, stapfte der Junge vorne unverdrossen Richtung Nadelwald. Kurz davor drehte er sich um.
    „Warum braucht ihr denn so lange?“, fragte er.
    „Hicks!“ Verdammter Schluckauf!
    „Wir haben halt wenig Lust wilden Pokemon zu begegnen“, meinte Bell zaghaft, während sie sich eine blonde Strähne hinter ihr rechtes Ohr schob.
    Cheren zuckte die Schultern, griff sich ein Haargummi aus der Hosentasche, um sich das lackschwarze Haar zusammen zu binden.
    „Ich bin auch nicht erpicht darauf, einen Wald zu betreten, in dem Pokemon ein Regiment übernommen haben, welches vorsieht Menschen daraus zu verbannen. Aber da kommen wir jetzt nicht drum herum. Ich würde vorschlagen, ihr lasst Tiaro und das Killerkatzevieh…“
    „Sie heißt Lou und tötet dich nur, wenn du sie weiter beleidigst“, knurrte Dimon. Wenn er sie beleidigte - eine Sache. Aber auf Felilou ließ sie nichts kommen, und sei sie noch so eigenwillig.
    Warum eigentlich Tiaro? Klar, Serpifeu ist wegen des kalten Wetters besser zu schonen, obwohl Lou ohnehin die bessere Jägerin ist. Und das einzige was Tiaro jagen kann, sind Marshmellows, weil die nicht weglaufen und noch nicht angeschimmelt sind, bis er denn mal ankommt.
    „Meinetwegen. Jedenfalls, wenn eines eurer Pokemon geschwächt wird, nehme ich Mendelssohn hinzu.“
    Bell nickte einverstanden und fing an in ihrer Handtasche zu kramen. Wie konnte sie nur solange darin suchen? Die Tasche war nicht größer, als ein Tetrapack Milch.
    Das lilafarbene Geschöpf zu Dimons Füßen war ohnehin schon ganz angetan, von der Richtung die dieser Ausflug nahm und fuhr die Krallen aus, damit sie im Schnee scharren konnte, sog bedächtig Luft ein, witterte.
    „Lou“, murmelte ihre Partnerin ihr warnend zu. „Wir jagen jetzt nicht. Du darfst uns gern alles vom Hals halten, aber kein Massaker, hörst du?“
    Das karnivore Pokemon zerschnitt genervt mit ihrem Sichelschweif die Luft. Das sah nicht sonderlich begeistert aus. Das Mädchen atmete tief durch. Blut hatte sie für heute definitiv genug gesehen.
    „Komm raus Tiaro, Spätzchen“, sprach nun Bell. Sie hatte einen rotweißen Ball in der Hand, der gerade aufschnappte. Zuerst zuckte ein weißer Energieblitz zum Boden, züngelte am Schnee, danach Ballte er sich zu Körperformen zusammen und verblasste, woraufhin ein kleines affenähnliches Pokemon zurück blieb.
    Wobei klein für seine Art nicht ganz zutraf, es Maß bald achtzig Zentimeter und hatte ein wohl als stattlich zu umschreibendes Wohlstandsbäuchlein. Das wohl interessanteste Merkmal an dieser Kategorie Pokemon war, dass die sowohl an den Händen, als auch an den Füßen Finger hatten. Hinzu kam bei dieser speziellen Art ein mit beigefarbenem Fell überzogener Körper, und eine hellblaue Frisur, die in der Form ein wenig an einen sprudelnden Geysir erinnerte. Tiaro hatte außerdem einen blauen Schweif, an dessen Enden- wie bei allen Sodamak- knobelartige Fortsätze wuchsen, mit denen es Wasseradern aufspüren konnte, und ein blau gestiefeltes Bein.
    Zunächst sah sich ebendieses Monster Dimon und Cheren gegenübergestellt, die es auch sogleich wiedererkennend begrüßte. Folge war ein merkwürdiger Lautschwall, der klang wie eine Mischung aus Lachen und brüllendem Kreischen.
    Felilou legte sogleich die empfindlichen Katzenohren an, teilte Tiaro aufgrund seiner Größe und seinem vermuteten Fettanteil jedoch in die Kategorie ungenießbar ein. Sie wollte sich schließlich nicht ihre Cholesterinwerte versauen.
    „Tiaro, nicht doch so laut“, kicherte Bell einen sehr sanften Tadel. Die angesprochene Gestalt spielte daraufhin mit seinen scheinbar viel zu großen, ebenfalls blauen Ohren, wetzte eine 180 Grad Wendung herum, um sich sogleich an Bells Hals zu werfen.
    Ach daher, die Kraft. Kein Wunder, dass sie Gewichte stemmen kann, der Dicke wiegt locker fünfzehn Kilo.
    „Ja, Tiaro, ist ja gut, wir haben uns doch nur einen Tag nicht gesehen und du tust so, als hätte ich dich mindestens die Eiszeit allein überstehen lassen. Immer dasselbe mit dir …
    Nein, nicht mein Handy! Hände weg da! Wen willst du denn anrufen?“
    „Sodaaa!“
    „Nein, es gibt jetzt keine Brause! Du wirst zu fett davon, das hat Professor …“ Schlagartig verstummte Bellatrix, ihr fröhliches Gesicht wurde von einer betretenen Miene weggewischt. Hilflos sah sie zu den Anderen hinüber. Ihre Freundin biss die Zähne zusammen um nicht zu weinen anzufangen, auch Cheren sah nicht sonderlich wohlig aus. Dennoch brachte er es fertig wieder die Führung zu übernehmen.
    „Wir gehen jetzt rein.“ Es war mehr eine Feststellung, als eine Aufforderung.
    Dimon verharrte noch als Letzte vor der Kulisse, die sich Schattenhaft vor ihr aus dem lichten Schnee erhob. Der Nadelwald ragte dem grau bedeckten Himmel entgegen, so dicht beieinander gestellt, als müssten sie sich gegenseitig wärmen.
    Nicht viel anders, als wir Menschen.
    Grüne Augen musterten sie fordernd von der Seite, das Mädchen verzog den Mund. Wenn sie sich jetzt nicht aufraffte würde Felilou ihr Beine machen und darauf legte sie es besser nicht an.
    „Bell“, rief sie ihrer Freundin zu. Die Blonde drehte den Kopf zu ihr um, verharrte kurz in der Bewegung, während Dimon sie hechtend einholte.


    Krack, krack, krack.
    So ging es in einem Fort, seit längerer Zeit. Noch bewegten sie sich auf der Straße, wo glücklicherweise nicht viel los war, da jedoch ebendiese nicht auf geradem Weg verlief, da sie einem seit je gefrorenen Flusslauf ausweichen musste, würden sie noch direkt durch den Wald abseits der Straße müssen, wenn sie die nächste Stadt, als Tessera City bekannt, erreichen wollten, bevor man die eigene Hand vor Augen nicht mehr sah.
    Obwohl sie den Wald eigentlich noch nicht richtig betreten hatten, hörten die Reisenden immer wieder Drohlaute aus den Wipfeln der Tannen. So ganz nahe kamen sie einem viel höher vor, sie schienen größtenteils ein Mindestmaß von acht Metern zu haben. Es roch nach frisch gefallenen Schnee, Nadelholz und hin und wieder etwas Strenger, etwa bei einer Reviermarkierung eines Pokemons. Wenn dies geschah konnte man förmlich sehen, wie die grazile Gestalt Felilous sich anspannte. Die meisten der Drohlaute, die heranschallten, wurden von ihr mit einem grollenden Knurren gekontert. Tiaro dagegen rieb sich von den Leckerli, die er regelmäßig von Bell zugesteckt bekam, den Bauch und ignorierte die Rufe der fremden Monster geflissentlich.
    Doch auch, als sie schließlich von Nadelgewächsen umringt waren, blieb es eine ganze Weile verdächtig still.
    „Es ist unheimlich, das uns noch nichts angegriffen hat, findet ihr nicht?“, konsultierte Bell ihre beiden Freunde.
    Cheren schob seine Brille gerade, welche etwas verrutscht war, als er sich einen Schnürsenkel zuband und erklärte: „Durch den Winter werden wilde Populationen nicht so groß sein, so dass die Wahrscheinlichkeit eines Aufeinandertreffens geringer ist.“
    „Aber, die Lehrer haben uns so oft erklärt, wie aggressiv Pokemon gegenüber Menschen sind! Da muss doch was dran sein. Und die Geräuschkulisse hier lässt mich auch nicht daran zweifeln, offengestanden.“
    „Bestimmt liegt es daran, dass wir Tiaro und Lou bei Fuß haben“, warf Dimon ein, ihrer nervösen Freundin aufmunternd zulächelnd.
    „Nein, wilde Pokemon mögen uns nicht, vor allen uns und unsere Partner“, verneinte die Blonde entschlossen und strich erneut eine widerspenstige Strähne hinter ihr Ohr.
    „Vielleicht dulden sie uns ja …“
    „Das glaubst du doch selbst nicht“, Cherens Ton wurde nun harscher. „Du weißt doch selbst, was passiert, wenn ein Pokemon ohne Partner in Menschennähe kommt, das merken die sich!“
    „Ich weiß das, ich habe Ohren. Aber das ist … vielleicht haben sie nur Hunger … und wir …“ Sie fragte sich, ob Pokemon wohl Rachegefühle hegten.
    „Nichts ist fair an diesem Winter“, meinte Cheren pragmatisch, wie bei der Feststellung eines mathematischen Problems.
    „Monchen, wir sind nicht diejenigen, die so etwas tun, Tiaro und Lou sind quietschfidel“
    Dimon schüttelte nur still und ungesehen den Kopf.
    Quietschfidel? Sie können nicht zu ihren Artgenossen zurück, sie sind in ihrem Geschlecht genauso Ausgestoßene, wie wir in unserem. Ich wünschte wir wüssten nur, warum dass so ist. Aber es wird alles totgeschwiegen, doch wofür? Das hat die letzten 50 Jahre nichts an unserer Situation geändert, höchstens verschlimmert. Wenn wir wenigstens wüssten worum es ginge, könnten wir…Nein. Aber es würde sich eher eine Lösung finden, als auf diese Weise. Oder liege ich darin falsch?
    Bin ich nur voreingenommen, weil ich den Pakt, das Band zwischen mir und Lou für richtig halte? Als Minderheit? Sie bleibt an meiner Seite, sie wollte das Bündnis von sich aus und ich habe zugestimmt, wie kann so etwas falsch sein?
    Bell und Cheren, haben ihre Pokemon, als ebendiese akzeptiert. Es ist eine Freundschaft, nur auch ganz anders als diese. Und deshalb verpönt?
    Sind wir verkehrt oder diese Welt?

    „Wartet! Ich glaub ich hab was gesehen“, vernahm man die mädchenhafte Stimme Bells wenig später. Tiaro machte sich derweil einen Spaß daraus Wasser langsam aus dem Mund laufen zu lassen, bis es gefror, um es dann zu lutschen. Cheren schien seinen eigenen Gedanke- Dimon vermutete irgendein hochwissenschaftliches Problem- nachzugehen, blieb aber unabhängig ein paar Schritte vor den anderen an der Spitze. Das blonde Mädchen und Lou beobachteten, die eine besorgt, die Andere zunehmend angriffslustig, die Umgebung. Jetzt wies Bellatrix mir einem Finger ein Stück schräg rechts von ihnen.
    Sie passierten gerade eine wenige kleine Lichtung, vielleicht war hier mal ein Tümpel gewesen, welcher derzeit schon längst von Schneemassen überdeckt war und sicher seit mehreren Jahrzehnten keinen Tau mehr gesehen hatte. Gegenüber streckten sich, wie schon seit geraumer Zeit, die Bäume hoch, ein jeder in einen wattierten Schneemantel gehüllt, als wäre es der letzte Schrei der Baummodewelt. Außerdem stand dort einiges an niedrigem Gebüsch zwischen den rau gemaserten Stämmen und über eines stielten rot glühende Augen hinweg. Ein kleines, spitz zulaufendes Gesicht reckte sich in einer eher zuckenden, als wahrnehmbar fließenden Bewegung empor, als der Träger merkte, dass er ebenfalls entdeckt worden war.
    „Oh, das ist aber niedlich“, freute sich Bell. Mal abgesehen von den roten Sehorganen, die einen ansahen, als könnten sie einen röntgen, war das Monster, welches ihnen entgegensah geradezu possierlich. Es hatte sattbraunes Fell, welches zu den Augen hin heller wurde, so dass es wirkte wie ein Brillengestell. Die großen Ohren hatte es an deinen Kopf geschmiegt, seine dreieckige, schwarze, feuchte Nase beschrieb eine auf ab Bewegung, in des es in die Richtung der Teenager schnüffelte.
    „Lotz“, quäkte es prompt.
    „Ein Nagelotz“, betitelte Cheren ihr Gegenüber korrekt. Es folgt ein, vom Schnee gedämpfter, trommelnder laut.
    Dimon runzelte bei dem Namen die Stirn. Ein Nagelotz, so ganz allein im Wald? So kleine Bürschchen waren doch auf sich gestellt leichte Beute, für Fleisch fressende Pokemon wie die elegante Raubkatze die zu ihr gehörte. Felilou betrachtete das Kerlchen, welches mit einer gewissen Distanz und Deckung durch das dicht verzweigte, winterharte Gestrüpp vorgesorgt hatte, mit dem unverfälschten Interesse eines Kindes an einem kunterbunten, tellergroßen Lutscher.
    „Komisch“, entrann der Braunhaarigen zögerlich.
    „Nagelotz sind doch Rudeltiere. Seltsam, dass dieses hier uns sich allein zeigt“, konkretisierte der Schwarzhaarige ihren Kommentar.
    Die Verwunderung der Beiden erwies sich sogleich als unbegründet.
    „Lotz!“
    „Lotz!“
    „Lotz, Lotz!“, echote es aus dem Wald hinter dem nun offenbarten Vorreiter des Rudels. Sie waren auf nichts weiter als eine Wache der aufmerksamen Nagepokemon gestoßen, des Weiteren schien der Anhang sich sogleich selbst vorstellen zu wollen, denn nun huschten Schatten aus anderem Gebüsch, Geästen und wohl auch Untertagen auf die Lichtung herbei. Äste knackten, Nadeln raschelten, springende Leiber vielen mit einem Stapfen zu Boden, der Schnee knirschte leise flüsternd unter den lang bekrallten Pfoten der Nagelotz.
    „Ohoh“, äußerte Dimon. Ihr war die unwillkommene Begegnung nicht geheuer, spätestens, als die Pokemon begannen durch das Dickicht auf die Lichtung zu spritzen, so dass die Jugendlichen erschrocken zurückwichen. Auch Felilou richtete sich unwillig wenige Schritte rückwärts, als offensichtlich wurde, dass es die Wilden eine weitaus größere Fraktion waren, als die gemischte Gruppe auf deren Seite sie stand.
    Insgesamt zählte das Rudel 15 kleine, agile Monster mit beachtlichem Gebiss, welche langsam aber sicher, die Jugendlichen und ihre Partner zurückdrängten, die großen, unheimlich roten Augen auf die menschlichen Gesichter geheftet.
    „Ich hab mir das anders überlegt, komm raus Mendelssohn!“, whisperte Cheren den anderen zu, ergriff in seiner Hosentasche Serpifeus Ball und ließ eben diesen aufschnappen. Weiß gleißende Energie entsprang dem Behelf, schlug in den Boden, wo sie sich ballte und den Blick auf das anmutige Schlangenpokemon freigab. Sein Körper schimmerte leicht durch das Licht, das der Schneeboden reflektierte, mit wachsamen Augen observierte es seine Umgebung, machte sich schnell einen Überblick, welcher Art die Kontrahenten waren, welche sich seinem Trainer entgegenstellten. Die lange schmale Zunge glitt immer wieder in sekundenschnelle aus seinem Maul, züngelte, die Luft nach verdächtigen Vibrationen und Temperaturänderungen absuchend.
    Die Lichtung teilte sich in zwei Lager auf, zum einen das der Menschen mit ihren gezähmten Monstern, an der Spitze Felilou die sich wild fauchend auf der Vorderhand duckte, alle Muskeln zum zerreißen angespannt, so dass sie jederzeit zum tödlichen Sprung an den Hals eines Nagelotz übergehen konnte, zur anderen Seite die feindlichen Tiere, welche sie verachtend ansahen, laut keckerten, knurrten und kreischten, um ihrem Unmut Luft zu machen.
    Die braunen Pokemon waren in etwa so hoch wie Dimons Unterarm lang war. Das Mädchen war unsicher erstarrt. Sollten sie wirklich gegen die zürnenden Pokemon kämpfen? War das richtig? Sie verteidigten doch nur ihr Revier vor ihnen.
    Einige Nagelotz, auf allen Vieren in den vorderen Reihen, kratzten aufgeregt mit den Füßen auf dem Schnee. Warum griffen sie noch nicht an?
    Die Antwort wurde dem Mädchen klar, als ein letztes Pokemon in aufrechter Haltung an die Führungsposition der Gruppe trat. Es war deutlich größer als seine Kumpanen, überragte sie alle um mindestens einen Kopf.
    Es ließ einen tierischen Schrei ertönen, welchen Cheren und Felilou als Anlass zum Angriff nahmen.
    Die Raubkatze sprang mit unglaublicher Leichtigkeit, mitten in das feindliche Lager, so dass die aufgeregten Nager irr auseinanderstoben.
    „Mendelssohn, Laubklinge!“ Nun kam auch Bewegung in das gehorsame Pflanzenpokemon. An den Ellenbogen seiner kurzen Ärmchen wuchsen in kürzester Zeit Sicheln aus grün leuchtender Energie.
    „Aber Cheren“, warf Bell rufend ein. Ihr war nicht wohl dabei diese schwach wirkenden Pokemon anzugreifen. Sie taten ihr leid. Doch hatten sie eine andere Wahl?
    „Nein wartet!“ Dimon stürmte zu Serpifeu, um es am Latz zu packen, Felilou war so überrascht, durch den Ausruf ihrer Gefährtin, dass sie vor Verblüffung das Nagelotz zu Boden fallen ließ, welches sie grade zwischen ihre Fangzähne genommen hatte. Das entsetzte Nagerpokemon meckerte aufgeregt, sträubte sein Nackenfell und glitt sogleich gegenüber der Katzendame in Angriffsstellung.
    „Schaut euch doch an wie groß ihr Anführer ist“, keuchte das braunhaarige Mädchen, welches derzeit mit Serpifeu am Boden rang, denn dieses war gar nicht erbaut über Dimons einschreiten. Schließlich gelang es ihr das Pflanzenmonster mit einer Hand auf dem Rücken zu Boden zu drücken, auch wenn es dabei immer noch zappelte. Lange würde sie das biegsame Pokemon nicht aufhalten können. Auch Lou auf der anderen Seite des Feldes, hatte es wieder geschafft sein Gegenüber niederzuringen.
    „Was meinst du damit Dimon?“, wollte Cheren nun wissen. Dabei wich er vor einem angriffslustigen Nagelotz zurück, welches sich wohl an seine Beine heften wollte.
    „Ich bin sicher, dass es ein freigelassenes Pokemon ist, in der Natur würde es doch niemals so groß werden! Vielleicht lässt es mit sich verhandeln“, hoffte sie.
    „Tiaro, Aquaknarre“, kreischte grade Bell dazwischen. Zwei weitere der kleinen braunen Monster, waren gerade im Begriff sie anzugreifen. Das etwas behäbige Wasserpokemon kam dem befehl auch nach, traf jedoch nicht, weil seine Gegner zu schnell waren.
    „Dann lass dir Mal was einfallen, damit sie uns auch zuhören“, brüllte Cheren über das Keifen der wilden Pokemon hinweg und wehrte ein Nagelotz ab, in dem er ihm eine ordentliche Backpfeife gab.
    „Lou hör auf mit dem Quatsch“, bellte Dimon ihrem Pokemon zu. Da sprang auch schon ein kleiner brauner Schatten in ihr Gesicht, infolge dessen sie hintenüber fiel. Nagelotz schaute ihr mit seinen glühend roten Augen genau in ihre graugrünen, dass ihr Angst und Bange wurde, und setzte gerade zu einer Biss Attacke an, da wurde es auch schon, durch das nun wieder befreite Serpifeu von dem Mädchen weggerissen. „Lou, Heuler, jetzt!“
    Lou gehorchte nicht sofort, sie spielte einen Moment mit ihren Ohren, überlegend, ob sie sich dem Befehl beugen sollte oder doch noch mal dieses Nagelotz ganz genau mit den Zähnen untersuchen sollte. Entschloss sich dann ihrem Mädchen den Gefallen zu tun.
    Ein ohrenbetäubendes Jaulen und Maunzen erfüllte darauf die Lichtung. Die Nager warfen sich, ob ihres empfindlichen Gehörs auf den Boden und hielten sich die Lauscher zu.
    „Treibt sie erstmal weg!“, forderte Dimon ihre Freunde auf.
    „Los Mendelssohn, scheuch sie zusammen!“
    „Tiaro, verdräng sie mit Aquaknarre!“
    „Lou, bring sie uns vom Hals!“
    Die angeschlagene, teils verwirrte, Nagelotzschar war in weniger als einer Minute wieder auf einige Meter Abstand zu den Menschen gebracht. Misstrauisch schauten sie zu ihnen herüber, wagten sich aber angesichts der drei aggressiven, mit Menschen im Bunde stehenden, Pokemon, nicht näher.
    Dimon war froh, dass noch keines der Nagepokemon ernsthaft verletzt war und sie ebenso wenig.
    Sie schaute dem Anführer der Bande direkt in die Augen, und ging langsam auf ihn zu.
    „Dimon nicht!“, flehte Bell. Ihr war es absolut nicht geheuer, dass sich Dimon der feindlichen Gruppe ohne Schutz näherte und kurz darauf auch Felilou aufforderte ihr nicht zu folgen. Die Katzendame knurrte unwillig, fügte sich jedoch. Sie konnte es Dimon nicht abschlagen, so wie sie sie bittend ansah. Dieses dumme Menschenkind würde sich noch an der Sache verbrennen!
    „Wir wollen euch nichts tun Nagelotz“, sagte Dimon ruhig während sie weiter auf die wilden Pokemon zuging. Sie konnte sich nicht erklären, wo sie auf einmal den Mut hernahm, ebendies zu tun. Es waren eben Pokemon und keine Menschen. Sie spürte, dass sie mit ihnen eher zurechtkam.
    „Wir wollen euch nichts tun. Und ihr uns doch auch nicht. Zumindest du, da bin ich mir sicher. Wahrscheinlich, hattest du selbst mal einen Menschen, der dich angesichts dieses Winters fortgeschickt hat. Das tut mir leid.“
    Einen Meter entfernt von dem Angesprochenen Monster ging Dimon in die Hocke. Dann streckte sie langsam die Hand in seine Richtung aus, behielt damit jedoch auch noch etwa zehn Zentimeter Abstand.
    „Dimon…“, ließ Bell verlauten. Warum ging ihre Freundin so nah an die fremden Pokemon? Wenn diese sie nun doch angriffen? Sie schaute zu dem Jungen rüber. Er wirkte konzentriert, ob er wohl abwog wie und wie schnell er das vermittelnde Mädchen aus der Reichweite der argwöhnischen Pokemon herausbugsieren konnte? Bell wusste, egal welcher Konflikt Dimon und Cheren auch trennte, er würde sie nicht ihrem Schicksal überlassen, allein Bell zuliebe.
    „Lass uns bitte passieren, Nagelotz, ich will nicht, dass wir kämpfen“, bat Dimon indem sie das Pokemon ehrlich anschaute. Die nasse Nase des Monsters bog sich, vorsichtig schnuppernd, ein wenig nach oben dann nach unten. Die Ohren, die es bei ihrer Annährung drohend an den Kopf gelegt hatte, lösten sich langsam, das linke stellte sich forschend in ihre Richtung auf. Vorsichtig neigte es den Kopf ein Stück in Richtung ihrer Hand. Ihre Lippen verzogen sich zu einem zaghaften Lächeln.
    Sie würde es schaffen. Der Rudelchef würde sie passieren lassen, denn schließlich war er wohl selbst mal Partner eines Menschen gewesen, den er liebte. Niemandem würde etwas passieren.
    Bei all dieser Vertrautheit verlor jedoch ein Rang niedrigeres Nagelotz neben seinem Chef die Nerven. „Bedrohung!“, schrien seine Instinkte, als die ihm fremde Hand sich in Richtung des Alphatieres nährte. Und ehe Dimon sich versah, vergrub sich der Biss ebendieses Nagelotz durch ihre Jacke in ihren Unterarm.
    Dann ging alles ganz schnell. Zuerst musste sich der Beißer einem strafenden Hieb seines Chefs gegenübersehen und im nächsten Moment wurde es schon von der animalisch kreischenden Lou niedergerissen, welche bemerkt hatte, dass sie einen Moment zu lange gewartet hatte einzuschreiten. In einem Akt der Geistesgegenwart gelang es Dimon ihr Pokemon am Nackenfell zu Packen und von dem wilden Pokemon wegzuziehen, bevor sie es töten konnte. Wenn sie jetzt doch noch tätlich wurden, würde auch der gutmütige Anführer sie nicht mehr ohne Vergeltung zu wollen ziehen lassen. In ihrem Kopf erklang ein kurzes zermürbendes Brüllen, welches den Schmerz dröhnend von ihrer Verletzung zu ihrem Gehirn trug.
    Sie spürte wie etwas Warmes ihren Arm hinunterlief, während sie die widerstrebende Felilou an sich presste. Als es bis auf die kämpfende Lou verräterisch ruhig blieb schaute Dimon wieder zu dem Rudel rüber. Mit einem Mal standen sie alle in Hab-Acht-Stellung auf den Hinterbeinen, das Nagelotz, das sie gebissen hatte taumelte etwas. Leise tropfte Dimons Blut auf den Boden.
    Plötzlich warf sich das ganze feindliche Lager auf der Hinterhand herum und stob mit wehenden Fahnen von der Lichtung.
    Während Bell sofort zu Dimon rannte. Sah Cheren ausnahmsweise Mal aus dem Konzept gebracht aus.
    „Was war denn das?“
    Die Blonde kramte derweil ein Erste Hilfe Set hervor und legte ihrer Freundin im Rekordtempo einen Pressverband an. „Den kannst du vergessen“, murmelte sie dabei und schnitt mit einer fließenden Bewegung den Ärmel des rechten, verletzten Armes bis zum Ellenbogen ab.
    „Keine Ahnung“, hauchte Dimon, den Blick immer noch auf den nun freien Weg gerichtet. Es war wieder ganz Still.
    Was war da nur gerade passiert? Ohne ein Vorzeichen waren sie alle abgehauen. Warum waren sie geflüchtet?
    Dimon fand sich in einer Umarmung Bells wieder.
    „Du machst einen noch ganz krank“, nuschelte diese, aber die Beleidigung war nicht wirklich heraus zu hören.
    „Tut mir leid!“, meinte Dimon und drückte ihre Freundin zurück.
    Cheren räusperte sich: „Gut, wie dem auch sei. Sieht aus als könnten wir weiter ziehen, hoffentlich begegnen wir nicht gleich den nächsten Pokemon, wenn die sich alle ein Stückchen von Dimon holen, bevor sie Waffenstillstand beschließen, dann ist bis heute Abend nicht mehr viel von ihr übrig.“
    Die Mädchen lösten die Umarmung und wandten sich zu dem Jungen um. Nachdenklich die eine Hand ans Kinn gelegt stand er da. Mit der anderen Hand spielte er ein seiner Hosentasche herum.
    Das war Bell schon vorhin aufgefallen, er fummelte schon seit sie losgegangen waren fast unablässig an dieser Tasche.
    „Sag, mal Cheren, was hast du da? Das ist mir vorhin schon aufgefallen!“, bemerkte sie spitz. Ihr gefiel es nicht, was er da tat, es hatte beinahe etwas Geheimniskrämerisches.
    „Was?“, fragte er, wohl aus einem Gedanken hoch geschreckt. Er beäugte seine beschäftigte Hand. „Ach so, das.“
    Bellartrix und Dimon glaubten ihren Augen nicht, als er drei Pokebälle zutage förderte.
    „Wo hast du denn die her?“, schrie Bell vor Überraschung fast. Dimon war gleichermaßen erstaunt, hielt sich aber mit Äußerungen zurück.
    „Die habe ich im Labor gefunden.“
    „Echt jetzt?“, meinte sie immer noch verblüfft. Ihr war das gar nicht aufgefallen, er hatte auch nichts gesagt.
    „Ich wollte es ja sagen, aber dann haben sich die Ereignisse überschlagen…“
    Das braunhaarige Mädchen war derweil an ihn herangetreten und betrachtete die Bälle in seiner Hand, streckte vorsichtig die Finger nach ihnen aus. „Darf ich?“
    „Meinetwegen“, brummte Cheren.
    Sie klaubte die Bälle von seiner Handfläche zusammen, bemüht nicht darauf zu achten, wie warm ihr dabei wurde, drehte sich von ihren Freunden weg und warf die Bälle hoch in die Luft. Es war besser, wenn die Monster etwas Abstand zu ihnen hatten, falls sie erschrocken sein würden, dass sie weder bei der Professorin, noch im Labor waren.
    Sogleich schossen drei Energieblitze heraus, als die Bälle sich klickend in der Luft öffneten, sprangen über die schneebedeckte Lichtung. Drei gänzlich unterschiedliche Pokemon materialisierten sich aus der Komprimierung in dem Ballgehäuse.
    Als Erstes war da ein ganz und gar zauberhaftes Wesen. Es hatte vier Beine, die viel zu lang für seinen zierlich schmächtigen Körper wirkten. Sein Winterfell war lang, aber glatt und seidig glänzend an den Beinen hatte es die Farbe von braunem Zucker, über den Rücken wechselte es in ein sattes dunkles Braun, dass von der Farbe von Baumrinde nicht zu unterscheiden war und damit als hervorragende Tarnung diente. Seine Beine und der Kopf waren auch in dem Winterpelz sehr trocken, der Kopf wirkte geradezu zerbrechlich, die grazilen Ohren aufmerksam in die Richtung der Jungendlichen gerichtet. Das auffälligste waren jedoch die riesigen, seelenvollen Augen, schwarz wie die Nacht. Als es sich der Aufmerksamkeit der Menschen bewusst wurde neigte es Hals und Haupt, wie zum Kompliment gen Boden und knickte gar ein wenig mit dem linken Vorderbein ein.
    Als zweites erschien mittig ein sehr kompaktes Pokemon, welches in leicht geduckter Haltung lief und gewitzt dreinschaute. Es hatte kein Fell sondern lederartige graue Haut, mit teilweise hervorstehenden rosa Adern. Auf dem Kopf trug es einen kleinen Zipfel, der wie eine Mütze wirkte. Seine ebenfalls grauen Augen musterten die fremden Leute.
    Das dritte hatte borstiges, kurzes Fell und war in seiner Ausstrahlung kaum von einem Häufchen Elend zu unterscheiden. Es hatte wie das erste Pokemon gespaltene Hufe, war aber kurzbeinig und in etwa so groß wie ein Yorkleff. Eine Nase wie eine Steckdose, die sich ob der Kälte etwas zusammenzog, zierte sein Gesicht. Die Ohren waren schwarz, wie sein Rücken, groß und Löffelartig. Es wirkte ein wenig, als hätte die Natur nicht zu entscheiden vermögen, ob es nun ein Hase oder ein Schwein werden sollte. Zitternd, mit ab geklappten Ohren, saß es auf seiner Hinterhand vor den jungen Menschen und guckte sie aus angsterfüllten Augen an.
    „Ein Sesokitz, ein Praktibalk und ein Floink“, fasste Cheren zusammen. Beide Seiten beobachteten sich einhergehend, Dimons Katzendame jedoch verlor schnell das Interesse, das keines der Pokemon so wirklich seinem Beuteschema entsprach. Auch wenn das Floink sich noch am ehesten anbot- wenn sie doch nur ein Kleoparda wäre…
    „Guckt mal“, bemerkte Bell und wies mit dem Finger auf das Bauarbeitermonster in der Mitte. „Das hat was in der Hand!“
    Tatsächlich hielt das linkisch wirkende Pokemon etwas Braungelbes in der Hand. Neugierig näherte sich Bellatrix dem fremden Pokemon, das ein wenig misstrauisch sein Gut noch ein wenig mehr an sich presste. Sesokitz trat ebenfalls interessiert etwas Näher zu dem Mädchen. Für das blitzschnelle Waldpokemon schien die ruhige Blonde keine Bedrohung zu sein. Floink allerdings schob sich auf seinem Hintern noch mindestens einen Meter weiter weg von dem Menschen.
    „Magst du mir nicht zeigen was du da hast?“, fragte Bell das Pokemon freundlich, machte allerdings erstmal keine Anstalten nach ihm zu greifen, sondern griff in ihre kleine Handtasche, die an ihrer Seite hing und kramte ein bisschen krümeliges Pokemonfutter in einer kleinen Plastiktüte hervor.
    Raschelnde Plastiktüten waren wohl ein multilinguales Signal für etwas Leckeres und das schien dem kleinen Kampfpokemon auszureichen. Während es mit dem einen Arm noch seinen Schatz an sich presste, streckte es den anderen Arm fordernd nach Bell und winkte sie mit nach oben gekehrter Handfläche zu sich heran. Sie streckte ein Stück die Tüte in seine Richtung und reckte dafür die andere Hand in Richtung des Items in Praktibalk Händen. Hektisch hasteten seine Pupillen zwischen Futter und seinem Arm hin und her. Er musste noch überlegen, ob er den Tausch wirklich vollziehen wollte. Am Schluss griff es hastig nach der Plastiktüte und warf dem Menschen sein Objekt entgegen.
    Bell fing auf und betrachtete es. Als sie realisierte was es war, schnappte sie nach Luft.
    „Was zum…?“, fragte Dimon, die nun genauso wie Cheren an die Seite von Bell getreten war.
    „Was ist das?“

    Abschnitt 2: Die Prüfung – Regulärer Ablauf exklusive




    Kapitel 6 – Freunde?


    Bevor ich gedanklich hinterherkommen konnte, drehte sich mein Körper schon in Richtung des Geschehens und ich riss meine Augen reflexartig auf.
    Der Aufschrei kam von einem Mädchen mit geflochtenem Haar, an einem Fensterplatz, ein paar Reihen weiter unten. Es hatte wohl verträumt hinausgeschaut, nun war das träumerische vorbei, hatte sich in Entsetzen verwandelt, denn auf das Fenster kam ein Schatten zugesaust. Jetzt schrien auch ein paar weitere auf, während ich irritiert versuchte heraus zu finden, was da genau auf uns zu kam. Als wäre dies lediglich eine weitere Aufgabe aus der Klausur.
    Es konnten nur wenige Sekunden vergangen sein, seit dem Initiationsschrei, da flog das fragwürdige Objekt auch schon mitten durch die Scheibe. Ein ordentlicher Aufprall ertönte, mahlende Geräusche von einander vorbei schiebender Glasbruchstücken, dann berstende Scherben, Klirren und im nächsten Moment, landete das Etwas irgendwo zwischen schlitternd und schleudernd auf dem Tisch wenige Reihen vor mir, wo es gleich ein paar Computer mitnahm. Die Benutzer dieser versuchten gleichzeitig auszuweichen und ihre digitalen Klausuren vor dem Untergang zu retten, was erstaunlicher Weise auch allen gelingen zu schien. Es flogen Anmeldebögen – vielleicht auch ein paar Spickzettel – und Federn durch die Luft. Moment, Federn?
    Nachdem der Störenfried durch den Reibungswiderstand der Tischflächen und nicht zuletzt unzähliger Computer zum Stillstand kam, konnte ich endlich ausmachen, dass es ein Pokemon war, welches da mitten durch das Fenster hereinspazierte. Die letzten Schreckensrufe verebbten, als alle realisierten, dass keine wirkliche Gefahr drohte.
    Es war bräunlich, trug auf seinem Haupt bunten Federschmuck, welcher sich wie Haare in seinen Nacken legte. Bevor es sich auf seine Füße mit drei krallenförmigen Zehen hochstemmte, schüttelte es den kleinen Kopf, mit dem es wohl zuerst durch die Scheibe geschlagen war. Ein Vogelpokemon, dessen Namen ich mich noch entsinnen konnte, aber in welcher Region war es noch mal beheimatet? Sollte ich mir das Schauspiel ansehen oder lieber die Zeit für meine Aufgaben nutzen? Es war wie immer mit Unfällen, man will nicht hinsehen, kann aber auch nicht weggucken.
    „Tauboga“, schrie das Pokemon, plusterte sein Federkleid auf, dabei starrte es angriffslustig in Richtung des zerstörten Fensters. Prompt erschallte von draußen eine Antwort. Alle in meinem Blickfeld lehnte sich über ihre Tische, konnte jedoch wie ich ebenfalls noch nichts ausmachen. Was kam denn da jetzt noch?
    Wieder ein überraschtes Quieken von dem armen Mädchen, das den Fensterplatz hatte. Hatte, denn jetzt war es wohl eher ein Türplatz. Am Fenstersims griffen auf einmal kleine, kräftige Hände empor und herauf zog sich ein gelenkes, ziemlich grimmig ausschauendes Affenpokemon. Ein sehniges Panpyro mit leuchtend blauen Augenliedern, es wohl gerade Paarungssaison.
    Tauboga lies abermals einen Kampfschrei ertönen, was der Feueraffe mit Brusttrommeln quittierte. Was war denn bitte hier los? Flogen hier tagtäglich Pokemon anstatt Fußbällen durchs Fenster?
    Ich schien nicht die einzige zu sein, der die Situation ganz und gar nicht passte. Von unten meldete sich eine aufgebrachte Stimme.
    „Eduard, was treibt ihr da unten?“ Irritiert schaute ich in die Richtung der Prüfungsaufsicht. Wer zum Hoothoot war denn Eduard? Da bemerkte ich, dass sie nicht mit uns sprach sondern ein weißes Handy an ihr Ohr hielt. Nana, Frau Lehrerin, Handys sind doch in der Schule verboten!
    Indes kletterte Panpyro behände auf allen Vieren hinein in die gute Stube. Die Schüler an denen es vorbeimusste um seinen Gegner anzuvisieren lehnte sich soweit wie möglich weg.
    „Warum ich frage? Tu nicht so scheinheilig, hier oben führen sich eure Prüfungspokemon auf wie Rambo und Freunde!“, meinte sie erstaunlich ruhig, jedoch mit einem nicht zu überhörenden Knurren in der Stimme. Um ihren Worten Richtigkeit zu verleihen stürzte sich das Feuerpokemon in diesem Moment mit imponierendem Gebrüll auf den Vogel, welcher rasch mit den Flügeln schlug, so dass dem Angreifer die Scherben um die Ohren flogen. Allerdings auch dem einen oder anderen Prüfling.
    Prüfungspokemon also. Wahrscheinlich zwei Männchen, die offizielle Ausfechtungen nicht von Revierkämpfen unterscheiden konnten
    „Nichts hier: oh gut! Ich hab hier 200 Prüflinge sitzen, von denen keiner Nassmacher beherrscht! Also tanz hierher oder ich benutz den Feuerlöscher!“ Die Lehrerin gefiel mir. Sveta neben mir hatte tatsächlich nicht den Blick von ihrer Klausur abgewandt, während zu meiner anderen Seite ein Junge seinem Kumpel in die Rippen stieß und ihn beschuldigte durchaus Nassmacher zu beherrschen. Männer.
    Immerhin schien Eduard – wer hat den armen Kerl nur so genannt? Den konnte man doch gar nicht ernst nehmen! Es war schon schwer genug für mich meine Pokemonkunde nicht mit Ronald McDonald anzusprechen – die Worte unserer Prüferin ernst zu nehmen, kam wenige Momente später auf einem Tauboss hereingeflogen, bevor er beide Streithälse in ihre Pokebälle verfrachtete. Keinen Moment zu spät, denn Panpyro wollte wohl ein für alle mal seine Revieransprüche deutlich machen, bereitete auf Grund dessen gurgelnd einen Flammenwurf vor. Um ein Haar hätte ich meine Prüfung abhaken können.


    Die Sonne ging langsam unter. Ich saß mit hochgelegenen Beinen auf dem Fenstersims eines großrahmigen Fensters auf dem Schulflur im ersten Stock, auf meinen Schoß die Anmeldebögen gebettet, in einer Hand einen Kugelschreiber. Wir übernachteten in den, während der Ferien verwaisten, Klassenräumen, ich müsste eigentlich einen Platz für mich suchen, doch stattdessen war ich hier gelandet und ließ das Ende des Tages an mir vorbeiziehen.
    Ich liebte diese Zeit des Tages, ich liebte den Sonnenuntergang. Er hatte so etwas … Transzendentes. Nicht das ich für Esoterik oder ähnliches schwärmte, es war schlichte Faszination, die für mich davon ausging. Dieses Zwischending. Weder Tag noch Nacht, dennoch schöner als beides Zusammen. Nicht das Grelle des Tages oder die Schwärze der Nacht, nur sattes goldenes Licht, welches nicht in den Augen schmerzte und ein Schauspiel, des Untergangs eines flammenden Planeten, ein ganz eigenes, alltägliches Drama, was sich da abspielte. Und zwar nicht am unerreichbaren Himmel, sondern am Horizont, genau wo wir aufhörten und der Himmel anfing.
    Ich hätte mich fragen können, wie man es eigentlich schaffte etwa 200 Klausuren in weniger als einer Stunde auszuwerten oder wie ich es geschafft hatte bei dieser Prüfung in die bessere Hälfte zu rücken und damit zu morgigen Prüfung zugelassen wurde. Aber das tat ich nicht. Ich saß einfach nur da und starrte hinaus. Wenn man den Blick von der Inszenierung am Horizont abwandte, bot sich auch hier ein schöner Anblick. Die Schule, an sich ein eher unscheinbarer Klotz, dafür schön verputzt und hell, umschloss einen schier riesigen Innenhof, eigentlich eher ein Park, zu drei Seiten hin, die letzte Seite war mit einem hohen Zaun begrenzt in dessen Mitte das Pförtnerhäuschen und das Eingangstor lagen, dahinter hob sich wild und dunkel ein Wald ab.
    All diese Gebäude wirkten im satten glimmenden Licht des Sonnenuntergangs wie aus Gold gegossen. Im Innenhof waren sauber arrangierte Blumenbeete und strukturiert angelegte Baumreihen in deren Schatten Bänke standen. Jeder Zweig und jedes Blatt, welches ich erblicken konnte, wirkte zu dieser Stunde wie aus Gold. Als wollte alles sagen, welch Reichtum diese Schule war und barg.
    Als mein Atem nach alle der Aufregung des Tages ruhig und flach ging, dachte ich darüber nach, was ich als nächstes tun würde. Was passieren würde. Schaffte ich das tatsächlich? Würde ich Freunde finden?
    Immerhin hatte ich heute ja schon zwei Leute kennen gelernt. Fynn war … wie beschreibt man das? Kennt ihr das, wenn man eine Person trifft und sie auf Anhieb sympathisch findet? Und ihr denkt: mit dem/der würde ich gerne befreundet sein? Würde ich gut zu recht kommen? Klar, hatte ich da meine Zweifel, ich kannte mich noch keinen Deut mit Jungen aus, aber wieso sollte ich deshalb davon ausgehen, dass zwischengeschlechtliche Freundschaften nicht funktionierten?
    Sveta war da ein anderes Kaliber. Sie schön, gutaussehend und gewissermaßen cool. Nicht dass ich sie genug kannte, um das von ihr sagen zu können. Doch manche Leute haben eine solche Ausstrahlung. Man weiß genau, dass das sie zu den Beliebten gehören, man kann es förmlich riechen. Und man beginnt unbewusst zu denken: Mit so einer coolen Person möchte ich auch befreundet sein.
    „Hey!“ Diese Stimme kam mir bekannt vor. Immerhin verkniff er sich diesmal meinen Namen, bevor er wieder meine Reizbarkeit auf sich zog. Ich drehte meinen Kopf zu Fynn um. „Alles in Ordnung?“
    „Ja, ich denk’ schon.“
    „Ich dachte nur, du hast so lange aus dem Fenster gestarrt …“
    „Hm“, machte ich nur in Gedanken noch nicht ganz bei mir.
    „Wow, du kannst ja auch mal ruhig reden“, meinte er und lachte halb dabei.
    „Fordere es nicht heraus“, knurrte ich missbilligend zurück.
    „Okay, aber darf ich davon ausgehen, dass du die 1. Prüfung bestanden hast, da du noch hier bist?“ Die meisten Ausgeschiedenen hatten schon ihre sieben Sachen gepackt und abgereist. Andere, die Bekannte in der kurzen Zeit hier gemacht hatten, blieben noch ein wenig. Ich nickte stumm. „Darf ich mich setzen?“ Er wies in die gegenüberliegende Ecke des Simses, dann auf meine ausgestreckten Beine darauf. Klar, ich sollte Platz machen. Mein Blick wanderte zu seinem fragenden Gesicht und ich kniff ein wenig die Augen zusammen. War er so freundlich wie er rüber kam? Wollte ich mich wirklich mit ihm anfreunden? Jetzt hatte ich noch die Chance, ihm seine Grenzen aufzuzeigen, später wäre das unfair.
    Ich zog die Knie an und umschlang sie mit meinen Armen, beugte mich darüber.
    „Warum guckst du so, wenn du bestanden hast? Lach doch mal!“
    „Das ist doch dein Job, Grinsebacke“, antwortete ich schnippisch und bleckte die Zähne, wie ein drohendes Magnayen. Mit viel guten Willen konnte man das als Lächeln bezeichnen. Ein hungriges. Da grinste er.
    „Also“, sagte ich schließlich. „Ich bin nicht wirklich zufrieden mit meinem Ergebnis.“
    „Welchen Platz hast du denn?“ „88.“ Von den hundert Leuten die weitergekommen waren, war ich damit nicht die Schlechteste und eigentlich war es dafür, dass ich fast alles über Pokemon selbstständig aus Büchern gelernt hatte, gar nicht mal so schlecht. Ich konnte eigentlich froh sein nicht schon ausgeschieden zu sein. Dennoch war ich auf einen der hinteren Plätze und damit eine der ersten die Ausscheiden würde, wenn ich morgen kein gutes Ergebnis brachte.
    „Oh zwei Achten. In Japan ist das eine Glückszahl. Bestimmt ein Gutes Omen!“, munterte er mich auf.
    „Du kennst dich mit Japan aus?“, hakte ich neugierig nach. Da sein Name Fynn war, er keinen Akzent hatte und auch nicht sonderlich japanisch aussah, hatte ich das nicht von ihm erwartet.
    „Ja, schon etwas. Mein Papa kommt daher.“
    „Wirklich, wow, dann ist er bestimmt in einer Trainerregion aufgewachsen!“
    „Nicht nur aufgewachsen, er war sogar mal Champ von Kanto, deswegen hat er auch … na nicht so wichtig.“ Was hatte er sagen wollen? Ich wiegte meinen Kopf einen Moment nervös hin und her. Sollte ich nachfragen? Es schien privat zu sein und wir kannten uns kaum, darum sagte ich: „Ich beneide ihn, ich wäre auch gern mit vielen Pokemon und Reisen aufgewachsen.“
    „Es gibt doch fast überall Pokemon, wo kommst du denn her?“
    „Von hier.“
    „Was, auf Washington Islands, gibt’s Leute die sich mit Pokemon auskennen?“, es war wohl scherzhaft gemeint, doch ich fand das gar nicht komisch. Genau wegen so was, hatte ich meinem ganzen Vorhaben mit großer Skepsis gegenübergestanden. Natürlich schauten Leute die aus Trainerregionen stammten auf jemanden mich herab. Ich warf ihm einen beleidigten Blick zu, schürzte die Lippen und strafte ihn damit, wieder wortlos aus dem Fenster zu starren. Das Gold hatte sich in leuchtendes rot verwandelt, fast schon ein bisschen unheimlich, als wäre der Abgang der Sonne nicht unblutig verlaufen.
    Er gluckste noch ein bisschen über seinen eigenen Witz, dann merkte er offenbar, dass etwas nicht stimmte. Es wurde kurz still. Ein Junge und ein Mädchen, offenbar in ein reges Gespräch vertieft, liefen an unserem Fenster vorbei.
    „Das war nicht so gemeint.“ Misstrauisch schaute ich zu ihm. Er lächelte schon wieder. Wie konnte man nur so verdammt lieb aussehen? Wenn er mir nicht von Anhieb sympathisch gewesen wäre, wäre mir davon übel geworden. Aber irgendwie hatte er einen gewissen Charme, dem ich nicht so wirklich böse werden konnte. Dieses yorkleffhafte.
    „Freunde?“, fragte er direkt hoffungsvoll und streckte mir die Hand entgegen. Ich reckte meine in seine Richtung, zog sie aber im letzten Moment weg.
    „Nö“, lachte ich, streckte ihm die Zunge raus und hüpfte vom Sims, um Sveta zu suchen.


    „Sveta!“, sang ich fast, als ich sie in einem der Klassenräume für die Übernachtung ausfindig gemacht hatte.
    „Challo, Lenka, willst du dich zu mir legen? Chier ist noch Platz.“
    „Nein, leg dich zu mir, Linka!“, erschallte eine Stimme hinter mir. Nah hinter mir. Und schon wieder ein falscher Name!
    „Wah, Fynn, erschreck mich doch nicht so!“, quietschte ich halb und drehte mich zu ihm. Er brach fast in Jubel aus: „Oh, du hast mich Fynn genannt!“
    „Klappe, zu Grinsebacke!“ Zu meiner Verteidigung: Lautstärke und Stimmbruch waren keine angenehme Angelegenheit für mein empfindliches Gehör. „Das“ – ich wies in einer ausschweifenden Geste um mich – „Ist ein Mädchenschlafraum!“
    „Oh!“, machte Fynn und sah sich um. Die meisten Mädchen im Raum starrten ihn an, sie waren wohl etwa in meinem Alter, einige war gar etwas rot im Gesicht. Auch wenn ich den Zusammenhang damals nicht erfasste, konnte mir daraufhin das Kichern nicht verkneifen. Ich albernes Ding.
    Damit machte sich Fynn dann auch sehr schnell aus dem Staub und wir Mädchen läuteten mit der Zeit die Nachtruhe ein. Sveta hatte einen Mp3 – Player – wie sollte es auch anders sein einen mit Apfel darauf – so dass jede von uns beiden sich einen Stöpsel ins Ohr steckte. Wir redeten noch ein wenig, indes die Nacht hereinbrach. Über unser zu Hause, unsere Familie, wie wir hierhergekommen waren. Sie kam aus gutem Hause in Russland, ihre Familie gehörte zum jüngeren Adel und alle waren früher oder später auf der Cresseliacademy gewesen, da zu ihrem Land ein großes Reservat für Pokemon gehörte. Zum Glück war ich durchaus in der Lage meinen Neid zu zügeln. Trotzdem konnte ich es mir nicht verkneifen nach dem Gespräch von wilden Pokemon und Arenakämpfen zu träumen. Ich gab mir einen Ruck. Geschehen war geschehen, doch strengte ich mich genug an hatte ich die Chance mein zukünftiges Leben mit Pokemon zuzubringen.


    Es war düster und fast ganz still auf den Fluren der Cresselia im ersten Stock. Die letzten Lichter waren schon vor Stunden gelöscht worden und auch die Geisterstunde war gerade vorbei. Doch die Stille war trügerisch, denn klammheimlich schlichen Schatten durch die Flure. Das ein oder andere unterdrückte Kichern ertönte. Jemand räusperte sich.
    Die Schatten schienen sich an einer Treppe nach oben zu versammeln, man hörte das Rascheln ihrer Kleidung, ganz leise ihre Schritte und wenn man ganz genau hinhörte, auch ihre Atemzüge.
    Innehalten waltete, als sie sich zu einer schwarzen Traube geformt hatten. Ein leises Flüstern, das keine Worte formte, trotzdem reagierte die Masse synchron, mit vielen Klicklauten gefolgt von hellen Strahlen.
    Dann erklang ein unheimliches Jaulen.

    Abschnitt 2: Die Prüfung – Regulärer Ablauf exklusive




    Kapitel 5 – Nein, so heiße ich nicht.


    Benommen öffnete ich die Augen, alles wirkte für ein paar Momente etwas verschwommen, als hätte jemand meine Welt in Pastell originalgetreu nachgemalt und dann mit dem Ärmel drüber gewischt. Ein Paar Augen blickten mich leicht bekümmert an. Im ersten Moment erschrak ich mich, da sie fast weiß wirkten, wie in einem dieser Exorzistenfilme, als meine Sicht wieder mehr Konturen bekam, erkannte ich einen Moment später, dass sie hellblau waren und alles andere als bedrohlich wirkten.
    In meinem Kopf hallte heimtückisch der Aufprall nach, kaum klarte meine Benommenheit auf.
    Mein Arceus, hatte der Kerl vielleicht einen Dickschädel!
    Meine Schläfen pulsierten mit einem ziehenden Schmerz und ließ mich aufstöhnen: „Urgh!“
    Als spielte ein Hariyama auf meinem Kopf Bauchtrommel. Nun ja, sozusagen Kopftrommel …
    „Hey, alles in Ordnung?“, fragte seine leicht vom Stimmbruch angehauchte Stimme, indes er sich seine haselnussbraunen Fransen aus dem Gesicht strich, die ihm wohl ins Gesicht gefallen waren, indes er sich über mich beugte, um nachzuschauen, ob ich noch bei Sinnen war. Meine Wenigkeit lag nämlich vor ihm im Dreck. Der hatte vielleicht Nerven! Erst mich umrennen und dann wie ein Unschuldsvoltilamm aus der Wäsche schauen. Ja. Er war schließlich in mich gerannt, nicht ich in ihn. Ich bin hier das Mädchen!
    „Seh’ ich so aus?“, antwortete ich darum bissig.
    „Den Umständen entsprechend“, erklärte er lachend. Irgendwie schon sympathisch, auch wenn dieses klang, wie ein Kronjuwild in der Brunftzeit. Trotzdem, so leicht ließ ich mich nicht besänftigen, wenn man mich ohne weiteres umrannte.
    „Hör auf so zu grinsen!“ Da lachte er nicht mehr, guckte mich stattdessen irritiert an. Empfindlich?
    Er machte mir Platz als ich versuchte aufzustehen, dabei drehte es sich in meinem Kopf kunterbunt wie auf einem Jahrmarkt, ich sah wohl auch ähnlich dabei aus, denn er räusperte sich vernehmlich, um anzubieten: „Soll ich dir helfen?“
    „Nein!“, gab ich entschieden zurück ignorierte seine ausgestreckte Hand und kam mit Schwung strauchelnd auf die Beine, klopfte mir den Sand von den Jeans. „Schau, ich kann das ganz allein. Bin ein großes Mädchen, Grinsebacke!“
    „Ich heiße Fynn“, stellte er sich daraufhin eifrig vor. Ich sah von meiner Hose ab, ihm ins Gesicht und kniff die Augen leicht zusammen. Ob er wohl ein Typ war, mit dem ich zu recht kam, oder war mir das nichts? Ich hatte bisher noch keine männlichen Freunde, in der Dorfschule baute sich gerade erst die: Jungs/Mädchen – sind – doof – Einstellung, ab. Andererseits, guckte er so lieb drein, gleich einem Yorkleff am Küchentisch. Da musste auch ich lächeln.
    „Ich bin Milena.“
    „Hey, Melina!“ Und da war mein Lächeln auch schon wieder Geschichte. Wortlos verdrehte ich die Augen. Die Ohren eines Yorkleff hatte er offensichtlich schon mal nicht.
    Gerade als ich mich von ihm abgewandt hatte, ein paar wenige Schritte weiter meines Weges gegangen war, fiel mir etwas ein. Mit fragendem Blick drehte ich mich grob zurück in seine Richtung, aber er stand nur einem halben Schritt schräg hinter mir. Na so was, der kam mir ja nach! Unentwegt einen freundlichen Ausdruck im Gesicht. Aufmerksam erwiderte er meinen Blick.
    „Sag mal, du weißt nicht zufällig wie ich zur Akademie komme? Ich habe mich nämlich noch nicht als Anwesend gemeldet und …“
    „Was? Noch nicht angemeldet? Dann aber schnell! Hop, hop, hop!“ Ehe ich mich versah hatte er mich an meinem linken Handgelenk gepackt und zog mich im Eiltempo hinter sich her.


    Alles Zetern und Schimpfen half nichts, im Gegenteil, denn das förderte nur mein Seitenstechen. Als wir am Pförtnerhäuschen, welches direkt an einem riesigen Torbogen samt schmiedeisernem und definitiv geschlossenem Tor lag, ankamen, japste ich nur noch händeringend nach Luft, wie ein Karpador auf dem Trockenen. Der Junge war vielleicht Schwerhörig aber rennen konnte er. Ich trainierte mich zwar auch gerne im Laufen, doch ich war mehr der Typ Steher als ein Sprinter.
    „Oh hallo F- … ähm, dich habe ich doch vorhin schon gesehen“, rief ein dicklicher Mann freundlich, welcher in dem Pförtnerhäuschen hinter einer mit ein paar Löchern gespickten Scheibe saß, meinem Begleiter zu. Hatte der gerade Fynn sagen wollen? Komisch, entweder hatte er ein herausragendes Namensgedächtnis, so viele potentielle Schüler wie er heute durchwinken musste oder die beiden kannten sich. „Wie heißt denn die Dame, die du da mitgebracht hast?“
    „Sie heißt Melina!“
    Sauerstoffzufuhr wieder ausreichend! „Geh zur Seite!“, fuhr ich ihn unterdrückt schroff an und schob ihn, um meinen Worten Nachdruck zu verleihen, schlichtweg beiseite, nahm seinen Platz vor dem Herren, welcher sich wohl auf der Zielgeraden zur Rente befand, ein. „Ich heiße Milena, wäre schön, wenn du den Namen richtig aussprechen könntest, Grinsebacke!“
    „Und ich wünschte mir, du würdest mich Fynn nennen!“, moserte er prompt offenbar dezent beleidigt zurück.
    „Tja, wir haben alle Wünsche, die nicht in Erfüllung gehen, Grinsebacke!“
    Der Pförtner ließ ein Glucksen vernehmlen. Nachdem er etwas geschäftig am Computer, der mir abgewandt rechts neben ihm stand, getippt hatte, kramte er eine Weile herum und beförderte schließlich einen schmalen, mit einer Büroklammer fixierten, Stapel Blätter zutage und reichte mir weiterhin eine Karte mit Mikrochip. Das dauerte mir viel zu lange, ich hatte es eilig, denn bald würde die Prüfung anfangen und sicherlich würde es schwer sein noch einen Platz zu finden. Ich fing an auf der Stelle zu treten, um ihn mein Anliegen offensichtlich zu machen. Mach! Dampf! Alter!
    Er übersah dies geflissentlich, indem er seelenruhig erklärte: „Die Karte ist für die theoretische Prüfung, die tust du in deinen Prüfungscomputer, den du belegst. Der Papierkram ist für später, falls du soweit kommen solltest, denn …“
    „Ja, ist gut hab verstanden! Karte rein, Papierkram raus, wenn ich nicht raus bin!“, versicherte ich ihm hastig mein Verständnis und langte ungeschickt nach den Dingen.
    „Melina, hör ihm zu er …“ „Keine Zeit, keine Zeit!“, wimmelte ich Fynns predigt ab, verzichtete gar darauf ihn zu korrigieren und wich Richtung Schulgrundstück blindlings zur Seite bevor ich meinen Kopf in Gehrichtung drehte.
    Wumms!
    Ein tiefer hohler Klang, begleitet von einem nachhallenden Zittern, erschallte als Antwort auf meine kopflose Hetzerei.
    Kopf gegen Tor. 0:1. Einen Schmerzenschrei bekam ich nicht zur Schande, hielt nur meinen hämmernden Kopf.
    „Melina, das Tor ist nicht …“
    „Halt ja die Klappe und mach das scheiß Tor auf!“ Das er das gar nicht konnte überging ich und auch er verkniff sich dies zu bemerken, sondern beeilte sich schleunigst den Pförtner um den Gefallen zu bitten.
    Auch hier bewies er erneut Talent zur Geschwindigkeit und im nu glitt das Tor mit leisem, elektronischem Summen zu beiden Seiten zur Seite. Schnellstmöglich passierte ich es mit eiligen Schritten.
    „Viel Erfolg bei der Prüfung, ihr beiden. Und übrigens: nettes Mädel hast du dir da geangelt!“
    Da wurde es mir zu blöd und ich gab Fersengeld.


    „Challo!“, vernahm ich eine angenehme tiefere Mädchenstimme. Sie sprach kein richtiges H sondern machte einen kehligen Laut daraus, der mich fern an ein Ch erinnerte. Ich hob den Blick und erblickte ein hübsches, blasses Mädchen mit fast schwarzen, großen Augen und schwarzer Lockenpracht. Man was hätte ich für dieses Volumen gegeben! Ein bisschen erinnerte sie mich an Andy, doch ihr Gesicht war viel puppenhafter als das meiner Freundin und auch Sommersprossen hatte sie keine. Dennoch sah sie ganz nett aus.
    „Das ist mein Platz, du sitzt auf meiner Jacke“, damit wies sie mit ihrer schmalen Hand auf das zerknüllte Kleidungsstück, welches sich tatsächlich unter meinem Hinterteil hervorlugte. Sie hatte einen interessanten Akzent den man nicht immer merkte, doch da war eine auffällig deutliche und manchmal überdeutliche Betonung in ihrem Sprachfluss.
    „Oh, entschuldige, das habe ich nicht gesehen!“, entschuldigte ich mich schnell, stand auf und rückte einen Schritt nach außen, um sie durchzulassen, so musste ich an einem unbeliebten Stuhl am Gang Platz nehmen. Jederzeit könnte der Prüfer vorbeikommen, darauf spähen, ob ich vielleicht spickte. Nicht das ich das vorhatte, mich machte es lediglich nervös von jemanden bei Klausuren beobachtet zu werden, weil ich mich auf schriftliche Prüfungen ohnehin immer so schlecht konzentrieren konnte.
    Dabei gab es nur wenige solcher Stühle, da jede Reihe sich einen Tisch teilte, welche auf Ränge verteilt war, die man treppauf treppab erklimmen konnte über einen Mittel- und zwei Außengänge. Der Raum war sehr groß, bestimmt mehr als hundert, ach was zweihundert Leute konnten hierin Platz nehmen und darauf lief es auch Augenscheinlich hinaus. Unglaublich! So viele Bewerber, die innerhalb von zwei Tagen abgefertigt wurden. Wobei sich noch eine weitere ebensogroße Gruppe auf dem Schulgelände aufhalten musste, die bereits gestern diese Prüfung, die für mich erst anstand, abgelegt hatte und nun die verbliebenen den zweiten Teil bestritten.
    „Nie sa schto. Ich bin übrigens Svetlana, aber alle nennen mich Sveta!“ Sie streckte mir die Hand hin. Aha, sie war also eine Russin oder ähnliches.
    „Mein Name ist Melina – ähh – Milena, aber Lenka ist mir eigentlich lieber!“
    An der Stelle wurde unsere Vorstellung auch leider schon unterbrochen, denn vorne und relativ weit unten, von mir aus betrachtet, ich saß in der drittletzten Reihe, erhob jemand das Wort.
    Wie hoch war es von hier aus nach unten? Vielleicht acht Meter oder mehr? Also von der Treppe wollte ich nicht runterfallen …
    „Meine Damen und Herren, herzlich willkommen an der Cresselieacademy!“, sprach unten eine junge, motiviert klingende Lehrerin mit blauschwarzem Haar, das zu einem hohen Pferdeschwanz gebunden war, die Augenfarbe konnte ich von meinem Platz aus nur schlecht ausmachen, da war alles drin von taubenblau bis schlammgrün. Ob sie wohl in dem Alter von Frau Donalds war? Oder noch jünger? Sie schien jedenfalls sehr hübsch schon von weitem.
    Angespannter Applaus von den Rängen. Viele wirkten nervös und die meisten schienen auch ungefähr in meinem Alter zu sein. Ich fand es gerade nur seltsam mit „Dame“ angesprochen zu werden. War das so eine Institution, wo man nur gesiezt wurde? Ist zwar höflich, aber für mein Alter doch etwas übertrieben.
    „Sie sind heute hier um die schriftliche Prüfung für die diesjährig verfügbaren Studienplätze an dieser renommierten Akademie teilzunehmen. Nach der Auswertung dieser Klausur wird nur rund die Hälfte von ihnen heute Abend noch da sein, die Aushänge finde sie ab 19 Uhr hier in diesem Raum an der Tafel hinter mir.“ Sie machte eine große Handbewegung zu ebendieser, welche zwei hoch und runter verschiebbare Flächen hatte, welche sicherlich um die zehn Meter breit und zwei Meter hoch waren.
    „Alle weiteren Informationen werden dann ebenfalls hier aushängen und nun bitte ich euch, die Karte, die ihr an der Pforte bekommen habt in den Schlitz zu schieben, der sich an jedem eurer Plätze im Tisch befindet.“
    Allgemeines tuscheln und auf der Sitzfläche herumrutschen. Ich schaute mir die Kante meines kleinen Teils des Tisches genauer an und erkannte dort eine einfache Einschiebemöglichkeit für meine Elektrochipkarte. Kaum verschwand sie scheinbar in der Tischfläche, sprang dieses Abteil des Tisches, etwa doppelt so groß wie ein DinA4 Blatt auf. Ich erschrak mich mindestens so wie Sveta neben mir, denn die Tischplatte hatte ganz normal ausgesehen. Jetzt entpuppte sie sich als Schubfach für einen dieser ultraleichten und lächerlich schmalen Laptops mit dem bekannten Symbol einer Frucht darauf. Man die Schule musste echt Geld haben, um sich allein für die Prüfungen so etwas leisten zu können.
    Nachdem ich den Tisch wieder zugeklappt hatte und das gute Stück öffnete, stellte ich fest, dass der Laptop schon hochgefahren worden war und ein Programm für die Klausur bereits geöffnet war.
    „Aufnahmeprüfung der Cresseliacademy“, stand in Buchstaben von einem tiefen Blau geschrieben, welches mich an das Meer erinnerte. „Willkommen Frau Melina Smith!“
    Na toll, nicht mal dieses Ding, konnte meinen richtig Namen schreiben! Der konnte doch, verdammt noch mal, nicht so schwer sein! Wie gerne hätte ich den Computer die Treppen runterpurzeln sehen, doch leider war ich auf ihn angewiesen. Heute war irgendwie nicht mein Tag.
    Genervt klickte ich auf das erschienene Symbol in der Taskleiste am rechten Rand mit dem Titel „Weiter“. Doch es ging nicht weiter. Nix da weiter. Was war denn da los? Kaputt?
    Irritiert schaute ich zu meiner Nachbarin, deren PC gerade noch hochfuhr.
    „Sind alle fertig?“, kam es von unten. Hier und da noch verneinende Einwürfe, knallende Tischplatten, Begrüßungsmelodie des Computersystems. Warten. Schließlich wurde es still.
    Die Frau unten schien jeden einzelnen von uns mit einem anerkennenden Blick zu mustern, bevor sie erneut die leicht rauchige Stimme erhob: „Nun, ich wünsche Ihnen allen eine erfolgreiche Prüfung. Sie haben Zeit bis um 18 Uhr.“ Und ohne weitere einleitende Worte, griff sie nach der Fernbedienung, die vor ihr auf dem Lehrerpult lag, betätigte einen Knopf darauf – schwups – ging es weiter. Nichts kaputt. Alles tutti. Jetzt musste ich nur noch diese Prüfung schaffen.
    Die ersten anderthalb Stunden arbeitete ich ruhig vor mich hin. Die anfänglichen Themenfelder bezogen sich noch auf die allgemeine Schulbildung, man musste angeben in welche Klasse man ging und dann erschienen dazu passende Aufgaben aus dem Bereich Mathemathik, Englisch, wahlweise Musik oder Kunst, und dann noch eines der Fächer Physik, Bio und Chemie, je nach dem was man meinte einem am meisten lag. So wählte ich zu den Standardfragen für meine Klassenstufe noch Musik, obwohl ich auch gerne Kunst genommen hätte und Biologie, da es noch am meisten mit der Tierwelt und Pokemon zu tun hatte.
    Allerdings viel mir das konzentrieren mit der Zeit, wie bereits vorausgeahnt schwerer, während ich begann mich den spezifischeren Themen zu Pokemon zu widmen. Und als dann zu allem Überfluss auch noch die Lehrerin hinter mir stand und nach meiner Meinung viel zu lange auf meinen Bildschirm starrte, wollte mir nicht mal mehr einfallen, was Schwalboss Lieblingsspeise war. Dabei wurden die Fragen mit fortschreitender Nummerierung innerhalb eines Themas immer schwerer. So schwer, dass ich mich fragte, ob diese Prüfung überhaupt ausgelegt dazu war, komplett beantwortet werden zu können von unserem Leistungsstand her. Ich meine woher um Himmels Willen sollte ich wissen wie lang ein Rayquaza war? Ist ja nicht so, als würde das Pokemon sich oft sehen lassen. Und selbst wenn, würde ich, trotz dieser einmaligen Gelegenheit doch eher die Flucht ergreifen, als es auszumessen. Das schrieb ich auch genauso hin.
    Sehr geehrter Prüfer, wenn mir jemals ein Rayquaza so nahe kommen würde, dass ich es ausmessen könnte, hätte ich mehr Sorge um meine Gesundheit, als darum wie lang seine imposante Nasenspitze wohl ist.
    Dass ich im Gegensatz von einigen Forschern durchaus einen gesunden Menschenverstand besaß, ließ ich dann doch lieber ungeschrieben. Schließlich sollte man mich für gescheit halten, vielleicht auch frech, aber nicht für beleidigend. Auch wenn sie damit eventuell nicht ganz Unrecht hätten.
    Endlich ging die Frau weiter. Also erlaubte ich mir etwas in die Luft zu starren. Ich fühlte mich, als würde mein Gehirn Ausdauertraining machen und es hätte Seitenstechen. Langsam genervt von dem schier unaufhörlichen Strom von Fragen und Forderung von Wissen rieb ich mir die Schläfen.
    Ich kniff die Augen für wenige Momente zusammen. Ganz ruhig, Milena. Jetzt nicht schlappmachen!
    In diesem Moment schrie jemand auf.

    So, da ich es ungerecht fand nur vereinzelt Abgaben zu kommentieren, weil sich ja alle Mühe gegeben haben, habe ich alle kommentiert, was im Endeffekt die vorgeschriebene Wortzahl dieses Wettbewerbes sprengt - welch Ironie!
    Ich hoffe die Autoren können damit auch was anfangen, Beurteilungen sind ja nicht so meine Stärke, aber ich habe es immerhin versucht.




    Viel Erfolg allen Teilnehmern,
    Finnea

    Abschnitt 1 - Mein Prolog



    Kapitel 4 – Keine Macht der Klammer


    „Hm“, machte Andy nur und rollte sich auf den Bauch. Auch wenn ich ihr gerne sehr prägnant gesagt hätte, dass das nicht das Maß an Anteilnahme war, welches ich von ihr erwartete, vertraute ich darauf, dass da noch etwas kommen würde. Sie spielte mit der blau karierten Picknickdecke zwischen ihren Fingern, die wir auf dem Boden der Waldlichtung halb unter einem Baum ausgebreitet hatten, so dass die Sonne uns die Füße wärmte und unsere Köpfe kühl blieben. Der Schlagschatten des Geästes über uns malte uns dunkle Muster auf die Haut. Ungeduldig wartend wackelte ich mit meinen Zehen. Es war Samstag, der Tag nach dem Zusammenklatsch mit meiner Mutter. Die Luft war mit Vogelgesang erfüllt.
    „Das gefällt mir nicht“, fügte sie überlegend hinzu. Ich warf mich seufzend auf den Rücken herum und stieß mit einem Mal die ganze Luft und mit ihr symbolisch auch die sämtliche Last aus, die mir auf dem Herzen lag.
    „Und mir erst.“ Ich wandte das Gesicht zu ihr, inzwischen hatte sie sich auf ein gerupftes Gänseblümchen verlagert und zog ihm unerbittlich die Blütenblätter aus dem Kranz der sein gelbes Köpfchen rahmte. „Ich verstehe das nicht, wieso ist sie so stur? Die sollte doch eigentlich, ich weiß nicht, vielleicht euphorisch sein, so oft wie wir uns zoffen.“
    „Vielleicht“, sagte sie in ein bedächtigen Tonfall als wüsste sie das folgende würde mir nicht gefallen, rümpfte die Nase, so das die vielen Sommersprossen auf ihrer Nase tanzten. „Vielleicht, klammert sie ja noch an dir … “
    „Was? Meine Mutter an mir klammern?“, sprudelte es aus mir hervor. Darauf schaute sie mich aus ihren blassblauen Augen an und hob eine Augenbraue. Ich hatte wohl genauso reagiert, wie sie es erwartet hatte. Schnell holte ich Luft um nachzulegen: „Komm, schon, du kennst doch meine Mum. Die hat schon fast eine Party geschmissen, als mein Bruder ausgezogen ist … “
    „Dein Bruder ist – versteh mich nicht falsch, ich mag deinen Bruder – er ist was anderes. Er ist halt ein Junge. Und du bist eben eine Miniausgabe deiner Mutter, auch wenn du nicht komplett nach ihr geschlagen bist. Ich denke … also, es könnte doch sein … dass sie sich in dir …“
    „Okay, Themenwechsel!“, gebot ich ihr Einhalt. Im Moment war mir nicht danach das Verhältnis zu meiner Mutter zu definieren, viel wichtiger war doch, wie ich mich da, sozusagen, irgendwie rausbugsieren konnte. Andy hatte sich vorher auf die Ellenbogen gestützt, ließ sich niedersinken und schmiegte mit einem wohligen Seufzer die Wange an die Decke.
    „Gut, wie bekommen wir dich zur Aufnahmeprüfung? Wie lange, hattest du gesagt, soll die gehen?“
    „Zwei Tage, das ist ja mein Dilemma, wenn es nur einer wäre würde es gar nicht so auffallen, morgens hin abends zurück und du könntest mir ein Alibi geben, ich wäre bei dir. Oder mit dir unterwegs, oder so.“
    Meine Freundin runzelte die Stirn und warf das zerpflückte Gänseblümchen weg: „Können wir nicht sagen, du übernachtest bei mir?“
    „Hab ich auch schon überlegt, aber unsere Eltern kennen sich so gut, das würde bestimmt rauskommen, bevor ich wieder da bin. Oh Arceus, stell dir vor, die holten mich da vor Ort ab. Mitten aus einer Prüfung oder so!“
    „Das dürfen wir nicht riskieren!“ Sie sah versonnen in das verworrene Laubdach hinauf. „Obwohl wieso eigentlich nicht? Schau, meine Familie hat zwei Boote, wenn du deinen Bruder dazu bringen kannst, dich hin und zurück zu fahren und dich ebenfalls zu decken, könnte das funktionieren. Wir würden deine Mum hinhalten, zumindest bist du wieder da bist …“
    „Warte, warte!“, unterbrach ich ihren Redeschwall, weil mir ein Geistesblitz gekommen war. Wieso hatte ich nicht schon früher daran gedacht? Wieso zweifelte ich so sehr an dem vorhaben, dass ich es mir ständig ausredete?
    Mit dem Gefühl von Heimlichkeit flüsterte ich ihr zu: „Meine Mum wird irre schnell Seekrank und an einen Hubschrauber kommt sie nicht so ohne weiteres. Den beordert höchstens das Krankenhaus, wenn jemand in eine Fachklinik verlegt werden muss … das könnte wirklich funktionieren!“ Lachend klopfte ich ihr überschwänglich auf den Rücken.
    „Aua!“, protestierte Andy daraufhin.
    Ich legte mich zurück und grinste verklärt nach oben und stellte fest: „Du bist eine super Freundin! Was soll ich nur ohne dich machen?“
    „Dein Bestes geben!“, freute sich Andy. Für sie stand wohl eindeutig fest, dass ich das alles schaffen würde. Ich zog eine Schnute.
    „Vielleicht, kann ich dich ja reinschmuggeln?“, überlegte ich laut, doch wenig ernsthaft.
    „Was dir Pokemon sind, sind mir tote Dichter und Denker. Schuster, bleib bei deinen Leisten!“
    Da hatte sie recht, mir ging das interpretieren und analysieren von Texten ab, wie Öl dem Wasser. Und Andy hatte eine ganz andere Bindung zu Pokemon als ich. Dank meiner Mutter war ich mit Girafarig aufgewachsen, für meine beste Freundin war Milo eher so was wie eine Seltenheit, eine Rarität. Und eine solche hätte sie vermutlich nur interessiert, wenn es sich dabei um die Erstauflage eines William Shakespeares handelte. Ich konnte noch nicht von Wehmut sprechen, wie locker sie die Möglichkeit hinnahm, dass ich von hier fort ging, dafür schien das ganze noch zu weit entfernt. Es war ja noch nicht mal sicher, dass ich es zur Auswahlprüfung schaffen würde. Nichts Halbes und nichts Ganzes war es.
    Und selbst wenn ich ginge würde sie nicht ganz alleine sein, denn auch wenn wir zwei sehr dicke Freundinnen waren, waren wir eigentlich ein Trio und kein Duo. Linda, die dritte im Bunde war momentan in Frankreich auf einen Schüleraustausch, wir hatten alle beide schon die ein oder andere bunte Karte von ihr erhalten. Sie würde nach den Sommerferien zurückkommen.
    Ja, am Ende würde ich diejenige sein, die einsam war. Weg von der Familie und den Freunden. Doch ich durfte nicht das Ende als Schluss sehen.
    Ich musste das Ende als Anfang sehen.
    „Und, wann steigt das ganze Spaß?“
    „Generell die erste Hälfte der Sommerferien, wahrscheinlich bin ich die dritte Woche dran, weil meine Lehrerin mich erst noch anmelden muss“


    Mein Bruder war einfach für mein Vorhaben zu gewinnen, weil er mir schlicht und ergreifend etwas schuldig war. Wie oft hatte ich ihn gedeckt, wenn er Abends nicht etwa ins Bett ging, sondern zu einer der größeren Inseln fuhr, um dort mit seinen Freunden feiern zu gehen und ihn des weiteren am nächsten morgen herausgeredet, wenn er mal wieder den Kater seines Lebens hatte? Das war sehr praktisch, denn so musste ich nicht erpresserisch werden. Ihm drohen Mum zu erzählen, von den Saufpartys, dem ein oder anderen Mädel, welches er auf seinem Zimmer rauchte und zwar nicht nur Zigaretten. Ich war also für alle fälle gewappnet. Intrigen gehörten schließlich zum Berufsbild einer kleinen Schwester, das hieß aber nicht, dass ich sie gerne ausspielte.
    „Wir sind gleich da!“, ich hibbelte schon die ganze Zeit am Geländer des Motorbootes, sodass mir beinahe meine Sonnenbrille von der Nase rutschte. Mirko gab nur noch ein resigniertes Stöhnen von sich, da ich den Satz ständig rausposaunte, seit die Insel in mein Blickfeld gerückt war und das war schon eine Stunde her. Ich konnte nichts dagegen machen, mit jedem Mal, das ich die Worte aussprach wurden sie schöner. Wirklicher. Echter.
    Der Fahrtwind war erfrischend, manchmal hätte er mir fast meine schwarze Beanie vom Kopf geweht. Die Haare hatte ich nicht geschafft zu waschen, so dass ich sie nur fahrig unter die Mütze gestopft hatte. Ansonsten trug ich einen unförmigen, blau geringelten Sommerpullover, eine Skinny Jeans in Acid Waschung und abgetragene eierschalenfarbene Converse.
    Nervös schaute ich auf das runde Ziffernblatt, welches ich an einer Kette um den Hals trug und moserte: „Fahr mal ein bisschen schneller, ich will noch mein Schlafzeug ablegen bevor ich zur Prüfung muss, außerdem muss ich mich vor 14 Uhr als anwesend eintragen!“
    „Ich hab dir schon zigmal gesagt, dass das nicht geht, der Motor ist gedrosselt!“
    „Schneller“, feuerte ich ihn daraufhin nur noch euphorischer an und war insgeheim froh, dass er mich nicht schon ins Meer geschmissen hatte, so wie ich mit meiner guten Laune um mich warf. Obwohl, von hier aus hätte ich es wahrscheinlich auch schon alleine zum Strand geschafft, wollte jedoch nicht riskieren einem Tohaido zu begegnen.
    Beglückt beobachtete ich den Ableger einer Sanganabyssschule. Immer wieder machten die rosa Pokemon Luftsprünge neben dem Boot her und riefen uns unverständliches in ihrer Sprache zu.


    „Soll ich nicht hierbleiben?“, fragte Mirko vorsichtig, als ich vom Boot auf den Steg kraxelte. Der war wohl neugierig.
    „Nein, das ich doch total peinlich, wenn ich meinen großen Bruder mitschleppe! Außerdem, wer soll mich denn dann zu Hause decken?“, erklärte ich ihm im ungeduldigem Tonfall. „Nein, nein, nein. Du tankst jetzt auf und saust nach Hause. Ich helf’ dir auch, wenn du willst.“ War die nennte Version von: Mach dich vom Acker.
    „Schon gut, dass mach ich schon alleine. Wenn du sagst du willst helfen, hab ich am Ende immer mehr zu tun als vorher, da du irgendwie wieder eine Sauerei veranstaltest oder was kaputt machst. Also, zisch ab!“
    Tollpatschig zu sein hatte auch seine Vorteile. Manchmal zumindest.
    „Ich hab dich auch lieb, mein liebstes Brüderchen“, schmeichelte ich ihm noch Augen klimpernd vom Steg aus.
    „Zisch, ab Zwerg!“
    Hach, mein Bruder liebte mich wirklich innig.
    Mit einem Blick auf meine Uhr, sank die Relevanz dessen allerdings auf das Umfallen eines Sackes in China, denn es war schon 20 Minuten vor 14 Uhr. Rasch trabte ich vom Steg auf einen Sandweg, der von der Bucht in der wir angelegt hatten eine kurze Steigung hinaufführte und sich dann gabelte. Mist. Wo musste ich nur lang? Hätte ich das doch nur nachgeschaut! Egal! Wozu hatte ich denn weibliche Intuition? Also nahm ich mehr Tempo auf, versuchte mich an einem Steigerungslauf. Bis der Pfad einen Haken schlug, den ich volle Möhre schnitt und dafür sogleich mit einem heftigen Aufprall bestraft wurde.


    Eine Frau stand in einem großen, hohen Büro am Fenster und schaute hinunter. Dort tummelten sich viele Jugendliche, begrüßten einander unvoreingenommen. Scharten sich zu der ein oder anderen kleinen Gruppe zusammen oder beobachteten einander aus Distanz, trafen Entscheidungen. Wen sie sympathisch fanden, wen nicht. Wie stark die Konkurrenz wohl war. Oder sie dachten über gar nichts nach sondern erfreuten sich so etwas zu erleben.
    All das konnte die stille Beobachterin aus der Ferne nicht ganz erkennen, trotzdem freute sie sich jedes Jahr darüber. Es war einfach ihre Berufung mit jungen Menschen zusammen zu arbeiten, etwas anderes hatte sie auch nie machen wollen. Dennoch war sie betrübt. Sie sprach still zu dem Mann, der auf einem imposanten, mit dunkelgrünem Leder bezogenen, Sessel hinter dem schweren Mahagonitisch saß.
    „Ob er oder sie wohl dieses Jahr dabei ist?“
    „Es ist genauso wahrscheinlich wie jedes Jahr“, erwiderte der grau melierte Mann, mit blauem haar und schwarzem teilweise ergrautem Stoppelbart.
    „Ach Wahrscheinlichkeit“, höhnte die Frau, indes sie auf dem Fenstersims platz nahm und sich die haselnussbraunen Haare in den Nacken warf. „Es wird in einem Jahr passieren, in den anderen nicht.“
    „Da hast du nicht Unrecht meine Liebe.“ Der Mann sprach ruhig, um das Temperament der Dame zu schlichten.
    „Wenn wir nur wüssten wer. Was ist denn wenn dieser jemand es nicht auf die Schule schafft, oder gar, überhaupt nicht hier ist und nie herkommen wird?“, sinnierte sie betrübt. Sie machte sich Sorgen und das ließ sie älter aussehen, als sie war.
    Der Mann stand auf und stellte sich hinter sie, schaute ebenfall in den Hof hinaus, auch für ihn war das jedes Jahr wieder ein Ereignis. „Ich denke wir können uns auf das Schicksal verlassen. Früher oder später wird es soweit sein. Bisher hat Jirachi ihren Job noch nie vernachlässigt!“
    „Das sagst du als Wissenschaftler?“, jetzt lachte sie fast schon wieder.
    „Ja, das sage ich als Wissenschaftler! Und jetzt lächle wieder, du freust dich doch auf diesen Tag immer fast mehr, als auf Weihnachten!“
    Tatsächlich ließ sich die Frau zu einem Lächeln hinreißen, fügte dann jedoch nachdenklich hinzu: „Ich hoffe es!“
    Ungewiss blieb, ob die Göttin für oder gegen sie spielte.

    Für wen schreibe ich?
    Ich würde Mal spontan antworten - für mich und Leute wie mich. Denn ich bin diejenige die die Ideen hat und niederschreibt, ich würde nichts freiwillig schreiben, was mir nicht gefällt und das ist auch völlig in Ordnung so, gerade das ist das tolle an kreativem Schreiben. Ich fand es meine gesamte Schulzeit über schrecklich mich ständig gezwungen zu sehen Sekundärliteratur zu verfassen, alles mögliche aus Werken anderer herauszuquetschen. Bücher und Geschichten (ich halte nichts großartiges von Autobiographien, wofür gibts denn Wikipedia?) sind für mich zum konsumieren da und auch zum Nachdenken, wenn sie mich auf diese Weise ansprechen. Ich hätte niemals die Intention zu schreiben, damit die zukünftigen Generationen sich den Kopf darüber zerbrechen müssen, bzw. sie genau die Punkte erkennen müssen, die der Lehrer als erwähnenswert betrachtet. Ganz, ganz grausig sowas. Der Inhalt ist eben das was dort geschrieben steht und warum ich das so geschrieben habe? Weil ichs kann und wollte. Basta.
    Ich schreibe, weil ich ein fantasievoller Mensch bin, ich erdenke manchmal Gespräche die ich wohl nie haben werde und manchmal auch eben etwas völlig unrealistisches, dann kann sich daraus eine Geschichte entwickeln. Und dann denke ich mir, das ist toll! Das muss ich aufschreiben. Und dabei bin ich immer so enthusiastisch, das ich kaum aufhören kann an die Geschichte zu denken, weil es mir so einen Spaß bereitet, und ich bin dabei wie immer so neugierig wie es weitergeht, dass kein Mensch so schnell hinterherschreiben könnte, wie mir die Storyline einfällt. Das reißt mich meistens so mit, dass wenn ich an einer Stelle der geschichte unsicher bin oder vor einem Problem stehe ständig daran denken muss. Als hätt ich mich darin verliebt.
    Ich schreibe und schreibe, doch meistens hab ich die Geschichte schon so oft erdacht, dass ich dann schon nach den einführenden Kapiteln die Lust daran verliere und mir was neues ausdenke. Da schlägt mir meine eigene Neugier ein Schnippchen. Pech, aber hindert mich nicht daran trotzdem zu schreiben.
    Schreiben ist wie praktisch, denn ich kann eine Idee festhalten und sie nach Jahren wieder hervorkramen und mich daran erfreuen, oder eben denken: "Mein Gott der Stil ist ja grauenerregend? Wo ist die Liebe zum Detail? Wie ging die Geschichte eigentlich weiter bzw zu Ende?"
    Und auch hier fällt schon der Punkt, warum ich meine Geschichten mit anderen teile. Reflektion. Ich selbst beherrsche sie kaum, deshalb brauche ich andere die ansprechen wo es mangelt oder wie sie etwas empfinden. Irgendwann ist mir nämlich der Einfall bekommen ... nein, das heißt eigentlich schon mit lesen der Harry Potter Bücher ist in mir das Bedürfniss geweckt worden irgendwann auch einmal eine Buchreihe zu verfassen. Weil ich Geschichten liebe, sein sie selbst geschrieben oder von anderer fremder Hand, sie lässt einen in eine fremde Welt eintauchen und genaudas möchte ich auch einmal erreichen können. Das andere meine Geschichte lesen, abtauchen, darin für einen kruzen Moment verschwinden und ihr Resumee ziehen. Am liebsten ihre Meinung irgendwie dazu mir übermitteln, ich bin ja durchaus kommunikativ, ich tausche mich gerne über etwas aus und interessiere mich dafür, wie andere über das denken, was ich so fabriziert habe. Obs Lob oder Kritik ist, es hilft die eigene geliebte Erzählung aus einem anderen Blickwinkel zu betrachten und sich so zu verbessern noch näher zu schreiben. Ja, das möchte ich ...


    Zitat

    Ich weiß ja nicht, wer alles liest und auch nicht, wer diese Personen sind, aber jemanden zu erschaffen, der wie ich ist, wäre für mich, als würde ich bei Facebook jedes private Detail erzählen.

    Das könnte ich zB gar nicht, ich bin der Meinung man hat immer eine verzerrte Wahrnehmung von sich selbst, weil man eben man selbst ist und sich mit keinerlei Objektivität betrachten kann.


    Zitat

    Für wen schreiben wir? Das ist eine Frage, die warscheinlich jeder User anders beantwortet, und auch jeder Autor sieht das anders. Klar ist, dass jeder, wie schon gesagt, einen Ansporn hat.

    Natürlich wird jeder anders antworten, das ist doch der Sinn eines Diskussionsthemas oder sieht das wer anders?


    Zitat

    Da sieht man auch wie subjektiv das Ganze ist. Lucy war einer der Charaktere, die mich am meisten berühren konnte weil man an ihr einfach gesehen hat, wie kaputt sie aufgrund ihrer Vergangenheit war und wie hochgeschäumt der Hass in ihr.

    Kann ich gar nicht nachvollziehen, ich kann solche Chartaktere überhaupt nicht nachvollziehen, befinde sie eher als unglaubwürdig. Einmal total Bestie mit Alienkräften und dann dieses komische Etwas von Mensch, das einfach total ... "Unschuldig" ist. Sie hat zwei Persönlichkeiten und ich hätte es lieber gesehen wenn sie ein Biest wäre, das mit der Zeit einen menschlichen sinnierenden und vielleicht auch zur Liebe fähigen Wesen geworden wäre und nicht dieses ständige eine Extrem zum anderen gehopse. Jetzt ist sie Mörder und jetzt isse Schaf. So einfach ist das eben nicht.


    Wenn wir schon mal bei Charakteren sind habe ich auch gleich mal ein Paradebeispiel um zu demonstrieren, was ich an Charakteren gut oder negativ finde. Gossip Girl. Ich liebe einfach Blair Waldorf. Klar sie ist ne Bitch eine Zicke und manchmal ein Biest und man weiß immer, dass sie garantiert bald wieder eine Intriege spinnt, aber man weiß eben genauso woran man bei ihr ist. Ihre Vorhaben gehen nicht immer gut, funktionieren aber auch mal. Dagegen die ach so liebe Serena, die immer total tollig ist und von allen angehimmelt wird, aber sobald sie und Blair ihre Freundschaft aufkündigen, kehrt sie die Bitch raus und schnappt ihrer "besten Freundin" den Traumstudienplatz ihres Lebens vor der nase weg, obwohl sie eigentlich keinen Grund dazu hat. Nur dass eben gerade ihre Freundschaft abgesagt ist. Was einfach nicht dazu passt, wenn sie eigentlich ein netter Mensch sein soll.
    Meine Meiinung. Und ja ich schau Gossip Girl und ja ich finds geil.


    Finn ende. *Kuchen dalass*

    Boah, ich bin grade auf die falsche Taste gekommen und kann jetzt meinen Kommi nochmal tippen ... grrr ....


    Hallöchen Bastet, ^^
    Tut mir leid, dass du so lange auf mein Kommentar warten musstest, aber bei dir find ich halt kaum noch was erwähnenswertes zur konstruktiven Kritik, mit R&G hab ichs sowieso nicht so und ... nun ja. Nichts desto trotz werde ich es trotzdem versuchen, damit ich hier nicht zum Schwarzleser mutiere. 3, 2, 1, ... looos!


    Responsibility
    Erneut kommen die Protas aus BW2 vor. Ich glaube ich habe es dir gegenüber erwähnt, ich bin ein ganz großer Fan von dem Shipping zwischen dem weiblichen Prota von BW 2 und dem Rivalen (von dem Shipping zwischen dem weiblichen Prota aus BW 1 und N komischerweise nicht so, weiß auch nicht warum, das ist einfach so obv im generellen, dafür fänd ich jeodch Lucas x Hayley interessant - jaja ich immer mit meinen Extrawürsten) deswegen freue ich mich, dass sie wieder bei dir vorkommen. Obwohl es nicht sondelrich zum tragen bislang gekommen ist, oder evtl auch gar nicht wird, wer weiß vielleicht findet Ryan ja auch ihren Bruder hübscher als Izzy? :3 Wäre ja auch mal interessant zu lesen ... we gonna see ...
    Mich würde mal interessieren, wie weit dieses Schiff eigentlich entfernt war und ob ein menschliches Auge tatsächlich überhaupt so etwas wie diese Narbe hätte ausmachen können, aber ich denke mal Ryan hat sich eher auf die Kleoparda versteift und sich den Rest dazugedacht, das würde eher Sinn machen. Der ist ja schließlich fast schon nervig besessen davon. Im Übrigen erinnert sie sich an ihren Neugeborenen Bruder ... kommt der auch noch vor?
    Soo, der kursive Teil kommt mir irgendwie bekannt vor lololol (kindischer Kommentar aus) sehr aktionsreich und interessant. Sehr sehr gut, Ding, Bastet! Nur das Wie - Shu gewissermaßen indirekt durch Zekroms Hand sterben zu lassen fand ich ein Wenig rabiat. Da Frage ich mich als Leser unwillkürlich: Hatte man dem Pokemon nicht mehr helfen können? Im anderen Fall, also einer gegebenen Option auf eine Wesenskorrektur, fände ich es unsinnig es umzubringen. Aber da werde ich mich mit meiner Wertung wohl auf weitere Geschehnisse und Aufklärungen hin gedulden müssen.
    So BW1 und BW2 Protas treffen aufeinander. ich muss ja zu meiner Schande gestehen, dass ich bislang weder die eine noch die andere Edi gezockt habe, dennoch weiß ich im groben über beide bescheid und fand es Schade, dass die Retter Einalls so wenig Prestige in der Fortsetzungsedi bekommen haben. (Immerhin Bell und Cheren kommen noch vor) Jedenfalls in diesem Sinne, fein gemacht, Bastet! Btw Ethan ist gaar kein Fanboy, noiiin. Er doch nicht. ^^


    Ja, was bleibt mir noch zu sagen? ich warte auch mehr!
    Ich glaube an ein oder zwei Stellen schien mir der Dialog ncht ganz Rund ... würde da einfach noch mal drüberlesen, kann ja nichts schaden, vielleicht habe ich mich ja auch geirrt ... ja, das wars auch schon!
    liebe grüße und bis zum nächsten Mal,
    Finnea


    Abschnitt 1: Mein Prolog



    Kapitel 3 - Lächerlich?


    Wir wohnten am wahrscheinlich einsamsten, zivilisierten und ständig bewohnten Ort der Welt, ein kleines unscheinbares Fleckchen Erde namens Blue - Island, das zu einer Inselgruppierung vor der japanischen Küste gehörte, welche auf der Höhe von Isshu lag. Diese Gruppierung wiederum, war im Besitz der USA, die hatten – ganz patriotisch – den ganzen Spaß Washington Islands getauft, nach dem ersten Präsidenten der Vereinigten Staaten. Auf der Hauptinsel, thronte die Akademie, ansonsten gab es nur drei bewohnte Inseln, von denen unsere die kleinste war, mit einem 800 Seelen Dorf. Die restlichen Inseln, von denen es noch zahlreiche gab, waren Naturschutzgebiete, welche, außer von Forschern und Rangern, eigentlich nicht betreten wurden.
    Achthundert Menschen, na ja, meine Familie abgezogen, also 796 Einwohner mit denen ich in Kontakt treten konnte auf Englisch übrigens, der Amtssprache hier. Das hieß, wenn ich mich die viertel Stunde zwischen unserem Haus und dem Dorf bequemen wollte. Zuerst hatten wir im Dorf in einem unscheinbar langweiligen Reihenhaus gewohnt, doch da mit uns das einzige Pokemon – mal abgesehen von umherreisenden Flugpokemon – hergezogen war und die Leute im Dorf sich einfach nicht daran gewöhnen wollten, teilweise sogar überhaupt erst vom Festland übergesiedelt waren, weil es hier so gut wie keine Pokemon gab, hatten meine Eltern beschlossen ein Haus auf einer großzügigen Waldlichtung zu bauen.
    Unser neu gebautes Haus, war anders als die Reihenhäuser oder entzückenden Einfamilienhäuser im Dorf. Es war großzügig angelegt, weiß verputzt und schien mehr aus riesigen Glasfronten, als aus Mauern zu bestehen. In Vollmondnächten brauchte man nachts eigentlich gar nicht das Licht anzumachen. Ein Luxus, den man sich unbesorgt nur leisten konnte, wenn man im einzigen Haus weit und breit wohnte. Die Einrichtung, die hauptsächlich meine Mutter an sich gerissen hatte, hatte in den allgemein benutzten Räumen die schlichte Eleganz von großrahmigen, meist schwarzen, grauen, weißen oder cremefarbenen, Möbeln aus dem Luxuskatalog. Ja, sie legte großen wert auf das Wort mit L. Luxus.
    Das war nicht verwunderlich, denn sie kam aus ärmlichen Verhältnissen in Kroatien und hatte nun mit meinem Vater eine ganz gute Partie gemacht. Wir waren nicht reich, das Haus gehörte nicht etwa uns sondern der Firma für die mein Dad arbeitete, war eigentlich so etwas ein Beispiel für die Qualität der Firma. Uns war es gestattet darin zu wohnen und es stilvoll einzurichten, solange wir es bei Interesse für Führungen zur Verfügung stellten. Quasi: ein bewohntes Musterhaus. Mein Vater, ursprünglich in Nordamerika geboren, hatte es selbst entworfen, denn er war Architekt bei der Firma, die Blue – Island als Baugrund aufgekauft hatte und als solcher bekam er angesichts der dünnen Bevölkerung der Insel nicht sonderlich viele Aufträge. Meine Mutter arbeitete auch, früher vor Ort nun von Haus aus für einen kroatischen Techniksupport im Telefondienst. Die beiden hatten sich in den USA kennengelernt, als meine Mutter dort als Au – Pair arbeitete. Sie waren erst Freunde und nach der ersten Ehe meiner Mum mehr. Und meine Mutter hatte die Hosen an, dank südländischem Temperament.
    Das einzige Zugeständnis welches sie meinem Vater also gemacht hatte, waren sein Bücherregal aus warm leuchtend braun gebeizten Teakholz, welches mit alt duftenden, bunt eingebundenen Büchern gefüllt war und seinem ausgesessenen schwarzen Lesesessel aus Leder.
    In genau diesem saß er, als ich hereinkam.
    „Na Lenka, mein Schatz, bringst du mein Mädchen wieder auf die Palme?“, lachte er gedämpft, legte sein Buch zur Seite – Moby Dick – und öffnete seine Arme in die ich mich fallen ließ.
    „Ja, ich lass sie nur für dich tanzen. Also im übertragenen Sinne, außerdem bin ich doch dein Mädchen“, erklärte ich ihm, während ich seitlich auf seinem Schoß platz nahm und sein Buch in die Hand nahm, einfach nur um etwas zwischen den Fingern zu haben, spielte Daumenkino damit.
    „Ach, also tanzen im nicht übertragenen Sinne fände ich auch nicht schlecht!“
    „Papa!“, maßregelte ich ihn und gab ihn einen Knuff. Wenn man von einer Sache nichts wissen wollte im Leben, war es die Existenz jeglicher körperlicher Anziehungskraft zwischen den Eltern. „Nenn sie doch Baby.“
    „Baby?“
    „Ja wie in Dirty Dancing, sollen manche ja sehr romanisch finden.“
    „Aber du bist doch mein Baby, ich hab dich auf die Welt kommen sehen.“
    „Ja, wir haben’s auf Band“ Eine Tatsache, die ich mir nicht gern ins Gedächtnis rief. „Nenn mich dann lieber Lenka. Damit machst du mich und Mama glücklich, wenn du die slawische Kurzform von Milena benutzt.“
    Damit sprang ich ohne Rücksicht auf Verluste von seinem Schoß hoch, was er mit einem Ächzen quittierte und machte mich auf Richtung Treppe, nachdem ich mich versichert hatte, dass Mum in die Küche weitergezogen war.
    „Lenkaaa“, schallte es mir im Rücken und als ich mich umschaute, sah mich mein Vater mit Schnute an. Ich verdrehte spaßeshalber die Augen, ging noch einmal zu ihm, um ihn einen Schmatzer auf die Wange zu drücken und verkrümelte mich schließlich über die erste Etage.


    C. C wie Cresselia. Cresselia.
    Nein, nichts hier, Washington. So was Lächerliches hatte ich selten gehört. Ich und eine Elite – Akademie, na klar, sonst noch Wünsche? Darf es nächstes Jahr ein Nobelpreis sein? Nein, nein, nein. Völlig lächerlich, hörst du hier Ernsthaftigkeit? Ich lach dir ins Gesicht: haha, haha!
    Doch so sehr ich in Gedanken darauf herumritt, hätte ich es wirklich lächerlich gefunden, wäre es mir egal gewesen und ich hätte mir es nicht selbst ständig madig machen müssen.
    Eigentlich war mein eigenes Zimmer mein Ziel, welches auf der nach Westen gewandten Seite des Hauses lag. So konnte ich mir jeden Tag durch die Panoramafensterfront, an die ich auch mein Bett hatte aufstellen lassen, den Sonnenuntergang anschauen. Schließlich landete ich jedoch am Ende des Flures, bei dem Zimmer Richtung Norden. Dem Zimmer meines Bruders.
    Der studierte im Übrigen schon auf dem Festland Ingenieurswesen. Obwohl er also Ahnung von Maschinen haben musste, hatte meine Mutter mich gebeten um nicht zu sagen angefleht weiterhin den Sonntagskaffee für sie und meinen Dad zu machen. Derzeit waren Semesterferien, deshalb war mein Bruder zu Hause. Er war gestern Nacht irgendwann mit einem Leihboot angekommen, ich hatte schon schlafen müssen, denn gestern war erst Donnerstag, also ein Tag nach dem wahnwitzigen Vorschlag meine Lehrerin gewesen. Diese Frau Donalds, aber gut, wer nach einer Fastfoodkette benannt ist, kann ja nicht ganz sauber laufen.
    Ich trat ohne anzuklopfen herein.
    Mein Bruder saß auf dem Boden inmitten von verstreuten Klamotten, hatte knallrote Kopfhörer auf, doch ich konnte die Musik trotzdem bis zu meinem Standpunkt hören. Wenn man bedenkt, dass solche gedämpft sind, dann machen es seine Ohren wohl nicht mehr lange, andererseits kann das durchaus vorteilhaft sein, falls er später in einer Maschinenhalle arbeiten sollte. Vorraussetzung war natürlich er würde weit mehr als die Funktionsweise der Espressomaschine verstehen, was bisher ja eher semigut funktionierte.
    Er sah ein bisschen aus als hätte er meditiert, aber vermutlich war er nur kurz weggenickt – und das bei Devil in a Midnight Mess von Billy Talent. Manchmal hielt man ihn für den jüngeren Bruder meiner Mum, weil sie sich sehr ähnlich sahen, nur war sein Gesicht, typisch männlich, markanter. Er modelte auch neben seinem Studium.
    Seine dunklen Augen fixierten mich, dieselben wie meine. Mit einer fließenden Bewegung legte er seinen Kopfhörer in den verschwitzten Nacken.
    „Was ist hier passiert, dass man nicht mehr anklopft, bevor man reinkommt?“
    „Ich bin passiert!“
    „Ich hab es schon befürchtet“, meinte er und raufte sich mit einer seiner großen langen Hände den Stirnschopf.
    „Was gibt’s Zwerg?“
    „Nichts“, antwortete ich und merkte im selben Moment, dass es gelogen war.
    „Ja, was frag ich auch, war wohl zu viel erwartet, dass du einen Grund brauchst um mich zu nerven.“ Tiefes, ziemlich gut gespieltes Bedauern lag in seiner Stimme, am Ende setzte er noch einen, langen sehr geschafften Seufzer oben drauf.
    „Dafür werde ich mich nicht entschuldigen, das ist mein Job!“, erklärte ich ihm mit aller Inbrunst, die ich dafür aufbringen konnte. Was offen gestanden eine beträchtliche Menge war. Wozu war denn ein großer Bruder sonst da?
    Und noch wichtiger, wieso war eigentlich ich gerade hier, jetzt in seinem Zimmer?
    „Miiiirkoooooh?“
    „Zweeeeeheeeerg?“, äffte er meine Stimme nach, was aber eher witzig, als beleidigend klang. „Willst du etwa doch was?“
    „Na ja … “, murmelte ich so leise, dass es fast verschlungen wurde. Ich hatte den Vorschlag von Frau Donalds noch niemandem anvertraut. Es war die eine Sache für sich darüber zu grübeln, eine andere es auszusprechen.
    „Also meine Lehrerin in Pokemonkunde, sie … “ Ich hielt inne, die Worte zögerten in meinem Mund, traten vor den Zahnreihen zurück, als stünden sie vor einem Eissee, den sie durchschwimmen mussten. So breit wie die Themse. Ja oder nein? Vor oder zurück? Jetzt hatte ich noch die Chance einen Rückzieher zu machen, aufzulachen, sagen: „Reingelegt!“, eine Unterhose von ihm, die vor meinen Füßen lag zu klauen und mich aus den Staub zu machen, die Wäsche wie eine Fahne in der Hand gehisst.
    War die eigentlich gewaschen?
    Konzentrier, dich, Milena!
    Ich schüttelte den Kopf, die Augen geschlossen, holte einmal tief Luft und machte die Augen wieder auf. Mein Bruder blickte mich immer noch an, ein merkwürdiger Ausdruck lag in seinem Augen. Er merkte, dass das hier mir wichtig war. Er wusste es bevor ich es wusste.
    „Frau Donalds hat gesagt ich sollte mich an der Cresselia bewerben, du weißt schon;
    Cresselia, eine Akademie mit Standards.
    Oh Cressiaaaahcademyyy,
    Fleiß, Tapferkeit, Wahrheit,
    diese Schüler bringen es weit.

    Ich kannte den Werbespot ziemlich gut. Ich hatte ihn schon so oft gesehen. Natürlich brauchte die Cresseliacademy eigentlich keine Werbung, um Bewerber zu finden, aber sie schienen eben die Besten auch aus den fernsten, kleinsten Ecken locken zu wollen. Internationalität. Multikulti.
    Der Werbespruch war mir so gut ins Blut gegangen, ich hätte ihn im Zweifel auch Rückwärts im dreifachen Tempo aufsagen können. Sdradnast tim Eimedaka enie, Ailesserc …
    Und ja, ich hatte auch schon selbst überlegt hinzugehen. Aber das war eher so ein Tagtraum, den jeder einmal hatte. Wer dachte denn nicht schon mal daran, wie es wäre auf der besten Schule für irgendwas zu sein. So was wie Harvard zum Beispiel. Aber nicht jeder glaubte eben tatsächlich an diesem Traum.
    Tat ich das, also?
    Tust du das Milena?
    „Total lächerlich, die sagt ich sollte mich an dieser supertollen Akademie bewerben. Weil ich angeblich ihre beste Schülerin bin, total lächerlich, nicht wahr?“
    Ich weiß nicht ob ich ihn erwartungsvoll, oder verzweifelt anstarrte.
    Er schaute mir tief in die Augen, stand auf und stellte sich vor mich. Er war anderthalb Köpfe größer als ich, aber schlank und wendig, wie ein Wiesenior. Langsam legte er den Kopf schief, als wolle er meinen Schädel mit Augenmaß bemessen und daraus errechnen was darin vorging, beziehungsweise darin vorgehen konnte. Ich wusste offengestanden selber keine Antwort darauf. Aer Gehirnteil, indem sich mein logisches Denken befand, träumte wohl selbst gerade, wie es wäre in einem klügeren Kopf zu sitzen.
    Mirko atmete hörbar aus. Er sprach ganz ruhig.
    „Du hast recht. Das ist total lächerlich.“
    „Was?“, quietschte ich mindestens so entsetzt, wie zwei Tage zu vor. Wie konnte er so etwas sagen? Dieser Vollidiot! Dieser kleine …
    „Was, was? Das ist doch was du hören wolltest.“
    „Ich“, wollte ich mich verteidigen, aber dann machte es Klick in meinem Kopf. Er hatte recht. Er gab mir genau das was ich wollte. Und das ich damit nicht einverstanden war, war nicht seine, sondern meine Schuld, weil ich das eigentlich falsche hören wollte. Mein Herz wusste ziemlich genau, wo es schlagen wollte. Dort wo die talentiertesten das Gebiet der Pokemon studierten. Das große C.
    Da ich mitten im Satz stehen geblieben war, stand mein Mund immer noch offen. Mirko schob mein Kinn hoch und wuschelte mir durch den Schopf mit den Wort: „Mund zu, es zieht und ich will meine Ferien nicht mit einer Erkältung im Bett liegen, Zwerg. Ich würd’ übrigens langsam mal den Hintern hochbekommen und überlegen, wie du Mum das beibringst.“
    Den letzten Satz hörte ich zwar, begriff ihn aber nicht ganz, weil ich viel zu abgelenkt von meiner eigenen Erkenntnis war. Danach verließ er das Zimmer.


    „Was willst du?“, fragte meine Mutter mich, obwohl ich nicht genuschelt hatte. Sie hat es wohl verstanden, gab mir eine Chance zurückzunehmen, was ich gerade von mir gegeben habe. Ich schaute sie trotzig an, ohne die Miene zu verziehen.
    Wir saßen am Essenstisch, die beiden Männer stocherten verhalten in ihrem Essen herum. Keiner im Haus legte es gerne darauf an meine Mutter zu provozieren. Den beiden war es einfach zu anstrengend, sie konnten sich als Erwachsene auch so ihr Recht nehmen. Ich dagegen war das Nesthäkchen und hatte dennoch dasselbe Temperament wie sie, so dass es schnell laut wurde, wenn wir aneinander gerieten.
    „Du willst von hier weg, mit deinen 14 Jahren? Auf eine andere Insel, in ein Internat? Ich bitte dich, das kann doch nicht dein ernst sein!“
    „Doch.“
    Sie schaute mich an, als hätte ich den Verstand verloren, schwieg einen Moment, um sich zu fassen und schüttelte den Kopf bevor sie sich wieder ihrem griechischen Salat widmete.
    „Hör mir doch zu, und tu nicht so, als ob das so ein Schwachsinn ist. Ich bin doch nicht doof! In den Sommerferien finden die Auswahlprüfungen statt, da möchte ich mitmachen. Man darf sich ab 13 bewerben, das ist ein ganz gängiges Verfahren dort. Und ich meine, das ist die beste Akademie auf der ganzen Welt für diesen Studienbereich, auf dem Festland in den ganzen etablierten Trainerregionen schicken die besten Schüler mit Kusshand zur Prüfung“, redete ich mich in Rage.
    „Genau. Das ist eine sehr gute Akademie und du weißt doch kaum was vom Leben, da werden auch ältere Bewerber sein, ältere Schüler, die können mit solchem jungen, naiven Gemüse doch kaum was anfangen. Dort gibt es Studienräte und keine Babysitter! Ich bin dagegen! Mach deine Schule zu Ende und dann kannst du dich meinetwegen an der an der Kuhmuhmilch – Akademie bewerben oder was auch immer du willst.“
    „Aber darf ich es nicht wenigstens versuchen? Ich meine vielleicht ist die Konkurrenz zu stark für mich … bitte, bitte lass es mich wenigstens versuchen, zur Prüfung ist jeder mit Empfehlung zugelassen und die bekomme ich von meiner Lehrerin!“ Da war ich mir sicher und meine Mutter musste das doch auch verstehen!
    „Das ist absurd, Kind!“ Nein, wollte ich sagen, aber sie gebot mir mit dem Zeigefinger zu schweigen.
    „Du hast hier doch Milo und den Fachbereich für Pokemon an der Schule. Du kannst daran doch bis dahin auch studieren. Wieso solltest du dafür soweit weg müssen. Das ist völlig unnötig!“
    „Girafarig, kann doch nicht das einzige Pokemon in meinem Leben sein, außerdem ist er dein Pokemon, das ist doch nicht dasselbe“, schnaubte ich erbost. An der Akademie hatte jeder ein Pokemon, das wusste ich. Ich wollte auch meinen eigenen Pokemonfreund haben. Auch wenn ich mit Milo viel Spaß hatte, stand ich immer nur an 4. Stelle seiner Interessen:
    Meine Mutter, Futter, knisternde Plastiktüten, ich. Damit stand ich zwar noch über dem Rest meiner Familie, aber das Wahre was es auch nicht.
    Ein dumpfes Klopfen ertönte. Girafarig stand vor der nächstgelegenen Fensterfront und betastete das kühle Material mit seiner Oberlippe, sodass ich seine Zähne sehen konnte. Es hatte wahrscheinlich seinen Namen gehört und stand nun bereit, was auch für einen Spaß auch immer man für es bereit hielt.
    Ein bisschen vorwurfsvoll schaute mich Milo dabei an.
    Um nicht auch noch das Pokemon gegen mich zu haben fügte ich hinzu: „Es war nicht persönlich gemeint, Milo!“ Und dann wieder an meine Mutter gewandt: „Ich will unbedingt zu dieser Akademie!“
    „Ja, das ist ja schön und gut, aber ich erlaube es dir erst, wenn du fertig mit der Schule bist, Milena! Alles andere wäre lächerlich!“, meinte meine Mutter barsch und würdigte mich dabei keines Blickes.
    „Mum!“, sagte ich nur wutentbrannt über ihre Sturköpfigkeit.
    Ich stand auf und stemmte die Arme auf dem Tisch um mehr Standhaftigkeit auszustrahlen, als ich gerade in der Lage war zu empfinden.
    „Und ihr hättet mir auch ruhig mal helfen können!“, warf ich meinem Vater und Mirko vor die beide einen Blick tauschen, sich aber nicht trauten mir in die Augen zu schauen. Feiglinge!
    Ich drehte mich um und ließ mein Essen stehen. Nicht auf zu essen, war in unserem Haus vermutlich ein noch größeres Verbrechen, als Bankraub. Allerdings war ich dennoch damit nicht zu frieden. Grob rieb ich mir die Wuttränen aus den Augenwinkeln.
    Wir würden ja noch sehen wer sich hier lachhaft machte.

    Hallöchen, da mir das erste Kapitel ich meine natürlich der Prolog gut gefallen hat möchte ich gerne etwas als Gegenleistung hier lassen.
    Ich muss allerdings vowarnen, dass ich selber kaum Ahnung vom Fach des Schreibens habe (ja, ich tue es halt trotzdem) und darum vermutlich nicht viel konstruktive Kritik zustande kommen wird, aber dafü ein sozusagend beobachtend und stellunnehmend (?) oder naja, ähnliches.


    Der Startpost
    Gefällt mir sehr gut. Er ist klar gegliedert und sehr übesichtlich, die Bilder sind gut gewählt und es sind auch nicht so viele, dass das ganze Überladen wirkt. Bei der Altersempfehlung bin ich nicht ganz sicher, ich würde, wenn ich schon wüsste, dass es durchausblutig und gewalttätig wird den ganzen Spaß vorsichtshalber noch etwas höher legen. Aber das ist ja auch Einstellungssache, ich kann von mir nicht behaupten mit 12 sehr unempfindlich gewesen zu sein, aber ich weiß nicht ob ich da im Durchschnitt lag oder eher die Ausnahme bin.
    Tja, alles wichtige ist drin, was drinne sein sollte. Und ja. Steckbriefe sind kurz und knackig, man erfährt Nötiges über die Hauptcharaktere und keinen Müh zu viel.


    Der Prolog
    Und schubs schon lernen wir die beiden eben erwähnten kennen. Yippie. Man kommt gleich mitten ins Geschehen rein, was sehr interessant ist. Die Szene ist nach meiner Meinung gut gewählt, da es sich bei der Hauptperson deren Emotionen in den Text mit einfließen um ein verliebtes 16 Jähriges Mädchen handelt, was sehr natürlich für dieses Alter ist. Es zeigt sich, dass sie noch ein wenig Erfahrung in solchen Dingen hat und man könnte ihr im Übrigen nachsagen, dass sie einen leichten Hang zur Dramatik hat, was aber für dieses Alter und dem Status der Verliebtheit, also mit lustigen Körperhormonen vollgepumpt, durchaus verständlich ist. Pubertät ist schließlich nichts leichtes und wenn dann noch eine heimliche Liebe hinzukommt, ich denke jedes Mädel kennt das Dilemma ^^
    Ich fand es auch ganz interessant, dass sie sich dagegen entschieden hat, das junge, seltene Pokemon zu fangen, so dass ich ihr weiterhin ein gewisses Maß an Vernunft zutraue, und sie ein wenig mein Ansehen gewinnt.


    Als in der Nacht die Pokemon sich beraten wird die Spannung gefördert, dass Igamaro (ich musste erst einmal ganz scharf überlegen was dieses Erdmännchen sein sollte, aber mit dem fehlenden Eintrag im Pokede war es dann irgendwie klar) sich fangen lassen sollte. Ich vermute, dass sie so gleich einen Freund und Einweiser haben sollte nach ihrer Verwandlung, mit dem kleinen Bonus, dass dieser sie sogleich zum Hirsch bringen kann und er sie für sein ungewisses Vorhaben rekrutieren kann ;)


    Den Stil würde ich als relativ schlicht und geschehensnah beschreiben. Er plätschert ein wenig wie ein munterer Bach dahin und bringt einem besonders die Empfindungswelt von Miyu nah. Apropos Miyu, die Arme, dass er sich nur an den Namen ihres Pokemon erinnern kann. Kann ich gar nicht nachvollziehen, ihr Name hört sich doch wie Mew an. Also wirklich. Einfaltspinsel, dieser Kai.


    So, das wars leider auch schon... aus die Maus!
    liebe Grüße, Finnea

    Abschnitt 1: Mein Prolog



    Kapitel 2 – Jäger und Beute


    Ständig blitzten endlose Reihen von hohen, schlanken Baumstämmen an ihr vorbei. Sie ragten hoch in den Himmel, standen dabei so engstirnig beieinander, dass sie bei ihren Tempo zu hölzernen, mit rauer Rinde überzogenen Mauern zu verschmelzen schienen. Die Luft war schwer, da es die vorherigen Tage geregnet hatte. Der nassfeuchte Waldboden schmatzte bei jedem Schritt den sie tat, als würde er jeden ihrer Füße küssen. Die Sonne starrte mit ihrem brennend heißen Gesicht vermutlich schon von der Mitte des Himmels herab, doch die meisten ihrer Sonnenstrahlen wurden von den dichtgedrängten Bäumen verschluckt, so dass der Wald an sich nur von spärlichen Licht zerschnitten wurde. Die vereinzelten Sonnenstrahlen die bis hierunter drangen, wanderten schnell über mich hinweg, malte bewegliche Muster auf sie, als hätte sie ein lebendiges Tattoo.
    Vor ihr galoppierte ein vierbeiniger Schatten dahin, die gespaltenen Hufe schleuderten beim ausholen ihr immerzu dunkle Erde entgegen. Als ob nur immerzu die schier unerreichbar scheinenden, weglaufenden Schenkel vor sich zu sehen nicht schon provozierend genug gewesen wäre.
    Wie schon einige Male zuvor vermaß sie den Abstand zwischen ihr und ihrem Ziel. Es war ein faszinierendes Szenario, Jäger und Beute. Dieses Biest, welches sich ständig ihrer Reichweite entzog, sobald sie zu nahe kam. Langsam wurde der Wald lichter.
    Eins, zwei, drei große Sprünge, die schwarze Silhouette fast schon zwischen ihren Fingern geglaubt, sprang die Gejagte quer über ein paar niedrige Farnsträucher, welche sich zwischen dem Moos hervor gekämpft hatten und brachte sie so aus der Fassung. Allerdings nur kurz, denn kaum dass sie sich gesammelt hatte und sicher war nicht über ihre offenen Schnürsenkel zu stolpern, setzte sie mit einem Sprung der jedem Haspirorkindergarten Ehre gemacht hätte über die Hecke, um wieder den Schatten vor ihr für den nächsten Angriff fixieren zu können. Das Sonnenlicht, welches nun durch die Bäume drang blendete sie kurzzeitig. Trotzdem versuchte sie noch einmal zu beschleunigen und wunderte sich einen Moment, warum der Schatten auf einmal zu wachsen schien, da erst merkte sie, dass das Fluchttier vor ihr mit einem mächtigen Sprung über eine Hecke setzte, die sich an dem Rand des Waldes hochgezogen hatte. Nun ja, war jetzt auch egal, sie versuchte erst gar nicht auszuweichen. Über Sprungkräfte, in dem Ausmaß, um diese Hecke meistern zu können, verfügte sie auch nicht durch das Adrenalin, welches mit hoch getriebenem Puls durch ihre Adern rauschte.
    Stattdessen stob sie durch das Dickicht ohne Rücksicht auf ihre freiliegenden Hautpartien zu legen. Dornen schnitten oberflächlich in ihre Haut, aber sie spürte es kaum.
    Die Lichtung war kreisrund von grünem Gras gespickt, viel heller als der düstere Rahmen des Waldes. Der Himmel über uns erstrahlte in einem traumhaften Hellblau.
    Das Wesen, welches vor ihr über die Lichtung fegte, glitzerte in der Sonne von dem Tau, den es durch seinen wilden Galopp von dem hohen Gras mit sich riss und der nun seinen Körper wie ein Spinnenetz umwob. Seine Brust, sein Hals und sein Kopf waren von gelbem Fell bedeckt, durch das sich braune Flecken zogen. Über den Bauch verdunkelte sich das Fell und die Farben wechselten ihr Spiel, bis das Fell kastanienbraun über die Flanken rankte und die Flecken sich im hellem gelb abhoben. Das der nun in Farbe getauchte Schatten wandte sich zu seiner Verfolgerin um. Sie blickten nun zwei Gesichter an. Zu einem der kleine Giraffenkopf mit rosa Nüstern, die Haut dort, die von dem Fell ausgespart wurde, war von dem hitzigen Sommer leicht angesengt. Von dort bis zu seiner Stirn zog sich eine weiße Blässe aus der zwei Onyxe blickten. Dahinter, wo eigentlich die Mähne hätte sein sollen, bildeten immer größer werdende Zacken aus rotem Horn eine Linie über den Widerrist bis hin zu seinem zweiten Gesicht. Es saß anstelle eines Schweifes oder eines Schwanzes und blickte mich aus seinen schwarzen Gesichtszügen mit gebleckten Reißzähnen an.
    Ohne auf dieses immer wieder verwirrende Bild zu achten, hechtete sie aus dem Zwielicht des Waldrandes in die Sonne meiner inzwischen wieder in den Trab verfallenen Beute hinterher.
    Der Giraffenkopf prustete durch die Nüstern, als sein Blick auf sie fiel, der zweite klapperte nur unheimlich mit den Zähnen und gab merkwürdige Geräusche von sich, die wohl ein Lachen darstellen sollten. Sie konnte es meinem Gegenüber kaum übel nehmen, da sie inzwischen eher einem wilden Pokemon, als einem Menschen glich.
    Die hochgeschlossenen, ursprünglich schwarzen Sneakers, von Schlamm überzogen, der sich weiter die eng geschnittene, schwarze Sporthose hochzog. Neben Schlammspuren zogen sich Striemen, die von den unzähligen durchstobenen Dickichten herrührten, über das weite, nachtblaue Shirt.
    Ihre fast schwarzen Augen gierten nach der Beute, der darüber sitzende, rotbraune Schopf war größtenteils unter einer weinroten Beanie versteckt und die wenigen Strähnen die hervorlugten, schienen im Sonnenlicht wie Kohle zu glühen. Ein Blick auf ihre Arme am unteren Rande ihres Blickfeldes, offenbarten ihre lauter Kratzer von der Jagd , von denen sie auch einige im Gesicht wusste, doch durch den fiebrigen Adrenalistoß spürte sie den Schmerz so gut wie gar nicht.
    Dann rannte sie auf ihre Beute zu, die endlich stehen geblieben, endlich erreichbar, fassbar war.
    „Hab ich dich Girafarig!“, mit ungestümen Grinsen, machte sie einen letzten Satz auf das stark schnaubende Pokemon zu, breitete im Flug die Arme aus und umschlang damit den Hals des Pokemons. Sie landete mit dem Oberkörper auf ihm. Das Gewicht reichte eigentlich bei weitem nicht um ein stolzes Girafarig auf den Boden zu zwingen, doch in dem wilden Gerangel ließ es netterweise seine Beine einknicken, um ihr diesen Sieg zu gewähren.
    Sier war allerdings überzeugt davon es niedergerungen zu haben und streckte ihm auch prompt, unüberlegt wie so oft, frech die Zunge raus und meinte: „Du warst ein würdiger Gegner! Betonung auf war, Präteritum!“
    Prustend erhob sich Girafarig, wand sich dabei aus ihren Armen und richtete sein Hinterteil auf sie. „Ach, jetzt sei doch nicht eingeschnappt, Milo!“, gluckste das Mädchen noch über meinen eigenen schlechten Witz zuvor und bemerkte fast zu spät, was gerade geschah.
    „Nein, nein“, immer noch halb kichernd schüttelte sie den Kopf, als sie die Ernsthaftigkeit dieser Reaktion des Pokemon sah. Die Mütze flog und enthüllte ihren völlig verrutschten Dutt. „Das wirst du nicht tun!“
    Sie wartete kaum einen Wimpernschlag ab, bis sie schlussfolgerte, dass Milo sehr wohl ernst machen würde, richtete sich unbeholfen auf, um dann in entgegen gesetzter Richtung davon zu stürzen. Und zwar stürzen im wahrsten Sinne des Wortes, wobei sie den allgemein populären Rat vernachlässigte, dem Gegner niemals dem Rücken zuzukehren.
    Währenddessen formte sich vor dem Reißzahngesicht eine schwarze Energiekugel und schoss ihr, dem anvisierten Ziel, hinterher, so dass sie beinahe am Allerwertesten getroffen wurde, doch es gelang ihr noch ein lächerlich wirkender Sprung in die Luft, bevor sie strauchelte, so dass sie haarscharf hinter dem Energieball landete. Bauchlandung eingeschlossen.
    Um nicht weiter dem Zorn des Pokemon ausgesetzt zu sein, versuchte sie sich mit allen vieren gleichzeitig vom Fleck wegzubewegen, dabei rutschte sie auf dem taunassen Gras weg und machte sich schließlich mit wehenden Fahnen davon. Sie wollte auf keinen Fall riskieren, dass Girafarig sein restliches Attackenarsenal an ihr erprobte.
    Einen gespielten Kampfschrei ausstoßend, setzte Girafarig hinterher. Endlich, jetzt durfte es Jäger sein. Sie spielten das Spiel viel zu selten.


    Kaum stand das Mädchen samt Girafarig in der Haustür, wurde ihr prompt klar wieso sie so selten zusammen Fangen spielten. Wobei selten subjektiv war, denn dem Gesicht der Person nach zu urteilen, die die beiden in der Haustür erwartete, spielten sie das immer noch zu oft.
    Missbilligend zog die Mutter, die Mundwinkel nach unten. Sie war hübsch und sah noch sehr jung aus. Ihre Hautfarbe war auch winters oliv, jetzt im Frühsommer bereits braungebrannt, das Haar, lang, dick, dunkel und gewellt. Das Gesicht glich dem des Mädchens offensichtlich, nur die Nase der Tochter war länger, wie die von ihrem Vater.
    „Wie alt bist du, Milena?“, fragte sie sie streng.
    „Vier“, kam die Antwort grinsend und unverhohlen gut gelaunt. „Höchstens!“
    „Ich dachte du wolltest joggen gehen?“
    Die Angesprochene legte dem Kopf schief, als sagte sie ihr: War ich doch offensichtlich.
    Dann gab sie ihrer Mutter einen Kuss auf die Wange, kickte die Sneakers in die grobe Richtung des Schuhschrankes, nah genug, dass man die Intention erkennen konnte und weit genug entfernt, dass sie keinen unnötigen Schritt von der Mitte des Flurs wegtun musste. Schnell verschwand sie anschließend schleunigst aus dem Blickfeld ihrer Mutter, bevor sie entschied, dass sie ihr zu frech wurde und ihr eine Predigt hielt, bei der, vom Enthusiasmus her, jeder Spitzenpolitiker anerkennend in die Hände geklatscht hätte.
    „Dieses unerhörte Kind!“, hörte sie es schon meckern. „Und du, Milo, weg mit den Nüstern von meiner Hose, die war preislich im selben Bereich wie deine letzte Winterration Silage und Stroh zusammen, sieh also zu, dass du nächsten Winter nicht auf Diät gesetzt wird, wenn ich mir die noch einmal neu kaufen muss!“

    Soo, hallöchen erstmal!


    Nachdem ich schon vor Wochen mir vorgenommen und dir angekündigt hatte einen Kommentar zu schreiben und ich mich gerade mit meinem Frühstück bewaffnet habe und gestern Abend schon voller Spannung das neue Kapitel las ... ähm wo war ich im Satz? ... Egal: Werde ich das jetzt tun!


    Also erstmal hat mir die kleine Einleitung des Kapitels sehr gefallen, das ist glaub ich die einzige FF die ich bisher gelesen habe und erinnter mich an irgendeine Fernsehserie, ich komm nur gerade nicht drauf welche.
    Danach aber wurde ich richtig stinkig mit Rose. Ernsthaft, bisher habe ich ihre Ängstlichkeit gut verstanden und nachvollziehen können, aber das? Die kann doch nicht einen auf selbstmitleid machen WÄHREND ihr Pokemon kämpft und verkloppt wird! NACH einer Niederlage, oder irgendwann in der Nacht, dass sie keine Ruhe findet, doch nicht mittendrin. Da hätte ich echt ausrasten können, sie schütteln und irgendwie aktiv eingreifen, nicht al la die anderen: "Hm, Aquamarin wird zwar in Grund und Boden gestampft aber gucken wir mal ob wir Rose noch motivieren können bevors grün und blau geschlagen ist."
    Oder sie hätte wenigstens Aquamarin zurückrufen können oder sich vor es werfen können, um es wenigstens irgendwie zu schützen und nicht verletzt werden zu lassen durch das schlichte nichtstun und danach kaum irgendwie n gewissensbiss zu haben. Ne, ne, ne, also das muss Rose erstmal wieder gut machen, da bin ich jetzt erstmal stinkig mit ihr.


    Die Einführung von Odette vor kurzem hat mir im übrigen gut gefallen und nach ihrer Gesangeinlage sowieso. Das mit dem Akzent ist zwar nicht neu erfunden, passt aber zu dem irgendwie was sie so spricht und macht sie sehr Charmant. Btw es heißt "schwach" und nicht "wach"? Manno, dann hab ich es ja die ganze Zeit falsch gesungen!


    Marin mag ich auch sehr gerne, man sieht dass der irgendwie, wie soll ich das sagen ohne was anzudeuten? Im Kopf schon ein bisschen weiter ist als Rose, so süß wie er ständig zu ihr ist und manchmal denke ich so: Ach Rose, mach doch mal die Augen auf, so ignorant kannst du doch gar nicht sein, das zu bemerken. Ich finde es im Übrigen schade, das er noch kein Pokemon gefangen hat, während Rose schon zwei Wilde ihr eigen nennen darf, obwohl er der wesentlich erfahrenere Trainer ist.


    Ja und Rose... Wie gesagt ich finde auch Eigenschaften von mir in ihr wieder, aber teilweise habe ich dennoch meine Probleme mit ihr. Zum Beispiel, dass sie zum einen ängstlich und unselbstbewusst (ist das ein Wort? Bin mir grad nciht sicher) genug ist, ihr Pokemon im Kampf allein stehen zu lassen, bildlich gesprochen, zum anderen aber Stolz und Großmäulig, dass sie Marin unsanft erklärt was er für fehler mit ihren Pokemon mache nur kurz nachdem sie bewiesen hat was für ne Lusche sie als Trainerin ist. Da wäre ich ja mal ein bisschen leise und würde in mein stilles Kämmerchen reinhorchen.


    Ja soviel zu den drei Reisenden, auch wenn ich jetzt am Prota viel gemosert habe gefällt mir dennoch die Geschichte bisher ziemlich gut und werde sie weiter verfolgen *brav unlängst abonniert hab*


    Und zum Abschluss mal gucken, ob ich die Tippfehler wiederfinde, die ich gestern gelesen habe:



    Zitat

    Kennt ihr diese Augenblicke in denen ihr genau wisst, was ihr sagen müsst?
    Ich kenne diesen Augenblick leider nicht.


    Bin mir nicht ganz sicher, ob es egal ist oder man jetzt wieder Augenblicke schreiben müsste, weil man sich auf den ersten Satz bezieht.

    Zitat

    „Machst du dir… etwas Sorgen um mich?“


    Puuh na endlich einen gefunden, hatte schon Angst ich hätte die mir eingebildet.

    Zitat

    Ich musste auf Aquamarines Ausdauern vertrauen und


    Zitat

    Ein_ Attacke, dann einer weitere.


    Wasn da mit dem Geschlecht los? xD

    Zitat

    Riolu hatte und angegriffen, nicht umgekehrt.


    Zitat

    S_in Serpifeu wäre auch sicherlich nicht verletzt worden


    Zitat

    Dann würde dieses Riolu sicherlich einen besseren Trainer gehabt als ich


    Zeitkauderwelsch!

    Eva, Robin, Serena, Anntony, Dimon, Milena, ...
    Diese Namen habe ich bislang für meine Protagonistinnen benutzt natürlich auch noch andere für weitere Handlungsnehmer benutzt und für manche habe ich lächerlich lange Babynamensseiten durchsucht, nicht etwa von A - Z, nein, bei mir sollte möglichst der Name nicht nur toll sein, sondern der auch noch zur Rolle oder zum Charakter der Person passen. Gut manche Namen habe ich schlicht und ergreifend genommen, weil ich sie toll fand z.B. Serena oder Fynn. (Also ich würde mein Baby auf der Stelle Fynn nennen xD)
    Robin beispielsweise brauchte ich, weil ich die Leser am Anfang im ungewissen über das Geschlecht der Protagonistin lassen wollte.
    Und Dimon Molly ist ganz offensichtlich ein Name den ich mir so selbst zusammen gebastelt habe, aber dafür habe ich auch einen Grund.
    Jedenfalls was Bennenung von Charakteren angeht kann ich mich wirklich ereifern, jetzt gerade suche ich beispielsweise aus verschiedensten Ländern stammende namen zusammen, weil ich schüler für eine internationale Schule brauchen und dabei habe ich einen Heidenspaß.
    Ich weiß auch nicht aber ich könnte meine Figuren niemals Hans, Gehard, Gudrun, Lisa oder Maria nennen, einfach weil es Allerweltsnamen sind. Nicht dass sie schrecklich sind nur absolut gewöhnlich und ich habe es so auch bei Geschichten die ich lese lieber wenn die wichtigen Charas ästhitische oder exotische Namen haben.

    F
    avouriten ... hm ... habe ich viele und einen Großteil davon kenne ich wahrscheinlich noch nicht Mal, aber ich würde beispielsweise nie einen Namen ein zweites Mal verwenden egal ob in derselben oder einer anderen Geschichte. Das könnte ich gar nicht.
    Mein Lieblingsname den ich einer meiner erdachten Figuren habe ist von diesem Lied inspiriert:


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    Wegen diesem Lied liebe, liebe, liebe ich diesen Namen und wenn ich es irgendwie durchsetzen kann, werde ich mein Kind so nennen. So, so viel dazu xD


    Also ja mir sind Namen ziemlich wichtig, würde ich sagen.
    Kommen wir darum auch gleich zum nächsten Punkt: Titel für Kapitel und Geschichten.
    Und so sehr ich mich begeistert an Benennung von Figuren kann, umso frustrierender ist für mich die Betitelung von Geschichten und Kapitel, weil mir Partou nicht gefällt was mir einfällt. Tuts einfach nicht, ich und Titel wir sind verfeindet. So einfach ist das. Und da mach ich kein Geheimniss drauß, dass ich dann neidvoll zu FF's wie Diebesgut rübergucke und denke: Fuuuuu! Wie macht die das?
    Was Sprachen angeht bin ich für alles offen, solange es etwas aussagt, interesse weckt, Sinn macht, kann es genausogut Deutsch wie Japanisch sein, ein Wort wie hochpoetische Titel. Wäre aber nett bei den exotischeren Sprachen die Übersetzung dastehen zu haben.
    Was für Titel ich nicht mag .. hm ... naja logischer Weise dann uninteressante, 0815 - Titel wie ... Reise durch xxx, Abenteuer des/der ...
    Nun ja, abgesehen davon, dass ich um die Wichtigkeit der Titel weiß, liegen wir im Klinsch und wenn ich diesen zu Umgehen versuche indem ichs damit lasse, kommen auch schon Kommentatoren daher, die sich genau das wünschen. Und somit geht der K(r)ampf weiter ^^

    Abschnitt 1: Mein Prolog



    Kapitel 1 – Das kleine Letarking


    „Milena, komm nach der Stunde zu mir!“
    Prompt schnellten die Köpfe sämtlicher Klassenkameraden der 8C zu mir herum und ich verbiss mich unangenehm berührt in meine Unterlippe. Wie peinlich, hätte die Donalds mich nicht bei dem Herausgehen darauf ansprechen können? Ich wäre gerne sauer auf sie gewesen, doch blöderweise war sie nicht nur unverschämt jung für eine Referendarin, sondern mir auch noch durchaus sympathisch.
    Jetzt bloß nichts anmerken lassen, das lässt dich ganz kalt!
    „Hey, kümmert euch um eure eigenen Angelegenheiten“, blaffte meine Sitznachbarin Andy den nächstbesten Gaffer an, der sich auch schleunigst daran machte weiter an seinem Arbeitsblatt zu werkeln. Oder tat wenigstens so.
    Unruhig begann ich mit dem Ende meines Kugelschreibers auf dem Tisch zu Trommeln, während das Blatt vor mir ein Resümee an Aufgaben präsentierte, welche ich mit dem Stoff den ich in diesem Jahr gelernt hatte bewältigen sollte.
    Was konnte sie bloß von mir wollen? War es wegen der mal wieder fehlenden Hausaufgaben meinerseits? War ich versetzungsgefährdet? Unwahrscheinlich. Ich war zwar nicht die fleißigste, aber mit dem Stoff kam ich dennoch hinterher und meine Arbeiten fielen im Schnitt solide aus. Also doch die Hausaufgaben. Schrecklich die Dinger! Da verbrachte man schon den halben Tag in Zwanghaft und wenn man endlich Feierabend machen wollte, funkten die Lehrer einem auch noch dazwischen.
    „Vollidiot“, zischte Andy neben mir, starrte dennoch unentwegt den Jungen an, der sich nicht mehr rüber zu schauen traute.
    Amüsiert whisperte ich ihr zu: „So idiotisch fandest du ihn auf dem Dorffest letzten Freitag aber nicht, als du mich ständig zu dem Büchsenwerfenstand geschleppt hast, weil er da geholfen hat. Wo du genau weißt, wie schlecht ich zielen kann!“
    Schlagartig drehte Andy mir ihr Gesicht zu. Sie war blass - man konnte das sowohl als vornehm als auch als käsig bezeichnen, je nachdem ob man sie mochte oder nicht - hatte auffallend viele Sommersprossen im Gesicht, hellblaue Augen, dunkles Haar und ein kleine Stupsnase, die sie immerzu blähte wenn sie sich aufregte, was eher niedlich, als bedrohlich wirkte.
    Ich kostete ihre Fassungslosigkeit vielleicht ein bisschen zu sehr aus, doch immerhin hatte ich für ihre Liebäugelei rund die Hälfte meines Taschengeldes geopfert und dabei war der Monat erst zu zwei drittel um und es standen die großen Ferien vor der Tür. Das hieß weniger Eis im Strandurlaub für mich, weniger herrlich fettige Pommes wenn ich erschöpft aus dem Wasser kam und – am schlimmsten – weniger Slushies!
    „Du blödes Fasasnobweib!“ Damit knuffte sie mich in die Seite und wandte sich mit demonstrativem Schmollmund ihrem Aufgabenblatt zu. Gespielt beleidigt hielt ich mir die Schulter und beschloss mich auch den vor mir liegenden Aufgaben zu widmen.
    Doch kaum hatte ich die erste Aufgabe fertig, klingelte es auch schon zur Pause. Allgemeines herumrücken der Stühle, raschelndes Papier, der ein oder andere herunterfallende Stift waren die Folge des leisen Summens, welches unsere vorübergehende Freiheit ankündigte, gefolgt vom aufleuchten einer viereckigen Wandlampe, was man allerdings kaum erkennen konnte, da Sonnenlicht hell durch die großen, doppelten Fenster floss und unsere Sehnsucht nach dem Draußen schürte. Bald, schien uns eine körperlose Stimme zuzurufen. Bald ist es soweit.
    Das Wort mit S, welches schon seit Schulanfang unsere Hausaufgabenhefte schmückte, gefolgt von seitenlangen Strichen, durchgekreuzten Seiten oder geradezu fanatische wieder und wieder niedergeschriebene Worte, die einander aufs Haar glichen. Sommerferien. Sommer. Ferien. S-o-m-m-e-r-f-e-r-i-e-n. Sommerferien!
    Doch zuerst musste ich irgendwie Frau Donalds umschiffen, denn auf schlechte Nachrichten hatte ich nun wirklich keine Lust, so kurz vor dem großen S. Um ehrlich zu sein hatte ich prinzipiell keine Lust darauf. Wer mag die schon?
    Also hielt ich mich dicht hinter Andy, so dicht, dass ich kurz davor war das Ende eines Verschnallbandes für die Schulterriemen zu packen und mich daran festzuhalten, hielt mich dann doch zurück und machte leise Sohlen. Es war der perfekte Moment, ein paar Nachzügler packten noch oder schauten versonnen durch die Fenster und die Lehrerin schien in das Klassenbuch vertieft, als wir an ihr vorbei zielgerichtet auf die dunkel angestrichene Tür zuzogen.
    „Milena! Ich habe dir doch gesagt, du möchtest bitte hier bleiben!“
    Von mögen konnte ja wohl keine Rede sein, aber eine andere Wahl hatte ich wohl nicht. Andy drehte den Kopf für einen Moment zu mir, warf mir einen mitleidigen Blick zu, dann gab sie Fersengeld. Die letzten Leute im Klassenraum, ausgenommen die Lehrerin und meine Wenigkeit, folgten unaufgefordert ihrem Beispiel. Eine Tüte Mitleid für Milena.
    Während auch der letzte Schüler nicht ohne visuelle Bekundung meines Leides den Raum verließ starrte ich abwesend auf die Uhr an der eierschalenfarbenen Wand neben der schiefergrauen Tafel. Fünf Minuten der kostbaren Pause waren damit schon mal verstrichen, dennoch schien der Sekundenzeiger mit seinen ruckartigen Bewegungen es provozierend langsam zu halten.
    Milena kriegt Ärger, tick.
    Sie ist ein faules Letarking, tack.
    Ganz großen Ärger, tick.
    Das hässliche Ding, tack.

    Schön jetzt bildete ich mir auch noch ein die Uhr lachte mich aus, manchmal hatte ich einfach zu viel Phantasie.
    „Milena?“
    „Ja?“, antwortete ich und bekam vor Schreck einen Schluckauf. Und damit meine ich keinen mädchenhaft putziges kicksen, wenn ich Schluckauf hatte hörte sie das an, wie ein Walraisa mit hochgradigen Zwerchfellproblemen. Als ich mich zu ihr wandte, blickte sie von unserem Klassenbuch aufmerksam zu mir auf. Ich fühlte mich unwohl, da ich stand und sie noch auf ihrem Stuhl saß. Eigentlich hätte ich mich auch lieber hingesetzt …
    „Wie geht es dir?“
    „Wie es mir geht?“, fragte ich verwirrt. „Hicks!“
    Ich räusperte mich, versuchte einen angebrachten Ton für ein Schüler-Lehrer-Gespräch an den Tag zu legen: „Entschuldigung. Mir geht es gut. Hicks. Die Klausuren sind im Rahmen ausgefallen und nehmen Sie es mir bitte nicht übel, aber ich freue mich schon sehr auf die Sommerferien.“ Zaghaft lächelte ich.
    „Oh nein, ich nehme euch allen das nicht übel, ich freue mich auch schon sehr darauf, die Klausurenzeit ist als Lehrer noch schrecklicher, als damals als Schüler.“
    Stumm nickte ich zustimmend, auch wenn ich vom Lehrerdasein keine Ahnung hatte. „Hicks!“
    „Aber genug von mir, welche Schule besuchst du nach den Sommerferien?“
    Komische Frage eigentlich, hier gab es nur eine Schule mit integrierter Oberstufe einschließlich der 10. Klasse. Erst wenn man studieren wollte musste man wechseln. Und wo blieb eigentlich die befürchtete schlechte Nachricht? Worauf wollte sie überhaupt hinaus?
    Ein wenig kniff ich die Augen zusammen, eine Angewohnheit, wenn ich versuchte jemanden zu durchschauen.
    „Ich gehe in die neunte Klasse?“, antwortete ich, obwohl sich das nicht so richtig auf ihre Frage bezog. „Hicks!“ Vielleicht, wollte sie mit Samthänden mir beibringen, dass ich durchfiel? Aber, wo, bei ihr …
    „Hmm“, meinte sie darauf versonnen und schwieg einen Moment, fixierte einen unbestimmten Punkt durch ihre gerahmten, rechteckigen Brillengläser, eine Hand unter dem Kinn, die andere kratzte eine Stelle zwischen den krausen rotblonden Locken.
    Mein Blick viel auf das Tafelbild, dort war ein Raupy abgebildet daneben die wichtigsten Daten. Seine Augen schienen mich anzustarren.
    „Hast du nicht mal darüber nachgedacht dich an der Cresselia zu bewerben?“, ließ sie mit einem Mal die Bombe hochgehen.
    „Die Cresselia?“, quietschte ich dass sogar mein Zwerchfell in erstaunter Haltung den Schluckauf vergaß, meine Gesichtszüge entglitten mir und ich hörte für einen Moment auf nach zu denken. „Wollen sie mich veräppeln?“
    Gut das war nun wirklich kein angemessener Umgangston, aber das konnte sie doch unmöglich ernst meinen.
    „Ja, ich meine die Cresseliacademy. Du bist meine beste Schülerin an der ganzen Schule, zumindest was Pokemonfächer betrifft. Die Oberstufe eingeschlossen. Deine anderen Fächer sind auch in Ordnung, da habe ich mich schon mit deinen anderen Lehrern abgesprochen.“
    „Aber, aber“, stotterte ich, bis das Laufwerk in meinem Kopf wieder ansprang. „So schlau bin ich nun auch wieder nicht!“ Ein bisschen trotzig.
    „In welchen Farben kommen Sumpex vor?“
    „Was? Ach so, blau und rosa, aber was ich … “
    „Auf welchen Trainingslevel wird ein wildes Abra eingeschätzt, wenn es Psychokinese beherrscht?“ Ich schaue sie völlig verständnislos an. Was war dass den für eine Frage?
    „Wollen Sie mich auf den Arm nehmen? Abras kognitiven Fähigkeiten sind zwar schon in der ersten Form hoch veranlagt, aber ungezähmte haben allgemein ein scheues Naturell und würden sich statt zu kämpf schnell woanders hin materialisieren. Also gar nicht, außer man vernachlässigt die Wildheit. Wenn es sich um ein Pokemon mit Trainer handelt, zu dem das Abra eine gute Bindung hat, kann es sich überwinden auch anzugreifen. Das ist doch eine Fangfrage – aber egal, ich will doch nur sagen, dass…“
    Sie unterbrach mich schon wieder: „Siehst du, das meine ich, mit beste…“
    „DAS!" Na, wie fühlt sich es sich an unterbrochen zu werden, Fräulein Lehrerin. Ätschbätsch! „Ist die beste Akademie überhaupt und wir sind hier in einer Dorfschule. Also, beim besten Willen, wieso wollen sie mich dafür, ähm, warum sollte ich mich da einschreiben? Der Bewerberpool ist riesig. Und wir sind zwar nicht arm, aber jeder weiß, dass die Akademie sauteuer ist.“
    „Eben weil wir eine Dorfschule sind, wärst du doch für eine so profilierte Schule eine interessante Kandidatin für ein Stipendium. Und ich fände es schade, dass, nur weil du hier lebst, du nicht auch deine Chance nutzt. Schließlich haben wir immerhin den einen Vorteil, dass die Akademie quasi vor unserer Tür steht, wenn auch ein Meer dazwischen ist.“
    Ich öffnete den Mund und schloss ihn wieder. Ich an einer, nein, der renommiertesten Akademie für so ziemlich alles was mit Pokemon zu tun hatte? Lächerlich!
    „Hicks!“

    Dunkelheit.


    [Blockierte Grafik: http://i1266.photobucket.com/a…isu89/Northern-lights.jpg]


    Seid gewarnt!
    - ???


    Vorwort


    Vor langer, ich weiß nicht genau wie langer Zeit habe ich versucht diese Geschichte zu schreiben, war jedoch so unzufrieden mit mir und der Resonanz, dass ich es aufgab. Das Problem ist, dass ich die Idee nur sehr gerne mag und ich immer noch ein Bedürfnis empfinde sie nieder zu schreiben. Deshalb sind diese Worte jetzt hier in einem Topic gelandet. Falls euch also der ein oder andere Satz bekannt vorkommen sollte, liegt das daran, dass ihr ihn eventuell schon einmal von mir gelesen habt. Allerdings wurden einige Sachen überarbeitet, so dass es nicht mehr dasselbe ist.



    [tabmenu]
    [tab=Genre]
    School - Life|Fantasy
    [tab=Perspektive]
    Die Geschichte wird teils aus der Ich-Perspektive, teils aus der Erzählerperspektive erzählt werden.
    [tab= Warnung]
    Leider kann ich noch nicht vorhersagen inwieweit ich Gewalt/Liebe schildern werde. Von daher würde ich erstmal eine Einschränkung P 14 empfehlen, weil sich die Hauptcharaktere in diesem Altersdreh befinden werden.
    Wenn ich bedenken habe, werde ich betroffene Kapitel dementsprechend kennzeichnen.

    [tab=Charaktere]
    Ich werde mich um kurze, signifikante Steckbriefe bemühen, die allerdings erst nach vorstellen des jeweiligen Charakters veröffentlicht werden, um möglichst nicht vorzugreifen.
    [tab=Die Welt]
    Die Welt ist eine Kreuzung zwischen der realen und der Pokemonwelt. Isshu, Shinou, etc. sind alles japanische Regionen, hinzu kommen noch die uns bekannten Kontinente und eine von mir erdachte Inselgruppe.
    Das Schulsystem umfasst zehn Klassen, danach wechselt man auch eine Uni oder erlernt eine berufliche Tätigkeit oder reist als Trainer umher.
    Junge Talente auf dem Gebiet der Pokemon, haben auch die Möglichkeit schon nach der siebten Klasse auf eine spezialisierte Einrichtung zu wechseln.

    [tab=Sonstiges]
    Meine andere FF Winterschlaf (Link in meiner Signatur) und diese haben nichts miteinander zu tun. Des weiteren denke ich, dass sich beide im Stil unterscheiden werden, da ich noch jung bin und mich ausprobieren will, dass heißt dass es durchaus sein kann, dass man die eine Geschichte mag und die andere nicht. Trotzdem seid ihr herzlich eingeladen vorbei zu schauen.
    [tab=Apell an die Leser]
    Liebe Leser, da nicht alle von euch gerne Kommentare schreiben, würde ich mich freuen, wenn ihr vielleicht euch für die gelesenen Sachen bedanken könntet (vorausgesetzt euch hat es tatsächlich gefallen), dann weiß ich nämlich, dass ich mich hier nicht mit mir selbst unterhalte, sondern noch Leute mitmachen.
    Herzlichst, eure Finnea

    [tab=Benachrichtigungen]

    [/tabmenu]

    Klappentext


    Was ist meine Rolle im Leben?


    Diese Frage ist wohl die wichtigste im Leben, seinen Platz zu finden, seine Bestimmung, seine Aufgabe. Auf kurzen Kinderbeinen erreicht man den Aussichtspunkt noch nicht, von dem aus man auf den Weg zur Antwort blicken kann, erst mit dem Sprießen des Erwachsenwerdens erklettert man die nötige Höhe.
    So auch Milena und ihre Freunde. Doch während sie im Alltag ihre eigenes Meer an ganz menschlichen, alltäglichen Debakeln erfolgreich zu durchschiffen versuchen, ahnen sie noch nicht, dass das Schicksal längst die Rollen verteilt hat und eine unausgefochtene Partie um die Welt wieder ins Rollen kommt.



    Kapitelübersicht
    - Directlinks -

    Prolog

    Abschnitt 1: Mein Prolog
    Kapitel 1 - Das kleine Letarking

    Abschnitt 2: Die Prüfung - Regulärer Ablauf exklusive

    Prolog


    Seid gewarnt.


    Der Raum war in Dunkelheit gehüllt, nur Bildschirme von verschiedenen PCs erstrahlten grell, Knöpfe und kleine Displays der breiten Armaturen, die die Wände hinter sich verschwinden ließen, blitzten immer wieder auf. Vor einem der Computer hing eine nur schemenhaft erkennbare Gestalt.
    Hielt sie nur ein Nickerchen, oder war sie in Ohnmacht zusammengesunken?
    Leises Surren vielerlei Lüftungen arbeiteten Überhitzungen der Technik entgegen, füllten den Raum mit Geräuschen ähnlich aggressiver Bibor. Damit waren sie so erfolgreich, dass es zwar keine Unregelmäßigkeiten in den Systemen gab, es jedoch so hitzig stickig wie in einer Sauna war, da der Raum über keinerlei Fenster verfügte, wodurch sich die Wärme nach draußen hätte verflüchtigen können.
    Am Rande des Bildschirms war eine Grafik zu beobachten, die sich immer zu ineinander und wieder auseinander sog, in scheinbar unberechenbarer Bewegungsabfolge. Doch in dem Kopf der Gestalt schlüsselte sich diese Reihenfolge auf, machte einen Sinn und gab ihr so einzigartiges Wissen.
    Das Feld mit der Grafik war verkleinert an die Seite verfrachtet worden.
    In der Mitte war groß ein Word Dokument geöffnet, auf denen Buchstaben tanzten. Buchstaben, die lebendig zu sein schienen, führten einen Reigen auf, als wollten sie Regen heraufbeschwören.
    Oder war es Unheil?
    Sie waren nicht unstrukturiert, sondern sprachen scheinbar mit dem Betrachter des Bildschirms, welcher weiterhin keine Regung zeigte, den Kopf seitlich auf der Tischplatte abgelegt. Sie formulierten Worte. Klare, erkennbare Worte.


    Dunkelheit,
    dem Götterschoß entsprungen,
    wandelt unbeständig her,
    hier und dort,
    nirgends, nur Vernebelungen,
    eingeschlossen in des Lichtes Sphär’.


    Unbändig, wie die Elemente,
    zerrt es an seines Pferches Tür,
    stark und stärker immer,
    bleibt euch wenig Zeit noch hier.


    Bösartig und unnachgiebig,
    wo steht die Türe offen?
    Der Schlüssel ist schon lang geschmiedet,
    euer Schicksal längst beschlossen.


    Seid gewarnt.