Der Trek setzte sich noch für einige Tage fort, welche sich jedes mal an Ereignislosigkeit glatt überboten. Weißer Schnee lag in weißen Hügeln auf vom Schnee weiß gefärbten Bergen, und als wäre das nicht genug, fiel auch noch Schnee vom Himmel. Wäre es nicht um die Kleidung seiner Gefährten, hätte Cid bestimmt bald vergessen, wie Farben eigentlich aussahen. Wenn nicht marschiert wurde, wurde gejagt oder gerastet. Die anderen waren immer ein wenig distanziert höflich - es war ja nicht so, als würden sie sich schon einige Zeit kennen. Wenn er darüber nachdachte, kannten sie sich eigentlich garnicht.
Und dann die Erlösung. Am Ende des Bergpfades erwartete sie ein breiter grüner Streifen - eindeutig ein Zeichen, dass die "Eiszeit" vorüber war und es in wärmere Gefilde ging. Doch die Truppe hielt an, und nach einer kurzen Diskussion in den vermutlich oberen Rängen der Gruppe machte man kehrt und bezog eine kleine Höhle, weit genug weg vom grünen Streifen, dass er einen nicht mehr mit seiner Anwesenheit verspottete. In der Ferne hatte Cid von Zeit zu Zeit Leute ausmachen können; vielleicht zog es die Gruppe vor, ihnen nicht zu begegnen.
Nach weiteren zwei Tagen voller Jagd und Rast beschloss Cid schließlich, sich doch zu erkundigen, was denn ein ausreichender Grund war, die Gruppe von der Flucht aus dem Gebirge fern zu halten. Er erhob sich vom Lagerfeuer (an dem er beschlossen hatte seine Knochen aufzuwärmen) und baute sich hinter dem Maskierten auf, welcher ihm den Rücken zuwandte. "Entschuldigung," meinte er. "Gibt es... einen bestimmten Grund, warum wir nicht einfach weitergezogen sind? Warum meidet Ihr die Einreise nach Wei?"
Der Vermummte, welcher mit gewohntem Abstand am Feuer in der kleinen Höhle saß, wandte sich zu Cid um. „Du hast die Männer gesehen, oder? Das sind oberphoenicische Truppen und vermutlich werden sie jeden anhalten, der die Grenze passieren will. Der einzige Grund, warum diese Grenze hier bewacht werden sollte, immerhin sind die beiden Länder nicht verfeindet, ist für uns, dass sie niemanden voreilassen wollen.“, antwortete er nachdenklich.
Cids ernster Blick ruhte weiter auf dem Maskierten. "Interessant," brummte er. "Also sitzen wir hier fest, auch wenn ich nicht genau weiß, wieso. Ich meine, wir sind arglose Wanderer und haben als solche nichts zu befürchten... es sei denn natürlich, wir sind keine arglosen Wanderer." Er setzte sich auf einen Felsen, welcher inmitten der Höhle lag. "Haben sie einen Grund, hier zu sein? Hat dieser Grund vielleicht sogar mit Euch und eurer Reisegruppe zu tun?"
„Was hast du über die Unruhen in Phoenicia mitbekommen?“, erkundigte sich der Maskierte nach einer Weile. Er hatte sich entschlossen, dass es nichts mehr brachte, Stillschweigen zu bewahren. Cid konnte auch so sich zusammen reimen, dass etwas nicht mit der Truppe stimmte und sie an die Truppen verraten.
"Nicht viel", antwortete Cid wahrheitsgemäß. "Rebellion gegen das herrschende Regime, so wie fast überall. Ich habe gehört, dass einige Rebellen aus ihrer Haft entkommen sind und nun planen, das Land zu verlassen." Er ließ seinen Blick über die momentan versammelte Gruppe schweifen. "Eine Patroullie hat mich vor nicht all zu langer Zeit angehalten und gefragt, ob ich etwas darüber wüsste. Ich antwortete ihm, dass dem nicht so ist, und er beschloss, mir zu glauben." Wie beiläufig nahm er sein Schwert vom Rücken und legte es neben sich hin, als wollte er unterstreichen, warum die Patroullie solchen Wert darauf gelegt hatte, von ihm wegzukommen. "Der Fragensteller war ein freundlicher junger Mann, also habe ich ihm viel Glück gewünscht und bin meiner Wege gezogen." Cid nahm das Tuch ab, das er vor seinem Gesicht trug, und zeigte dem Gesichtslosen ein Lächeln. "Mir ist klar, dass Ihr irgendwie da mit drin hängt. Seid versichert, dass ich vollkommen neutral bin, was diese Sache angeht. Für den Moment."
„Es gab eine Rebellion unter der Führung des Sensenmannes Sky, aber diese wurde von den Kriegern der zwölften Armee aufgehalten und besiegt. Was du vielleicht nicht weißt, ist, dass danach der Kaiser ermordet wurde und die Krieger der zwölften Armee, da einige von ihnen Zeugen waren, ins Gefängnis geworfen und dem Volk von ihrem Märtyrertod berichtet. Wie die Rebellen fanden sie sich in einer Zelle wieder und der Hinrichtungstermin war bereits gesetzt. Zusammen sind diese beiden Truppen dann aus dem Gefängnis ausgebrochen und seitdem auf der Flucht. Ein Teil dieser kleinen Armee aus ehemaligen Gegnern hat die Vorhut, einen Art Erkundungstrupp gebildet.“
"Und das ist der Punkt, an dem ihr in die Sache reinkommt. Beziehungsweise wir." Cid kratzte sich am Kinn, wobei seine Bartstoppeln ein schabendes Geräusch verursachten. "Ich mag den Gedanken nicht, dass ein Land einfach so diejenigen verrät, die für es kämpfen. Da fragt man sich glatt, wofür man eigentlich kämpft. In Galbadia gab es so etwas, so weit ich mich erinnere, nicht." Der alte Mann stand auf und drehte ein paar Runden durch die Höhle, in tiefem Nachdenken versunken. Schließlich setzte er sich gegenüber des Ritters wieder hin. "Ich habe beschlossen, bei dem Durchbruch mitzuhelfen - sofern denn einer geplant ist. Vielleicht gehe ich danach wieder meiner Wege, vielleicht auch nicht. Eigentlich ist es egal."
„Dann sind wir schon zwei.“, antwortete der Vermummte mit einem Lächeln in den Augen und hielt dem Anderen die Hand hin. „Auch ich begleite diese Truppe auf unbestimmte Zeit seit sie mir geholfen haben, aus dem Gefängnis auszubrechen. Ich gehöre also weder den Rebellen noch den Soldaten an. Unser Sensenmann und der General sind zur großen Truppe zurückgekehrt, auf die wir nun waren. Wenn sie hier ankommen, kannst du dich gerne bei ihnen vorstellen, wir müssen ja ohnehin überlegen, was wir nun machen sollen. Vielleicht würden wir es als kleine Truppe durch die Grenze schaffen, nicht aber die große Truppe, die uns folgt. Und selbst unter uns gibt es ein paar Individuen, die wohl sofort auffallen, wozu ich mich leider zählen muss.“
Cid nickte. "Also folgt eine größere Truppe nach. Gut, gut. Habt Ihr auch schon einen Plan, wo es danach hingehen soll?" Er stand auf und platzierte das Tuch wieder vor seinem Gesicht. "Ihr müsst es mir natürlich nicht schon jetzt sofort sagen," meinte er. "Hauptsache, es ist ein sicherer Ort." Mit diesen Worten trat er nach draußen und verschloss den Höhleneingang hinter sich wieder mit Schnee - von der Atemluftritze abgesehen. Hier draußen hatte er frische Luft und einen Platz, an dem er sich entspannen konnte - himmlisch. Vielleicht konnte er sogar schon erste Zeichen der Armee entdecken.
Doch dem war nicht so. Erst zwei Tage später stand die Armee vor der Höhle - oder, besser gesagt, was davon über war. Entweder war vielen Soldaten das Klima nicht bekommen, oder das phoenicische Militär nutzte kleine Armeen - auf jeden Fall waren es viel weniger Leute, als Cid erwartet hatte. Trotzdem, er arbeitete jetzt mit ihnen zusammen, daran konnte er nichts ändern. Trotzdem erschienen ihm die Chancen dieser Rebellen verschwindend gering.
Inmitten der Truppe machte er zwei Personen aus, von denen eine gewisse Aura der Autorität ausging; bestimmt die beiden Anführer, von denen der Ritter gesprochen hatte. Cid begab sich zu ihnen und verneigte sich dann tief. "Mein Name ist Al-Cid Gorith," stellte er sich vor. "Ich bin vor einiger Zeit auf die Vorhut ihrer Armee gestoßen und habe beschlossen, mich dazuzugesellen. Ab heute bin ich ein Mitglied in Euren Reihen - wenn es denn erlaubt ist."
Die beiden musterten ihn abschätzig. Schließlich sprach der jüngere von den beiden: "In Ordnung. Du kannst gleich mithelfen, uns über die Grenze zu bringen. Sprich mal mit den anderen."
Nach einer erneuten Verneigung drehte sich Cid um. Nun war er also Mitglied in dieser Rebellenarmee; vor einer Woche hatte er noch nicht damit gerechnet. Bestimmt würde es eine unterhaltsame Alternative zu seinem üblichen Leben sein - und wenn nicht, konnte er die Zusammenarbeit jederzeit aufkündigen.
: In Zusammenarbeit mit Sheewa entstanden. Cid ist jetzt auch ein Mitglied der Truppe.